Titel: | Verfahren das Kupfer aus dem Cementwasser zu gewinnen und die Metalle mittelst Elektricität aus den Erzen abzuscheiden, worauf sich James Napier in Hoxton, Grafschaft Middlesex, am 22. Oktbr. 1844 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. LXXV., S. 292 |
Download: | XML |
LXXV.
Verfahren das Kupfer aus dem Cementwasser zu
gewinnen und die Metalle mittelst Elektricitaͤt aus den Erzen abzuscheiden,
worauf sich James
Napier in Hoxton, Grafschaft Middlesex, am 22. Oktbr. 1844 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Jul. 1845,
S. 48.
Napier's Verfahren das Kupfer aus dem Cementwasser zu
gewinnen.
Die Kupfervitriol enthaltenden Grubenwasser, sogenannten Cementwasser, werden
gegenwärtig zur Gewinnung des Kupfers auf die Art behandelt, daß man Eisenstüke
hineinlegt, wodurch das Kupfer in metallischem Zustand niedergeschlagen wird. Nach
beendigtem Proceß läßt man die Wasser ablaufen und das Kupfer bleibt mit vielem (1/3
schwefelsaurem) Eisenoxyd vermengt zurük. Nach der Theorie sollten hiebei sieben
Gewichtstheile Eisen acht Gewichtstheile Kupfer ersezen und reduciren; in der Praxis
aber beträgt die Eisenconsumtion das Zehnfache des gewonnenen Kupfers.
Das Wasser, aus welchem das Kupfer niedergeschlagen wurde und worin nun Eisen
aufgelöst ist, läßt man in Gruben oder große Behälter ablaufen, wo es Sauerstoff aus
der Luft anzieht; ein kleiner Theil des Eisens schlägt sich deßhalb als Oxyd nieder,
welches man sammelt und als Oker verkauft; das rükständige Wasser läßt man laufen,
ohne es weiter zu verwenden. Der große Eisenverbrauch beim Niederschlagen des
Kupfers aus dem Cementwasser rührt daher, daß lezteres das Eisen nicht als Oxydul,
sondern als schwefelsaures Oxyd enthält, welches Salz die Eigenschaft hat, fast alle
Metalle aufzulösen, wodurch viel von dem zur Fällung angewandten Eisen unnüz
verloren geht; da man solches Cementwasser auch über das niedergeschlagene Kupfer
Passiren läßt, so löst sich ein Theil dieses Metalls darin auf und geht ebenfalls
verloren. Dazu kommt noch, daß das Kupfer, welches auf die Oberfläche des Eisens
niedergeschlagen wird, einen galvanischen Strom inducirt, wodurch Wasser zersezt,
Eisenoxyd auf der Oberfläche des Eisens gebildet und folglich die fernere
Wirksamkeit dieses Metalls gehemmt wird.
Meine Verbesserungen bezweken: 1) fast alles im Cementwasser aufgelöste Kupfer zu
gewinnen und zwar in viel reinerem Zustand als es gegenwärtig der Fall ist; 2) das
Eisen zum Niederschlagen des Kupfers auf eine ökonomischere Weise anzuwenden und 3)
sowohl das ursprünglich im Cementwasser aufgelöste Eisen, als das zum Niederschlagen
des Kupfers verbrauchte, als Eisenvitriol wieder zu gewinnen.
Den ersten Zwek erreiche ich dadurch, daß ich die Cementwasser mit ein wenig
Schwefelsäure verseze, ehe ich das Eisen hineinlege; das durch die galvanische
Wirkung erzeugte Eisenoxyd löst sich dann wieder auf, so daß das Eisen dem
Kupfersalz beständig eine reine Oberfläche darbietet, wodurch der Proceß
beschleunigt wird, das niedergeschlagene Kupfer beinahe rein erhalten wird, das
Eisen aber, welches bei dem gewöhnlichen Verfahren mit dem Kupfer vermengt bleibt,
wieder aufgelöst wird, indem es grünen Vitriol bildet, welchen man nachher durch
Abdampfen gewinnen kann.
Die Ersparung an Eisen zum Niederschlagen des Kupfers erziele ich dadurch, daß ich
das im Cementwasser enthaltene schwefelsaure Eisenoxyd mit etwas Schwefelsäure
versezt zu Oxydulsalz reducire, ehe ich die Eisenstüke hineinlege; das Kupfer kann
dann mit Verlust von wenig mehr als seinem gleichen Gewicht Eisen niedergeschlagen
werden.
Um das Eisen aus den nach meinem Verfahren behandelten Cementwassern als Product von
Werth zu gewinnen, dampfe ich dieselben ab, wobei eine bedeutende Menge Eisenvitriol
herauskrystallisirt, welchen man ohne Anwendung freier Säure nicht mit Vortheil
daraus bereiten könnte. Die nach der Krystallisation zurükbleibende Mutterlauge kann
man nach dem gewöhnlichen Verfahren weiter behandeln, um Oker zu erhalten.
