Titel: Ueber die Wirkung des Blutlaugensalzes auf das weinsteinsaure und citronsaure Eisenoxyd; von Ch. Caloud.
Fundstelle: Band 103, Jahrgang 1847, Nr. XXIX., S. 122
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XXIX. Ueber die Wirkung des Blutlaugensalzes auf das weinsteinsaure und citronsaure Eisenoxyd; von Ch. Caloud. Aus dem Journal de Pharmacie, Sept. 1846, S. 182. Caloud, über die Wirkung des Blutlaugensalzes auf das weinsteinsaure Eisen. Das Blutlaugensalz oder Cyaneisenkalium, durch dessen Einwirkung auf Eisenoxydsalze mit Mineralsäuren bekanntlich immer Berlinerblau entsteht, zeigt mit Eisenoxydsalzen mit organischer Säure eine Verschiedenheit der Wirkung, welche sich nach dem Sättigungs-Zustand dieser Salze modificirt. So werden das neutrale weinsteinsaure und citronsaure Eisenoxyd durch Blutlaugensalz zwar wie alle Eisenoxydsalze gefällt, allein der gebildete Niederschlag bietet nicht alle Erscheinungen des gewöhnlichen Berlinerblaues dar und seine Farbe ist oft sehr verschieden, ohne daß dieß von einem Ueberschuß eines der reagirenden Salze herrührt. Das weinsteinsaure Eisenoxyd mit Säureüberschuß hingegen wird durch Blutlaugensalz gar nicht gefällt, die Flüssigkeit aber wird sogleich blau und bleibt hell. Nach sehr langer Zeit zwar erzeugt sich ein geringer Niederschlag, der aber nicht dicht ist wie das Berlinerblau; die Flüssigkeit bleibt nichtsdestoweniger hell und blau. Sie läßt sich bis zur Trockne abdampfen, ohne sich zu zersetzen; der Rückstand ist dunkelblau und löst sich in Wasser wieder auf. Ammoniak zerstört diese blaue Farbe, indem das sich sogleich erzeugende weinsteinsaure Eisenammoniak, wie die andern weinsteinsauren Doppelsalze von Eisenoxyd und Alkalien, auf das Blutlaugensalz ohne Wirkung ist. Das citronsaure Eisenoxyd mit Säureüberschuß verhält sich eben so zu Blutlaugensalz und gibt das ebenfalls durch Ammoniak zersetzbare lösliche Blau. Das Berlinerblau wird durch Weinsteinsäure allein weder aufgelöst noch modificirt. Seht man aber nachher noch Ammoniak zu, so verwandelt sich das Blau in Weiß, nach Maaßgabe des zugesetzten Ammoniaks durch Purpurviolett, Amethystblau, Rosa, Blaßrosa übergehend. Neuer Zusatz von Weinsteinsäure ruft das Blau, und Ammoniak das Weiß wieder hervor. Der Luft ausgesetzt und unter Wasser bleibt es weiß, und getrocknet wird es wieder blau. Merkwürdig ist daß, wenn man statt des successiven Zusatzes von Weinsteinsäure und Ammoniak, weinsteinsaures Ammoniak hinzusetzt, das Berlinerblau mit herrlicher violetter Farbe aufgelöst wird, wie Monthiers schon beobachtete. Weinsteinsaures Kali modificirt ebenfalls das Berlinerblau, eine gänzliche Veränderung der Farbe aber bewirkt es nur im Ueberschuß.