Titel: Wagner's in Bayern patentirte Methode, Wachstuch mittelst Steindruks zu bedruken.
Fundstelle: Band 94, Jahrgang 1844, Nr. C., S. 426
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C. Wagner's in Bayern patentirte Methode, Wachstuch mittelst Steindruks zu bedruken. Aus dem bayerischen Kunst- und Gewerbeblatt, 1844, S. 118. Wagner'sMethode Wachstuch mittelst Steindruks zu bedruken. Die Farben des Wachstuches, welche in der Regel dunkel, z.B. schwarz, grün u.s.w. sind und auf welche man Zeichnungen in jedem beliebigen Genre abzudruken wünscht, bilden hiebei, im Gegensaz mit dem Druk auf weißes Papier, die Schatten oder dunkleren Partien, daher die Zeichnungen auf Stein dem entsprechend, gefertigt werden müssen, d.h. alle lichten Töne müssen mit der Kreide oder Tinte umgekehrt in den nöthigen Abstufungen gezeichnet werden, so daß auf dem Steine die Lichter der Zeichnung schwarz und die Schatten in entsprechendem Grade weiß erscheinen. Zur leichtern Anfertigung solcher Zeichnungen wendet W. folgendes Verfahren an: Nachdem die Zeichnung verkehrt auf einem vollkommen reinen, glatten oder gekörnten Stein durchgepaußt ist, wird dieselbe, will man eine den Kreidezeichnungen ähnliche Wirkung hervorbringen, mit chinesischer Tusche, wie man solche zum Laviren auf Papier gebraucht, die jedoch zuvor mit einer kleinen Säge in die Form der gewöhnlichen Kreidestüke gebracht ist, eben so wie mit chemischer Kreide, auf Stein gezeichnet und nach deren Vollendung leicht angehaucht, damit sich die Tusche auflöse und dadurch an den gezeichneten Stellen den Stein präparire. Sobald der Stein wieder getroknet ist, und die Ränder der Zeichnung, welche weiß bleiben sollen, mit Gummi gedekt sind, wird diese mit einem Fettüberzuge, der aus Leinöhl oder verdünnter Drukerfarbe besteht, bedekt, sodann mit Wasser abgespült und mit der Farbenwalze so lange darübergerollt, bis die mit chinesischer Tusche gefertigte Zeichnung umgewandelt, d.h. weiß, und alles Uebrige, was vorher weiß war, jezt schwarz auf dem Stein erscheint. Das gleiche Verfahren findet auch bei Federzeichnungen auf glatten Steinen statt, nur mit dem Unterschiede, daß man hier statt der chinesischen Tusche die bekannte Zusammensezung von arabischem Gummi und Kienruß anwendet und das Anhauchen der vollendeten Zeichnung unterbleiben muß, damit nicht die nahe an einander stehenden Striche und Punkte zusammenfließen. Sollten beim Umwandeln der Zeichnungen nicht sogleich alle Punkte und Striche rein weiß erscheinen, so reibt man die Zeichnung ganz sanft mit einem nassen Flanelllappen ab, wodurch aller Schmuz entfernt wird. Im Fall dieß nicht hinlänglich wäre, taucht man den Lappen in schwachen Essig und wischt so lange über die Zeichnung her, wobei man sich in Acht nehmen muß, daß dieselbe nicht verlezt wird, bis man die gewünschte Wirkung erreicht hat. Hierauf muß man die Platte einige Tage mit einem Gummiüberzuge versehen stehen lassen, sodann mit Aezfarbe einschwärzen und zulezt wie eine Kreidezeichnung präpariren. Um ältere Steinzeichnungen, welche bereits schon zum Druk auf Papier benuzt wurden, zum gleichen Zwek auf Wachstuch anwendbar zu machen, habe ich folgendes Verfahren erdacht: Man färbt die Zeichnung mit Aezfarbe ein, läßt sie einige Tage troknen und äzt sie sodann, bis sie eine mit bloßem Auge leicht sichtbare Höhe hat. Hierauf wischt man die Farbe mit Terpenthinöhl wieder weg und überstreicht die Platte mit einer Auflösung von Aezkali, wodurch dem Steine alle fetten sowohl als auch sauren Theile, die seine Oberfläche bedeken, entzogen werden. Nachdem die Flüssigkeit ungefähr eine halbe Stunde gewirkt hat, schwemmt man sie mit vielem reinen Wasser ab und läßt den Stein wieder recht troknen. – Ist dieß geschehen, so nimmt man ein ganzes Stük chinesische Tusche und überfährt mit dessen größter Fläche im trokenen Zustande die Oberfläche der Zeichnung in der Art und mit der