Titel: | Ueber die Mittel, wodurch den Nachtheilen abgeholfen werden kann, welche durch den Rauch der mit Steinkohlen geheizten Fabriköfen entstehen; von Ch. Combes. |
Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LIII., S. 182 |
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LIII.
Ueber die Mittel, wodurch den Nachtheilen
abgeholfen werden kann, welche durch den Rauch der mit Steinkohlen geheizten
Fabrikoͤfen entstehen; von Ch. Combes.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, August
1845, S. 348.
Combes, über Rauchverzehrung bei Fabriköfen.
In den großen Städten hat man sich immer über den Rauch von mit Steinkohlen geheizten
Fabriköfen beklagt; man suchte entweder die Erzeugung desselben zu verhindern, indem
man mechanische Vorrichtungen zum Vertheilen der Steinkohlen auf den Rösten
einführte, oder ihn zu verbrennen, indem man Luft zu gewissen Zeiten und an
verschiedenen Stellen in den Feuerraum leitete. Alle diese Bemühungen hatten jedoch
fast überall nur einen halben Erfolg; in einigen (französischen) Fabriken benuzt man
noch immer den mechanischen Vertheiler von Collier. Die
Einrichtungen, welche in anderen Fabriken zum Verbrennen des Rauchs getroffen worden
waren, nämlich Einlassen von Luft an gewissen Stellen des Feuerraums, nach den
Verfahrungsarten von Lefroy, d'Arcet und anderen, hat man
allgemein aufgegeben; man machte ihnen den Vorwurf, daß dabei nicht nur weniger
Wärme an die Dampfkessel übertragen, sondern auch deren Zerstörung beschleunigt
wird, weil der Gasstrom zu viel unverbrannte Luft enthält. Die Heizung der
königlichen Münze (zu Paris) mit vollständiger Verbrennung des Rauchs der Kohksöfen,
so wie sie Hr. d'Arcet einrichtete, besteht aber jezt
noch wie früher; dieß ist gewiß ein Beweis, wie Unrecht man hatte, die
rauchverzehrenden Vorrichtungen mit Einlassen von Luft in den Rauchstrom aufzugeben,
statt daß man suchte sie zu vervollkommnen.
Die in den englischen und schottischen Fabrikstädten durch den Rauch verursachten
Uebelstände waren noch viel bedeutender als die in Frankreich; sie wurden von Tag zu
Tag lästiger und endlich unerträglich, daher im Jahr 1843 eine Commission des Hauses
der Gemeinen mit einer Untersuchung derselben und der Mittel zu ihrer Abhülfe
beauftragt wurde.
Der Bericht dieser Commission vom 17. August 1843 ergab, daß man sich veranlaßt sehe,
in der nächsten Sizung der Parlamentshäuser eine Bill einzubringen, welche die
Rauchbildung durch Fabriköfen und Dampfkesselöfen verbietet. Die ins Detail
gehenden Protokolle der Untersuchung wurden dem Beschlusse des Hauses der Gemeinen
zufolge gedrukt, wie dieß in Großbritannien üblich ist. Sobald der Bericht und die
Protokolle in Frankreich angekommen waren, wurden sie von dem Unterstaatssecretär
der Staatsbauten der Central-Dampfmaschinen-Commission mit der Anfrage
übergeben, ob von den in England gebräuchlichen Verfahrungsweisen einige in
Frankreich Anwendung finden und förmlich vorgeschrieben werden können. Die Antwort
der Commission ging dahin, daß mehrere unter diesen Verfahrungsweisen zwekmäßig zu
seyn scheinen, daß aber vor deren verordnungsmäßigen Einführung oder auch nur
Anrathung erst directe Versuche angestellt werden müssen, um sich von dem Grade
ihrer Zwekmäßigkeit zu überzeugen; daß erst ermittelt werden müsse, welches die
einfachsten und wenigst kostspieligen Mittel seyen, um den gewünschten Zwek zu
