Titel: | Ueber die Verminderung des specifischen Gewichts, welche die Porzellanmasse beim Brennen ungeachtet des Schwindens erleidet; von G. Rose. |
Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XXXII., S. 109 |
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XXXII.
Ueber die Verminderung des specifischen Gewichts,
welche die Porzellanmasse beim Brennen ungeachtet des Schwindens erleidet; von G. Rose.
Aus Poggendorf's Annalen der Physik und Chemie, 1845, Nr.
9.
Rose, über das specifische Gewicht der Porzellanmasse.
Al. Brongniart macht uns in seinem wichtigen Werke über
ThonwaarenfabricationTraité des arts céramiques ou des poteries. Paris
1844. mit der Thatsache bekannt, daß die Porzellanmasse im
schwach gebrannten ungahren Zustand ein höheres specifisches Gewicht habe, als im
stark gebrannten gahren Zustand; eine Thatsache, die, ehe man weiter darüber
nachdenkt, auffallen kann, da die Porzellanmasse bekanntlich beim Brennen im Gutofen
schwindet, d. h. einen kleineren Raum einnimmt, und also nach dem Brennen ein
höheres specifisches Gewicht haben sollte als vorher. Ich lasse, ehe ich meine
Bemerkungen darüber mittheile, die betreffende Stelle in einer wörtlichen
Uebersezung folgen, sie steht Theil I S. 282.
Nachdem der Verfasser gezeigt hat, daß wir noch keine genügenden Bestimmungen über
das specifische Gewicht der verschiedenen Arten von Thonwaaren besizen, fährt er
fort:
„Ich glaubte also diese Lüke ausfüllen und durch die vollkommensten und
genauesten Methoden die specifischen Gewichte einer großen Menge von
Thonwaarenmassen in den verschiedenen Graden des Brennens bestimmen zu müssen. Dazu
war eine lange Reihe von Versuchen nöthig, und ich bat daher Hrn. A. Laurent, meinen Gehülfen für physikalische und chemische
Untersuchungen im Laboratorium der Porzellanfabrik zu Sèvres, das specifische
Gewicht von verschiedenen Arten Thonwaaren in den verschiedenen Zuständen der Gahre
zu nehmen.Die Resultate dieser Untersuchungen sind von Hrn. Brongniart in einer besonderen Tabelle (Nr. VIII) zusammengestellt.
Wir gelangten zu Resultaten, die ganz unerwartet, und den Vorstellungen, welche man
gewöhnlich von den Verschiedenheiten des specifischen Gewichts der verschiedenen
Arten von Thonwaaren hat, völlig entgegengesezt waren — Vorstellungen welche
ich für so begründet hielt, daß ich daraus mit dem größten Theil der Physiker, wenn
nicht mit allen, Folgerungen zog, die durch die Erfahrung gänzlich widerlegt
wurden.
In der That sieht man bei dem Ueberblik der Tafel Nr. VIII zuerst, welcher bedeutende Unterschied in dem specifischen Gewicht
einer und derselben Thonmasse stattfindet, wenn man dasselbe an Stüken, oder an dem
Pulver der Thonmasse untersucht, dann aber und dieß ist die merkwürdigste Thatsache,
daß das specifische Gewicht, anstatt von der weichsten wenig gebrannten Thonmasse zu
der stark und hart gebrannten zuzunehmen, vielmehr abnimmt, so daß die weichen
Ziegelsteine von Sarcelles bei Paris, die Steingutmasse und das grobe Töpfergut der
Vorstadt St. Antoine bei Paris eine viel beträchtlichere Dichtigkeit haben, als die
so harte, dichte (serrée) und so start gebrannte Masse
der Feldspath-Porzellane (porcelaines dures).
Diese Thatsache schien mir so paradox, daß ungeachtet des Zutrauens, welches ich in
die so genaue und geschikte Art zu operiren des Hrn. Laurent und in Versuche sezen mußte, die in meinem Laboratorium in Sévres,
und größtentheils unter meinen Augen angestellt waren, ich sie doch nach einem
Zwischenraum von mehreren Jahren durch den geschikten Hrn. Malaguti und endlich auch ganz neuerlich durch Hrn. Salvétat wiederholen ließ. Aus diesen Versuchen, die unter ganz besonders
günstigen und vielleicht einzigen Umständen ausgeführt waren, ergibt sich, daß das
Feldspath-Porzellan, je mehr es gebrannt wird, sich zusammenzieht, und an Volumen um wenigstens
ein Zehntheil abnimmt, auch in
seinem specifischen Gewicht
in einem
auffallenden
Maaße
abnimmt. Man sieht, daß dieß in dem Verhältniß von 2,619
zu 2,242 geschieht, indem es halbgebrannt durch ein Gewicht von 2,440 hindurchgeht.
