| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. , S. 414 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Wirksame Elektrisirmaschinen mit Walzen.
                           Bei Gelegenheit der vor kurzem im physikalischen und technischen Magazin des Hrn.
                              C. A. Gruel in Berlin in
                              Gegenwart vieler ausgezeichneten Physiker angestellten Versuche mit der
                              Dampfelektricität wurden zugleich einige Glaselektrisirmaschinen geprüft, die sich
                              durch gefällige Formen, bedeutende Wirkung, Billigkeit und durch die Leichtigkeit,
                              mit welcher dieselben zu handhaben und zu transportiren sind, besonders empfehlen.
                              In Betreff des Glaskörpers, der aus einem Cylinder von nicht hygroskopischem, sehr
                              stark elektrischem hartem Glase besteht, scheint das ältere Princip der Walzenform,
                              die bei gleicher Größe der geriebenen Fläche die Wirkung der Scheibe übertrifft, mit
                              Vortheil aufs neue befolgt zu seyn, was sich um so mehr rechtfertigt, als die
                              technische Ausführung der Cylinder gegenwärtig eine weit genügendere ist als die
                              frühere, und die getroffene sonstige Anordnung des Apparats ebenfalls Vortheile
                              gewährt. Eine geriebene Glasfläche von circa 2
                              Quadratfuß gab in Verbindung mit nur einem Reibzeuge und einem Conductor von circa 1
                              3/4 Quadratfuß mit 1 1/2zölligen Endkugeln versehen, dem Blitz ähnliche, vielfach
                              gezackte Funken von 8zölliger Schlagweite; die Ausdehnung der Lichtbüschel ging
                              begreiflich noch über diese Entfernung hinaus Hiemit im Verhältniß stand die rasche
                              Ladung großer Leydener Flaschen, eben so die Wirkung kleinerer Cylindermaschinen von
                              äußerst ansprechender Form. – Die Dampfelektricität lud eine Flasche mit
                              circa 1 Quadratfuß Belegung innerhalb 2 1/2 Secunden bis zur Selbstentladung; was
                              die Menge der durch Reibung hoch gespannter Dämpfe erzeugten Elektricität beweisen
                              kann, wenn man berücksichtigt, daß 6 Atmosphären Druck und nur eine
                              Ausströmungsöffnung angewandt wurden.
                           Um das Gelingen dieser Versuche zu sichern, erscheint es zweckmäßig, dieselben in
                              getrennten Localen oder doch so anzustellen, daß alle zur Isolirung der
                              Haupt- und Nebenapparate dienenden Theile vor dem durch die Wasserdämpfe sehr bald
                              entstehenden leitenden Ueberzug bewahrt bleiben. Sammelt man die – E des Kessels, so ist es leicht, sich der Wasserdämpfe
                              sofort nach ihrem Austritt aus dem Ventil zu entledigen, deren Verbreitung in die
                              elektrische Region des Kessels nur ableitend und schwächend wirkt. – Von
                              einer jetzt in Ausführung begriffenen großen Cylindermaschine des Hrn. Gruel lassen sich wohl sehr
                              bedeutende Wirkungen erwarten.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Ueber die Auflöslichkeit des Fluorcalciums (Flußspath) in
                              Wasser; von Dr. G. Wilson.
                           Das Vorkommen des Fluors in Pflanzen und Thieren veranlaßte den Verfasser eine Reihe
                              Versuche anzustellen, um das Auflösungsmittel des Fluorcalciums zu entdecken,
                              wodurch dieses Vorkommen veranlaßt wird. Seine ersten Versuche machte er mit
                              Kohlensäure, wovon er einen Strom durch Wasser leitete, worin feingepulverter reiner
                              Flußspath suspendirt war. Bei dieser Behandlung löste sich der Flußspath auf, denn
                              die Flüssigkeit wurde durch kleesaures Ammoniak gefällt und hinterließ beim
                              Abdampfen einen Rückstand, welcher bei der Behandlung mit Schwefelsäure Flußsäure
                              ausgab. Hieraus schloß der Verfasser anfangs daß die Kohlensäure dem Wasser die
                              Eigenschaft ertheile, das Fluorcalcium aufzulösen; er bemerkte dann aber, daß die
                              Flüssigkeit ungetrübt blieb, nachdem alles Gas durch Erwärmen derselben ausgetrieben
                              war, so daß offenbar das Wasser allein das Fluorcalcium auflösen kann, während bis
                              jetzt in allen Werken über Chemie das Gegentheil behauptet wurde. Im Verlauf seiner
                              Versuche fand er, daß Wasser von 80° R. mehr Flußspath auflösen kann, als
                              solches von 12° R.
                           Die wässerige Auflösung des Flußspaths gibt mit Barytsalzen einen Niederschlag,
                              welcher sich bloß auf einen starken Zusatz von Salpetersäure und Salzsäure wieder
                              auflöst. Die Fluoride sind daher von den schwefelsauren Salzen nicht leicht zu
                              unterscheiden und dürften schon oft für letztere bei der Analyse von Mineralwassern
                              gehalten worden seyn. Bei der gegenwärtigen Methode den Gehalt einer Substanz an
                              Fluor zu bestimmen, verwandelt man letzteres in Fluorcalcium, welches im Verlauf der
                              analytischen Operationen mit vielem Wasser ausgewaschen wird und daher sehr an
                              Gewicht abnehmen kann – eine Thatsache, die bisher übersehen wurde. Das Fluor
                              sollte daher künftig mit Barytsalzen bestimmt werden, weil das Fluorbaryum
                              jedenfalls weniger auflöslich ist als das Fluorcalcium.
                           Seitdem entdeckte der Verfasser das Fluorcalcium auch in den Brunnen von Edinburgh
                              (bekanntlich ist es auch schon in andern Brunnenwässern entdeckt worden) und
                              überdieß im Seewasser, durch Untersuchung der Mutterlauge aus den Salzpfannen, worin
                              Meerwasser verdampft wird. (Chemical Gazette, Mai 1846,
                              Nr. 85.)
                           
