Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 102, Jahrgang 1846, Nr. , S. 80
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Miscellen. Miscellen. Ueber Anwendung von Längenschwellen anstatt der Querschwellen auf Eisenbahnen zur Verhinderung von Unglücksfällen; von Laignel. In einer der französischen Akademie der Wissenschaften übergebenen Abhandlung hebt Hr. Laignel die Nachtheile hervor, welche aus der Anwendung von hölzernen Querschwellen zur Unterstützung der Schienenstühle und dadurch der Schienen entstehen. Würde man diese Schwellen in der Richtung des Wegs anbringen (die Schienen auf Längenschwellen anstatt auf Querschwellen befestigen), wie es längst in den Vereinigten Staaten geschieht, so verminderte man nach ihm großentheils die Stöße, und was noch weit wichtiger ist, man würde die gefährlichen Folgen des Austretens der Räder aus den Schienen fast ganz beseitigen. In dem Augenblick, wo nämlich ein Austreten aus den Schienen stattfindet, finden die Näher, welche zwischen den Schienen gehen, einen anders widerstehenden Boden, als diejenigen, welche außerhalb derselben gehen; da nun die Geschwindigkeit auf beiden Seiten nicht mehr dieselbe ist, so strebt jedes Rad eine drehende Bewegung auszuführen welche es schnell von der normalen Richtung entfernen muß. In dem Fall hingegen, wo in Folge der Längenrichtung der Holzschwellen der Widerstand des Bodens zwischen den Schienen und außerhalb der Schienen derselbe ist, wird der aus den Schienen getretene Wagen, indem er seinen Lauf fortsetzt, sich nur schwach von dieser Richtung entfernen und zu rechter Zeit aufgehalten werden können. Es ist sogar zu bemerken, daß bei dieser Anordnung der hölzernen Schwellen der aus den Schienen getretene Wagen den Weg so zu sagen nicht ganz wird verlassen können; denn da die Räder, welche auf dem zwischen den beiden Schienen befindlichen Boden gehen, sich darin tief einsenken, so werden sie an den Längenschwellen, nachdem sie dieselben erreicht haben, ein Hinderniß finden, welches sie nicht überwinden können längs dessen sie aber genöthigt sind sich zu bewegen, bis die Geschwindigkeit des Zugs aufgehoben ist. (Comptes rendus, Aug. 1846, Nr. 7.) Elektrische Telegraphie durch das Meer. Im Monat Julius d. J. wurden in dem Hafen zu Portsmouth und am Bord der englischen Schiffe „Pique“ und „Blake“ interessante Versuche hinsichtlich der Errichtung der ersten Section des unterseeischen elektrischen Telegraphen angestellt. Die Länge des Drahts betrug ungefähr die Hälfte der erforderlichen, um die beiden Enden der Linie, nämlich die Bucht zu Gosport einerseits und das Admiralitätsgebäude zu Portsmouth andererseits, zu verbinden. Die Versuche wurden von Hrn. Hay, Professor der Chemie, geleitet. Die dazu angewandten elektrischen Batterien bestanden nur in 6 Flaschen nach dem Smee'schen System. Zuerst überzeugte man sich, ob die Substanzen welche angewandt worden waren, um den Draht vollkommen zu isoliren, ihn nicht zu specifisch leicht gemacht hatten. Derselbe sank aber, vom Hintertheil des „Blake“ in die See geworfen, sogleich zu Boden. Als Signalsystem bediente man sich des von Hay für kleine Distanzen erfundenen, welches man auch zu Signalen von dem Verdecke der Dampfschiffe in das Maschinenlocal anwendet. – Ein Ende des Drahts wurde auf das Land gebracht und das andere am Bord gelassen und dann der Telegraph in Gang gesetzt. Die Resultate waren höchst befriedigend; kaum war ein Signal auf dem einen Ende gegeben, so wiederholte es sich auch schon auf dem andern. Die einzige Schwierigkeit bei Errichtung unterseeischer Telegraphen an stark befahrenen Stellen ist das mögliche Brechen des Drahts durch das Anfahren der Schiffe; die Transmission der Elektricität bietet keine Schwierigkeiten dar, aber der Draht muß so angebracht werden, daß kein von der Bewegung des Hafens ausgehendes Ereigniß auf ihn Einfluß haben kann. Es versteht sich, daß dieses System, unter denselben Bedingungen, auch für größere Entfernungen, von einem Ufer zum andern anwendbar ist. