Titel: | Ueber Verbesserungen an Schraubenkluppen; von Karl Karmarsch. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. CV., S. 413 |
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CV.
Ueber Verbesserungen an Schraubenkluppen; von
Karl
Karmarsch.
Aus den Mittheilungen des Gewerbe-Vereins fuͤr
Hannover, 1845, S. 264.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Karmarsch, über Verbesserungen an Schraubenkluppen.
Hinsichtlich der Dauerhaftigkeit, zumal bei der Behandlung solcher Werkzeuge von
Seite vieler Arbeiter, empfiehlt sich besonders die im Folgenden beschriebene
Einrichtung für Schraubenkluppen, von welcher ich zwei gut ausgeführte, in Chemnitz
angefertigte Exemplare durch gefällige Vermittlung des Hrn. Professors Dr. Hülsse daselbst, für die
Werkzeugsammlung der höheren Gewerbsschule acquirirt habe. Hier betrifft die
Eigenthümlichkeit der Construction nicht nur die Baken, sondern vielmehr die ganze
Kluppe, an welcher übrigens neben sehr zwekmäßigen und nachahmungswerthen
Einzelnheiten auch ein Paar nicht vortheilhafte zu finden sind. Ich beschreibe die
kleinere der beiden Kluppen, von welcher die große nur durch die Dimensionen sich
unterscheidet.
Fig. 41 ist
die obere Ansicht der Kluppe welche hier vollständig zusammengesezt erscheint, nur
mit Ausschluß der abgenommenen Dekplatte (Fig. 42); – Fig. 43 die
Seitenansicht der Dekplatte; Fig. 44 die Seitenansicht
und Fig. 45
die obere Ansicht des mittleren Kluppenkörpers ohne die Griffe und Baken; Fig. 46 die
obere Ansicht und Fig. 47 die Seitenansicht des einen Griffs; Fig. 48 und 49 die
Seitenansichten und Fig. 50 und 51 die obern Ansichten
der beiden Schneidbaken.
Raummangels wegen mußte in Fig. 33 der eine Griff
abgeschnitten dargestellt werden; dieser ist jedoch nach seiner vollen Länge in Fig. 46 und
47 zu
sehen.
Der Kluppenkörper A, A welcher ein von den Griffen
gänzlich zu trennendes Stük ausmacht, ist eine Art diker, aus Eisen geschmiedeter
Platte, welche an einem ihrer Enden zu einem starken Rohr B verläuft, vom anderen Ende her aber gabelähnlich und tief ausgeschnitten
ist. Die Gestalt dieses Ausschnitts erkennt man am besten in Fig. 45, wo der ganze
Umriß desselben mit c, d, e, f, g, q, o, p, r, i, k, l, m,
n bezeichnet erscheint. Hiervon sind d, e, f
und k, l, m zwei Bögen eines Kreises, dessen Mittelpunkt
in N liegt. Zwei eiserne Platten sind bestimmt, den
hohlen Raum des Körpers A, A oben und unten zu
verschließen, so daß er hiernach gleichsam einen Kasten bildet, der an dem Ende n, o offen bleibt.
Die untere oder Bodenplatte k, k, (Fig. 44 und 45), ist fest
an A, A vernietet, und enthält eine Durchbrechung,
welche in Fig.
45 bei e, f, g, h, i, k, l, e vollständig sich
darstellt. Die obere oder Dekplatte H, H muß – um
die Schneidbaken einlegen und herausnehmen zu können – beweglich seyn, und
ist deßhalb mittelst vier Schrauben b, b, b, b (wozu die
Löcher b' in Fig. 45 und b'' in Fig. 42 gehören), auf A, A befestigt. Sie enthält eine länglich-runde
Oeffnung I, welche – gleich der schon angeführten
Oeffnung der Bodenplatte – dazu dient, die in Arbeit befindliche
Schraubenspindel frei durch die Kluppe hindurch gehen zu lassen.
L und M sind die
SchneidbakenDas (in der Hälfte der wirklichen Größe)
abgebildete Bakenpaar gehört zum Schneiden einer Spindel von 5/16 Zoll
Durchmesser, der dünnsten, welche in dieser Kluppe bearbeitet werden kann.