erreichen; daß endlich mehrere annoch unsichere Punkte, sowohl hinsichtlich der den
Apparaten zu gebenden Dimensionen, als über die Menge des in Dampf verwandelten
Wassers, die Wirkung auf das Metall der Dampfkessel etc. aufzuhellen seyen. Der
Unterstaatssecretär stimmte dieser Ansicht bei und beauftragte die Commission,
Versuche anzustellen, für welche er den nöthigen Credit bewilligte. Auf diese Weise
kam es zu den Versuchen, welche ich, als Secretär der
Central-Dampfmaschinen-Commission, leitete und wobei mir der
Bergwerks-Ingenieur-Aspirant Debette
Beistand leistete. Wenn diese Versuche auch noch der Fortsezung, oder vielmehr der
Wiederholung mit größern Dampfkesseln bedürfen, ehe die Commission ihren Vorschlag
zu gesezlichen Verordnungen nebst einer praktischen Instruction der Regierung
überreicht, so kann ich doch heute schon die erhaltenen Resultate mittheilen, indem
die Verfahrungsarten, welche ich vorzuschlagen habe, einfach sind, durchaus keine
Kosten verursachen und in keinem Falle den geringsten Uebelstand nach sich ziehen
können. Es wäre daher zu wünschen, daß sie sogleich bei den Fabriköfen in Anwendung
kommen, welche in Paris jezt gebaut werden und überall, wo der Rauch die Bewohner
der Nachbarschaft belästigen kann. Nach dem Manchester Guardian wurden
kuͤrzlich von dem Gerichtshof zu Manchester mehrere Personen in eine
Strafe von je 40 Shill. verfaͤllt, weil sie keine Vorkehrungen
getroffen hatten, um den Rauch ihrer Dampskessel-Oefen zu verzehren.
Aus den gerichtlichen Verhandlungen geht hervor, daß die Frage, ob es in der
Praxis moͤglich sey, den Rauch groͤßtentheils, wo nicht
gaͤnzlich zu verzehren, durch die Aussagen von Henry Houldsworth und Thomas Ogden, deren Schornsteine dafuͤr den Beweis liefern, als
abgemacht zu betrachten ist. Hr. Houldsworth
bewies, daß die Einrichtungen zur beinahe vollstaͤndigen Verbrennung
des Rauchs keineswegs kostspielig sind, indem sie in gewoͤhnlichen
Fällen nur 10 bis 15 Pfd. St. betragen und daß man bei Verbrennung des
Rauches noch den Vortheil hat, nicht weniger als 18 Proc. an Brennmaterial
zu ersparen. In den drei Jahren 1838 bis 1840 verbrauchte sein Dampfkessel
stuͤndlich eine Tonne (20 Cntr.) Steinkohlen; im Jahr 1841 wurde der
rauchverzehrende Apparat am Ofen angebracht und in den drei folgenden Jahren
1842 bis 1844 war der Kohlenbrauch auf 16 8/10 Cntr. per Stunde vermindert. Man vergl. uͤber die in England
gebraͤuchlichen rauchverzehrenden Vorrichtungen polytechn. Journal
Bd. XCII S. 250 und Bd. XCIV S.
8.A. d. R.
Die Versuche wurden auf der Feuerstelle eines gewöhnlichen Dampfkessels von
cylindrischer Gestalt, mit zwei Siederöhren, von einer Gesammt-Capacität von
2,85 Kubikmetern angestellt. Der Rost hat eine Gesammtoberfläche von 0,6525
Quadratmeter; die Summe der zwischen den Roststangen befindlichen leeren Räume
beträgt 0,162 Quadratmeter oder das Viertel der ganzen Oberfläche. Der Kamin hat
eine Höhe von 20 Meter über dem Boden und ist von kreisrundem Querschnitt; er hat
innerlich (im Lichten) 0,70 Durchmesser an der Basis und 0,50 Meter an der Spize,
wonach die obere Mündung eine Fläche von 0,196 Quadratmetern einnimmt. Die gesammte
Heizfläche beträgt 15 Quadratmeter; die Circulation der bei der Verbrennung
entstehenden Gase ist übrigens auf gewöhnliche Weise geleitet. Der Strom geht unter
den Siederöhren vorbei, gelangt durch den Feuercanal rechts, welcher bis zur Hälfte