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1035.) Neue Maschinen für die Weberei. Ersatz der Jacquardpappen durch Drahtnetze. Pascal in Paris bediente sich statt der Pappkarten eines Messingdrahtnetzes, dessen Maschen ungefähr zwei Millimeter im Quadrat Oeffnung haben mochten. Das ganze Netz war zuerst durchaus mit einem Kitt (mastic) so überzogen, daß sämmtliche Oeffnungen des Netzes damit ausgefüllt wurden, hierauf aber waren mit einer einfachen Kartenschlagvorrichtung diejenigen Oeffnungen wieder ausgestoßen oder hergestellt, welche, wie bei den Papierkarten, das zu webende Muster erforderte; auf solche Weise entsprach jede Horizontalreihe des Messingdrahtnetzes einer einzigen der zeitherigen Pappkarten. Das so vorbereitete Drahtnetz wurde sodann auf die Jacquardmaschine gebracht, die von der bekannten Construction dieser Maschine sich nur dadurch unterschied, daß die (horizontalen) ebenfalls in einer Reihe befindlichen Nadeln bei der Arbeit nur eine verhältnißmäßig sehr geringe Pressung gegen das Drahtnetz ausübten, so zwar, daß die nicht durchgeschlagenen, noch mit Kitt ausgefüllten Maschen von den andrückenden Nadeln nicht durchgestoßen werden konnten. Bei der von Pascal ausgestellten Maschine war ein Drahtnetz von 40 Centimeter in Quadratfläche angewandt, und es sollte dasselbe 250 der gewöhnlichen Pappkarten ersetzen. Den laufenden Meter solchen vorbereiteten Drahtnetzes wollte Pascal für 1/2 Fr. (?) liefern. Einwürfen, die wir dem Aussteller machten, daß sein System sich nur für Muster eignen würde, die einfach genug wären, um eine kleine Anzahl von Pappkarten zu erfordern, begegnete derselbe dadurch, daß man ohne Schwierigkeit zwei, drei bis sechs und noch mehr dergleichen einfacher Drahtnetze gehörig übereinander anbringen und gleichzeitig arbeiten lassen könnte. Weitere Erfahrungen im Großen lagen zur Zeit der Ausstellung nicht vor. Webestuhl für doppelte Shawls und Damaste. Picard und Guiraud in Paris (rue des Trois Bornes, No. 16) hatten einen vollständig vorgerichteten und im Gange befindlichen Webestuhl für Doppelshawls und Damaste ausgestellt, dessen Einrichtung in mehreren Theilen als neu erschien und der vor allem bei so complicirtem Zwecke verhältnißmäßig weniger Bewegkraft und weniger Unterbrechung der Arbeit, auch große Oekonomie in den Einlesekosten des Musters und dem Preise der Pappkarten mit sich führen sollte. Als besondere Unterschiede, gegenüber den zeither in solchen Arbeitsfällen gebräuchlichen Stühlen, wurden angegeben: 1) Gänzlicher Wegfall der Schäfte. 2) Geringere Zahl von Pappkarten, überhaupt Reduction auf 1/4, so daß ein Shawl, der sonst 14,400 Karten erfordert haben würde, hier nur 3600 nöthig machte. Für Doppelshawls sollte eine Reihe Karten ausreichen. 3) Verwendung von ungewöhnlich dünnem (billigem) und zugleich haltbarem Kartenpapier. 4) Beseitigung der Presse und der Federn bei der Jacquardmaschine. Da, trotzdem daß der Stuhl arbeitete, alle die Verbesserung betreffenden Theile desselben sorgfältig versteckt waren, so konnten Besucher der Ausstellung vom Principe der betreffenden Gegenstände wenig oder gar nichts bestimmt entdecken; jedoch schien das Repetirwerk wie das System der Kartenverminderung auf eine in Wien bereits gebräuchliche Weise eingerichtet zu seyn. Die Möglichkeit, sehr dünne Pappe (ja angeblich sogar ein einfaches Papier) zu den Karten anzuwenden, ist dadurch erreicht, daß der Bewegungsmechanismus, welcher die gewöhnliche Presse vertritt, das Prisma mit der darauf liegenden Karte gegen die Nadeln nicht stößt, sondern drückt. Die Ersparung der Schafte oder sogenannten Vorkämme beruht in der Hauptsache auf Folgendem: die Köperverbindungen des Gewebes entstehen mittelst eines zweiten kleinen Jacquards, der mit dem ersten so verbunden ist, daß die zwei Prismen auf entgegengesetzten Seiten sich befinden. Das Heben für die Bindungen geschieht mittelst der Harnischlitzen selbst, indem diese in 16 Reihen angebracht sind und jede Reihe vermöge eines durchgesteckten horizontalen Messingdrahts zu einer Art Schaft vereinigt ist, welche als Ganzes mittelst der von dem Messingdrahte hinaufgehenden Schnüre durch den kleinen Jacquard gehoben werden kann, während doch jede Litze noch die Freiheit behält, einzeln durch den großen Jacquard sich zu heben. Der kleine Jacquard (zur Hervorbringung der Bindungen, während der große Jacquard das Muster complet – ohne Rücksicht auf Bindungen – hebt) hat zwei Kartenketten, die eine für den Grund, die andere für die Figur. Das Nähere