Titel: | Ueber die galvanische Versilberung des Stahls und des Gußeisens; von A. Desbordeaux. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. LIII., S. 199 |
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LIII.
Ueber die galvanische Versilberung des Stahls und
des Gußeisens; von A.
Desbordeaux.Die früheren Abhandlungen
des Verfassers über Versilberung des Stahls wurden im polytechn. Journal Bd. XCV S. 193 und 380 mitgetheilt.A. d. R.
Aus dem Technologiste, Jun. 1845, S.
393.
Desbordeaux, über die galvanische Versilberung des Stahls und des
Gußeisens.
Ich will nachträglich einige Manipulationen bei der galvanischen Versilberung des
Stahls und die Abänderungen mittheilen, welche ich in der Zusammensezung der
Vorbereitungs-Flüssigkeit zu treffen für nöthig fand; sodann noch ein neues
merkwürdiges Resultat, welches ich nicht erwartet hätte und welches das neue
Versilberungs-Verfahren noch zu vereinfachen verspricht, jedoch nur wenn man
mit Cementstahl, aber nicht wenn man mit Gußstahl zu thun hat.
Vor allem ist zu erwähnen, auf welche Weise das versilberte Stahlstük getroknet
werden muß, welcher Operation in meiner ersten Abhandlung keine Erwähnung geschah.
Ich habe nämlich beobachtet, daß wenn das zuerst in saurem salpetersaurem Silber und
Queksilber präparirte Stük Stahl hierauf einige Augenblike in das Bad von Cyankalium
und Cyansilber gelegt wurde und durch die Wirkung der galvanischen Säule weiß
geworden ist, man es sodann herausnehmen und nachdem man es bloß in reinem Wasser,
ohne es zu reiben, abgewaschen hat, mittelst der Weingeistlampe so lange erhizen
(troknen) sollte, bis es in der Hand ein brennendes Gefühl erregt. Nach dem Erkalten
reibt man es dann mit einem Leinentuch und unterzieht es neuerdings der Wirkung der
galvanischen Säule, welche dann die Ablagerung des Silbers viel leichter bewirkt als
anfangs. Wenn endlich die Metallschicht die gehörige Dike erlangt hat, troknet man
sie wiederholt auf dieselbe Weise. Das erste Troknen trägt viel zum bessern Anhaften
des Silberabsazes bei und ich hatte, so oft ich auch diese Operation vornahm, dieß
nicht genugsam beachtet. Ich bin jezt überzeugt, daß dieses Troknen bei dem neuen
Versilberungs-Verfahren eine Hauptsache ist; ich vermuthe, daß es die
Cohäsion der Silber-Molecüle vergrößert, indem es Spuren etwa noch zwischen
ihnen befindlicher Feuchtigkeit verschwinden macht. Gewiß ist, daß die Versilberung,
welche, wenn sie aus dem Cyansilberbad kömmt, oft kein Glättinstrument vertragen
kann, durch die Wärme, welcher man sie aussezt, sogleich eine solche Adhärenz
erlangt, daß sie dann jede Probe aushält.
Folgendes sind die Modificationen, welche ich bei meinem
Versilberungs-Verfahren vornehmen zu müssen glaubte. Als ich meine Versuche
über Stahlversilberung ohne vorherige Verkupferung anfing, bediente ich mich zuerst
eines Cyansilbers, welches aus einem mit 1/10 Kupfer legirten Silber bereitet war
und erhielt vollkommen befriedigende Resultate bei Anwendung der
Vorbereitungs-Flüssigkeit, deren Zusammensezung ich angab. Bald darauf
bemerkte ich, als ich ein aus reinem Silber bereitetes Cyansilber zur Versilberung
anwandte, daß die Adhärenz nicht mehr so constant war, und nicht nur in dieser
Beziehung, wie ich unten zu zeigen Gelegenheit haben werde, verhält sich die reine
Silberlösung anders als die mit kupferhaltigem Silber bereitete. Diese unerwartete
Schwierigkeit war mir sehr zuwider; ich hatte sie aber bald besiegt durch Zusaz
einer größern Menge Salpetersäure zu meiner Vorbereitungsflüssigkeit; so modificirt,
diente sie mir besser zum Präpariren des Gegenstandes, besonders wenn ich denselben
wiederholt in eine Kalilösung tauchte, welche zugleich allenfalls noch anhangende
Spuren von Salpetersäure neutralisirt. Die Farbe, welche der Stahl in diesem Zustand
zeigt, nähert sich derjenigen des Stabeisens und es läßt sich eine Art Moiré
darauf wahrnehmen. Der auf Gußeisen sich bildende Absaz ist reichlicher und hängt
nicht so fest an, wie derjenige auf Stahl; auch hat er eine weißere Farbe und es ist
kein Moire darauf wahrzunehmen. Uebrigens gelang mir die Versilberung des Gußeisens
ohne vorherige Verkupferung so dauerhaft wie beim Stahl.
