Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. , S. 322 |
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Miscellen.
Miscellen
Neue
Wagenräder-Construction.
Die Eisenbahnen folgen in ihren Hauptrichtungen den großen
Handelswegen, und demnach laufen nun sie und die bisher
frequentesten Kunststraßen neben einander, wobei letztere
natürlich mancherlei Eintrag erleiden. Dafür beleben sich aber
alle Querverbindungen auf eine überraschende Weise, welcher die
im Durchschnitt sehr nöthigen Straßen- und
Wegeverbesserungen nicht in gleichem Maaße folgen können. Dieß
verspüren alle Fahrzeuge, die Post- und Privatheilwägen
eben so gut, wie die größeren und kleineren Frachtfuhrwerke.
Jede Erleichterung zur Ueberwindung der mannichfaltigen
Hindernisse ist hier doppelt willkommen, weil vermehrte
Geschwindigkeit oder größere Lastenfortschaffung bis zu den
Eisenbahnen, die Benützbarkeit derselben so sehr erweitert.
Aber selbst die vollkommensten Fahrlinien, wie unsere jetzigen
Eisenbahnen sie darstellen, zeigen Stöße und Schläge, große
Seitenreibung und Gefahr in den Krümmungen, und bei Ansteigungen
noch mehr Anstände als gewöhnliche Straßen, deren Unebenheiten
und Rauhigkeit hinwieder auf Räder, Achsen und Gestell der Wägen
eben so hindernd als zerstörend einwirken. Es bleibt also
vorerst kein anderer Ausweg zur thunlichsten Abhülfe und
Milderung dieser Uebel als eine Verbesserung der Räder.
Wie bekannt ersteigen kleine Räder am
besten die Höhen, große überwinden
leichter alle kleineren Unebenheiten, schmale haben weniger Reibung auf festem und rauhem
Boden, breite sinken weniger ein bei
Sand und erweichtem Grunde, alle aber
prellen und stoßen im Verhältniß der Geschwindigkeit und Last,
und dieß letztere müssen die Achsen der Eisenbahnwägen eben so
gut wie jene der Straßenfuhrwerke ohne irgend eine Vermittelung
auf sich nehmen. Wie ersprießlich jeder Beitrag zu einem
sanfteren Gang der Wägen ist, zeigen alle in Federn hängenden
Wagenkästen, obwohl hiedurch allein Achsen und Gestell
keineswegs den erwünschten, genügenden Schutz erhalten.
Der k. k. Hauptmann J. M. Guggenberger
in Gratz, schon seit Jahren mit Verbesserung der Transportmittel
im Großen beschäftigt, hat nun eine, in seinem 1845 erschienenen
„Neuen Transportsystem für Eisenbahnen, Straßen
und Flüsse“ beschriebene und abgebildete neue
Radconstruction abermals zum praktischen Gebrauch vereinfacht
und verbessert, worüber das zu Gratz erscheinende J. Oe.
allgemeine Industrie- und Gewerbeblatt 1846 Nr. 57
folgendes berichtet:
„Hr. J. M. Guggenberger, k.
k. Hauptmann in Gratz, hat seine, im allgemeinen technischen
Fabriks-Bilder-Atlasse, eilfte und zwölfte
Lieferung 1845, beschriebenen und abgebildeten Radbahnen
neuerlich derart vereinfacht und verbessert, daß er nur das
Princip und die Wirkungsweise derselben beibehalten, sehr
solide, einfache und hauptsächlich stoßmildernde Räder
construirte, die nunmehr ein Privilegiumsgegenstand
geworden, und nun schon seit einiger Zeit, um ihre
Standfestigkeit und Stärke der einzelnen Theile und des
Materials zu erproben, in täglichem und öffentlichem
Gebrauch sind. Als praktisches Ergebniß, ungeachtet jetzt
alle Straßen und Wege vortrefflich sind, stellte sich
bereits heraus, daß ein schwerer Lastwagen selbst über sehr
rauhes und ungleiches Pflaster aus Rundsteinen im Trabe kaum so sehr stößt, als mit
gewöhnlichen Rädern im Schritt.
