Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. , S. 157
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Miscellen. Miscellen Bain's Anwendung des elektrischen Telegraphen bei den Eisenbahnuhren. Hr. Bain wandte vor Kurzem das Princip des elektrischen Telegraphen auf die Eisenbahnuhren an. In Edinburgh nämlich wurde eine Uhr aufgestellt, deren Unruhe mit dem Drahte des elektrischen Telegraphen in Verbindung steht und die Schwingungen dieser Unruhe geben auf einem Zifferblatt zu Glasgow zu gleicher Zeit mit demjenigen zu Edinburgh die Stunde an. Der elektrische Strom durchläuft den Weg zwischen diesen beiden Städten von 74 Kilometern in einer unmeßbar kurzen Zeit, indem beide Uhren niemals von einander abweichen. Schwingt die Unruhe zu Edinburg rechts, so bewegt sich der magnetisirte Zeiger des Zifferblatts zu, Glasgow ebenfalls rechts und beide kehren zu gleicher Zeit wieder links zurück. Zwei weitere Zwischenuhren werden, eine zu Linlithgow, die andere zu Falkirk errichtet, und alle drei von der Unruhe zu Edinburgh in Bewegung gesetzt werden. In einigen Jahren, wo dann wahrscheinlich elektrische Telegraphenlinien auf allen Eisenbahnen Englands und Schottlands ausgeführt seyn dürften, schlägt Hr. Bain vor, die Hauptunruhe auf dem Observatorium zu Greenwich anzubringen, welche dann allein hinreichen wird, die Stunde auf den 5 bis 600 Stationen der verschiedenen Eisenbahnen Englands und Schottlands anzuzeigen. Auf diese Weise hätte das ganze Land beständig die astronomische Zeit von Greenwich, und man hätte nicht mehr zu befürchten, daß die Abweichungen der Uhren zu Irrthümern hinsichtlich des Augenblicks der Abfahrt der Wagenzüge Veranlassung geben.Auf durch galvanische Leitungsdrähte verbundene Uhren erhielt Hr. Conservator Steinheil in München schon im J. 1839 ein Privilegien; ihre Beschreibung enthält das bayer. Kunst; und Gewerbblatt 1853, S. 127. (Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai 1846, S. 249.) Ueber einige Producte der chinesischen Industrie; von Jules Itier, französischer Mauth-Oberinspector. 1. Ueber zwei Varietäten spinnbarer Pflanzen, welche das Material zu dem Canton'schen Battist und der gewöhnlichen Leinwand liefern. Man findet auf dem chinesischen Markt mehrere Sorten Leinwand, die von der europäischen sehr verschieden sind, sowohl durch ihre bleibende Steife als die daraus folgende Frische, derentwegen die Chinesen sie den unsrigen vorziehen. Unter diesen in Quang-Tong fabricirten Geweben, welche dort unter der generischen Benennung Ha-pou (in der Mandarinensprache: Cha-pou) bekannt sind, befinden sich die in Frankreich als Canton'scher Battist (batiste de Canton), bei den Engländern unter dem Namen Grastuch (gras-cloth) bekannten, welchen die Cantoner Yunchest-yaô-ha-pou benennen, wenn der Battist noch roh, und Piou-pa-yaôha-pou, wenn er gebleicht ist, wörtlich: rohes (ungebleichtes) feines Sommergewebe, oder gebleichtes, leichtes, feines Sommergewebe. Außer dieser Art Battist, welche es in unendlicher Verschiedenheit der Feinheit, folglich auch des Werths gibt, werden mehr oder weniger grobe Leinwande gemacht, die Tso-ha-pou, wörtlich: grobe Sommergewebe heißen. Das Material aller dieser Gewebe kömmt von der Rinde zweier Spinngewächse, welche 30–40 Meilen nordöstlich von Canton, in dem Bezirke Si-Nam, hauptsächlich aber im Gebiete der kleinen Stadt Hoang-Tchiang im Großen angebaut werden; dieselben sind im Lande unter der Benennung Lo-ma (cannabis indica?) und Tsing-ma (corchours?) bekannt. Die erstere, Lo-ma, welche auch in der Umgegend von Canton und Macao angebaut wird, liefert grobe Leinwand; die zweite, Tsing-ma, liefert die feinen Leinwandsorten oder Battiste. Bei gewissen Sorten von Leinwanden bedient man sich der Lo-ma zum Einschlag und der Tsing-ma zur Kette. Auf folgende Weise wird die Cultur dieser zwei Pflanzen betrieben; wir beginnen mit der Lo-ma. Nachdem man das Erdreich gut gedüngt hat, gibt man ihm verschiedene Beackerungen zum Behuf seiner höchst feinen Zertheilung und der Verkleinerung seiner Schollen, so daß man eine feine, vollkommen gleiche Erde erhält, gerade so, wie man in Frankreich beim Bearbeiten der Hanfäcker verfährt. Am Anfang des Frühlings, also der Regenzeit, wird der Same gesäet, und zwar recht nieder und sehr leichthin, damit der Same auf der Oberfläche bleibt. Hierauf wird die Erde mit einer dicken Schicht Stroh oder trockner Kräuter überdeckt und wenn es nicht regnet, so begossen, daß das durch das Stroh abtropfende Wasser ohne irgend einen Antrieb, also ohne daß man den Samen unter die Erde zu bringen Gefahr läuft, bis zum Boden gelangt. Der Same kömmt unter diesen Umständen zum Keimen und, wenn die Pflanze ganz aus dem Boden hervorgekommen ist, wird das Stroh entfernt; etwas später, wenn die junge Saat kräftiger geworden ist, lichtet man sie der Art, daß die bleibenden Pflanzen ungefähr 15 Centimeter (5 1/2 Zoll) auseinander stehen. Gegen den achten Monat hat die Pflanze ihre Reife erlangt und da sie zweihäusig (dioica) ist, verfährt man wie in Frankreich mit dem Hanf, d.h. man reißt zuvor die männlichen Pflanzen aus, nachdem die Befruchtung geschehen, und dann die weiblichen. Auf diese Weise geschieht die Ernte auf zweimal in 15–20 Tagen Zwischenzeit. Der Lo-ma-Stengel erreicht eine Höhe von 5–6 Metern und an seiner Basis einen Durchmesser von etwa 2 Centimetern (8 4/5 Linien). Um den Faserstoff daraus zu gewinnen, schneidet man am Wurzelstrunke in die Rinde der noch grünen Pflanze, welche sich dann leicht ablösen läßt; man legt sie zwei Tage lang in Wasser, breitet sie nachher an der Sonne aus um sie zu trocknen und zertheilt