Titel: Ueber die Cultur der Baumwolle und die Baumwoll-Industrie in China; von August Hausmann.
Fundstelle: Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXIV., S. 288
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LXXIV. Ueber die Cultur der Baumwolle und die Baumwoll-Industrie in China; von August Hausmann. Zubereitung, Spinnen und Weben der Baumwolle – Arbeitslohn. – Nankins. – Bleichen der Baumwollzeuge in China. – Färben derselben. – Chinesische Farbmaterialien. – Baumwollzeugdruck zu Canton, Ningpo und Changhaï. – Sou-Thaou-Indiennes. – Vergleichung der chinesischen und englischen Preise. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1847, Nr. 96. Hausmann, über die Cultur der Baumwolle und die Baumwollindustrie in China. Die in China wachsenden Arten der Baumwollstaude sind die krautartige (Gossypium herbaceum), die gelbe oder chinesische, strauchartige (G. religiosum) und die baumartige, endlich der Wollbaum (bombax pentandrum). Letzterer, auch in Java, Singapore und Manila sehr gemein, liefert ein sehr kurzfaseriges Product, welches man nur zum Wattiren von Bettdecken und Kissen, ferner von Kleidern der Armen anwendet, wodurch diese wärmer werden als die Kleider von Wollentuch. Die krautartige und strauchartige Baumwollstaude werden in China sehr stark cultivirt; ihr Product ist es, welches versponnen und verwebt, die Kleidung der ungeheuren Mehrzahl der Chinesen ausmacht; nur der reiche Mandarine kleidet sich lieber in Seide. Man sieht in mehreren chinesischen Provinzen Baumwollfelder von außerordentlicher Größe. Diese Pflanzen werden 1/2 bis 1 Meter hoch; zum Anbau derselben wählt man ein ziemlich gutes, doch auch etwas Sand führendes und feuchtes Erdreich. Dasselbe muß dreimal umgeackert und gut gedüngt werden, wozu man sich sehr häufig des Schlammes der Flüsse und Gräben bedient. Ist der Boden trocken, so sucht man einen Bach hinzuleiten. Die Bauern bedienen sich hiezu oft eines Paternosterrads, mittelst dessen sie aus einem mehrere Meter unter dem Niveau des zu wässernden Erdreichs liegenden Teiche oder Flusse Wasser schöpfen; jeder Eimer eines solchen Schöpfrads, welches ich in der Gegend von Changhaï sah, ergoß seinen Inhalt in eine Rinne, die vom Rande des Grabens bis zu dem zu begießenden Felde geleitet war. Wenn die Pflanzen zu treiben anfangen, muß der Raum zwischen je zwei Reihen von Zeit zu Zeit mit dem Grabscheit etwas umgearbeitet werden. Nachdem die jungen Stauden eine gewisse Größe erreicht haben, sollen, wie man sagt, die Anbauer die Enden der Zweige abzuschneiden Pflegen, um die Anzahl der Kapseln zu vermehren und ihre Reife zu beschleunigen. Die Ernte findet in den Monaten September und October statt. – Das Blatt der chinesischen Baumwollstaude gleicht einigermaßen dem der Weinrebe, doch ist es viel kleiner; ihre Blüthe hat die Gestalt eines Kelchs. Ihre Stelle nimmt später ein dreikantiger Knopf (Kapsel) mit vier Scheibewänden ein, der die Größe einer Nuß hat, bald schwarz wird, aufspringt und den darin enthaltenen Flaum (die Samenwolle) hervorsehen läßt. Die Kapseln der baumartigen Baumwollenstauben sind 15 bis 18 Centimeter lang. Die Zweige dieses Baumes stehen horizontal heraus und bilden mehrere übereinanderstehende, parallele Stockwerke. Die schönste Baumwolle, welche China producirt, ist sicherlich diejenige, welche zur Verfertigung des in Europa unter dem Namen „Nankin“ bekannten Baumwollenzeugs dient. Man war lange im Zweifel, ob der Nankin aus einer Baumwolle verfertigt wird, welche von Natur seine gelbliche Farbe hat, oder ob er diese eigenthümliche Farbe einer künstlichen Färbung verdankt. Van Braam, Vorstand der von den Holländern im J. 1794 nach Peking gesandten Handelsmission, hatte von europäischen Handelsleuten den Auftrag, zu verlangen, daß die für ihre verschiedenen Märkte bestimmten Nankins in Zukunft dunkler gefärbt werden als die bisherigen. Derselbe überzeugte sich aber auf seiner Reise, daß die Nüance dieses Zeugs, eine natürliche ist, welche gar nicht blässer wird. Sir George Staunton, Mitglied der Gesandtschaft des Lords Macartney, fand auf seiner Reise durch die Provinz Kian-Nan, daß die hier wachsende Baumwolle von Natur „jene gelbe Farbe habe, die sie auch nach dem Verspinnen und Verweben besitzt.“ Er sagt aber auch, daß die Nankinbaumwolle, wenn man sie in eine andere Provinz versetze, entarte und weiß werde. Ich sah in der Umgebung von Changhaï Baumwollstauden mit gelber Wolle neben weißen Stauden wachsen; letztere bildeten aber bei weitem die größte Anzahl. Man findet deren auch mit einer Wolle von einer die Mitte haltenden Nüance; doch scheint die gelbe Baumwolle an den Ufern des Yang-tze-Kiang, in der Gegend von Nanking und an den Ufern des großen Canals vorzuherrschen. Mehrere schreiben ihre Farbe dem Eisenoxyd zu, welches in dem Boden, worin sie wächst, enthalten ist; daraus könnte man sich erklären, warum die Pflanze, in einen andern Boden verpflanzt, entartet und weiße Baumwolle liefert. Hocos, eine der philippinischen Inseln, besitzt auch eine röthliche Baumwolle, Coyote genannt; dieselbe ist noch dunkler als die von Kiang-Nan und ihre Pflanze verändert sich ebenfalls, wenn sie in andern Boden verseht wird und liefert dann ein weißes Product; ihrem frühern Erdreich zurückgegeben, bedeckt sie sich wieder mit rother Baumwolle. Wer Gelegenheit hatte, die Farbe der Nankin- und Ikalos-Zeuge mit derjenigen ihres Urstoffs an Ort und Stelle zu vergleichen, muß sie als eine natürliche betrachten und die Präexistenz dieser Farbe in dem vom Weber verarbeiteten Faden als eine unbestreitbare Thatsache annehmen. Die Baumwolle von Haiti, Carracas, mehreren Theilen Indiens, namentlich von Purneah und Orixa, endlich die ägyptische Baumwolle (coton jumel) haben einen, dem der Nankinbaumwolle ähnlichen Ton, welcher, wenn kein Bleichen stattfände, wahrscheinlich dem Gewebe verbleiben würde. Reinigen der Baumwolle. Im nördlichen China wird die Baumwolle, nachdem sie geerntet ist, einige Zeit lang auf großen Matten der Sonne ausgesetzt und dann gereinigt. Zu letzterm Behufe treibt man die die Samenkörner noch enthaltenden Flocken zwischen zwei kleinen Walzen, einer eisernen und einer größern hölzernen, hindurch. Es leuchtet ein, daß die Samenkörner, zu groß, um zwischen den zwei Walzen hindurch zu können, auf der Seite, wo die Baumwolle eingebracht wird, herabfallen; während die Baumwolle leicht hindurchgeht und auf der andern Seite aufgesammelt werden kann. Doch führt sie nach dieser ersten Operation noch Unreinigkeiten mit sich. Um sie davon zu befreien, breitet man sie auf ein langes, wohl ausgespanntes Tuch aus und unterzieht sie auf diesem einer lange dauernden Ausstäubung mittelst eines Fachbogens. Diese zweite Operation wird, wie ich glaube, nur mit der zum Verspinnen und der zum Wattiren von Kleidern und Decken bestimmten Baumwolle vorgenommen; die Baumwolle aber, welche man von Changhaï nach andern Theilen China's versendet, wird höchst wahrscheinlich nur der ersten Reinigung zwischen den Walzen, um sie von den Körnern zu befreien, unterworfen. Verpacken sah ich sie in dieser Stadt auf zweierlei Art; die erste bestund darin, sie in großen Säcken von rohem, sehr grobem und dickem Baumwollzeug fest einzustampfen; hierauf wurden sie zusammengenäht, starke Stricke um die Mitte herum gezogen und mehrere Zeichen, die ihre Qualität anzeigen, darauf gemacht. Sie waren 1,65 Meter hoch, enthielten 140 Catti's oder 84 Kil. 65 Decagr. Baumwolle, welche 17 Piaster oder 92 Fr. 30 Cent., das Kilogramm also 1 Fr. 09 Cent, kostete. Die zweite Art der Verpackung bestund darin, die Baumwolle in ziemlich schlecht zusammengefügte doppelte Matten einzuschließen; doch war dieß, wie es mir scheint, vom Lande bezogene, rohe Baumwolle. Der Preis der rohen Baumwolle wechselt zu Changhaï zwischen 11 bis 20 Piaster das Picol, oder 1 Fr. bis 1 Fr. 80 Cent, das Kilogr. je nach den Ernten und Handelsconjuncturen. Die chinesische Baumwolle steht in der Regel höher im Preise als die indische; allein auch die chinesischen Baumwollen sind je nach ihrer Herkunft von verschiedener Güte und die von Changhaï scheint die beste zu seyn. Die Baumwollproduction China's wird zu jährlich 500,000 Ballen angeschlagen und beträgt demnach ungefähr 2/5 mehr als die Einfuhr. Man merkt nicht, daß die immer zunehmende Einfuhr englischer und amerikanischer Gespinnste und Gewebe (Calicos) die inländische Cultur vermindere. Spinnen der Baumwolle. Die Baumwolle wird in China immer auf dem Rädchen gesponnen. Zu Chusan nimmt die das Spinnrad in Bewegung setzende Frau von Zeit zu Zeit frische Baumwollstocken (mèches), zieht sie aus, verlängert sie und bildet einen Faden, welchen sie mit dem schon um das Rad sich drehenden und die Spule bildenden vereinigt. Zu Changhaï sind die Spinnräder mit drei übereinanderstehenden Spulen versehen, um welche sich drei Fäden zu gleicher Zeit aufwickeln. Die gesponnene Baumwolle erhält in China, ehe sie verwebt wird, eine Art Schlichte. Das Garn wird auf zwei Walzen gewickelt, die sich etwa 10 Meter weit auseinander befinden. Es wird in mehrere Lagen geordnet, welche durch einige Latten auseinander gehalten werden; jeder Faden läuft zwischen zwei Zähnen eines Kamms hindurch, der von Zeit zu Zeit der Länge nach in Bewegung gesetzt wird. Alle Knötchen werden sorgfältig entfernt, alle Ungleichheiten beseitigt und die wohl ausgezogenen Fäden mit einer klebrigen Flüssigkeit überzogen, welche aus angerührtem Reis bereitet wird; während dieser Operation, die an freier Luft vorgenommen wird, werden sie mittelst der beiden Enden wohl ausgespannt. Wenn das Garn ganz geordnet ist, läßt man die für den Weber bestimmte Walze einige Umgänge machen und beginnt dann von neuem. Weben der Baumwolle. – Nankin-Zeuge. Die Webestühle zu Changhaï sind außerordentlich lang. Von der Bank, worauf sich der Arbeiter seht, bis zu der Walze, um welche die Kette gewickelt ist, messen sie 2 bis 2 1/2 Meter. Ihre Breite beträgt 1 Meter bis 1 Meter 10 Centimeter. Die Kämme, Schiffchen und verschiedene andere Theile der Maschinerie sind von den Handwebestühlen unserer Landweber wenig verschieden. Man schätzt die im District von Changhaï sich mit der Baumwollweberei beschäftigenden Personen auf mehr als 200,000. Vorzüglich werden Frauen zu diesem Industriezweig verwendet. In den meisten Hütten befinden sich ein oder zwei Webestühle, auf welchen fleißige Arbeiterinnen das Product der um ihre Wohnungen gelegenen Baumwollpflanzungen in den freien Stunden verweben. Das Baumwolltuch, welches sie erzeugen, ist in der Regel sehr stark und ordinär. – Zu Canton trifft man keinen Baumwollweber; sie wohnen hier ebenfalls auf dem Lande. Es ist nicht zu erwarten, daß die chinesische Baumwoll-Industrie durch die englische Concurrenz so bald zu Grunde gehe, wie Manche glauben, da der größte Theil der damit beschäftigten Personen sie nur als Nebenbeschäftigung betreibt, ferner die Chinesen den Engländern eben so wenig als die den ihrigen nachgeahmten Zitze, die schmalen, groben und ordinären Calicos abkaufen, welche nicht besser sind, als sie selbst sie zu verfertigen vermögen; sie verlangen von ihnen breitere und feinere. Eher möchte man die chinesische Baumwoll-Industrie für im Fortschritt begriffen halten, nach dem zunehmenden Verbrauch fremder roher Baumwolle. Diese Einfuhr, vor einem Jahrhundert beinahe null, beträgt jetzt 350,000 Ballen, im Gewicht von ungefähr 7,600,000 Kil. – Die inländische Production wird auf 500,000 Ballen geschätzt, welche, den Ballen nur zu 100 Kil. angenommen, 50,000,000 Kil. betragen würde, die zusammen mit den eingeführten, 97,600,000 Kil. für das Jahr ausmachen. – Die Consumtion Großbritanniens betrug im Jahr 1833 137,739,000 Kil., war also nur etwa um 1/4 größer als die chinesische. Die Anzahl der in England mit der Baumwollindustrie beschäftigten Arbeiter war damals 724,000; dem Verhältniß nach hätte sie in China 643,000 seyn müssen; da aber in letzterm Lande alle technischen Verrichtungen noch von Hand geschehen, welche in England mit Maschinen bewerkstelligt werden, so ist anzunehmen, daß die Baumwollfabrication dort wenigstens achtmal so viel, wenigstens also 5 Millionen Hände beschäftigt. Die Provinzen Ngan-Ouai und Kiang-Sou sind gegenwärtig die großen Mittelpunkte der Baumwoll-Industrie. Früher soll Nankin der Sitz der Baumwoll-Fabrication gewesen seyn, die sich aber jetzt in die ganze Provinz und darüber hinaus verbreitet hat. Auch Fo-Kien, Yu-Nan und Kouang-Toung beschäftigen sich mit diesem Industriezweig; die Canton'schen Gewebe aber sind von viel geringerer Qualität; sie werden aus weißer Baumwolle verfertigt, sind 34 Meter 73 Centim. lang und 33 Centim. breit und die vier Qualitäten dieser Gewebe wechseln im Preise von 16 Fr. 30 Cent, bis zu 8 Fr. 15 Cent. Die s. g. Nankins kommen vom Norden in 64 Meter langen Stücken; dieselben werden aber zum Verkaufe im Detail und zur Ausfuhr in 10 gleiche Stücke zertheilt. Ein solches 6 Meter 40 Centim. langes und 35 Centim. breites Stück kostet in den fünf Sorten, welche es davon gibt, 72 Censes bis herab auf 50 Censes, oder 3 Fr. 90 Cent. bis 2 Fr. 70 Cent. Es kommt noch eine andere Sorte Nankin auf den Markt, deren Stücke länger und breiter sind; es ist dieß aber keine courante Waare. In Canton trägt man Kleider von einem aus Seide und Baumwolle bestehenden Zeug, Luk-tchao genannt, welcher dem Kreppflor ähnlich sieht und zu Sinhoé verfertigt wird. Er ist 40 Centimet. breit und der Meter kostet 75 Cent. Die sogenannten Nankins der Compagnie müssen roh 6 Meter 70 Centimet. lang und 52 Centimet. breit seyn. Sie werden zu Canton zu 100 Stücken in Kisten verpackt, wovon 15 eine engl. Tonne ausmachen. Im J. 1830–31 betrug die Quantität der von Canton unter englischer Flagge ausgeführten Nankins 922,700 Stücke, im Jahr 1831–32 315,570 Stücke. Im selben Jahr betrug die Ausfuhr nach Amerika 122,285 Stücke. Seit dieser Zeit verminderte sich die Ausfuhr dieses Artikels ungemein wegen der Zunahme der Einfuhr englischer und amerikanischer Calico's. In Changhaï werden ebenfalls, viererlei Sorten ungebleichter Nankins verfertigt, welche 7 Meter 30 Centimet. lang und 36 Centimet. breit sind; auch noch andere viel ordinärere zum Gebrauch für die niedern Classen. Die Changhaï-Nankins sind im Verhältniß ihrer Dimensionen per Stück ungefähr um 1 Fr. 30 Cent. wohlfeiler als die von Canton. Um die Preisdifferenz zwischen chinesischen und englischen Calicos von gleicher Qualität zu berechnen, braucht man nur folgende Proportion anzusetzen. 34 Meter 50 Centim. Länge × 1 Meter 2 Centim. Breite (die Dimensionen eines englischen Stücks Longcloth oder Druckkattun) verhalten sich zu 7 Meter 30 Centim. Länge × 36 Centim. Breite (Dimension eines chinesischen Stücks) = 15 1/2 Fr. (einer der höchsten engl. Preise vom J. 1845) : x. Die Preise der chinesischen Nankins hingegen entsprechen dieser Berechnung nicht, sondern stellen sich höher. Die Chinesen bedienen sich dieser Zeuge zu Pantalons und Kleidern verschiedener Art, zu Strümpfen etc. Bleichen der Baumwollgewebe in China. Techniker von Canton sagten mir, daß sie die ungebleichten Baumwollzeuge, welche sie aus England und Amerika erhalten, auf die Art bleichen, daß sie dieselben 2–3 Tage in einem Bade aus 100 Theilen Wasser, 33 Theilen Kalk und 3 Theilen Alaun maceriren lassen. Letzterer Körper, in China sehr verbreitet, scheint daselbst auch zum Entschälen und Färben der Seide gebraucht zu werden. Vielleicht haben die Chinesen die Beobachtung gemacht, daß die mit Alaun gebleichten Zeuge, wenn man sie nachher gewissen Färbeprocessen unterwirft, in Folge darauf zurückgebliebener Thonerdebasis, bessere Resultate lieferten als die auf jede andere Weise behandelten. Uebrigens scheinen sie von der Wirkung der Mordants (Beizen) gar nichts zu wissen, und wenn sie unter gewissen Umständen von denselben Gebrauch machen, so ist es reiner Zufall, der sie darauf führte. In Changhaï, wo ich eine Calico-Bleicherei sah, die viel besser eingerichtet war als jene zu Canton, werden die Stücke zuerst in zwei großen hölzernen Kufen von 1,70 Meter Höhe und 1,30 Meter Durchmesser gelaugt. Diese Kufen sind auf dem Boden durchlöchert, der in einer mit Wasser gefüllten metallenen Pfanne (Kessel) steht, die auf einen Ofen gesetzt ist. – Die beiden Kufen werden gleich hoch angefüllt. Wenn das in der metallenen Pfanne enthaltene Wasser zum Sieden kömmt, theilt sich die Hitze, auch dem Wasser in der Kufe mit, in welche 12 Stücke Nankin von 7,30 Meter Länge gebracht werden; letztere läßt man 1/2 Tag lang darin und heizt die Oefen mit Steinkohle. Nach dieser ersten Reinigung wird die Waare mit Kalk behandelt. Zu diesem Behufe hat man zwei Batterien, jede von 10 kleinen Kesseln von 80 Centimeter Tiefe und 84 Centimet. Durchmesser. Nachdem sie mit Wasser gefüllt sind, werden jedem Kessel 3 Schöpfkellen (jede von 2 Liter) einer Sin-Koun genannten Substanz, die nichts anders ist als Kalk, zugesetzt. In jeden Kessel werden auf einmal 15 bis 19 Stücke gebracht und 2 Tage lang darin gelassen. Die dritte Operation ist das Auslegen auf die Wiese, welches 10 Tage dauert. Das Bleichen kömmt per Meter auf 10 Centimes zu stehen. Die weißen Baumwollgewebe der Chinesen lassen in der Regel viel zu wünschen übrig, und die Einwohner der dem fremden Handel offenen Häfen scheinen die weißen Kleidungsstücke englischen Ursprungs den inländischen bei weitem vorzuziehen. Färben der Baumwollgewebe. Chinesische Farbstoffe. Die Chinesen benutzen eine sehr große Anzahl von Substanzen beim Färben; wenn sie aber auch aus keinem Reiche der Natur einen Körper zu diesem Zweck unversucht ließen, so blieben sie doch seit undenklichen Zeiten bei ihren alten Vorschriften stehen und eröffneten sich niemals eine neue, rationellere Bahn mit Hülfe der Wissenschaft. Dessenungeachtet dürfte es einiges Interesse gewähren, einige Mittheilungen über ihre Verfahrungsweisen zu erhalten, zu deren Kenntniß bei ihrer Geheimthuerei und ihrem Mißtrauen gegen fremde Benützung derselben, man nicht ohne große Schwierigkeiten gelangen kann. Die gewöhnlichste Farbe der chinesischen Kleidung ist das Blau. Von einem Ende des Reichs bis zum andern tragen die niedern Classen Beinkleider, Unter- und Oberkleider von dieser Farbe. Die Consumtion dunkelblauer Calicos soll noch einmal so groß seyn als die der naturfarbigen und weißen; die der braunen und schwarzen ist sehr gering. Doch werden in Fo-Kien und Cochinchina Turbane von schwarzem Calico getragen. Blau wird in China mittelst Indigos, Berlinerblaus und des Blattes einer Pflanze, Lam genannt, gefärbt. Den Indigo nennen die Chinesen Young-tin. Sie besitzen denselben nur in klebrigem Zustand; zu Canton trifft man ihn in Körben und nach allen Richtungen in Baumblättern und grobem Papier eingewickelt, so daß die feuchte Farbe beim geringsten Stoß dem Ausfließen ausgesetzt ist. Jeder solche Korb enthält 70 Catties oder 42,30 Kilogr. und kostet 7 Piaster oder 38 Fr.; zu Ningpo enthält der Korb 1 Picul oder 60,45 Kil., kostet aber auch nicht mehr. Der Indigo wird von ihnen Titsing genannt und in mehreren Provinzen des Reiches gebaut. Es gelang in China noch nicht, den Indigo in festem Zustande darzustellen. Die Chinesen behaupten, daß, wenn er der Sonne ausgesetzt wird, er immer verderbe und nicht mehr zu brauchen sey. Wahrscheinlich hatte ein zu schnelles Trocknen für sie diesen schlechten Erfolg. Würden sie vorher die teigige Masse gelinde auspressen, um möglichst viel Wasser davon abzusondern und ihn dann einer langsamen und allmählichen Verdunstung aussetzen, so würden sie wahrscheinlich einen eben so schönen, festen Indigo erhalten, wie der indische. Indessen erklärt die kleine Entfernung der Consumtions- von den Productionsorten, warum die Chinesen ihren Indigo nicht auf ein kleineres Volum zu reduciren trachteten. Zu einem Ausfuhrartikel ist der Indigo in China noch nicht geworden. Im Gegentheil haben die Chinesen zu ihrem eigenen Bedarf noch fremden nöthig. Gegenwärtig ziehen sie den breiigen Indigo ihres Landes dem festen ausländischen noch vor. Die in den südlichen Provinzen China's sehr gemeine Indigopflanze, Lam oder Lan genannt, soll ein Polygonum seyn. Die Färber haben Vorräthe von Blättern dieser Staube in ihren Kellern unter den Wertstätten in Maceration liegen. Wenn ihre Küpe der Erneuerung bedarf, heben sie eine Fallthüre auf und schöpfen die erforderliche Menge Farbbrühe herauf. Diese Blätter kosten zu Canton gewöhnlich 20 Cach per Catty (600 Gramme) im Sommer und nur 8 Cach im Winter. Die nördlichen Provinzen China's, namentlich Pe-Tchi-li, scheinen eine andere Indigopflanze zu produciren, Siao-lam genannt. Die Farbe daraus wird bereitet durch Zusehen von pulverförmigem Kalk zu einem gegohrnen Aufguß dieser Pflanze unter starkem Umrühren der Flüssigkeit, bis sie vom Grün in Blau übergeht und nachheriges Uebergießen in eine Kufe, auf deren Boden sich der Niederschlag bildet, dessen man sich zum Färben bedient. Das Berlinerblau wird zu Canton fabricirt und wie der Indigo Young-tin genannt, was um so mehr zu Verwechselungen Anlaß geben kann, als es oft eben so dunkel wie der Indigo dargestellt wird. Doch ist der Canton-Indigo immer teigartig, während das Berlinerblau in schönen, ganz trockenen Stücken verkauft wird. Es gibt davon mehrere Sorten. Die Bereitung desselben soll ein Chinese, der die chemischen Fabriken in England besucht hatte, nach China verpflanzt haben. Man bedient sich des Berlinerblaus zum Färben der Baumwolle, niemals aber der Seide. Mit Indigo wird zu Canton in großen Küpen ohne Anwendung von Wärme gefärbt. Man läßt das Stück zuerst 1/2 Stunde bis 1 Stunde im Bade und nimmt es dann heraus, um es der Sonne auszusehen, indem man es über eine auf dem Dache der Werkstätte befestigte Stange hängt. Nach einiger Zeit tunkt man es abermals in die Küpe, um es dann wiederholt der Sonne auszusehen, was die vollkommene Oxydation des Indigos bewirkt. Diese Behandlung wird 5 bis 20mal wiederholt, je nach der Farbe, die dem Gewebe ertheilt werden soll. Einige Färber pflegen ihr Blau nach dem Färben im Pak-tsou zu Passiren, was mir Essig zu seyn scheint. Um weißer Seide einen schwach bläulichen Ton zu geben, passirt man sie durch Alaun und dann durch ein schwaches Lam-Bad. Für Hellblau passirt man vorher in Alaun, dann zweimal in Indigo; für noch dunkleres Blau, dreimal in Indigo. Zu Tinghaï sah ich im Viereck aufgestellte Indigküpen und zu Ningpo solche in zwei Reihen; zu Canton nur in einer Reihe. Die Werkstätten sind gewöhnlich schmutzig und dunkel und werden nur von oben beleuchtet. Des Berlinerblaus bedient man sich zum Färben ordinärer Baumwollzeuge; des Indigos und Lam's für gute Longcloth's. Wenn die Waare gefärbt und vollkommen trocken ist, schreitet man zum Calandern, zu welchem Behufe man sie zwischen einem beweglichen unten glatten Stein und einer hölzernen Walze mangt. Die Arbeiter in den Färbereien begeben sich um 4 Uhr Morgens in die Werkstätte und mit dem Eintritt der Nacht aus derselben; man hat einen oder zwei Vorarbeiter; die Anzahl der Arbeiter übersteigt selten 8–10 in einer Werkstätte. Ein großer industrieller Betrieb existirt in China nicht, daher die Preise der Waaren sich sehr hoch erhalten. Roth. Die Chinesen färben mit einer Blume roth, die sie Fa-ko oder Hong-fa nennen, und welche eine Art Saflor (safranum) zu seyn scheint. Sie wird in viereckigen, getrockneten Kuchen von ungefähr 5 Centimeter Seitenlänge verkauft, deren Preis zu Canton sehr veränderlich ist. Diese Blüthen kommen hauptsächlich von Se-Tchuen, Honam und Chensi. Die Chinesen stellen mittelst des Fa-ko die Nüancen des zartesten Rosa und eines ziemlich dunkeln Roth dar. Sie bedienen sich derselben zum Färben der Baumwolle sowohl als der Seide und, wie es scheint, ohne Vermittelung einer andern Substanz und ohne das Gewebe vorher durch irgend eine Beize zu passiren. Die so erhaltenen Farben sind aber auch sehr unbeständig, obgleich sehr glänzend. Das Färben geschieht ohne Beihülfe der Wärme. Das Stück wird bei schönem Wetter einen Tag lang, bei schlechtem Wetter zwei Tage lang im Kessel gelassen. Die Nüancen, welche mittelst des Fa-ko's erhalten werden, nähern sich sehr jenen unserer gekrappten Artikel; vielleicht könnte ihnen mittelst Beizen die Haltbarkeit ertheilt werden. Dieser Versuch wäre für unsere Fabrikanten von großem Interesse. Jedenfalls müßte dieses Farbmaterial wegen seines hohen Preises bedeutende Vorzüge besitzen, um bei der Ausfuhr mit unserer so wohlfeilen Färberröthe concurriren zu können. Der Seide wird ein sehr zartes, etwas bläuliches Rosa ertheilt, indem man den Faden zuerst durch Alaun, dann durch Lam und endlich durch Fa-ko passirt. Zum Carmesinroth-Färben bedient man sich in Canton der Cochenille, welche von Amerika und Java bezogen wird. Gelb. Die zum Gelbfärben in China dienenden Substanzen sind das Ouai-fa, das Houang-tchi, das Houang-tin und die Curcuma. Letztere, in Europa als chemisches Reagens wohl bekannt, ertheilt den Zeugen eine sehr wenig haltbare Farbe. Um der Seide eine schön gelbe Nuance zu geben, bedient man sich des Ouai-fa und des Houang-tchi. Erstere Substanz ist ein dem Anis ähnlicher, jedoch kleinerer Same von gelblichweißer Farbe; er wird aus Kouang-Si bezogen. – Der Houang-tchi ist die längliche Frucht des Strauches Houang-tchi-tchu, welcher in der Nähe von Canton wächst. Die Seide wird zuerst durch Alaun passirt und dann in dem siedenden Absud von Ouaï-fa einige Augenblicke ausgefärbt; zuletzt passirt man sie durch ein Houang-tchi-Bad. Die Dauer des Ausfärbens richtet sich nach der mehr oder weniger dunkeln Nuance, die man erzielen will. Um Hellgelb, chinesische Hautfarbe zu erhalten, taucht man den Stoff zuerst in Alaun, färbt dann in Houang-tchi und zuletzt in Houang-tin. Letzteres ist das Holz des Baumes Houang-tin-tchu, klein zertheilt. Dieser Baum findet sich in der Provinz Canton. Diese Substanz sowohl, als die Ouaï-fa, wird eben so zum Färben der Baumwolle als der Seide angewandt und dient oft dazu, den Zeugen, die schon ein anderes Decoct passirt haben, mehr Glanz zu geben. Grün. Um Grün zu erhalten, färben die Chinesen zuerst mittelst des Ouaifa gelb und dann blau mittelst Indigo's oder Berlinerblaus. – Um feinen Geweben eine kaum wahrnehmbare grüne Nüance zu ertheilen, bedienen sie sich des Tchia-louk (des Malachits; malaquite), welcher zu Fa-Tchnu bei Canton präparirt wird. Braun. Die braunen oder ins Braune ziehenden Nüancen erhalten die Chinesen mittelst des Somou (Sapanholz), des Mok-ko, des Catechu, des Gambienser Gummi (Kino; gambier), des Tchuléang, des Tcheking und des Tching-fan. Sapanholz. China bezieht viel solches Holz aus dem Ausland; doch scheint die Provinz Yu-Nan ebenfalls solches zu liefern. Es wird in kleine Stücke zertheilt und man färbt damit in kochendem Wasser aus, dem etwas Eisenvitriol zugesetzt wird. Der Zeug bleibt 1 Stunde lang in dem Absud. Man nimmt 3 Tael oder 110 Gramme Sapanholzes auf 1 Catty oder 600 Gramme Baumwollzeug. Mok-ko. Auch mittelst dieses Holzes, vom Baume Tcha-mou, werden ins Braune, Chocolat- und Puce übergehende Nüancen erhalten; man bedient sich desselben als feines Pulver. Se-tchuen producirt es. Itcha oder Catechu. Diese Substanz kömmt auf den chinesischen Märkten in ziemlich großen, dunkelbraunen Stücken vor. Sie wird aus Kouang-Si bezogen. Man bedient sich in China des Catechu's nur zum Färben der Baumwolle und niemals der Seide. Um braun zu färben, infundirt man ein kleines Quantum davon und nimmt den Zeug 1/4 Stunde lang in der kochenden Färbebrühe durch. Gambienser-Gummi oder Pin-lang-ko. Man erhält es durch mehrstündiges Kochen der Blätter von Uncaria Gambier und Sammeln des Rückstands, welcher ausgetrocknet wird. Es liefert gelblichbraune Nüancen, und wurde schon oft mit dem Catechu verwechselt. Man verkauft es in kleinen viereckigen Tafeln. Tchu-léang. Diese Substanz, ein Product von Kouang-Toung und des nördlichen China's, hat die Gestalt einer Kartoffel. Es wird in China zum Braunfärben ordinärer Baumwollzeuge sehr häufig gebraucht. Im Norden, zu Chusan, Ningpo, sind die Segel der Schiffe alle von brauner, mit Tchu-léang gefärbter Baumwolle. Auch die Coulis tragen oft Unterkleider von Kattun, welcher ebenfalls mit dieser Substanz gefärbt ist. Tche-king. Dieses soll eine Steinart seyn, welche durch Erhitzen in eine braune Masse verwandelt wird, und bei Sou-Tchaou und Canton zu finden ist. Tching-san. Dieses ist ein Gummiharz vom Baume Tching-fantchu. Man erhält es durch Abschaben der Rinde dieses Baums, welcher es anhängt; es ist zerfließlich und läßt sich nur in luftdicht verschlossenen Gefäßen aufbewahren. Es wird von Kouang-Si bezogen. Um eine schöne braune Nüance zu erhalten, färbt man zuerst den Zeug mit Tche-king, wobei man das Bad bis zum Sieden treibt; dann erst wird in Tching-fan ausgefärbt. Die Chinesen erzeugen sehr dunkle Nüancen, indem sie die Zeuge zuerst durch Tching-fan, und dann durch einen blauen Lam-Aufguß und zuletzt durch Essig Passiren. Die Farbe des Zeugs geht sehr schnell vom Braun in eine beinahe schwarze Nüance über. Carmesinbraun. Um diese Nüance zu erhalten, färbt man zuerst in Cochenille und gibt dann eine Tunte in Tching-fan. Dieses Verfahrens bedient man sich hauptsächlich bei der Seide. Grau. Eum-poé. Dieselbe kommt in kleinen hohlen, graulichen und eckigen Kapseln vor, welche den Muschelschalen sehr ähnlich sind. Sie ist die Frucht des Baumes Eum-poé-tchu. Zu Canton erzeugen die Chinesen schöne grünlichgraue Nüancen damit, durch vorheriges Färben mit Tching-fan, dann zweistündiges Kochenlassen in einer Kufe mit Wasser, welches ein Gemenge von Eum-poé-Pulver, Sam-chou (einer geistigen Flüssigkeit) und Tusche enthält. Schwarz. Schwarz wird erzielt, indem man die Baumwolle oder Seide vorher dunkelblau, dann mit Eum-poé färbt. Ein anderes Verfahren, Schwarz zu färben, besteht darin, den Zeug vorher durch die Indigoküpe und dann in Catechu zu passiren. Das chinesische Schwarz läßt jedoch immer etwas zu wünschen übrig. Preise und Dimensionen der chinesischen einfärbigen Baumwollgewebe. Es gibt zu Changhaï unendlich viele Sorten verschiedenfarbiger Nankins; die blaue Farbe aber ist vorherrschend. hellblau 1. Qual. 7,30 Met. lang 0,35 Met. breit kostet 60 Censes od. 3 Fr. 26 Cent.      „ 1. „ 9,14      „ 0,37       „        „ 80       „ 4 „ 34   „ dunkelblau 2. „ 6,85      „ 0,335     „        „ 55       „ 3 „ –     „      „ 3. „ 6,85      „ 0,345     „        „ 50       „ 2 „ 71   „ Der naturfärbige Nankin 1. Qualität differirt vom blauen gleichen Gemäßes um 56 Centimes, welche die Kosten des Färbens ausmachen welches also per Meter 8 Cent. beträgt. Das Färben ist für die Chinesen noch der vortheilhafteste Theil der Baumwollindustrie; in der That können die Engländer darin kaum mit ihnen concurriren. Ein Stück schwarzen Nankins 1. Qualität 7,77 Meter lang und 0,30 Meter breit kostet 70 Censes oder 3 Fr. 80 Cent. Ein Stück hellrothen Nankins 2. Qualität 6,85 Meter lang und 0,30 Meter breit kostet 40 Censes oder 2 Fr. 17 Cent. Ein Stück dunkelrothen Nankins 6,85 Meter lang und 0,30 Meter breit kostet 45 Censes oder 2 Fr. 44 Cent. Ein Stück grünen Nankins 7,30 Meter lang und 0,345 Meter breit kostet 60 Censes