Ich komme jezt auf das erwähnte so unerwartete Resultat, welches ich aber erst in
lezter Zeit erhielt: daß nämlich der Cementstahl, aber nicht der Gußstahl, so zu
sagen unmittelbar, ohne Anwendung von salpetersaurem Queksilber oder salpetersaurem
Silber Versilbert werden kann. Man braucht demselben nur seinen Kohlenstoff dadurch
entziehen, daß man Salpetersäure, welche mit ihrem zehnfachen Gewicht Wasser
verdünnt ist, auf seine Oberfläche einwirken läßt, worauf er sich sehr leicht
versilbert. In den Lösungen von salpetersaurem Queksilber und salpetersaurem Silber,
welche ich nacheinander anwandte, schienen die Metalloxyde nur eine ganz
untergeordnete Rolle hinsichtlich dieser Art Stahl zu spielen. Was mich auf die
Entdekung dieser merkwürdigen Eigenschaft der Salpetersäure für die Versilberung des
Cementstahls führte, war der Umstand, daß ich auch eine gute Versilberung erhielt,
als ich bloß salpetersaures Silber oder salpetersaures Queksilber, jedes für sich
allein, anwandte, wenn ich nur eine hinlängliche Menge Salpetersäure zusezte.
Andererseits wußte ich, daß die Salpetersäure allein es war, welche die Absonderung
des Kohlenstoffs auf der Oberfläche des Stahls bewirkte. Es war daher natürlich zu
untersuchen, wie sich ein bloß mit Salpetersäure präparirtes Stük Stahl verhalten
werde. Die Behandlung bleibt übrigens dieselbe, wie wenn man sich der salpetersauren
Queksilber- und Silberlösung bedient. Nachdem man den Stahl einige Augenblike
in die mit Wasser verdünnte Salpetersäure getaucht und die schwarze Ablagerung sich
auf der ganzen Oberfläche gebildet hat, nimmt man ihn heraus, um die Ablagerung
mittelst einer Feile zu beseitigen, legt hierauf den Gegenstand in eine Kalilösung,
worin er bald weiß wird und reibt ihn neuerdings, bis er von allen noch anhängenden
Spuren Kohlenstoffs vollkommen befreit ist. Er ist dann zur Annahme der Versilberung
fertig.
Ich weiß noch nicht, welches der beiden Verfahren für den Cementstahl vorzuziehen
ist; gewiß aber ist, daß das eine eben so gute Resultate liefert wie das andere, und
wohl möchte ich dem lezteren, als dem noch einfacheren, den Vorzug geben.
Beim Gußeisen bringt die Salpetersäure keine befriedigende Wirkung hervor; für
dasselbe muß man die vorbereitende Flüssigkeit, deren Vorschrift ich früher
mittheilte, anwenden, wo man dann eine viel mehr anhaftende und viel leichter zu
bewerkstelligende Versilberung erhält.
