Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von Dünger, worauf sich James Muspratt zu Liverpool, nach den Mittheilungen von Prof. Liebig, am 15. April 1845 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. CXIX., S. 444 |
Download: | XML |
CXIX.
Verbesserungen in der Fabrication von
Duͤnger, worauf sich James
Muspratt zu Liverpool,
nach den Mittheilungen von Prof. Liebig, am 15. April 1845 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts, Nov. 1845, S.
258.
Muspratt's Fabrication mineralischen Düngers.
Der Zwek dieser Erfindung (welche dem Patentträger von Prof. Liebig zu Gießen mitgetheilt wurde) ist, den Dünger in der Art zu
bereiten, daß er dem Boden die mineralischen
Bestandtheile wieder ersezt, welche ihm durch die darauf gewachsene Ernte entzogen
worden sind, und zugleich die alkalischen Substanzen, welche zur Zusammensezung des
künstlichen Düngers gehören, weniger auflöslich zu machen, so daß sie bei
eintretendem Regen von den andern Ingredienzien auf dem Feld nicht weggewaschen
werden können; man verbindet deßhalb das kohlensaure Kali oder Natron mit
kohlensaurem oder phosphorsaurem Kalk.
Der Dünger wird folgendermaßen fabricirt: man schmilzt kohlensaures Kali oder Natron
in einem Flammofen mit kohlensaurem oder phosphorsaurem Kalk; mit der geschmolzenen
Verbindung werden andere Ingredienzien (wie unten näher angegeben ist) vermischt;
nach dem Erkalten wird die Verbindung zu Pulver gemahlen und als Dünger für die
Felder angewandt. Um den Dünger mit Genauigkeit anwenden zu können, muß die
Zusammensezung der vorhergegangenen Ernte (nach der chemischen Analyse) und deren
Gewicht bekannt seyn, damit man dem Feld die mineralischen Bestandtheile in
demselben Verhältniß und Gewicht wieder ersezen kann, als sie ihm durch die Ernte
entzogen wurden.
Man bereitet sich zuerst zwei Verbindungen; die eine oder andere dient als Basis
aller nach dieser Methode darzustellenden Dünger.
Die erste Verbindung erhält man dadurch, daß man 4 oder 5
Theile kohlensauren Kalk (Kreide) mit 2 Theilen käuflicher Potasche (welche im
Durchschnitt in 100 Theilen 60 Th. kohlensaures Kali, 10 schwefelsaures Kali und 10
salzsaures Kali enthält) oder mit 1 Theil Potasche und 1 Theil Soda
zusammenschmilzt.
Die zweite Verbindung erhält man, wenn man gleiche Theile phosphorsauren Kalk, Potasche und Soda
zusammenschmilzt.
Beide Verbindungen werden zu Pulver gemahlen und andere Salze oder Ingredienzien
damit vermengt (solche, die nicht flüchtiger Natur sind, kann man schon zusezen,
während sich die Verbindungen im geschmolzenen Zustand befinden), damit der Dünger
so nahe als möglich die Zusammensezung der Asche von der vorhergehenden Ernte
repräsentirt; ist aber der Boden für eine Ernte von anderer Beschaffenheit bestimmt,
so muß natürlich der Dünger derselben entsprechend bereitet werden.
Die Ingredienzien, woraus der Dünger zusammengesezt wird und deren Verhältnisse
variiren nach der Natur des Bodens, auf welchem der Dünger angewandt wird; folgende
allgemeine Verhältnisse dienen als Anhaltspunkt: — Dünger für Felder, worauf
Weizen geerntet wurde, wird bereitet durch Vermengen
von
6
Gewichtstheilen der ersten oben erwähnten Verbindung,
1
Theil der zweiten Verbindung,
2
Theilen Gyps,
1
Theil gebrannter Knochen,
so
viel kieselsaurem Kali als 6 Theile Kieselerde enthält und
1
Theil phosphorsaurem Bittererde-Ammoniak;
dieser Dünger ist auch nach der Ernte von Gerste, Hafer und Pflanzen von
ähnlichem Charakter anwendbar.
Für Felder, worauf Bohnen geerntet wurden, wird der Dünger
zusammengesezt aus
14
Theilen der ersten Verbindung,
2
Theilen der zweiten Verbindung,
1
Theil Kochsalz,
so
viel kieselsaurem Kali als 2 Theile Kieselerbe enthaͤlt,
2
Theilen Gyps und
1
Theil phosphorsaurem Bittererde-Ammoniak;
dieser Dünger ist auch nach der Ernte von Erbsen und Pflanzen von ähnlichem Charakter
anwendbar.
Der Dünger für Land, worauf Rüben. (turnips, Brassica rapa L.) gewachsen sind, besteht aus
12
Theilen der ersten Verbindung,
1
Theil der zweiten Verbindung,
1
Theil Gyps und
1
Theil phosphorsaurem Bittererde-Ammoniak;
dieser Dünger ist auch nach der Ernte von Kartoffeln und Pflanzen von ähnlichem Charakter
anwendbar.
Wenn das Stroh von Weizen und anderen Pflanzen, welche viel kieselsaures Kali
erfordern, dem Land als Dünger zurükgegeben wird (was die geeignetste Methode ist,
um dem Boden das kieselsaure Kali wieder zu ersezen), so läßt man das kieselsaure Kali
bei der Bereitung des Düngers weg.