                        
                           Entdeckung einer natürlichen, nicht vulcanischen Puzzolane im
                              Departement der Ardennen.
                           Hr. Sauvage,
                              Bergwerks-Ingenieur, hat zuerst auf das Vorkommen der Lagerung eines
                              Gesteines aufmerksam gemacht, welches im Departement der Ardennen unter dem Namen
                              Gaize oder todtes Gestein bekannt ist. Dasselbe findet sich am Grunde der
                              Kreideformation und bedeckt die Thone des Gault; seine Mächtigkeit beträgt ungefähr
                              100 Meter im Süden des Departements. Es ist von blaßgrauer, etwas grünlicher Farbe,
                              sehr zerklüftet und kann deßhalb zu Bauwerken, welche dem Wechsel der Witterung
                              ausgesetzt sind, nicht angewandt werden; überdieß ist es sehr weich. Nach Sauvage ist es folgendermaßen zusammengesetzt:
                           
                           
                              
                                 feiner Quarzsand
                                   17,00
                                 
                              
                                 grüner sehr feiner Sand (Chlorit)
                                   12,00
                                 
                              
                                 Thon
                                     7,00
                                 
                              
                                 gallertartige Kieselerde
                                   56,00
                                 
                              
                                 Wasser
                                     8,00
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die große Menge gallertartiger Kieselerde, welche dieses Gestein enthält, ließ mich
                              annehmen, daß es, in feines Pulver verwandelt, mit fettem Kalk als eine Puzzolane
                              sich vereinigen würde.
                           Ich konnte diese Annahme an einigen beträchtlichen Stücken bestätigen, welche der
                              Oberingenieur der Ardennen, Lemoyne, mir mittheilte, und
                              in der That verhält sich das Pulver der Gaize wie eine wahre natürliche Puzzolane,
                              welche an manchen Orten um so wichtigere Dienste leisten kann, als man sie zu einem
                              sehr niedrigen Preise erhalten kann. Noch mehr, wenn die Sandlager, welche aus der
                              Verwitterung dieser Gaue entstehen und sich an der ganzen Länge des steilen Abhanges
                              hinziehen, welchen dieß Gestein im Arrondissement de Bouziers bildet, nicht durch
                              Regenwasser einen Theil der gallertartigen Kieselerde verloren haben, so müssen
                              dieselben unmittelbar als Puzzolanen angewandt werden können.
                           Bei einem sehr entscheidenden Versuche mengte ich 100 Gewichtstheile Gaizepulver mit
                              20 Gewichtstheilen gebranntem, zuvor gelöschtem Kalk und der entsprechenden
                              Wassermenge zur Consistenz eines guten Mörtels; die Anwendung des Gemenges, welches
                              unmittelbar unter Wasser gebracht wurde, erfolgte während 7 Tagen und die
                              Vereinigung der Mischung war nach 50 Tagen, der gewöhnlichen Zeit, welche alle
                              gebräuchlichen Puzzolanen erfordern, erfolgt.
                           Die Gaize gibt demnach das erste Beispiel einer natürlichen Puzzolane von nicht
                              vulkanischem Ursprunge. Vicat. (Comptes rendus.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung der natürlichen gallertartigen Kieselerde
                              zur Verbesserung des Bodens.
                           Die gewöhnlichen Dünger, welche dem Boden die organischen Bestandtheile wieder
                              erstatten, die ihm durch den Anbau in den vorhergehenden Jahren entzogen wurden,
                              vermögen ihm nicht immer auch die unorganischen Bestandtheile wieder zu ersetzen,
                              deren er auf demselben Wege beraubt wurde. Die Abnahme der Kieselerde z.B. im Boden
                              kann mit der Zeit merklich werden, so wird an gewissen Orten das Getreide immer
                              geneigter sich zu senken, ohne Zweifel weil es in dem Boden nicht mehr die
                              erforderliche Menge Kieselerde vorfindet, damit seine Stengel die nöthige Consistenz
                              erhalten; dessenungeachtet kann der Unterboden oft Kieselerde in Menge enthalten,
                              aber in einem Zustande, wo sie nicht assimilirbar ist. Diesem Fehler des Bodens läßt
                              sich dadurch abhelfen, daß man dem Dünger eine gewisse Menge gallertartiger
                              Kieselerde zusetzt, die sich nicht selten im Mineralreich vorfindet; das von Vicat unlängst in den Ardennen entdeckte Gestein, welches
                              eine natürliche gute Puzzolane ist, enthält z.B. 56 Proc. gallertartige Kieselerde.
                              Couche. (Comptes rendus,
                              April 1846, Nr. 14.)
                           