Der außerordentlich ruhige und sanfte Gang der neuen Räder
zeigte einen solch' günstigen Einfluß auf Wagen und Gespann,
daß man für zwei starke Pferde wohl 100 Wiener Centn. auf
nicht sehr steilen und langen Ansteigungen als gewöhnliche
Arbeitslast sicher annehmen kann. Von der Richtigkeit dieser
Annahme könnte man sich hier täglich überzeugen. –
Eine solche Stoßmilderung für Räder und Achsen aber bleibt
ja auch für die Eisenbahnfuhrwerke ein bisher unerreichbar
gebliebenes Bedürfniß, dem, nach Angabe des Erfinders, auf
diesem Weg, da sein Princip auf hölzerne wie eiserne Räder
gleich gut anwendbar ist, nicht nur abzuhelfen wäre, sondern
man könnte sich auch durch einen sehr einfachen Versuch die
vollste praktische Ueberzeugung von der Leistungsfähigkeit
selbst noch in einigen andern nicht minder wünschenswerthen
Beziehungen dadurch verschaffen. So z.B. ermöglichen diese
neuen Räder: a) eine von der
Radstellung unabhängige doppelte Führung mittelst der
gewöhnlichen Spurkränze in allen, auch den schärfsten
Krümmungen, wobei selbst durch Hüpfen der Räder kein
Spurkranz gehoben werden kann; b) eine nur hiedurch zulässige Gewichtsverminderung
aller Eisenbahnwagen, also gleichmäßige Verringerung der
todten und Vermehrung der Nutzlast; c) die Thunlichkeit, auf die einfachste Weise den
Triebrädern der Dampfwägen eine vielleicht vervierfachte
Adhäsion zu geben zur leichteren Uebersteigung größerer
Höhen u.s.w.; d) die Möglichkeit
einer ganz festen und bleibenden Fundirung des Oberbaues
ohne die bisher unvermeidliche Schädlichkeit einer solchen
für Zugmaschinen und Wägen. Auch einige interessante
Constructionsdetails zeigen diese neuen Räder, wie z.B. eine
ganz neue Methode, längere, sehr großen und abwechselnden
Stößen ausgesetzte Zapfen vollkommen standfest (in eine
verhältnißmäßig schwache Basis) einzusetzen.“
Verbesserungen in der
Handflachsspinnerei.
Die Redaction des polytechn. Journals wurde von dem
Unterzeichneten ersucht folgende Anzeige aufzunehmen:
Je mehr das Ueberhandnehmen der Proletarier und überhaupt des
Pauperismus in Deutschland bereits eine Höhe erreicht hat, die
ebenso die Regierungen, wie jeden denkenden Patrioten lebhaft
auffordert, auf Mittel und Wege zu sinnen, diese Uebel möglichst
zu beseitigen, und jemehr es anerkannt werden muß, daß eine
Hauptquelle von deren Zuwachs in dem Uebergewicht gefunden
werde, welches die Flachs-Maschinen-Spinnerei über
das, obschon werthvollere Handgespinnst, zum Nachtheil der
Millionen mit letzterem beschäftigten Menschen, immermehr
gewinnt, umsomehr muß die Lösung einer Aufgabe: „mit
nur geringem Kostenaufwand für die Handflachsspinnerei in
Städten, Dörfern, Armen- und Strafanstalten die
Möglichkeit herzustellen, bei weniger
Kraftaufwand in derselben Zeit mindestens das doppelte Quantum Garn und von besserer Qualität, als seither zu
liefern; daß ihr Erwerb durch die Concurrenz nicht
vernichtet, vielmehr die enormen auf Flachsspinnmaschinen
verwendeten Summen erspart werden,“ vom höchsten
Interesse seyn.
Der Unterzeichnete ist im Besitz eines Mittels zur Lösung dieser
Aufgabe und hofft mit Unterstützung der deutschen
Staatsregierungen durch dasselbe dem weitern Umsichgreifen des
Pauperismus einen kräftigen Damm entgegenzusetzen, zu welchem
Ende derselbe entsprechende Anträge bei den hohen Regierungen
des deutschen Vaterlandes ohne Verzug stellen wird.
Saalfeld im Herzogthum Sachsen-Meiningen, den 28. Jul.
1846.
Christian Bohn,
Fabrikant.
Anweisung zur Glyphographie an der
glyphographischen Anstalt des v. Corvin-Wiersbitzki in Leipzig.
