Titel: | Untersuchung der Kupfervitriol-Auflösungen, welche zu galvanoplastischen Arbeiten gebraucht werden; von Maximilian Herzog von Leuchtenberg . |
Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. X., S. 49 |
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X.
Untersuchung der
Kupfervitriol-Auflösungen, welche zu galvanoplastischen Arbeiten gebraucht
werden; von Maximilian Herzog von
Leuchtenberg .
Aus dem Bulletin de St.
Pétersbourg.
Untersuchung der Kupfervitriol-Auflösungen welche zu
galvanoplastischen Arbeiten gebraucht werden.
Bei der Fällung des Kupfers auf galvanischem Wege bedienen sich einige, ganz einfach,
neutraler Auflösungen, andere hingegen finden es zweckmäßiger, mit Schwefelsäure
angesäuerte Lösungen zu gebrauchen. Im Großen ist noch nicht bestimmt erwiesen, ob
in beiden Arten Lösungen an der Anode eben so viel Kupfer aufgelöst, wie an der
Kathode niedergeschlagen wird. Man weiß, daß zuweilen sich die Lösung verändert,
wodurch ein mehr oder weniger sprödes Kupfer erhalten wird. Sehr möglich ist es, daß
diese Erscheinung von der, durch Ausscheidung des Kupfers, veränderten
Zusammensetzung der Auflösung, oder vielleicht auch von einem Mißverhältniß des
galvanischen Stroms zu der mit Kupfer zu überziehenden Fläche herrührt. Um sich
davon zu überzeugen, ist es unumgänglich nöthig, die Auflösungen während der Arbeit
öfter zu untersuchen, um dadurch das Verhältniß zwischen Kupfer und Schwefelsäure zu
bestimmen.
Die Kupferauflösung, welche in meiner Anstalt zu galvanoplastischen Arbeiten
gebraucht wird, wurde bisher auf folgende Art bereitet: Eine bei gewöhnlicher
Temperatur concentrirte Kupfervitriolauflösung muß ein specifisches Gewicht = 1,2
oder 24° Baumé zeigen; man verdünnt dieselbe mit Wasser bis 20°
Baums oder 1,161 specifisches Gewicht und gießt dazu so viel Schwefelsäure von
66° Baumé, bis die Densität der Flüssigkeit 22° Baums oder 1,18
specifisches Gewicht zeigt; und bei dieser Zusammensetzung entspricht die Auflösung
allen Forderungen eines guten Resultats. Ich nenne die Kupfervitriolauflösung,
welche nach obiger Art bereitet wird und welche allen Anforderungen einer guten
Arbeit entspricht: die Normallösung. Um nun in meiner galvanoplastischen Anstalt
alle Flüssigkeiten in eben diesen normalen Zustand zu bringen, wie es gegenwärtig
möglich ist, ward eine Methode nöthig, das Resultat der Untersuchung schnell zu
erhalten, und zu diesem Zweck wurde die Methode des Hrn. Pelouze, das Kupfer quantitativ zu bestimmen, (welche in der
vorhergehenden Abhandlung beschrieben worden ist), angewendet. Hr. Pelouze bemerkt
sehr richtig, daß für die
Technik und den Handelsumsatz der Metalle ein schnelles Resultat der Untersuchungen
erforderlich sey. Ein solches Resultat wird für den Umsatz sehr wichtig, und
verliert seinen Werth, wenn es erst nach längerer Zeit erhalten wird. Er wendet
seine Methode auch auf Kupfersalze an und betrachtet umständlich in seinem
Mémoire die Metalle, deren Gegenwart auf die Genauigkeit der Kupferprobe