sie mit der Hand in lange Fäden, welche wie der Hanf zugerichtet werden. Die Tsing-ma erfordert dieselbe Behandlung und Pflege wie die Lo-ma, und gedeiht unter denselben Umständen, mit Ausnahme der Temperatur der Gegend, welche nicht so heiß seyn darf. Um die Fasern derselben zu gewinnen, wird die frisch ausgezogene Pflanze in Büschel von 1,50 Meter (4' 7'') Höhe und 5 Decimeter (1' 6'') Durchmesser gebunden, welche senkrecht über einen weiten, seichten, mit Wasser gefüllten eisernen Kessel gebracht werden, dessen Rand durch ein mit Lehm umgebenes Bambusgitter erhöht wird. Man heizt hierauf den Ofen, um das Wasser einige Stunden lang siedend zu erhalten, bis die Pflanze auf diese Weise mit Dampf ausgekocht ist, worauf man sie wegnimmt, um sie an der Sonne zu trocknen; ist sie vollkommen getrocknet, so taucht man sie in kaltes Wasser, und die Rinde, indem man sie am Wurzelstrunke abbricht, macht sich los und kömmt zur Hand. Diese Rinde wird sodann wieder gespalten und mittelst Kämmen etc. in Fasern von außerordentlicher Zartheit zertheilt. Der Faden wird ohne alle Drehung durch Vereinigen der gleichlangen Faden an ihren Enden verfertigt. Wahrscheinlich würden diese beiden Hanfarten in Algerien, vorzüglich in der Ebene von Mitidja, so wie auch im südlichen Frankreich, recht gut fortkommen, und es wäre um so Wünschenswerther, dieses Product zu naturalisiren, da der bekannte englische Fabrikant Hargraeve (im London Mail, 24. Jun. 1845) anzeigte, daß er zahlreiche Versuche angestellt habe, die Tsing-ma-Fasern mechanisch zu spinnen, und sehr befriedigende Resultate erhalten habe; daß diese Faser einen viel stärkern und zugleich feinern Faden gebe, als man von den europäischen Spinngewächsen erhalte und daß er im Stande sey, aus dieser Substanz ebenso schöne Gewebe als der französische Battist zu verfertigen. Der Same von Lo-ma und Tsing-ma wurde auf Veranlassung des Hrn. Itier im heurigen Frühjahr zu Perpignan, Montpellier, Grenoble, Lyon und Paris angesäet. Es ist zu bedauern, daß die Regierung dieses nicht auch in Algier thun ließ. 2. Ueber das Garn und die Gewebe von Abaca, Nipis und Pinna (von Manilla). Die Abaca (Kossofäden), oder der Manilla-Hanf, ist das Product eines auf den philippinischen Inseln einheimischen Pisangs (Paradiesfeigen-, Bananasbaums), welchen die Botaniker Musa troglodytarum nennen. Er wird gegenwärtig in den Provinzen Camarines Norte, Camarines Sur, Albay (Insel Luçon), Samar und Leyte (Inseln gleichen Namens) im Großen angebaut. Man wählt zu diesem Behuf frisch urbar gemachte Bergabhänge. Die von ihren Stengeln befreiten, jungen Pflanzen werden 14 Fuß auseinander in ungefähr 6 Zoll in jeder Richtung weite Löcher gesteckt. In den ersten zwei Jahren braucht diese Pflanzung nur zweimal ausgejätet zu werden, um das Unkraut zu vertilgen, welches die jungen Pflanzen bald ersticken würde; im dritten Jahr beginnt man die dicken Stämme abzuschneiden. Da der Bananasbaum die Eigenschaft hat, immerfort neue Schößlinge zu treiben, so sind die Pflanzungen von einer unermeßlichen, wenigstens bis jetzt noch unbestimmten Dauer. Um die Abaca zu gewinnen, wird der zu bearbeitende Bananasstamm in mehrere lange Streifen geschnitten; diese werden zwischen einem horizontal liegenden dicken Brett und einer Messerklinge, welche man mit einer Hand fest andrückt, mit der andern Hand in der Art hindurchgezogen, daß sie abgestreift und ihres fleischigen Theils beraubt werden, während die Fasern zurückbleiben; die Sonne trocknet sie aus und sie sind leicht von einander zu trennen, worauf sie dann nur mehr ausgelesen und in kleinen Massen vereinigt zu werden brauchen. Man nimmt an, daß ein Bananasstock täglich 10–12 Unzen Fasersubstanz liefert und ein Arbeiter 25 Kilogr. Abaca bereiten könne. Vor dem Jahr 1823 war die Abacaproduction von geringem Belang; es wurden nicht über 100 Kilogr. jährlich ausgeführt. Gegenwärtig beläuft sich die Ausfuhr über 55,000 metrische Centn. Aus der Abaca werden Seile, Tauwerk und Gewebe verfertigt. Es befindet sich zu Manilla eine Dampfseilerei, welche viel Tauwerk für die Marine liefert. Die Seile aus der Abaca gehen durch Feuchtigkeit nicht ein; allein dieser Vorzug wird von mehreren Uebelständen aufgewogen, so daß das Abacaseilwerk nicht unbedeutend hinter demjenigen aus Hanf zurücksteht; es besitzt nämlich nie die Geschmeidigkeit des hanfenen, wodurch oft Verwickelungen des Tauwerks verursacht werden; endlich dehnt es sich bedeutend aus und wird also durch öfteres Spannen auch immer schwächer. Die Abacagewebe sind eine Art durchsichtiger Leinwand, die etwas steif, leicht und kalt anzufühlen ist, aus welcher die Tagals färbige Hemden verfertigen. Diese Gewebe sind in der Regel gestreift und oft faconnirt; man könnte sich ihrer vortheilhaft zu Siebtuch bedienen. Das Abacagarn wird weder gesponnen, noch gedreht, er ist die Faser, wie sie die Natur erzeugt, eine mit der anderen an den Enden vereinigt. Diese Fäden werden in Knäuel gewickelt, die dann geschlagen werden, um sie geschmeidiger zu machen; hierauf werden sie durch 24stündiges Einlegen in Kalkwasser gebleicht, und dann an der Sonne getrocknet. In diesem Zustand eignen sie sich zum Verweben. Aus dem rohen (ungebleichten) Abacagarn wird auch ein ungebleichter Zeug gemacht, welcher unter der Benennung Medriniak (médriniaque) bekannt ist, derselbe eignet sich besonders zum Besatz und Futter für Kleider; dieser Zeug wird heutzutage in beträchtlicher Menge in Spanien eingeführt, wo man ihn auf diese Weise verwendet. Aus dem ausgelesenen Abacagarn wird ein schöner Zeug, Jusi (Houssi) mit verschiedenenfärbigen seidenen Streifen fabricirt, von welchem 20 Vares (spanische Elle) 2 Piaster, = der Meter 62 Centimes werth ist. Die Pinna ist eine aus dem Ananasblatt gewonnene Faser; sie wird wie die Abaca gewonnen; beim Auslesen der Fasern aber eine außerordentliche Sorgfalt beobachtet, um sie vor ihrer Verknüpfung gut zu sortiren. Die Pinna wird gefärbt. Die Nipis oder Pflanzenseide ist eine Faser, welche das Blatt der Nipispalme liefert, aus welcher auch der Wein (tubo) gewonnen wird. Man verfertigt aus dieser Faser eine Art Pinna von geringer Qualität. Der zu Manilla unter der Benennung Sinamaye bekannte Zeug wird aus Pinna und Seide verfertigt, die mehr oder weniger breite, verschiedengefärbte Streifen bilden. Die Frauen machen sich Kleider, die Männer seine Hemden und die tagalischen Frauen Kamisölchen (camisards, chemisettes flottantes) daraus. 3 Stücke Sinamaye kaufte ich um 6 Piaster (33 Frcs). Die Pinna kostet 3/4 bis 1 1/4 Piaster per Vare, 5 bis 6 1/2 Frcs. der Meter; die Nipis 25 Proc. weniger. 3. Ueber die Bereitung des Tao-foo (Leguminkäses). Man läßt gelbe Bohnen oder Erbsen etwa 12 Stunden lang in kaltem Wasser liegen, damit sie in dem Grade erweichen, daß sie dem Druck des Fingers nachgeben; dann bringt man sie mit Wasser unter den Granitstein einer Handmühle und erhält so einen weißen hellen Brei, welcher in einem unter die Ablaufrinne des Mühlsteins gestellten Gefäß aufgefangen wird; nachdem er hierauf aufgekocht wurde, schüttet man ihn auf eine dünne Leinwand, welche die Samenbälge und das Parenchym nebst dem durch die Hitze geronnenen Eiweißstoff zurückhält; nun wird die Flüssigkeit mit einer concentrirten Auflösung von schwefelsaurem Kalk, die man vorher kochen ließ, behandelt. Der auf diese Weise erhaltene reichliche Niederschlag wird auf einer feinen und dünnen Leinwand gesammelt und ist das Tao-foo; es wird gesalzen und in den Straßen zu Kanton verkauft; die Chinesen essen es frisch; es bildet ein gesundes und erfrischendes Nahrungsmittel, und ersetzt unsern weißen Käse. Man schüttet auch den erhaltenen Niederschlag in eine hölzerne Form mit beweglichem Boden, welcher mit einem dünnen Tuch belegt ist, das man über ihn zusammenschlägt; man belastet das Ganze mit einem Gewicht, um das Tao-foo abtropfen zu lassen, beseitigt dann die Form und legt zwei Stäbchen unter, welche an ihren Enden von zwei Gestellen getragen werden; das Tao-foo kühlt dadurch vollends aus und erhärtet. Nach Verlauf von 24 Stunden schneidet man es in kleine Vierecke, welche drei Tage lang in (vorher am Feuer gut ausgetrocknetes) Salz gelegt werden; hierauf legt man sie in ein Gefäß und begießt sie mit gezuckertem Wein; es entsteht dadurch eine Art Gährung, welche dazu beiträgt, dem Tao-foo die Eigenschaften eines guten Käses zu verleihen. Man sieht, daß das Tao-foo das Stärkmehl und Legumin der mehligen Früchte enthält. Letztere Substanz wird aus ihrer Auflösung in einer Pflanzensäure durch die Schwefelsäure des schwefelsauren Kalks niedergeschlagen; der Kalk verbindet sich zu gleicher Zeit mit dem Niederschlag und trägt dazu bei, daß er Consistenz erhält. Die Chinesen schreiben, wie wir, die Ursache der Schwierigkeit, trockne Gemüser in gewissen Wassern kochen zu lassen, der Gegenwart von Kalksalzen in diesen Wassern zu; sie helfen dadurch ab, daß sie Asche in das Gefäß werfen, in welchem das Kochen vorgenommen werden soll; wir finden in diesem Kunstgriff unsere Entdeckungen über die Eigenschaft der Alkalien, das Legumin aufzulösen wieder. 4. Ueber die Verfertigung des emaillirten Kupfers zu Canton. Wenn der kupferne Gegenstand seine gehörige Gestalt hat, wird er geputzt, jedoch nicht abgebrannt, dann an den Wänden mit Wasser befeuchtet und mit der den Grund bildenden Emaillirmischung bestreut; sie ist bald weiß, bald gefärbt; hierauf wird er in einen, mit trockener Nankinsteinkohle (der besten) geheizten Muffelofen gebracht; wenn der Grund fertig ist, wird das Stück wieder herausgenommen und mit einer eisernen Glocke überdeckt, damit die Abkühlung langsam erfolgt. Hat man den Grund auf diese Weise erhalten, so wird er wie das Porzellan verziert und man bringt die Gegenstände noch einmal in den Muffelofen. (Die verschiedenen Email- und Emailfarbenproben übergab ich der königlichen Porzellanfabrik zu Sèvres, damit sie den Fabrikanten im ganzen Königreich mitgetheilt werden.) 5. Ueber die Soy oder Soya, ein chinesisches und japanisches Gewürz. Die Chinesen essen ihre Speisen mit einem Gewürz, welches sie Soy nennen; da dasselbe in Indien, den Vereinigten Staaten und England sehr gesucht ist, so bildet es einen nicht unbedeutenden Ausfuhrartikel; auf folgende Weise bereitete ich es zu Canton; es war mir nicht nur in industrieller, sondern auch ein wissenschaftlicher Hinsicht interessant, wegen der Aehnlichkeit, welche es mit dem Arzneistoff hat, den Hr. Bonjean, Apotheker zu Chambery, aus dem Mutterkorn mittelst Abscheidung der darin enthaltenen giftigen Substanz darstellte. Bekanntlich wird das Mutterkorn (ein krankhaftes Product des Roggens) einer giftigen Pilzart zuschrieben, welche sich auf dem in gewissen Zustand der Feuchtigkeit befindlichen Roggen entwickelt. Ein Catty (1 1/4 Pfd.) dunkelrother Bohnen ließ man eine Stunde lang in reinem Wasser kochen, dann wurde alles auf ein Sieb geworfen und man ließ abtropfen. Die noch feuchten Bohnen wurden durch Weizenmehl gezogen, von welchem sie einen leichten Ueberzug bekamen; so wurden sie auf einer hölzernen Platte ausgebreitet und zugedeckt und an einen warmen und feuchten Ort gestellt, was eine bedeutende Schimmelentwickelung hervorrief. Nach 4–5 Tagen, je nach dem mehr oder minder schnellen Vorschreiten des