Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. CX., S. 410 |
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CX.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber Nasmyth's
Dampf-Rammmaschine.
Die Dampf-Rammmaschine des Hrn. Nasmyth, welche im
polytechnischen Journal Bd. XCIV S. 9 beschrieben wurde, ist nun in Devonport in vollem Gang
beim Bau eines Dammes, zur Abhaltung der See und Bildung eines Binnenhafens. Hr. Nasmyth berichtet, daß er bei seinem ersten Versuch mit
einem Theil der Maschine einen Pfahl von 14 Zoll im Quadrat und 18 Fuß Laͤnge
mit 20 Stoͤßen des Rammklozes 15 Fuß tief in den Boden schlug, wobei die
Maschine in der Minute 70 Schlaͤge gab. Der Grund war ein grobes Erdreich,
auf einem starken, festen Thonlager liegend. Die Maschine uͤbertrifft in
ihren Leistungen alle Erwartungen und stekt jezt 66 Fuß hohe Pfaͤhle in den
Boden wie ein Frauenzimmer Nadeln in ihr Naͤhkissen stekt. Alle mit jedem
Pfahle vorzunehmenden Operationen, von der Zeit an, wo er noch laͤngs des
Gestells schwimmt, bis er in dem festen Grund von Schiefergestein stekt, erfordern
nur 4½ Minuten. Die große Vorrichtung, welche Maschine, Kessel, Arbeiter und
alles dazu Noͤthige fortschafft, bewegt sich auf ihrer Eisenbahn fort wie ein
Schiebkarren, so daß in dem Augenblik, wo man mit dem lezten fertig wurde, schon
wieder ein neuer Pfahl durch sie aus dem Wasser hoch in die Luft gehoben wird; sie
laͤßt ihn genau auf seinen Plaz nieder, bedekt ihn mit der großen Kappe,
welche ihm beim Einsinken in den Grund folgt, und dann schlaͤgt der Rammkloz
auf seinen Kopf und faͤllt 70mal in einer Minute auf ihn nieder. Auf den
ersten Schlag drang der Pfahl 6 Fuß tief ein, das Eindringen nahm aber mit jedem
Schlag etwas ab, bis es im harten Boden auf dem festen Schiefergestein sich auf 9
Zoll reducirte. Nichts spricht besser fuͤr die Vorzuͤglichkeit des
Princips dieser Erfindung, das Moment durch ein schweres Gewicht, welches sich mit
geringer Geschwindigkeit bewegt, zu erlangen (waͤhrend man fruͤher ein
leichtes Gewicht mit großer Geschwindigkeit sich bewegen ließ), als der Stand der
Koͤpfe der Pfaͤhle, wie sie bei dem neuen Verfahren in Vergleich mit
dem aͤlteren eingetrieben werden. Ein 56 Fuß langer Pfahl wurde durch einen
12 Centr. schweren Rammkloz eingetrieben, welcher von einer großen Hoͤhe
herabfiel, in 5 Minuten nur einen Schlag machte und 20 Stunden zu dessen Einrammung
bedurfte; obgleich durch einen eisernen Reif geschuͤzt, war der Pfahl am Kopfe so
zerspalten und zersplittert, daß ein neuer Kopf angesezt werden mußte, um ihn weiter
einzutreiben; waͤhrend ein anderer Pfahl, obschon 66 Fuß lang und mit keinem
eisernen Reif versehen, einen ganz glatten Kopf behielt, als man ihn mit einem 50
Cntr. schweren Hammer, welcher nur 3 Fuß hoch herabfiel, und 70 Schlaͤge in
der Minute machte, einrammte. (Mechanics' Magazine, 1845
Nr. 1147.)
Metalllegirungen fuͤr die Drukformen der
Perrotinen.
Prof. Girardin zu Rouen hat die leicht schmelzbaren
Legirungen analysirt, welche man in den Kattundrukereien anwendet, um die großen
Drukformen fuͤr die Perrotinen zu verfertigen, indem man die erforderliche
Anzahl von Abguͤssen einer in Lindenholz geschnittenen Form zusammensezt.
Diese Legirungen sind sehr verschieden) die gebraͤuchlichste besteht in 100
Theilen aus
Blei
33 3/10
Wismuth
33 3/10
Zinn
33 3/10.
Eine haͤrtere derartige Legirung besteht in 100 Theilen aus
Blei
32½
Wismuth
10½
Zinn
48
Antimon
9.
(Technologiste, Okt. 1845, S. 3.)
Parkes' Phosphor-Auflösung
für die Galvanoplastik.
Man bringt 1 Pfd. Phosphor in 45 Pfd. Schwefelkohlenstoff; beim Umruͤhren
loͤst er sich darin schnell auf. Um auf galvanischem Wege Kupfer etc. auf
nicht metallische Substanzen niederzuschlagen, verbindet man diese
Phosphor-Aufloͤsung entweder mit der Substanz selbst, wie es beim
Wachs der Fall ist, oder man uͤberzieht die Artikel auf ihrer
Oberflaͤche damit.
Um eine Wachscomposition mit der Phosphor-Aufloͤsung zu
impraͤgniren, verfaͤhrt man folgendermaßen: man schmilzt 5 Pfd. Wachs
und 5 Pfd. reinen Talg in 12–16 Loth Phosphor-Aufloͤsung bei
einer moͤglichst niedrigen Temperatur, damit sich der Phosphor nicht
entzuͤndet. Nachdem die Composition die verlangte Form angenommen hat und
erkaltet ist, behandelt man sie auf unten angegebene Weise mit Silber- oder
Goldaufloͤsung.
Soll die Phosphor-Aufloͤsung auf die Oberflaͤche anderer
Substanzen aufgetragen werden, so verfaͤhrt man folgendermaßen: man versezt
die Aufloͤsung von 1 Pfd. Phosphor in 15 Pfd. Schwefelkohlenstoff mit 1 Pfd.
Wachs oder Talg, 25 Loth Terpenthinoͤhl, 4 Loth Kautschuk in 16 Loth
Schwefelkohlenstoff aufgeloͤst und 1 Pfd. Asphalt in 6 Pfd.
Schwefelkohlenstoff aufgeloͤst. Um diese Substanzen zu verbinden, schmilzt
man zuerst den Talg oder das Wachs, sezt dann die Aufloͤsung von Kautschuk
und Asphalt zu, ruͤhrt unter einander und vermischt dieselben dann mit dem
Terpenthinoͤhl und der Phosphor-Aufloͤsung.
Diese Aufloͤsung wird auf die Oberflaͤche der nicht metallischen
Substanzen, z. B. Holz, Blumen etc. aufgetragen, indem man sie entweder hineintaucht
oder damit anstreicht. Hierauf taucht man den so vorbereiteten Artikel in eine
verduͤnnte Aufloͤsung von salpetersaurem Silber oder Chlorgold; in
wenigen Minuten ist seine Oberflaͤche mit einer feinen Metallhaut
uͤberzogen und es kann nun Kupfer etc. im galvanoplastischen Apparat darauf
niedergeschlagen werden.
Die anzuwendende Silberaufloͤsung bereitet man auf die Art, daß man 4 Loth
Silber in Salpetersaͤure aufloͤst und dieselbe dann mit 60 Pfd. Wasser
verduͤnnt. Die Goldaufloͤsung erhaͤlt man, wenn man die
Aufloͤsung von 1 Loth Gold in Koͤnigswasser mit 50 Pfd. Wasser
verduͤnnt. (Repertory of Patent-Inventions, Okt. 1845, S. 248.)
Parkes' Verfahren
Kautschuk-Auflösungen zu bereiten.
Man loͤst den Kautschuk in Schwefelkohlenstoff auf, wovon man 2 Pfd. auf
½ Pfd. Kautschuk nimmt; das Verhaͤltniß muß uͤbrigens nach der
gewuͤnschten Klebrigkeit der Aufloͤsung abgeaͤndert werden. Der
Schwefelkohlenstoff loͤst den Kautschuk vollstaͤndig und ohne
Anwendung von Waͤrme auf; die Fluͤssigkeit druͤkt man durch ein
Leinentuch, um alle Unreinigkeiten des Kautschuks zuruͤkzuhalten. Diese
Kautschukaufloͤsung ist zu allen Zweken anwendbar, wie die sonst
gebraͤuchlichen; namentlich kann man sie auch mit Schwefel verbinden, so daß
derselbe halb so viel als der angewandte Kautschuk betraͤgt (man vergl.
polytechn. Journal Bd. XCVII S. 146).
Eine wohlfeilere Aufloͤsung kann man mit ¼ Pfd. Schwefelkohlenstoff und
3 Pfd. Steinoͤhl oder Terpenthinoͤhl auf 1 Pfd. Kautschuk
darstellen.