keinen Einfluß ausübt. Bestimmt man nach dieser Methode den Kupfergehalt, so kann
nicht geläugnet werden, daß die dadurch schnell erhaltenen Resultate höchst
anziehend sind, und daß diese Methode zu wichtigen Folgerungen führen kann. Ein
Gramm zwischen Filtrirpapier getrockneter Kupfervitriolkrystalle (wie dieselben im
Handel vorkommen) wurde in 10–15 Kubikcentimeter Wasser bei Erwärmung in
einem Kolben aufgelöst. Hiebei bemerkte ich eine von fremden Bestandtheilen
herrührende Unreinigkeit: die Auflösung wurde mit einigen Tropfen Salpetersäure
angesäuert und die weitere Untersuchung eben so durchgeführt, wie Pelouze es vorschreibt. Ich erhielt auf diese Art 24,4
Proc. Kupferoxyd, anstatt 25,27 Proc., die ich hätte erhalten sollen, wenn das Salz
chemisch rein gewesen wäre. Die Pelouze'sche Methode kann
daher zur quantitativen Bestimmung des Kupfers im Kupfervitriol sehr gut angewendet
werden, ebenso wie auch bei der Schätzung des im Handel vorkommenden Materials, wo
sie von sehr großer Wichtigkeit ist. Für concentrirte Kupfervitriollösung würde
hiemit diese Untersuchung hinreichen, weil man nach dem Kupfergehalt den Gehalt der
Schwefelsäure berechnen kann; jedoch, wie es schon oben bemerkt ist, kann sich die
neutrale Kupfervitriolauflösung verändern, und da in meiner Anstalt, bei dieser
Operation, saure Auflösungen gebraucht werden, so bleibt noch die Schwefelsäure,
welche dem Gehalt nach bestimmt werden mußte. Da jedoch die gewöhnliche quantitative
Bestimmung der Schwefelsäure nicht in kurzer Zeit ausgeführt werden kann, und weil
dabei das Erhalten des Endresultats verzögert wird, wodurch die technische
Wichtigkeit natürlicher Weise verloren geht, so schien es mir sehr nothwendig, ein
leichtes Mittel zu suchen, um in ähnlicher Weise, wie die Pelouze'sche Methode den Kupfergehalt angibt, den Gehalt der Schwefelsäure
in den galvanoplastischen Kupfervitriolauflösungen zu bestimmen.
Hr. Gay-Lussac hat eine Methode beschrieben
(polytechnisches Journal Bd. XXXII S. 190),
die Schwefelsäure in neutralem schwefelsaurem Kali, saurem schwefelsaurem Kali und
in der mit schwefelsaurem Kali verunreinigten Potasche durch Abmessen einer
Auflösung von Chlorbaryum quantitativ zu bestimmen. Jedoch ist die Bereitung dieser
Auflösung, ebenso wie deren Anwendung, für den oben angegebenen Zweck mehr oder weniger mühsam und,
wie Hr. Gay-Lussac selbst bemerkt, zeitraubend,
indem die schließliche Bestimmung der Schwefelsäure durch Filtration und nochmaliges
Hinzusetzen von Chlorbaryum bewerkstelligt wird. Entstand nun hiebei keine Trübung,
so hatte man also zu viel Chlorbaryumauflösung gebraucht, die Probe war verunglückt
und mußte von Neuem gemacht werden. Dieses war der Grund, warum die Methode von Hrn.
Gay-Lussac nicht allgemein in den
Laboratorien, bei der Bestimmung von Schwefelsäure in allen schwefelsauren Salzen,
eingeführt wurde, und eine der hauptsächlichen Ursachen, welche mich bewogen,
vorliegende Arbeit zu unternehmen.