hierüber, so weit es nicht den Augen offen lag, theilte der Aussteller auch nicht mit, sondern er wußte die Beantwortung aller darauf bezüglichen Fragen consequent zu umgehen. Wegen der Unterhandlungen über Ankauf der Erfindung, welche vielleicht für unsere Damastweberei von Interesse seyn könnte, wurde man an Hrn. Picard (Secretär bei Hrn. v. Rothschild), rue Hauteville, No. 42 in Paris, verwiesen. Anwendungen hatten diese Stühle, außer bei Guiraud selbst, sonst noch nicht erfahren. Mechanischer Webestuhl mit Jacquard. Pauly in Rouen producirte einen mechanischen Webestuhl, der mit einem kleinen Jacquard (Armure sans cartons) von solcher Construction versehen war, daß dabei ebenfalls die Pappkarten unnöthig wurden. So sinnreich und verhältnißmäßig einfach der gedachte Mechanismus genannt zu werden verdiente, so eignete er sich doch nur für höchst einfache Muster. Diese Maschinen ohne Karten empfahl Pauly auch für die Zwecke der Handweberei, übrigens lieferte er dieselben für nachbemerkte Preise: Für Handwebestühle. Maschine mit 20 Schäften ohne Tritte 220 Fr.       für jeden Tritt besonders   2,75 Deßgl. mit 40 Schäften ohne Tritte 200 Fr.       für jeden Tritt   2,50 Deßgl. mit 20 Schäften ohne Tritte 175 Fr.       für jeden Tritt   2,25 Für mechanische Webestühle. Maschine mit 20 Schäften 185 Fr.       für jeden Tritt besonders   2,25 Ein hölzerner Cylinder mit seiner Laterne   28 Fr. Ein messingener Cylinder, deßgl.   36  „ Bandstuhl mit Brochirlade. Dubos, père in Paris (impasse des Feuillantines, No. 10) hatte einen Bandstuhl mit mehrfarbigen Brochirschützen versehen ausgestellt, der mit vieler Präcision arbeitete. Der Körper zur Aufnahme der Schützen mit Schuß von respective verschiedenen Farben, ein horizontalliegender um seine Achse drehbarer Cylinder, war unmittelbar am rechten Ende der Lade befestigt, nach seiner Längenrichtung mit segmentartigen Ausschnitten versehen, innerhalb welchen die Schützen placirt waren. Je nachdem ein Schütze von dieser oder jener Farbe gebraucht werden sollte, drehte der Weber den Cylinder unabhängig von der Jacquardmaschine mit der Hand um seine horizontale Achse; nach der Zahl der Schützen erhielt der gedachte Cylinder einen größern oder kleinern Durchmesser. Weniger als gelungen zu betrachtende Brochirladen hatten Richard in Lyon und Godemard-Meynier ebendaselbst ausgestellt. Maschine zum Aufschneiden der Doppelshawls von Barbé-Proyart und Bosquet in ParisZwei Shawls werden mittelst eines Jacquards in Verbindung mit einander gewebt, so daß ihre unrechten Seiten einander zugewendet sind, also die rechte Seite des obern sich oben, die rechte Seite des untern sich unten befindet. Demgemäß sind zwei Ketten übereinander aufgespannt. Der Schuß geht wechselsweise aus der einen Kette in die andere über, und erzeugt in jedem der zwei Gewebe das nämliche Muster, jedoch in Stellung und Farben verschieden. Da sonach die beiden Shawls durch die Schußfäden durchweg zusammenhangen, müssen sie nachher durch die Schneidemaschine, von welcher oben die Rede ist, auseinander geschnitten, zuletzt auch noch (auf der durch das Zerschneiden sehr rauh ausfallenden Rückseite) mittelst der Cylinder-Schermaschine geschoren werden.. Auf dem schmalen Tische eines festen eisernen Gestelles war eine horizontal verschiebbare Platte und auf dieser eine Reihe horizontaler, kreisförmiger, um verticale Achsen drehbarer Messer von circa 3 Zoll Durchmesser in Zwischenräumen von etwa 2 1/2 Zoll angebracht. Sämmtlichen Messern (deren scheibenförmige Gestalt durch vier dreieckige Ausschnitte so verändert war, daß jedes wie eine Verbindung von vier scharfkantigen Flügeln erschien) wurde überhaupt eine doppelte Bewegung ertheilt, nämlich durch eine endlose Schnur (Riemen) die schon bemerkte und rasche Drehbewegung um die eigene Achse und gleichzeitig eine zweite horizontal hin- und hergehende durch entsprechende Verschiebung der vorgedachten Platte, worauf die Messer befestigt sind, mittelst Lenkstange und Excentrik. Da die Verbindungsfäden beider Shawls ziemlich genau vertical zur Ebene des Gewebes liegen, so erkennt man leicht, wie das Durchschneiden der Doppelshawls bewirkt werden kann, wenn man letztere über eine zur Messerplatte genau parallele und horizontale feste (ebenfalls