Titel: | Verbesserungen an Schiffs-Treibapparaten, worauf sich Christopher Dunkln Hays, Kaimeister zu Bermondsey in der Grafschaft Surrey, am 3. Jul. 1844 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. CII., S. 406 |
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CII.
Verbesserungen an Schiffs-Treibapparaten,
worauf sich Christopher Dunkln
Hays, Kaimeister zu Bermondsey in der Grafschaft Surrey, am 3. Jul. 1844 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts, April 1845, S.
171.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Hays' Verbesserungen an Schiffs-Treibapparaten.
Vorliegende Verbesserungen bestehen
1) in einer neuen Methode die Triebkraft der Maschine auf den Treibapparat zu
übertragen, wodurch der leztere je nach Umständen unter verschiedenen
Geschwindigkeiten umgetrieben werden kann, ohne die Geschwindigkeit der Maschine
ändern zu müssen;
2) in einer verbesserten Constructionsmethode gewisser Maschinentheile, wodurch die
Reibung derselben bedeutend vermindert wird;
3) in einer neuen Construction der Treibvorrichtung selbst.
Der gegenwärtigen Methode gemäß werden bei Dampfschiffen die Dampfmaschinen und der
Treibapparat nur gelegentlich und unter gewissen Umständen, z.B. während einer
Windstille oder bei schwachem Winde angewandt; bei günstigen und starken Winden
dagegen werden Treibvorrichtung und Maschine ganz außer Thätigkeit gesezt, und sind
nunmehr als eine todte und nuzlose Last zu betrachten. Von diesem Systeme nun
abweichend benüzt der Patentträger die Dampfkraft während der ganzen Reise und unter
allen Umständen, wo sie nur anwendbar ist. Er wendet zu dem Ende eine Maschine und
Treibvorrichtung von solcher Kraft an, daß sie ohne Mitwirkung irgend einer andern
Kraft im Stande ist, das Schiff bei ganz schwachem Winde mit einer mäßigen
Geschwindigkeit von vier Knoten per Stunde
fortzubewegen; und durch Anwendung der nachher zu beschreibenden Vorrichtung, die
der Patentträger mit der Maschine und der Welle des Treibapparats verbindet, hofft
er das Schiff mit einer Geschwindigkeit von vier Knoten per Stunde mehr zu bewegen als die Geschwindigkeit ist, mit welcher das
Schiff ohne diesen Apparat segeln würde. Die zur Erreichung dieses Zweks dienlichen
Mittel bestehen in der Anwendung eines Differential-Rädersystems, welches die
Triebkraft der Maschine in der Art auf die Treiberwelle überträgt, daß der
Treibapparat mit einer Geschwindigkeit bewegt wird, welche größer ist als die durch
den Wind allein mitgetheilte Geschwindigkeit. Um diesen Punkt vollkommen zu
verstehen, wird es nöthig seyn zu untersuchen, welchen Einfluß die gewöhnliche
Hülfsdampfkraft auf die Bewegung des Schiffs haben würde.
Angenommen, diese Hülfskraft bewege das Schiff ohne Mitwirkung irgend einer andern
Kraft vier Knoten per Stunde und der Treibapparat mache
dabei in 1 Minute 60 Umdrehungen. Erhebt sich nun ein Wind, der für sich das Schiff
mit derselben Geschwindigkeit, auf welche die Maschine berechnet ist, fortzubewegen
im Stande ist, so wird das Schiff doch, obgleich der Treibapparat immer noch 60 mal
in der Minute rotirt, offenbar keinen Zuwachs an Geschwindigkeit erleiden, und
mithin der Treiber nuzlos rotiren.
Um nun unter solchen Umständen dennoch von dem Treibapparat Nuzen zu ziehen, läßt der
Patentträger denselben mit einer größeren Geschwindigkeit rotiren als diejenige ist,
welche die Fortbewegung des Schiffes selbst dem Treibapparat bei seiner Bewegung
durchs Wassers ertheilen würde; d.h. wenn die Geschwindigkeit des mit vier Knoten
per Stunde segelnden Schiffs dem mit der Maschine
außer Verbindung gebrachten Treiber 60 Rotationen per
Minute ertheilen würde, so muß die Maschine dem Treiber offenbar 120 Umdrehungen
ertheilen, damit das Schiff mit acht Knoten per Stunde
segle. Zur Erreichung dieser erhöhten Geschwindigkeit bedarf es begreiflicherweise
von Seiten der Maschine keines erhöhten Kraftaufwands, indem die Bewegung des
Schiffs 60 und die Maschine die andern 60 Umdrehungen dem Treiber ertheilt.
Fig. 20
stellt den verticalen Längendurchschnitt und Fig. 21 den Grundriß
eines mit dem in Rede stehenden Apparate ausgestatteten Schiffs dar. A, A ist der Dampfkessel und Ofen; B, B eine von Beale's patentirten rotirenden Dampfmaschinen; C ein gewöhnlicher Treiber; c,
c die in Lagern d, d sich drehende Welle
desselben. An dem inneren Ende dieser Welle ist das Differential-Rädersystem
e, e befestigt, dessen Einrichtung am besten aus den
vergrößerten Ansichten Fig. 22, 23 und 24 zu entnehmen ist. Eine
andere mit einer Feder oder Leiste h versehene Welle ist unmittelbar über dem
inneren Ende der Treiberwelle gelagert und mit Zahnrädern g,
g von verschiedenen Durchmessern ausgestattet. Diese Räder lassen sich,
wenn es nöthig ist die Geschwindigkeit des Treibrads zu verändern, leicht längs der
Welle f verschieben. Die Leiste h dieser Welle geht durch die Büchsen sämmtlicher Räder g, und nimmt dieselben folglich mit herum. Die
Maschinenwelle i enthält an ihrem Ende eine Klaue j, welche, wenn sie mit der an dem inneren Ende der
Welle f befindlichen Klauenbüchse k in Berührung kommt, die Welle f und deren
Räder mit herumnimmt und somit auch die Treiberwelle in Rotation sezt.