des Durchmessers des Dampfkesselkörpers aufsteigt, an den Vordertheil des Ofens
zurük und kehrt durch den Feuercanal links zum Kamin zurük. Es wurden auf dem Roste
in der Stunde ungefähr 80 Kilogramme stark rauchendes Steinkohlenklein aus der Grube
Produits in Belgien verbrannt. Die in dieser Steinkohle enthaltene Asche und
steinigen Körper erzeugen schwarze, teigige Schlaken, so daß die Roststäbe oft und
mühsam gereinigt werden mußten. In dem Mauerwerk wurden an beiden Seiten des Rostes
zwei Canäle angebracht, um mitten in den durch die Verbrennung erzeugten Gasstrom
atmosphärische Luft einführen zu können; die äußere Oeffnung jedes solchen Canals
auf der Außenseite des Ofens ist 130 Millimeter breit und 110 Millimeter hoch; sie
sezen sich über die ganze Länge des Feuerraums fort, von welchem sie nur durch die
Dike eines halben Baksteins getrennt sind, und münden in einer Entfernung von 16
Centimetern hinter der Brüke aus, durch zwei rechtwinkelige Spalten, welche sich an
den beiden Seiten des Ofens gerade gegenüber stehen, 195 Millimeter hoch in
verticaler Richtung und 65 Millimeter breit sind, was für jede dieser Oeffnungen,
aus welchen die Luft entweicht, 127 Quadratcentimeter, für beide zusammen 254
Quadratcentimeter Oberfläche ausmacht, = 157/1000 von der Summe der zwischen den
Rostfläben befindlichen
leeren Räume. Die Seitenlöcher konnten mit zugehauenen, mit Handgriffen versehenen
Baksteinen, welche man an ihre äußere Oeffnung legte, verschlossen werden; wurden
die Baksteine flach hingelegt, so waren sie halb verschlossen. Durch ein am
Hintertheil des Ofens angebrachtes Loch, in welches ein gußeisernes Einsezstük
paßte, konnte man beobachten, was im Innern vorging. Eine andere ähnliche Oeffnung
befand sich am vordern Ende des zweiten Feuercanals; mittelst desselben wurden zu
verschiedenen Zeiten die Gase angesogen (gesammelt), welche der Gegenstand
vielfältiger Untersuchungen waren, und wovon Hr. Debette
fünf vollkommene Analysen mittelst Kupferoxyds anstellte. Die Gase wurden in eine
große Flasche über Wasser, welches mit einer 2 Centimeter diken Oehlschicht bedekt
war, aufgesaugt, gerade so wie Hr. Ebelmen die Gase aus
den Hohöfen auszog. Um die Luftmenge zu ermitteln, welche durch den Rost drang,
brachte man am Aschenraum eine zweiflügelige Thüre von Eisenblech an; durch jeden
Flügel gingen drei in einer verticalen Linie angebrachte rechtwinkelige Oeffnungen,
welche durch dünne Riegel von einander getrennt waren und mittelst Platten oder
Füllungen von Eisenblech nach Belieben verschlossen werden konnten; jede dieser
sechs Oeffnungen hat 183 Millimeter horizontaler Breite auf 153 Millimeter
verticaler Höhe; alle sechs miteinander nehmen eine um 0,168 Quadratmeter größere
Fläche ein, als die Summe der leeren Räume zwischen den Roststäben beträgt. Ehe die
eigentlichen Versuche angefangen wurden, ward mehrere Tage hindurch ein gelindes
Feuer gemacht, um das Mauerwerk des Ofens auszutroknen. Folgendes sind die Resultate
der Beobachtungen.
Der Heizer brachte gewöhnlich auf einmal 2 Schaufeln Steinkohlen auf den Rost, wovon
jede ungefähr 6,46 Kilogr. Steinkohle faßte, manchmal legte er 3, seltener sogar 4
Schaufeln voll auf. Die großen Beschikungen von 3 und 4 Schaufeln geschahen jedesmal
nach einer vollkommenen Reinigung des Herdes. Die Zeit zwischen zwei Beschikungen
betrug 12 bis 14 Minuten, in dieser Zeit wurde gewöhnlich einmal geschürt.
