Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 105, Jahrgang 1847, Nr. , S. 457
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Miscellen. Miscellen. Ueber pneumatische Eisenbahnen; von Sainte-Preuve. Die gußeiserne Brücke einer englischen Eisenbahn, welche (vor kurzer Zeit) in dem Augenblick nachgab, wo eine gewöhnliche Locomotive darüber fuhr, war in jeder Hinsicht derjenigen gleich, welche in London über eine Straße errichtet ist und einen Theil der Blackwall Eisenbahn bildet, deren Dienst noch nie durch einen ähnlichen Unfall unterbrochen wurde. Die leichten Waggons, welche auf der Blackwall Eisenbahn laufen, üben auf die Schienen nur etwa den fünften Theil des Drucks der gewöhnlichen Locomotiven aus; und wenn man einmal die Treibseile durch die von den HHrn. Clarke und Varley vorgeschlagene elastische Triebröhre aus Eisenblech (polytechn. Journal Bd. CIII S. 331) ersetzt haben wird, lassen sich selbst diese Waggons durch noch leichtere ersetzen, weil der Kolben der pneumatischen Röhre viel besser als die Treibseile jedes Austreten aus den Schienen verhindert. Man schreit gegen die ungeheuren Kosten, welche die Herstellung fixer Maschinen für die pneumatische Locomotion bis jetzt erheischte: wenn aber die Züge zahlreich sind und es sich um einen Omnibus-Dienst handelt wie auf der Blackwall Eisenbahn, sind diese fixen Maschinen wohlfeiler als die Locomotiven; selbst in dem gewöhnlicheren Fall, wo die Züge in langen Zwischenräumen aufeinander folgen, ist es nach meiner Berechnung vortheilhaft, die fixen Maschinen durch Apparate zu ersetzen, welche man wegen ihrer großen Einfachheit kaum Maschinen nennen kann und die an dem ersten Waggon befestigt, die Fortschaffung des ganzen Zugs bewirken können. Diese Apparate bestehen aus mehreren Kammern von Eisenblech, worin die in einem Central-Feuerraum durch Kohle unvollkommen verbrannte Luft nacheinander zuerst ausgedehnt (folglich theilweise ausgelassen) und dann verdichtet wird; wenn man diese Kammern nacheinander durch das Innere eines langen Schiffchens mit der pneumatischen Röhre in Verbindung bringt, empfangen sie einen Theil der inneren Atmosphäre dieser Röhre und die Wiederholung dieser Ansaugungen wird eine regelmäßige Locomotion hervorbringen. (Comptes rendus, Junius 1847, Nr. 26.) Telegraphie in Deutschland. Zu jenen großen und gemeinnützigen Hebeln des Verkehrs, von denen im deutschen Vaterland in diesem Sinne noch ein gar beschränkter Gebrauch gemacht wurde, gehört auch die Vermittelung von Nachrichten auf telegraphischem Wege. Was davon vorhanden ist, bezieht sich nur auf einige geringe Entfernungen. In England und noch mehr in den Vereinigten Staaten Nordamerika's benützt die Geschäftswelt die Elektrotelegraphie, diese deutsche Erfindung einer Schnelligkeit der Benachrichtigung, welche keinen weitern Zeitaufenthalt als den vom Zeichengeben selbst bedingten kennt, bereits außerordentlich häufig; übrigens sind in den Vereinigten Staaten keine anderen als Morse'sche Telegraphen in nennenswerther Ausdehnung in Wirksamkeit. Die Morse'schen Telegraphen tragen ihren Namen bekanntlich von ihrem Erfinder Samuel F. L. Morse, Professor an der City University zu New-York, welchem vorzüglich die höchst verdienstliche Priorität in der Benutzung der anziehenden elektromagnetischen Kraft zum Niederschreiben lesbarer Zeichen gebührt. Andere hatten nur die abstoßende Kraft, und auch diese nicht zum unmittelbaren Niederschreiben angewendet. Es war am 3. Febr. 1837 als das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten die Entschließung faßte, der Schatzsecretär solle ihm in nächster Sitzung über die Räthlichkeit der Einführung von Telegraphen Bericht erstatten. Dieser Bericht wurde im December 1837 dahin abgelegt, daß die Errichtung von Telegraphenlinien dem allgemeinen Verkehre, wie der Regierung von gleich großem Vortheil seyn werde. In Folge dessen wurden weitere Erörterungen angestellt, und besonders auch genauere Nachrichten über das Morse'sche elektrotelegraphische System eingezogen. Darauf ging im März 1843 eine Bill durch den Congreß, wonach 30,000 Dollars zu Versuchen im Großen mit dem Morse'schen Telegraphen verwilligt wurden. Der Morse'sche Telegraph gibt nun mit einem stumpfen, von unten aufwärts wirkenden Stifte auf einem fortrückenden Papierstreifen aus eingedrückten Punkten und Strichen bestehende Chiffern. Die Geschwindigkeit des elektromagnetischen Stromes an sich schätzt Morse auf 200,000 Miles in der Secunde, und zwei Zeichen macht sein Telegraph in demselben Zeitraum. Dieß System ist jedoch durch den Mechanikus Stöhrer in Leipzig neuerdings außerordentlich vervollkommnet worden. Mit Tinte, und zwar sofort doppelt mit zwei verschiedenen Farben, verzeichnet sein Telegraph die Chiffern auf dem Papierstreifen, dessen Geschwindigkeit nach Belieben und ganz gleichmäßig regulirt, selbst zu größerer Raschheit der Mittheilungen als der Morse'sche getrieben werden kann. Der Stöhrer'sche Schreibtelegraph ist unter allen bekannten derartigen Apparaten jedenfalls der vollkommenste, und darum ganz besonders vortheilhaft, weil er durch eine anzubringende Claviatur auch für einen ungeübten Zeichengeber die denkbar leichteste Handhabung ermöglicht. