Titel: | Ueber die Elementar-Zusammensetzung verschiedener Holzarten und das jährliche Erträgniß einer Hectare Waldung; von Eugen Chevandier. |
Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XXV., S. 99 |
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XXV.
Ueber die Elementar-Zusammensetzung
verschiedener Holzarten und das jährliche Erträgniß einer Hectare Waldung; von Eugen Chevandier.Die frühern Abhandlungen des Verfassers über diesen Gegenstand wurden im
polytechn. Journal Bd. XCI S. 372, Bd. XCV S. 367, Bd. XCIX S. 142 und Bd. CII S. 71 mitgetheilt.
Aus den Comptes rendus, Febr. 1847, Nr.
8.
Chevandier, über die Elementar-Zusammensetzung verschiedener
Holzarten.
Mein Zweck bei diesen Untersuchungen war, zur Bestimmung des Ertrags der Waldungen
ein genaues und zugleich sehr einfaches Verfahren einzuführen, durch welches
verschiedene Waldungen sowohl unter sich, als mit einem zum Feldbau verwendeten
Boden, ihrem Erträgniß nach genau verglichen werden können.
In meinen frühern Abhandlungen bestimmte ich das Gewicht des Sters und die
Elementar-Zusammensetzung verschiedener Holzarten, welche letztere ich mit
sehr wenigen Ausnahmen für jede Holzart, nach Abzug der Asche, constant fand.
Die Quantität der Asche hingegen war so ungleich, daß ich es für nothwendig
erachtete, neue Einäscherungen mit einer größern Anzahl von Proben vorzunehmen,
bevor ich die sie betreffenden Ziffern zu statistischen Berechnungen von etwas
größerm Umfang anwandte. Diesem Studium nun ist der erste Theil dieser Arbeit
gewidmet.
Der zweite Theil wird den Einfluß der Beschaffenheit des Erdreichs und des
Abtreibverfahrens auf den Ertrag der Waldungen zum Gegenstand haben.
Die Gesammtzahl der Einäscherungen war 524, und zwar: Buche 93; Eiche 93; Weißbuche
73; Birke 98; Zitterespe 59; Erle 59; Weide 17; Tanne 46; Fichte 28.
Die geologische Beschaffenheit des Bodens scheint, wenigstens bei den harten
Holzarten, keinen besondern Einfluß auf die Menge der Asche zu haben.
Die aus meinen Analysen für jede
einzelneHolzart hervorgehende
durchschnittliche Quantität
Asche war:
Alle Holzarten untereinander
genommen findet
man:
Holzart.
Procent- Gewichtder
Asche.
Holzsorten.
Procent- Gewichtder
Asche.
Weide
2,00
Knüppel junger Stämmchen
1,23
Zitterespe
1,73
Stammholz
1,34
Eiche
1,65
Zweigknüppel
1,54
Weißbuche
1,62
Reisholz
2,27
Erle
1,38
Buche
1,06
Fichte
1,04
Tanne
1,02
Birke
0,85
Um den jährlichen Ertrag eines Waldes berechnen und auf seine einfachsten Elemente
zurückführen zu können, muß man vor Allem die Quantität und Beschaffenheit der nach
Ablauf einer gewissen Zahl von Wachsjahren auf dem Boden befindlichen, der
Fortschaffung fähigen Producte kennen; dann die Mengen des trockenen Holzes, ferner
die des Kohlenstoffs, Wasserstoffs, Sauerstoffs, Stickstoffs und der entsprechenden
Asche bestimmen, welche man dann nur mit der in dieser Periode enthaltenen Anzahl
von Jahren zu dividiren braucht, um den mittleren jährlichen Ertrag zu erhalten.
Ich bestimmte auf diese Weise den mittlern jährlichen Zuwachs von 16400 Hektaren
Mittelwald (Compositionsbetrieb), welcher sich auf dem westlichen Abhang der Vogesen
und den an ihrem Fuße sich ausbreitenden Ebenen befindet.
