Titel: | Ueber eine eigenthümliche Art von Centrifugalpumpe und ihre besondere Anwendung; von C. Walther, Lehrer der praktischen Mechanik und Maschinenkunde an der königl. polytechnischen Schule zu Augsburg. |
Autor: | C. Walther |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. XVII., S. 84 |
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XVII.
Ueber eine eigenthümliche Art von
Centrifugalpumpe und ihre besondere Anwendung; von C. Walther, Lehrer der praktischen Mechanik und
Maschinenkunde an der königl. polytechnischen Schule zu Augsburg.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Walther, über eine eigenthümliche Art von
Centrifugalpumpe.
Es wurde mir der ehrenvolle Auftrag, in einem größtentheils silbernen Tafelaufsatz,
welcher als Festgabe des Kreises Schwaben und Neuburg für Se. königl. Hoheit den
Kronprinzen Maximilian von Bayern bestimmt war, ein
Pumpwerk so einzurichten, daß es wenigstens während zwei Stunden ununterbrochen zwei
starke Strahlen Wasser liefere. Der Tafelaufsatz wurde von dem rühmlichst bekannten
Künstler Hrn. Neureuther in München entworfen und seiner
Güte verdanke ich es, der nachfolgenden Beschreibung des ausgeführten Uhrpumpwerkes
auch eine Skizze des Aufsatzes beigeben zu können, so daß der Leser sich mit Hülfe
derselben eine Vorstellung von dem Ganzen wird machen können.Der Aufsatz ist von Hrn. Neureuther selbst
lithographirt und Abdrücke davon sind in den Kunsthandlungen zu haben oder
durch dieselben zu beziehen.
Ausgeführt und zusammengestellt wurde das Kunstwerk unter der Leitung Hrn. Neureuther's von dem Silberarbeiter Hrn. Schmedding
in Augsburg, und die
gegossenen silbernen Figuren wurden von Hrn. Fortner in
München dazu geliefert.
Die einzelnen Theile des Aufsatzes waren zu der Zeit, als das Pumpwerk bestellt
wurde, größtentheils schon fertig, so daß ich gezwungen war das Uhrwerk, welches die
Pumpe treiben sollte, sowie die Pumpe selbst, dem zufällig gelassenen Räume
anzupassen, wodurch die Aufgabe bedeutend erschwert wurde. Ueberdieß war der übrig
gelassene Raum so klein, daß ich den Gedanken aufgeben mußte, irgend eine
gewöhnliche Pumpe anwenden zu können; denn der ganze Platz für die Pumpe, die
ununterbrochen, also ohne abzusetzen, viel Wasser geben sollte, war ein Cylinder von
3 Zoll Höhe und kaum 5 Zoll Durchmesser. Kolben und Ventile konnte ich auch nicht
anwenden, weil der Weingeist des wohlriechenden Wassers, welches beständig
ausströmen sollte, zwischen Metallflächen gebracht, die Reibung außerordentlich
vermehrt, was um so nachtheiliger gewesen wäre, als es nur Uhrfedern waren, welche
die bewegende Kraft für die Pumpe liefern sollten. Außerdem war zu befürchten, daß
die Oele in dem wohlriechenden Wasser die Ventile verkleben würden, wenn man den
Aufsah längere Zeit ungebraucht stehen ließe, so daß also nach jedesmaligem
Gebrauche ein Auseinandernehmen und Reinigen erforderlich geworden seyn würde. Ein
Schöpfwerk oder Eimerwerk konnte ich des kleinen Raumes wegen nicht gebrauchen, und
auch deßwegen nicht, weil bei der großen Geschwindigkeit, die es hätte bekommen
müssen, der Ausguß nicht mehr richtig erfolgt wäre und die Luft zu viel Widerstand
geboten und dadurch Kraftverlust herbeigeführt hätte. Dasselbe wäre bei Anwendung
einer Spiralpumpe der Fall gewesen, und bei der gewöhnlichen Schwung- oder
Centrifugalpumpe, die aus einer zweiarmigen, parabolisch gebogenen Röhre, welche am
Scheitel offen ist, besteht, befürchtete ich dieß ebenfalls, denn bei derselben wäre
nicht bloß der große Luftwiderstand hinderlich gewesen, sondern der senkrecht gegen
die Drehungsachse stehende Scheitel der parabolischen Röhre hätte auch beständig
Wasser zu verdrängen gehabt, wodurch ebenfalls Kraftverlust verursacht worden wäre.