Mit Recht hört man die Künstler klagen, daß ihre zur Illustration
gedruckter Werke gelieferten Zeichnungen durch die Holzschneider
oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt würden, und lange
trachtete man vergeblich darnach, ein Mittel zu finden, diesem
großen Uebelstande abzuhelfen. Durch die Erfindung des Hrn.
Volkmar Ahner in Leipzig ist diese
Aufgabe nun endlich gelöst und jeder Künstler in den Stand
gesetzt, dem Publicum seine eigene Handzeichnung vorzuführen,
wenn er die kleine Mühe nicht scheut, sich die neue Manier zu
zeichnen anzueignen, wozu in den nachfolgenden Zeilen die
Anleitung gegeben werden soll.
Die für die Glyphographie bestimmten Kupferplatten sind zuerst
mit einem schwarzen Grunde überzogen, über welchen sich, in der
Dicke eines Blattes Papier, ein weißgraller Grund ausbreitet.
Dieser helle Grund ist seiner Natur nach wachsartig und daher
weder großer Hitze noch großer Kälte auszusetzen, besonders aber
gegen jede äußere Verletzung sorgfältig zu schützen. Zu
ängstlich braucht man indessen in Bezug auf die Temperatur nicht
zu seyn, da der helle Grund jedenfalls eben so viel Hitze und
Kälte verträgt als der gewöhnliche Kupferstechergrund.
Zuerst hat nun der Künstler zu bemerken, daß die Zeichnung gerade so auf die Platte gezeichnet
werden muß, wie sie auf dem Papier im Druck erscheinen soll,
und daß daher ein Verkehrtzeichnen nicht nöthig
ist.
Ein geübter Zeichner, der seine eigene Composition auf der Platte
darzustellen wünscht, kann die Conturen mit einem feinen Pinsel
und lithographischer Tusche aufzeichnen; wer dieß aber nicht
liebt, mag die Zeichnung auf Papier machen und auf gewöhnliche
Weise durchpausen, wobei jedoch zu bemerken ist, daß mit dem
Griffel nicht zu hart aufgedrückt werden darf, weil dadurch der
helle Grund Vertiefungen erhalten könnte, die durchaus nicht
statthast sind. Das Durchpausen vermittelst Glaspapiers scheint am
zweckmäßigsten, wenn es gleichgültig ist, in welcher Richtung
die Zeichnung auf dem Papier erscheint. Uebrigens verträgt der
helle Grund auch eine Zeichnung mit einem ganz weichen Bleistift.
Die Aufgabe des Künstlers ist es nun, sein Bild in den weißen
Grund so hinein zu zeichnen, daß der schwarze Grund zum Vorschein kommt, der einzig und
allein zu dem Zwecke da ist, daß der Künstler sogleich den
Effect seiner Zeichnung wahrnehmen kann, welcher Vortheil weder
dem Kupferstecher noch dem Holzschneider geboten ist. Jede
Linie, welche in dem weißen Grunde schwarz erscheint, erscheint
auch eben so beim Druck auf dem Papier und wäre sie so fein, daß
sie sich nur durch eine Lupe erkennen ließe.
Für Zeichner, die mit Bleistift zu zeichnen gewohnt sind, und für
Kupferstecher, welche durch mannichfaches Aetzen verschiedene
Töne und Nüancen in ihr Bild bringen können, wird die Bemerkung
nicht unnütz seyn, daß bei der Glyphographie eben so wie beim
Holzschnitt Licht und Schatten und, jede Abstufung des Tones nur
durch stärkere und schwächere Linien und durch weitere und
dichtere Zusammenstellung der, selben hervorgebracht werden
können.
Uebrigens erlaubt der weiße Grund jede Art von Kreuzlagen, wenn
man beobachtet, was weiter unten über den Gebrauch der Nadeln
gesagt werden wird. Sowohl die Linirmaschine wie das Roulet
können unbedenklich angewandt werden, doch machen wir die
Künstler darauf aufmerksam, daß zu enge Strichlagen in der Luft
einen üblen Effect hervorbringen, da jede Linie im Druck eben so
schwarz erscheint, wie eine andere gleich starke im
Vordergrund.