                        
                           Ueber die Verdienste des Hrn. Vicat um die Kenntniß und Anwendung des
                              künstlich erzeugten hydraulischen Kalks; von Professor Dumas.
                           Der Marquis d'Argenteuil hat der Société d'Encouragement eine Summe von 40,000 Frcs.
                              vermacht, deren Zinsen man während sechs Jahren sich anhäufen lassen soll, um daraus
                              den Stock eines Preises von 12,000 Fr. zu bilden; mit diesem Preis soll derjenige
                              Erfinder belohnt werden, welcher im Verlauf der sechs vorhergehenden Jahre nach dem Urtheil der
                              Gesellschaft die für die National-Industrie wichtigste Entdeckung gemacht
                              hat. Der Ausschuß der Gesellschaft hat nach reiflicher Ueberlegung einstimmig
                              beschlossen, jenen Preis diesesmal Hrn. Vicat, Oberingenieur des Brücken- und Straßenbaues, für seine
                              bewunderungswürdigen Entdeckungen hinsichtlich der Natur des hydraulischen Kalks und
                              Mörtels zuzuerkennen.
                           Daß wir jetzt, wo der Bau der Canäle und Eisenbahnen mit so großem Eifer betrieben
                              wird, alle dabei erforderlichen Schleußen, Brücken, Viaducte, Tunnels etc. wohlfeil
                              und von fast unbegränzter Dauer herstellen können, verdanken wir Hrn. Vicat; er lehrte uns allenthalben
                              unter Wasser zu bauen und zwar eben so leicht und sicher, als auf der Oberfläche des
                              Bodens, durch Anwendung des künstlich erzeugten hydraulischen Kalks.
                           Hr. Vicat hat zuerst gezeigt,
                              daß man mit Kalk und Thon, wenn man sie in gewissem Verhältniß mit einander
                              vermengt, den hydraulischen Kalk erhält; er hat die Anwendung und Darstellung dieses
                              schätzbaren Products im Großen zuerst durchgeführt. Ohne Thon gibt der Kalk einen
                              Mörtel, welcher allerdings an der Luft langsam erhärtet, in dem Maaße, als er daraus
                              die Kohlensäure absorbirt; der sich aber im Wasser so schnell zertheilt oder
                              auflöst, daß man damit keine Bauten unter demselben vornehmen kann. Dagegen erhärtet
                              der mit Thon vermengte Kalk unter dem Wässer schnell und sicher und bekommt die
                              Dauer des Steins selbst; nur muß man das Gemenge gehörig zu brennen verstehen.
                           Hr. Vicat hat uns also gelehrt,
                              wodurch sich die Kalkarten, welche man seit langer Zeit fetten Kalk, magern Kalk und
                              hydraulischen Kalk nennt, von einander unterscheiden. Ersterer ist reiner Kalk; er
                              gibt einen Mörtel, welchen man nur in geringer Dicke anwenden darf, weil er nur dann
                              erhärten kann, wenn ihn die Luft durchdringt und ihm die hiezu erforderliche
                              Kohlensäure liefert. Der magere Kalk enthält Bittererde und bietet keine besonderen
                              Eigenthümlichkeiten bei seiner Anwendung als Luftmörtel dar; aber der hydraulische
                              Kalk, welcher mit thonhaltigem Kalk erzeugt wird, liefert uns Mörtel, welche nach
                              und nach so hart werden, als der Kalkstein selbst. Mit 10, 15, 35 Proc. Thon wird
                              der Kalk immer mehr hydraulisch. Wenn der Kalk diesen Thon nicht enthält, braucht
                              man ihn bloß vor dem Brennen mit solchem zu vermengen, damit er verhältnißmäßig mehr
                              oder weniger hydraulisch wird. Erhöht man das Verhältniß des Thons auf 33 Proc., so
                              erhält man eigenthümliche, besonders wichtige Producte, welche unter Wasser oder an
                              der Luft fast augenblicklich erhärten, und die man uneigentlich im Handel römisches
                              Cement nennt, welches jedoch die Römer niemals kannten.
                           Nachdem Hr. Vicat gezeigt
                              hatte, aus welchen Substanzen der hydraulische Kalk besteht und wie man ihn aus
                              seinen Bestandtheilen zusammensetzen und somit künstlich darstellen kann, enthüllte
                              er uns auch bald die Natur jener Thone, welche man Puzzolane oder Traß nennt, von
                              denen die Römer so häufige Anwendung machten, um dadurch ihre Mörtel zu erhärten. Es
                              sind dieß Thone, welche durch das Feuer der Vulcane mit Alkalien oder selbst mit ein
                              wenig Kalk gebrannt wurden und dadurch die Eigenschaft erlangt haben, den fetten
                              Kalk durch ihre Vermengung mit demselben augenblicklich hydraulisch zu machen. Wenn
                              man irgend einen Thon mit Kalk oder Alkalien brennt, so macht man daraus in der That
                              eine wahre Puzzolane.
                           Ueberzeugt, daß die Natur fast überall Kalksteine darbietet, womit man hydraulischen
                              Kalk fabriciren kann, durchreiste Hr. Vicat ganz Frankreich fast immer zu Fuß und bezeichnete den
                              Ingenieuren und Bauunternehmern über 300 Steinbrüche, welche hydraulischen Kalk zu
                              liefern vermögen.
                           Erst ganz kürzlich hat er gezeigt, daß jene Puzzolane, um welche man ehemals Italien
                              so sehr beneidete und jener so schätzbare Traß, deren chemische Zusammensetzung und
                              künstliche Fabrication er uns gelehrt hatte, ihrerseits durch gewisse Arten
                              Kieselsand ersetzt werden können, die in einigen Ländern in Menge vorzukommen
                              scheinen. Fetter Kalk, welchen man mit solchem Sand vermengt, wird hydraulisch,
                           Wenn aber der hydraulische Kalk zum Bauen unter dem Wasser der Flüsse, Canäle etc. so
                              nützlich ist, wird das Meerwasser gerade so auf ihn wirken? Die Erfahrung hat das
                              Gegentheil bewiesen. Nicht aller hydraulische Kalk eignet sich gleich gut zum Bauen
                              in Salzwasser; man muß darunter eine Wahl treffen, und Hr. Vicat, welcher die Notwendigkeit derselben
                              erkannte, gab auch die Regeln dafür an. Heutzutage können wir also unsere Häfen,
                              Leuchtthürme, Dämme in aller Sicherheit bauen; das Meerwasser hat seinen bekannten und speciellen
                              hydraulischen Kalk.
                           Nach dieser kurzen Auseinandersetzung wird man sich nicht mehr verwundern, daß die
                              Ersparnisse, welche Frankreich mittelst der Verfahrungsarten des Hrn. Vicat machte, bereits auf
                              dreihundert Millionen zu veranschlagen sind; in einigen Jahren dürften sie bei der
                              großen Ausdehnung unserer Canal- und Eisenbahnbauten Milliarden betragen.
                              Eine Verordnung vom 20. Januar 1845 erkennt Hrn. Vicat auf den Bericht der HHrn. Arago und Thenard als Nationalbelohnung eine Pension von
                              6000 Frcs. zu. (Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Februar 1846, S. 91.)
                           –––––––––––
                           Wir haben diesen Aufsatz, welcher im Original mit den übertrieben Lobpreisungen des
                              Hrn. Vicat schließt, unsern
                              Lesern nicht vorenthalten wollen, um ihnen zu zeigen, wie hoch von den Franzosen
                              diejenigen ihrer Landsleute geachtet werden, welche etwas Nützliches ins Leben
                              einzuführen bestrebt sind, selbst wenn dabei eine Unredlichkeit gegen Ausländer
                              begangen wird, worüber man mit einer bewunderungswürdigen Dreistigkeit
                              hinwegschreitet. Es würde begreiflicherweise das Verdienst des Franzosen nicht so
                              glänzend erscheinen und vielleicht nicht die beabsichtigte Wirkung hervorbringen,
                              wenn man gestehen wollte, daß an derselben Sache einen großen und gar einen größern
                              Antheil im Auslande vollends ein Deutscher hatte. Dieses muß verschwiegen werden;
                              und man ist dazu um so mehr berechtigt, da, wenn in Deutschland etwas Gutes zu
                              Stande kommt, es nur darum geschieht, weil die Deutschen so dumm (esprits épais) sind, wie jüngst in der Akademie
                              der Wissenschaften zu Paris von Hrn. Baron Dupin geradezu ausgesprochen wurde (siehe
                              Beilage zur Augsburger Allg. Zeitung vom 11. April 1846). Wenn auch nicht alle
                              Franzosen so aufrichtig ihre Gesinnung gegen uns äußern wie Dupin, daß sie dieselbe uns geradezu ins Gesicht sagen, so denken doch
                              gewiß die allermeisten wie er; und wenn ein Deutscher in seiner Einfalt etwas zu
                              Tage bringt, so muß es ein Franzose längst schon gehabt und wenigstens gedacht
                              haben. Dieses findet der deutsche Michel auch selbst ganz in Ordnung und es hat in
                              der Regel nur das für ihn Gültigkeit, was in Paris approbirt worden.
                           Er achtet daher nicht auf die Abhandl. von Fuchs über Kalk und
                                 Mörtel (Erdmann's Journal für technische und
                              ökonomische Chemie, Bd. VI), nicht auf dessen von der holländischen Gesellschaft der
                              Wissenschaften in Harlem gekrönte Preisschrift: über die
                                 Eigenschaften, Bestandtheile und chemische Verbindung der hydraulischen
                                 Mörtel (polytechn. Journal Bd. XCIX S.
                                 271). Ein Beweis für diese Mißachtung findet sich im Journal für
                              praktische Chemie, Jahrg. 1842, Bd. XXVI, S. 418.
                           Wir haben uns über die Anmaßung des Hrn. Vicat, der noch gegenwärtig keinen klaren Begriff von der Natur des
                              hydraulischen Kalks und Mörtels zu haben scheint, hinlänglich ausgesprochen
                              (insbesondere im polytechn. Journal Bd. LXXXII S.
                                 362), so daß wir es für überflüssig halten, noch mehr hierüber zu sagen.
                              Uebrigens beneiden wir Hrn. Vicat, der gewiß seinem Vaterlande in dieser Beziehung viel genutzt
                              hat, nicht um die Belohnung die ihm zugedacht worden, und wünschen nur, daß sich
                              unsere Landsleute ein Beispiel daran nehmen möchten.
                           