Verschimmelns, wurde der Schimmel durch Schaben mit einem hölzernen Messer und gutes Auswaschen der Bohnen mit kaltem Wasser beseitigt; die hierauf 24–48 Stunden lang der Sonne ausgesetzten Bohnen waren gut ausgetrocknet; nachdem man nun 1 Catty Salz in 6 Pfd. Wasser aufgelöst hatte, brachte man dieses Wasser zum Kochen, um es von Luft zu befreien und warf nach seinem Erkalten die Bohnen hinein. Dieses Präparat ließ man nun 14 Tage an der Sonne stehen; hierauf ließ man es eine halbe Stunde lang kochen und setzte, um ihm einen Wohlgeruch zu ertheilen, eine halbe Handvoll Sternanis, eben so viel gewöhnlichen Anis und zwei Orangenschalen zu; hierauf ließ man es durch einen Korb laufen, welcher die Bohnenrückstände zurückhielt, und zog es nach dem Erkalten auf Flaschen. In chemischer Hinsicht scheint dieses Präparat Aufmerksamkeit zu verdienen, indem die Soy nach allem nichts anders als das wässerige Extract eines Pilzes zu seyn scheint, welcher sich an der Bohne entwickelte, in welchem Fall zwischen diesem Extract und dem in dem Mutterkorn enthaltenen Arzneistoff die größte Analogie wäre.Da bei obigem Verfahren der erzeugte Schimmel wieder entfernt wird, so scheint die Soy keinen solchen mehr zu enthalten. – Die zu diesem würzenden Saft dienende Bohne soll die Frucht einer Fasel (der Dolichos Soja Linn.) seyn.– x. 6. Aufbewahrung der Eier. Man pflegt in China die Eier einzusalzen und ihre Conservirung auf diese Weise auf mehrere Jahre zu sichern. Das Verfahren dabei ist sehr einfach. Man bereitet eine gesättigte wässerige Auflösung von Kochsalz und läßt die Eier so lange darin, bis sie auf den Boden sinken; sie sind dann hinlänglich von Salz durchdrungen, werden nun herausgenommen, getrocknet und in Kisten gelegt. Diese Eier, welche in hartem Zustand gegessen werden, sind vortrefflich, sie sind in einem dem Geschmack gerade zusagenden Grade gesalzen. 7. Bereitung des chinesischen Lacks. Das zu lackirende Möbel wird mit einer Art Kitt (Mastik) angestrichen, der aus Gyps, Thon von zersetztem Feldspath, und Fisch- oder Lederleim besteht. Sobald dieser Mastik trocken ist, wird er mit Sandstein sorgfältig polirt, dann die erste Schicht einer in Lackfirniß aufgelösten schwarzen Farbe aufgetragen und wenn diese erste Schicht getrocknet ist, eine zweite von Lackfirniß darübergebracht; dieser Lack wird von einem im Lande unter dem Namen Tsie-chou bekannten Baum, einer Art Sumach (Rhus), gewonnen, dessen Saft wie das Gummi abfließt. Im flüssigen Zustand ist dieser Firniß ziemlich giftig und der damit beschäftigte Arbeiter hat oft Gesicht und Hände aufgeschwollen, was ihm große Schmerzen verursacht; nachdem der Lack an freier Luft getrocknet, werden mit dem Grabstichel die Zeichnungen hineingravirt, welche er mit Farben oder in Gold welches mit trocknendem Oel angemacht ist, erhalten soll; eine letzte Schicht Firniß wird nun noch über das Ganze gezogen. Man kann mit dem Lack jede Art Farbe anwenden, wiewohl die Chinesen sich kaum einer andern als des Schwarz und Roth bedienen. 8. Verfertigung hohler Ziegelsteine. Die Chinesen haben es in der Töpferkunst auf einen sehr hohen Grad gebracht und vielleicht haben die europäischen Gewerbsleute die Handfertigkeit noch nicht erreicht, wodurch sich die meisten chinesischen Arbeiter auszeichnen. In allen Theilen des großen Reichs der Mitte werden hohle oder volle, mit den verschiedenartigsten geschmackvollen Zeichnungen versehene durchbrochene Ziegelsteine verfertigt, deren man sich als Geländer in Gärten oder auf Terrassen, oder auch in Gebäuden zum Verschließen innerer oder äußerer Oeffnungen bedient. Sie sind eine Art Steinzeug; das Material dazu liefern die Thonlager des über dem Becken von Canton befindlichen tertiären Bodens. Ihre Glasur, welche ihnen Dauerhaftigkeit verleiht, wird aus Mischungen von Metalloxyden bereitet, deren Zusammensetzung zu ermitteln nicht ohne Interesse wäre. Aus den von uns mitgebrachten Proben ersieht man, daß die hohlen Ziegelsteine aus zwei abgesondert geformten Stücken bestehen, welche am Rande vereinigt werden. Der Grad, bis zu welchem diese Ziegelstücke gebrannt sind, verleiht ihnen eine große Dauerhaftigkeit. (Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai 1846, S. 238.) Die Stereochromie im Vergleich mit der Frescomalerei. Als die Schöpfer der neuen deutschen Malerei zuerst zum Bewußtseyn ihres Berufes kamen, wählten sie für ihre Darstellungen die Technik Raffaels und Michel Angelo's, die Frescomalerei, als diejenige die sich am unmittelbarsten, so zu sagen geistig und leiblich, mit der Architektur vereinigte, und dem Begriff der monumentalen Kunst somit am sichersten entsprach. Große und umfassende Werke sind seit der Zeit in dieser Technik ausgeführt worden. Wie aber schon Leonardo da Vinci bei seinem Abendmahl, Raffael im Constantinsaal des Vaticans mit dem Versuchen von Wachs- und Oelmalerei auf die Mauer vom Gefühl einer offenbar lästigen Beschränkung Zeugniß abgelegt, so hat sich auch unter uns das Verlangen nach erweiterten Hülfsmitteln von Anfang an und wiederholentlich kund gethan, wenn auch von mehreren ausgezeichneten Künstlern das dargebotene Neue mit Mißtrauen betrachtet, das geprüfte, wenn auch beschränkte Alte mit Beharrlichkeit festgehalten wurde. Beides findet seine Erklärung in den Vorzügen und in den Mängeln der Frescomalerei. Der Werth der Frescomalerei liegt, außer der festen Verbindung mit der Mauer, in dem ihr durch den Kalk eigenen Licht, das den Gemälden jene Leichtigkeit verleiht, die (für Auge und Gefühl) die Schwere der architektonischen Massen aufhebt, mithin durch das Gemälde auf der Mauer einen architektonischen