Titel: Ueber das sogenannte metrische Jayotyp, ein Instrument um behufs der Hutmacherei das Maaß eines Kopfumfangs zu nehmen; ein von Hrn. Silvestre der Société d'Encouragement erstatteter Bericht.
Fundstelle: Band 97, Jahrgang 1845, Nr. LXXXIX., S. 331
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LXXXIX. Ueber das sogenannte metrische Jayotyp, ein Instrument um behufs der Hutmacherei das Maaß eines Kopfumfangs zu nehmen; ein von Hrn. Silvestre der Société d'Encouragement erstatteter Bericht. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai 1845, S. 196. Mit Abbildungen auf Tab. V. Silvestre, über das sogenannte metrische Jayotyp. Von jeher fühlte man den Uebelstand, daß neue Hüte niemals dem Kopf genau anpassen, und immer bekamen die Hüte erst durch längeren, oft schmerzlichen Gebrauch die Form des Kopfs, was sehr unangenehm ist; diesem Uebelstand suchten mehrere Hutmacher dadurch abzuhelfen, daß sie sich verschiedene Kopfformen aus Holz oder einem anderen Material nachbilden ließen, gelangten aber bei der unendlichen Verschiedenheit der Köpfe doch zu keinem allgemein entsprechenden Resultat. Hr. Jay, Hutmacher in Paris (rue Neuve-Vivienne No. 53), welcher sich seit langer Zeit mit der Lösung des fraglichen Problems beschäftigte, ersann eine Vorrichtung, welche wenig zu wünschen übrig lassen dürfte. Sein neuer Apparat, den er metrisches Jayotyp nennt, unterscheidet sich durchaus von allem, was bisher zu diesem Zwek gemacht wurde, und besteht aus zwei gesonderten Theilen. Der erste ist ein dünner Bleistreifen von ungefähr 2 Zoll Breite, welcher einen etwas conischen Ring bildet, dessen Enden sich über einander verschieben lassen und durch eine Stellschraube zusammengehalten werden können. Dieser Bleikranz, welcher mit Saffian überzogen ist, dient dazu, den Eindruk des Kopfumfangs aufzunehmen und dann die Gestalt des Kopfs zu behalten. Der zweite Theil besteht aus einer Stahlfeder von derselben Breite wie der Bleistreifen, welche ebenfalls in einen Ring zusammengebogen ist, so daß ihre Enden sich über einander legen. Dieser Stahlring kann also innerhalb gewisser Gränzen enger und weiter gemacht werden, und durch Stellschrauben kann man demselben eine gewisse Form und Größe, welche er angenommen hat, ertheilen. Ein gut ausgedachter Mechanismus, welcher sich innerhalb des Stahlringes befindet, gestattet diesem mit ziemlicher Genauigkeit die innere Form des Bleiringes anzunehmen. Zieht man nun die Stellschrauben, mit welchen der Mechanismus versehen ist, an, so erhält der Stahlring große Festigkeit und Steifheit, während er die genaue Form des Bleirings beibehält, und kann so als Hutform gebraucht werden. Man bringt diese Form in den Hut, der dann beim Ausbügeln bald nach der Form des Kopfs modellirt ist. Dieser zweite rein mechanische Theil bot beim Entwurf viele Schwierigkeiten dar; Hr. Jay überwand sie nach langer Zeit durch große Ausdauer. Mehr als 1500 in Gyps modellirte Köpfe lieferten ihm die Daten, welche er zur Construction seines vervollkommneten Apparats nothwendig zu haben glaubte. Das Jayotyp dürfte als ein bequemes und dauerhaftes Instrument allgemein als Hutform in Gebrauch kommen, denn es sezt die Hutmacher in Stand, ihre Hüte augenbliklich den verschiedensten Kopfformen anzupassen. Auf den verschiedenen Theilen des Mechanismus sind Theilungen in Metermaaß angebracht, so daß man, nachdem alle Theile des Systems festgestellt wurden, in ein Modellbuch die Maaße eines jeden Kopfs eintragen und auf diese Weise nach Bedürfniß mit auswärtigen Fabrikanten correspondiren kann. Vorzüglich für das Militär ist diese Erfindung von großer Wichtigkeit; ungeachtet des Drängens der Administration war es bisher schwierig, ja man kann sagen unmöglich, dem Soldaten eine Kopfbedekung zu liefern, die ihm genau anpassend war; nun aber wird es leicht seyn, in die Magazine Register zu schiken, worauf bei der Nummer eines jeden Mannes die Maaße verzeichnet sind, die das Jayotyp gab, und in kurzer Zeit werden die Kopfbedekungen für jeden einzelnen Mann besonders geformt seyn. Beschreibung des Instruments. – Fig. 20 zeigt dasselbe im Aufriß und Fig. 21 im verticalen Durchschnitt; es besteht aus einer Stahlfeder a, die in einen Ring zusammengebogen ist, dessen Durchmesser man vergrößern oder verkleinern kann, je nachdem man ihre Enden mehr oder weniger über einander greifen läßt. Leztere sind zu diesem Zwei, mit Schlizen versehen, durch welche die Schrauben b gehen, welche man anzieht, wenn man die gewünschte Größe erhalten hat. Im Innern des Stahlrings a sind verschiebbare Maaßstäbe befestigt, die durch Schrauben festgestellt werden können und deren Zwek wir nun beschreiben wollen. Nachdem man den mit Leder überzogenen Bleiring, mit welchem das Maaß des Kopfes genommen wurde, über das Instrument gedekt hat, läßt man die Schrauben c, c und d, d nach. Die Schrauben c, c haben den Zwek, die Form der Schläfentheile zu reguliren, und die anderen die des Stirn- und Hinterstüks. Die Seitentheile der Feder biegt man auseinander, indem man mit beiden Daumen auf die Knöpfe e, e drükt, bis die Feder den Bleiring berührt; dann zieht man die Schrauben c, c an, um die getheilten Maaßstäbe f, f in ihren Schieberstüken g, g festzustellen; ebenso verfährt man mit den Schrauben d, d, welche den Stirntheil vorwärts drüken. Man drükt dann auf den Knopf h, was eine Verlängerung der Form hervorbringt, und stellt den Maaßstab j in seinem Schieberstük i fest, indem man die Schraube k anzieht. Zulezt zieht man die Schrauben l, l an, um dem ganzen System die nöthige Festigkeit zu geben. Ist dieß geschehen, so trägt man in ein Register die verschiedenen Maaße des Kopfs ein, sowohl hinsichtlich der Länge als der Breite, welche man auf den Maaßstäben j und f, f ablesen kann. Auf diese Weise kann man sich jedesmal eine Hutform wieder herstellen, welche für die Person paßt, deren Kopfumfang man gemessen hat. Die Hüte, welche nach diesen Maaßen gemacht worden sind, schließen vollkommen an den Kopf an und geniren auf keine Weise. Die metallenen Kopfbedekungen kann man natürlich nicht bei der Verfertigung jedem Soldaten anprobiren; man verfährt deßhalb auf folgende Weise: man nimmt zuerst mit dem Bleiring das genaue Maaß des Kopfs des Soldaten, welcher einen Helm tragen soll; dann paßt man das Jayotyp in denselben, und dieses bleibt in den Händen des mit der Equipirung beauftragten Officiers; hierauf sezt man dem Instrument den Helm auf, und richtet ihn mit kleinen Hammerschlägen, bis er auf den Kopf paßt, ohne an irgend einer Stelle stärker aufzuliegen.

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