Titel: Wylams patentirte Verbesserungen an hydraulischen Pressen.
Fundstelle: Band 100, Jahrgang 1846, Nr. XXXII., S. 163
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XXXII. Wylams patentirte Verbesserungen an hydraulischen Pressen. Aus dem Mechanics' Magazine 1846, Nr. 1169. Mit Abbildungen auf Tab. III. Wylam's Verbesserungen an hydraulischen Pressen. Hydraulische Pressen, wie sie gegenwärtig construirt werden, eignen sich nur zur Hervorbringung hoher Pressungen unter geringer Geschwindigkeit; dabei kommen zwischen den einzelnen Pressungen beträchtliche Ruhepausen vor, indem die Thätigkeit der Pumpen bei jedem Niedergang des Kolbens eingestellt werden muß; sie sind daher auf mechanische Operationen, die eine rasche Folge von Huben oder Impulsen sowohl von geringer als auch großer Kraft erfordern, nicht anwendbar. Hr. Wylam hat diesen Mängeln auf eine scharfsinnige Weise abgeholfen, indem er eine hydraulische Presse construirte, welche ununterbrochen mit großer Geschwindigkeit und mit hohem und niedrigem Druck in Thätigkeit gesetzt werden kann. Fig. 34 ist der Grundriß eines Systems von sechs in einer Reihe neben einander angeordneten hydraulischen Pressen; Fig. 35 der Grundriß eines Systems von drei Pumpen, welche, anstatt wie gewöhnlich direct mit der Presse oder den Pressen zu communiciren, mit einem Fig. 36 im Grundriß dargestellten Reservoir oder Kraftmagazin in Communication stehen. Von diesem Reservoir wird die Kraft auf die Presse oder die Pressen übergetragen. Fig. 37 zeigt einen Verticaldurchschnitt der Presse nach der Linie ab, Fig. 34; Fig. 38 einen Verticaldurchschnitt der Pumpen nach der Linie cd, Fig. 35 und Fig. 39 einen Durchschnitt des Reservoirs nach der Linie ef, Fig. 36. A ist das auf einem starken gemauerten Fundament ruhende Gestell der Presse; B¹ der Cylinder; B² der Kolben; C die Röhre, durch welche das Wasser unter den Kolben gelangt; D ein Ventil zur Regulirung des zuströmenden und abfließenden Wassers. Die eigenthümliche Construction dieses Ventils ist Fig. 40 und 41 abgesondert dargestellt. Das Reservoir E bildet einen schmiedeisernen luftdichten Behälter, welcher bedeutend über die Presse emporragt, dessen Rauminhalt weit größer als der des Cylinders und der stark genug ist, um jedem Druck, den die Presse selbst auszuhalten hat, zu widerstehen. Eine Röhre F setzt das Reservoir E mit dem regulirenden Ventil D in Verbindung. G¹, G², G³ sind die erwähnten drei Pumpen, von denen das Wasser aus der Cisterne H durch die Röhre I in das Reservoir E gedrückt wird; q, q, q Lufthähne, welche an den Saugröhren unter den unteren Ventilen angebracht sind. K ist eine Röhre, welche das Wasser nach geschehener Verwendung durch das Regulatorventil wieder in die Cisterne zurückführt. Das Reservoir E hat einen größeren Rauminhalt, als jeder der Preßcylinder B¹ oder die Cisterne H, weil dasselbe die Bestimmung hat, nicht nur alles Wasser zu halten, welches von H in dasselbe gepumpt werden kann, sondern auch alle ursprünglich in demselben enthaltene Luft, welche von dem Wasser in sehr comprimirtem Zustande in die Höhe getrieben wird, ferner alle diejenige Luft, welche durch die Pumpen unter den nachher zu erläuternden Umständen in das Reservoir injicirt werden mag. Der Behälter E enthält Wasser genug für ungefähr 42 einzelne Füllungen oder 6 Füllungen für jedes System von 6 Pressen. Drei Pumpen würden hinreichen, das Reservoir in den Stand zu setzen, diese Pressen beständig im Betrieb zu erhalten. Die Figuren 40 und 41 stellen das Regulatorventil D ungefähr in 1/8 der natürlichen Größe, Fig. 40 im Grundriß nach der Linie gh, Fig. 41 und Fig. 42 im senkrechten Durchschnitt nach der Linie ki, Fig. 40, dar. L ist eine Büchse, welche in zwei verticale Kammern M¹, M² und eine beiden gemeinschaftliche horizontale Kammer M³ abgetheilt ist. In der Kammer M¹ befindet sich ein Eingang R¹, welcher aus dem Reservoir E durch die Röhre F das Wasser zuläßt; die Kammer M² enthält einen andern mit der Röhre C communicirenden Eingang R², welcher das Wasser nach dem