Die Platte, auf welcher der Künstler zeichnet, wird nicht zum
Druck benutzt, sondern eine andere, die sich auf dieser Platte
durch galvanischen Niederschlag erzeugt. Das aufgelöste Kupfer
dringt in die feinsten Linien, welche in dem weißen Grunde
gemacht wurden, und dadurch wird es erklärlich, wie der Künstler
durch die Glyphographie ein ganz genaues
Facsimile seiner Zeichnung erhalten kann. Zeichnet er
gut, so wird der Abdruck der auf galvanischem Wege erzeugten
kupfernen Reliefplatte gut seyn und umgekehrt.
Es kann indessen vorkommen, daß die Zeichnung auf der Platte, mit
bloßem Auge betrachtet, ganz gut aussieht und dennoch sich
unrein niederschlägt, weil der mit dem ganzen Verfahren nicht
bekannte Künstler sich an die Regeln nicht hielt, welche die
Erfahrung festgestellt hat. Wer also
Freude an seiner Zeichnung haben will, dem ist dringend zu rathen, daß er die
nachfolgenden Regeln ganz genau
beobachtet, selbst wenn ihm manches
pedantisch und überflüssig erscheinen sollte. Ohne das
ganze Verfahren bei der Glyphographie auseinander zu setzen, was
unser eigenes Interesse verbietet, können wir uns nicht
deutlicher aussprechen.
Aus dem, was oben gesagt wurde, werden die Künstler schon
entnommen haben, daß diejenigen
Theile der auf galvanischem Wege erzeugten Reliefplatte drucken, welche sich auf den schwarzen Stellen der ursprünglichen
Platte niederschlagen; sie werden daher auch einsehen, daß die
Linien nur dann auf dem Papier rein erscheinen können, wenn sie
auf der ursprünglichen Platte rein schwarz und von allen Theilen
des weißen Grundes sorgfältig befreit sind.
Jede Linie, die in den weißen Grund so gezeichnet wird, daß der
schwarze Grund zum Vorschein kommtSollte der Künstler mit der Nadel den schwarzen Grund
zufällig durchschneiden, so daß das blanke Kupfer zum
Vorschein kommt, so schadet dieß nichts, denn die Stelle
druckt ebenfalls schwarz, aber der Künstler verliert den
Vortheil, den Effect seiner Zeichnung sogleich
beurtheilen zu können., ist – da der erste Grund eine gewisse Dicke hat
– vertieft und gleichsam ein kleiner Graben, dessen
Böschungen durch den weißen Grund gebildet werden. Diese
Böschungen oder Ränder müssen nun zur Sohle des Grabens –
zur schwarzen Linie – ganz
senkrecht stehen, wenn sich der Strich rein und schön
niederschlagen soll. Der weiße Grund darf niemals untergraben
werden, und der Durchschnitt jeder Linie muß sich in der
Vergrößerung stets so , niemals aber so
darstellen. – Ferner muß der weiße Grund rein aus der
Linie herausgeholt und nicht bloß von
einander gedrückt werden, wodurch an
den Seiten der Linien erhabene Ränder entstehen würden, die
höchst störend sind. Wenn der weiße Grund
gleichsam wie ein Faden vor der Nadel des Künstlers
herläuft, dann arbeitet er gut.
Da nun die hier gemachten Anforderungen mit den gewöhnlichen
Radirnadeln der Kupferstecher durchaus
nicht erreicht werden können, so sind zum Gebrauch bei
der Glyphographie eigene Nadeln construirt worden. Ihre
gekrümmte Form darf den Künstler nicht befremden oder
abschrecken; bei einem Versuche wird er finden, daß sich bei
einiger Uebung damit eben so frei arbeiten läßt, wie mit einem
Bleistift und daß keine andere Nadel allen gemachten
Anforderungen so vollkommen entspricht. Die glyphographischen
Nadeln sind gekrümmt, damit man sie bequem wie einen Bleistift
oder eine Feder (etwa unter einem Winkel von 45° halten
kann und die Spitze dennoch senkrecht zur Platte steht, was durchaus nothwendig ist und stets
beobachtet werden muß.