Also wenn die Masse nur verglüht ist, d. h. wenn sie 10
Stunden lang einer Hize, höher als die Hize des schmelzenden Silbers ausgesezt
gewesen, wenn sie noch porös ist und an der Zunge hängt, hat sie, pulverisirt, ein specifisches Gewicht von 2,619; wenn sie
im Gutofen halbgahr gebrannt wird, so daß die Glasur zwar zusammensintert, aber nur
erst anklebend ist, wird ihr specifisches Gewicht auf 2,440 reducirt, und wenn sie
endlich vollkommen gebrannt ist, ist dieß Gewicht auf 2,242 herabgesunken, und
dennoch hat sich die Masse in linearer Ausdehnung um 10 Proc. zusammengezogen.
Ich will nicht versuchen diese Thatsache zu erklären, dazu ist hier nicht der Ort.
Ich begnüge mich hier zu sagen, daß man sie als gewiß annehmen kann, einmal weil die
Versuche mit aller möglicher Sorgfalt und Genauigkeit angestellt sind, und dann weil
sie sich dem Gesez der Veränderung des specifischen Gewichts in den Thonmassen anschließt, nach
welchem das specifische Gewicht dieser Massen
im
umgekehrten Verhältniß
zu dem Grad des Brennens steht, oder was dasselbe sagen
will, daß die Dichtigkeit des Pulvers dieser Massen um so geringer ist, je mehr die
Masse gebrannt ist.“
Hr. Brongniart bemerkt noch in einer Note, daß man die
Aenderung im specifischen Gewicht nicht einer etwanigen Entweichung von Wasser oder
von einem andern Körper zuzuschreiben habe, da sehr genaue Versuche ihn überzeugt
hatten, daß verglühtes Porzellan beim Brennen im Gutofen nichts von seinem Gewicht
verliere.
Ungeachtet die angegebenen Thatsachen als hinreichend bestätigt angenommen werden
konnten, so wollte ich mich doch, ehe ich weitere Schlüsse darauf baute, gern selbst
von der Richtigkeit derselben überzeugen, was mir um so leichter wurde, als ich
durch die Güte des Directors der hiesigen königlichen Porzellanfabrik, Hrn. Geheimen
Oberbergrath Frick, der sich selbst für diese Versuche
sehr interessirte, nicht allein mit dem dazu nöthigen Material versehen wurde,
sondern auch die Gelegenheit erhielt, in einem der Gutöfen der Porzellanfabrik die
nöthigen Schmelzungen und Glühungen vorzunehmen. Ich erhielt so von Hrn. Frick 9 verschiedene Proben Porzellan, von denen die
Probe Nr. 1 nur verglüht, Nr. 9 bis zum Erkalten im Gutofen gelassen, die übrigen
aber nur resp. 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 Stunden im Gutfeuer geblieben waren.
Die Proben Nr. 1 bis 4 waren weich, leicht zerbrechbar und an der Zunge hängend, die
ersteren von ihnen im größeren, die lezteren im geringeren Grade; die Probe Nr. 5
haftete nicht mehr an der Zunge, und hatte schon ziemlich dieselbe Härte, wie alle
folgenden, sie war aber im Bruche noch matt; eben so verhielt sich auch Nr. 6;
dagegen 7 und 8 schon in allen Eigenschaften mit Nr. 9 übereinkamen. Bei allen
diesen Proben waren aber im Bruche mit bloßen Augen mehr oder weniger häufige Poren
wahrzunehmen, so daß es nöthig war, um für die Bestimmung des specifischen Gewichts
ein constantes Resultat zu erhalten, die Proben vorher zu pulvern.