Will man den Kautschuk zu einer festen Masse formen, so weicht man 10 Pfd.
zerschnittenen Kautschuk in beilaͤufig 7 Pfd. Schwefelkohlenstoff ein; in
Zeit von zwei Stunden wird er schon so erweicht seyn, daß er geknetet und zu Kuchen
geformt werden kann; um den angewandten Schwefelkohlenstoff wieder zu gewinnen,
troknet man dieselben in einem geschlossenen mit Refrigerator verbundenen Apparat
bei nur 17–30° R. Temperatur aus.
Der Schwefelkohlenstoff ist auch ein sehr gutes Aufloͤsungsmittel fuͤr
Copal, Mastix, Bernstein, Lak und andere Harze; auf 1 Pfd. Harz sind 6 Pfund
Schwefelkohlenstoff hinreichend. (Repertory of
Patent-Inventions, Oktbr. 1845, S.
247.)
Ueber die angeblich geringere Haltbarkeit des
Maschinenpapiers.
Das Curatorium fuͤr die geheime Registratur des koͤnigl. preuß.
Kriegsministeriums hatte unterm 15. Febr. den Verein zur Befoͤrderung des
Gewerbfleißes um ein Gutachten uͤber diesen Gegenstand ersucht. Der Verein
beauftragte in seiner Versammlung am 3. Maͤrz eine aus folgenden Mitgliedern,
den HHrn. Schubarth, Luͤdersdorff, Ebart, Stephan
bestehende Commission, zu der der technische Dirigent der hiesigen
Patentpapierfabrik, Hr. Leinhaas, auf ergangene Einladung
hinzutrat, um den Gegenstand einer Pruͤfung zu unterziehen und an den Verein
zu berichten. In Nachstehendem ist nun nicht allein der Bericht jener Commission
enthalten, nebst einem erlaͤuternden Votum des Hrn. Leinhaas, sondern auch das vom Verein erbetene Gutachten des Directors und
Miteigenthuͤmers der Dillinger Papierfabrik des Hrn. L. Piette.
1. Gutachten der vom Verein ernannten
Commission.
Das Curatorium fuͤr die geheime Registratur des koͤniglichen
Kriegsministeriums hat auf eine in oͤffentlichen Blaͤttern abgedrukte
Nachricht aufmerksam gemacht, nach welcher das Maschinenpapier wegen geringer Dauer und leichter Zerstoͤrbarkeit
zu Urkunden nicht brauchbar sey, weßhalb auch die großherzoglich badische Regierung
den Gebrauch desselben zu genannten Zweken untersagt habe. Das Curatorium
wuͤnscht nun eine Auskunft daruͤber, ob jene Nachtheile
begruͤndet seyen oder nicht? Es wurde zuvoͤrderst 1) die Frage
eroͤrtert: ob in der Art und Weise der Darstellung des Maschinenpapiers, im
Gegensaz des Buͤttenpapiers, ein Grund zu obigen Befuͤrchtungen zu
suchen sey; 2) ob nicht vielmehr in dem zeitherigen Zustande der Papierfabrication
im Allgemeinen sich Momente auffinden lassen, welche zu obigem Tadel Gelegenheit
gegeben haben moͤgen.
Zu 1). Es wurde anerkannt, daß in der Darstellungsweise des Maschinenpapiers, im
Gegensaz zum geschoͤpften Papiere, weder was die Zubereitung des
Papierstoffs, noch die Bildung des Papiers aus dem leztern betrifft, ein
wesentlicher Unterschied bestehe. Es wurde bestritten, was hin und wieder gemeint
worden, daß die Faͤserchen im Maschinenpapier wesentlich anders gruppirt
seyen als im geschoͤpften, welche Ansicht auch schon fruͤher Karmarsch als nicht zu beweisen zuruͤkgewiesen
hat.