Da es nun sehr wünschenswerth ist, jeden Strich wo möglich mit
einemmal zu machen, so wendet man Nadeln von verschiedener
Stärke an. Man kann zwar auch mit einer feinen Nadel eine starke
Linie hervorbringen, indem man mehrere feine neben
einander setzt; allein bei solchem Verfahren bleibt leicht etwas
von dem weißen Grunde sitzen, und die Linie wird beim Abdruck
unrein erscheinen. Bei Kreuzlagen
thut man gut, nie gleich starke Linien über einander zu legen
und sich stets der gekrümmten Nadeln
zu bedienen und nicht derjenigen, welche wie ein kleines
Federmesser gestaltet ist. – Diese seltsam geformte Nadel
läßt sich freier gebrauchen als die übrigen und wird sich bei
lichtem Baumschlag und bei allen Arten freier Conturen als sehr
zweckmäßig erweisen; man versäume es indessen nicht, sie
ebenfalls so senkrecht als möglich zu führen, um jedes
Untergraben des Grundes zu vermeiden. – Zu engen
Kreuzlagen wende man diese Nadel nicht an, weil sie nach
mehreren Seiten schneidet, und bei Betrachtung einer damit
gemachten engen Kreuzlage durch die Lupe wird man finden, daß
die weißen Vierecke nicht scharf begränzt sind, sondern
unvollkommene Winkel haben. Wiederholen sich derartige
Kreuzlagen häufig in einer Zeichnung, so wird man beim Abdruck
einen unangenehmen Effect wahrnehmen. – Zu kräftigen
freien Bewegungen im Vordergrunde und wo man den weißen Grund in
größerer Masse entfernen will, wird sich ein möglichst harter, fünfeckig
zugespitzter Bleistift sehr brauchbar zeigen, wenn man ihn mit
einiger Kraft gebraucht.
Der Künstler, der schnell arbeitet, wird bemerken, daß die
herausgeholten Theile des weißen Grundes sich gern auf der
Oberfläche der Platte festsetzen. Kupferstecher sind sehr
geneigt, diese Theilchen mit dem Finger zu entfernen; allein
dieß darf nicht seyn, da sich durch das Wischen mit dem warmen
Finger die abgelösten Theile leicht in die schon gemachten
Linien setzen und die Zeichnung verderben. Man bediene sich
daher zur Reinigung eines Borstenpinsels (z.B. eines
Rasirpinsels von Schweinsborsten), durch welchen die Zeichnung
nicht verletzt wird. Ist diese vollendet, so untersuche man sie
durch eine scharfe Lupe, und wo sich etwas von dem
herausgeholten Grunde in den Linien oder auf der Oberfläche
festgesetzt hat, entferne man es mit dem Pinsel.
Dem geübtesten Zeichner oder Kupferstecher kann es begegnen, daß
er hin und wieder einen Fehler macht, den er zu verbessern
wünscht. Dieß ist bei der Glyphographie aber sehr schwierig,
weßhalb dem Hrn. Künstler anzurathen ist, mit großer Sorgfalt
und Aufmerksamkeit zu arbeiten. Kommt aber dessenungeachtet ein
Fehler vor, so gibt es allenfalls
Mittel, ihn zu redressiren. Das erste ist, daß man den
fehlerhaften Strich aus der auf galvanischem Wege erzeugten, zum
Druck bestimmten Reliefplatte mit dem Stichel heraussticht,
wodurch sich überhaupt noch hin und wieder nachhelfen läßt und
was im glyphographischen Institute selbst besorgt wird. Das
andere Mittel ist schwieriger, kann aber vom Zeichner selbst
angewandt werden, wobei er jedoch mit großer Behutsamkeit zu
verfahren hat. Er schabt nämlich von dem am Rand der Platte
befindlichen überflüssigen weißen Grunde etwas ab und deckt
damit den fehlerhaften Strich zu. Um nun aber die glatte
Oberfläche wieder herzustellen, erwärmt er einen Polirstahl nur ganz leicht und fährt damit so
lange über die fehlerhafte Stelle, bis diese der Oberfläche
gleich ist. Wer dabei unvorsichtig verfährt, kann leicht die
ganze Zeichnung verderben.
Schließlich ist noch zu bemerken, daß die gezeichneten Platten,
wenn sie an das gliphographische Institut zurückgeschickt
werden, eben so verpackt werden müssen, wie sie von demselben
versandt wurden.
