Titel: | Neues Material für Fußböden, zum Pflastern der Hausfluren, zum Dachdeken etc., worauf sich E. Cassell in Millwall, Poplar, am 26. Sept. 1844 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. XXXVIII., S. 149 |
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XXXVIII.
Neues Material fuͤr Fußboͤden, zum
Pflastern der Hausfluren, zum Dachdeken etc., worauf sich E. Cassell in Millwall,
Poplar, am 26. Sept. 1844 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Mechanics' Magazine 1845, No.
1136.
Cassell's Material für Fußböden, Hausfluren etc.
Das neue Material, welches den Gegenstand dieses Patentes ausmacht, ist nach ziemlich
verschiedenen Vorschriften zusammengesezt, die aber alle ein Product liefern,
welches vollkommen undurchdringlich, sehr elastisch und (wie mit allem Grund
angenommen werden kann) ungemein dauerhaft ist.
Zum Ueberziehen von Fußböden etc. theilt der Patentträger
vier Vorschriften mit.
„Nr. 1. – Ich sättige eine Quantität Kreide, Mergel, Kalk, Thon
oder sandige Erde, welche zuvor in ein feines Pulver verwandelt wurden, mit
Theeröhl, Mineraltheer, oder irgend einer andern harzigen, öhligen oder fetten
Substanz. Ich nehme nun 1 Cntr. harz, schmelze es in einem Kessel bei gelindem
Feuer, bis alles in ihm enthaltene Wasser verdampft ist, bringe sodann in den
Kessel 1 Cntr. von der gesättigten Kalk- oder andern Erde und mische sie
wohl mit dem Harze, seze dann 3 bis 6 Pfd. flüssigen Kautschuk oder 1 bis 3 Pfd.
flüchtiges Theeröhl, Terpenthinöhl, oder sonst eine andere öhlige (fettige)
Substanz und hierauf 3 bis 5 Pfd. Schwefel zu; endlich 2 Cntr. feinen trokenen
Kies und rühre dabei beständig um, bis sich Alles gut mit einander verbunden
hat. Abgekühlt ist diese Mischung von schiefergrauer Farbe und dicht körnigem
Gefüge. – Nr. 2 – wird eben so bereitet wie Nr. 1 und aus
denselben Materialien und Quantitäten zusammengesezt; nur nehme ich statt des
Harzes Pflanzenpech und mehr Schwefel, nämlich 6 bis 8 Pfd. – Nr. 3
– wird ebenfalls wie Nr. 1 und 2 qualitativ und quantitativ
zusammengesezt; nur nehme ich statt des Harzes oder Pflanzenpeches gleiche
Theile Harz und Stockton-Theer und reducire den Schwefel auf 4 Pfd.
– Nr. 4 – unterscheidet sich von Nr. 3 durch Anwendung gleicher
Theile Harzes und Mineral- oder Steinkohlentheers, statt gleicher Theile
Harzes und Pflanzenpechs.