Ich will nun meine Verfahrungsarten näher beschreiben. Das Cementwasser wird in einem
großen Behälter gesammelt, worin man auf 50 Gallons1 Gallon ist gleich dem Raum, welchen 10 Pfd. destillirtes Wasser
einnehmen. desselben 1 Pfd. concentrirte Schwefelsäure zusezt; das Verhältniß hängt
natürlich von der Beschaffenheit des Cementwassers ab, der Zwek aber ist ein wenig
freie Säure in demselben zu haben. Ich lege dann die erforderliche Menge altes Eisen
hinein und im
Verlauf weniger Stunden ist alles Kupfer aus dem Wasser niedergeschlagen. Am Boden
des Behälters ist ein Zapfen angebracht, welchen man nach beendigter Operation
herauszieht, um das Wasser nebst dem niedergeschlagenen Kupfer auf ein Filter aus
Schwamm, Tuch oder anderem geeigneten Material laufen zu lassen, worin sich das
Kupfer sammelt, während das aufgelöste schwefelsaure Eisenoxydul hindurchgeht.
Lezteres bringt man in Pfannen, dampft es ab und läßt es krystallisiren. (Befinden
sich in der Nähe Schmelzöfen, so kann man das verloren gehende Feuer derselben hiezu
benuzen.) Um das schwefelsaure Eisenoxyd auf Oxydulsalz zu reduciren, bringe ich
Sägespäne in den Behälter, welcher das Cementwasser nebst der Schwefelsäure und den
Eisenstüken enthält: ein halbes Pfd. Sägespäne ist für fünfzig Gallons Cementwasser
hinreichend. Nachdem alles Kupfer niedergeschlagen ist, läßt man das Cementwasser
wie gesagt durch Filter laufen. Die unverzehrten Sägespäne kann man sammeln, um
neuerdings Cementwasser damit zu behandeln.
Meine andere Erfindung, nämlich die Anwendung der Elektricität, um aus den Erzen,
während sie mittelst Flußmitteln in geschmolzenem Zustand erhalten werden, die
Metalle abzuscheiden, will ich in ihrer Anwendung bei den Kupfererzen beschreiben.
Ich nehme einen großen Tiegel aus Graphit, also einem die Elektricität leitenden
Material; an der Innenseite lutire ich denselben ganz mit Thon, ausgenommen am
Boden, welchen ich unbedekt lasse; diese Fütterung muß sehr dünn seyn und in zwei
oder drei Schichten aufgetragen werden, indem man zwischen jeder den Tiegel langsam
troknen läßt, damit keine Sprünge entstehen. Ich bringe nun (nebst den gewöhnlichen
Flußmitteln) den Regulus oder das geröstete Erz hinein (Schwefelmetalle müssen stark
geröstet seyn, damit so viel Schwefel als möglich ausgetrieben ist) und erhize den
Tiegel, bis die Masse im Fluß ist. Unterdessen stelle ich eine Volta'sche Batterie
aus Kupfer- und amalgamirten Zinkplatten mit schwefelsaurem Wasser (1 Theil
Schwefelsäure auf 25 Theile Wasser) zusammen; mit dem positiven Draht dieser
Batterie verbinde ich eine Eisenstange, an deren Ende rechtwinkelich eine flache
Eisenscheibe genietet ist, die etwas schmäler als der innere Umfang des Tiegels seyn
muß. Mit dem negativen Draht der Batterie verbinde ich bloß eine Eisenstange.
Nachdem der Inhalt des Tiegels gehörig im Fluß ist, bringe ich die erwähnte eiserne
Scheibe, welche nun den positiven Pol der Batterie bildet, auf die Oberfläche der
geschmolzenen Masse und halte den mit dem negativen Pol verbundenen Stab in
Berührung mit der Außenseite des Tiegels, dessen Boden nun den negativen Pol bildet.
Die geschmolzene
Masse ist jezt ein Glied der elektrischen Kette und wenn man die Hize unterhält, so
wird das Metall allmählich reducirt und auf dem Boden des Tiegels abgelagert. Für
einen 100 Pfd. wiegenden Regulus von 30 Procent Metallgehalt verwende ich eine
Batterie von fünf Plattenpaaren; die Zinkplatten haben 3 Fuß im Quadrat und das
Kupfer wird wie gewöhnlich um das Zink gerollt; die Pole sollten ungefähr halb so
groß seyn als die Zinkplatten; als Drähte kann man 1 Zoll breite Streifen von
gewöhnlichem Kupferblech anwenden. Mit einem solchen Apparat habe ich das Metall in
1–2 Stunden ausgezogen. Benuzt man für dieselbe Quantität Erz eine größere
Batterie, so gewinnt man das Metall in kürzerer Zeit und umgekehrt.