Um nun diesen Kraftverlust so klein als möglich zu machen, kam ich auf den Gedanken,
statt einer parabolischen Röhre eine runde parabolische Schale anzuwenden, deren
Scheitel abgenommen wurde, so daß sie unten, wo sie einige Linien in das Wasser
tauchte, offen war. Die runde Schale brauchte bei der Drehung kein Wasser vor sich
her zu schieben, und auch der Luftwiderstand konnte nicht groß seyn, da bei deren
Umdrehung keine vorspringende Stelle sich gegen die Luft bewegen mußte. Eine solche
Schale ließ ich von ganz dünnem Messingblech auf der Drehbank drücken und stellte nun Versuche mit
derselben an. Diese Versuche fielen über meine Erwartung günstig aus; denn bei 10
Umdrehungen in der Secunde lieferte die kleine Pumpe von 3 1/2 Zoll Durchmesser und
2 3/4 Zoll Höhe in einer Minute über 1 bayer. Maaß (2 Pfd.) Wasser. Dieß war mehr
als hinreichend, denn durch die zwei Ausflußöffnungen an dem Tafelaufsatze konnte
eine Wassermasse von einem Eimer in einer Stunde nicht abfließen.
Zu dem Uhrwerke und seinem Gestell hatte ich in dem Tafelaufsatze einen Raum von 1
Zoll 4 Linien Höhe und 8 Zoll Durchmesser, und außerdem noch einen cylindrischen
Raum von 3 Zoll Durchmesser und 15 Zoll Höhe, in welch letzterem ich am passendsten
die Federhäuser mit den Triebfedern legen konnte. Die Pumpe sollte, wie gesagt, 10
Umdrehungen in der Secunde machen, also in der Minute 600 und 36000 in einer Stunde.
Ich nahm nun die gerade Zahl 40000 an und richtete das Uhrwerk so ein, daß es 3
Stunden laufen sollte, daß also die Pumpe 120000 Umdrehungen machen konnte, ehe das
Uhrwerk wieder aufgezogen werden mußte. Bei dieser außerordentlichen Geschwindigkeit
befürchtete ich anfangs, schon einige Federn nöthig zu haben, um nur die Reibung im
Uhrwerk zu überwältigen; meine Besorgniß war aber unbegründet, denn der erste
Versuch mit dem Uhrwerk bewies mir, daß keine zwei Triebfedern nöthig waren, um die
letzte Achse mit der verlangten Geschwindigkeit zu bewegen. Um die Federn nicht zu
stark anzustrengen, gab ich dem Federstifte, oder der Federachse beim Aufziehen nur
6 Umdrehungen; letztere durfte also in einer Stunde nur 2 Umdrehungen zurückmachen
und es war deßhalb eine Uebersetzung des Triebwerkes von 1 : 20000 nothwendig.
Während also die Federachse mit dem ersten Rade in einer halben Stunde eine
Umdrehung zurückging, mußte die Pumpe 20000 Umdrehungen machen.
Aus nachfolgender Beschreibung wird die Anordnung des Triebwerkes und die Einrichtung
der Pumpe deutlich werden.
Alle gleichen Gegenstände sind mit denselben Buchstaben bezeichnet.
Fig. 6 ist
eine Ansicht des ganzen Aufsatzes nach einer Zeichnung des Hrn. Neureuther. Nur die Theile A,
A sind von Bronze, alle übrigen von getriebenem Silber und zum Theil
vergoldet. Die Figuren und die Schwäne sind von Silber gegossen. Das Bassin, in
welchem die vier silbernen Schwäne sich befinden, wird mit Wasser gefüllt. Aus dem
silbernen Schilfbüschel sprudeln in seiner Mitte bei B
an entgegengesetzten Seiten zwei Quellen hervor; sie liegen beiläufig 2 Zoll über
dem Wasserspiegel im Bassin. Am Grunde des Bassins, da wo der Schilfbüschel
angelöthet ist, sind rings um den Büschel herum kleine Oeffnungen angebracht, durch welche das Wasser, das
aus den Quellen hervorsprudelt, wieder zur Pumpe zurückfließen kann, die sich
innerhalb des Schilfbüschels befindet. Das Uhrwerk liegt getrennt von der Pumpe,
also ganz trocken, unter dem großen Bassin. Die Höhe zwischen der untern Fläche des
Bassins und der obern Fläche der von den silbernen Säulen C,
C getragenen silbernen Gewölbe beträgt 1 Zoll 4 Linien, und dieß war der
einzige Platz, wo das Uhrwerk passend angebracht werden konnte. Von dem Uhrwerke an
abwärts, also durch die Mitte des Untersatzes, ging eine cylindrische Höhlung von 3
Zoll Durchmesser, und in diese hinein legte ich die Federhäuser mit den
Triebfedern.