Grundgedanken zur Vollendung führt; sodann in der durch das Wasser als Bindemittel gewonnenen Glanzlosigkeit, die auch für das größte Gemälde dem Beschauer die Wahl des Standpunktes völlig frei gibt, während man z.B. vor einem Oelbild auf eine Stelle oder zwei beschränkt ist. Neben diesen für die monumentale Malerei höchst wichtigen und geradezu unerläßlichen Vorzügen finden sich aber auch einige Mißstände bei dem Verfahren in Fresco, durch welche sich von jeher künstlerische Thätigkeit in freier Entfaltung ihrer Kräfte gehindert gesehen hat. Der Umstand daß das Gemälde nur stückweise, und zwar in verhältnißmäßig sehr kleinen Stücken, ausgeführt und, sobald diese getrocknet, mit denselben Farben und Bindemitteln nicht mehr übergegangen werden kann, macht für Werke von einigem Umfang eine gleichmäßige Aus- und Durchführung nahebei unmöglich, um so mehr als die Malerei naß viel dunkler aussieht als nach dem Auftrocknen, als dieses Auftrocknen selbst – von vielen Einflüssen und Zufälligkeiten abhängig – nie mit Gewißheit im voraus bestimmt und auf einem frisch aufgetragenen Grund wenigstens mit den bisher bekannten Mitteln nur einen Tag lang gemalt werden kann, so daß man oft am Abend, nach vielstündiger anstrengender Arbeit, sich genöthigt sieht, das Gemalte herunterzuschlagen, oder unvollendet im Bild stehen zu lassen. Von der Anlage eines Gemäldes im Ganzen, von einer allmählichen Verbindung und Uebereinstimmung aller Theile zu einem harmonischen Ganzen kann somit beim Frescomalen nicht die Rede sehn, und selbst irgend eine Stimmung durch ein größeres Werk durchzuführen ist unglaublich schwierig. Was man durch Ueberarbeiten mit Temperafarben erhält, schadet nicht nur (wegen ganz anderer Behandlung) der Frische und Originalität des Werkes, indem oft der breite freie Farbenauftrag unter Schraffirungen oder undurchsichtige Farbenlagen begraben wird, sondern auch Wohl materiell, indem das Bindemittel taub und fleckig wird. Zu dieser Beschränkung in Bezug auf die Ausführung kommt eine zweite nicht geringere in Betreff der Mittel, nämlich der Farbenauswahl, so daß es großer Kunst und Berechnung bedarf um die wirkliche Armuth, oder vielmehr die Ungleichmäßigkeit des Besitzes (denn einzelne Frescofarben lassen keine Steigerung zu wünschen übrig) zu verdecken. Endlich muß noch erwähnt werden, daß die Frescomalerei während der Arbeit durch die ununterbrochene feuchte Ausdünstung des Kalkes nachtheilig auf die Gesundheit wirkt, und daß ihre Werke selbst unter deck Einfluß der Witterung, des Sonnenlichtes, der Feuchtigkeit, der Kälte vielfältiger, wenn auch nicht unumgänglich nothwendiger Beschädigung ausgesetzt sind. Die neue von Hrn. Oberbergrath Dr. Fuchs in München erfundene, gegen die Einwirkung der Elemente gesicherte Malweise, welche er Stereochromie Man vergl. über dieselbe polytechn. Journal Bd. XCVI S. 396. nennt, besitzt aber, wie durch zahlreiche Versuche des Hrn. Prof. F. Schlotthauer in München erwiesen ist, alle Vorzüge der Frescomalerei, während sie deren Mißstände oder Mängel sämmtlich beseitigt. Man muß es als einen für die schnellere Verbreitung und Aufnahme dieser schätzbaren Erfindung besonders günstigen Umstand betrachten, daß ihre gegenwärtige hohe Ausbildung gerade mit den Wünschen und Bedürfnissen eines Künstlers zusammentrifft, der durch die Richtung seines Genius, durch seine hervorragende Stellung und durch seinen von aller Welt anerkannten Namen vorzüglich berufen seyn dürfte, der neuen Technik Geltung zu verschaffen. Dieß ist Wilhelm v. Kaulbach, und seinen künstlerischen Bemühungen werden wir die Einführung der neuen Malart und somit eine langersehnte große Steigerung technischer Kräfte in der monumentalen Malerei verdanken. Neben den Arbeiten für den König von Bayern hat Kaulbach bekanntlich in Auftrag des Königs von Preußen sechs große Wandgemälde aus der Weltgeschichte für das neue Museum in Berlin übernommen. Den neuerdings unter dem Namen der Enkaustik eingeführten Malarten mit Harz, Wachs, Bernstein etc. aus technischen Gründen (in Bezug auf Behandlung und Haltbarkeit) entschieden abgeneigt, war Kaulbach entschlossen seine großen Wandgemälde al fresco auszuführen. Kaulbach hat zu seinen Proben jene Studien genommen, die er in Rom oder München nach der Natur gemalt, und die sich vor allem durch Energie und Wahrheit des Colorits auszeichnen, und die Copien die er danach in Stereochromie gemacht, erreichen nicht allein die Vorbilder, sondern übertreffen sie in Kraft des Lichts und Klarheit der Mitteltöne und Schatten. Bekanntlich hat die Frescomalerei Höhe des Lichts, aber keine Tiefe der Schatten; die Stereochromie hat beides, und dazu eine reiche Auswahl aller Farben, das Lackroth nicht ausgenommen, so daß an dieser Stelle keine Beschränkung mehr besteht, wie denn namentlich das Weiß, dieser Stellvertreter des Lichts im Bild, von Hrn. Oberbergrath Fuchs auf eine durchaus befriedigende Weise hergestellt ist. Farbenauftrag und Behandlung gewähren alle wünschenswerthe Annehmlichkeit. Die Farben halten sich lange frisch auf der Palette, und lösen sich, sobald sie zu trocknen anfangen, leicht im Wasser auf: man kann sie nach Bedürfniß und Belieben pastos oder lafirend austragen, und ohne Unterbrechung fortmalen, oder auch die Arbeit unterbrechen und unbehindert sie später fortsetzen. Man kann ein ganzes, noch so großes Gemälde anlegen, untermalen, überarbeiten und nach Wunsch oder Vermögen zu jedem Grad der Ausführung bringen, und ist durch das Aussehen der Farbe selbst nicht gehindert, da die Farben sogleich beim Auftrag ihre volle Geltung haben, und mithin das Bild weder Heller noch dunkler