Ich fand auf diese Weise das specifische Gewicht der verglühten
Porzellanmasse
=
2,613
von Nr. 3
=
2,589
— Nr. 4
=
2,566
— Nr. 9
=
2,452.
Die Proben Nr. 5 bis 9, die nicht mehr an der Zunge hafteten, wurden auch in Stüken
gewogen, und auf diese Weise das specifische Gewicht gefunden:
von Nr. 5
=
2,310
— Nr. 6
=
2,374
— Nr. 7
=
2,347
— Nr. 8
=
2,334
— Nr. 9
=
2,345.Die Methode, deren ich mich hierbei bediente, war dieselbe, welche
ich bei der Untersuchung des specifischen Gewichts des
pulverfoͤrmigen Kalkspaths und Aragonits (Poggendorff's Annal. Bd. 42, S. 355)
angewandt habe, indem ich das fein zerriebene und mit Wasser
gekochte Porzellan zuerst unter Wasser wog und dann abdampfte, und
nun erst das absolute Gewicht bestimmte. Ich habe hier nur die
Aenderung gemacht, daß ich die Waͤgung nicht in einem
Glaskoͤlbchen, sondern in einem Platingefaͤß vornahm,
wie sich dessen schon Heinrich Rose bei
seinen Waͤgungen bedient hatte, was den Vorzug
gewaͤhrt, daß das Platin beim Abdampfen nicht angegriffen
wird, waͤhrend dieß bei einem Glasgefaͤß stets der
Fall ist. Das Zerkleinern des hart gebrannten Porzellans vor dem
Zerreiben im Achatmoͤrser geschah in einem
Stahlmoͤrser.
Hieraus ersieht man, daß die verglühte Berliner Porzellanmasse dasselbe specifische
Gewicht hat, als die von Sèvres, denn die Zahlen 2,613 und 2,619 sind so wenig
verschieden, daß man den Unterschied wohl unberüksichtigt lassen kann; daß aber das
gahr gebrannte Berliner Porzellan noch schwerer ist als das von Sèvres, und zwar in
dem Verhältniß von 2,452 : 2,242. Es ist aber vielleicht dieser Unterschied weniger
auffallend als die obige Uebereinstimmung, da die Berliner und
Sèvres-Porzellanmassen nicht allein in ihrer Zusammensezung sehr verschieden
sind, sondern auch die Temperatur in dem Gutofen der Berliner Porzellanfabrik in dem
Maaße höher ist, als in dem der Sèvres-Porzellanfadrik, daß das
Sèvres-Porzellan in dem Berliner Gutofen zusammensinkt. Indessen kann die
Ursache des hohen specifischen Gewichts des Berliner Porzellans in Vergleich mit dem
des Sèvres-Porzellans nicht auf einem Irrthum beruhen, da, obgleich ich den
Versuch nicht wiederholt habe, der Versuch mit dem ganzen Stüke ein specifisches
Gewicht von 2,345 geliefert hat, das zwar wegen der eingeschlossenen Poren des Stüks
geringer als das des Pulvers, aber immer noch viel höher ist, als das des
Sèvres-Porzellans.Der Unterschied in dem specifischen Gewicht der uͤbrigen Proben, die
in Stuͤken gewogen sind, ruͤhrt offenbar auch von diesen Poren
her, die in den ver, schiedenen Stuͤken leicht in verschiedener Menge
sich finden koͤnnen, und wuͤrde gewiß, wenn die Proben in
Pulverform gewogen waͤren, fortgefallen seyn.
Wenn aber auch die Versuche mit dem Berliner Porzellan nicht ganz gleiche Resultate
gegeben haben, als mit dem Sèvres-Porzellan, so haben sie doch das Resultat
vollkommen bestätigt, daß das gahr gebrannte Porzellan ein geringeres specifisches
Gewicht hat, als das ungebrannte.
Um nun über die Ursache dieser Erscheinung Aufschluß zu erhalten, war es nöthig mit Bestimmtheit
zu wissen, ob während des Brennens keine Aenderung in der chemischen Zusammensezung
des Porzellans vor sich ging. Brongniart läugnet dieß
zwar bestimmt, allein ich glaubte die Sache doch noch einmal untersuchen zu müssen,
da Abich öfter von einer möglichen Verflüchtigung von
Alkali spricht, die stattfinde, wenn man alkalihaltige Silicate mit kohlensaurem
Baryt im Seftström'schen Ofen einige Zeit im Fluß erhält,
oder wenn sich Obsidian durch Umschmelzung in Bimsstein umändere. Ich stellte
deßhalb zuerst einen Versuch mit dem einen Gemengtheil des Porzellans, dem Feldspath
an, da dessen Zusammensezung genau gekannt ist. 17,0045 Gramme Adular vom St.
