Titel: | Ueber den Blutegelhandel, insbesondere in Frankreich; von Chevallier. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. CXVII., S. 453 |
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CXVII.
Ueber den Blutegelhandel, insbesondere in
Frankreich; von Chevallier.
Im Auszug aus dem Journal de Pharmacie, August 1845, S.
135.
Chevallier, über den Blutegelhandel.
Die Blutegel, deren man sich gewöhnlich bedient, sind 1) der officinelle Blutegel
(Sanguisuga officinalis; Hirudo provincialis von Carena; 2) der grüne, graue Blutegel (Sang. medicinalis). Jede dieser beiden Species hat
wieder verschiedene Varietäten.
Die Sümpfe und Teiche der Departements der Indre und Loire, der beiden Sèvres,
der untern Loire, der Maine und Loire, der Vendée, der Loire und Eher, der
obern Marne, der Sologne, gewisse Bäche in verschiedenen Gegenden, waren reich an
medicinischen Blutegeln und die Ausbeutung dieses von der Natur gegebenen Reichthums
reichte nicht nur für den Bedarf Frankreichs, sondern auch zur Ausfuhr nach England
hin. Zwar werden auch gegenwärtig noch Blutegel aus den französischen Departements
bezogen, der größte Theil des Bedarfs aber kömmt vom Auslande; sie werden in großer
Menge in den Sümpfen Ungarns, Rußlands, der Wallachei, der Türkei und Aegyptens
gefischt; eine geringe Quantität endlich wild aus Algier bezogen.
Die Quantität der in Frankreich eingeführten Blutegel ist ungeheuer und ihr Werth
beträchtlich; ferner werden die Blutegel, welche in den Jahren 1827 bis 1832 per Stük 15 Centimes kosteten, gegenwärtig zu 40 bis 50
Centimes verkauft.
Es wurden in Frankreich eingeführt:
Im Jahre
1827
33,634,494
Blutegel
im offciellen
Werth von
1,009,035 Fr.
–
1828
27,360,100
–
–
–
820,803 –
–
1829
44,580,754
–
–
–
1,337,422 –
–
1830
35,534,000
–
–
–
1,066,020 –
–
1831
36,443,475
–
–
–
1,093,304 –
–
1832
57,491,000
–
–
–
1,724,730 –
–
1833
41,654,300
–
–
–
1,249,629 –
–
1834
21,885,965
–
–
–
656,759 –
–
1835
22,560,440
–
–
–
676,813 –
–
1836
19,855,800
–
–
–
595,674 –
–
1837
25,767,754
–
–
–
773,633 –
–
1838
22,409,050
–
–
–
672,272 –
–
1839
22,415,406
–
–
–
672,462 –
–
1840
17,557,295
–
–
–
526,719 –
–
1841
17,478,663
–
–
–
524,359 –
–
1842
20,382,358
–
–
–
611,471 –
–
1843
17,607,695
–
–
–
528,231 –
–
1844
15,224,673
–
–
–
456,740 –
Es ist aus diesem Verzeichniß zu ersehen, daß die Einfuhr von Blutegeln vom Jahr 1833
an abnahm. Uebrigens wurde eine geringe Menge auch ins Ausland verführt. Folgendes
Verzeichniß enthält die Ausfuhr in 10 Jahren.
Im Jahr
1827
wurden
196,000
Blutegel
im Werth
von 5,908 Fr. ausgeführt.
–
1828
–
292,800
–
–
–
8,784 –
–
–
1829
–
503,906
–
–
–
15,117 –
–
–
1830
–
739,250
–
–
–
22,177 –
–
–
1831
–
1,242,100
–
–
–
37,263 –
–
–
1832
–
1,895,300
–
–
–
56,859 –
–
–
1833
–
868,059
–
–
–
26,059 –
–
–
1834
–
879,100
–
–
–
26,373 –
–
–
1835
–
1,236,096
–
–
–
37,696 –
–
–
1836
–
1,009,445
–
–
–
30,283 –
–
Die Anzahl der aus Frankreich ausgeführten Blutegel ist sonach gering im Vergleich
mit den eingeführten. Doch nimmt diese Ausfuhr bedeutend zu, indem sie im Jahr 1827
nur 196,000 Stük im Werth von 5908 Fr. betrug, während sie im Jahr 1836 bis auf
1,009,445 Stük im Werth von 30,283 Fr. stieg.