Auf dieselbe Weise berechnete ich den Zuwachs der Hochwälder des Großherzogthums
Baden mittelst der auf Veranlassung der Forstverwaltung zu Karlsruhe angestellten
zahlreichen Versuche, und fand, daß die Waldungen Badens und der Vogesen in ihren
Zuständen viele Aehnlichkeit haben.
Die Ziffern, welche ich erhielt, sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
Hochwälder imGroßherzogthum
Baden.Die
Zwischen-Producte der gelichteten Stellen sind in dieser
Tabelle nicht in Rechnung gezogen und würden die hier gegebenen
Zahlen ungefähr um 15 Procente erhöhen.
Anzahl der Versuche.
Holzarten.
Mittlerer
jährl.Zuwachs per
Hektare, in Kubikmetern.
Anzahl
derentsprechenden
Sters.
Entsprechendestrockenes
Holz, in Kilogr.
Gneiß, Granit, Porphyr, bunter
Sandstein, irisirender Mergel, alter
Jurakalkstein, Kieselgerölle
23
Eiche
5,221
7,57
2900,81
Gneiß, Granit, rother Sandstein,
bunter Sandstein, alter Jurakalkstein,
Molasse, Kieselgerölle
32
Buche
(mittlere Gebirge)
5,224
7,57
2994,28
Gneiß, Granit, Porphyr,
Uebergangsgebirge, neuer
Jurakalkstein
27
Buche
(hohe Gebirge)
4,559
6,61
2574,62
Kieselgerölle
15
Weißbuche
4,008
5,81
2226,04
Gneiß, Granit, bunter Sandstein,
Muschelkalk
42
Tanne
8,304
12,04
3394,21
Granit, bunter Sandstein,
Muschelkalk, Kieselgerölle
86
Fichte
7,330
10,63
2798,71
Textabbildung Bd. 104, S. 102
Mittelwälder verschiedener
Holzarten (Vogesen); Anzahl der Hektaren; Durchschnittlicher jährlicher Zuwachs
per Hektare in Sters; Reisbündel; Trockenes Holz
in Kilogr.; Domänenwaldung von St. Quirin: Vogesen-Sandstein und bunter
Sandstein; Waldungen des Baron v. Klinglin (zur
Planie-de-Welscheid gehörig): Vogesen-Kalkstein, bunter
Kalkstein und Muschelkalk; Waldungen der Fr. Fürstin von Poir
(Uebergangsgebirg): Vogesen-Sandstein, bunter Sandstein und Muschelkalk;
Holzschläge, verschiedene; irisirender Mergel (91 Schläge); Muschelkalk (55
Schläge); bunter Sandstein (98 Schläge); Vogesen-Sandst. (62 Schläge);
Zusammen; Hievon sind in den einzeln untersuchten Schlägen enthaltene Theile der
Waldungen der Fürstin von Poir wieder abzuziehen mit; Bleiben;
Mittelwaldung
Allein der Boden hat für den Forstmann sowie für den Agronomen verschiedene Grade der
Fruchtbarkeit, sogar bei einer und derselben Formation angehörendem Erdreich.
Wirklich unterschieden die badischen Forstbehörden bei ihren Beobachtungen über die
hohen Waldungen nach fünf Classen „oder Graden der Fruchtbarkeit, welche
durch die Zusammensetzung des Bodens in Beziehung zur Holzart, durch die Tiefe
des Erdreichs, den Grad der Feuchtigkeit, die Quantität des Humus und die Lage
bedingt werden.“
Ich befolgte dieselbe Ordnung für die Eintheilung der Mittelwaldungen der Vogesen und
fand, daß diese Schläge durchschnittlich geben:
Durchschnittlicher jährlicher Zuwachs per Hektare in Kilogrammen trockenen
Holzes.
Textabbildung Bd. 104, S. 103
Beschaffenheit des Erdreichs; Grad
der Fruchtbarkeit; Sehr gut; Gut; Erträglich; Mittelmäßig; Schlecht;
Vogesen-Sandstein; Bunter Sandstein; Muschelkalk; Irisirender Mergel
Wie man sieht, hat die geologische Beschaffenheit des Erdreichs, unabhängig von dem
Grade der Fruchtbarkeit, einen namhaften Einfluß auf den Zuwachs der
Schlagwaldungen, und derselbe ist um so geringer, je durchdringlicher das Erdreich
ist.