––––––––––
Nadeln und präparirte Platten sind zu den unten angegebenen
Preisen in dem glyphographischen Institut zu haben, können jedoch gegen portofreie Einsendung
des Geldbetrags verabfolgt werden. Bei Rücksendung der
gezeichneten Platten haben die HHrn. Besteller zugleich den
Betrag für die für den Druck bestimmte Reliefplatte
einzusenden, die ihnen bis zu 12 Leipz. Quadratzoll mit 15
Sgr. für den Quadratzoll und bei größern Platten mit 12 Sgr.
oder 40 Kr. rhn. den Quadratzoll weiter berechnet wird,
wovon jedoch die bereits bezahlte Summe von dem Besteller in
Abzug zu bringen ist. Hat Jemand also für eine präparirte Platte
von 28 Quadratzoll 1 Thlr. 18 Sgr. bezahlt, so hat er bei
Rücksendung derselben für die Reliefplatte, die 12 Thlr. 21 Sgr.
kostet, nur noch 11 Thlr. 3 Sgr. einzusenden. Uebrigens wird
auch nach jedem Original eine Glyphographie im Institut selbst
angefertigt und der Preis für die Zeichnung so billig als
möglich und der sorgfältigem oder flüchtigern Ausführung
angemessen berechnet.
Preise der Nadeln und präparirten
Platten:
Thlr.
Sgr.
Ein Satz Nadeln
–
15
Eine präparirte Platte
von 6 – 9
Quadratzoll
–
15 (54 kr. rhn.)
„ „
„ „ 12 „
–
20 (fl. 1. 12 kr. rhn)
„ „
„ „ 16 „
1
– (fl. 1. 45
kr. rhn.)
„ „
„ „ 20 „
1
6
Bei größeren Platten wird für jeden Quadratzoll mehr 1 1/2 Sgr.
oder 5 kr. rhn. berechnet. (Journal für Buchdruckerkunst, 1846
Nr. 6.)
Verfälschung des Jodkaliums mit
Bromkalium; ihre Entdeckung und quantitative Bestimmung.
Schwefelsaures Kupferoxyd schlägt nur die Hälfte des Jods als
Kupfer (proto-)jodür aus einer Auflösung von Jodkalium
nieder. Nach Duflos aber kann, wenn
man schweflige Säure im Ueberschuß hinzusetzt, alles Jod als
Kupferjodür gefällt werden, weil diese Säure das Kupferoxyd zu
Oxydul reducirt und selbst zu Schwefelsäure wird. Hr. Personne überzeugte sich, daß die
Verfälschung des Jodkaliums mit Bromkalium auf diese Weise
ebenfalls entdeckt werden kann. Man verfährt dabei wie folgt:
Man löst das verdächtige Jodkalium in kaltem destillirtem Wasser
auf, seht einen Ueberschuß einer Auflösung von Kupfervitriol
hinzu und sättigt hierauf die Mischung mit schwefliger Säure;
sobald letztere im Ueberschuß vorhanden ist, wird Jod als
Kupferjodür gefällt, während das Bromkalium unzersetzt bleibt.
Man filtrirt das Kupferjodür ab und kann es nach dem Auswaschen
und Trocknen wiegen. Dem Waschwasser in Vereinigung mit der
filtrirten Flüssigkeit setzt man eine frische Quantität
Kupfervitriol und schweflige Säure zu und bringt die Mischung
zum Sieden; hiedurch wird nun auch das Bromkalium zersetzt und
Kupferbromür niedergeschlagen, welches man ebenfalls wiegt. Will
man sich nur von der Gegenwart von Brom überzeugen, so genügt
es, nachdem das Jodkupfer abfiltrirt wurde, die Flüssigkeit in
eine Röhre zu bringen, etwas Aether und Chlorwasser
hineinzugießen und umzuschütteln. Nach einiger Ruhe schwimmt der
Aether oben und enthält alles Brom, welches ihn röthlichgelb
färbt. – Dieses einfache und genaue Verfahren verdient
den Vorzug vor der Fällung beider Salze als Jod- und
Bromsilber, die dann durch Ammoniak getrennt werden. (Journal de Pharmacie, Mai 1846, S.
355.)
Verfahren den künstlichen Ultramarin zu
reinigen, um ihn zum Färben des Zuckerwerks benutzen zu können;
von Chevallier.