Gotthard wurden in einem Platintiegel in dem Gutofen der königlichen Porzellanfabrik
geschmolzen. Der Adular war hiedurch in ein weißes Glas umgeändert, das, wie dieß
bei allen Varietäten des Feldspaths der Fall ist, voller kleiner Blasen war. Sein
Gewicht betrug nun 16,9950 Gramme; es hatte also verloren 0,0095 Gramme oder 0,056
Proc. — ein Verlust, der so unbedeutend ist, daß er wohl übersehen werden
kann.
Einen andern Versuch mit dem Porzellan selbst stellte zu gleicher Zeit Hr. Frick an. Eine kleine Platte von verglühter
Porzellanmasse wurde im Gutofen gebrannt. Sie wog vor dem Brennen 240 Gran, und
hatte nach dem Brennen nur den unbedeutenden Verlust von 1/16 Gran erlitten.
Es war also auch durch diese Versuche dargethan, daß die Aenderung des specifischen
Gewichts, die das Porzellan durch das Brennen erleidet, von einer Aenderung in der
chemischen Zusammensezung nicht herrühren könne, und es lag nun nahe, sie ganz oder
zum Theil in der Aenderung des Aggregatzustandes zu suchen, indem die Porzellanmasse
beim Brennen in den glasigen Zustand übergeht, und es bekannt ist, daß viele
krystallisirte Körper, wenn sie geschmolzen werden und beim Erkalten ein Glas
bilden, ein geringeres specifisches Gewicht erhalten, wenn sich auch sonst ihre
chemische Zusammensezung ganz gleich bleibt. Um zu untersuchen, ob jene Aenderung
überhaupt oder nur allein diesem Umstand zuzuschreiben sey, mußte zuerst das
specifische Gewicht der Gemengtheile der Porzellanmasse vor und nach dem Schmelzen
untersucht werden.
Die Masse des Berliner Porzellans besteht nur aus einem Gemenge von Porzellanerde und
Feldspath, die beide vorher für sich allein geschlämmt werden. Nach den
Mittheilungen von Hrn. Frick werden hiebei auf 198 Pfd.
Porzellanerde, welche 7,2 Proc. Wasser enthält, 58 Pfd. Feldspath, d. h. auf 76,01
Proc. wasserfreier Porzellanerde 23,99 Proc. Feldspath genommen. Quarz und andere
Zusäze finden nicht
statt, da die Porzellanerde aus den Gruben von Morl bei Halle bezogen wird, also aus
zerseztem Porphyr besteht, und deßhalb auch im geschlämmten Zustand viel mehr
eingemengten Quarz enthält, als die Porzellanerde, die sich aus verwittertem Granit
bildet, wie z. B. die von Aue bei Schneeberg in Sachsen.Vergl. hieruͤber Mitscherlich's Lehrbuch
der Chemie, 2. Aufl. Th. 2 S. 215, und den Anhang zu Ende der
Abhandlung. Der Feldspath ist sogenannter gemeiner Feldspath aus
dem Granit der Gegend von Hirschberg in Schlesien.
Ich untersuchte zuerst das specifische Gewicht des Glases, in welches der oben
erwähnte Adular vom Gotthard beim Schmelzen im Gutofen übergegangen war. Da es ganz
mit Blasen erfüllt war, so mußte es zu diesem Versuche auch gepulvert werden; sein
specifisches Gewicht betrug aber in diesem Zustand 2,387; im krystallisirten Zustand
beträgt es dagegen, nach Abich, 2,5756.Vergl. a. a. O. die Tabelle zu S. 7.
Ein ähnliches Resultat gab auch der geschlämmte Feldspath, wie er auf der hiesigen
Fabrik benuzt wird, so wie auch, nach Abich's Versuchen,
der glasige Feldspath.