wird als man es malt. Das ganze Material ist reinlich, handhablich, dunst- und geruchlos und in keiner Weise der Gesundheit bedrohlich. Das Gemälde selbst verbindet sich auf das festeste mit dem Grund und theilt mit der Frescomalerei die Stärke des Lichts und die Glanzlosigkeit. Nach völliger Vollendung des Gemäldes (die Farben werden auf einen eigends zubereiteten Grund gemalt, der auf wohl ausgetrockneter Mauer oder auch auf Kelheimer Platten aufgetragen wird) wird dasselbe durch ein chemisches Mittel fixirt, und nun hat es eine Dauerhaftigkeit, die nach den angestellten Proben jeden bisher erreichten Grad weit übertrifft. Stereochromisch ausgeführte Tafeln wurden der Sonnenhitze und dem Frost, dem Platzregen, den Schneestürmen und langsam wirkender Feuchtigkeit, dem grellsten Wechsel der Temperatur und Witterung ausgesetzt und heftig auflösenden oder verändernden Säuren unterworfen, ohne im mindesten darunter zu leiden, und selbst mechanischen Beschädigungen zeigten sich die Tafeln bei der durch die Fixirung gewonnenen Steinhärte der Oberfläche in sehr viel geringerem Grad ausgesetzt als ein Frescobild. Das sind die Ergebnisse der von Kaulbach angestellten Prüfungen der Stereochromie, und da er damit die Mittel in seiner Hand hat einem noch so großen und reichen Gemälde ohne übermäßige Anstrengung jede mögliche Vollendung in Form, Farbe und Behandlung, in Stimmung und Uebereinstimmung zu geben, ohne den Genius der Frescomalerei verlassen oder verläugnen zu müssen, so hat er sich entschlossen bei der Ausführung seiner großen Arbeiten in Berlin diese neue Malart in Anwendung zu bringen, wofür ihm die Männer seines Berufs wie alle Freunde der Kunst zu bleibendem Dank verpflichtet seyn werden. (Im Auszug aus der Augsb. Allgem. Zeitung, 1846 Nr. 162.) Verfahren sehr kleine Mengen von Kupfer in organischen Flüssigkeiten zu entdecken; von Filhol. Ein sehr empfindliches Verfahren hiezu, welches Virgain angab, besteht darin, ein Stück metallisches Eisen in die in einem Platintiegel enthaltene Flüssigkeit zu tauchen, wo sich dann das Kupfer auf dem Platin absetzt und nachher mit einigen Tropfen Salpetersäure aufgelöst werden kann. Der Verfasser schlägt folgende Abänderung dieser Methode vor: er säuert eine große Menge der zu untersuchenden Flüssigkeit in einer Abdampfschale an und taucht dann ein Stück Platinfolie hinein, welche mit einem schmalen Zinkblech umgeben ist, wo sich dann das Kupfer auf das Platin absetzt, es roth färbt und mit einigen Tropfen Salpetersäure aufgelöst werden kann. (Journ. de Med. et de Chim. de Toulouse Bd. LX S. 78.) Ueber die Auflöslichkeit der Thonerde in Ammoniak; von Malaguti und Durocher. Bekanntlich schlägt das Ammoniak die Thonerde aus ihren Auflösungen nicht vollständig nieder und die Gegenwart der Ammoniaksalze ist eine wesentliche Bedingung, um die Fällung vollständig zu machen. Bisher wußte man jedoch nicht, daß der Antheil von Thonerde, welcher wegen der Abwesenheit von Ammoniaksalzen nicht niedergeschlagen wird, sehr beträchtlich seyn kann und um so größer, je verdünnter die Auflösungen sind. Man wußte auch nicht, daß die Menge von Salmiak, welche erforderlich ist, um mittelst Ammoniak eine augenblickliche und vollständige Fällung der Thonerde zu bewirken, um so beträchtlicher ist, je mehr man die Auflösung mit Wasser verdünnt. Nun zeigen die Verfasser, daß dieselbe Thonerdeauflösung, aus welcher durch eine gewisse Menge Ammoniak 12 Dreizehntel ihrer Thonerde niedergeschlagen werden, nur 3 Zehntel davon verliert, wenn man sie mit ihrem 3 1/2 fachen Volum Wasser verdünnt. Dieselbe Thonerdeauflösung, welche nur 5 Gramme Salmiak erfordert, um mittelst Ammoniak alle Thonerde zu verlieren, wird 50 Gramme Salmiak erheischen, wenn man sie mit ihrem 3 1/2 fachen Volum Nasser verdünnt. Die Verfasser haben auch beobachtet, daß wenn man eine ammoniakalische Thonerdeauflösung im verschlossenen Gefäße stehen läßt, manchmal alle Thonerde aufgelöst bleibt, manchmal aber nach einiger Zeit die Thonerde ganz oder zum Theil niederfällt; es ist merkwürdig, daß die Thonerde, wenn sie sich freiwillig aus ihrer Auflösung absetzt, nicht den gallertartigen, sondern den körnigen Zustand annimmt. Dasjenige Reagens, welches die Thonerde bei jeder Verdünnung ihrer Auflösung und ohne Gegenwart von Ammoniaksalzen vollständig und augenblicklich niederschlägt, ist das schwefelwasserstoffsaure Ammoniak. (Comptes rendus, Mai 1846, Nr. 20.) Neue Probe auf Blausäure. Folgende neue Methode, die Blausäure nachzuweisen, verdankt man Hrn. Richard Austin. Man vermischt den Niederschlag von Cyansilber, welchen man auf die gewöhnliche Weise erhielt, nämlich 1/2 Gran davon, mit ein wenig Eisenoxyd und kohlensaurem Kali und schmilzt das Ganze in einer Schale aus Eisen oder Platin zusammen. Die geschmolzene Masse wird in 1/2 Unze destillirten Wassers aufgelöst, filtrirt und mit einigen Tropfen Salzsäure schwach angesäuert. Die so behandelte Flüssigkeit theilt man nun in zwei Portionen: die eine davon versetzt man mit einigen Tropfen einer Auflösung von Kupfervitriol, wodurch sogleich ein chocoladebrauner Niederschlag von eisenblausaurem Kupfer entsteht, die andere aber mit der Auflösung eines Eisenoxydsalzes, welche Berlinerblau bildet. Durch diese zwei Reactionen in Verbindung mit dem bekannten Geruch der Blausäure, läßt sich die Gegenwart freier Blausäure unzweifelhaft nachweisen. (Dublin Hospital Gazette.) Ueber die Anwendung der Bittererde bei Behandlung einer Vergiftung durch arsenige Säure; von A. Bussy. Ich habe mich durch Versuche überzeugt: 1) daß die gereinigte thierische Kohle, welche man neulich als ein Mittel