                              E. D.
                              
                           
                        
                           Die Stereochromie.
                           Der vom Oberbergrath Fuchs in München erfunden
                              Stereochromie hat sich nun endlich der berühmte Künstler Hr. v. Kaulbach daselbst angenommen und nach einigen
                              wenigen Versuchen mit der neuen Methode so ganz vertraut gemacht, daß er sie
                              gegenwärtig mit derselben Leichtigkeit handhabt wie die Oelmalerei. Mehrere seiner
                              in dieser Weise ausgeführten Proben stehen in seinem Atelier dem Publicum schon seit
                              einiger Zeit zur Einsicht offen. Die neue Malerei hau auch wirklich in der letzten
                              Zeit in Bezug auf Glanz und Feuer der Farbe, so wie auf Fügsamkeit in Hinsicht der
                              Behandlung eine Vollkommenheit erlangt, die kaum etwas zu wünschen übrig läßt, und Kaulbach ist gesonnen ein großes Frescobild, zu dem der
                              Carton schon vorliegt, in dieser Manier auszuführen. (Augsb. Allg. Ztg.)
                           
                        
                           Ueber Zinkographie (Zinkdruck).
                           Durch die in der letzten Zeit bekannt gewordene sogenannte anastatische Druckerei
                              oder die Kunst Kupferstiche, Letterndruck etc. auf verschiedene Metalle,
                              insbesondere Zink zu übertragen (polytechnisches Journal Bd. XCVII S. 231) ist eigentlich nur die
                              Zinkographie wieder ausgerichtet worden.
                           Sennefelder, der Erfinder der Lithographie, hat darüber
                              Versuche drei Jahre lang fortgesetzt; er ging aber wieder von der Sache ab, weil
                              dabei das Verrücken der aufliegenden Filzplatte und bei lange andauerndem Drucken
                              das Strecken der Zinkplatten, wodurch Buchstaben und Zeichnungen in die Länge
                              gezogen werden, fast unvermeidlich sind. Die Schwärze aus Lampenschwarz und
                              Leinölfirniß, wovon letzterer eine Consistenz haben muß, daß ein Tropfen zwischen
                              den Fingern in einen 1 1/2 Zoll langen Faden sich ziehen läßt, muß mit einer Walze
                              aufgetragen werden, die mit Kalbleder, von welchem die Fleischseite auswendig,
                              überzogen ist.
                           Das Papier muß beim Ueberdrucken auf der Rückseite mit einem Wasser aus drei Theilen
                              Regenwasser und einem Theile Salzsäure Wohl benetzt und die Zinkplatte erwärmt
                              werden.
                           Diese Erfahrungen gingen aus Sennefelder's Versuchen vor
                              mehr als 30 Jahren hervor.
                           Spätere Mittheilungen, welche wir hierüber durch einen Freund von Hrn. Käppelin, einen gebornen Schweizer
                              und Besitzer einer ansehnlichen lithographischen Anstalt in Paris, erhalten haben,
                              sind der Hauptsache nach mit dem Vorhergehenden übereinstimmend.
                           Nach Käppelin's Aeußerung ist die Zinkographie schon seit
                              vielen Jahren ihrer großen Schwierigkeiten wegen gänzlich
                              aufgegeben worden. Man wendet sie nur beim Ueberdrucke von Gegenständen an, für
                              deren Umfang nicht hinreichend große Steine aufgetrieben werden können. Sie ist eine
                              wahre Vexirarbeit, da das Zink entsetzliche Launen und Empfindlichkeiten hat, welche
                              die Geduld des kaltblütigsten Arbeiters ermüden. Jede Berührung mit dem Finger gibt
                              Flecken, ja selbst die Ausdünstung der Arbeiter soll darauf Einfluß haben.
                           Die autographische Tinte und Druckerschwärze sind nicht, wie man da und dort meint,
                              von besonderem Belange und müssen nicht besonders zubereitet sehn, sondern die
                              Hauptrücksichten, welche dabei zu nehmen sind, sind:
                           1) die Zinkplatte muß vollkommen eben und spiegelblank seyn;
                           2) das gesäuerte Wasser muß von eigenthümlicher Zubereitung und dem Zinke
                              entsprechend seyn, und
                           3) das zu den Abdrücken dienende Papier muß recht gleichmäßig und Wohl genetzt
                              seyn.
                           Das gesäuerte Wasser, dessen Zubereitung in den meisten zinkographischen Anstalten
                              als Geheimniß betrachtet wird, soll nach folgender Vorschrift dargestellt
                              werden:
                           1 Loth Galläpfelpulver wird mit 2 Pfd. Regenwasser bis auf ein
                              Drittheil eingekocht, durchgesiehen und die Flüssigkeit mit einem Quentchen
                              chemischreiner Salpetersäure von einer Stärke = 20° B. und 4 Tropfen
                              Salzsäure vermischt. Nach der Mischung soll das Wasser eine Stärke von 2 1/2°
                              an Baumé's Aräometer zeigen.
                           Bei dem Gebrauche muß dieses Wasser entweder mit Regenwasser noch verdünnt, oder
                              durch Abdampfen in einer Porzellanschale auf einem warmen Ofen noch concentrirt
                              werden, weil die Natur der Zinkplatten dasselbe bald schwächer bald stärker
                              verlangt, wofür sich keine allgemeine Regel angeben läßt. Der Stärkegrad ist bald
                              ausgemittelt, und man wird durch die Freude des außerordentlichen Gelingens der
                              Abdrücke für die leichte Mühe reichlich entschädigt.
                           
                           Auf dieses Wasser legt Käppelin so viel Werth, als Sennefelder auf das Erwärmen der Zinkplatten gelegt hat.
                              (Kunst- und Gewerbeblatt, Febr. 1846.)
                           
                        
                           Kreide als Schutzmittel für den kupfernen
                              Schiffsbeschlag.
                           In einer Versammlung der asiatischen Gesellschaft zeigte der Vorstand Hr. Karl Hufnagel ein merkwürdiges
                              Kupferblech vor, welches an dem Dampfschiff „Hindostan“ in England angebracht worden war und seitdem man
                              es befestigte, hatte das Schiff über 100,000 Meilen zurückgelegt; das Kupfer war mit
                              Kreide überzogen worden, in welche man Worte eingeschrieben hatte, die man noch
                              deutlich lesen konnte; das Kupfer unter der Kreide hat die ursprüngliche Dicke,
                              während es sonst allenthalben durch die Reibung auf seiner Oberfläche abgenutzt ist.
                              Seit dieser interessanten Entdeckung haben die Eigenthümer des Schiffs
                              „Aeneas“ den ganzen
                              Kupferbeschlag desselben mit Kreide überzogen, in der Hoffnung es dadurch zu
                              coserviren. (Chemical Gazette, Mai 1846, Nr. 85.)
                           