Dieser Einfluß der geologischen Beschaffenheit des Bodens scheint für hochstämmige
Waldungen nicht statt zu finden; wirklich erhalten die regelmäßigen Hochwälder,
indem sie die Sonnenstrahlen abhalten und die Bodenfläche beständig beschattet
lassen, dem Boden seine Frische, selbst wenn er sehr durchdringlich ist, und
befinden sich daher in den besten Umständen für das Wachsthum, sofern der Boden nur
Tiefe genug hat um den Wurzeln freie Entwickelung zu lassen etc.
Da die von mir untersuchten Schlagwaldungen aus untermischten Holzarten bestunden,
vereinigte ich, um ihre Producte bei jedem Grade der Fruchtbarkeit mit jenen der
hochstämmigen Wälder vergleichen zu können, bei diesen letztern die auf die
verschiedenen Holzarten bezüglichen Zahlen, ohne auf die geologische Beschaffenheit
des Bodens Rücksicht zu nehmen, weil bei allen in Baden mit den hochstämmigen
Waldungen gemachten Beobachtungen diese keinen merklichen Einfluß auf den Zuwachs zu
haben schien.
Ich erhielt folgende Zahlen, in welchen die Zwischenproducte mit eingeschlossen
wurden, um das wahrhafte jährliche mittlere Ergebniß zu erhalten.
Grad der Fruchtbarkeit:
Sehr gut
4279
Kilogr.
trockenen Holzes
„
Gut
3480
„
„
„
Erträglich
2849
„
„
„
Mittelmäßig
2398
„
„
„
Schlecht
2002
„
„
Man sieht, daß diese Zahlen bei jedem Grad der Fruchtbarkeit größer sind als die bei
den Schlagwaldungen gefundenen.
Drückt man daher den Zuwachs der Hochwälder in den verschiedenen Graden der
Fruchtbarkeit durch die Einheit aus, so kann derjenige der Schlagwaldungen in
Decimalbrüchen ausgedrückt und eine Reihe von Coefficienten aufgestellt werden, die
das relative Erträgniß dieser Waldungen ausdrückt.
Auch kann man den Zuwachs der Hochwälder in dem Grab „sehr gut“
der Fruchtbarkeit allein mit der Einheit, und denjenigen der andern
Fruchtbarkeitsgrade, sowie den der Schlagwaldungen durch Decimalbrüche
ausdrücken.
Das relative Erträgniß der Hochwälder und der Schlagwaldungen
(in trockenem Holz) ausdrückende Coeffizienten.
Textabbildung Bd. 104, S. 104
Beschaffenheit des Erdreichs; Der
jährliche Ertrag der Hochwälder in jedem Grade der Fruchtbarkeit als Einheit
genommen; Der jährliche Ertrag der Hochwälder in dem Fruchtbarkeitsgrad sehr gut
als Einheit genommen; Fruchtbarkeitsgrad; Sehr gut; Gut; Erträglich;
Mittelmäßig; Schlecht; Badische Hochwälder; Schlagwaldungen; irisirend. Mergel;
Muschelkalk; bunter Sandstein; Vogesen-Sandst.
Ich beschäftigte mich hier nur mit dem Brutto-Ertrag der Waldungen, ohne den
relativen Werth des Nutzholzes und Brennholzes, der ganz zu Gunsten der Hochwälder
ausfällt, in Rechnung zu ziehen, eben so wenig als die complicirte
Capitalsverzinsung, welche man in der Regel vom finanziellen Gesichtspunkt aus bei
den Schlagwaldungen als vor jener der Hochwälder den Vorzug verdienend darstellt.
Ich behalte mir für eine spätere, rein forstwirtschaftliche Abhandlung vor, diese
speciellen Fragen wieder aufzunehmen und zu untersuchen, welche Behandlung unter
allen Beziehungen für die Waldungen mit dem größten Vortheil einzuführen ist.
Folgerungen.