eiserne) Kante wegführt, die auf einem zweiten Gestelle befestigt ist, welches gleichzeitig zur entsprechenden Aufnahme des Doppelshawls dient. Die Heranführung des letztern geschieht durch Walzen. A. Köchlin's mechanischer Webestuhl für Leinwand. Der Stuhl ist zu diesem Ende mit der Einrichtung versehen, daß jeder Schußfaden zweimal durch die Lade geschlagen wurde und zwar einmal bei offener, ein zweites Mal bei geschlossener Kette. Zur Erreichung des Doppelschlages bildete der Lenker (Lenkstange) an seinem obern Ende ein Kniegelenk in recht zweckmäßiger, sichere Arbeit versprechenden Ausführung. Als ein anderer im Betreff der Verwendung neuer Gegenstand erschien die Anbringung des Saladin'schen Klinkwerkes durch Friction wirksam statt der sonst hier gebräuchlichen Klinkhaken und Sperrräder, wodurch bekanntlich der todte Gang der letzteren, nachtheilige Hubverluste und Erschütterungen ganz vermieden werden, auch der Hub von der Theilung der sonst üblichen Sperrräder unabhängig ist. Inwiefern sich Köchlin's Stuhl für Leinengewebe durch die Erfahrung bewährt, war zur Zeit der Ausstellung noch nicht nachzuweisen. Hr. Debergue in Paris (rue Neuve-St.-Nicolas, No. 32), producirte gleichfalls einen mechanischen Webestuhl für Leinwand bestimmt. Auch er hat den Doppelschlag für Leinengewebe und zwar bereits viel früher als Köchlin für nöthig befunden, nur erzeugt Debergue den Doppelschlag durch ein zweifaches Excentrik ohne, wie Köchlin, Kurbelbewegung und Lenker mit Knie. Aehnliche Stühle, wie der ausgestellte, hat Debergue bereits seit 1827 in einer ihm selbst angehörigen Weberei im Gange, wo gegenwärtig (in Lisieux) 100 der neuesten verbesserten Art ganz nach Wunsch arbeiten. Ganz neuerdings verwendet man Debergue's mechanische Stühle in Nantes und der Umgegend recht vortheilhaft zum Weben des leinenen Segeltuches. Hier ist schließlich noch anzuführen: Buffard's Kettenschermaschine für Seidenweberei. Vom Spulengestell, welches 60–80 Spulen enthält, laufen die Fäden durch gläserne Fadenführer (in vier Reihen über einander angeordnet); dann durch eine Spannvorrichtung; dann durch einen Stahlkamm (ähnlich einem Rietblatt) auf den Scherrahmen, welcher horizontal liegt, nur etwas mehr Länge hat als die Stoffbreite beträgt und mittelst Kurbel und Kette ohne Ende umgedreht wird. Man windet sie hier (über einander in sich deckenden Windungen, nicht in Schraubengängen) so lange auf, bis das erforderliche Längenmaaß entstanden ist. Dann wird der Stahlkamm ein wenig nach der Länge des Scherrahmens verschoben und die Aufwindung wiederholt, sehr nahe neben der vorigen Windung. Dieß wiederholt man so oft, bis die nöthige Fädenzahl zur ganzen Kette geschert ist; z.B. 40mal, wenn 3200 (40 × 80) Fäden erfordert werden. Die oben erwähnte Spannvorrichtung besteht aus Litzen, durch welche die Spulenfäden einzeln gehen und durch deren Gewichtchen die Fäden angespannt werden. Reißt ein Faden, so streckt sich die Litze desselben straff aus; das Gewichtchen dieser Litze stößt im Fallen auf eine unten angebrachte Metallplatte und macht durch den Schall den Arbeiter aufmerksam. Die ganze Maschine nimmt wenig Raum ein, wirkt sehr präcis, gibt allen Fäden völlig gleiche Spannung und Länge. Sie dient zugleich, wenn die Kette darauf fertig geschert ist, zum Aufbäumen, indem man den Kettenbaum in einem paffenden transportablen Gestelle parallel zum Scherrahmen hinlegt. Der Kamm, durch welchen die Kette beim Aufbäumen geleitet wird, ist von Eisendrähten sehr fein angefertigt, so daß zwischen je zwei Drahtzähnen desselben nur wenige Kettenfäden liegen und also die Aufbäumung höchst regelmäßig vor sich geht. (Aus Karmarsch's und Rühlmann's Bericht über die Industrieausstellung in Paris im J. 1844 durch die „Deutsche Gewerbe-Zeitung“ 1846 Nr. 70.) Der neue Handwebestuhl von Claußen. Dr. Fr. List berichtet über diese Erfindung in seinem Zollvereinblatt 1846 Nr. 37 folgendes: „Wir haben es selbst gesehen, dieses neue Erzeugniß des menschlichen Erfindungsgeistes, und eigenhändig damit gewebt, nicht nur Flachs- und Hanfgarn, sondern Wollengarn und Seide. Und es hat uns, um das beste Gewebe zu Stande zu bringen, nicht mehr Kraftaufwand und Geschick gekostet, als es einen Knaben kostet, vermittelst der Drehorgel eine Arie zu