gegen die arsenige Säure vorgeschlagen hat, sich zu diesem Zweck nicht mit Erfolg anwenden läßt; 2) daß die reine aber schwach gebrannte Magnesia die aufgelöste arsenige Säure leicht absorbiren kann und mit ihr eine selbst im kochenden Wasser unauflösliche Verbindung bildet; 3) daß sie im gallertartigen Zustand die arsenige Säure noch schneller absorbirt; 4) daß Thiere, welchen man Arsenik gegeben hat, durch hinreichende Dosen von Magnesia jedesmal gerettet werden; 5) daß dieses Gegenmittel vor den bekannten und gebräuchlichen den Vortheil hat, immer in den Apotheken vorräthig zu seyn, daß es den weißen Arsenik leicht und vollkommen neutralisirt und ohne Nachtheil in starker Dosis gegeben werden kann; 6) daß die Magnesia den Brechweinstein, die Kupfersalze, den Quecksilbersublimat zersetzt und sich also wahrscheinlich mit Erfolg anwenden läßt, um die Wirkungen auch dieser giftigen Substanzen und der Metallsalze überhaupt zu bekämpfen; 7) daß die Salze der organischen Alkalien, des Morphins, Strychnins etc., ebenfalls durch die Magnesia zersetzt werden, so daß sich dieselbe bei Vergiftungen durch organische Produkte, welche ihre Wirkung der Gegenwart vegetabilischer Alkalien verdanken, wahrscheinlich mit Erfolg wird anwenden lassen. (Comptes rendus, Mai 1846, Nr. 20.) Das Nußbaumholz dem Mahagoni gleich zu färben. Man reibt das Holz zuerst mit verdünnter Salpetersäure ein und läßt es trocknen, dann löst man in 1 1/2 Pfd. Alkohol 1 1/2 Pfd. feines Drachenblut, bestreicht damit mit einem zarten Pinsel das mit Salpetersäure gebeizte Holz, bis es recht davon durchdrungen ist, und läßt es trocknen; hierauf löst man in 1 1/2 Pfd. Alkohol 1 1/2 Unzen Schellack, setzt 2. Drachmen kohlensaures Natron zu und bestreicht damit das Holz, wie vorher. Nach dem Trocknen polirt man es mit Bimsstein und einem Stückchen Buchenholz, welches man in Leinöl kochte. Auf diese Art nimmt das Holz den Glanz und die Farbe von Mahagoni an, so daß man es von achtem kaum unterscheiden kann. (Böttger's Notizblatt.) Ueber die Fabrication des Runkelrübenzuckers nach Schützenbach's Verfahren. Der Société d'Encouragement in Paris sind über diesen Gegenstand folgende interessante Berichte erstattet worden. Hr. v. Haber theilte die Resultate mit, welche die badische Gesellschaft für Rübenzuckerfabrication in ihren Fabriken sowohl im Großherzogthum Baden als in Württemberg erhielt. Die Hauptfabrik befindet sich zu Waghäusl bei Mannheim; sie hat dieses Jahr 30 Millionen Kilogramme Runkelrüben verarbeitet und wird im nächsten Jahr 50 Millionen Kilogr. verbrauchen. Die Darren (Drahtschiebladen zum Trocknen) haben 200 Quadratfuß Oberfläche, und man trocknet 30 Kilogramme Runkelrüben per Quadratfuß in 24 Stunden, indem man 8–9 Theile Wasser durch 1 Theil Brennmaterial verdunstet. Die Runkelrübe verliert durch das Austrocknen 80–84 Proc. an Gewicht; die trockenen Rübenschnitte (cossettes) lassen sich beliebig lange aufbewahren. Auch arbeiten die Fabriken das ganze Jahr mit immer gleichem Erfolg. Die getrockneten Rüben werden zuerst in einer Mühle gemahlen und ein einziges Filtriren reicht hin, um aus dem Pulver allen Zucker auszuziehen. Man erhält einen vollkommen klaren Saft, welcher 20–25° Baumé zeigt und 40–42 Proc Zucker enthält, während der aus den frischen Rüben ausgepreßte Saft nur 7–8° zeigt und 10 Proc. Zucker enthält. Um 40 Proc. Zucker zu erhalten müßte man also 360 Theile Wasser verdampfen oder sechsmal so viel als beim Abdampfen des nach dem neuen Verfahren erhaltenen Saftes. Man erspart folglich beim Abdampfen oder Verkochen das Brennmaterial, welches zum Austrocknen der Rüben gedient hat. Alle Fabrikationskosten sind bei dem Schützenbach'schen Verfahren bedeutend Vermindert. Da man das ganze Jahr mit großer Regelmäßigkeit fortarbeitet, so bekommt man die Handarbeit zu demselben Preise wie alle andern industriellen Anstalten. Die Reiben und Pressen fallen weg; die aus Weidenruthen geflochtenen Horden, die Säcke sind durch wenig kostspielige Leinwandfilter ersetzt. Der Verlust an Zucker ist auf den ganz unvermeidlichen reducirt. Die Verminderung der Kosten für Herstellung des Etablissements ist nicht weniger beachtenswerth. Die getrocknete Rübe nimmt nur das Fünftel ihres Volums im frischen Zustande ein. Nach Hrn. v. Haber kann man in demselben Local und mit denselben Apparaten 15–18mal mehr Runkelrübenzucker fabriciren, als nach den alten Verfahrungsarten. Die badische Gesellschaft fabricirt seit 12 Jahren und beabsichtigt jetzt ein Patent auf Verbesserungen ihres Verfahrens zu nehmen, wonach man aus den frischen Runkelrüben 8 Proc. Zucker zu gewinnen hofft. Hr. Ewrard, welcher mit Hrn. Duquesne seit kurzer Zeit zu Valenciennes das Schützenbach'sche Verfahren anwendet, bemerkte, daß er mit den Resultaten des Austrocknens der Rüben vollkommen zufrieden sey. Die ausgetrockneten Schnitte sind weiß und haben sich im Magazin und sogar in einer feuchten Scheune vollkommen conservirt; nur die an den Mauern anliegenden Stücke wurden etwas erweicht, zeigen jedoch weder Schimmel, noch besitzen sie einen üblen Geruch. Die schweflige Säure, welche sich beim Verbrennen der Steinkohlen entwickelt, trägt vielleicht zu dieser guten Conservirung bei. 100 Kilogr. roher Runkelrüben geben beiläufig 18 Kilogr. getrockneter Rüben Um 40,000 Kilogr. Rüben zu trocknen, braucht man 40 Hektoliter Steinkohlen à 1 Fr. 50 Cent.   60 Frcs. 20 Weiber à 80    „   16   „ 14 Männer à 1 Fr. 50    „   21   „ Interesse der Darrschubladen, welche 14,000 Fr.kosteten, während 90 Tagen, zu 7 Proc.   11   „ –––––––– 108 Frcs. Oder per 1000 Kilogr. roher Rüben   2,70 Ankaufspreis dieser 1000 