Vorsicht, daß nur die erhabenen Punkte und Striche dadurch berührt werden und somit dieselben einen leichten Ueberzug erhalten, welcher den Fettüberzug, der nun eben so, wie oben bereits angeführt, über die Platte gebracht wird, nicht an den Stellen der Zeichnung haften läßt, und daher bei dem nachherigen Einwalzen weiß erscheinen werden. – Ist die Platte so weit gebracht, so bleibt das weitere Verfahren dem oben angeführten ganz gleich. Daß man statt der Originalplatte auch Ueberdrüke auf andere Platten verwenden kann, braucht kaum erwähnt zu werden. Leztere eignen sich sogar dadurch noch besser dazu, weil dabei die Oberfläche des Steins glatt ist, während bei den Originalkreidezeichnungen die Steine ein sogenanntes Korn haben, das bei der Umwandlung mehr Schwierigkeiten darbietet. Zum Druk bedient man sich statt der gewöhnlichen Drukfarbe folgender Zusammensezung: 1 Theil fester Leinöhlfirniß, 1/8 Th. Geigenharz, 1/4 Th. venetianischer Terpenthin, 1/8 Th. Mennige und 4 Th. Kremnitzerweiß werden gut mit einander gemengt. Mit dieser Farbe, welche auf die gewöhnliche Art durch Walzen auf die Zeichnung aufgetragen wird, drukt man mittelst der gewöhnlichen lithographischen Pressen die nach oben beschriebener Manier gefertigte Zeichnung auf Wachstuch ab, worauf nur ein schwacher Ton davon sichtbar seyn wird. – Alsdann bringt man, so lange der Abdruk noch sichtbar ist, die beliebige, jedoch ganz fein pulverisirte Farbe in trokenem Zustande, oder den Gold- oder Silberstaub mit einem Pinsel darauf und zwar so, daß man damit auf der ganzen Fläche in dem Maaße herumkommt, daß es sich an alle Theile der Zeichnung genügend anhängen kann. Der Ueberschuß wird sodann mit einem größern Pinsel oder mit Baumwolle hinweggebracht. – Erst nachdem dieß geschehen ist, wird die Zeichnung mit der gewünschten Wirkung hervortreten, und insofern der Zeichner das richtige Verhältniß zwischen Licht und Schatten in Berüksichtigung der Farbe des Wachstuches getroffen hat, ein vollkommenes und in jeder Hinsicht befriedigendes Kunstwerk liefern. – Will nun der Künstler mehrere Farben zugleich anbringen, so darf er dieselben nach dem Abdruk auf vorbeschriebene Art nur an diejenigen Stellen bringen (jedoch ohne die anderen zu berühren), welche er damit zu färben gedenkt. Nach dieser Manipulation bringt man den Abdruk auf eine erwärmte eiserne Platte und läßt ihn so lange darauf liegen, bis die Zeichnung vollständig haltbar ist. Will man dem Abdruk, wenn er mit Kupferbronze eingefärbt ist, einen Ueberzug von ächtem Golde geben, so legt man denselben in eine schwache Goldlösung und leitet mittelst der galvanischen Batterie den elektrischen Strom darauf, wodurch sich in kurzer Zeit ein Niederschlag von ächtem Gold auf der Zeichnung bildet. Hat man den gewünschten Grad von Vergoldung erhalten, so spült man die Zeichnung mit reinem Wasser ab und läßt sie wieder gehörig troknen. – Dieselbe Anwendung kann auch auf Silber stattfinden, wobei man noch einzelne Stellen der Zeichnung, z.B. Wasser, die man gern weiß erhalten möchte, mit einer leichten Lage von Fett, als Unschlitt und dergleichen überzieht, damit sich das Gold dort nicht anhängen kann. Somit erhält man zwei verschiedene Farben. Auf gleiche Weise ist es auch möglich, bei ein und derselben Zeichnung verschiedene Gradationen der Goldfarbe hervorzubringen, indem man nur die Zeichnung der Einwirkung des galvanischen Stromes mehreremale aussezt, und dabei zuvor jedesmal diejenigen Stellen mit Fett bedekt, welche einer geringern Goldlage bedürfen. Besonders zu bemerken ist hiebei, daß man sich vor aller Berührung derjenigen Theile der Zeichnung hüte, welche eine Goldlage erhalten sollen, indem jede, auch die geringste Spur von Fett dem Niederschlage des Goldes hinderlich ist. – Es ist daher rathsam, die Zeichnung, ehe man sie in Goldlösung bringt, mit schwacher Salzsäure zu übergehen, um jedes Hinderniß zu beseitigen.