Preßcylinder leitet. T ist ein dritter in der Kammer M³ befindlicher Eingang, der sich in die Austrittröhre K öffnet. N¹, N² sind zwei Kolbenventile, welche in den Kammern M¹, M² durch die Stopfbüchsen S, S frei auf und niederspielen und die verschiedenen Eingänge öffnen und verschließen. Ein Hebel O mit Doppelarmen ist mit den oberen Enden der beiden Ventilstangen verbunden. Durch die Hin- und Herbewegung dieses Hebels, dessen Stützpunkt in den Trägern P, P gelagert ist, werden die Kolbenventile abwechselnd gehoben und gesenkt. Die Kammer M² mit dem Eingang T, der zu der Austrittröhre K führt, hat einen größeren Rauminhalt, als die Kammer M¹ und das in ihr arbeitende Kolbenventil N² besitzt eine größere Weite als das Ventil N¹ der Kammer M¹. Diese Einrichtung hat den Zweck, die Entleerung des Wassers zu erleichtern. Allein durch die Vergrößerung des kleineren Kolbenventils N¹ an dem unteren Ende von m nach n und die dadurch bewirkte Vergrößerung der dem Druck des injicirten Wassers ausgesetzten Oberfläche wird zwischen den beiden Kolbenventilen ein vollkommenes Gleichgewicht wieder hergestellt. Die Kammer M² und das Kolbenventil N² sind um ein Beträchtliches länger, als die Kammer M und das Kolbenventil N¹, und der Unterschied in der Länge ist so regulirt, daß das Kolbenventil N² den Ausgang T ganz verschließt, ehe das Ventil N¹ so hoch steigen kann, daß es den Eingang R¹ öffnet. Die Ventile sind an ihren unteren Enden abgeschrägt und diese Enden passen genau anschließend auf die Sitze w¹, w² in der Kammer M¹, M² Durch diese vereinigten Mittel wird alles in das regulirende Ventil tretende Wasser beständig entweder in den Preßcylinder gedrückt, oder zurück in die Cisterne entleert und zwar mit geringem oder gar keinem Verluste. Die Wirkungsweise der Presse und des mit derselben verbundenen Mechanismus ist folgende. Das Sicherheitsventil V wird zuerst nach dem Grade des auf die Presse zu transmittirenden Drucks belastet, worauf die Pumpen in Thätigkeit gesetzt werden. Nachdem alles in der Cisterne H enthaltene Wasser in das Reservoir gepumpt worden ist, öffnet man die an den Saugröhren befestigten Lufthähne q, q, q und läßt die Pumpen fortarbeiten, wodurch Luft anstatt Wasser in das Reservoir gedrückt wird, bis das Sicherheitsventil sich zu heben beginnt, zum Beweis, daß das Reservoir vollständig gefüllt ist. Hierauf wird die Wasserzuführungsröhre mit Hülfe des Doppelhebels O geöffnet, worauf das Wasser mit einer Kraft und Geschwindigkeit gegen den Preßkolben getrieben wird, welche sowohl der in dem Reservoir comprimirten Luft als auch der über der Kolbenfläche stehenden Wassersäule zuzuschreiben ist. Sobald der Preßkolben seinen Hub vollendet hat, wendet man den Hebel O um und öffnet die Austrittröhre T; und sobald die erste Wasserfüllung abgeflossen ist, öffnet man die Wasserzuführungsröhre für eine zweite Pressung u.s.w. Die Pumpen arbeiten ununterbrochen fort, drücken das Wasser, so wie es aus der Presse kommt, nebst einer Portion Luft als Ersatz für die durch Absorption verloren gegangene, in das Reservoir zurück und erhalten dieses in einem Zustande ununterbrochener Wirksamkeit. Wenn man glaubt, daß zu viel Luft injicirt werde, so braucht man nur die Lufthähne q, q, q mehr oder weniger zu öffnen. Jede Presse hat ihr besonders Regulatorventil, ihre besondern Ein- und Austrittsröhren und wird von einem Arbeiter bedient. Die Anzahl der Pressen jedoch, welche nach diesem Princip durch ein System von Pumpen und ein Reservoir betrieben werden kann, wird nur durch die respectiven Rauminhalte der Pumpen und des Reservoirs beschränkt. Anstatt die durch das Reservoir dargebotene Kraft auf eine Anzahl von Pressen zu vertheilen, kann man dieselbe, wenn man es vorziehen sollte, auch auf eine einzige concentriren. Der Hebel O kann mit jedem Grabe der Geschwindigkeit bewegt werden, so daß man entweder einen großen Druck während einer bedeutenden Zeitdauer oder einen geringeren Druck während eines geringen Zeitraums erzeugen kann.

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