oder 3 Fr. 26 Cent. Ein Stück gelben 2. Qualität 8,23 Meter lang und 0,38 Meter breit kostet 48 Censes oder 2 Fr. 44 Cent. Ein Stück braunen Nankins 9,14 Meter lang und 0,41 Meter breit kostet 65 Censes oder 3 Fr. 53 Cent. Diese Stücke sind in der Regel zu drei in Rollen zusammengebunden. Gewisse Qualitäten der blauen Nankins kosten in Canton mehr als in Changhaï. Von blauen Nankins werden zur Ausfuhr je 50 Stücke in Kisten verpackt, wovon 15 eine englische Tonne ausmachen. Obenerwähnter Baumwoll-Seidenzeug Luk-tchao wird blau gefärbt zu Tuniken verwendet. Auch andere Farben werden in Canton und der Umgegend gefärbt. Qualität und Gemäß des Zeuges, so wie die Preise weichen von obigen Angaben über die Zeuge von Changhaï mehr oder weniger ab. Zu Canton werden die gefärbten Calicos in Rollen zusammengelegt, die in sehr reinen, mit dem Namen des Färbers versehenen Papieren eingewickelt werden. Die Peking'schen Gewebe haben gewöhnlich eine größere Breite als die Nankingschen. Die Chinesen verwenden eine Menge Longcloths (Druckkattune), weiße und naturfarbige Drills, die sie vom Ausland kaufen, zum Färben. Baumwollzeugdruck in China. Die Kattundruckereien befinden sich zu Canton in der Stadt selbst; manche derselben beschäftigen 50 Arbeiter. Die Vorstadtbewohner, welche ihre Calicos in Indiennes verwandelt haben möchten, bestellen die Arbeiter oft zu sich, welche dann ihren ganzen Apparat mitbringen. Gedruckt wird mit hölzernen Formen oder Mödeln. Ich sah große viereckige Formen von 40 bis 45 Centimeter Seitenlänge anwenden, welche von einem seltenen Holze, Tsap-mou, das von Onam kömmt, gemacht waren. Der gravirte Theil der Form ist erhaben; sie ist sehr sorgfältig gestochen, scheint aber sehr theuer zu seyn. – Die Formen sollen, wie man sagt, 10 Jahre lang brauchbar seyn, ein Beweis, daß die Moden dem Wechsel nicht sehr unterworfen sind. Die Chinesen lassen solche Formen an Fremde nur sehr ungerne und zu sehr hohen Preisen ab, aus Furcht, es möchten ihre Muster in Europa nachgemacht werden. Um den Zeug zu bedrucken, überzieht der Drucker den Stich mittelst eines groben Pinsels mit Farbe; hierauf bürstet er und wiederholt das Pinseln und Bürsten, was fast 10 Minuten dauert. Dann breiten zwei Personen einen Theil des Zeugs über die Form aus, wobei er wohl ausgespannt wird. Statt wie bei uns die Form auf den Zeug zu legen, wird also in China umgekehrt die Form befestigt und der Zeug auf dieselbe gelegt. Hierauf breitet man ein Stück geöltes Papier auf den Zeug, welcher der Gravirung gut anhängt. Auf dieses Papier gießt man Oel und bürstet es 5 Minuten lang, damit sich die Farbe recht an den Zeug anlegt. Ein Arbeiter druckt zu Canton gewöhnlich 60 Tücher von 36 bis 38 Centimeter Seitenlänge im Tag und verdient sich damit 1/2 Piaster oder 2 Fr. 0 Cent. Zu Ningpo erhält man viel bessere Dessins als zu Canton. Ich beobachtete hier einige Verschiedenheiten im Druckverfahren. Man fährt zuerst mit einem in Wasser getauchten großen Pinsel über die Relieftheile der Form, welche übrigens dieselbe Gestalt hat wie zu Canton; hierauf wird der gut ausgespannte Zeug auf das Dessin des Models gelegt und man schlägt, um ein vollkommenes Anlegen desselben zu bewirken, mit einem mit Picots versehenen kleinen Holzmodel darauf. Dann wird ein großer Pinsel in die aufzudruckende Farbe getaucht und mit dessen Ende mit vieler Leichtigkeit, Geschicklichkeit und beinahe nur obenhin berührend über die feuchten Stellen des Zeugs gefahren, welche dem erhabenen Muster ankleben. Nach jedem Pinselzug wird der kleine picotirte Model mehreremale schnell nacheinander aufgelegt, damit die Farbe recht gut eindringt. Es leuchtet ein, daß letztere sich nur da anlegt, wo der Zeug vom Wasser befeuchtet ist, also an den das Muster bildenden Stellen; die trocknen Stellen absorbiren die Farbe nicht, und wenn ja zuweilen ein Ausfließen derselben oder eine Undeutlichkeit stattfindet, so ist dieß nur auf der Rückseite; denn die rechte Seite des Zeugs ist diejenige welche der Form anliegt und nur an den anliegenden und befeuchteten Theilen kann die Farbe durch den Zeug dringen. Es gehört übrigens Geschicklichkeit dazu, um nur jene Theile zu berühren, welche die Farbe erhalten sollen. Das Talent des Druckers besteht darin, die von dem Zeug halb verhüllten Conturen des Musters mit dem Pinsel zu treffen und zu verfolgen. Ich sah Sapanroth (schwach verdickt), Houang-tin-Gelb und Berlinerblau auf dasselbe Stück aufdrucken. Zu jeder Farbe hat man einen eigenen Pinsel. Es gehört auch sehr viel Uebung dazu, um zu wissen, welcher Theil des Dessins mit jedem Pinsel zu bestreichen ist. Die Werkstätten zu Ningpo sind sehr klein; man druckt auf einem schmalen Tisch, in einem Zimmer, das auf die Straße geht, und worin viele Kattune aufgehangen sind. Im zweiten Zimmer findet man manchmal noch einen zweiten Drucktisch, ein tragbares Kohlenbecken, um die bedruckte Waare auszutrocknen, und eine Farbenreibmaschine. Zuhinterst findet man eine Art Laboratorium, welches aber sehr erbärmlich beschaffen ist, und eine Küche. Die Farben, womit die Chinesen den Zeug bedrucken, bleiben ein für allemal; sie modificiren dieselben weder durch eine andere Farbe, noch durch sonst