Die Versilberung des Gußstahls bietet ganz besondere Eigenthümlichkeiten dar. Während
nämlich der Cementstahl sowohl mit reinem Cyansilber als mit solchem, welches aus
kupferhaltigem Silber bereitet wurde, leicht zu versilbern ist, gestattet der
Gußstahl nur die Anwendung einer reinen Silberlösung. Ferner ist es nicht die oben
für den Cementstahl angegebene vorbereitende Flüssigkeit, welche für den Gußstahl
anzuwenden wäre; dieser versilbert sich nur dann fest, wenn er mit salpetersaurem
Queksilber allein, welches noch saurer gemacht wird als beim Gußeisen, präparirt
wurde. Das Verhältniß von 20 Grammen Salpetersäure auf 120 Gramme Wassers ist nicht
zu groß und diesem Wasser muß so viel salpetersaures Queksilber zugesezt werden als
es auflösen kann; es muß sogar noch eine Portion davon als basisches Salz auf dem
Boden des Gefäßes liegen bleiben. In diese Lösung legt man den Gußstahl, welcher,
statt sich mit einer schwarzen Ablagerung zu überziehen, auf seiner Oberfläche eine
graue Schicht zeigt, die durch Reiben und Kali leicht zu beseitigen ist. So
präparirt, überzieht er sich im Cyansilberbad bald mit einer sehr dauerhaften
Silberschicht. Hinsichtlich der größeren Menge Salpetersäure, deren er bedarf, sieht
man, daß er sich dem Gußeisen nähert, dessen Natur er überhaupt sich mehr
anzuschließen scheint als der Cementstahl. Diese sehr saure Präparirung des
salpetersauren Queksilbers ist auch von sehr befriedigender Wirkung beim Versilbern
des Gußeisens; statt
den Gegenstand bloß mittelst eines Leinentuchs damit einzureiben, ist es besser, ihn
ganz hineinzulegen. Um die Flüssigkeit in ihrer Kraft zu erhalten, braucht man erst
nach langem Gebrauch derselben etwas salpetersaures Queksilber und Salpetersäure
zuzusezen.
Ich will nun noch einige Bemerkungen beifügen, wie man den elektrischen Strom auf das
Cyansilberkalium wirken läßt. Man darf die Ablagerung nicht durch Anwendung einer
voluminösen Silber-Anode übereilen; man würde dadurch Gefahr laufen, daß die
Anhaftung schwächer würde; im Gegentheil bediene man sich einer dünnen und langen
Anode, welche man bis zu einer gewissen Tiefe in das Cyansilberbad taucht, jedoch in
der Art, daß sich auf der Oberfläche des zu versilbernden Gegenstandes kein
Wasserstoff entwikelt; denn obwohl diese Wasserstoff-Entwikelung, wenn sie
kaum merklich ist, keinen Nachtheil zu bringen scheint, wie ich früher schon
bemerkte, ist es doch noch besser, sie ganz zu vermeiden; denn wenn sie in einem
gewissen Grad stattfindet, veranlaßt sie die Aufhebung der Adhärenz. Viel weniger
nachtheilig ist sie, während die Ablagerung beginnt, als wenn dieselbe schon eine
gewisse Dike erreicht hat. Uebrigens begegnete es mir öfters, wenn ich einen
Stahlgegenstand zu meiner vollen Zufriedenheit versilbert hatte, und die Ablagerung
nur noch diker anwachsen sollte, daß die Anhaftung auf einmal vernichtet wurde, weil
ich einen Augenblik darüber zu wachen versäumte, daß keine
Wasserstoff-Entwikelung eintrete; denn, so gleichförmig auch der Gang einer
galvanischen Säule seyn mag, so sind doch gewisse Momente zu bemerken, wo die
Elektricität plözlich zunimmt, ohne daß die Ursache davon entdekt werden könnte.
Um diesen Uebelstand zu verhüten, muß man zum Versilbern nur mit Cyansilber
vollkommen gesättigte Auflösungen anwenden; das Cyankalium muß davon so viel in sich
aufnehmen, als es auflösen kann. Der Proceß geht dann viel leichter vor sich und man
bemerkt beinahe niemals Wasserstoff-Entwikelung. Das Cyankalium löst mehr
Cyansilber als Silberoxyd auf. Es ist daher das Cyansilber vorzuziehen, welches
nicht viel schwieriger darzustellen ist; man kann aber auch direct Silber in
Cyankalium dadurch auflösen, daß man die Volta'sche Säule eine Zeit lang auf eine
sehr voluminöse Anode, mit Beihülfe der Wärme, einwirken läßt, wie dieß von Hrn.
Jacobi angerathen wird. Es
eignet sich hiezu vorzüglich eine Bunsen'sche Kette; denn
wenn man sich einer aus mehreren Elementen bestehenden Säule bedient, begibt sich
ein großer Theil des Silbers, statt sich aufzulösen, im Oxydzustand, um die Kathode,
welche am Ende die
Elektricität nicht mehr zu leiten vermag und so den Strom unterbricht.