Diese Mischungen können für sich allein angewandt werden, indem man sie in
erhiztem, flüssigem Zustande in gehörig diker Schicht aufgießt, oder man benuzt
sie zu folgenden Compositionen:
1) kann man sie mit einem der natürlichen Asphalte oder Erdharze oder sonst einer
künstlichen Mischung von bituminöser Beschaffenheit verbinden;
2) kann man sie mit kleinen Stükchen Holz auf folgende Art in große Blöke formen:
– Ich fülle eine eiserne Form von der Größe, welche die Blöke erhalten
sollen, mit einer Anzahl kleiner Holzprismen von ziemlich gleicher Größe und
vierekiger oder länglichekiger Gestalt an, welche mit dem Hirnschnitte (with the grain) aufwärts, in regelmäßige Reihen
gelegt werden, beschmiere die aneinanderstoßenden Ränder der Stüke mit einer der
Mischungen Nr. 1, 2, 3 oder 4 in erhiztem Zustande, so daß sie mit einander
verbunden werden und drüke sie so zusammen, daß die ganze Masse einander
adhärirt, bedeke dann das Ganze mit einer der erwähnten Mischungen in
geschmolzenem Zustande und lege sogleich einige Verbindungslatten oder schmale
Holzleisten darauf, von der Länge (oder der Breite) der Masse, die ungefähr
einen Zoll weit auseinander einzeln gelegt werden; endlich bringe ich auf die so
verbundene Masse schwere Gewichte oder unterwerfe sie auf andere Weise einem
starken Druke, damit sie recht fest wird; nachdem sie abgekühlt ist, gieße ich
noch eine Schicht einer der erwähnten Mischungen darüber und zwar in der Dike,
daß die Holzleisten vollkommen verdekt werden. Der Blok ist nun fertig und hat,
wenn er aus der Form herauskömmt, auf der einen Seite eine Holzoberfläche, auf
der andern aber eine Oberfläche von der angewandten Mischung. Die Blöke können
von gleicher Dike gemacht werden, wo sie dann zu ihrem Zwek ganz geeignet sind;
auch können, wo noch größere Dauerhaftigkeit gewünscht wird, doppelte Blöke von
gleicher Beschaffenheit angewandt werden, zu welchem Behufe man Blöke aus zwei
Lagern von Holzprismen bildet, deren eines man hinlegt, auf obige Weise
verbindet und überdekt, worauf man, während der Ueberzug der Verbindungslatten
noch warm ist, ein neues Lager von Holzprismen einbettet, aber quer über das
erste Lager. Ein so gebildeter Doppelblok hat natürlich beide Oberflächen von
Holz.
In manchen Fällen, z.B. wo eine große Durchfahrt und starker Verkehr mit schweren
Gütern stattfindet, ist es vortheilhaft, auf den gewöhnlichen festen Grund noch
eine zweite Unterlage von Brettern und Asphalt, oder statt des leztern von einem
der vier oben erwähnten Gemische und auf diesen leztern Grund erst die Blöke
einer der beschriebenen Sorten zu legen, wobei dann die Blöke, wenn sie auf
ihrer obern Fläche verdorben sind, schnell umgewendet werden können und man
obenauf eine neue Oberfläche geben kann.
Um die Schlüpfrigkeit zu verhüten, welche man am Holzpflaster tadelt, kann man
die Oberfläche der Blöke mit einer Mischung von Oehl, Harz und Schwefel in
heißem und geschmolzenem Zustand überziehen, und wenn diese in das Holz
eingesunken ist, eine Quantität feinen Kies darüber streuen. Wenn dieser
Ueberzug troken ist, kann man noch einen zweiten eben solchen und nöthigenfalls
einen dritten und vierten anbringen. Statt der oben erwähnten Holzlatten können
auch Längenstüke von Schiefer oder Eisen angewandt werden, wo dann eben so
verfahren wird.