Man hat im Allgemeinen vom Mutegelhandel wenig Kenntniß; es sind bis jezt noch keine
Verordnungen darüber vorhanden, was die Erhöhung ihres Preises zur Folge hatte und
den Betrug, durch welchen ein kleiner Blutegel in einen mittlern und ein mittlerer in einen erster
Gattung verwandelt wird, zu welchem Zwek man sie mit Blut voll saugen läßt, um sie
schwerer und größer zu machen.
Seit 20 Jahren wurde Paris zum Mittelpunkt des Blutegelhandels, und die Kaufleute,
welche sich mit demselben befassen, haben ihre Hauptetablissements in dieser
Stadt.
Der Handel nahm aber eine andere Gestaltung an. Früher wurden alle Blutegel nach
Paris geführt; jezt wird der ankommenden Waare der Weg abgelaufen, indem man gegen
Baarzahlung den ungarischen, wallachischen oder türkischen Handelsleuten die von
ihnen gebrachten Blutegel abkauft und die Waare steht in mehr oder minder hohem
Preis, je nachdem sich mehr oder weniger Käufer einstellen; manchmal veranlassen
sogar die nicht unter einander verstandenen Käufer ein Steigen des Preises.
Viele Blutegel werden schon an der Gränze, bei Kehl im Großherzogthum Baden,
verkauft. Es kommen auch Blutegel aus Griechenland über Trieft; diese werden von
Slavoniern und Levantefahrern gebracht und kommen mit Dampfschiffen oder den im
Lande gebräuchlichen Barken.Die Blutegel zahlen (in Frankreich) 1 Fr Eingangszoll per 1000 Stük.
Um Blutegelhandel zu treiben, muß man großen Geldvorrath haben und einen Verlust
nicht fürchten; sollte ein solcher eintreten, so muß er durch den Gewinn bei einer
andern Operation gedekt werden. Der Blutegelhandel, wie er jezt betrieben wird,
könnte gewissermaßen dem Börsenspiel gleichgestellt werden; denn notorisch ist das
Fallen und Steigen ihres
Preises, je nach Umständen, ein gemachtes.
Die Blutegelfischer verrichten ihr Geschäft mechanisch und nehmen, statt die
Faden-Blutegel (filets), welche zur Fortpflanzung
der Blutegel dienlich wären, in den Teichen zu lassen, alles, was sie finden; sie
verfahren gedankenlos, indem sie sich die Hoffnung auf ihren Fang in künftigen
Jahren mit herausfangen.Wir wissen nicht, wem die Sümpfe gehören, in welchen die nach Frankreich
eingeführten Blutegel gefischt werden; wem sie aber auch gehören mögen,
einem Staat oder Individuum, so wäre es wünschenswerth,daß der Blutegelfang
geregelt würde, woraus unsäglicher Vortheil entspränge für den Fänger, den
Besizer, so wie für die Aerzte und Kranken, die der Blutegel bedürfen.
Sind die Blutegel gefangen, so stekt man sie in mehr oder weniger große Säke; diese
Säke, wovon einer gefüllt ungefähr 3 1/2 Kilogr. wiegt, kommen in hängende Pakwägen
(Fourgons), welche gehörig eingerichtet, 100 bis 120 Säke aufnehmen. Man läßt sie
dann mit Post abgehen und nicht anhalten, bis zur Gränze.
Die Blutegel kommen in Frankreich in 10 bis 12 Tagen an. Oft machten sie die Reise
troken, d.h. ohne befeuchtet zu werden; da sie aber
bei längerer Fortdauer dieses Zustandes leiden würden, so gibt es an den Orten,
durch welche solche Blutegelwägen kommen, Wirthshäuser, wo die Einrichtung getroffen
ist, um die Blutegel waschen und erfrischen zu können.
