Titel: Ueber die Elementarzusammensetzung der verschiedenen Holzarten und die Heizkraft einer jeden derselben; von Eugen Chevandier.
Fundstelle: Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XIII., S. 71
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XIII. Ueber die Elementarzusammensetzung der verschiedenen Holzarten und die Heizkraft einer jeden derselben; von Eugen Chevandier. Aus dem Moniteur industriel, 1846 Nr. 1045. Chevandier, über die Elementarzusammensetzung der verschiedenen Holzarten . In einer früheren Abhandlung (polytechn. Journal Bd. XCV S. 367) legte ich der französischen Akademie der Wissenschaften die Versuche vor, wodurch es mir gelang, das Gewicht und die Elementar-Zusammensetzung des vollkommen trocknen Ster verschiedener Holzarten zu bestimmen, und mittelst dieser Daten die Quantitäten des in einem Ster enthaltenen Kohlenstoffs und freien Wasserstoffs, sowie die Heizkraft eines Sters zu berechnen. Die so erhaltenen Zahlen haben aber nur dann einen praktischen Nutzen, wenn von ihnen abgezogen wird: 1) die Quantität Wärmestoff, welche der Temperatur entspricht, bei der die durch die Verbrennung erzeugten Gase, das zur Zusammensetzung des Holzes gehörige Wasser mit inbegriffen, in die Luft austreten oder aufhören einen Nutzeffect hervorzubringen; 2) die Quantität Wärmestoff, welche erforderlich ist, um das stets im Holz enthaltene hygrometrische Wasser zu verflüchtigen und auf dieselbe Temperatur zu bringen, welche Wärmemenge ich bei allen meinen Berechnungen in Abzug brachte. Da die Quantität des zur Zusammensetzung des Holzes gehörigen Wassers aus den die Grundlage meiner Arbeit bildenden Elementaranalysen hervorgeht, so blieb, um diese Arbeit zu vollenden, nur noch das mittlere Mengenverhältniß des in den Holzarten in den verschiedenen Stadien ihrer freiwilligen Austrocknung enthaltenen hygrometrischen Wassers zu ermitteln übrig, und diese Ergänzung ist es, welche ich hiemit vorlege. Folgenden Weg schlug ich bei diesem Theile meiner Versuche ein. Im Januar 1834 ließ ich Scheiter von Buchen-, Eichen-, Weißbuchen-, Birken-, Espen-, Erlen-, Weiden-, Tannen- und Fichtenholz, deren Auswahl unter denselben Umständen wie früher getroffen wurde, fällen. Diese Proben, 181 an Zahl, aus verschiedenartigem Boden, von jungen Stämmchen und ältern Bäumen, Zweigen und Stämmen genommen, wurden sorgfältig nummerirt und nebeneinander in einen dem Luftzuge nach allen Richtungen ausgesetzten, sie aber vor der Einwirkung des Regens und des Sonnenscheins schützenden offenen Schoppen gelegt. Ein halbes Jahr, ein Jahr und zwei Jahre nach der Fällung bestimmte ich die Menge des darin enthaltenen hygrometrischen Wassers mittelst des früher beschriebenen Verfahrens. Dieser Abhandlung sind beigefügt: 1) ein Verzeichniß aller auf diese Weise der freiwilligen Austrocknung unterworfenen Holzarten, worin sie methodisch nach dem Boden und dessen Lage geordnet sind. Eine nur flüchtige Betrachtung dieses Verzeichnisses überzeugt uns daß der Boden und dessen Lage nicht den geringsten Einfluß auf die Menge des hygrometrischen Wassers haben; 2) ein anderes Verzeichniß, worin dieselben Holzarten nach ihrer Species, und zwar die vom Stamm Herrührenden Scheiter, die Zweige und jungen Stämmchen getrennt, classificirt sind. Hier hingegen sind, einige Abweichung im ersten Jahr nach der Fällung ausgenommen, die Quantitäten des hygrometrischen Wassers beinahe durchaus dieselben. Ich habe für alle zu derselben Baumspecies gehörenden Proben den mittleren Wassergehalt für ein halbes Jahr, ein Jahr, anderthalb und zwei Jahre nach der Fällung berechnet, wobei ich aber unter den Proben die vom Stammholz, von Zweigen und jungen Stämmchen genommenen absonderte. Das Minimum von hygrometrischem Wasser oder das Maximum der Austrocknung ergab sich im Durchschnitt nach Verlauf von anderthalb Jahren bei den harzigen Hölzern (Tanne und Fichte), der Buche, beim Stammholz der Birke, Espe, Erle und den jungen Stämmchen der Espe und Winde. Dieses Maximum der Austrocknung wurde hingegen von der Eiche, der Weißbuche, den Birken- und Espenzweigen und jungen Birken- und Erlenstämmchen im Durchschnitt erst nach zwei Jahren erreicht. Doch hielt ich es nicht für nothwendig, die Versuche über zwei Jahre hinaus auszudehnen und zwar wegen der bei den meisten Holzarten eingetretenen Veränderungen, welche darauf hinzudeuten scheinen, daß sie zwischen anderthalb und zwei Jahren nach der Fällung den höchsten Grad der freiwilligen Austrocknung erreichen, daß aber die später wahrnehmbaren Abweichungen zum größten Theil dem Einfluß des hygrometrischen Zustandes der Luft selbst, je nach der Jahreszeit und dem Augenblick, wo die Bestimmung des Wassergehalts stattfindet, zuzuschreiben sind. Die gefundenen Durchschnittszahlen zeigen überdieß, daß die harzigen Holzarten schneller austrocknen, aber auch schneller wieder Feuchtigkeit aufnehmen, als die Holzarten ohne Harzgehalt mit abfallendem Laube, und daß unter letztern die weichen Holzarten (Birke, Espe, Erle, Weide) zur Zeit der Fällung in der Regel mehr Feuchtigkeit enthalten, als die harten Holzarten (Buche, Eiche, Weißbuche), sie aber schneller wieder verlieren und oft vollkommener austrocknen. Endlich nähern sich die den verschiedenen Holzarten zukommenden Zahlen vom ersten Jahre nach der Fällung an dermaßen, daß ich um ihre praktische Anwendung zu erleichtern, allgemeine Durchschnittszahlen für die harzhaltigen und die Holzarten mit abfallendem Laub annehmen zu können glaubte. So fand ich: 1) daß bei den harzhaltigen Holzarten das in ihnen enthaltene hygrometrische Wasser im Durchschnitt beträgt: Beim Stammholz, ein halbes Jahr nach der Fällung 29 Proc. Bei den Zweigen                     deßgl. 32    „ Bei den jungen Stämmchen     deßgl. 38    „ Beim Stammholz, im Zustand seiner größten Trockenheit 15 Proc. Bei den Zweigen                     deßgl. 15    „ Bei den jungen Stämmchen     deßgl. 15    „ 2) Daß bei nicht harzhaltigen Holzarten mit abfallendem Laube diese Durchschnittszahlen betragen: Beim Stammholz, ein halbes Jahr nach dem Fällen 26 Proc. Bei den Zweigen                     deßgl. 34    „ Bei den jungen Stämmchen     deßgl. 36    „ Beim Stammholz, im Zustand seiner größten Trockenheit 17    „ Bei den Zweigen                     deßgl. 20    „ Bei den jungen Stämmchen     deßgl. 19    „ Ist muß schließlich bemerken, daß diese Zahlen wohl als Minima zu betrachten seyn dürften, weil die untersuchten Proben einzeln schneller und leichter austrocknen mußten als auf einem Holzplatz aufgeschichtete Stücke.