Das gröbste Gewinde, wozu Baken vorhanden sind, hat dagegen nahe 1 Zoll im
Durchmesser.Die oben erwähnte größere Kluppe von gleicher Bauart ist mit Baken zu 1 bis
2zölligen Schrauben versehen; ihre Länge beträgt – zwischen den Enden
der Griffe gemessen – 34 Zoll, die Höhe oder Dike ihres Mittelkörpers
(einschließlich der obern und untern Platten) 2 Zoll.. Sie haben die sehr schäzenswerthe Eigenschaft einer großen Hohe oder Dike
(s. Fig. 48
und 49),
welche den Vortheil bringt, daß sie eine weit größere Anzahl Gewindgänge enthalten,
als die Baken der allgemein gebräuchlichen Kluppen. Der Baken L ist breit, von parallelepipedischer Gestalt, enthält einen mit
Gewindgängen versehenen Bogen s, t von ungefähr 110
Grad, und wird geradezu in die Vertiefung g, q, o, p, r,
i eingelegt. Auf ihn drükt die Stellschraube D,
welche ihr Muttergewinde (punktirt bei D', Fig. 45) in
einem Theil der Höhlung des Rohrs B findet, und in ihrer
Verlängerung den einen Griff c der Kluppe bildet. Die
kreuzweise durch diesen Griff gebohrten Löcher a, a, a
(Fig. 41)
dienen zum Einsteken eines Eisenstäbchens, mittelst dessen man die Schraube D umdreht, um den Baken L
näher gegen M hinzustellen.
Dieser zweite Baken M ist schmal, vorn durch zwei
Abschrägungen u, W, v, x verjüngt, enthält Gewindgänge
nur in einem kleinen Bogen u, r (von etwa 45 Grad) und
findet seinen Plaz in einem genau dazu passenden parallelepipedischen Ausschnitt G des zweiten Griffs E, F
(Fig.
46). Der Theil E dieses Griffs bildet ein
Kreissegment, welches fleißig in die Vertiefung d, e, f, k,
l, m des Kluppenkörpers (Fig. 45) eingepaßt ist,
und sich darin ohne Schlottern drehen kann; dagegen wird der Canal c, d, m, n seiner Breite nach nicht ganz von dem Griff
ausgefüllt, wodurch eben jene Drehung in sehr beschränktem Maaße möglich ist.
Der Gebrauch und die Wirkungsart der gegenwärtigen Kluppe bedarf nun kaum mehr einer
Erklärung. Wenn die Griffe C und F angefaßt werden, und man mittelst derselben die Kluppe umdreht, so lehnt
sich – je nach der Richtung dieser Drehung – der Griff F mit seinem flachen Theile zunächst bei E, entweder an die Wand c, d
oder an die Wand m, n (Fig. 45) und dadurch
tritt im ersteren Fall die Eke u, im lezteren Fall die
Eke v des Bakens M ein wenig
weiter vor, so daß sie kräftig einschneidet. Dieser Vorgang ist ganz mit demjenigen
übereinstimmend, welcher oben in Ansehung der Fig. 33 und 34 angeführt
wurde. Die in der angezeigten Weise entstehende Neigung des Griffs F nach der einen oder anderen Seite weicht von seiner
mittleren oder geraden Stellung nur um einen Winkel von 1 1/2 Grad ab.
Vorzüge dieser Kluppe sind – außer der ansehnlichen Höhe der Baken, wodurch
eine regelmäßigere Führung beim Schraubenschneiden und eine bessere Abgleichung der
verschiedenen Gewindgänge gegen einander entsteht – besonders folgende
zwei:
1) sehr rasches und gutes Arbeiten der Schneidbaken;
2) große Solidität und Dauerhaftigkeit.
Dagegen muß man tadeln:
1) Das bedeutend große Gewicht der ganzen Kluppe, wodurch beim Schneiden feiner Gewinde ein nachtheiliger Druk auf diese lezteren
entsteht.
2) Die Benüzung des einen Griffs als Stellschraube, wobei es fast nicht zu vermeiden
ist, daß im Herumführen der Kluppe unwillkürlich und unwissentlich eine kleine
Verdrehung der Schraube D, also eine entsprechende
Verrükung des Bakens L erfolgt, was zu ungleicher Dike
der verfertigten Schraubenspindel an verschiedenen Stellen ihrer Länge Anlaß geben
kann. Gegen dieses Uebel wird eine nur unvollkommene Sicherheit dadurch gewährt, daß
man die Schraube D sehr streng in ihrem Muttergewinde
D' gehen läßt.
3) Die ungleiche Länge der beiden Griffe, welche leicht zur Folge hat, daß an dem
längeren stärker niedergedrükt wird, als an dem kurzen, mithin die Kluppe nicht
immerwährend in horizontaler Lage bleibt. Dieser Uebelstand würde noch weit
erheblicher seyn, wenn durch die Ungleichheit der Griffe auch der Schwerpunkt aus
der Mitte der Bakenöffnung weggerükt wäre; allein diesen Fehler hat der Erfinder
klug vermieden, indem er durch Verbreiterung des Kluppenkörpers auf der Seite des
Griffs F, und überhaupt durch angemessene Vertheilung
der Massen, dem längeren Griff C ein Gegengewicht gab, und den
Schwerpunkt sehr nahe dort erhielt, wo er hingehört, nämlich in der Oeffnung, mit
welcher das Bakenpaar die in Arbeit befindliche Schraubenspindel umfaßt.