Dagegen glaubten die Herren Sachverstaͤndigen, daß durch das Pressen und
schnelle Troknen des Maschinenpapiers vielleicht einiger Nachtheil fuͤr die
Festigkeit gegeben seyn
duͤrfte. Es wurde geltend gemacht, daß das Maschinenpapier, wenn es durch die
zweiten und dritten Preßwalzen hindurchgehe, eine Strekung erleide, in welchem
gespannten Zustande es dann sogleich auf die heißen Trokenwalzen auflaufe, wo es
ploͤzlich, bei stark erhoͤhter Temperatur, getroknet werde, und sich
nicht frei zusammenziehen koͤnne. Das geschoͤpfte Papier dagegen
erleide durch das Pressen nach dem Gautschen keine Strekung, wie das
Maschinenpapier, und koͤnne bei dem langsamen Troknen sich nach beiden
Dimensionen frei und unbehindert zusammenziehen, was auf die Dichtigkeit und
Elasticitaͤt von einigem Einfluß seyn muͤsse.
Sodann wurde noch erwaͤhnt, daß zeither das Maschinenpapier, im Gegensaz mit
vielem geschoͤpften Papier, nicht mit thierischem Leim geleimt sey, sondern,
wie bekannt, werde dem Papierstoff eine Harzseife nebst Alaun zugesezt, wodurch
harzsaure Thonerde der ganzen Masse zugemischt sey, waͤhrend bei dem nach
alter Weise geleimten Buͤttenpapier bloß die Flaͤchen mit Leim
uͤberzogen, im Innern des Papiers sich kein Leim befinde. Es wurde erkannt,
daß es wuͤnschenswerth sey, es moͤge eine andere Art des Leimens
fuͤr Maschinenpapier erfunden werden, was auch in der neuesten Zeit der Fall
ist, wo man eine Leimung mit Thierleim auszufuͤhren die Mittel hat kennen
lernen; allein auf der andern Seite wurde auch kein wesentlicher Nachtheil
fuͤr die Haltbarkeit des Maschinenpapiers in jener Leimungsweise
gefunden.
Zu 2). In Betreff der Papierfabrication im Allgemeinen wurde anerkannt, daß bei den
gesteigerten Anforderungen hinsichts der hoͤchsten Weiße und Wohlfeilheit der
Papiere, die Fabrikanten nicht immer ihr Augenmerk auch auf die Erreichung der
hoͤchsten Haltbarkeit gerichtet haben moͤgen. Es wird zugestanden daß,
da man sich genoͤthigt sehe grobe Lumpen zu feineren Papieren zu verarbeiten,
denen die hoͤchste Weiße (Beseitigung jeder Spur von Schaͤben)
ertheilt werden muß, dieselben einer kraͤftigen Einwirkung von Chemikalien
beim Baͤuchen, dann beim Bleichen unterworfen werden muͤssen —
Umstaͤnde, welche leicht Gelegenheit geben koͤnnen, daß die
Haltbarkeit des aus so behandeltem Papierstoff gefertigten Fabricats, in ganz
gleicher Weise wie bei der Leinenbleiche, gefaͤhrdet werde, die aber
fuͤr beiderlei Darstellungsweisen des Papiers ganz
dieselben sind. Denn der Tadel, welchen man uͤber Maschinenpapier ganz allgemein ausgesprochen hat, kann auch eben so gut
vom geschoͤpften gelten, insofern obige Umstaͤnde auch bei diesem
obwalten. Es wurde ausdruͤklich bemerkt, daß es auch genug Faͤlle von
minder haltbarem Buͤttenpapier gebe.
Ein unvorsichtiges Behandeln der Lumpen beim Baͤuchen mit Kalk und Lauge, eine
nachlaͤssige Bleichung mit Chlorkalk bei Zusaz von Saͤure, ein
unvollkommenes Auswaschen nachher, seyen Gruͤnde genug, welche dem Papier,
welches aus solchem Stoff dargestellt worden ist, gerechten Tadel zuziehen
koͤnnen. Ist nun aber eine Spur Chlor, oder Saͤure, oder beides
zugleich im feuchten Papier verblieben, so ist es moͤglich, daß dann bei dem
schnellen Troknen bei hoͤherer Temperatur auf das Maschinenpapier ein
nachtheiliger Einfluß ausgeuͤbt werde.
Daß nun tadelnswerthe Papiere, sowohl geschoͤpfte als Maschinenpapiere,
vorgekommen seyen, und noch heute vorkommen, wurde nicht in Abrede gestellt, aber
auch bemerkt, daß besser arbeitende Fabriken seit Kurzem weder freie Saͤure
im Hollaͤnder beim Bleichen mehr anwenden, noch daß ein Hinterhalt an Chlor,
bei der jezt seit Jahr und Tag uͤblich gewordenen Anwendung des sogenannten
Antichlors — schwefligsauren Natrons — im Papiere verbleibe. Lezteres
Mittel bedingt einen wesentlichen Fortschritt in der Papierfabrication, indem es
nicht allein jeden Ueberrest an Chlor in Form von Kochsalz eliminirt, sondern auch
jede Spur Saͤure tilgt, und des laͤstigen und Stoff raubenden
Auswaschens uͤberhebt.
