Titel: | Verfahren das Holz mit Flüssigkeiten zu imprägniren, welche es gegen Fäulniß, Trokenmoder, Wurmstich etc. schüzen; von Hrn. Bréant, Ober-Münzwardein. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. CX., S. 423 |
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CX.
Verfahren das Holz mit Fluͤssigkeiten zu
impraͤgniren, welche es gegen Faͤulniß, Trokenmoder, Wurmstich etc.
schuͤzen; von Hrn. Bréant, Ober-Muͤnzwardein.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Jun. 1845, S. 254.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Bréant's Verfahren das Holz mit Flüssigkeiten zu
imprägniren.
In einem Bericht über das Ergebniß der von der Société d'Encouragement für das Jahr 1831 gestellten
Preisaufgaben bemerkte Hr. v.
Gerando, daß Hr. Bréant die Industrie mit einer sehr wichtigen Entdekung
bereichert habe, die darin bestehe, das Holz gegen Fäulniß zu schüzen und ihm eine
sehr große Dauerhaftigkeit zu sichern, nämlich durch Eindringenlassen verschiedener
öhlartiger oder harziger Substanzen oder verschiedener Salze in dasselbe mittelst
eines eigenthümlichen Apparats, und daß in dieser Beziehung das Bréant'sche Verfahren die nüzlichsten Dienste
leisten werde, indem sich mittelst desselben zum Civilbau sowohl als zum Schiffbau
Holz liefern lasse, dessen Dauerhaftigkeit unzweifelhaft sey.
In der Sizung am 27. März 1839 machte Baron Seguier die
Mittheilung, daß von Hrn. Bréant präparirte und auf der Brüke Louis Philipp angebrachte
Tannen-Bretter sich vollkommen erhalten hätten.
Diese Thatsachen wurden von Hrn. Payen bestätigt, welcher in einem ersten Bericht am 30. Decbr. 1840
sagt, daß die 2 Zoll diken, von Bréant präparirten
und im Jahr 1834 gelegten Tannen-Bretter dieser Brüke sich vollkommen
erhalten haben, hart, klingend sind, keinen Schaden gelitten haben und sich noch in
demselben Zustand befinden, wie zu der Zeit wo sie gelegt wurden, während die
gewöhnliche Bretterung von demselben Holze so verdorben sey, daß sie neu wieder
hergestellt werden mußte. (Man vergl. polytechn. Journal Bd. LXXIX S. 467.)
So tief, sezte er hinzu, werde durch Bréants
Verfahren das Holz durchdrungen, daß sogar öhlige Flüssigkeiten das Innere der
Pflanzenzellen erreichen, und wahrscheinlich würden die sehr dichten Theile gewisser
Hölzer, welche dieser Durchdringung widerstehen, auch durch kein anderes Mittel
bezwungen.
Am 22. Mai 1844 erstattete Hr. Payen abermals Bericht über dieses Verfahren; die Untersuchung einer
der eichenen Bohlen auf der erwähnten Brüke ergab, daß sie in der Mitte ebenso
gesund war, wie auf der Oberfläche (polytechn. Journal Bd. XCIV S. 443). Hr. Bréant machte durch ihn zugleich das
Anerbieten, auf die durch sein Erfindungspatent erworbenen Rechte zu Gunsten des
allgemeinen Besten zu verzichten. Dieses Patent hatte er am 5. Mai 1831 schon auf 15
Jahre verlangt, erhielt es aber erst am 14. April 1838; am darauf folgenden 7. Jul.
erhielt er ein Verbesserungs-Certificat zum ursprünglichen Patent.
Das Verfahren besteht im Imprägniren des Holzes mit fettigen oder salzigen
Substanzen, um dessen Dauerhaftigkeit auf unbestimmte Zeit zu verlängern, es gegen
Fäulniß, Trokenmoder und Wurmstich zu schüzen und es minder brennbar zu machen. Die
erwähnten Substanzen werden kalt angewandt und mittelst einer Drukpumpe in das Holz
getrieben.
Der Apparat besteht aus einem starken gußeisernen Cylinder A, welcher in Fig. 6 im senkrechten
Durchschnitt und in Fig. 7 im Grundriß abgebildet ist; er ist 3,50 Meter hoch, hat 0,60 Meter
innern Durchmesser und ruht auf einem Mauerwerk A' am
Boden einer unterhalb des Arbeitslocals gegrabenen Höhlung, die mit einem, durch
punktirte Linien angedeuteten Fußboden A'' zugedekt ist.
Die Holzstüke B kommen aufrecht in den Cylinder, welcher
mit einer Verschließung C Versehen ist, durch die ein
Bolzen D in den Dekel E
geht, über welchem er mittelst einer Schraube stark angezogen wird.
Diese hermetische Verschließung nennt Bréant
fermeture autoclave.
Am Fuß des Cylinders ist eine Ablaßröhre F eingefügt,
durch welche die zur Operation benuzte Flüssigkeit in ein darunter gestelltes Gefäß
G abgelassen wird. Da dieser Abfluß nur in dem Grade
stattfinden kann, als man in den Apparat wieder Luft eintreten läßt, so wurde eine
Röhre F', Fig. 7, angebracht, welche
durch das Loch a oben in den Cylinder einmündet; wird
ein in dieser Röhre befindlicher Hahn geöffnet und dreht man einen die Verbindung
unterbrechenden, mit Schraubengewinde versehenen Bolzen b herum, so wird dadurch die Ablaßröhre F
geöffnet und die Flüssigkeit läuft aus.
