Titel: | Ueber anastatische Drukerei; von J. Woods. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. LXII., S. 232 |
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LXII.
Ueber anastatische Drukerei; von J. Woods.Die Beschreibung des anastatischen Drukverfahrens
von J. Woods, welcher dasselbe in London ausübt, ergänzt Faraday's (im polytechnischen Journal
Bd. XCVI S. 401 mitgetheilte)
Beschreibung desselben in mehreren Details.A. d.
R.
Aus dem Technologiste, Jul. 1845, S.
454.
Woods, über anastatische Drukerei.
Anastatische Drukerei heißt die Kunst einen Kupferstich, Letterndruk etc. auf Metall
zu übertragen; das Verfahren dabei ist folgendes:
Die Metallplatte, auf welche man den Kupferstich, Letterndruk etc. übertragen will,
kann aus Messing, Eisen, Stahl, Kupfer oder Zink bestehen; lezteres Metall verdient
aber den Vorzug, weil das Verfahren damit am leichtesten gelingt. Diese Platte kann
flach oder in einen Cylinder (Walze) gerollt seyn, nur muß ihre Oberfläche zuerst
mit Schmirgel und Wasser polirt werden und nachdem man sie dann mit reinem
Löschpapier abgewischt hat, noch einmal troken mit feinem Schmirgel oder
Schmirgelpapier vollkommen polirt werden. Während des Polirens darf man nur in einer
einzigen Richtung reiben, sey es nach der Länge oder Quere, damit das Reiben auf der
Platte eine Menge paralleler Linien hervorbringt, welche so wenig als möglich von
anderen durchschnitten werden; ihr Parallelismus erleichtert nämlich das
Einschwärzen sehr. Nachdem die Platte vollkommen polirt ist, wischt man sie mit
reinem Löschpapier ab und sie ist nun zur anastatischen Drukerei vorbereitet.
Die Behandlung, welcher man das zu copirende Original zu unterziehen hat, besteht im
Allgemeinen darin, daß man es in eine Säure, z.B. Salpetersäure taucht; das
Verfahren dabei ist jedoch nach dem Alter des Originals, folglich nach den
chemischen Veränderungen, welche die Schwärze desselben erlitt, abzuändern. Wenn
dieses Original nur zwei Monate alt, also noch frisch genug ist, um einen Abdruk zu
geben, wenn man es zwischen zwei Papierbogen mit einem Glättwerkzeug preßt, so legt
man es auf einen Bogen Löschpapier und befeuchtet die Rükseite mit einer Mischung
von Salpetersäure und Wasser, im Verhältniß von 1 Theil Säure auf 8 Theile Wasser.
Ist aber das Original schon länger als zwei Monate gedrukt, so legt man es in
Salpetersäure (welche in einem Glas- oder Porzellangefäß enthalten ist) eine
gewisse Zeit lang, die sich nur durch Erfahrung bestimmen läßt und von 4 Stunden bis
zu 7 Tagen wechselt.
Nachdem man auf diese Art das Original mit Säure getränkt hat, preßt man es zwischen
zwei Bogen Löschpapier, um sowohl die Säure besser darin zu vertheilen, als auch die
überflüssige zu beseitigen. Nun eignet sich das Original zum Abdruk und man preßt es
auf die Platte. Die Säure greift diese Platte an; die geschwärzten Stellen des
Originals, welche keine Säure annehmen, äzen hingegen die Platte nicht, so daß die
Copie eine negative ist.
Der Erfolg dieses Verfahrens beruht auf der Eigenschaft der Schwärze, der Säure zu
widerstehen und deßhalb muß diese Schwärze von fettiger oder seifenartiger
Beschaffenheit seyn, wie die lithographische Dinte, auch in hinreichender Menge
aufgetragen seyn. Für alte Kupferstiche oder Letterndruke, deren Schwärze sich
verändert hat, wäre folglich diese Methode nicht wohl anwendbar; man hilft sich
dabei auf die Art, daß man das Original neuerdings schwärzt und zwar mittelst eines
chemischen Verfahrens, welches darin besteht, auf den weißen Stellen desselben
Weinstein aus dessen Bestandtheilen zu erzeugen, ehe man es mit der Schwärzwalze
überfährt und dann das gebildete weinsteinsaure Kali wieder auszuziehen.
Die geäzte Platte wird wie ein lithographischer Stein eingeschwärzt, worauf man
mehrere hundert Abzüge davon machen kann; zulezt werden aber die feinen Linien diker
und die Zeichnung verändert sich also. Diese Schwierigkeit, welche anfangs das
Abdruken dieser Platten in der Schnellpresse verhinderte, wurde dadurch überwunden,
daß man von Zeit zu
Zeit die Platte mit einem sauren Phosphorpräparat einreibt, welches die geäzten
Theile angreift und tiefer macht, so daß die nicht geäzten höher werden.
Um neue Werke nachzudruken, braucht man nur einen schönen Abdruk auszuwählen und die
Copien mittelst des oben beschriebenen Verfahrens zu vervielfältigen.