                        
                           Ueber Mittel der Erkrankung der Arbeiter in
                              Zündhölzchenfabriken vorzubeugen.
                           Im polytechn. Journal Bd. C S. 69 wurde eine Abhandlung von Dr. Russel
                              „über die Krankheiten der Arbeiter in Zündhölzchenfabriken und die Mittel
                                 denselben vorzubeugen“ mitgetheilt; die dort angegebenen Maaßregel
                              scheinen mir nicht hinreichend, obschon ich der theilweisen Zweckmäßigkeit derselben
                              beipflichte, und besonders eine gute Ventilation für sehr nützlich erachte, da eine
                              solche unerläßlich ist, um die durch die allmähliche Verbrennung des Phosphors nach
                              und nach ihres Sauerstoffs beraubte und dadurch verdorbene Luft stets durch frische
                              zu ersetzen. Ueberdieß dürfte es aber unumgänglich nöthig seyn, für stete
                              Beseitigung der Phosphordämpfe zu sorgen, und ich schlage zu diesem Zweck das
                              Ammoniak vor, indem dasselbe als gasförmiger und basischer Körper im Stande ist, die
                              durch die Verbrennung des Phosphors an der Luft sich bildenden Dämpfe von
                              phosphoriger Säure zu binden und damit unschädliche Verbindungen von
                              phosphorigsaurem und phosphorsaurem Ammoniak zu bilden.
                           Deßfallsige Versuche haben diese Annahme vollkommen bestätigt; in einem
                              verschlossenen Zimmer wurde Phosphor der langsamen Verbrennung so lange ausgesetzt,
                              bis die darinnen verweilenden Phosphordämpfe ziemlich lästig fielen und hierauf
                              flüssiges Ammoniak in Schalen aufgestellt, wo dann nach kurzer Zeit nur mehr schwach
                              der eigenthümliche Geruch des verbrennenden Phosphors wahrgenommen werden konnte
                              (von Ammoniak war fast nichts zu riechen); während durch Ventilation allein es nicht
                              möglich war eine solche vollkommene Beseitigung der Phosphordämpfe zu bezwecken
                              Vielleicht wäre das Ammoniak für sich allein schon im Stande den
                              Krankheitserscheinungen in den Zündhölzchenfabriken vorzubeugen.
                           Jedenfalls ist es des Versuches werth, in den mit gut eingerichteter Ventilation
                              versehenen Arbeitssälen mehrere Schalen oder Teller mit flüssigem Aetzammoniak, oder
                              wohlfeiler solche mit einem befeuchteten Gemenge von Salmiakpulver und Aetzkalk oder
                              auch Kreide so aufzustellen, daß sie von den Arbeitern etwas entfernt zu stehen
                              kommen, und dieselben jedesmal zu erneuern, wenn keine starke Entwicklung von
                              Ammoniak mehr stattfindet.
                           F. Roder, Apotheker zu Lenzburg im
                              Kanton Aargau.
                           
                        
                           
                           Ueber die Verfälschungen der Cochenille.
                           Die Verfälschung der Cochenille durch Aufschwellung derselben mit Wasserdampf und
                              Umrühren mit gepulvertem Talk (seltener mit Bleiweiß), um ihr ein schöneres Ansehen
                              und ein größeres Gewicht zu geben, ist bekannt; wird sie dadurch zu weiß, so hilft
                              man mit Graphit wieder ab. Leider ist diese Behandlung schon so allgemein, daß sie
                              kaum mehr als betrügerisch betrachtet wird. Eine noch viel bedenklichere in neuerer
                              Zeit vorkommende Verfälschung der Cochenille ist ihre Vermengung mit 10–20
                              Procent einer künstlichen Cochenille. Diese ist violettroth, ihr Gefüge glatt und
                              etwas glänzend, ihre Größe und Gestalt ziemlich wie bei der ächten. Im Glasmörser
                              zerrieben bringt sie Streifen auf dessen Wänden hervor und gibt ein
                              violettcarmoisinrothes Pulver, welches der Cochenille ähnlich schmeckt. Bei der
                              chemischen Untersuchung ergab sich, daß diese falsche Cochenille 32 1/2 Proc. Lack
                              mit Thonerde- und Eisenbasis und überschüssiges kohlensaures Natron, 32
                              verbrennliche Materie und 35 1/2 Proc. Glas, Sand und erdige Substanzen enthält.
                              Wahrscheinlich wurde sie auf die Art bereitet, daß man einen Lack aus Farbholz und
                              Alaun mit kohlensaurem Natron niederschlug; diesem Lack wurden dann
                              Cochenillerückstände, Sand und gestoßenes Glas zugesetzt. Das Eisen scheint von dem
                              Rückstand eines Cochenille-Präparats (?) herzurühren. Monthiers. (Journal de Pharmacie, Februar
                              1846, S. 109.)
                           
                        
                           Verbesserte Essigbereitung.
                           Die HHrn. C. Leuchs und Comp.
                              in Nürnberg zeigen an, daß sie den Verkauf eines Verfahrens Essig zu bereiten,
                              welches von einem Essigfabrikanten ausgeht, der es schon seit mehreren Jahren
                              ausübt, übernommen haben; nach der Angabe des Erfinders ist man nach der neuen Art
                              im Stande, den Essig auf eine viel einfachere, weniger kostspielige und mühevolle
                              Weise als bisher und bei Anwendung einer gleichen Menge Geistes, oder
                              Zuckergehaltes, gegen andere Methoden stärker zu erzeugen; damit soll sich noch die
                              Möglichkeit vereinigen, den Essig ohne Umstände in concentrirtem Zustand herstellen zu können.
                           Die Schnellessigfabrication bietet bei allen ihren Vorzügen in der Praxis mehrere
                              Mängel dar, nämlich 1) die bedeutende Verflüchtigung von geistigen und Essigtheilen,
                              welche zwar vermindert werden kann, aber in der Regel nicht vermieden wird, daher
                              sich die Nähe einer Essigfabrik dem Vorübergehenden häufig schon durch den Geruch
                              kund gibt (und wie viel Essig geht nicht verloren, wenn die Atmosphäre beständig mit
                              Essigdampf erfüllt ist); 2) die Schwierigkeiten, welche das bald zu schnelle, bald
                              zu langsame Durchlaufen der Flüssigkeit, das Verschleimen der Siebböden und Späne,
                              das Regeln des Luftstroms macht, der, wenn er zu schwach ist, die Säuerung aufhält,
                              wenn er zu stark ist, zu viel geistige oder saure Theile entführt und daher Schwäche
                              des Essigs verursacht; 3) die viele Handarbeit. Alle diese Mängel sollen bei dem
                              neuen Verfahren durchaus beseitigt seyn.
                           Uebrigens bietet das fragliche Verfahren kein neues Princip dar, sondern beruht auf
                              einem allbekannten, bisher aber noch nicht in der Schärfe angewandten. Die
                              Ertragsberechnung bei diesem Verfahren welches keine andern Geräthe als ein Faß für
                              die essiggebende Flüssigkeit und eines für den fertigen Essig erfordert –
                              stellt sich im Vergleich mit der bisherigen Fabricationsart wie folgt:
                           
                              A. Bei der ältern Art rechnet man,
                                 daß 100 Eimer Ansatzflüssigkeit binnen sechs Wochen 80 Eimer fertigen Essig
                                 liefern;
                              B. Bei der Schnellessigfabrication
                                 gibt ein Apparat von 6 Fuß Höhe täglich 1 1/2 Eimer, in sechs Wochen also 63
                                 Eimer Essig.
                              
