Titel: Verfahren bei Vergoldungen und Versilberungen auf galvanischem Wege die Quantität Gold und Silber kennen zu lernen, welche man angewandt; von Maximilian, Herzog von Leuchtenberg.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XXXIV., S. 140
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XXXIV. Verfahren bei Vergoldungen und Versilberungen auf galvanischem Wege die Quantität Gold und Silber kennen zu lernen, welche man angewandt; von Maximilian, Herzog von Leuchtenberg. Aus dem Bulletin scientifiqne de st. Petersbourg. Verfahren das verbrauchte Gold und Silber bei galvanischem Vergoldungen etc. zu bestimmen. 1) Vergoldung. Die Vergoldung auf galvanischem Wege ist in neuester Zeit im Auslande ganz ins allgemeine Leben übergegangen und breitet sich auch hier immer mehr und mehr aus. Doch erleidet dieselbe immer noch den Vorwurf, hinsichtlich der Dauerhaftigkeit mit der bisher üblichen Feuervergoldung nicht gleichen Schritt halten zu können — ein Vorwurf, den die galvanische Vergoldung auch in den meisten Fällen verdient, da man sich bei deren Anwendung so häufig durch die Leichtigkeit, dem Gegenstande eine Goldfarbe zu geben, verführen läßt, und man sich auf diese Weise oft nur mit einem Hauche von Gold begnügt. Der Vergolder kannte auch bisher das Quantum Gold, welches er angewandt, sehr ungenau und konnte es nur bei kleinen Gegenständen durch Vor- und Nachwiegen erhalten, aber bei großen Gegenständen war es unmöglich, da die gewöhnliche Wage nicht empfindlich genug ist, um die Differenz anzugeben. Um nun diesem Uebel abzuhelfen, war es nothwendig, ein Mittel zu suchen, durch welches man erfährt, wie stark ein Stück auf galvanischem Wege vergoldet worden ist. Nach mehreren Versuchen kam ich auf folgendes Verfahren, welches sich bisher nach allen Contraproben und Controlirungen als gut bewährte. Die Gold-Auflösung muß sich vor ihrer Anwendung genau gemessen in einem in Liters graduirten Gefäße befinden. Aus einem solchen mit Goldauflösung gefüllten Gefäße nimmt man dann ein Deciliter und dampft die Flüssigkeit bis zur Trockne ab. Hierauf wiegt man genau die trockene Masse ab und legt davon 2 Gramme in einen tarirten Platintiegel, übergießt diese Masse mit Schwefelsäure und stellt dann den Tiegel auf eine Weingeistlampe mit doppeltem Luftzuge. Anfangs erwärmt man den Tiegel nur mäßig. Die Bestandtheile dieser Masse, nämlich Cyankalium, Chlorkalium und Cyangold, zersetzen sich und entwickeln Cyanwasserstoffsäure und Salzsäure; das kaustische und kohlensaure Kali aber, so wie Kalium aus den Cyan- und Chlorverbindungen, bilden mit der zugesetzten Schwefelsäure schwefelsaures Kali. Da bei dieser Operation Cyanwasserstoff und Chlorwasserstoff (Salzsäure) sich bilden — ersteres gefährlich, letzteres unangenehm ist — so muß dieselbe mit Vorsicht gehandhabt und das Einathmen dieser Gase vermieden werden. Hat das Aufbrausen im Tiegel aufgehört, so bedeckt man denselben und steigert die Hitze der Weingeist-Lampe, bis der Tiegel glühend wird. Dabei schmilzt das schwefelsaure Kali, das ausgeschiedene Gold aber klebt sich an den Tiegel an. Das schwefelsaure Kali entfernt man dann durch mehrmaliges Aufgießen von Wasser in den Tiegel, worauf das zurückbleibende Gold in dem Tiegel getrocknet und geglüht wird. Aus Vorsicht kann man das Wasser aus dem Tiegel in ein Glas schütten, um sich zu überzeugen, daß kein Theilchen Gold mit abgespült wird, was übrigens in der Regel selten der Fall ist. Nach diesem Verfahren wiegt man den Tiegel mit dem zurückgebliebenen Golde, und die Differenz zwischen dem wirklichen Gewichte des leeren Tiegels und dem Gewichte desselben nach dem oben beschriebenen Verfahren gibt das Quantum Gold, welches in zwei Grammen jener Masse enthalten ist. Es ist dann ein Leichtes, zu berechnen, wie viel Gold ein Deciliter, und somit auch wie viel die ganze Masse enthält, welche man untersucht. Nachdem man mit dieser Auflösung vergoldet hat, so nimmt man hievon ein Deciliter, unterzieht es dem eben beschriebenen Verfahren, und die Differenz in dem Quantum Goldes, welche sich in den beiden Auflösungen ergibt, bestimmt genau das Gewicht des zur Vergoldung verwandten Goldes. 2) Versilberung. Die zur Versilberung gebrauchte Auflösung enthält Cyansilber, Cyankalium und Chlorkalium. Zur Probe wird aus der abgemessenen Menge, wie bei der Goldprobe, ein Deciliter genommen und abgedampft. Bei dieser Operation erhält die trokene Masse außer den oben erwähnten Bestandtheilen noch kohlensaures Kali. Bei dieser Probe verfährt man, was das Abwiegen der trockenen Masse und die Schlußberechnung betrifft, ganz wie bei der vorigen, und es ist auch anzurathen, nur 2 Gramme der aus einem Deciliter erhaltenen trockenen Masse zur Probe zu nehmen. Die eigentliche Bestimmung geschieht auf folgende Weise: die 2 Gramme trockener Masse erwärmt man in einem Porzellantiegel und bringt sie zum Glühen und Schmelzen. Die Masse wird braun und es schmelzen hiebei Cyankalium, Chlorkalium und kohlensaures Kali. Cyansilber aber verwandelt sich in Paracyansilber, welches bald vollkommen reducirt wird. Nach 15 bis 20 Minuten Glühen süßt man die Masse durch Decantiren im Tiegel aus. Das Silber bleibt im Tiegel als eine schwammige Masse zurück, wovon man nichts beim Aussüßen verliert. Es wird dann getrocknet, geglüht und gewogen. Die ersten Proben nach diesem Verfahren wurden in Thontiegeln gemacht, die man gewöhnlich bei Goldproben braucht. Die poröse Masse dieser Tiegel saugt aber einen Theil der geschmolzenen Salze in sich, wodurch ein Verlust an Silber entsteht. Aus einer Silberauflösung, die genau 5 Gramme chemisch reines Silber enthielt, reducirten sich in einem Porzellantiegel 4,96 und in einem Thontiegel nur 4,68 Gramme. Um den Beweis zu gewinnen, daß der Thontiegel Silber einsaugt, behandelte man selbigen hierauf mit Salpetersäure, und die erhaltene Flüssigkeit, nach Abdampfen der überflüssigen Säure mit einer Auflösung von Kochsalz versetzt, ergab eine Trübung. Diese Proben könnten auch durch eine Zersetzung der trockenen Masse mit Schwefelsäure und durch nachheriges Glühen mit Potasche in einem Platintiegel gemacht werden, aber man erhält dann das Silber in fein zertheiltem Zustande, so daß man es durch Decantiren nicht ohne Verlust aussüßen kann. Das Aussüßen auf dem Filter aber vermindert sehr den praktischen Vorzug dieser Methode, nämlich die Erhaltung eines baldigen Endresultats.