Das specifische Gewicht des ersteren fand ich 2,592, und nachdem er in dem Gutofen zu
Glas geschmolzen war, 2,384.
Das specifische Gewicht des krystallisirten glasigen Feldspaths von Ischia beträgt,
nach Abich, 2,5972, zu Glas geschmolzen 2,4008.
Bei allen diesen Abänderungen des Feldspaths findet also durch die Schmelzung eine
Verminderung im specifischen Gewicht von ungefähr 1/13 statt.
Mit der Porzellanerde, dem andern Gemengtheil, geht, wenigstens in der Hize, die der
Gutofen der Porzellanfabrik darbietet, keine solche Veränderung wie mit dem
Feldspath vor; die Porzellanerde ist in diesem Hizgrad unschmelzbar, sie bakt darin
wohl etwas zusammen, läßt sich aber auch nach dem Brennen mit Leichtigkeit zerdrüken
und zerreiben. Ihr specifisches Gewicht fand ich indessen nun ebenfalls etwas
geringer, als wenn sie nur kurze Zeit über der Spirituslampe geglüht war. Die auf
der hiesigen Fabrik geschlämmte und nachher getroknete Porzellanerde verlor, im
Wasserbad getroknet, 0,85 Proc., und als sie darauf zweimal 10 Minuten lang über der
Spirituslampe mit doppeltem Luftzug stark erhizt wurde, 8,55 Proc. Das specifische
Gewicht dieser nur so weit erhizten Porzellanerde betrug aber 2,633, das Gewicht der
in dem Gutofen geglühten Porzellanerde dagegen nur 2,562, und als der Versuch mit
derselben Menge noch einmal wiederholt wurde, 2,564.
Ich muß es dahin gestellt seyn lassen, was der Grund dieses Verhaltens der
Porzellanerde sey, ob er wirklich in einer allotropischen oder chemischen
Veränderung besteht, die in der Masse beim Brennen vorgeht,Die Plasticitaͤt verliert die Porzellanerde schon beim Gluͤhen
uͤber der Spirituslampe. oder ob er vielleicht darin
liegt, daß die schwach gebrannte Porzellanerde, wie der schwach gebrannte Gyps beim
Wiegen im Wasser, Wasser bindet, oder wie die pulverförmige Kohle Gasarten, Wasser
verdichtet, und dadurch das Resultat der Wägung unrichtig macht; so viel ergibt
sich, daß wenigstens ein Gemengtheil des Porzellans nach dem Schmelzen ein
geringeres specifisches Gewicht erhält.
Man kann nun zwei Ansichten aufstellen, wie man sich das Porzellan zu denken habe.
Dasselbe ist entweder auch im gebrannten Zustand ein Gemenge, also ein
Feldspathglas, worin die Porzellanerde als solche enthalten ist, oder die beiden
Gemengtheile sind ganz oder zum Theil chemisch mit einander verbunden. Für die
erstere Ansicht spricht gewissermaßen die geringe Durchsichtigkeit des Porzellans,
so wie auch sein Ansehen unter dem Mikroskop nach den Zeichnungen, die Ehrenberg davon geliefert hat.Poggendorff's Annalen, Bd. 39 S. 106 In
diesem Fall müßte aber das specifische Gewicht des Porzellans, wenn man es aus den
specifischen Gewichten der Gemengtheile (Feldspath = 2,384, Porzellanerde = 2,563)
und der bekannten Zusammensezung berechnet, mit dem gefundenen specifischen Gewichte
übereinkommen, was aber nicht der Fall ist, denn man erhält auf diese Weise die Zahl
2,518 statt 2,452,Bezeichnet man mit s, s′, s″ das specifische
Gewicht, und mit x, x′, x″ das absolute
Gewicht der Gemengtheile und der Verbindung so ist:x″/s″ = x/s + x′/s′, also s″ = x″ . s . s′/x s′ + x
s,wonach die obige Zahl berechnet ist. Berechnet man das
specifische Gewicht der schwach gegluͤhten Porzellanerde nach dem
specifischen Gewicht des Feldspaths (2,592) und des nur vergluͤhten
Porzellans (2,613), so erhaͤlt man, nicht sehr verschieden von dem
Versuch, 2,620 statt 2,633; berechnet man indessen die Zusammensezung der
Porzellanmasse nach dem specifischen Gewicht derselben und nach dem der
Gemengtheile, so erhaͤlt man etwas uͤber 48 Proc. Feldspath
statt 24, daher die Bestimmung. des specifischen Gewichts der schwach
gegluͤhten Porzellanerde doch nicht richtig zu seyn scheint. Man
sieht aber zugleich, wie klein die Abweichungen im specifischen Gewicht zu
seyn brauchen, um schon eine große Aenderung in der chemischen
Zusammensezung zu verursachen, und wie mißlich es ist, dergleichen
Schluͤsse zu machen, zumal hier, wo man es mit Materialien zu thun
hat, die im Großen gereinigt und gemengt werden. Dennoch ist aber bei dem
gahr gebrannten Porzellan der Unterschied in dem berechneten und gefundenen
specifischen Gewicht zu groß, um ihn bloß aus Fehlern in den der Rechnung zu
Grunde liegenden Zahlen erklaͤren zu koͤnnen. also
eine größere Zahl als der Versuch ergeben hat.