eine Operation, was durch ihre Unwissenheit hinsichtlich der Eigenschaften der Beizen leicht zu erklären ist. Zum Bedrucken werden in China gewöhnlich sehr dicke, grobe Zeuge verwendet. Zu Changhaï hat man zweierlei Verfahrungsarten die Baumwollzeuge zu coloriren; die eine stimmt mit derjenigen zu Ningpo überein; die andere besteht darin, auf den Zeug ein Papier zu legen, in welchem das aufzutragende Dessin ausgeschnitten ist (Patrone); man reibt die Farbe mittelst einer Bürste über das ganze Papier, wobei sie sich natürlich auf dem Zeug nur da anlegt, wo derselbe durch das Dessin auf dem Papier frei gelassen wird; es ist dieß sicherlich das einfachste Druckverfahren, welches es gibt. Ich bekam zu Canton eine Art inländische Indienne zu sehen, welche Youg-pou-pi-men (englisch Palampour) genannt wird; dieses Artikels bedient man sich als Decken. Den obern Theil der Decke bildet der gedruckte Zeug; der untere besteht aus englischem Calico, welcher an die Sahlleisten des Indienne angenäht ist; innen ist die Decke mit Watt von dem chinesischen Baumwollbaum ausgefüllt; das Dessin wird zu Canton auf amerikanischen geköperten Zeugen (Croisés) aufgedruckt. Diese Decken haben sonach ihre Füllung und den Druck als nationale Producte; der Zeug aber rührt von zwei fremden Ländern her. – Die Breite eines solchen Palampours beträgt etwas weniger als 1/3 Meter, die Länge 1 1/2 Meter. Der gedruckte Theil kostet 3/4 Piaster. Zu Canton werden sehr kleine Taschentücher mit weißen Böden und blauen Borduren und Dessins, das Dutzend zu 1/2 Piaster fabricirt. Auch werden daselbst Tücher von ungefähr 35 Centimeter Seitenlänge mit farbigem Grund und großen Dessins (Blumen, Vögeln etc.), das Stück zum Preis von 1/4 Piaster gedruckt. Sie sind ganz schlecht fabricirt, voller Flecken und ausgeflossenen Stellen. Auch Baumwollsammte werden in China producirt. Ferner fand ich zu Canton Baumwollteppiche mit Streifen von verschiedenen Farben als Landesproduct; sie sind 2,30 Meter lang und 1,80 Meter breit und das Stück kostet 1 Piaster. Zu Amoy und Changhaï werden gewisse Zeuge fabricirt, worin Streifen und Carreaur aus gefärbtem Baumwollgarn eingewoben sind. Dieser Industriezweig existirte zu Fo-Kien schon zu Marco-Polo's Zeiten. Merkwürdig ist, daß fremdes gefärbtes Garn bisher in keinem der fünf Häfen Absatz fand und die Baumwollzeuge mit gestreiften, carrirten und regelmäßigen Dessins, welche die Engländer einzuführen suchten, gar keinen Beifall fanden. Die Cingebornen der Liou-Tchou-Inseln, welche von China und Japan zugleich abhängig zu seyn scheinen, fabriciren mannichfaltige Indiennes; darunter sind solche mit zart rosenrothem Grund, blauen, gelben, weißen und schwarzen Blumen; andere wieder mit schachbrettartigen Feldern auf blauem Grunde. Zu Changhaï sah ich die schönsten, oder besser, die einzigen erträglichen Indiennes chinesischen Fabricats. Sie kommen dahin von Sou-Tchaou, dem chinesischen Mülhausen oder Manchester. Die Dessins haben durch die Sauberkeit und den Glanz ihrer Farben ein ganz europäisches Gepräge. Die Stücke sind 16 Meter lang und 45 Centimeter breit; das Gewebe ist chinesisch. Wegen ihrer geringen Breite muß man oft mehrere Stücke der Breite nach zusammennähen. Ein solches Stück kostet 2 Piaster 70 C. oder 14 Fr. 25 Cent. Weiß kostet es 2 Piaster oder 10 Fr. 86 Cent. Die Druckkosten betragen daher nur 3 Fr. 79 Cent. oder 23 Cent. per Meter. Die Differenz des Preises eines englischen gedruckten Kattuns und eines chinesischen findet man durch folgende Proportion: 16 Meter 45 Centimeter × 60 Centimeter (Dimensionen des chinesischen Stücks) verhalten sich zu 25 Meter 59 Centimeter × 76 Centimeter (Dimensionen des englischen Stücks) = 14 Fr. 65 Cent. (Preis des chinesischen Stücks) : x. Dieser Proportion nach dürfte das englische Stück, welches im Jahr 1845 zu Changhaï nur 17 Fr. 65 C. kostete, 28 Fr. 27 C. kosten. Zu Sou-Tchou werden Taschentücher von dreierlei Größen und Preisen fabricirt; meistens Weißböden mit Blumen. Die gedruckten Kattune welche man zu Changhaï fabricirt, sind viel geringer als die von Sou-Tchaou; es werden ihnen oft grotteske Figuren gegeben. Der Zeug ist dick und ordinär; man benutzt jedoch dazu oft schöne englische Kattune, wie überhaupt jetzt in China die ausländische Industrie sehr zu Hülfe genommen wird; nur scheinen die Chinesen die letzte Hand, durch Färben etc., anlegen zu wollen. Der Preisunterschied der englischen Calico's, und des englischen Baumwollengarns gegenüber den chinesischen, fällt noch mehr zu Gunsten Englands aus, als bei den Indiennes. Die englische und amerikanische Concurrenz droht in der That die chinesische Baumwollfabrication dereinst zu erdrücken. Nur werden die Organisation dieser Industrie, die in China so mächtige Gewohnheit, die Schwierigkeit für die Fremden, von den fünf Häfen in das Herz und die westlichen Provinzen des Reichs zu dringen, die hohen Zölle, die Verlegenheit, in welche das chinesische Gouvernement durch die Arbeitslosigkeit einer an Arbeit gewohnten Bevölkerung versetzt würde, und die Maaßregeln, welche es dagegen zu ergreifen nicht versäumen wird, dem Eintreten dieses Zustandes noch lange Zeit große Hindernisse entgegensetzen.