Titel: Ein Beitrag zur Verannehmlichung des Gebrauchs der Stahlschreibfedern.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XXIII., S. 103
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XXIII. Ein Beitrag zur Verannehmlichung des Gebrauchs der Stahlschreibfedern. Mit Abbildungen. Ein Beitrag zur Verannehmlichung des Gebrauchs der Stahlschreibfedern. Um Stahlfedern lange Zeit gegen Zerstörung durch die Schärfe der Tinte zu schützen, bediene ich mich seit Jahren mit dem besten Erfolg nachstehenden Mittels. Ich gebe der Feder einen dünnen Ueberzug von weißem Wachs, welcher sich leicht und schnell herstellen läßt, indem sie über einer Flamme ein wenig erhitzt, mit dem Wachs berührt, dieses aber schnell wieder entfernt wird, damit nicht zu viel abschmelze. Auch ist die Feder in horizontaler Lage zu halten, damit sich der Fluß des Wachses gleichförmig über die innere und äußere Oberfläche der Feder verbreiten kann. Zu bemerken ist noch, daß die Oeffnung vor der Spalte der Feder, wenn solche vielleicht vom Wachs geschlossen wurde, wieder geöffnet werden muß, weil sonst die Tinte nicht leicht aus der Feder fließt. Eine achtjährige Erfahrung lehrte mich, daß Schriften von einer so behandelten Feder herstammend, sich vollkommen gut erhalten haben und ich glaube, daß die wichtigsten Documente ungefährdet damit geschrieben werden dürfen. Eine andere Schattenseite der Stahlfedern ist es, daß sie nach kurzem Gebrauch, besonders auf rauhem Papier, eine scharfe, ritzende Spitze bekommen, woraus eine ängstliche und peinliche Führung der Feder erfolgt. Um bequem und leicht zu schreiben, muß die Spitze der Feder stumpf oder eigentlich abgerundet seyn, wie die Zeichnung Fig. 1 und 2, Textabbildung Bd. 099, S. 103 Textabbildung Bd. 099, S. 103 Textabbildung Bd. 099, S. 103 Front- und Seitenansicht darstellend, zeigt. Zur Abrundung einer scharf gewordenen Feder habe ich ein stählernes Instrument ersonnen und mir anfertigen lassen, welches seinem Zweck ungemein entspricht und daher in allgemeinern Gebrauch zu kommen verdient. In dem Stahl, welchen Fig. 3 besser versinnlichen wird, ist eine ziemlich tiefe bogenförmige Kerbe eingehauen, deren Grundfläche nicht scharf seyn darf, sondern stumpf seyn muß. Will man eine scharfe Feder wieder abstumpfen oder eigentlich abrunden, so braucht man sie nur, perpendiculär aufgesetzt, in der Kerbe einigemal unter schwachem Druck hin und her zu bewegen und sie wird schnell wieder brauchbar seyn, was man am besten durch die Nagelprobe erkennt, b. h. wenn sie auf dem Nagel eines Fingers versucht, keine Ritze hervorbringt. Das Instrumentchen muß von sehr hartem Stahl seyn, denn weicher als die Feder selbst, würde es nicht fähig seyn der Spitze derselben die gewünschte Form wieder zu geben. Auch wäre es noch einer Verbesserung fähig, indem man es mit zwei Kerben ausstattete, nämlich die eine mit sehr fein feilenartiger und die andere mit glatter Grundfläche. Vor der Anwendung der hier angedeuteten Mittel hatte ich den Gebrauch der Stahlfedern mehreremale wieder aufgegeben; durch sie bin ich jedoch gänzlich damit ausgesöhnt und Jeder wird es werden, der sich hiedurch veranlaßt finden sollte davon zweckmäßigen Gebrauch zu machen. G. in B.