Der größte Theil der Blutegel wird vom Monat Mai bis zum September eingeführt. Sonst
wurden sie alle nach Paris gebracht; jezt gibt es an mehreren Orten, vorzüglich aber
in Straßburg, Reservoirs, um sie ausruhen zu lassen. Diese Reservoirs oder Teiche,
in kleiner Entfernung von der Stadt und Hrn. Coyard gehörig, sind zur Aufnahme der der
Compagnie Laurens und Vauchel
zu Paris, Coyard zu Straßburg, Ritton zu Lyon und Coste zu Trieft gehörigen
Blutegel bestimmt. Diese werden sodann in der Zahl gefangen, die man zum Verkaufe
bedarf.
Es wurde die Meinung verbreitet, daß die zur Reise bestimmten Blutegel Nahrung zu sich nehmen, d.h. vor ihrer Absendung mit Blut
zusammengebracht werden müssen; wir werden weiter unten beweisen, daß man
mit Unrecht diese Meinung verbreitet hat, durch welche das Vorhandenseyn von Blut in
den angefüllten Blutegeln gerechtfertigt wäre.
Das Gewicht der Blutegel ist ein bedeutender Gegenstand der Erörterung im Handel mit
denselben; das mittlere Gewicht der verschiedenen Sorten je nach ihrer Größe sollte,
im Interesse Aller, von der Regierung bestimmt seyn. Doch werden in der Regel vier
besondere Sorten angenommen.
Die erste Sorte sind die sogenannten großen Blutegel; von
diesen muß das Tausend 2,875 bis 3,125 Kilogr. wiegen; dieses Gewicht mag größer
oder kleiner seyn, so hat es weder eine Erhöhung noch eine Verminderung des Preises
zur Folge; jenen Spielraum hat der Blutegelhändler nothwendig, um seine Sorten bei
den zu Markte gebrachten Blutegeln bilden zu können.
Die zweite Sorte begreift die sogenannten mittlern
Blutegel; diese wiegen 1,125 bis 1,250 Kilogr.
Die dritte Sorte begreift die sogenannten mittelkleinen
Blutegel, wovon das Tausend 625 bis 650 Gramme wiegt.
Die vierte Sorte sind die kleinen Blutegel; die
sogenannten Fadenblutegel, welche nach unserer Ansicht
weder gefangen noch verkauft werden sollten, werden dem Gewicht nach verkauft.Mit Blut vollgesogen, werden diese Blutegel auch dem Tausend nach
verkauft.
Außer diesen vier Sorten gibt es noch eine fünfte Sorte Blutegel; diese sind sehr
groß, denn sie wiegen manchmal per Tausend Stük bis 10
Kilogr. und werden besonders verkauft; man nennt sie Kuh-Blutegel (Sangsues vaches).
Das Anfüllen der Blutegel besteht darin, daß man sie eine gewisse Menge Bluts
einsaugen läßt, um sie größer und schwerer zu machen.
Es wurde vielfach behauptet, daß die nach Frankreich eingeführten Blutegel Blut
enthalten, welches ihnen zur Nahrung und damit sie die Reise ertragen, gegeben
werde; es ist aber jezt erwiesen, daß die Blutegel von einigen jener Leute angefüllt
werden, welche damit handeln, und eine nicht besonders
gute Waare mit Gewinn verkaufen wollen; durch diese Anfüllung gewinnen die Blutegel
an Ansehen und Gewicht; sie kann in Lyon eben so gut wie in Straßburg und Paris
geschehen; die so angefüllten Blutegel werden auf Bestellung versandt oder Hausirern
übergeben.
Die Anfüllung der Blutegel geschieht mit möglichst frischem Ochsen-,
Kalbs- oder Hammelsblut; man bringt den Blutegel in das Blut und bedekt das
Gefäß, er saugt sich mit dem Blut an und nimmt an Größe und Gewicht zu; der
vollgesogene Blutegel wird dann gewaschen und in den Handel gebracht.