                           Bei der neuen hier vorgeschlagenen Art erhält man mit der bei A angewandten Zahl Fässer in sechs Wochen 120 Eimer Essig, statt 80; also
                              40 Eimer oder 50 Procent mehr, und wenn man so viele Fässer anwendet, als bei B der Apparat kostet, 150 Eimer Essig, statt 63; also 87
                              Eimer mehr, erspart die Handarbeit, welche bei der Schnellessigfabrication einen Arbeiter ganz in
                              Anspruch nimmt, und erhält stärkeren Essig, weil die geistigen und sauren Theile
                              nicht durch Luftzug entführt werden.
                           
                        
                           Ueber die Rolle, welche das Wasser überhaupt durch seinen
                              Gehalt an Salzen in der Oekonomie spielt.
                           Eine scheinbar weitabstehende Untersuchung über die Fixirung der erdigen
                              Bestandtheile in den Knochen lieferte Hrn. Boussingault Gelegenheit zu den wichtigsten
                              Andeutungen über die Rolle, welche das Wasser durch seinen Gehalt an Salzen in der
                              Landwirthschaft spielt. Boussingault nahm drei junge
                              Ferkel unmittelbar nach der Geburt, das erste wurde sogleich getödet und der Gehalt
                              an feuerbeständigen Salzen in seinem Skelett bestimmt. Die beiden andern Ferkel,
                              welche bei der Geburt genau dasselbe Gewicht hatten, wurden während acht Monaten mit
                              gewöhnlichem Schweinefutter ernährt, dann das zweite geschlachtet, und wie bei dem
                              ersten der Gehalt seines Skelettes an Asche bestimmt. Das dritte überbleibende wurde
                              endlich während drei Monaten nur mit in Wasser verrührten Kartoffeln gefüttert und
                              dann eben so behandelt wie die beiden andern Die Kartoffeln, die es verzehrte, das
                              Wasser, welches es soff, seine Excremente wurden genau gewogen während dieser Zeit
                              und der Aschegehalt aller dieser Stoffe bestimmt. Aus der Analyse des zweiten
                              Ferkels hatte sich ergeben, daß in den ersten acht Monaten nach der Geburt ein
                              Schwein im Durchschnitt 2,4 Gramme Phosphorsäure und 2,8 Gramme Kalk täglich bedarf,
                              während nach dieser Periode, wo das Skelett sich besonders festigt, täglich nur 1,4
                              Phosphorsäure und 1,6 Kalk fixirt werden. Allein die von dem dritten Schwein
                              innerhalb der 93 Tage dauernden Kartoffelfütterung verzehrten 544 Kilogr. Kartoffeln
                              enthielten im Ganzen nur 98 Gramme Kalk, während in dem Skelett 150 Gr. Kalk fixirt
                              wurden, und durch die Excremente 116 Gr. Kalk abgegangen waren. Das Schwein hatte
                              demnach in den drei Monaten 266 Gr. Kalk gebraucht und dennoch in seiner Nahrung nur
                              98 Gr. empfangen. Die fehlenden 168 Gr. Kalk mußte das Wasser liefern; trotz der
                              großen Reinheit des Wassers von Bächelbrunnen (Boussingault's Landgut) konnten durch dessen Kalkgehalt dem Thier 179 Gr.
                              Kalk zugeführt werden, mithin 11 Gr. mehr, als im Skelett gefunden wurden. Diese
                              Thatsachen, so interessant sie an und für sich für die Physiologie sind, indem sie
                              zeigen, daß der Organismus überall, wo er ihn nur finden kann, sich den Stoff zu
                              seinem Gebäude zu verschaffen sucht, liefern Hrn. B. die Anhaltspunkte zu weitern
                              Schlüssen. Er zeigt, daß die Brunnen von Bächelbrunnen jährlich seinem Vieh etwa
                              1000 Kilogr. Kalk, Magnesia mit Kochsalz zuführen; daß alle diese den Pflanzen so
                              nöthigen Stoffe von dem Vieh, lebendigen Filtrirmaschinen, aufgenommen und dem
                              Dünger zugeführt werden, und so weist er, die Wage in der Hand, nach, welchen
                              Einfluß nothwendig der Salzgehalt verschiedener fließenden Wasser auf die Vegetation
                              haben muß, und wie es dem Oekonomen nicht gleichgültig seyn kann, ob er ein Wasser
                              von dieser oder jener Beschaffenheit auf seine Aecker und Wiesen leitet, am Brunnen
                              von dieser oder jener Zusammensetzung sein Vieh tränkt. (Augsb. Allg. Ztg.)
                           