spielen. Dieser neue Webestuhl ist, wie alle großartigen Erfindungen, von höchst einfacher Construction, und die neue Einrichtung desselben kann auch bei allen alten Webestühlen ohne große Kosten angebracht werden. Der Erfinder desselben, Hr. Claußen, ein Belgier, gibt die Vortheile, die er gewährt, folgendermaßen an: 1) Es können auf diesem Webestuhl ein, zwei, drei oder auch vier Stücke Zeug zu gleicher Zeit gewoben werden, und diese Gewebe können von gleichem oder von verschiedenem Stoff seyn. Auf einem einfachen Webestuhl können Stücke von 3 1/2 Yards Breite gewoben werden. Auf einem doppelten Webestuhl zwei Stücke, jedes zwei Yards breit oder weniger. Auf einem dreifachen Webstuhl drei Stücke, jedes einen Yard breit oder weniger. Auf einem vierfachen Webstuhl vier Stücke, jedes 20 Zoll breit oder weniger. 2) Ein Arbeiter kann den vierfachen Webstuhl handhaben, ohne mehr als die Hälfte seiner Kraft zu verwenden. 3) Der einfache Webstuhl, wenn das Gewebe nicht über zwei Yards breit ist, kann von einer Frau oder einem Kinde in Bewegung gesetzt werden. 4) Es können also vermittelst dieser Maschine in der Wollen-, Leinen- und Seidenweberei weit mehr Frauen und Kinder beschäftigt werden als bisher. 5) Alle Kunst, die in dieser Weberei erfordert wird, besteht darin, einen abgebrochenen Faden wieder anzuknüpfen. 6) Ein Arbeiter ist im Stande vermittelst dieses Webstuhls doppelt so viele Arbeit zu verrichten, als vermittelst des alten Webstuhls mit fliegendem Weberschiffchen. 7) In Folge der Regelmäßigkeit, womit die Arbeit verrichtet wird, wird ein viel besseres und gleichmäßigeres Gewebe zu Stande gebracht. 8) Gewebe von dem gleichen Material gefertigt, gleichen sich vollkommen, und die Geschicklichkeit des Arbeiters macht keinen Unterschied. 9) Der einfache Webstuhl nimmt nicht mehr Raum ein als der gewöhnliche Webstuhl. 10) Dieser Webstuhl kann von Eisen oder Holz gefertigt werden. Von Holz kostet er nicht viel mehr als der gewöhnliche Webstuhl. Auch kommt er viel weniger außer Ordnung und erfordert viel weniger Licht als der letztere. 11) Wenn die Nachfrage nach einer gewissen Gattung von Geweben stockt, so kann dieser Stuhl ohne besondere Vorrichtung oder Veränderung für ein anderes Gewebe benützt werden. 12) Das Jacquard-System kann bei diesem Webstuhl viel leichter in Anwendung gebracht werden als bei jedem andern. 13) Die Arbeit an diesem Webstuhl, da der Arbeiter jetzt nicht mehr jede Muskel seiner Hände und Füße und seiner Brust anzustrengen, sondern nur mit der einen Hand eine leichte Bewegung zu machen hat, ist ohne Vergleich leichter als die an dem alten Webstuhl und seiner Gesundheit zuträglicher. 14) Mit gleich geringer Anstrengung und mit gleich geringem Grad von Geschicklichkeit kann das feinste wie das gröbste Gewebe gefertigt werden. 15) Die alten Webstühle können mit geringen Kosten, so verbessert werden, daß sie dieselben Dienste leisten, wie die nach diesem System gefertigten. Es scheint, daß dieser neue Handwebstuhl der Handweberei wiederum das Uebergewicht über die Maschinenweberei verschaffen wird.“ Ueber die Säure für die Probirnadeln, von A. Levol. Man verdankt. Vauquelin die Ausmittelung der Beschaffenheit des Königswassers, welches man in der Goldprobirkunst anwendet. Von verschiedenen Seiten ist diese Flüssigkeit mit Unrecht allgemein zur Goldprobe benutzt, während Vauquelin sie nur für die französischen Bijouteriewaaren, d.h. für Legirungen, die ungefähr 750 Tausendstel Gold enthalten, vorgeschlagen hat. Die Erfahrungen haben gelehrt, daß Goldwaaren von diesem, und umsomehr die von einem größeren Gehalt an Gold, nicht von der Probeflüssigkeit angegriffen werden, welche dagegen schlechteres Gold angreift und auf dem Probirstein nur einen braunen glanzlosen Strich hinterläßt. Das Verhältniß, in welchem diese Probeflüssigkeit gemischt wird, ist nach Vauquelin folgendes: Salpetersäure von 1340 (Wasser = 1000) Dichtigkeit 98 Theile Salzsäure von 1173   2     „ Wasser 25     „ Dieses Gemisch läßt sich nicht allein für die Goldproben, sondern auch für die Probe des silberhaltigen Argentans anwenden; man erhält auf dem Probirstein sogleich einen weißen Strich von Chlorsilber, während bei Abwesenheit von Silber der Strich vollständig verschwindet. Versuche lehrten, daß