Nach der uͤbereinstimmenden Ansicht der Mitglieder der Commission steht durch
die Einfuͤhrung jener eben erwaͤhnten Verbesserungen, welche die
besten Anstalten seit einiger Zeit sich zu eigen gemacht haben, die
moͤglichste Haltbarkeit der danach gearbeiteten Maschinenpapiere in Betreff
eines moͤglichen Ruͤkhalts an Chlor in Aussicht.
2. Votum des Hrn. Leinhaas.
Wenn die großherzoglich badensche Regierung sich nach oͤffentlichen
Zeitungsnachrichten veranlaßt gefunden hat, den Gebrauch von Maschinenpapier bei
ihren Behoͤrden
zu untersagen, so duͤrfte wohl schwerlich hieraus gefolgert werden
koͤnnen, daß alle Maschinenpapiere schlecht und
fuͤr die Dauer nicht geeignet seyen, wie denn eben so wenig behauptet werden
kann, daß alle Handpapiere zu Documenten geeignet und ohne nachtheilige Folgen zu
verwenden seyn moͤchten, indem vielmehr von dem einen wie von dem andern nur
das beste dazu brauchbar ist.
Beim Handpapier werden jezt dieselben Mittel wie bei der
Maschinenpapier-Fabrication angewendet, es hat also in dieser Beziehung
nichts im Voraus. Dagegen ist vielmehr anzunehmen, daß viele Fabrikanten von
Handpapier bei minder vollkommener Einrichtung das Chlor mit groͤßerem
Nachtheil anwenden. In der jezigen Zeit wird leider alles nach dem Aeußern
beurtheilt, der innere Kern ist Nebensache! Dieser Bedingung mußten sich auch die
Fabrikanten von Handpapier unterwerfen, und zwar auf Kosten der Haltbarkeit des
Papiers. Das Papier soll eine schoͤne klare
Einsicht haben, und dazu muß der Papierzeug kuͤrzer wie sonst gemahlen
werden, was allerdings theilweise nur zum Nachtheil der Dauerhaftigkeit geschehen
kann.
Aus dem Beschluß der großherzoglich badenschen Negierung moͤchte aber nur
gefolgert werden koͤnnen: daß derselben nur schlechtes Maschinenpapier
geliefert worden, und der Untersuchungs-Commission die bessern und besten
Maschinenpapiere nicht vorgelegen haben. Denn es gibt, wie in allen
Fabricationszweigen, so auch bei der Papierfabrication Fabrikanten, welche gute,
mittelmaͤßige und schlechte Waare liefern.
Die Anwendung von Schwefelsaͤure bei der Chlorkalk-Bleiche ist
laͤngst aus allen guten Fabriken, welche sich der Chlorzersezungsmittel
bedienen, verbannt. Ob und uͤberhaupt inwieweit das Bleichen der entfaserten
Lumpen (Halbzeug) nachtheilig fuͤr die Haltbarkeit des Papiers sey,
daruͤber sind die Herren Chemiker selbst nicht einig, aus meinen Erfahrungen
ergibt sich aber daß, wenn Halbzeug moͤglichst frei von Saͤure
gebleicht, und 18 Wochen lang der Einwirkung der freien Luft ausgesezt wird, die
Faser auch nicht das Geringste an ihrem Kern und Haltbarkeit verloren hatte, und ein
gutes, festes und dauerhaftes Papier davon gemacht wurde.
Bei der Maschinenpapier-Fabrication und besonders bei solchen Maschinen, deren
Metallgewebe 28 Fuß engl. im Umfang haben, kann der Papierzeug viel weicher, also
mehr zerrieben als zerschnitten, und auch von viel laͤngerer Faser
verarbeitet werden als zu Handpapier, wodurch die Nachtheile, welche durch das
schnellere Troknen der Maschinenpapiere entstehen koͤnnten, wiederum
ausgeglichen werden.
