Titel: Ueber die Conservirung des unter die Erde eingegrabenen Holzes; von Boucherie.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XIII., S. 56
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XIII. Ueber die Conservirung des unter die Erde eingegrabenen Holzes; von Boucherie. Aus den Comptes rendus, Nov. 1845, Nr. 21. Boucherie, über die Conservirung des unter die Erde eingegrabenen Holzes. Seit den Mittheilungen, welche ich der Akademie über diesen Gegenstand machte,Polytechnisches Journal Bd. LXXVII S. 144 und Bd. LXXX S. 192. sind mehrere Jahre verflossen und doch litten meine Versuche über die Conservirung des Holzes nicht die geringste Unterbrechung. Die Stücke, welche ich heute der Akademie vorlege, bezeugen meine Beharrlichkeit und bestätigen meine frühern Resultate. Ich wollte meinen Versuchen jene Sicherheit und Genauigkeit geben, welche bei den zahlreichen und wichtigen Holz anwendenden Industriezweigen verlangt werden können, und mit Ungeduld wartete ich eine günstige Gelegenheit ab, eine große Anzahl Holzarten auf einmal zu präpariren und nachher den sie rasch zerstörenden Einflüssen auszusetzen. Diese Gelegenheit ergab sich vor drei Jahren, als der Marineminister mich beauftragte, im Wald bei Compiègne Hölzer zu präpariren. Die dabei erhaltenen Resultate sind es, welche ich hier mittheile. Im Jahr 1842 ließ ich im Monat November 100 Stück von verschiedenen Holzarten (Buche, Hagebuche, Birke, Erle und Eiche mit Splint) von der Stärke und Länge einer Eisenbahngrundschwelle schneiden. Einige derselben ließ ich in ihrem natürlichen Zustande. Der größte Theil derselben aber wurde durchaus mit conservirenden Flüssigkeiten durchdrungen. Zehn Stücke ließ man diese Flüssigkeiten nur bis auf die Hälfte ihrer Länge aufnehmen. Nachdem sie präparirt waren, wurden sie an einer von Mauern umgebenen Stelle (in der Fasanerie von Compiègne) in Gegenwart des mir beigegebenen Marinecommissärs, des Forstinspectors etc. in die Erde gegraben; über die Zeit des Versuchs und die Beschaffenheit der Hölzer wurde ein Protokoll geführt und dasselbe dreifach ausgefertigt. Ein Exemplar blieb in den Händen des Forstinspectors, eines wurde der Privatdomäne zur Aufbewahrung gegeben und das dritte mir selbst zugestellt. Nachdem nun drei Jahre verstrichen waren, schritt ich im November 1845 zur Ausgrabung der Hölzer in Gegenwart derselben Personen, ferner des Bürgermeisters von Compiègne, des Oberingenieurs der Oise-Schifffahrt etc., wobei sich folgende Resultate ergaben: 1) Die im Naturzustand gelassenen Hölzer jedweder Holzart befinden sich in einem so vorgeschrittenen Zustand der Fäulniß, daß man an jedem Ende derselben ohne viele Mühe mit einem stumpfen Körper eindringen und sie ohne große Anstrengung auf ihrer ganzen Oberfläche zertheilen kann. 2) Die durchaus präparirten Stücke sind vollkommen conservirt und scheinen sich in der Erde sogar noch verbessert zu haben. 3) Die zur halben Länge präparirten Stücke geben unter allen die entscheidendsten Resultate. In der That bieten die beiden Hälften jedes Stücks, obwohl von ganz gleicher innerer Zusammensetzung, und in einer und derselben Lage, die auffallendste Verschiedenheit dar; die präparirte Hälfte blieb gesund und leistet wenigstens denselben Widerstand wie neues Holz derselben Gattung; die andere nicht präparirte Hälfte wird durch die geringste Kraft zerstört und dient einer großen Menge von Schwämmen (Pilzen) als Wohnsitz. Damit man den Werth und die praktische Wichtigkeit dieser Resultate zu würdigen im Stande ist, brauchen wir nur auf folgende Thatsachen aufmerksam zu machen. Beim Eisenbahnbau z. B. konnte bisher zur Verfertigung der Schwellen nur der Kern der Eichenstämme benutzt werden, weil die andern Holzarten, so wie auch der Eichensplint, kurz nach dem Einlegen in die Erde in Fäulniß übergehen, wie dieß die in Belgien und anderwärts gemachten Erfahrungen bewiesen. Nach meinen Versuchen nun können offenbar die meisten Holzarten in ihrer ganzen Dicke, so wie auch der Eichensplint gleichen Dienst thun wie der Eichenkern; das so präparirte Holz wird sich sogar einen bedeutenden Vorzug erringen, da sein dreijähriges Begrabenseyn es gar nicht veränderte, während die Kraft und Dauerhaftigkeit des Eichenholzes unter denselben Umständen merklich litt. Die angeführten Thatsachen beweisen welche großen Vortheile der Weinbau und Bergbau aus diesem Conservationsverfahren zu ziehen vermag; kostet doch bekanntlich die jährliche Erneuerung der Weinpfähle und der Zimmerung in den Gruben in Frankreich mehr als 10 Millionen Frcs. Die halb präparirten Holzstücke wurden mit Holzsäure, die durchaus präparirten zum Theil mit Kupfervitriol, zum Theil mit Holzsäure und salzsaurem Kalk, und die dritte Reihe mit dem Doppelsalz von Quecksilbersublimat und Kochsalz imprägnirt. Die Kosten überschreiten in keinem Fall 4 Frcs. per Stère.