das von Vauquelin angegebene Verhältnis unverändert beibehalten werden könne, nur macht es dem Probirer Schwierigkeiten, eine so starke reine Salpetersäure zu verwenden. Da diese doch verdünnt werden muß, so versuchte ich, dasselbe Gemisch durch Anwendung einer verdünnteren Säure herzustellen; ich bestimmte die Dichtigkeit einer Salpetersäure, die nach dem oben angegebenen Verhältniß von 98 Theilen derselben von 1340 Dichtigkeit oder 37° Baumé und 25 Theilen Wasser gemischt war. Die Dichte dieses Gemisches fand sich = 1,274 für Wasser = 1. Man kann sich daher eine solche Probeflüssigkeit bequemer durch Anwendung einer Salpetersäure von dieser Dichte, welche 31° Baumé entspricht, und einer Salzsäure von 1,173 Dichte oder 21° Baumé verschaffen. Die Vorschrift dazu ist folgende: Salpetersäure von 31° nach Baumé 125 Theile Salzsäure von 21°     2     „ Dieses Verhältniß liefert demnach dieselbe Probeflüssigkeit, die Vauquelin angegeben hat, und der Probirer kann sich dieselbe leichter verschaffen, da er stets im Besitz einer Salpetersäure von 32° Baumé ist. (Journal de Pharmacie, Jul. 1849 S. 19.) Ueber die Zusammensetzung der Glasgalle. Man hat die Glasgalle, welche bisher nur als Flußmittel angewandt wurde, in der letzten Zeit zur Glasfabrication zu verwenden gesucht, indem man sie den übrigen Ingredienzien zusetzte. Sie ersetzt wirklich eine entsprechende Menge Glaubersalz. Von drei Proben Glasgalle, welche Prof. Girardin zu diesem Zweck untersuchte, bildete A. Tafelglasgalle compacte Massen von schmutzigweißer Farbe, glattem, dichtem Bruch und großer Härte. Mehrere Monate feuchter Luft ausgesetzt, efflorescirt sie auf der Oberfläche und zerspringt nach verschiedenen Richtungen, wobei sie auf dem Bruch weiß und zerreiblich wird. B. Krystallglasgalle (à gobletterie) bildete nicht sehr dicke Platten von compactem und hartem Gefüge und gelblichweißer Farbe; sie efflorescirt unter denselben Umständen. C. Bouteillenglasgalle war in großen Stücken von graulichweißer Farbe, sehr dichtem Gefüge und schwer zu zerstoßen. Es fanden sich in der Masse, viele Glasknötchen; sie efflorescirte sehr wenig. Diese drei Sorten Glasgalle ergaben bei der Analyse folgende Bestandtheile:     A.     B.     C. Wasser     1,65     0,10     1,00 schwefelsaures Natron   83,32   90,51   55,92 schwefelsauren Kalk   10,35     6,00   25,11 Kochsalz     1,43     0,04     0,20 kohlensaures Natron    Spur       –       – Kalisalze      –       –    Spur unauflösliche Substanzen     3,25     3,35   17,77 –––––––––––––––––– 100,00 100,00 100,00. Die unauflöslichen Substanzen bestunden bei allen dreien aus kieselsaurem Kalk, Thonerde und Eisensalzen. Diese Glasgallen haben demnach eine sehr verschiedene Zusammensetzung; die beiden ersten sind offenbar der Bouteillenglasgalle vorzuziehen. Uebrigens muß die Zusammensetzung der Glasgallen nach derjenigen des Glases, welches sie lieferte, verschieden seyn. (Journal de Pharmacie, August 1846, S. 99.) Anwendung der hydraulischen Presse zur Gewinnung des Cyders. Unsere Leser erinnern sich, mit welchem Vortheil man sich in Frankreich der hydraulischen Presse zum Zusammendrücken des Heues zu bedienen anfängt (polytechn. Journal Bd. C S. 447). Bekanntlich bedient man sich derselben schon lange mit dem besten Erfolg zur Gewinnung des Runkelrübensafts. Dieß führte auf den Gedanken, ob diese Presse nicht auch bei Bereitung des Cyders oder Aepfelweins die Stelle der bisherigen unvollkommenen Apparate vertreten könnte. Hr. Berthelemy erstattete der Agricultur- und Handelsgesellschaft zu Caen (in der hiebei vorzüglich betheiligten Normandie) Bericht darüber. Die zu diesem Behuf angestellten Versuche wurden mit hydraulischen Pressen vom Mechaniker Salmon zu Caen gemacht; dieselben hatten die Kraft von 300,000 Kilogr., man ließ sie aber nur einen Druck von 200,000 Kil. ausüben. 