Ich bereitete aus Chlorbaryum eine Normal- und Decimallösung. Ein Decilitre
concentrirter Auflösung von Chlorbaryum, mit fast vier Theilen (nach Volumen)
destillirten Wassers verdünnt, bildet die Normallösung. Ein Theil dieser Lösung mit
9 Theilen Wasser, die Decimallösung. Neutrales schwefelsaures Kali gibt ein gutes
Mittel zur Bestimmung der Stärke der Normallösung von Chlorbaryum. Bei meinen
Versuchen sättigten 13,8 Kubikcentimeter Normallösung einen Gramm trockenen
schwefelsauren Kali's. Das schwefelsaure Kali löse ich in 10–15
Kubikcentimetern Wasser auf und säuere die Lösung mit einigen Tropfen Salzsäure an,
weil sich die schwefelsaure Baryterde in solch einer sauren Auflösung besser
niederschlägt. Gießt man eine normale Auflösung von Chlorbaryum in die heiße
Auflösung von schwefelsaurem Kali und schüttelt dieselbe ein wenig, so wird die
Flüssigkeit bald klar, die schwefelsaure Baryterde sammelt sich rasch auf dem Boden
des Kolbens, dessen Form statt der gewöhnlichen mehr länglich ist. In gut
verschlossenen Gefäßen kann die Normallösung lange aufbewahrt werden. Die Proportion
13,8 : 0,4593 = a : x (in
welcher 0,4593 die Menge der Schwefelsäure in 1 Gramm trockenen schwefelsauren
Kali's und a die Zahl der Kubikcentimeter Normallösung
bezeichnet) gibt die Quantität Schwefelsäure in den zu untersuchenden Flüssigkeiten
an. Bei der Untersuchung solcher Verbindungen, wo die Quantität der Schwefelsäure
unbekannt ist, dauert die Probe ungefähr eine Stunde; ist aber das Quantum annähernd
bekannt, so dauert dieselbe viel kürzere Zeit, indem ich in einer halben Stunde, auf
Schwefelsäure, bequem 2–3 Proben machen konnte. Hiebei muß noch bemerkt
werden, daß die zu untersuchende Auflösung nicht zu schwach sey, weil widrigenfalls
die Flüssigkeit sich langsam klärt. Das Erwärmen der Auflösung muß, nach einer
jedesmaligen Zusetzung des Chlorbaryums, nur bis zum Kochen gebracht werden; bei dem
weitern Gang der Operation, wenn die Fällung der schwefelsauren Baryterde bedeutend
ist, verursacht ein starkes und anhaltendes Kochen die langsame Ausscheidung der Fällung aus der
Flüssigkeit. Wird durch Versehen eine zu große Quantität der Normallösung in die zu
untersuchende Auflösung gebracht, so kann man den Fehler sehr leicht und schnell an
der langsamen Klärung der Flüssigkeit wahrnehmen. Wenn der letzte Tropfen der
Normallösung eine geringe Trübung hervorbringt, so wird die Probe mit der
Decimallösung beendigt.Hr. Gay-Lussac erwärmte nicht die auf
Schwefelsäure zu prüfenden Lösungen; daher klärten dieselben sich bei der
Probe nicht auf, während doch die Erwärmung bis zum Kochpunkt, die oben
beschriebene Erscheinung in Hinsicht der Ausscheidung der schwefelsauren
Baryterde und der Aufklärung der Flüssigkeit, diese Probe in dieselben
Bedingungen stellt, in welche die Silberproben auf nassem Wege durch
Schütteln gebracht werden.
Zur Messung der Normal- und Decimallösungen von Chlorbaryum bediene ich mich
zweier graduirter Cylinder (buretts) verschiedener
Größe, von welchen der eine in Kubikcentimeter und der andere in 1/2 Kubikcentimeter
getheilt ist, so daß in 10 Theilstrichen des größeren genau 20 Theilstriche des
kleineren enthalten sind, und da die Lösung in diesem 10mal schwächer ist, so
entspricht ein Theilstrich Normallösung (in der größeren Burette) 20 Theilstrichen
Decimallösung in der kleinern Burette. Ein Theilstrich der Normallösung entspricht
0,4593/13,8 oder 0,072 Grammen Schwefelsäure, und folglich ein Theilstrich der
Decimallösung 0,072/20 oder 0,0036 Grammen Schwefelsäure. Der größtmögliche Fehler
beim schließlichen Abmessen bis zum Verschwinden der Trübung kann 1 Theilstrich der
Decimallösung, also 0,35 Proc. betragen.
