Titel: Verbesserungen an Pianofortes, worauf sich J. B. Nickels zu Lambeth, in der Grafschaft Surrey, am 27. Oct. 1845 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 102, Jahrgang 1846, Nr. LIV., S. 277
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LIV. Verbesserungen an Pianofortes, worauf sich J. B. Nickels zu Lambeth, in der Grafschaft Surrey, am 27. Oct. 1845 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Sept. 1846, S. 129. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Nickel's Verbesserungen an Pianofortes. Meine Erfindung besteht: 1) in der Verbindung zweier Resonanzböden mit zwei Saitensystemen und zwei durch eine oder zwei Tastenreihen oder Klaviaturen in Thätigkeit gesetzten Werken; 2) in der Anordnung von Hülfsfedern in Verbindung mit einem Werke, das mit dem Fuße zu spielen ist, zur Gewinnung tieferer Baßtöne; 3) in der Anbringung wurmförmiger Federn und Kautschukfedern, um die Hämmer zurückzubringen; 4) in einem Apparate zum Stimmen der Saiten; 5) in der Bekleidung der Drahtsaiten mit Kautschuk (Gutta-percha und Catgut) und in der Vereinigung mehrerer Saiten zu einer Saite; 6) in einer Constructionsmethode der Pianofortehämmer. Fig. 38 stellt den Durchschnitt eines dem ersten Theile meiner Erfindung gemäß construirten Pianofortes dar. Diese Anordnung ist in der That nichts anderes, als die Verbindung eines verticalen mit einem horizontalen Pianoforte in einem Kasten, wobei jedes Saitensystem seinen eigenen Resonanzboden hat. Das Werk und die Tasten haben eine solche Einrichtung, daß beide Instrumente gleichzeitig durch eine Tastenreihe gespielt werden können, oder daß ein Instrument allein gespielt werden kann, während das andere außer Thätigkeit ist. a und b sind die beiden Resonanzböden; a gehört zu dem horizontalen, b zu dem verticalen Theile des Instrumentes, c und d sind die beiden Klaviaturen; die Klaviatur c gehört zu dem Werk des horizontalen, die Klaviatur d zu dem Werk des verticalen Theils des Instrumentes. Die beiden Klaviaturen stehen jedoch mit einander in Verbindung, so daß wenn man die obere Taste spielt, zugleich auch die unter ihr befindliche in Bewegung gesetzt wird, und beide zugehörigen Hämmer gleichzeitig die Saiten anschlagen. Soll das zum aufrechten Theil des Instrumentes gehörige Werk allein benützt werden, so bedient sich der Spielende nur der Tasten d, wobei die obere Tastenreihe außer Thätigkeit bleibt; soll dagegen nur der horizontale Theil des Werkes gespielt werden, so löst man das zum aufrechten Theil des Instrumentes gehörige Werk mittelst einer Pedalhebstange f aus, wodurch das Werk und die Enden d' der untern Tastenreihe d in die Höhe gehoben werden, so daß die Tasten d den Tasten c aus dem Weg kommen. g ist das zu dem horizontalen, h das zu dem verticalen Theil des Instrumentes gehörige Werk. Fig. 39 stellt eine Modification des diesem Theile meiner Erfindung gemäß construirten Pianofortes im Durchschnitte dar. Im vorliegenden Falle ist, obgleich zwei Klaviaturen vorhanden sind, doch nur eine zum Spielen eingerichtet; im Uebrigen bezieht sich obige Beschreibung auch auf Fig. 39, indem die entsprechenden Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet sind. In Fig. 39 sieht man zugleich den dritten Theil meiner Erfindung ausgeführt. Dieser besteht in der Anwendung einer wurmförmigen Feder oder auch eines Kautschukfadens i, Fig. 39 und 40, zur Zurückbewegung des Hammers. Zur Kautschukfeder nehme ich vorzugsweise geschwefelten Kautschuk, welcher beim Wechsel der Temperatur seine Elasticität beibehält. Fig. 40 stellt ein anderes Pianoforte im Durchschnitte dar. In diesem Falle ist nur eine Klaviatur vorhanden; die Tasten sind jedoch so angeordnet, daß sie entweder beide Werke oder nur eines in Bewegung setzen, wie aus der näheren Betrachtung der Figur hervorgeht. Auch in dieser Figur sind die den obigen entsprechenden Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet, weßhalb sich auch obige Beschreibung auf diese Figur bezieht. Fig. 41 ist der Durchschnitt eines andern Pianoforte, bei welchem beide Saitensysteme horizontal sind, und jedes mit einem Resonanzboden versehen ist. Bei diesem Instrumente bemerkt man nur eine Klaviatur, welche beide Saitensysteme zugleich, oder, nachdem das obere mit dem Werke außer Verbindung gebracht worden ist, nur das untere in Thätigkeit setzt. Die Beschaffenheit des Werks läßt sich aus der Abbildung deutlich entnehmen. Der Resonanzboden b mag, wo es zweckdienlich erscheint, anstatt über den Saiten, unter denselben angebracht werden. Fig. 42 stellt ein dem zweiten Theil meiner Erfindung gemäß construirtes Pianoforte im senkrechten Durchschnitte dar. Dieses besteht aus einem dem Instrumente Fig. 38 ähnlichen Instrumente, jedoch in Verbindung mit besondern Baßsaiten und einem durch den Fuß in Bewegung zu setzenden Werke. Auf diese Weise kann man noch eine oder mehrere Octaven hinzufügen und einen sehr tiefen Baß hervorbringen, j ist eine Reihe Baßsaiten, k das Werk, l eine Stange, welche mit dem untern Ende an den Hebel m und mit dem obern Ende an das Werk befestigt ist. n ist ein Pedal für eine der ganzen Noten, n' ein Pedal für eine der halben Noten. Ein weiterer Theil meiner Erfindung betrifft ein Verfahren die Saiten anzuspannen. o, Fig. 38, ist eine zur Hälfte rechts, zur Hälfte links gewundene Schraube, welche man mittelst einer kurzen Stange, die in ein in dem dickeren Theile o befindliches Loch gesteckt wird, umdrehen kann. Das eine Ende dieser Schraube tritt in die feste Mutter p, das andere in die bewegliche Mutter q, so daß die letztere bei erfolgender Drehung der Schraube sich der erstern nähern oder von derselben entfernen muß. Der fünfte Theil meiner Erfindung besteht in einem Verfahren, die Pianofortedrähte mit geschwefeltem Kautschuk (Gutta-percha oder Catgut) zu überziehen, um den Metallklang der Saiten zu beseitigen. Zu dem Ende winde oder spinne ich feine aus einem dieser drei Materialien bereitete Fäden um die Drähte. Die Baßsaiten verfertige ich, indem ich zwei, drei oder mehrere solcher überzogener Drähte zu einem Strange mit einander verbinde. Fig. 41* stellt solche Baßsaiten und ihre Befestigungsweise dar. Den Gegenstand des sechsten Theiles meiner Erfindung bildet eine neue Construction der Pianofortehämmer. Diese besteht in der Anwendung kurzer Stücke Filzschnur (felted cord), die in einer geeigneten Hülse angeordnet ist. Fig. 43 stellt einen solchen Hammer dar; in dem hohlen Kopfe r desselben befindet sich eine Schraube. In Folge dieser Anordnung schlägt der Hammer die Saiten mit den Enden der Fasern, woraus die Filzschnur besteht, was eine für Pianofortehämmer ganz besonders geeignete Elasticität darbietet.

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