                        
                           Ueber die Erschöpfung des Bodens durch das Getreide in der von
                              der Blüthe bis zur Reife verstreichenden Zeit.
                           Boussingault hat jetzt chemisch die Frage untersucht, in
                              welchem Verhältnisse die Pflanzen und namentlich das Getreide, während der
                              verschiedenen Epochen ihrer Lebensdauer die Bestandtheile des Bodens und der
                              Atmosphäre fixiren. Die Beantwortung dieser Frage ist eine der wichtigsten für den
                              Landwirth. Oft handelt es sich darum, bei Futtermangel, durch angesäetes Getreide,
                              das man jung abmäht, dem Mangel abzuhelfen, und es fragt sich, ob diese Art den
                              Boden zu benutzen, denselben mehr erschöpft, als wenn man dem Getreide sein volles Wachsthum läßt.
                              – Mathieu de Dombasle hatte behauptet, das
                              Getreide entzöge dem Boden nach der Blüthe keine Stoffe mehr; die Pflanze habe im
                              Momente der Blüthe schon die ganze Menge von verschiedenen Substanzen, welche sie
                              gebrauche, an sich gebracht, und empfange während der ganzen Periode von der Blüthe
                              bis zur Reife der Körner keine neuen Stoffe mehr. Was sie dem Boden entnehme, habe
                              sie schon vor der Blüthe entnommen. Boussingault hat nun
                              Versuche in der Weise angestellt, daß er von einem Acker, der sehr gleichmäßig
                              stand, eine bestimmte Anzahl Pflanzen zu verschiedenen Epochen ausriß, und nach
                              vollständiger Austrocknung derselben ihr Gewicht bestimmte. Diese getrockneten
                              Pflanzen wurden nun analysirt und bestimmt, wie viel Kohlenstoff, Sauerstoff,
                              Wasserstoff und Stickstoff und feste mineralische Substanz ein bestimmtes Gewicht
                              derselben enthielt. So wurden zu drei verschiedenen Epochen, am 19ten Mai, 9ten
                              Junius, zur Zeit der Blüthe, und am 5ten August, zur Erntezeit, die Analysen
                              wiederholt und aus den Ergebnissen berechnet, wie viel der einzelnen Bestandtheile
                              eine Hektare Landes während der Epoche des kräftigsten Wachsthumes und in der von
                              der Blüthe bis zur Reife verstrichenen Zeit hervorgebracht hatte. Die
                              Weizenpflanzen, welche auf einer Hektare Landes standen, wogen am 19ten Mai 689
                              Kilogramme, am 9ten Junius (Blüthezeit) 2631 Kilogr., am löten August 4666 Kilogr.;
                              es waren demnach auf einer Hektare Landes fixirt worden an trockener Substanz: vom
                              19ten Mai bis zum 9ten Junius 1942 Kilogramme, mithin 92,3 Kilogr. täglich, und vom
                              9ten Junius bis 15ten August 2035 Kilogr. oder 30,3 Kilogr. täglich. Es zeigt sich
                              daraus, daß die Fixation der trockenen Substanz zwar von der Blüthe bis zum Reifen
                              der Frucht fortdauert, das Reifen mithin nicht bloß eine Verarbeitung der schon
                              aufgenommenen Masse und ein Austrocknen des Getreides ist; daß aber auf der andern
                              Seite diese Fixation nur etwa ein Drittel derjenigen beträgt, welche während der
                              Periode des größten Wachsthumes stattfindet.
                           Indeß geben diese Resultate noch nicht eine unmittelbare Antwort auf die Frage,
                              welche besonders den Landwirth angeht. Dieser will wissen, in welchem Verhältniß die
                              Fixation zu dem Boden steht, auf welchem die Pflanze wächst; inwiefern dieser Boden
                              durch die Pflanze erschöpft wird, und in welchem Verhältniß diese Bodenerschöpfung
                              zu den verschiedenen Lebensperioden der Pflanzen steht. Die organische Substanz,
                              woraus die Pflanze größtentheils zusammengesetzt ist, wird nicht aus dem Boden,
                              sondern wie wir jetzt sehr wohl wissen, aus der Luft genommen; der Kohlenstoff, der
                              Sauerstoff, der Wasserstoff und Stickstoff wird, wenn nicht gänzlich, so doch zum
                              größten Theil der Atmosphäre entzogen, und um deren Zusammensetzung hat sich der
                              Landwirth nicht zu kümmern und ihre Erschöpfung nicht zu fürchten. Der Boden liefert
                              aber die mineralischen Bestandtheile, welche zu dem Leben der Pflanze höchst nöthig
                              sind; aus ihm werden jene phosphorsauren, kohlensauren Salze, jene Kieselsäure und
                              alle die Stoffe entnommen, welche beim Verbrennen in Form von Asche zurückbleiben,
                              und der Boden ist dann erschöpft, wenn er diese mineralischen Bestandtheile der
                              Pflanze nicht mehr liefern kann. Darauf beruht eben das große Princip der
                              Wechselwirthschaft, daß man auf demselben Boden Pflanzen abwechseln läßt, welche
                              verschiedene mineralische Bestandtheile fixiren, so daß während des Wachsthums und
                              Gedeihens der einen Pflanze der verwitternde Einfluß der Atmosphäre in dem Boden
                              wieder neue Quantitäten derjenigen Substanzen aufschließt und löslich macht, welche
                              der nachfolgenden Pflanze nöthig sind; darauf beruht größtentheils die Wirkung des
                              Düngers, daß er dem Boden in löslicher Form Stoffe zufügt, welche der anzubauenden
                              Pflanze die Aschenbestandtheile, deren sie bedürftig ist, liefert. Der Knotenpunkt
                              der angeregten Frage für den praktischen Landwirth liegt mithin darin zu wissen, ob
                              die Pflanze zu verschiedenen Zeiten auch verschiedene Mengen mineralischer
                              Substanzen dem Boden entzieht, ob sie diesen mehr erschöpft während des Wachsthums,
                              während des Blühens, während der Reife. Hierauf antworten Boussingault's Versuche durchaus kategorisch. Während der oben angegebenen
                              Wachsthumsperiode von 21 Tage entzog der Weizen einer Hektare Landes dem Boden 40,3
                              Kilogramme mineralischer Substanz, mithin 1,87 Kilogramme täglich, oder beinahe 4
                              Pfunde; während der folgenden Periode von der Blüthe bis zur Ernte, die 66 Tage
                              dauerte, 120,8 Kilogramme, oder 1,84 Kilogramme täglich. Der Unterschied zwischen
                              beiden Zahlen ist so unbedeutend, daß wir denselben unberücksichtigt lassen und
                              behaupten können, daß der Weizen während der ganzen Zeit seines Wachsthums eine etwa gleiche
                              Quantität mineralischer Bestandtheile dem Boden entzieht, und diesen während der
                              Zeit der Reife eben so erschöpft als während des größten Wachsthums. Die Fixation
                              der organischen Bestandtheile, welche hauptsächlich der Luft entnommen werden,
                              verringert sich um zwei Drittel während der Reifezeit; diejenige der mineralischen
                              Bestandtheile, welche dem Boden entzogen werden, bleibt sich gleich. Man säe dreimal
                              im Jahr auf demselben Acker Weizen, den man zur Blüthezeit oder etwas vor derselben
                              als Futter abschneidet, und man wird dadurch den Boden nicht mehr erschöpfen, als
                              wenn man den einmal gesäeten Weizen blühen und Frucht tragen läßt. Dieß ist das
                              praktische Resultat für den Landwirth. (a. a. O.)
                           
                        
                           Ueber die relative nährende Kraft des grünen und dürren
                              Futters.
                           Man glaubt ziemlich allgemein, daß dieselbe Quantität Klee, oder anderes grünes
                              Viehfutter weit nährender sey im frischen Zustand, als wenn es in Heu umgewandelt
                              wurde; nach Hrn. Boussingault
                              ist dieß ein Irrthum; seine Versuche scheinen zu beweisen, daß das Heu sogar
                              nährender sey als die Quantität grünes Futter, aus welchem es hervorgegangen. Es ist
                              demnach ein unnützer Luxus, Tag für Tag hinauszufahren und frischen Klee zum Futter
                              zu holen, statt in einemmal den Klee abzumähen und nachher als Heu zu verfüttern;
                              das Resultat für das Vieh bleibt dasselbe, und die Zeitersparniß ist der Gewinnst
                              für den Landmann. Boussingault's Versuche hierüber sind,
                              wie immer, mit jener sorfältigen Genauigkeit angestellt, die der Chemiker in seine
                              Experimente bringen muß. Es genügte nicht, einmal für allemal zu bestimmen, wie viel
                              Wasser und flüchtige Stoffe der Klee beim Trocknen verliere; denn es zeigte sich,
                              daß das Heu außerordentlich hygroskopisch sey, und das Verhältniß desselben zum
                              grünen Futter deßhalb sehr wechsle. Die täglich zum Futter bestimmte Quantität Klee
                              wurde aus diesem Grunde gewogen und in zwei gleiche Hälften getheilt; die eine
                              Hälfte ward grün verfüttert, die andere Hälfte getrocknet und als Heu bewahrt. So
                              wurde nun das vorher abgewogene Thier (Rinder) mit gewogenen Mengen grünen Klees
                              während einer gewissen Zeit gefüttert und die entsprechenden Heuquantitäten
                              zurückgelegt. Nach Verlauf der Versuchszeit wurde das Thier von neuem gewogen und
                              bestimmt, ob es durch die Fütterung zu- oder abgenommen habe. Sodann wurde
                              die zweite Versuchsweise in derselben Art mit dem trockenen Heu vorgenommen und
                              ebenfalls nach Beendigung derselben das Gewicht des Thieres bestimmt, das nicht
                              abgenommen, sondern eher sich vermehrt hatte. Die Versuche sind noch nicht zahlreich
                              genug, um diesen Vorzug des trockenen Heues definitiv zu beweisen; jedenfalls aber
                              genügen sie, um darzuthun, daß eine Quantität Futter wenigstens dieselbe nährende
                              Kraft habe, sie mag nun als Heu oder grün verwendet werden. (a. a. O.)
                           