Aus dem Vorstehenden und innerhalb der Gränze meiner Versuche glaube ich folgende
Schlüsse ziehen zu können:
1) Die in dem Holze enthaltenen Procente Asche sind in allgemeinen
Durchschnittszahlen:
bei sehr jungen Bäumchen
1,23
bei den Stämmen (corps) älterer Bäume
1,34
bei den Aesten, Zweigen
1,54
bei Reisbündeln
2,27
2) Das mittlere jährliche Product, per Hektare, von 16400
Hektaren Mittelwald in den Vogesen liegt zwischen folgenden Gränzen:
2,90 Sters
und7,46 „
47
Reisbünde100 „
dem mittleren Producte entsprechende Zahlen
im Vogesen-Sandstein,im irisirenden
Mergel.
Die Quantitäten trockenen Holzes, Kohlenstoffs, Wasserstoffs, Sauerstoffs,
Stickstoffs und Asche, welche diesen Ziffern entsprechen, sind:
Trockenes Holz.
Kohlenst.
Wasserst.
Sauerst.
Stickst.
Asche.
Vogesen-Sandstein
1137
565
68
477
11
16
Irisirender Mergel
2590
1288
157
1080
25
40
3) Das durchschnittliche jährliche Product (die Zwischenproducte der gelichteten
Plätze inbegriffen) einer Hektare Hochwald in Baden liegt zwischen den Zahlen:
6,68
Kubikmeter13,85 „
als mittleres Product
hochstämmiger
Weißbuchen, „
Tannen.
Die diesen Ziffern entsprechenden Quantitäten trockenen Holzes, Kohlenstoffs,
Sauerstoffs, Stickstoffs und Asche sind:
Trockenes Holz.
Kohlenst.
Wasserst.
Sauerst.
Stickst.
Asche.
Hochstämmige Weißbuchen
2560
1245
153
1093
25
44
„ Tannen
3903
1894
236
1595
39
39
4) Die Waldungen im badischen Schwarzwalde und der Vogesen sind in einem ähnlichen
Zustande der Vegetation.
5) Der Zuwachs der Schlagwaldungen ist nach der geologischen Beschaffenheit des
Bodens verschieden, und zwar um so geringer, je durchdringlicher das Erbreich
ist.
6) Dieser Einfluß der geologischen Beschaffenheit des Bodens scheint bei Hochwäldern
nicht statt zu finden, sofern sie aus Holzarten bestehen, die sich für den Boden
eignen. Ihr Zuwachs nimmt mit dem Alter bis zu einem gewissen Maximum zu, nach
welchem er abnimmt.
7) Wenn man die Waldungen nach dem Grade der Fruchtbarkeit des Bodens classificirt,
so findet man, daß die besten Schlagwaldungen (irisirender Mergel,
Fruchtbarkeitsgrad „sehr gut“) im Durchschnitt per Hektare und im Jahr ungefähr 3500 Kilogr. trockenen
Holzes erzeugen; während die schlechtesten Schlagwaldungen
(Vogesen-Sandstein, Fruchtbarkeitsgrad „schlecht“) nur
ungefähr 800 Kilogr. liefern.
Deßgleichen findet man, daß die besten Hochwälder (alle Holzarten durcheinander) im
Durchschnitt per Hektare 4300 Kilogr., und die
schlechtesten ungefähr 2100 Kilogr. trockenen Holzes erzeugen.
8) Wenn man endlich bei jedem Grade der Fruchtbarkeit den Zuwachs der Hochwälder mit
demjenigen der Schlagwaldungen in verschiedenen Bodenarten vergleicht, so findet man
den erstern immer viel größer, und wenn man ihn als Einheit annimmt, so wird der
Zuwachs der Schlagwaldungen durch um so kleinere Coefficienten auszudrücken seyn,
als der Grad der Fruchtbarkeit ein geringerer ist; woraus folgt, daß je schlechter
der Boden ist, desto vortheilhafter es ist, die Waldung als Hochwald zu behandeln,
sofern nur der Boden tief genug ist um die Entwickelung der Wurzeln zu gestatten;
dann aber wird die Auswahl der Holzart nach dem Boden zur unerläßlichen Bedingung
für den Erfolg.