Wenn die Oeffnungen für das Zulassen von Luft hinter der Brüke geschlossen sind, so
befindet sich der Ofen im Zustand eines gewöhnlichen Ofens und es folgt auf jede
Beschikung mit Steinkohle ein schwarzer, völlig undurchsichtiger Rauch, welcher
durch den Kamin abzieht, was wenigstens 3 Minuten, meistens 4 Minuten, bisweilen
sogar 7 Minuten dauert. Auf den schwarzen Rauch folgt ein gelblicher, welcher
ungefähr eben so lange andauert wie jener. Dieser Rauch wird allmählich heller und
verschwindet endlich ganz gegen das Ende der Zeit, welche zwischen zwei
aufeinanderfolgenden
Beschikungen verstreicht. Das Schüren hat immer einen schwarzen Rauchschwall zur
Folge, der sich in höchstens einer Minute wieder verliert; es ist einleuchtend, daß
der Moment, wo der Rauch vom Zustand des schwarzen in den des gelblichen Rauches
übergeht, schwer zu ergreifen ist. Diese Beobachtungen führen zu dem
durchschnittlichen Resultat, daß der Ofen unter den angegebenen Umständen in der
Stunde 18½ Minuten lang schwarzen Rauch und 14½ Minuten lang
gelblichen Rauch hervorbringt, während 27 Minuten lang beinahe gar kein Rauch
vorhanden ist.
Wird in der Art gefeuert, daß die Verbrennung nur langsam vor sich geht und in der
Stunde bloß etwa 40 Kilogr. Steinkohle verbrannt werden, so verstreichen von einer
Beschikung zur andern 22 bis 25 Minuten; man hat sehr wenig schwarzen, weniger
gelblichen Rauch und der Zeitraum, während dessen der Rauch als Null betrachtet
werden kann, ist viel bedeutender; im Mittel hat man in der Stunde 2½ Minuten
schwarzen, 10½ Minuten leichten Rauch und 47 Minuten gar keinen Rauch.
Wenn man durch das hinten im Ofen offen gelassene Sehloch betrachtet, was im ersten
Canal, worin sich der Rauch verbreitet, vorgeht, und findet, daß dieser Canal
sogleich nach dem Eintragen des Brennmaterials von einem völlig undurchsichtigen
Rauch erfüllt wird, durch welchen sich kein Flammenstrich zieht, so daß, sobald der
Heizer die Ofenthüren geschlossen hat, das am Ende dieses Canals befindliche Feuer
unmöglich gesehen werden kann; wenn man, sage ich, im Moment, wo der Rauch also am
diksten ist, die beiden Seitenlöcher öffnet, welche die Luft hinter der Brüke
einziehen lassen, so entzündet sich der Rauch augenbliklich und brennt mit
länglicher Flamme, welche bis am Ende der Siederöhren anlangt; schließt man diese
Löcher wieder, so erlöscht die Flamme augenbliklich. Man kann dieses Experiment
beliebig oft, so lange als der Ofen von selbst einen ziemlich diken Rauch erzeugt,
wiederholen. Die Person, deren Auge sich am Sehloch befindet, kann durch das, was im
Canal vorgeht, wohl unterscheiden, wann die Löcher geschlossen und wann sie offen
sind. Betrachtet man den Gipfel des Kamins, so sieht man einige Augenblike nach dem
Oeffnen der Luftcanäle schwarze Rauchwellen herausströmen, worauf der Rauch heller
wird und hernach leicht und durchsichtig bleibt. Der erste Rauchausbruch entsteht
durch das erste Lufteinlassen, welches den die Feuercanäle und den Kamin erfüllenden
undurchsichtigen Rauch vor sich herjagt.
Läßt man die Seitenlöcher beständig offen, so wird die Verbrennung lebhaft befördert
und es entsteht daher, wie schon gesagt, selbst nach dem Beschiken kein schwarzer
Rauch mehr. Auch die Dauer des leichten Rauchs nimmt ab. Kurz, man hat in der Stunde
im Mittel während einer ¾ Minute schwarzen Rauch, 21 Minuten lang leichten
Rauch, und 38¼ Minuten lang gar keinen sichtbaren Rauch.
Werden die Seitenlöcher durch vorn flach aufgelegte Baksteine, also nur halb
verschlossen, so hat man bei lebhafter Verbrennung in einer Stunde im Mittel während
1 Minute schwarzen Rauch, 23 Minuten lang leichten Rauch und 36 Minuten lang keinen
Rauch.
Ich muß noch bemerken, daß sowohl die schwarze als die schwaͤchere Färbung des
bei geöffneten Seitenlöchern erzeugten Rauches nicht so dunkel ist, als die eben so
bezeichnete Färbung des Rauchs bei geschlossenen Löchern.
Ist die Verbrennung eine langsame, so bleibt sich der Rauch ziemlich gleich, die
Löcher der Luftcanäle mögen geschlossen oder beständig ganz oder halb geöffnet
bleiben.