Das mehr oder weniger Eintroknen beider Papiersorten, sowohl des Handals des
Maschinenpapiers, wird von ganz gleichen Ursachen bedingt; hat der Papierzeug die
Eigenschaft, daß das davon gefertigte Papier beim Troknen in der freien Luft stark
schwindet, so findet sich dasselbe Verhaͤltniß auch beim Troknen auf der
Trokenmaschine. Was man gegen die Verfilzung der Zeugfasern auf der Maschine von
Seiten der deutschen Handpapierfabrikanten eingewendet hat, ist irrig. In England
befolgt man beim Schoͤpfen des Papiers und dem Verfilzen der Fasern ein
Verfahren, welches dem der deutschen Fabriken ganz entgegengesezt ist, und dieses
hat man bei der Rahmmaschine als das Zwekmaͤßigste befunden und fast
allgemein eingefuͤhrt.
3. Bericht des Hrn. L. Piette zu Dillingen.
Zufolge der unter dem 11. April durch den Vorsizenden des Gewerbevereins, den
wirklichen geheimen Rath Hrn. Beuth, Excellenz, an mich
ergangenen ehrenvollen Einladung, mich uͤber die Brauchbarkeit des
Maschinenpapiers fuͤr oͤffentliche Acten, dem Buͤttenpapier
gegenuͤber, gutachtlich zu aͤußern, und nach Einsicht der
daruͤber schon seitens der hiezu ernannten Commission des Gewerbevereins
gepflogenen Verhandlungen beehre ich mich, in Bezug auf den fraglichen Gegenstand
Folgendes vorzutragen.
Der Vorwurf, welcher dem Maschinenpapier gemacht wird, betrifft bloß eine kurze Dauer
und schnelle Zerstoͤrbarkeit desselben. Steht das Maschinenpapier durch seine
Fabrication dem Buͤttenpapier nothwendig an Dauerhaftigkeit nach, oder ist es
vielleicht nur unvollkommene Fabricationsweise, welche den genannten Fehler des
Maschinenpapiers bewirkt und auch den naͤmlichen beim Buͤttenpapier
hervorbringen mag?
Zwischen den verschiedenen Manipulationen, welche bei der Fabrication sowohl des
Hand- als Maschinenpapiers bestehen, finde ich eine solche Uebereinstimmung,
daß ich Bedenken tragen muß, dem Handpapier in irgend einer Beziehung vor dem durch
Maschinen hervorgebrachten Fabricate einen Vorzug einzuraͤumen. Die
Hauptverrichtungen, das Laugen, das Bleichen, das Zermahlen, sind bei beiden
Fabricationen die naͤmlichen. Das Leimen ist im Allgemeinen gleich und
geschieht vermittelst der Harzseife. Wenn auch noch einiges Handpapier mit Thierleim
geleimt wird, so geschieht ein aͤhnliches auch fuͤr Maschinenpapier.
Proben von Maschinenpapier, welches mit thierischem Leim geleimt war, konnte man auf
der Gewerbeausstellung sehen. Es ist mir uͤbrigens durchaus nicht bewiesen,
daß Harz nicht besser ist, um die Zerstoͤrbarkeit des Papiers zu
verhuͤten, als Gallerte. Harz, ein vegetabilischer Stoff, ist durch seine
Unzerstoͤrbarkeit bekannt, waͤhrend animalischer Leim sich
allmaͤhlich aufloͤst. Auch zieht die Feuchtigkeit leicht durch altes
geleimtes Papier, obschon die Tinte der Zerstoͤrung widerstanden hat. Nur muß
bei Anwendung des Harzes der Alaun (wie hier unten naͤher angedeutet wird) in
den gehoͤrigen Verhaͤltnissen angewendet werden.
Die Verarbeitung des Stoffes auf der Maschine hat mit dem Schuͤtteln auf der
Form die groͤßte Aehnlichkeit, und dieß kann hinsichtlich der Dauerhaftigkeit
des Papiers keinen Unterschied begruͤnden. Das Pressen zwischen Walzen oder
durch Pressen bietet auch keinen merklichen Unterschied dar. Das Troknen allein ist
verschiedenartig. Bei Buͤttenpapier geschieht dasselbe in freier Luft,
langsam, in zwei, drei oder mehreren Tagen, bei Maschinenpapier direct durch
geheizte Walzen in Zeit von einer Minute. Obschon hier das Papier auf dem Uebergang
von einem Paar Walzen zu dem andern Zeit genug gewinnt, um sich frei zusammen zu
ziehen, so will ich doch einraͤumen, daß das langsame Troknen den Grad der
Zaͤhigkeit um etwas erhoͤht, und das Papier, welches schnell troknet,
etwas bruͤchiger ist; das hat aber auf die Zerstoͤrbarkeit des Papiers
durch die Zeit keinen Einfluß. — Die uͤbrigen und lezten
Verrichtungen, das Glaͤtten, Verlesen u. s. w., sind bei beiden Papiersorten
die naͤmlichen.