Bei der gewöhnlichen quantitativen Bestimmung der Schwefelsäure wird ein ähnlicher
Fehler im + oder – nicht nur erlaubt, sondern als ein sehr befriedigendes
Resultat angesehen. Ich habe auf solche Art das Kupfer und die Schwefelsäure in der
galvanoplastischen Normal-Kupfervitriolauflösung bestimmt und daraus das
Verhältniß zwischen diesen Bestandtheilen deducirt. Das Verhältniß des Kupfers zur
Schwefelsäure in der concentrirten Kupfervitriollösung erweist sich mit der Rechnung
ganz übereinstimmend wie 1 : 1,26. In der Normal-Kupfervitriollösung ist das
Verhältniß von Cu : = 1 : 1,43. Diese Daten geben bei künftigen
Untersuchungen ein gutes Mittel zur Erklärung der Veränderungen, die in den
Kupferlösungen wahrgenommen werden, ebenso wie auch zur Erlangung richtiger Begriffe von dem,
was in den Lösungen bei der Einwirkung des galvanischen Stroms vorgeht. In
technischer Hinsicht sind ähnliche Resultate sehr wichtig, um die Auflösungen in den
Zustand der bestmöglichen Wirkung zu bringen.
In meiner galvanoplastischen Anstalt sind jetzt 2902 Pud Kupfervitriol im Gang,
dessen Auflösungen sauer gemacht werden, so wie es oben bei der Bereitung der
Normal-Kupferauflösung beschrieben worden ist. Die ganze Quantität der
Auflösungen wird in 37 Kisten aufbewahrt, welche ein Volumen von 179 Kubikmetern
einnehmen und nach der Zahl der Kisten numerirt sind. Nach oben angegebener Methode
habe ich alle Nummern der Kupfervitriolauflösungen untersucht, wobei ich
verschiedene Verhältnisse des Kupfers zur Schwefelsäure erhielt, namentlich wie 1 :
1,99; 1 : 1,78; 1 : 1,65 etc.; daher alle Auflösungen viel saurer geworden sind, als
es nöthig ist. Ich unterfange mich nicht, die bestimmte Ursache davon gegenwärtig
anzugeben, weil sich vielleicht einige Unrichtigkeiten und Unvollkommenheiten in dem
ersten Jahre des Bestehens besagter Anstalt einschleichen konnten. Da ich es mir
aber zur Regel gemacht habe, alles das zu untersuchen, was bei der galvanischen
Kupferfällung vorgeht und bis jetzt weder untersucht noch beschrieben ist, so habe
ich einige saure Kupfervitriollösungen durch folgende Berechnung in den normalen
Zustand gebracht: Das Kupfer verhält sich in den neutralen Kupfervitriollösungen zur
Schwefelsäure wie 1 : 1,26; in der normalen Lösung wie 1 : 1,43; nehmen wir z.B.
eine Kupfervitriollösung, welche schon lange Zeit im Gebrauch war und in welcher das
Kupfer sich zur Schwefelsäure wie 1 : 1,99 verhält. Die Differenz zwischen 1,43 und
1,26 ist = 0,17; die Differenz jedoch zwischen 1,99 und 1,43 = 0,56. Die Zahl,
welche man durch die Division von 0,56 in 0,17 erhält, zeigt, daß man auf 1 Theil
(nach Volumen) von zu saurer Auflösung 3,29 Theile concentrirter Kupfervitriollösung
zusetzen muß. Wenn man also die Resultate der Untersuchungen auf Procentgehalt
berechnet und das Volumen und das specifische Gewicht der Auflösungen in Betracht
nimmt, so kann man leicht den Kupfergehalt in allen Flüssigkeiten bestimmen.
Somit habe ich, wie früher bei der galvanischen Vergoldung und Versilberung, jetzt
auch bei der Verkupferung ein Mittel erhalten, mir von dem Gehalt der Auflösungen
genaue Rechenschaft zu geben.