Die vollgesogenen Blutegel müssen wohl untersucht werden, um sie zu erkennen; denn
wenn es auch deren gibt, die schwerfällig und träge sind, so behalten andere doch
ihre Lebhaftigkeit bei und bewegen sich im Wasser mit einer gewissen
Leichtigkeit.
Wenn die vollgesogenen Blutegel nichts anekelt oder aufregt, so behalten sie das
ihnen gegebene Blut vollkommen in sich; ja sie können, wenn sie gesezt werden, noch
eine Portion nehmen, wodurch sie verkäufliche Waare, und Arzt und Kranker betrogen
werden, welche, indem sie sie anbeißen und saugen sehen, diese Blutegel für rein
halten; aber das Blutquantum, welches solche Blutegel einsaugen, ist viel geringer,
als wenn dieselben rein gewesen wären.
Obwohl wir wußten, daß die käuflichen Blutegel angefüllt sind, wollten wir uns doch
noch besonders davon überzeugen; wir kauften große, mittlere
und kleine Blutegel, wogen sie und ließen, den vordern Theil dieser
Blutegel zwischen die mit einem Leinentuch umwikelten Finger nehmend, sie bis zum
hintern Ende zwischen die Finger hindurchgleiten und sonderten auf diese Weise alles
von ihnen verschlukte Blut ab.Hr. Joseph Martin,
welcher in Paris Blutegelhandel treibt, kehrt die Blutegel um wie einen
Handschuh, und merkwürdiger Weise können diese umgekehrten und von dem
eingesogenen Blut befreiten Blutegel, in ihren ursprünglichen Zustand
zurükgebracht, wieder fortleben.
Die mit diesen drei Sorten angestellten Versuche gaben folgende Resultate:
1000 große vollgesogene Blutegel, im Gewicht von 2,440
Kilogr., enthielten 1,140 Kilogr. Blut; die von Blut
befreiten (entleerten) Blutegel wogen 1,300 Kilogr.
1000 mittlere Blutegel von 1,250 Kilogr. Gewicht
enthielten 250 Gramme Blut; das Gewicht der Blutegel war
sonach 1,000 Kilogr. Diese Blutegel, im Preise von 50 bis 90 Fr., waren auf 70, 80
und 150 Fr. gebracht worden.
1000 mittelkleine Blutegel, welche 700 Gramme wogen,
enthielten 200 Gramme Blut; das Gewicht der Blutegel
betrug also 500 Gramme. Es waren dieß vollgesogene Fadenblutegel.
Man hatte verbreitet, daß das Blut den Blutegeln wegen der Reise gegeben werde. Wir
überzeugten uns, indem wir uns durch Hrn. Montaut von Trieft am 5. Febr. 1844 nach Paris gekommene Blutegel
verschafften, daß diese Blutegel kein Blut enthielten und in gutem Zustand waren.
Eben so wurden aus dem Indre-Departement bezogene Blutegel untersucht und
ebenfalls rein von Blut befunden.
Die im Handel als ächt und kauf würdig (loyales et marchandes) ausgebotenen Blutegel sollten
frei seyn von Blut, indem dem Begriffe dieser Worte nach eine so bezeichnete Waare
rein, nicht vermengt, oder mit irgend einer fremdartigen
Substanz verfälscht seyn soll.
Aus einigen Versuchen, welche wir anstellten, und vielen Nachrichten, die wir
einzogen, geht hervor, daß die vollgesogenen Blutegel träge sind, oft nicht, oder
doch sehr schwer anbeißen, daß sie endlich wenig Blut ziehen und ihre Wunden,
nachdem sie abgefallen, nicht nachbluten, so daß wenigstens 30 solcher vollgesogener
Blutegel erforderlich sind, um die Wirkung von 10 blutfreien hervorzubringen.