Findet man nun jezt schlechtes, leicht zerstoͤrbares Papier, so ruͤhrt
dieses nicht von der Art der Fabrication her, und es ist nicht mehr beim
Maschinenals beim Buͤttenpapier der Fall, sondern der Fehler kommt von
Maͤngeln in der Fabrication selbst, sie mag durch Maschinen oder in
Buͤtten geschehen.
Diese Maͤngel, welche zu den gegruͤndetsten Klagen Veranlassung geben,
sind hauptsaͤchlich:
1) Die durch die Concurrenz erzwungene fehlerhafte Wahl des Urstoffes. Man verlangt
jezt billiges und aͤußerst weißes Papier; die Lumpen sind sehr gesucht; dem
Fabrikanten fehlt die gehoͤrige Auswahl; selbst wenn er diese hat, so zwingt
ihn der geringe Nuzen, die Lumpen ohne Ruͤksicht auf ihre Qualitaͤt
sogar zu feinen Sorten Papier zu benuzen; er verfolgt daher nicht die auf Erfahrung
beruhende richtige Mischung der verschiedenen Sorten. Diesen Uebelstand vermehrt
noch die Zunahme der baumwollenen Lumpen.
2) Die Einmischung fremder Koͤrper in den Stoff des Papiers. Es ist bekannt,
daß namentlich in Frankreich und Belgien große Mengen Gyps, Alabaster, Kreide,
Thonerde u. s. w. dem Papierstoffe beigemischt werden. Diese Substanzen tragen zur
Festigkeit des Papiers nichts bei und erhoͤhen seine Zerstoͤrbarkeit,
da sie die Feuchtigkeit der Luft leicht annehmen.
3) Das zu starke Laugen. Um die geringern Lumpen weiß zu bekommen, werden dieselben
mit einem Uebermaaß von Kalk gelaugt, die Fasern des Stoffes werden zerstoͤrt
und das Papier wird muͤrbe und ohne Consistenz.
4) Die schlechten Bleichmethoden. In manchen Fabriken wird der Papierstoff auf eine
sehr mangelhafte Art gebleicht, meistens mit Chlorkalk und Schwefelsaͤure. Um
Zeit und Wasser zu ersparen und besonders um den weißen Niederschlag, der durch
Zersezung des Chlorkalks mittelst Schwefelsaͤure entsteht (Gyps), zu
gewinnen, wird der Stoff nach der Bleiche nicht ausgewaschen und liefert auf diese
Art ein Papier, welches einer schnellen Zerstoͤrbarkeit ausgesezt ist.
Gasfoͤrmiges Chlor mit Anwendung des Antichlors sollte die einzige
Bleichmethode seyn, welche in einer guten Fabrik angewendet wird.
5) Die unvorsichtige Anwendung des Alauns beim Leimen. Um die Harzseife zu zerlegen,
muß Alaun angewendet werden. Wird zu viel Alaun angewendet, so verursacht dieses
einen Ueberschuß von Saͤure, wovon ein Theil bei der Fabrication allerdings
herauszieht, ein anderer aber in dem Stoffe zuruͤkbleibt und ein saures,
zerstoͤrbares Papier liefert.
Außer diesen Hauptursachen gibt es noch mehrere andere, welche zur Schwaͤchung
des Buͤtten- und Maschinenpapiers beitrogen; es wuͤrde zu lang
seyn, diese hier aufzuzaͤhlen. So viel bleibt gewiß, daß ein gut bereitetes
Buͤtten- oder Maschinenpapier dauerhaft ist, ein unter Einwirkung der
erwaͤhnten Fehler schlecht bereitetes dagegen leicht zerstoͤrt wird
und zum Gebrauche fuͤr Acten oder Documente nicht anwendbar ist. (Aus den
Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen,
1845, 4te Lieferung.)
Jones' Zubereitung des Mehls zum
Baken von Brod, Bisquit etc. ohne Anwendung von Hefe.