Kilogr 17 180 Kilogr. trockener Rüben 19,70 oder 20 Frcs. Preis von 100 Kilogr. trockener Rüben 11 Frcs. 11 Cent. Die Maceration der trockenen Rüben wurde zu Valenciennes in dem Apparat des Hrn. Duquesne Polytechnisches Journal Bd. XCVIII S. 294. vorgenommen. Die Vortheile dieses Apparats beruhen auf der hermetischen Verschließung der Macerationsgefäße; man vermeidet dabei auch die zwei Hauptursachen von Gährung, nämlich die Berührung mit der Luft und die Erkaltung der Rübenschnitte. Wir haben, sagt Hr. E, die trockene Runkelrübe vollständig und zu wiederholtenmalen ohne Zusatz von Kalk erschöpft, wobei wir keine Spur von Gährung beobachteten, aber der Zusatz des Kalks zum erhaltenen Saft, um ihn zu neutralisiren und zu läutern, verursacht reichliche Niederschläge, welche uns zu viel Platz in der Fabrik wegnahmen. Aus diesen Gründen sahen wir uns genöthigt, den Saft auf den getrockneten Rübenschnitten selbst zu läutern, indem wir dieselben direct mit Kalk behandelten. Wir glauben daher, daß man die Anwendung des Kalks auf den getrockneten Rüben nur dann vermeiden kann, wenn man den Saft auf eine fabrikmäßige Weise bei seinem Herauskommen aus dem Macerationsapparat gehörig zu reinigen im Stande seyn wird. Dessen ungeachtet enthalten die gereinigten Rückstände der Rüben, was wir bemerken zu müssen glauben, keinen Aetzkalk mehr, daher man sie als Viehfutter verwenden kann, zu welchem Gebrauch wir sie verkauften; auch haben wir uns überzeugt, daß sie sich zwei Monate lang in Silos sehr gut conserviren. Die extrahirten Rüben (Treber) aus der Zuckerfabrik zu Hering werden jetzt zu einem andern Zweck verwendet, welcher dem Fabrikanten mehr einträgt; man trocknet sie nämlich in den Drahtschubladen und verkauft sie an die Cichorienkaffee-Fabriken. Die Vortheile der Fabrication des Runkelrübenzuckers nach dem neuen System, schließt Hr. E., scheinen uns unbestreitbar und müssen, wenn es allgemein eingeführt wird, eine neue Epoche in diesem Industriezweig begründen. Man begreift jedoch, daß die Fabriken, welche gegenwärtig bei ihrer Einrichtung mit Vortheil arbeiten, sich schwer entschließen werden, ihr Verfahren abzuändern. Hr. Dumas bemerkte, daß das Schützenbach'sche Verfahren in Frankreich bisher nur geringe Fortschritte gemacht habe, obgleich es schönern und mehr Zucker liefert, eine weniger kostspielige Einrichtung erfordert und die Rüben in ziemlicher Entfernung von der Fabrik anzubauen gestattet, indem sich deren Gewicht durch das Austrocknen um vier Fünftheile vermindert. Bei dieser Gelegenheit wolle er mittheilen, daß Hr. Schützenbach in der letzten Zeit in Galizien eine ungeheure Fabrik errichtet hat, welche wenigstens 20 Millionen Pfund raffinirten Zucker per Jahr erzeugen kann, also den zwölften Theil der ganzen Consumtion Frankreichs; sie liegt am Fuße der Karpathen, 8 Lieues von der türkischen Gränze und 50 Lieues von Lemberg. Die Fabrik ist in einem Umkreis von 7–8 Lieues mit 14 Trockenanstalten umgeben. Die Runkelrüben, welche um diese Trockenanstalten herum angebaut wurden, trocknet man in ungeheuren Drahtschiebladen? der Rückstand enthält dann beiläufig die Hälfte seines Gewichts Zucker; 100 Kilogr. Rüben reduciren sich nämlich durch das Austrocknen auf 20. Die getrockneten Rüben werden in der Fabrik in geschlossenen Gefäßen ausgewaschen, wodurch man unmittelbar einen Saft von 30° Baumé erhält, letzterer wird an freier Luft abgedampft und liefert bei der ersten Krystallisation raffinirten Zucker. Nach dem Gewicht der frischen Rüben berechnet, beträgt das Gewicht dieses Zuckers 6 Proc. Hr. Schützenbach glaubte in einem Lande, welches aller mechanischen Hülfsmittel entbehrt, die Abdampfapparate mit luftverdünntem Raum nicht anwenden zu dürfen; die günstigen Resultate, welche er dessenungeachtet erhielt, sind wahrscheinlich dem Umstand zuzuschreiben, daß der Boden, worin die Rüben angebaut wurden, viel weniger gedüngt wurde, als es bei uns zu geschehen pflegt. Hr. Schützenbach hat die eigentliche (im Centrum befindliche) Zuckerfabrik in einem großen Saal von 133 Meter Länge auf 27 Breite errichtet, welcher mit einem Dach aus Eisen gedeckt ist; nach seiner Schätzung beträgt der Aufwand zur Gründung der Zuckerfabrik mit allem Zugehör nicht den sechsten Theil desjenigen, welcher nöthig gewesen wäre um dieselben Resultate nach dem ältern Verfahren zu erzielen. (Moniteur industriel, 1846, Nr. 1020.) Fütterung der Hühner mit Schnecken. Hr. Loiseleur-Deslongchamps schlägt vor, um das Aufziehen und Füttern der Hühner und andern Geflügels wohlfeiler zu bewerkstelligen, sich dazu von ihren Häusern befreiter Schnecken zu bedienen, welches Futter sie schneller und besser fett machen müsse, als jedes andere. Er hatte nämlich den Appetit beobachtet, womit die Hühner Regenwürmer, kleine Schnecken und Insecten im allgemeinen verzehren. Es unterliegt keinem Zweifel, daß ein Gemengsel von Schnecken und Kleien, mit Wasser angerührt, wohlfeiler zu stehen kömmt als ein solches von Gerstenmehl und Milch. Er berechnet die Kosten für sechs Hühner per Tag auf 15 Centimes, während jedes andere Futter für ein einziges Huhn schon auf 6 Cent. kömmt. Daß es zu diesem Zweck nicht genug Schnecken gebe, kann nicht leicht eingewandt werden, da es ihrer überall zu viel gibt, und die Verminderung derselben kann nur von Nutzen seyn. Gesammelt werden die Schnecken am besten Morgens beim Thau, oder den Tag über nach Regenfall; am zweckmäßigsten verwendet man hiezu Kinder von 9-10 Jahren, welche man zuerst auf angebaute Felder schickt, um diese von Schnecken reinigen zu lassen und dann in Hecken und Wälder etc. (Moniteur industriel 1846, No. 999.)