Die Frage anbelangend, ob vollgesogene Blutegel schädlich
wirken können, so könnte, wenn es auch nachgewiesen wäre, daß die Benuzung
mit Thierblut vollgesogener Blutegel an und für sich nichts schaden würde, d.h. zu
keinem Unfall Anlaß gäbe, doch bewiesen werden, daß ein solcher Blutegel in der
Hinsicht schädlich ist, daß der Arzt nicht weiß, an was er sich zu halten hat.
Durch folgende Mittel kann entdekt werden, ob die Blutegel betrügerischer Weise
vollgesogen wurden.
Der nicht vollgesogene Blutegel hat einen in die Länge gezogenen, plattgedrükten
Körper; seine Haut hat ein eigenthümlich sammetartiges Aussehen; er bewegt sich im
Wasser höchst lebhaft in auffallend in die Länge gezogener Gestalt, ist so elastisch, daß er ausgedehnt und
wie ein Band um den Finger gewikelt werden kann; seiner ganzen Länge nach kann er
zusammengedrükt werden; durch einen starken Druk vom Kopf an gegen den Schwanz soll
er kein Blut von sich geben, und sollte er auch eine sehr kleine Menge von sich
lassen, was bei großen Sumpfblutegeln manchmal der Fall ist, so ist dieses Blut
statt roth, wie das der mit Blut gefütterten Blutegel,
klebrig und grünlichschwarz.
Der vollgesogene Blutegel hat keinen so in die Länge gezogenen Körper als der obige,
und nimmt gerne die Gestalt einer Olive an; im Wasser erscheint er oft wie erstarrt
und ganz träge; das sammetartige Ansehen seiner Haut ist nicht dasselbe wie beim
vorigen; drükt man ihn zwischen den Fingern, so ist ein rother Reflex wahrzunehmen;
zwischen den Fingern verlängert er sich nicht, und drükt man ihn vom Kopf zum
Schwanze zu, so sieht man bald, wie das Blut, mit welchem er vollgesogen, sich gegen
das Ende hin anhäuft; drükt man ihn dann stark, so wird das Blut bisweilen in einem
Strahl herausgedrükt. Dieses Blut ist roth und kann mit der grünlichschwarzen
Flüssigkeit, welche der Sumpfblutegel manchmal von sich gibt, nicht verwechselt
werden. Daß man den Blutegeln Blut gebe, damit sie die Reise besser vertragen, ist
nicht stichhaltig; denn die vollgesogenen Blutegel machen die Reise nicht gut, man
erleidet Verluste und die ungebrauchten Blutegel (s.
vierges) vertragen die Reise besser.
Der hohe Preis der Blutegel und die Anwendung, welche in Spitälern von entleerten
Blutegeln gemacht wurde, brachte mehrere Personen auf den Einfall, die schon
gebrauchten Blutegel zu sammeln, um sie zu entleeren und dann wieder zu verkaufen.
Wie die Entleerung der Blutegel vorgenommen wird, ist in vielen Werken zu finden. Ob
aber die wiederholte Anwendung schon einmal gebrauchter Blutegel anzurathen und
keine Gefahr davon zu befürchten sey, getrauen wir uns nicht zu beantworten, glauben
aber, daß sie höchstens in Familien geschehen sollte, deren Mitglieder sich alle
kennen; bei fremden Personen aber weiß man nicht, was daraus entstehen kann.
Nach unseren Versuchen ist es nicht möglich zu unterscheiden, ob ein Blutegel mit
Blut gefüttert wurde, um in den Handel geliefert zu werden, oder ob man sich
desselben zu Blutentziehungen bei einem Kranken bedient hatte. Dieser Umstand muß im
Ankauf der Blutegel zum Wiederverkauf noch umsichtiger machen, indem man beim
Gebrauch schon Blut enthaltender Blutegel nicht wissen kann, ob man nicht, statt zur
Wiederherstellung des Kranken beizutragen, eine schwere contagiöse Krankheit
herbeiführt.
Die Frage, ob der Verkauf vollgesogener oder schon gebrauchter Blutegel als Betrug zu
betrachten sey, ist sonach mit Ja zu beantworten.