Der Zwek des Patenttraͤgers ist, das Mehl so zuzubereiten, daß der daraus
gemachte Teig ohne Anwendung von Hefe gehoͤrig aufgehen kann. Man versezt
einen Centner feines (trokenes) Mehl mit 21 Loth reiner und ganz trokener
Weinsteinsaͤure, welche vorher durch ein sehr feines Sieb passirt wurde;
dieselbe wird mit dem Mehl gut vermengt, worauf man beide noch durch eine
Beutelmaschine passirt und dann 2–3 Tage unberuͤhrt laͤßt,
damit das Krystallwasser der Weinsteinsaͤure von dem Mehl absorbirt werden
kann und dadurch um die Saͤuretheilchen ein Mehluͤberzug sich bildet,
welcher die unmittelbare Beruͤhrung der Saͤure mit den Alkalitheilchen
verhindert; hierauf vermengt man mit dem Mehl 24 Loth fein gepulvertes
Natron-Bicarbonat, 48 Loth fein geriebenes trokenes Kochsalz und 16 Loth fein
gepulverten Meliszuker, worauf man das ganze Gemenge wieder durch eine
Beutelmaschine passirt. Solches Mehl braucht man nur mit Wasser zu einem Teig
anzumachen (fuͤr Brod 20 Loth Wasser auf 1 Pfd. Mehl, fuͤr Bisquit 12
Loth Wasser auf 1 Pfd. Mehl), um es in einem gut geheizten Ofen baken zu
koͤnnen. (Repertory of Patent-Inventions,
Okt. 1845, S. 242.)
Liebig, über die
Kartoffelfaͤule.
Prof. Liebig gibt im Glasgow
Constitutional folgendes Urtheil uͤber die Kartoffelkrankheit:
„Gießen, 5. Nov. Meine Untersuchungen
an den gesunden und kranken Kartoffeln dieses Jahrs haben mir die
bemerkenswerthe Thatsache dargethan, daß sie ein betraͤchtliches Quantum
pflanzenstofflichen Caseïns enthalten, welches sich durch Saͤuren
niederschlagen laͤßt. Diesen Bestandtheil hatt' ich bei fruͤhern
Untersuchungen nicht bemerkt. Durch den Einfluß des Wetters, oder
uͤberhaupt aus atmosphaͤrischen Ursachen, scheint sich ein Theil
des pflanzlichen Eiweißstoffes, der in der Kartoffel vorhanden ist, in jenes
Caseïn verwandelt zu haben. Die große Instabilitaͤt dieser leztern
Substanz ist wohlbekannt, daher geht die es enthaltende Kartoffel so leicht in
Faͤulniß uͤber. Daß der Gebrauch solcher Kartoffeln der Gesundheit
schaͤdlich sey, davon kann keine Rede seyn, und nirgends in Deutschland
ist eine solche Schaͤdlichkeit bemerkt worden. Solanin laͤßt sich
in der kranken Kartoffel nicht entdeken. Einigermaßen nuͤzlich mag es
seyn auf die Thatsache aufmerksam zu machen, daß kranke Kartoffeln sich leicht
und mit geringen Kosten laͤngere Zeit aufbewahren und dann
verschiedenartig verwenden lassen, indem man sie in etwa ¼ Zoll dike
Scheiben schneidet und diese in Wasser eintaucht, das 2 bis 3 Proc.
Schwefelsaͤure enthaͤlt. Nach 24 bis 36 Stunden mag man die saure
Fluͤssigkeit abziehen, und was noch davon uͤbrig bleibt,
laͤßt sich durch wiederholtes Eintauchen in frisches Wasser entfernen.
Auf diese Art behandelt, troknen die Kartoffeln leicht. Die Stuͤke, weiß
und von geringem Gewicht, lassen sich zu Mehl mahlen und vermischt mit Kornmehl
als Brod baken. Kranke Kartoffeln, in Scheiben zerschnitten und einige Zeit mit
schwacher Schwefelsaͤure in Beruͤhrung gehalten, so daß sie von
derselben durchdrungen werden, lassen sich, wie ich vermuthe, in diesem Zustand
in Gruben aufbewahren. Doch sind weitere Experimente erforderlich um dieß zu
bestimmen. Gewiß aber ist daß aufgeloͤste Schwefelsaͤure dem
Fortgang der Faͤulniß Einhalt thut.“ (Allg. Ztg.)