Titel: Zur Kenntniß der Kartoffelkrankheit; zweiter Beitrag von Bonjean.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XCIII., S. 390
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XCIII. Zur Kenntniß der Kartoffelkrankheit; zweiter Beitrag von Bonjean. Aus dem Comptes rendus, Decbr. 1845, No. 22. Bonjean, zur Kenntniß der Kartoffelkrankheit. Es wurden schon mehrere Mittel zur Verhütung dieser Krankheit und zum Aufhalten ihrer Fortschritte vorgeschlagen, nämlich ausgebeizte Gerberlohe, Kalk, Chlorkalk, Salz, Kalkasche, Sand, rein oder vermengt mit Holzkohlenstaub und Gyps, welchen Mitteln ich noch den Aufguß von Ruß, Kreosotwasser und Sand mit 1/5 Kalkasche beifügte. Diese Mittel konnten, einzeln und unter verschiedenen Umständen in Anwendung gebracht, nicht nach ihrem relativen Werth beurtheilt werden. Deßhalb präparirte ich nach allen 12 Verfahrungsweisen jedesmal 500 Pfd. gleich sehr verdorbener Kartoffeln aus demselben Felde. Diese 11 Haufen von beiläufig 6 Zoll Dicke wurden in 11 gleichgroße, neben einander befindliche Abtheilungen in der Orangerie des Jardin des Plantes gebracht, wo der Boden aus nur wenig feuchtem Sand besteht, in dessen Innerem die Temperatur nie auf den Grad des schmelzenden Eises gelangt. Zur Vergleichung diente eine 12te Abtheilung mit 500 Pfd. derselben Kartoffeln, die aber in keiner Weise präparirt waren. Seit einem Monat, wo ich dieß bewerkstelligt habe, konnte ich bemerken, daß die in reinem Sande, im Sande mit Kohle und im Sande mit Kalkasche befindlichen Kartoffeln sich am besten conservirt haben; sie sind von einer wirklich merkwürdigen Frische. Minder gut hatten sich in folgender Reihe gehalten: die mit Kalkasche, mit Lohe, Gyps, Kreosot, Ruß, Chlorkalk und endlich die mit Salz präparirten. Die mit Salz behandelten Kartoffeln hatten sich am wenigsten gut erhalten; sie sind feucht und schimmeln auf der Oberfläche, obgleich man sie wie alle anderen, die benetzt worden waren, nach ihrer Präparirung einen Tag lang zum Austrocknen der Sonne ausgesetzt hatte. Doch muß ich erwähnen, daß das Salzen in Savoyen von vielen Landwirthen in sehr großem Maaßstab angewandt wurde und ziemlich gute Resultate geliefert zu haben scheint; ich weiß nicht, was die Ursache dieser Verschiedenheit ist. Jedenfalls ergaben meine Beobachtungen, daß jene Methoden, bei welchen die Kartoffeln naß gemacht werden müssen, nicht so gut sind als diejenigen, wobei nur trockene Körper angewandt werden, und unter letztern vereinigt der Sand, trocken angewandt, alle zu wünschenden Eigenschaften. Um 1 Fr. können 30 Cntr. Kartoffeln leicht conservirt werden; es ist dieses Mittel unstreitig das einfachste, leichteste, schnellste und wohlfeilste von allen. Die Frage anbelangend, ob die verschiedenen Körper der Keimfähigkeit der Kartoffeln nicht schaden, kann ich sie jetzt dahin beantworten, daß ich den Keim in allen Abtheilungen mehr oder weniger entwickelt fand; das beste Resultat jedoch gaben die Präparationen mit Sand und das schlechteste die mit Salz, bei welchem letztern ich nur mit vieler Mühe etwas entwickelte Keime auffinden konnte. Eine andere, noch wichtigere Frage ist, ob die ergriffenen Kartoffeln gesunde Knollen tragen werden. Darüber kann nur die Erfahrung entscheiden. Ich habe hierüber Versuche in großem Maaßstabe mit gesunden, kranken, faulen, an Licht und Luft grün gewordenen, im Naturzustande belassenen und auf verschiedene Weise präparirten und angebauten Kartoffeln begonnen. Wenn es mir erlaubt ist dem Resultate durch eine Vermuthung vorzugreifen, so glaube ich daß, wenn das Product auch nicht so schön uud gut ausfällt als mit gut beschaffenen Samenkartoffeln, die Ernte doch eine erträgliche und von der Krankheit der gelegten Kartoffeln freie seyn wird. Auch mit der Aufbwahrung in Silos bis zum Frühjahr, welche bei gesunden Kartoffeln recht gut thut, machte ich einen Versuch, brachte in einen in abhängigem Boden gemachten Graben 40 Cntr. verdorbene Kartoffeln, nachdem ich die Wände gehörig mit Stroh ausgelegt hatte, und bedeckte das Ganze 2 Fuß hoch sattelförmig mit Erde, um das Wasser abzuleiten. Im März soll der Silo erst wieder eröffnet werden. 200 Cntr. Kartoffeln wurden von mir im Ganzen zu diesen Versuchen verwendet.