Titel: | Ueber die Verfertigung von Achsen für Locomotiven und Eisenbahnwagen; von L. M. de Bauque. |
Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XXII., S. 91 |
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XXII.
Ueber die Verfertigung von Achsen fuͤr
Locomotiven und Eisenbahnwagen; von L. M. de Bauque.
Aus dem Technologiste, August 1845, S.
524.
de Bauque, über die Verfertigung der Achsen für Locomotiven und
Eisenbahnwagen.
Als ich vor ungefähr einem Jahr eine Lieferung von Achsen an die (französische)
Regierung unternahm, sah ich sogleich ein, daß ich dieselben nach neuen
Verfahrungsarten erzeugen müsse, um des Gelingens vollkommen sicher zu seyn. Ich
machte sonach eine Auswahl guten dehnbaren alten Eisens, welches ich zu einer Masse
vereinigte. Diese Massen, in einem Flammofen sorgfältig erhizt, wurden zwischen
Walzen zu flachen Barren ausgestrekt, die mit der Blechschere kalt geschnitten, in
Bündel von 7 Stüken vereinigt, in die Schmiedesse gebracht wurden, um in Viereke von
12 Centimetern verwandelt zu werden; diese Viereke kamen dann sogleich in die
Schmiede, um dann neuerdings bei bedektem Feuer in der Esse wieder erhizt und
hierauf unter dem Hammer zur Dimension von 9 Centimeter Durchmesser, der Dimension
der Waggonsachsen, gestrekt zu werden.
Ich bemerkte bald, daß ich auf diese Weise wirklich viel härtere, compactere und
unbiegsamere Achsen als mittelst des Walzens bekam; unter dem Fallwerk aber fand ich
ihren Widerstand geringer.
Ich wollte jedoch die Vorzüge der gewalzten Achsen erreichen, ohne die so schäzbaren
Eigenschaften der gehämmerten aufzugeben. Ich sah mich, um diesen Zwek zu erreichen,
gezwungen, eine Hize mehr zu geben; ich wandelte daher Bündel von fünf Stüken der
bei der ersten Operation erhaltenen Barren in neue flache Barren um, welche ich
zerschnitt, um wieder neue Bündel von sieben Stüken daraus zu machen, die ich dann
durch dasselbe Verfahren wie oben in die gewünschte Dimension verarbeitete und
erhielt auf diese Weise Achsen, welche ohne zu brechen, sieben Schläge eines
gußeisernen Klozes von 43 Kilogr., der 5 Meter hoch herabfiel, aushielten.
Später bemerkte ich, daß die Achsen nicht in allen Richtungen gleich gut Widerstand
leisteten und daß, wenn der Kloz auf die schmalen Seiten der Barren auffiel, sie
sehr oft Risse bekamen, während sie in der andern Richtung Widerstand leisteten; es
veranlaßte mich dieß wieder zu einer Modification meines Verfahrens. Ich legte alsdann fünf flache
Barren übereinander, statt sieben, und legte die beiden andern auf die beiden Seiten
dieses Bündels und erreichte auf diese Weise einen nach allen Seiten gleichen
Widerstand.
Es sey mir nun erlaubt die Vorzüge darzustellen, welche mir die so verfertigten
Achsen vor den nach alter Weise gehämmerten und den gewalzten zu besizen
scheinen.
Den nach alter Weise gehämmerten Achsen sind sie vorzuziehen: 1) weil leztere, aus 3
bis 4 unter dem Hammer gestrekten Alteisenplatten verfertigten, nicht von so guter
Qualität seyn können, indem sie ein Feuer weniger bekommen, was auf die Qualität des
Eisens von großem Einfluß ist; 2) weil, da in die noch so sorgfältig bearbeitete
Masse Alteisen von verschiedener Beschaffenheit eingeht, eine aus 35 Barren
zusammengesezte Achse nothwendig gleichartiger seyn muß, als eine bloß aus 3 oder 4
Barren bestehende; 3) endlich weil aus 7 (aus Bündeln von 5 flachen Barren
erzeugten) Platten verfertigte Achsen, wovon 5 übereinandergelegt und 2 an den
Seiten dieser angelegt werden, nach allen Richtungen gleichen Widerstand
leisten.
Besser als die gewalzten sind sie: 1) weil diese, welche ungefähr um ein Zehntel
weniger wiegen, weder hart, noch compact, noch unbiegsam sind, sich also viel
schneller abnüzen, sich sehr oft verdrehen, und immer sehr nachtheilige Biegungen
annehmen müssen; 2) weil man beim Walzen sich immer auch mehr oder weniger
kaltbrüchigen Eisens bedienen kann, die Achsen aber, wenn man solches Eisen unter
dem Hammer anwenden wollte, beim Schmieden sich blättern würden (deviendraient doubles).
Ich habe noch zu bemerken, daß ich die in Belgien, England, Amerika und Frankreich
übliche Form der Achsen nicht zwekmäßig finde. Ich glaube, daß man die Achse an der
Stelle, gegen welche sich sich die Radnabe stüzt, viel schwächer machen sollte, und
daß an dieser Stelle die aus den Stößen, welche am andern Ende der Achse erzeugt
werden, hervorgehenden Schwingungen innehalten. Dieß scheint mir die Achse in der
Gegend des Rades spröde zu machen. Ich glaube daher, daß eine conische Form
zwekmäßiger wäre; es wäre nach meiner Meinung rathsam, daß die Basis dieses Kegels
zugleich auch die Basis eines zweiten Kegels gegen die Mitte der Achse würde, indem
es allgemein anerkannt ist, daß die Achse beinahe stets in der Nähe des Rades
bricht; aus diesem Grund gab man ja diese Gestalt auch den Achsen der
Frachtfuhrwerke.