Oben befindet sich am Cylinder A ein Sicherheits-
und Luftauslassungsventil H, welches aus einem auf der
Achse c beweglichen, mit Gewicht beschwerten Hebel
besteht; der Fuß dieses Hebels drükt gegen einen Pflok e, welcher zurükweicht und die Röhre d öffnet, aus
welcher die Luft entweicht, welche im Innern des Cylinders durch die bald dessen
ganzen Hohlraum ausfüllende Flüssigkeit comprimirt wird.
Das Eintreiben der conservirenden Flüssigkeit wird, wie gesagt, mittelst einer
Drukpumpe I bewerkstelligt, die durch einen Hebel K in Bewegung gesezt wird. Diese Pumpe ist in Fig. 6 zu
sehen; sie befindet sich auf dem Boden der Höhlung (statt auf dem Fußboden des
Arbeitslocals), damit die Arbeiter leicht zukommen können; man paßt eine bis zum Fuß
des Cylinders hinabreichende Röhre daran, welche man an die mit einem Hahn versehene
Röhre i schraubt.
Der Pumpenlasten J wird von einem höher angebrachten
Reservoir L gespeist, von welchem die Röhre M ausgeht, die mit dem Hahn I versehen ist und in den Boden des Cylinders mündet; öffnet man diesen
Hahn, so gelangt die Flüssigkeit durch ihr eigenes Gewicht hinab und füllt den
Apparat an.
Hr. Bréant kam auf den
Gedanken, den Cylinder A viel schneller, als dieß
mittelst der Röhre F geschieht, auszuleeren, indem er
sich eines Schmiedeblasebalgs oder sonst eines kleinen Blaseapparats bediente,
dessen Düse in die Röhre m gestekt wird, welche
ebenfalls mit Hahn versehen ist. Ist nun das obere Reservoir L leer und verstopft der Bolzen b die
Entleerungsröhre, so öffnet man zuvörderst den Hahn der Röhre F', um die Luft wieder eintreten zu lassen, dann den Hahn I der Röhre M und sezt
hierauf den Blasebalg in Bewegung. Die mit Gewalt eindringende Luft übt einen
hinreichenden Druk auf die Flüssigkeit aus, um sie in den Recipienten L zurükzutreiben.
Will man in das Holz Substanzen treiben, welche bei der gewöhnlichen Temperatur nicht
flüssig sind, wie Fette, Wachs, Theer, Harze etc., so werden sie nach Bréant's Vorschlag in einem
gußeisernen Cylinder N, Fig. 8, der auf einem Ofen
O angebracht ist, erhizt; man läßt sie in diesen
durch die Röhre P und zwar schon in flüssigem Zustand
hinein, nachdem man den Kolben Q mittelst der in der
Mutter S laufenden Schraubenspindel R etwas zurükschob und die Hahnen p, p öffnete; man verschließt hierauf die Verschließung n der Röhre P. Wenn die
Substanzen heiß genug sind, wird der Kolben durch Drehen des Doppelhebels T vorwärts getrieben, nachdem man vorher den Hahn der
mit der Röhre f in Verbindung gesezten Röhre i öffnete. Dieser Apparat ersezt die Drukpumpe.
Wenn die Holzstüke mit conservirenden Substanzen hinlänglich imprägnirt sind, nimmt
man sie heraus, sezt sie der Luft aus oder bringt sie in ein Trokenzimmer, wo sie
den gehörigen Grad von Trokne erlangen.
Da die zwischen den Holzfasern enthaltene Luft sich dem Eindringen der Flüssigkeiten
widersezt, so könnte man die Bohlen auch erwärmen, ehe man sie in den Cylinder
bringt. Hr. Bréant
wandte dieses Mittel nicht an, sondern gibt es nur als eine Verbesserung seines
Verfahrens an.
Man könnte diese Luft auch ausziehen durch Erzeugung eines theilweisen Vacuums
mittelst Dampfs in einem Eisenblech-Cylinder U,
Fig. 9,
welchen man durch eine mit Hahn o versehene Röhre V mit dem Cylinder A in
Verbindung sezt.
Der Dampf gelangt durch die Röhre X in den Cylinder U, dessen Luft durch die Röhre g ausgetrieben wird. Man erzeugt nun den luftleeren Raum durch
Condensation des Dampfs mittelst kalten Wassers, welches durch eine Röhre Y herbeigeleitet wird und auf einen Seiher Z fällt, wodurch es sich im Cylinder wie ein Regen
verbreitet, aus welchem es dann durch die Röhre h
abgelassen wird. Dieses Mittel, einen luftleeren Raum zu erzeugen, ist bekannt und
wird oft benuzt.
Hr. Bréant bediente sich
mit dem besten Erfolg kalten Leinöhls; das damit imprägnirte Holz hat sich
vollkommen conservirt. Eichene Bohlen, auf dieselbe Weise präparirt, erhielten sich
unter der Brüke Saints-Pères ebenfalls gut.
Uebrigens legt Hr. Bréant weniger Werth auf die Wahl der zum Conserviren des
Holzes anzuwendenden Substanzen, als auf das von ihm erfundene Verfahren es zu
imprägniren, welches er als sehr zwekmäßig betrachtet; eine erhizte Mischung von
Leinöhl und Harz
lieferte ihm im Verlauf seiner zahlreichen Versuche befriedigende Resultate.
Die Kosten des Verfahrens anbelangend, zweifelt Hr. Bréant nicht, daß sich wohlfeilere
Substanzen werden ausmitteln lassen als er selbst benuzte.