30 Hektoliter zerstampfter Aepfel gaben in einer solchen, von zwei Personen bedienten Presse bei zwei Pressungen, welche zusammen 1 Stunde und 50 Minuten dauerten, 1086 Liter oder 36 Proc. Saft, während dieselbe Quantität Aepfel in einer von vier Menschen bedienten Kelter in 15 Stunden 15 Minuten nur 1056 Liter oder 35 Proc. gaben. Bei einem zweiten Versuch mit der hydraulischen Presse gaben 22 1/2 Hektoliter in 1 Stunde 40 Minuten 979 Liter oder 44 Procent, also 8 Proc. Saft mehr als mit der gewöhnlichen Presse. Der durch die hydraulische Presse erhaltene Saft war auch schöner von Farbe und klarer. Ob die Vortheile, welche sich hiebei durch die hydraulische Presse ergaben, hinreichend sind, um die Anschaffungskosten einer solchen zu decken, ist durch diese Versuche noch nicht entschieden, umsomehr als die Commission selbst bemerkt, daß bei der ersten Auspressung die Presse nicht sorgfältig genug gefüllt und der Aepfelbrei nicht gehörig gleichförmig vertheilt worden war. Auch waren die Ränder mehrerer Schichten dem Druck entgangen. Zum Theil war auch die etwas mangelhafte Construction der Preßplatte an diesem unzuverlässigen Erfolge Ursache. Unbeachtet dar auch nicht gelassen werden, daß um den Erfolg der hydraulischen Presse zu sichern, der Brei gleichförmiger zertheilt seyn muß, als dieß durch die bisherige Stampfe geschieht. Am besten würde sich hiezu Wohl das Reibeisen (die Reibmaschine) eignen, dessen sich auch Hr. Payen schon mit Vortheil bediente; es handelt sich nur noch um eine ganz zweckmäßige Construction der Reibvorrichtung. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1058.) Ueber die Schieß-Baumwolle des Hrn. Prof. Schönbein. Prof. Grove hat kürzlich in einer Versammlung der brittischen Naturforscher zu Southampton Versuche mit der Schieß-Baumwolle angestellt, welche Prof. Schönbein zu Basel und Dr. Rud. Böttger zu Frankfurt a. M. fast gleichzeitig entdeckten. Da noch nicht alle Formalitäten erfüllt waren, um dem Prof. Schönbeiu seine Erfindung durch ein Patent zu sichern, konnte er die Zusammensetzung dieser Substanz nicht mittheilen. Ueber die Vortheile dieser Erfindung sagte Hr. Grove folgendes: „Bekanntlich hinterläßt das beste Schießpulver nach seiner Explosion einen beträchtlichen Rückstand, was beweist daß die Verbrennung keine vollkommene ist, dieser Rückstand hat den großen Nachtheil, daß er die Schießgewehre beschmutzt. Durch die Erfindung des Prof. Schönbein ist dieser nachtheilige Umstand beseitigt und überdieß ist die Explosionskraft des neuen Pulvers zweimal so beträchtlich als die des alten. Es besteht aus Baumwolle, welche auf eine eigenthümliche Weise zubereitet wurde, man kann sie jedoch von gewöhnlicher Baumwolle nicht unterscheiden. Der Erfinder verfertigt zwei Sorten von seinem Pulver: die eine, welche zu dem gewöhnlichen Gebrauch bestimmt ist, gibt bei ihrer Explosion ein wenig Rauch; die andere, deren Bereitung kostspieliger ist, gibt keinen bemerklichen Rauch und hinterläßt nicht den geringsten Rückstand. Die Schieß-Baumwolle explodirt bei der Temperatur von 400 Graden, während das Stückpulver erst bei 600 Graden (Fahrenh.) explodirt. Man kann Schieß-Baumwolle über Stückpulver abbrennen, ohne daß letzteres Feuer fängt.“ Hr. Grove schritt sodann zu den Versuchen. Er brannte zuerst etwas Stückpulver ab, um zu zeigen welche ungeheure Menge Rauch dasselbe entwickelt. Hierauf nahm er Schieß-Baumwolle zweiter Sorte, welche sich eben so schnell entzündete wie das Stückpulver, aber mit einem nur geringen kaum bemerklichen Rauch; das Papier, worauf sie gelegt worden war, zeigte sich kaum beschmutzt. Die Schieß-Baumwolle erster Sorte explodirte viel schneller, ohne den geringsten Rauch zu geben und mit einer orangegelben Flamme. Hr. Grove zeigte sodann daß das Wasser die Eigenschaften der Schieß-Baumwolle nicht verändert. Er tauchte ein Stück solcher Baumwolle in ein Glas mit Wasser und preßte sie dann zwischen Fließpapier aus, um sie zu trocknen. Obgleich sie in so kurzer Zeit nicht vollkommen trocken werden konnte, so brannte sie doch ohne Rauch ab, als man sie mit einem glühenden Eisendraht berührte; nur erfolgte die Explosion nicht so augenblicklich wie bei vollkommen trockener Baumwolle. Der letzte und merkwürdigste Versuch bestand darin, daß Hr. Grove ein Stück Schieß-Baumwolle auf Stückpulver legte und die Baumwolle abbrannte, ohne daß das Pulver Feuer fing; dieser Versuch gelang vollkommen, nur muß die Baumwolle vollkommen trocken seyn, weil sonst ihre Verbrennung weniger rasch erfolgt und daher das Stückpulver sich entzünden würde. (The Standard.) [Bekanntlich liefern Sägespäne, Leinwand, Baumwolle beim Erwärmen mit starker Salpetersäure ohne