Die Abbildungen stellen das Räderwerk so dar, wie es die langsamste Bewegung
hervorbringt, was etwa bei Windstillen oder bei gelinden Winden der Fall wäre;
sobald sich aber ein Wind erhebt, so muß die Geschwindigkeit des Treibers erhöht
werden. Zur Erreichung dieses Zweks stellt man die Maschine durch Ausrükung der
Kuppelung ein, bringt das zweite Räderpaar in und das erste außer Eingriff; dann
rükt man die Maschine wieder ins Geschirr, worauf die Geschwindigkeit des Treibers
bedeutend erhöht erscheinen wird. Sollte der Wind noch stärker gehen, so wird auf
ähnliche Weise das dritte Räderpaar in Eingriff gebracht. Da die Räder g längs der Welle verschiebbar sind, so erreicht der
Maschinenwärter diesen Zwek ganz leicht. An der Welle des Treibrads ist eine
Frictionsbremse l gewöhnlicher Art angebracht, um eine
Drehung des Treibrads zu verhüten, während das Räderwerk in oder außer Eingriff
gesezt wird. Auch Schaufelräder können mit gleichem Erfolg mit dem
Differential-Rädersystem in Verbindung gebracht werden.
Die Figuren
25 und 25* zeigen eine Methode jene Geschwindigkeitsveränderungen mit Hülfe
conischer Trommeln oder Rollen zu erzielen, welche unter gewissen Umständen sich
nüzlich erweisen dürfte. Die Geschwindigkeit des Treibapparats wird hier dadurch
regulirt, daß man den Riemen an den Kegeln oder Rollen verschiebt. Das eine System
ist in diesem Fall mit der Maschinenwelle, das andere mit der Treiberwelle
verbunden.
Das Lager in dem Sternpfosten für die Treibradwelle ist Fig. 26 und 27 im
Längen- und Querdurchschnitt und Fig. 23 in der Endansicht
dargestellt. Da die Länge dieses Lagers größer als bei gewöhnlichen Lagern ist, so
schlägt der Patentträger vor, die Reibung desselben durch eine Anzahl rund um die
Welle angeordneter Frictionswalzen q, q, q zu
vermindern. Diese Walzen drehen sich um ihre Achse und zugleich um die Welle. Die
Lager sind mit einer geeigneten Liederung versehen, um das Eindringen des Wassers in das Schiff zu
verhüten.
n, n, Fig. 23 und 24, ist ein
Lager, um dem horizontalen Stoß der in rascher Rotation befindlichen Treiberwelle zu
widerstehen – ein Stoß, welcher sonst die Lager leicht abnüzen würde. Dieses
Lager ist Fig.
29 im Grundriß und Fig. 30 im verticalen
Querschnitt in größerem Maaßstab dargestellt und besteht in einer metallenen Büchse,
welche an dem Gestell festgeschraubt ist. Ein durch eine Seite des Lagers
geschraubter Bolzen lehnt sich gegen das eine Ende der Welle c, c und kann, je nachdem es die Umstände erfordern, fest angedrükt
werden, wodurch die Welle verhindert wird die Seiten der andern Lager abzunüzen. Die
Büchse n wird so weit mit Wasser gefüllt, bis ungefähr
die eine Hälfte des Endes der Welle c eingetaucht ist;
hierauf wird eine Quantität Oehl eingefüllt, welche als die leichtere Flüssigkeit
stets oben schwimmt. Ein an der einen Seite der Büchse, der Mitte der Welle
gegenüber angeordneter Hahn p dient zur genauen
Ermittelung des Standes beider Flüssigkeiten. Durch diese Einrichtung wird einer
Ueberhizung der wirksamen Theile vorgebeugt.
Der zweite Theil der Erfindung, nämlich die Verbesserungen in der Construction der
Treibräder, ist Fig. 31 und 32 dargestellt. Das
Treibrad besteht nämlich aus irgend einer Anzahl vollkommen gerader Blätter, welche
unter einem Winkel dergestalt um die Welle angeordnet sind, daß dieser Winkel je
nach der Geschwindigkeit, womit das Schiff segeln soll, abgeändert werden kann. Der
Winkel wird durch einen an die Treiberwelle befestigten Ring b regulirt. Die radialen Arme d tragen an dem
einen Ende die Blätter c und sind an den andern Enden
mit noch einem Ring z verbunden, welcher rings um seine
Achse bewegt und in jeder beliebigen Lage durch Schrauben festgestellt werden kann.
Die Arme d sind auch mit dem Ring b verbunden und um diesen Punkt drehbar, so daß, wenn der Ring z um seine Achse gedreht wird, derselbe die äußeren
Enden der genannten Arme d entweder nach Innen oder nach
Außen schraubt, und dadurch die Winkelstellung der Treibflügel ändert.