Titel: | Ueber die Lagerung der Drähte bei der elektrischen Telegraphie. |
Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XXX., S. 107 |
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XXX.
Ueber die Lagerung der Draͤhte bei der
elektrischen Telegraphie.
Ueber die Lagerung der Drähte bei der elektrischen
Telegraphie.
Die Leitung jener Drähte durch die Luft über hölzerne oder steinerne Ständer ist
allerdings die einfachste und wohlfeilste; Hr. Jacobi
meint jedoch davon, sie sey weder ein wissenschaftlicher noch technischer
Fortschritt.Bull. de la classe
physico-mathematique de l'Acad. Imp. de St.
Petersbourg T. IV, Nr. 8. Und wo wäre sie
auch bei großer Ausdehnung anwendbar? nur da, wo die Aufsicht bereits vorhanden, bei
Eisenbahnen. Dennoch wird auch da die Erfahrung der Zeit das Endurtheil zu fällen
haben. Es dürfte demnach über weiteres noch nachzudenken vorerst nicht überflüssig
seyn; und dieß kann nur — im Gegensaz zu voriger überirdischer — die unterirdische
Leitung betreffen, also lediglich Röhren.
Wheatstone's gußeiserne und Jacobi's
gläserne Röhren sind Gedanken, welche keine Anwendung
gestatten, und gebohrte marmorne werden zu theuer
ausfallen; es bleiben also nur noch übrig Röhren aus Thon
und Holz.
1) Gebrannte thönerne, etwa 3zöllige Röhren mit zwei
Durchgängen, oder 2½″ mit einem Durchgang (diese mit eisenfreier
Glasur und eingeseztem Stege), mit dergleichen Prüfungsbehältern auf abgemessenen
und bezeichneten Distanzpunkten, alles an den Verbindungsstellen wasserdicht
verkittet, die Dekel der Prüfungsbehälter aber so, daß sie die Abnahme ohne
Beschädigung gestatten, deuten sich als die zuverlässigsten an, und zugleich auch
als die annehmbarsten; denn neben der etwaigen Kostspieligkeit geht die
verwohlfeilernde Dauer her und verspricht die beste Wirkung. Doch mögen sie freilich
für Rußland theurer ausfallen als für Deutschland und seine Westnachbarn.
2) Ob dergleichen vierseitige Canäle aus Holz, welches
nach der Methode von SchulzJ. A. Schulz, Civilingenieur in Dresden:
„Reues, wohlfeiles und
bewaͤhrtes Verfahren das Holz zu conserviren, dasselbe auch
gegen Faͤulniß, Schwamm und Wurmstich zu schuͤzen
etc.“ Weimar 1844. zubereitet worden, etwa
wohlfeiler und doch genügend zuverlässig seyen? darüber ist nur der Versuch im
Stande den Entscheid zu gewähren.
Schließlich sey noch erinnert, daß Hr. Jacobi (a. a. O.)
den fraglichen Gegenstand als den schwierigsten und wichtigsten Theil der
elektrischen Telegraphie bezeichnet.
PH. Braun, Lieutenant zu Marburg.