Titel: Ueber die Durchdringlichkeit der Metalle; von Prof. Henry.
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LIX., S. 274
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LIX. Ueber die Durchdringlichkeit der Metalle; von Prof. Henry. Aus dem Philosophical Magazine, April 1846, S. 341. Henry, über die Durchdringlichkeit der Metalle. Prof. Henry stellte im Jahr 1839 einige Versuche über die Eigenschaft des Bleies an, vom Quecksilber durchdrungen zu werden; spätere Beobachtungen brachten ihn zu der Ueberzeugung, daß auch andere Metalle dieselbe Eigenschaft gegen einander besitzen. Seinen ersten Versuch in dieser Hinsicht stellte er mit Hülfe von Dr. Patterson in der Münze der Vereinigten Staaten an. Zu diesem Behuf wurde ein kleines Goldkügelchen auf eine Eisenblechplatte gebracht und der Hitze eines Probirofens ausgesetzt; allein der Versuch war erfolglos, weil das Gold, obgleich weit über seinen Schmelzpunkt erhitzt, doch kein Anzeichen des Einsinkens in die Poren des Eisens gab. Später kam man auf den Gedanken, daß das Resultat anders ausgefallen wäre, wenn man die beiden Metalle vor ihrer Erhitzung aneinander haften gemacht hätte, so daß sich zwischen den Oberflächen kein Oxyd bilden konnte. Deßhalb befragte Prof. Henry Hrn. Cornelius zu Philadelphia, ob er beim Bearbeiten silberplattirten Kupfers in seiner großen Lampenfabrik das Silber je habe vom Kupfer verschwinden sehen, wenn das Metall erhitzt wird. Die Antwort war, daß das Silber stets verschwinde, wenn die Platte über einen gewissen Temperaturgrad erhitzt wird und dabei eine Kupferoberfläche zurückläßt, und daß die Arbeiter allgemein glauben, daß das Silber bei dieser Temperatur sich verflüchtige. Prof. Henry aber vermuthete, daß das Silber, statt sich zu verflüchtigen, sich nur in die Poren des Kupfers ziehe und daß sorgfältiges Entfernen der Oberfläche des letztern mittelst einer Säure das Silber wieder zum Vorschein bringe. Um sich hievon zu überzeugen, erhitzte Hr. Cornelius das eine Ende eines Stücks dickplattirten Kupfers bis nahe an den Schmelzpunkt; das Silber verschwand an diesem Ende und wenn das Metall mit verdünnter Schwefelsäure blank geputzt wurde, so zeigte das erhitzte Ende eine gleichförmige Kupferoberfläche, während das andere Ende den ihm eigenen Silberüberzug noch besaß. Das unversilberte Ende wurde nun einige Minuten lang in eine Auflösung von salzsaurem Zink gesteckt, wodurch die äußere Kupferoberfläche entfernt und die Silberoberfläche wieder bloßgelegt wurde. Dieses Verfahren, das Silber wieder zum Vorschein zu bringen, würde, ehe die galvanische Silberplattirung in Gebrauch kam, für die Fabrikanten plattirter Waare von großem Werth gewesen seyn, weil es oft vorkam, daß Gegenstände während des Verlöthens ihren Silberüberzug verloren, nämlich durch die Erhitzung bis zu dem Grade, bei welchem das Silber verschwindet. Es ist den Goldarbeitern wohl bekannt, daß goldplattirte Kupferartikel ihren Glanz nach einiger Zeit verlieren, daß dieser aber durch Kochen derselben in Ammoniak wieder hergestellt werden kann; der Grund davon ist wahrscheinlich die Einwirkung des Ammoniaks auf das Kupfer und die Auflösung desselben auf der Oberfläche, wodurch das in das Kupfer eingedrungene Gold wieder zum Vorschein kömmt. Wahrscheinlich findet bei der Bereitung von Legirungen eine langsame Diffusion des einen Metalls in das andere statt. Silbermünzen wurden, nachdem sie lange in der Erde gelegen hatten, mit einem Kupfersalz überzogen gefunden. Es läßt sich dieß durch die Annahme erklären daß die Kupferlegirung auf der Oberfläche der Münze mit der Kohlensäure des Bodens eine Verbindung einging und nachdem sie auf diese Weise entfernt war, ihre Stelle durch eine von innen heraus erfolgte Diffusion wieder ausgefüllt wurde; auf diese Art kann ein großer Theil der Legirung im Verlauf der Zeit erschöpft werden und die Reinheit der Münze bedeutend zunehmen.