Der künstliche Ultramarin wird seit einiger Zeit auch zum Färben
von Zuckerwerk, Bonbons etc. als eine ganz unschädliche und
ausgezeichnet schöne blaue Farbe benutzt; wenn man aber zu den
Bonbons saure Säfte, z.B. von Aepfeln verwendete, so bekamen sie
beim Färben mit künstlichem Ultramarin einen unerträglichen
Geruch nach Schwefelwasserstoff (gefaulten Eiern). Auf folgende
Weise gelang es mir den künstlichen Ultramarin von dem
Bestandtheil, welcher mit Säuren Schwefelwasserstoff entbindet,
zu reinigen, ohne daß seine Farbe merklich blässer wurde: ich
brachte eine Unze Ultramarin in eine Schale, rührte ihn mit
Flußwasser an, welches bloß mit Essigsäure geschärft war und
erhitzte zum Kochen; das Ultramarinblau wurde sodann auf einem
Filter gesammelt, mit siedendem Wasser ausgewaschen und
getrocknet. Das so behandelte Blau ist zum Färben von Zuckerwerk
anwendbar: es ertheilt den Bonbons keinen unangenehmen Geruch.
(Journal de Chimie
médicale, Jun. 1846, S. 416.)
Ueber die Zusammensetzung des sogenannten
vegetabilischen Ultramarins.
Die chemische Untersuchung des sogenannten vegetabilischen
Ultramarins, welcher eine dickflüssige, breiartige,
dunkelblaugefärbte Substanz darstellte, ergab, daß dieselbe nur
7 Proc. feste Substanz, dagegen 93 Proc. Wasser enthielt. Die
qualitative und quantitative Untersuchung der im Wasserbad
getrockneten Substanz ergab, daß dieselbe aus nichts weiter als
einem Gemisch von Berlinerblau und Thonerde bestand, welches bei
der untersuchten Probe nahe genug aus 7 Theilen Berlinerblau und
1 Theil Thonerde bestand. Die Farbe schien jedoch noch einen
rothen vegetabilischen Farbstoff zu enthalten, denn, als ein
Theil der getrockneten Substanz mit einer Auflösung von
kohlensaurem Natron gekocht wurde, färbte sich letztere
bräunlich roth; die Resultate direct angestellter Versuche
machten es sehr wahrscheinlich, daß der rothe Farbstoff von
Rothholz herrührte. – Das sogenannte vegetabilische
Ultramarin war demnach wohl auf die Weise dargestellt worden,
daß man eine Abkochung von Alaun mit Rothholz, gleichzeitig mit
einer Auflösung von gelbem blausaurem Eisenkali, einem
Eisensalze und einer Auflösung von kohlensaurem Natron versetzt
hatte, wodurch Thonerde verbunden mit dem Farbstoff des
Rothholtzes und Berlinerblau niederfallen mußten; der sehr viel
Wasser enthaltende blaue Niederschlag bildete dann das
sogenannte vegetabilische Ultramarin. Dr. L. Elsner. (Berliner Gewerbe-,
Industrie- und Handelsblatt, August 1846 Nr. 10.)
Verbesserung im Stärken der Wäsche, in den
Vereinigten Staaten gebräuchlich.
Die Wäscherinnen in den Vereinigten Staaten stärken die Wäsche
auf folgende Weise. In die frisch bereitete heiße Stärke von
gehöriger Dünne tauchen sie ein Stück einer reinen
Spermaceti- oder Stearin-Kerze (Milly- oder
Stearinsäure-Kerze) von guter Qualität, welche keinen
Talgzusatz enthält, und rühren damit die Stärke so lange um, bis
die Substanz der Kerze sich auflöst und mit der Stärke
vermischt. Das richtige Quantum gibt die Uebung, es möchte aber
zu einem Stück Kerze von etwa 2–3 Zoll Länge ein Berliner
Quart dünner Stärke betragen. Die mit dieser Composition
gesteifte Wäsche erhält, mit einem reinen glatten Eisen
gebügelt, einen ausgezeichneten Glanz und eine Glätte, auf
welcher Staub und Schmutz weniger haften; natürlich hat sie weit
weniger Rauhigkeit und Härte, ohne weniger steif zu seyn, als
gewöhnlich.
G. A. Scherpf.