3) Eine der obigen Mischungen kann in Verbindung mit Holz in folgender Weise
angewandt werden, um einen Fußboden im Erdgeschoße von Gebäuden zu bilden,
welcher keine untere Feuchtigkeit hindurchläßt und höchst dauerhaft ist. Der
Boden wird zuerst (nachdem er vorher gut niedergestampft und geebnet wurde) etwa
einen Zoll hoch mit einer Schicht einer der erwähnten vier Mischungen bedekt,
dann werden vierekige Holzblöke von gleicher Größe in die noch warme Mischung,
den Hirnschnitt nach Oben, regelmäßig nebeneinander eingesezt. Alle zwischen den
Blöken etwa bleibenden Zwischenräume werden mit der Mischung sorgfältig
ausgefüllt. Statt der kleinen Blöke von festem Holz kann man auch große
Compositions-Blöke auf folgende Weise zubereitet anwenden. Ich nehme eine
Anzahl 3 bis 5 Zoll breiter und 10 bis 18 Zoll langer Stüke Tannenholz und lege
sie in eine eiserne Form in der Richtung des Hirnschnitts der Länge nach
nebeneinander; nun überziehe ich sie einen oder mehrere Zoll hoch mit einer der
obigen vier Mischungen in geschmolzenem Zustande und lasse diesen Ueberzug sich
sezen und abkühlen, wodurch er sich mit dem Holze fest vereinigt. Man sezt
diesen Blök so in den Boden ein, daß das Holz sich oben befindet, welches
nachher für immer vor der darunter befindlichen Feuchtigkeit gesichert ist. Bei
dieser Art die Hausflur herzustellen, ist kein Gebälke erforderlich. Die Blöke
können von beliebiger Länge und Breite verfertigt werden; jedoch nehme ich sie
am liebsten 4 Fuß lang und 2 1/2 Fuß breit. Wenn ein recht starker Boden dieser
Art erforderlich ist, so lege ich über die Schicht der beschriebenen Holzstüke
eine zweite derselben Art, aber in umgekehrter Richtung und auf eine
Zwischenlage von einer der vier Mischungen. Beide Schichten werden dann
aufeinander gedrükt und wenn die sie verbindende Mischung sich abgekühlt und
gesezt hat, so gieße ich über das Ganze noch einen Ueberzug derselben Mischung,
damit das zweite Holzlager vollkommen überdekt wird. Man kann statt lauter Blöke
von einer Holzsorte oder einer Farbe auch solche von verschiedenen Sorten und
Farben nehmen, um dem Fußboden das Ansehen eines getäfelten zu geben. Mehrere Fußböden, welche
auf diese Weise schon gelegt wurden, bewähren sich vollkommen.“
Ueber die Brauchbarkeit dieses Materials zum Pflastern von
Straßen fehlen bis jezt die Erfahrungen. Daß es sehr dauerhaft sey, scheint
aber mit Gewißheit aus folgendem Versuche hervorzugehen. Ein Stük der elastischen
Kork-Pflastermischung (siehe unten Nr. 5) von der Größe eines gewöhnlichen
Ziegelsteins wurde in eine hydraulische Presse gebracht und hielt den Druk von 25
Tonnen aus ohne Schaden zu leiden. Die Dike desselben wurde von 3 Zoll auf 1 3/4
Zoll reducirt und als es wieder aus der Presse kam, nahm es bis auf 1/4 Zoll wieder
seine ursprüngliche Dike an.
Zum Dachdeken und zu andern Zweken, wo auf Leichtigkeit zu
sehen ist, bedient sich Hr. Cassell einer von den obigen verschiedenen Mischung, Nr. 5.
Dieselbe besteht aus 1 Cntr. Harz oder Pech, oder beiden, in gleichen Quantitäten
gemischt, oder auch Harz mit Stockton-Theer oder mit Mineraltheer in gleichen
Quantitäten, 1 Cntr. feinem Kies, 8 Pfd. Schwefel und 4 bis 5 Pfd. Korkholzspänen,
was alles, wie oben angegeben, gut vermischt wird. Noch heiß wird diese Mischung aus
dem Kessel genommen und in Platten geformt, was durch einen starken hydraulischen
Druk zwischen Eisenplatten bewerkstelligt wird, welche durchlöchert und mit Rinnen
versehen sind, damit alle Flüssigkeit, welche durch die Presse herausgedrükt wird,
an den Seiten und Enden ablaufen kann. Wenn die Blätter oder Platten zum Dachdeken
bestimmt sind, so muß ihr ursprüngliches Volum von 4 Zoll auf 1 Viertel oder 1 Zoll
Dike reducirt und mit einer feuerfesten Substanz oder Mischung überzogen werden.
Wünscht man größere Stärke, so kann jedes Blatt mit Canevaß oder Papier, welches mit
einer der Mischungen 1 bis 4 darauf geleimt wird, überzogen werden.
Dasselbe Material kann auch zu Röhren, Wasserkufen, Cisternen etc. verwendet
werden.