Gasentwickelung eine schleimige Lösung, aus welcher Wasser eine Substanz niederschlägt, die man Xyloidin genannt hat; dieselbe ist weiß, pulverig, geschmacklos und in hohem Grade leicht entzündlich. Die Schieß-Baumwolle dürfte ein analoger Körper seyn.] Die Ersatzmittel der Kartoffeln, insbesondere die Erdbirnen. Die Engländer ermuntern in ihren landwirthschaftlichen Journalen zum Anbau verschiedener Gewächse, damit beim Mißrathen der Kartoffeln nicht wieder solche Noth eintritt. Hr. Eduard Solly stellt in einer Reihe von Tabellen den Ertrag und die nutzbaren Producte mehrerer Culturgewächse zusammen. Folgendes ist denselben entnommen. Eine Hektare wohlgedüngten und wohlangebauten Bodens gibt in England folgende Producte: Rüben 60,000 Kilogr. Gelbe Rüben (Möhren) 67,200    „ Pastinak 53,660    „ Kartoffeln 35,840    „ Hafer   3,400    „ oder 28 Hektol. Gerste   3,600    „   „ 24    „ Erbsen   3,200    „   „ 17    „ Bohnen   3,500    „   „ 19    „ Weizen   3,360    „   „ 20    „ Türk. Korn   3,600    „   „ 21    „ Kohl 80,000    „ Erdbirnen 28,000    „ Runkelrüben 75,000    „ Nach dieser Tabelle gibt der Kohl am meisten, die Erbse am wenigsten Product; um aber ihren relativen Werth genau kennen zu lernen, muß der nahrhafte Theil jedes dieser Gewächse besonders betrachtet werden. Die Resultate sind hier folgende: Kohl     1,456 Kilogr. Runkelrüben     1,020    „ Gelbe Rüben 655,200 Gramme Erdbirnen 599,000    „ Bohnen 581,800    „ Pastinak 561,800    „ Rüben 442,400    „ Kartoffeln 433,700 Gramme Erbsen 399,400    „ Weizen 218,400    „ Gerste 205,900    „ Hafer 187,800    „ Türk. Korn 177,500    „ Es ist hieraus zu ersehen, daß der Kohl, in einem guten Boden in solchen Zwischenräumen angebaut, daß er seine volle Größe erreichen kann, mehr nahrhafte Substanz gibt, als jedes andere Gewächs, auch die Runkelrübe nicht ausgenommen. Eines der vorzüglichsten Ersatzmittel der Kartoffeln ist die Erdbirne (Knollen-Sonnenblumenwurzel, Helianthus tuberosus). Forsyth sagt Folgendes über dieses Gewächs, dessen Anbau zu empfehlen ist. Außer dem Ertrage an Knollen, welcher jenem der Frühkartoffeln gleich ist, erhält man davon eine bedeutende Menge frischen Futters an den 9 Fuß erreichenden Stengeln. Die Erdbirnen ertragen die größte Kälte, ohne darunter zu leiden; sie sind, wie die Kartoffeln, mit Augen versehen, durch welche sie fortgepflanzt werden können. Diese Pflanze erfordert ein gutes Erdreich und warme, recht luftige Lage; ihre Knollen bilden sich sehr langsam und werden erst im Herbst gesammelt. Die Gänse, mit Erdbirnen gefüttert, werden sehr bald fett und die Fasanen fressen sie im Winter begierig. Wenige unter den gewöhnlichen Pflanzen sind leichter anzubauen; die Erdbirne wird von keiner Krankheit befallen und ist, in Ermangelung anderer Nahrungsmittel, ein vortreffliches für Menschen. Sie sind leicht zu vermehren, denn man findet sie beinahe in allen Gärten. Wenn man die Stengel als Viehfutter benützen will, so müssen sie noch jung, bei ungefähr 3 Fuß Höhe, abgeschnitten werden; späterhin werden sie sehr hart und das Vieh mag sie nicht mehr recht. Stengel und Wurzelknollen sind ein vorzügliches Futter für Milchkühe und Mastungsmittel für die Schweine. (Echo du monde savant, 1846, Nr. 30.) Das Bebeeru. Die englischen Dreher und Kunstschreiner benutzen schon seit langer Zeit ein hartes, schweres Holz von grünlichgelber Farbe, welches unter der Benennung grünes Herz (green heart) vorkommt. Dasselbe stammt von einem in Guiana wachsenden Baum, zu Demerari Bebeeru genannt, welchen Dr. Rodie zum erstenmal beschrieb, und den Schomburg nectandria Rodiei benannte, der aber jedenfalls zur Familie der Laurineen gehört. Die Rinde und der Same (die Mandel) enthalten ein sehr bitteres Alkaloid, das Bebeerin, welches auf ähnliche Weise dargestellt wird und wirkt wie das Chinin. Maclagan und Tilley constatirten die Existenz dieses Alkaloids, außer welchem ersterer noch ein zweites, das Sipeerin (von Sipeeri, wie die holländischen Ansiedler denselben Baum benennen) gefunden haben will. Das möglichst rein dargestellte Bebeerin ist nach der damit angestellten Analyse gerade so zusammengesetzt wie das Morphin, doch bedürfen diese Untersuchungen noch sehr der Bestätigung. (Journal de Pharmacie, August 1846, S. 89.)