Kurz, der sich durch eine langsame Verbrennung bei geschlossenen Seitenlöchern, oder
durch eine lebhafte Verbrennung bei offenen Seitenlöchern erzeugende Rauch ist kaum
staͤrker als der eines Küchenherdes und scheint seiner Beschaffenheit nach
die Nachbarschaft nicht belästigen zu können, vorausgesezt, daß der Kamin über die
Fenster der Nachbarhäuser hinaufreicht. Der Rauch hingegen, welcher sich in
demselben Ofen bei verschlossenen Seitenlöchern und lebhafter Verbrennung erzeugt,
ist dik, undurchsichtig und mit Ruß beladen, so daß er beinahe ein Drittheil der
Zeit hindurch sehr lästig wird. Es ist mithin möglich, den Rauch eines
Dampfkesselofens von gewöhnlicher Form und Größe wenn auch nicht völlig verschwinden
zu machen, doch bedeutend zu vermindern, dadurch, daß man Luft oberhalb des
Feuerraums, einige Centimeter hinter der Ofenbrüke einziehen läßt, vorausgesezt daß
der Ofen mit einem gut ziehenden Kamin versehen ist.
Die zahlreichen Versuche, welche mit den aus dem zweiten Feuercanal geschöpften Gasen
angestellt wurden, gaben folgende Resultate. Wenn die Löcher zum Einlassen von Luft
geschlossen waren, enthielten die in dem Augenblik, wo der Kamin einen schwarzen
diken Rauch ausstieß, sogleich nach dem Beschiken mit Brennmaterial, in einer
graduirten Gloke über Queksilber aufgefangenen Gase, in 100 Volumtheilen 10 bis
12,75 Th. Kohlensäure und 8,05 bis 6,45 freien Sauerstoff; das Uebrige war Stikstoff
mit sehr wenig oder gar keinen brennbaren Gasen.
Bei schwachem Rauch und beständig geschlossenen Luftlöchern fand man die Gase aus 7
bis 9 Proc. Kohlensäure und ungefähr 10 Proc. freiem Sauerstoff bestehend. Wenn
endlich gar kein Rauch mehr vorhanden ist, am Ende der zwischen zwei
aufeinanderfolgenden
Beschikungen verstreichenden Zeit, enthalten die Gase ungefähr 6 Proc. Kohlensäure
und 13 Proc. freien Sauerstoff.
Sind die Canäle zum Einlassen von Luft hinter der Ofenbrüke ganz offen, so enthalten
die sogleich nach dem Auflegen von Brennmaterial auf den Rost ausgezogenen Gase,
während der Kamin einen schwachen Rauch ausstößt, stets über 6½, manchmal
8¼ Proc. Kohlensäure; das Verhältniß des freien Sauerstoffs ist 9 bis 9,8
Procent. In dem Maaße als das Brennmaterial bei beständig vollkommen geöffneten
Seitenlöchern verzehrt wird, nimmt die Menge der Kohlensäure ab und die des freien
Sauerstoffs zu; am Ende der Zeit, welche zwischen zwei Beschikungen verstreicht, wo
der Kamin gar keinen sichtbaren Rauch mehr gibt, findet man im Strome nie unter 5,17
Proc. Kohlensäure und nie über 13,79 freien Sauerstoff. Die von Hrn. Debette angestellten Analysen beweisen, daß das
Verhältniß der brennbaren Gase, Kohlenoxyd oder Wasserstoff, welche im Gasstrom
vorhanden seyn können, 2½ Proc. nie übersteigt. Die beinahe vollkommene
Abwesenheit brennbarer Gase geht übrigens auch aus den mit Aezkali und Phosphor
angestellten Versuchen hervor, so wie aus der Zusammensezung der Steinkohle von
Mons, welche der von uns benuzten analog ist.
Kurz, der Rauch bleibt dik, so lange im Gasstrom dem Volum nach mehr Kohlensäure als
freier Sauerstoff vorhanden ist; und er wird heller, wenn die Kohlensäure und der
Sauerstoff zu gleichen Theilen im Gemenge sind; ganz hört er auf, wenn das Volum des
Sauerstoffs zweimal so groß ist als das der Kohlensäure.