Sollen Gegenstände von geringem Umfang, wie Messer- oder Scherenklingen,
versilbert werden, so genügen zwei gehörig erregte Bunsen'sche Säulen, wenn man sich einer reinen Silberlösung bedient, denn eine
solche bedarf eines viel weniger starken Stroms, als die Lösung des mit Kupfer
verunreinigten Silbers. Für leztere braucht man, um eine befriedigende Adhärenz zu
bewirken, eine Wollaston'sche Säule, welche aus mehreren
kleinen, mäßig erregten Elementen besteht; gewöhnlich bediene ich mich einer aus 10
Elementen von 5 Centimeter im Quadrat bestehenden, deren Strom nach Belieben
regulirt werden kann, durch mehr oder weniger tiefes Eintauchen in die erregende
Flüssigkeit, welche aus sehr concentrirtem schwefelsaurem Zink besteht, dem ich von
Zeit zu Zeit etwas Schwefelsäure zuseze. Ich erhalte auf diese Weise einen eben so
constanten Strom, wie mit der Bunsen'schen Batterie; ich
bediene mich auch mit Vortheil einer andern Batterie nach demselben System, deren
Elemente aus Eisenblech und amalgamirtem Zink bestehen. Um mit kupferhaltigem Silber
eine gute Versilberung zu erhalten, darf die Elektricität nicht reichlich zuströmen,
sie muß aber eine gewisse Intensität besizen.
Eine Hauptsache ist, daß man sehr lange und sehr dünne Leitungsdrähte anwendet; dem
Zinkdraht gebe ich gewöhnlich einen Meter, dem Kupferdraht 1/2 Meter Länge, indem
ich beide den größten Theil ihrer Länge um eine Glasröhre winde. Diese Leiter können
auch in ausgeglühtem Eisendraht bestehen, wenn nur das Ende, woran die Anode und der
zu versilbernde Gegenstand angebracht werden, in einen Silber- oder
Platindraht ausgeht.
Wenn man annimmt, daß die Silber-Anode sich oxydirt, statt sich im
Cyansilberbad aufzulösen, muß man bald eine größere Anode nehmen, bald die
Intensität des elektrischen Stroms vermindern. Manchmal ist es der Fall, daß der
Gegenstand, statt mattweiß zu werden, sich mit einer gelblichen oder grauen Schicht
überzieht. In diesem Fall genügt es oft, um ihn weiß zu machen, den Strom einen
Augenblik zu unterbrechen, indem man die Anode aus dem Bade hebt und sie dann wieder
hineintaucht; oder bloß die Richtung des Gegenstandes in Bezug auf die
Silber-Anode zu verändern.
Mit der größten Sorgfalt aber muß man vermeiden, den Stahlgegenstand aus dem Bade zu
heben, ehe man die Anode davon abgenommen hat; denn bei Verabsäumung dieser Vorsicht
würde beinahe immer ein mangelhaftes Anhaften gegen jenes Ende des Gegenstandes hin
entstehen, welches zulezt aus dem Bade gezogen wird, weil dann der seine Wirkung
fortsezende Strom für eine so kleine Oberfläche viel zu reichlich wäre. Eben so darf
auch, wenn man zum erstenmal einen zu versilbernden Gegenstand in das Cyansilberbad
taucht, die Anode erst zulezt damit in Verbindung gesezt werden. Diese Bemerkung ist
vorzüglich bei der Versilberung nach dem neuen Verfahren zu beachten. Die
entgegengesezte Behandlung wird für andere galvanoplastische Operationen von
mehreren Physikern sogar angerathen.
Das Versilbern ist wirklich eine delicate Operation, welche, um vollkommen zu
gelingen, von Seite derjenigen, die sich damit abgeben, eine gewisse Erfahrung
voraussezt. Damit es seinen natürlichen Gang gehe, muß ein vollkommenes
Gleichgewicht bestehen zwischen dem Volum des zu versilbernden Gegenstandes und der
Intensität des angewandten Stroms. Man ist manchmal geneigt, eine Lösung von
Cyansilberkalium für fehlerhaft zu halten, weil sie keine Ablagerung hervorbringt,
während man, um eine solche sehr rasch hervorzubringen, statt 10 der Elemente,
welche man anfangs in Wirkung sezte, nur 6 anzuwenden braucht. Auch muß auf die mehr
oder weniger starke Concentration der Cyansilber-Lösung gesehen werden; je
mehr dieselbe mit Wasser verdünnt ist, desto weniger reichlich soll der elektrische
Strom seyn.