                        
                           Verfahren zur Bereitung von Kartoffelmehl.
                           Die zweckmäßigste Bereitung von Kartoffelmehl dürfte wohl die nach der von Prof.
                              Schulze in Eldena bekannt
                              gemachten Methode seyn. Dieselbe zweckt nämlich darauf ab, unter Erhaltung aller
                              Nährstoffe mittelst eines wenig umständlichen Verfahrens ein Mehl darzustellen,
                              welches im wesentlichen derselben Anwendung zur Speise fähig ist, wie die Kartoffeln
                              selbst. Die Kartoffeln werden nämlich gekocht. Dabei
                              verkleistert die Stärke in den Zellen und schließt das geronnene Eiweiß mit ein; der
                              Zusammenhang des Markgewebes selbst wird gelöst. Damit die gekochten Kartoffeln sich
                              besser trocknen lassen und die Substanz nicht glasig werde, läßt man die gekochten
                              Kartoffeln gefrieren, wodurch dieselben in einen Zustand
                              versetzt werden, vermöge dessen nach dem Aufthauen das Wasser sehr leicht abgepreßt und der Rückstand getrocknet werden kann. Die trockene Substanz läßt sich schon zwischen den
                              Fingern in ein körniges lockeres Pulver zerreiben, welches mit Leichtigkeit
                              gereinigt und durch einfaches Anbrühen zur Speise vorbereitet werden kann. (Mussehl's prakt. Wochenbl.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Conserviren thierischer Substanzen.
                           Hr. A. Bobierre hat der
                              französischen Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung über diesen Gegenstand
                              übergeben; seine Methoden eignen sich zum Einbalsamiren, so wie zum Conserviren
                              anatomischer und naturhistorischer Gegenstände. Die Hauptsubstanz, welche er
                              anwendet, ist der Holzgeist (Methyloxydhydrat), in welchem er eine gewisse Menge
                              Kampher auflöst. Sein Verfahren beim Einbalsamiren besteht darin: 1) erstlich von
                              der angegebenen Flüssigkeit in die Halspulsadern zu injiciren: 2) den injicirten
                              Leichnam mit Firniß zu überziehen; 3) ihn mit Bleistreifen und klebrigen Streifen zu
                              umgeben und endlich noch einmal zu firnissen; 4) ihn in einen bleiernen Sarg zu
                              bringen, in welchen man ein unvollkommen verschlossenes Glas stellt, welches
                              schwefligsaures Natron enthält. (Journal de Chimie
                                 médicale, April 1846, S. 296.)
                           Unlängst wurde folgendes Verfahren zum Einbalsamiren angegeben, wodurch die
                              thierischen Substanzen steinhart werden sollen. Man
                              taucht sie in Wasser, worin Quecksilbersublimat und Salmiak aufgelöst sind. Die
                              Leichname welche einige Zeit in dieser Flüssigkeit liegen blieben, können polirt
                              werden, widerstehen dem Hammer etc; sie behalten ihre natürliche Farbe bei und
                              erheischen wenn sie aus dem Bade kommen, keine weitern Vorsichtsmaaßregeln.
                           Die Red.
                           
                        
                           Erfahrungen über holzgenagelte Fußbekleidung.
                           Eine Mittheilung des Hrn. Prof. Bender, Vorstehers einer Erziehungsanstalt in Weinheim, über gut
                              ausgeführte holzgenagelte FußbekleidungMan vergl. darüber polytechn. Journal Bd.
                                       XCIV S. 408 und Bd. XCVII S.
                                       333., verdient veröffentlicht zu werden, um ein größeres Vertrauen für diese
                              Methode zu erwecken, als ihr bis jetzt mit Unrecht zu Theil geworden ist. Hr.
                              Bender bedient sich nebst
                              seinen zahlreichen Zöglingen seit länger als einem Jahre dieser Fußbekleidung und
                              findet sie weit vortheilhafter, als die früher von demselben Schuhmacher mit Fleiß
                              und aus gutem Leder auf die gewöhnliche Weise angefertigten. Er findet diese
                              Vortheile theils in größerer Annehmlichkeit beim Gehen, indem keine Naht drückt,
                              theils in längerer Dauer, und endlich in besserem Schutze gegen die Nässe.
                           Bei einer im letzten nassen Sommer mit achtzehn Zöglingen unternommenen Fußreise nach
                              Mailand hatte derselbe Gelegenheit die holzgenagelten Schuhe einer harten Prüfung zu
                              unterwerfen; die Reisenden wurden sehr oft durchnäßt, hatten beim Uebergang über die
                              Alpen, indem sie beim Aufsuchen von Pflanzen und Mineralien häufig die Landstraße
                              verließen, sehr steinige Wege, und dennoch bedurften ihre Schuhe keiner Reparatur,
                              sondern wurden vielmehr nach der Rückkehr von der Reise theilweise noch bis zum
                              October, ohne reparirt werden zu müssen, getragen. Hr. Bender ließ die seinigen erst am 20. October
                              wieder sohlen, obgleich sie Anfangs Julius schon gebraucht wurden. – Er
                              findet dieses günstige Resultat, gegenüber den sonst häufigen Klagen über die
                              ungenügende Dauerhaftigkeit der holzgenagelten Fußbekleidung, allein in der großen
                              Sorgfalt, mit welcher dieselbe von dem Schuhmachermeister F. Ehrat in Weinheim angefertigt wird, und glaubt, daß alle ungünstigen
                              Erfahrungen hierüber nur in leichtfertiger Arbeit nicht sachkundiger Meister ihren
                              Grund haben. Die Erfahrungen des Hrn. Bender gründen sich übrigens auf den allgemeinen Gebrauch der nach
                              dieser Methode angefertigten Fußbekleidung in seinem nicht weniger als 70 Personen
                              zählenden Hause. (Monatsbl. d. großh. hess. Gewerbv.)