Die Geschwindigkeit und folglich das Volum Luft, welches, theils durch den Rost,
theils durch die offenen Luftcanäle in den Ofen trat, maßen wir mittelst des
Anemometers (Windmessers) mit Flügelchen. Es geht aus unseren Versuchen hervor, daß
die durch den Aschenraum eintretende und durch den Rost ziehende Luftmenge
unmittelbar nach dem Beschiken mit Steinkohlen sehr gering ist; in dem Maaße aber,
als die Steinkohle sich verzehrt oder in Kohls verwandelt, nimmt sie zu, so daß sie
am Ende des Zeitraums zwischen zwei Beschikungen ungefähr viermal so groß ist, als
sie unmittelbar nach dem Beschiken war. Auch das Schüren, welches, wie gesagt, einen
schwarzen Rauchschwall veranlaßt, hat eine Verminderung der durch den Rost
einziehenden Luftmenge zur Folge. Die Quantität der durch die Seitenlöcher
eintretenden Luft bleibt sich ziemlich constant; unmittelbar nach dem Eintragen von
Steinkohlen nämlich ist sie mehr als zweimal so groß, als die durch den Rost
einziehende; am Ende des Zeitraums zwischen zwei Beschikungen beträgt sie kaum über
die Hälfte der durch den Rost einziehenden. Das Einlassen von Luft durch die Canäle scheint in den
Augenbliken nach dem Eintragen frischen Brennmaterials die Geschwindigkeit des durch
den Rost ziehenden Luftstroms zu vergrößern; es ist dieß ohne Zweifel die Wirkung
eines verstärkten Zugs, welcher durch die Temperatur-Erhöhung in Folge der
Verbrennung der Destillationsproducte der Steinkohle hervorgebracht wird. Zur
Verbrennung von 80 Kilogr. Steinkohle in einer Stunde betrug das Volum der durch die
vollkommen geöffneten Canäle einziehenden Luft ungefähr 11,33 Kubikmeter per Minute; diese Luft mußte mit einer Geschwindigkeit
von 8 Metern per Secunde in den Rauchstrom einströmen.
Das durch den Aschenraum und den Rost eintretende Volum Luft betrug unmittelbar nach
einer Beschikung des Rosts mit Steinkohle 5,34 Kubikmeter und stieg gegen das Ende
des Zeitraums zwischen zwei Beschikungen bis auf 19 Kubikmeter.
Die Menge des durch 1 Kilogr. Steinkohle in Dampf verwandelten Wassers wechselte bei
unsern Versuchen zwischen 4,87 und 5,37 Kilogr. Die Abweichungen rühren von
zufälligen Umständen her, welche wir noch nicht ermitteln konnten. Das Zulassen von
Luft durch die beständig offen gehaltenen Canäle scheint uns gar keinen Einfluß auf
die einem Kilogramm Brennmaterials entsprechende Dampfbildung zu haben.
Wahrscheinlich wird die durch die Verbrennung des Rauchs gewonnene Wärme von der
Wärme, welche in Folge des Zulassens einer überflüssigen Menge Luft zur Zeit wo das
Brennmaterial beinahe ganz in Kohks verwandelt ist, verloren geht, beinahe
compensirt. Sonach wäre es vortheilhaft, während der Augenblike, welche auf das
Eintragen frischen Brennmaterials folgen, Luft durch die Luftcanäle eintreten zu
lassen und dieselben dann allmählich zu verschließen, so daß der Luftzutritt
abgesperrt ist, wenn der Ofen aufhört Rauch von sich zu geben, weil er durch den
Rost eine für die Verbrennung mehr als hinreichende Menge Luft erhält.
Auf das Metall des Dampfkessels scheint der Gasstrom, selbst wenn man die Zuglöcher
beständig geöffnet läßt, keine zerstörende Einwirkung äußern zu können; denn dieser
Gasstrom enthält nie weniger als 5,17 Volum-Procente, während des größten
Theils der Zeit aber 6½ bis 8 Proc. Kohlensäure, welches Verhältniß auch in
einem gewöhnlichen Ofen stattfindet, wenn die Steinkohle zum Theil schon verzehrt
oder in Kohks verwandelt ist. Doch bleiben in dieser Hinsicht noch einige Zweifel
übrig; wenn man aber darauf sieht, daß die Oeffnungen der Luftcanäle zur rechten
Zeit geschlossen werden, so übt der Gasstrom gewiß keinen nachtheiligen Einfluß auf
den Dampfkessel aus.