Dieß sind die vielleicht etwas ins Kleinliche gehenden Bemerkungen, welche ich meinen
frühern, im Interesse derjenigen, welche meine Versuche zu wiederholen
beabsichtigen, hinzuzufügen für gut hielt. Ich zweifle nicht, daß bei Beachtung
derselben, selbst mit der Chemie nicht vertraute Personen, Stahl und Gußeisen leicht
versilbern werden, sey es durch Anwendung der vorbereitenden Flüssigkeit, für welche
ich die Vorschrift gab, oder bloß mit ihrem zehnfachen Gewichte Wassers verdünnter
Salpetersäure, oder endlich sehr sauren salpetersauren Queksilbers.
Ob das neue Versilberungs-Verfahren den Stahl besser vor Oxydation schüzt, als
dasjenige mit vorausgehender Verkupferung, kann nur die Erfahrung lehren; ich möchte
es aber um so eher glauben, da das Anhaften des direct abgelagerten Silbers
vollkommener zu seyn scheint und durch Hinweglassen der Kupferschicht zugleich eine
Ursache der Oxydation verschwindet. Ich muß hier bemerken, daß die früher angegebene
Probe mit schwefelsaurem Kupfer, um zu sehen, ob die Silberschicht hinlänglich dik
ist, nur beim reinen Silber anwendbar ist, indem das schwefelsaure Kupfer in jedem
Falle einen gelben Fielen auf mit Kupfer legirtem Silber zurükläßt.
Die Anwendung des neuen Verfahrens bei dem Gußeisen scheint mir sehr wichtig zu seyn,
indem man dasselbe bei Gefäßen, welche zur Bereitung von Speisen dienen, mit vollkommener
Sicherheit benuzen kann, keine Zwischenlagerung einer Kupferschicht mehr stattfindet
und die Versilberung der stärksten Erhizung widersteht.
Ein anderer Vorzug desselben besteht darin, daß dieses Versilberungs-Verfahren
es viel leichter macht, Gegenstände aus Stahl oder Gußeisen in Fällen, wo deren
Versilberung theilweise Schaden gelitten haben sollte, zu repariren. In solchen
Fällen brauchen, wie ich schon gesagt habe, die mangelhaften Stellen nur mit
Bimsstein gepuzt und dann mit einem mit der vorbereitenden Flüssigkeit benezten
Leinenzeug gerieben zu werden.
Schließlich glaube ich die auf der Oberfläche des Stahls durch Anwendung von
Salpetersäure vorgehende Veränderung ihrer Natur nach erörtern zu müssen.
Wenn man den Unterschied in der Verwandtschaft des Eisens und des Stahls zu dem
mittelst der galvanischen Batterie darauf abzulagernden Silber kennt und ferner
weiß, daß er bloß von dem Vorhandenseyn von Kohlenstoff im Stahl herrührt, so
begreift man leicht daß, wenn man auf der Oberfläche des Metalls diesen Kohlenstoff
wegschafft, man hierauf zu dessen Versilberung gelangt. Wie ist es aber möglich, daß
die Salpetersäure den Kohlenstoff beseitigt, ohne zu gleicher Zeit das Eisen
aufzulösen, mit welchem er verbunden seyn soll? Ich vermuthe, daß das Eisen wirklich
aufgelöst wird, daß aber sogleich nach der Auflösung ein elektrischer Einfluß seine
Reduction zu Metall veranlaßt. Sollte die Kohlenstoffschicht, welche sich auf dem
Stahl ablagerte, in einem solchen Falle in Gemeinschaft mit diesem Metall nicht auch
wie eine galvanische Kette wirken? Das Vorhandenseyn einer Eisenschicht ist übrigens
durch die Thatsache allein schon gehörig nachgewiesen, daß der so präparirte
Cementstahl sich versilbern kann, während er in seinem natürlichen Zustand das
Silber absolut abzustoßen scheint.
Ich beabsichtige neue Versuche anzustellen, um zu sehen, in wiefern die Präparirung
des Stahls mit Salpetersäure dessen Verzinnung erleichtert; es ist mir nämlich
wahrscheinlich, daß diese Präparirung ganz von demselben Erfolg für die Verzinnung
ist wie für die Versilberung, so daß der Stahl sich dann eben so leicht verzinnt wie
das Eisen.