Titel: | Ueber die Anfertigung einer ausgezeichneten Politur für gedrechselte Gegenstände; von Knauer. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. LXXVIII., S. 298 |
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LXXVIII.
Ueber die Anfertigung einer ausgezeichneten
Politur fuͤr gedrechselte Gegenstaͤnde; von Knauer.
Aus dem polytechnischen Centralblatt 1845, Heft
14.
Knauer, über die Anfertigung einer Politur für gedrechselte
Gegenstände.
Die Politur, deren Zusammensezung ich nachstehend angebe, steht sehr gut, springt
nicht ab und ertheilt den damit überzogenen Gegenständen einen hohen Glanz.
Man nimmt dazu 4 Loth hellen, reinen Schellak, 1/3 Loth Copal, bringt beide in irgend
ein gläsernes oder porzellanenes Gefäß, welches man gut verschließen kann, übergießt
sie mit 12 bis 13 Loth Alkohol, und läßt sie in diesem gut auflösen, zu welchem Zwek
man das Gefäß im Sommer der Sonne und im Winter der Ofenwärme aussezt. Das Gefäß muß
alle Morgen, ehe man es wieder in die Wärme bringt, einigemal tüchtig geschüttelt
werden, damit der Copal sich nicht wegen seiner Schwere und Härte zu Boden sezt. Ehe
man jedoch das Umschütteln beginnt, lüftet man das Gefäß etwas. Man behandelt die
Composition auf diese Art so lange, bis der Weingeist eine weingelbe dunkle Farbe
erhalten hat, und wenn man einige Tropfen mit etwas Wasser vermischt, hiedurch eine
der Milch ähnliche Flüssigkeit entsteht. Die auf diese Art bereitete Politur
widersteht einem hohen Grade von Wärme, ohne nur im Geringsten an ihrem Glanze und
ihrer Dauer zu verlieren. Auch eignet sie sich sehr gut für Möbel, die man im
beständigen Gebrauch hat, weil sie sich nicht wie die anderen Polituren abnuzt, matt
wird und in der Wärme Blasen wirft.
Diese Politur kann auch mit vielem Vortheil für allerlei gedrechselte Hornarbeiten
angewendet werden, indem sie durch das Angreifen, oder auch, wie z.B. bei
Pfeifenröhren oder Abgüssen durch die innere Feuchtigkeit des polirten Gegenstandes
nichts von ihren guten Eigenschaften verliert; auch erhalten Hornarbeiten durch
dieselbe einen dichter und schönern Glanz, als hölzerne Gegenstände. Um diese
Politur aufzutragen, verfährt man auf folgende Weise: wenn die Sachen auf der
Drehbank fertig sind, so werden sie mit pulverisirtem Bimsstein und Wasser ein wenig
abgeschliffen und mit ganz feiner Kohle nachgepuzt. Ist dieß geschehen, so wird die
Politur mit einem mehrfach zusammengelegten feinen Läppchen aufgetragen und mit so
viel Lein- oder Provenceröhl versezt als nöthig ist, um der Politur die
Eigenschaft des zu schnellen Troknens zu benehmen. Hat man erst durch Uebung eine
gewisse Fertigkeit darin erhalten, mit dem mit Politur befeuchteten Lappen auf dem zu polirenden Gegenstand
schnell hin und her zu fahren, so wird es sehr leicht, dem Horn den möglich höchsten
Glanz in kurzer Zeit zu ertheilen.