Fig. 7 zeigt
den Durchschnitt des Bassins mit dem Schilfbüschel, sowie der Pumpe und des
Uhrwerkes nach der Linie DE, Fig. 8. F ist die parabolische Schale, welche als Pumpe dient;
sie ist unten bei a offen und taucht daselbst in die
Flüssigkeit; oben bei b hat sie einen cylindrischen
Rand, auf welchen der Deckel c aufgelöthet ist. In der
Mitte des Deckels ist eine kleine Nabe d angelöthet, und
diese ist auf die letzte Achse e des Triebwerkes
aufgesteckt und durch die Mutter f gehalten. Die Schale
ist auf diese Weise mit der Achse e vereinigt und dreht
sich mit derselben. In dem cylindrischen Rande b sind
die Ausgußöffnungen g der Pumpe.
Dreht sich die Schale, so steigt durch die Centrifugalkraft das Wasser an der inneren
Schalenwandung bis zum cylindrischen Theile empor und tritt daselbst durch die
angebrachten Ausgußöffnungen g Natürlich spritzt es dann
gegen die innere Wand des Schilfbüschels G und läuft an
derselben herab. Deßhalb mußte die kreisrunde Rinne H,
in welcher sich das gehobene Wasser sammelt, innen in den Schilfbüschel eingelöthet
werden. Von da aus fließt es durch die Ausgußöffnungen I
zu beiden Seiten ab und zwar ganz gleichförmig und ohne Unterbrechungen, da die
Pumpe ebenfalls beständig Wasser liefert. K ist ein
ringförmiger Rand, auf welchen der obere Theil des Tafelaufsatzes aufgesteckt ist.
L ist der Durchschnitt des Bassins. Inwendig in die
Schale wurden noch ein Paar Silberblechstreifen gelöthet, die sich von unten nach
oben zogen, damit die Schale sich nicht drehen konnte, ohne das Wasser, welches
innerhalb der Schale war, mitzubewegen; durch die punktirte Linie sind dieselben
angedeutet. Das Bassin L mußte unten eine Oeffnung
haben, durch welche die letzte Achse des Triebwerkes gehen konnte; durch dieselbe
durfte aber keine Flüssigkeit entweichen, weßhalb ich das silberne Röhrchen h auf den Boden des Bassins auflöthen ließ und dieses
Röhrchen gleich als Führung für die aufrechtstehende Achse e benützte. Oben in dem Röhrchen wurde nämlich eine kleine Metallbüchse
i befestigt, und diese diente der Achse e als oberes Lager. Unten steht die Achse e auf dem Bügel M, Fig. 9, auf
den ein hartes Stahlplättchen aufgeschraubt wurde, und welcher durch zwei Schrauben
an die obere Gehäuseplatte N in der Mitte angeschraubt
ist.
Unter dem Bassin L liegt das Triebwerk. Das Gehäuse
desselben besteht aus zwei kreisrunden Platten N und O, die durch vier kleine hohle Cylinder P, durch welche vier Schrauben gehen, vereinigt sind.
Mittelst der vier unten an das Bassin angelötheten Schrauben Q ist das Gehäuse des Triebwerkes an das Bassin befestigt. Unten an die
Platte O sind zwei messingene Viertelscylinder R, die in Fig. 10 im horizontalen
Durchschnitte zu sehen sind, angeschraubt. Zwischen diesen sind die neun Federhäuser
S, welche senkrecht über einander stehen und von
denen in der Zeichnung nur eines angegeben ist, durch Schrauben befestigt. Die
beiden Viertelscylinder sind unten durch die Kapsel T
wieder mit einander vereinigt. In letzterer liegt auch noch ein gewöhnliches
Stellrad, wie solche bei fast allen Pendeluhren angewandt werden, welches verhütet,
daß beim Aufziehen des Triebwerkes die Federn zu stark gespannt werden können. An
die Kapsel T sind auch noch, was jedoch aus der
Zeichnung nicht zu ersehen ist, zwei starke Träger angeschraubt, die in dem Fuße des
Tafelaufsatzes befestigt wurden und den Zweck haben, das Verdrehen des
Federhausgehäuses zu verhindern und das Gewicht des Triebwerkes mit dem darauf zum
Theil ruhenden Bassin und dem Obertheile zu tragen. U
ist die Federachse mit Haken versehen, in welche die Federn wie gewöhnlich
eingehängt wurden; sie dreht sich unten in der Kapsel T
und oben in dem Querstege V. Auf das untere Ende der
Federachse, welches über die Kapsel T vorsteht, ist ein
gezahntes Rad W, Fig. 11, aufgesteckt, in
welches ein Getriebe X eingreift, das in einem auf die
Kapsel T besonders aufgeschraubten Bügel Y liegt. Das eine Ende der Achse dieses Getriebes ist
viereckig gefeilt und auf dasselbe wird die Kurbel zum Aufziehen des Triebwerkes
gesteckt. Oben an die Federachse U ist das Sperrrad Z angelöthet. Das Gesperr ist wie gewöhnlich construirt
und aus Fig.