Wahrscheinlich wirken also doch bei dem Brennen der Porzellanmasse die beiden
Gemengtheile ganz oder zum Theil (denn die Porzellanerde von Morl ist ja selbst noch
ein Gemenge) chemisch auf einander, und dehnen sich dabei aus, da ja öfter die
chemische Verbindung ein geringeres specifisches Gewicht hat, als sich aus den
Bestandtheilen folgern läßt. Diese Ausdehnung, wenn sie in der That stattfindet,
kommt noch zu der hinzu, die der glasartige Zustand für sich allein hervorbringt,
und beide bewirken dann zusammen die Ausdehnung, die die Porzellanmasse beim Brennen
erleidet.
Eine solche Ausdehnung findet also immer statt, und das Schwinden der Porzellanmasse
beim Brennen im Gutofen ist demnach nur scheinbar, und wird nur durch das Wegfallen
der leeren Räume in dem Thon, die theils durch die lokere Zusammenhäufung, theils
durch das Entweichen des Wassers beim Brennen im Verglühofen entstehen,
hervorgebracht.
Anhang.
Nach den Analysen von Forchhammer besteht die geschlämmte
Porzellanerde von Aue bei Schneeberg (a) und von Morl
bei Halle (b) aus:
(a)
(b)
Thonerde
37,57
22,00
Eisenoxyd, Manganoxyd und Magnesia
Spur
1,87
Kieselsaͤure
44,30
27,96
Wasser
13,02
7,43
Kali
—
0,17
Kohlensaure Kalkerde
0,31
0,33
Quarz
5,12
39,10
––––––––––––––
100,32
98,95.
Die Porzellanerde wurde bei diesen Analysen mit Schwefelsäure zersezt, und der
eingemengte Quarz von der abgeschiedenen Kieselsäure durch kohlensaures Natron
geschieden.
Der größere Gehalt an Kieselsäure in der durch Zersezung des Porphyrs entstandenen
Porzellanerde, in Vergleich mit der aus dem Granit entstandenen, ist wohl
erklärlich. Nach meinen Untersuchungen bestehen der gewöhnliche Granit und der rothe
Porphyr aus denselben Gemengtheilen, nämlich aus Feldspath, Oligoklas, Quarz und
Magnesiaglimmer, und beide Gebirgsarten unterscheiden sich nur dadurch von einander,
daß im Granit die Gemengtheile im körnigen Gefüge, in dem Porphyr aber in einer
Grundmasse enthalten sind, die, wenn gleich in der Regel scheinbar gleichartig, doch
nur als ein inniges Gemenge derselben Gemengtheile, die auch im deutlich krystallisirten Zustand in ihr
enthalten sind, angenommen werden kann. Verwittert der Porphyr, so kann der in der
Grundmasse enthaltene, mit bloßen Augen nicht sichtbare Quarz bei seiner großen
Feinheit durch Schlämmen von dem zersezten Feldspath und Oligoklas nicht getrennt
werden, sondern nur der gröbere deutlich krystallisirte; aus dem Granit dagegen, wo
alle Gemengtheile sich vollkommener abgesondert haben, wird demnach auch, wenn er
verwittert, der Quarz von den verwitterten Gemengtheilen viel vollkommener zu
trennen seyn.