Titel: | Verschiedene Anwendungen des schwefelsauren Bleies; von Barreswil und Vallé. |
Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XXXIV., S. 125 |
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XXXIV.
Verschiedene Anwendungen des schwefelsauren
Bleies; von Barreswil
und Vallé.
Aus dem Recueil de la Société polytechnique, 1845, No.
2.
Barreswil u. Vallé, über Anwendungen des schwefelsauren
Bleies.
In den Kattundrukereien erhält man beträchtliche Mengen von schwefelsaurem Blei als
Rükstand bei Bereitung der essigsauren oder holzsauren Thonerde; dieses Bleisalz
läßt sich zur Darstellung verschiedener Producte verwenden.
Metallisches Blei. — Um aus dem schwefelsauren
Bleioxyd das Blei in metallischem Zustand zu erhalten, reducirt man es mit Zink. Man
bringt in ein Faß abwechselnde Schichten von schwefelsaurem Blei in Teigform,
welches man mit ein wenig Schwefelsäure und Zinkstükchen versezt. Nach sieben bis
acht Tagen ist bei Anwendung von 25 Kilogr. die Reduction beendigt. Um die
unangegriffenen Zinkstüke abzutrennen, behandelt man das reducirte Blei mit
Schwefelsäure, welche das Zink auflöst. Man erhält so metallisches Blei und
schwefelsaures Zink, welches durch einmaliges Umkrystallisiren vollkommen rein
wird.
In Mülhausen hat man das schwefelsaure Blei auch auf die Art reducirt, daß man es mit
Eisen und sehr verdünnter Schwefelsäure behandelte.
Bleiweiß. — Das sehr zertheilte Blei kann durch die
Einwirkung der Luft und des Wassers leicht in Bleiweiß verwandelt werden; man kann
es aber auch schmelzen und so in den Handel bringen. Es eignet sich besonders zu
Kapellenproben, weil es reines Blei ist.
50 Gramme solchen Bleies wurden auf der Kapelle abgetrieben und lieferten eine schöne
reingelbe Glätte; sie hinterließen nicht die geringste Spur Silber.
Holzsaures Blei. — Sehr merkwürdig ist die Wirkung
des Kalks auf das schwefelsaure Blei.
Behandelt man dieses Salz mit ½ Aequivalent Kalk, so erhält man ein Gemenge
von basischem schwefelsaurem Blei und schwefelsaurem Kalk, auf welches wir
zurükkommen.
Mit 1 Aequivalent Kalk verwandelt man es in Bleioxyd und schwefelsauren Kalk. Wenn
man dieses Gemenge mit Holzsäure behandelt, erhält man wieder holzsaures Blei.
Bleioxyd-Kalk. —
Wendet man 2 Aequivalente Kalk an und läßt kochen, so erhält man den
Bleioxyd-Kalk (bleisauren Kalk); dieses Salz wird wie das holzsaure Blei in
den Kattundrukereien angewandt.
Chromgelb. — Versezt man das Gemenge von
schwefelsaurem Blei und ½ Aequivalent Kalk in der Kälte mit chromsaurem Kali,
so erhält man schönes Chromgelb, welches sich in Chromorange verwandelt, wenn man
mehr Kalk zusezt und bis zum Kochen erhizt.
Chlorblei. — Durch Behandlung mit Salzsäure wird
das schwefelsaure Blei in Chlorblei verwandelt, welches sich in der Oehlmalerei
anwenden läßt.
Jodblei. — Durch Behandlung mit Jodkalium liefert
das schwefelsaure Blei schön gelbes Jodblei, welches in der Malerei angewandt
wird.
Reinigung des Leuchtgases. —
Schwefelwasserstoff-Ammoniak verwandelt das schwefelsaure Blei in
Schwefelblei, indem sich schwefelsaures Ammoniak bildet. Das schwefelsaure Blei läßt
sich daher zum Reinigen des Leuchtgases anwenden. Das erzeugte Schwefelblei kann
durch Rösten wieder in schwefelsaures Blei verwandelt werden.
Schwarz für Oehlfarben. — Wenn man das bei
Bereitung der holzsauren Thonerde zurükbleibende schwefelsaure Blei in einem
geschlossenen Gefäße ausglüht, so liefert es ein Schwarz, welches in der Oehlmalerei
anwendbar ist.
Massikot. — Dasselbe Bleisalz, beim Zutritt der
Luft calcinirt, liefert ein Gemenge von schwefelsaurem Blei und Bleioxyd von schöner
Massikotfarbe, welches sich als Anstreichfarbe für Zimmerwände (um die Holzfarbe
nachzuahmen) benuzen ließe. Diese Farbe ist sehr troknend.
Durch fortdauernde Einwirkung der Hize wird die Massikotfarbe dunkler und zulezt
orangeroth.
Kitte. — Solches Massikot läßt sich zur Bereitung
von Glaserkitt oder des Kitts für Dampfkessel vortheilhaft anwenden.
Glasur für Töpferwaare. — Ohne Zweifel könnte man olchessolches Massikot auch zum Glasiren der Töpferwaare anwenden; Zusaz von ein wenig
Kalk wäre dabei zwekmäßig.
Das schwefelsaure Blei, welches bei der Bereitung der essigsauren oder holzsauren
Thonerde zurükbleibt, wird ganz weiß, wenn man es mit einigen Procenten
Schwefelsäure versezt.
Wenn man zur Bereitung der oben genannten Producte calcinirtes schwefelsaures Blei
anwendet, so werden sie reiner.
Neues Weiß für die Oehlmalerei. — Das wichtigste
Product ist das basische schwefelsaure Blei, welches man
auf oben angegebene Weise erhält; dasselbe läßt sich zu den nämlichen Zweken wie das
Bleiweiß anwenden, denn es bildet mit Oehl einen bindenden Teig, dekt gut und
troknet gut. Unsere Versuche über dieses neue Bleiweiß lassen uns hoffen, daß es im
Großen angewandt werden wird. In diesem Falle würde natürlich das schwefelsaure
Blei, welches man als Nebenproduct in den Kattundrukereien gewinnt, für den Bedarf
bei weitem nicht ausreichen; man könnte sich aber solches Salz in Menge auf die Art
verschaffen, daß man Bleiglanz röstet und das Rohproduct dann mit Schwefelsäure
behandelt. Die silberhaltigen Bleiglanze insbesondere ließen sich mit Vortheil hiezu
benuzen.