12 zu ersehen. Auf dem Sperrrade Z liegt das
erste oder größte Triebrad k; es ist auf die Achse U aufgesteckt und durch die kreisrunde Feder Fig. 13
darauf gehalten. Unten auf diesem Rade ist die Sperrfeder und die Sperrklinke, wie
aus Fig. 12
zu ersehen, aufgeschraubt. Die Achse U kann sich also
beim Aufziehen in dem Rade k drehen, während dasselbe
mit bewegt wird, wenn durch die Kraft der Federn die Achse rückwärts sich dreht. Das
Rad k hat 100 Zähne und greift in ein Getriebe l von 10 Zähnen; auf der Achse des Getriebes l ist noch das Rad m mit 20
Zähnen befestigt; letzteres macht also 10 Umdrehungen bei einer Umdrehung der
Federachse. Die Achse der letzten beiden Räder dreht sich unten in der Gehäuseplatte
O und oben in dem besonders aufgeschraubten Bügel
n. Das Rad in greift in ein Getriebe o von 10 Zähnen, auf dessen Achse das Rad p mit 100 Zähnen steckt; dieses dreht sich 20mal bei
einer Umdrehung der Federachse. Das Rad p greift in ein
Getriebe q von 10 Zähnen, welches sich also 200mal dreht
bei einer Umdrehung der Federachse. Mit dem Getriebe q
ist durch die Achse das Rad r von 100 Zähnen verbunden;
diese Achse dreht sich unten in dem Stege V und oben in
der Gehäuseplatte N. Das Rad r greift wieder in ein Getriebe von 10 Zähnen und dieses muß also mit dem
Rade S 2000 Umdrehungen machen, während sich die
Federachse einmal dreht; auch die Achse des Rades s
steht einerseits in dem Stege V und andererseits in der
Gehäuseplatte N; in das Rad s greift das letzte Getriebe t mit 10 Zähnen,
welches bei einer Federstift-Umdrehung also 20000 Umdrehungen machen muß. Das
Getriebe t ist auf der Achse e befestigt, und diese ist mit der Pumpe F
vereinigt. Die Achse e steht, wie erwähnt, in dem Bügel
M, Fig. 9.
Die Pumpe gibt 3 1/2 Stunden lang nach einmaligem Aufziehen ununterbrochen Wasser,
und ihrer außerordentlichen Einfachheit wegen ist wohl anzunehmen, daß sie auch nach
vielen Jahren noch, sie mag nun gebraucht werden oder nicht, ihre Dienste nicht
versagen wird.
Um dem Triebwerke einen recht leisen Gang zu geben, wurden in das letzte Getriebe t Zähne von Hörn eingesetzt, und zwar auf eine besondere
Weise. Fig. 13b
ist das im vergrößerten Maaßstabe gezeichnete Getriebe t, woraus das Einsetzen der Zähne deutlich werden wird. Ich ließ nämlich
ein Stahlscheibchen, dessen Durchmesser so groß gemacht wurde als der Grund der
Getriebzähne, so ausdrehen, daß nur in der Mitte eine Nabe stehen blieb und außen
herum ein Rand. Die Tiefe der Aushöhlung war so groß als die Breite eines
Getriebzahnes. Der Rand wurde nun auf der Maschine getheilt und eingeschnitten und
die Einschnitte gerade so groß gemacht als ein Zahn dick werden sollte. Es wurden
nun Keile von Hörn gemacht, wie u in Fig. 13b
anzeigt, diese nach der Oeffnung in dem Rande abgesetzt und die
vorspringenden Theile der Keilchen bildeten nun die Zähne, die gehörig randirt und
geschliffen wurden. In der Richtung des Radius kann nun unmöglich ein Zahn
ausfallen, und damit auch keine Bewegung in der Richtung der Achse möglich ist,
wurde ein Stahlplättchen von gleichem Durchmesser wie der Grund der Zähne aufgeschraubt,
so daß der keilförmige Theil der Zähne ganz eingeschlossen wurde.
An dem Tafelaufsatz wurde noch ein verborgener Drücker angebracht, durch welchen man
das Triebwerk jeden Augenblick stillestellen oder wieder in Gang setzen kann. Es war
dieß nur eine einfache Feder mit einem Vorsprunge, der zwischen eines der
Triebwerkräder einfiel.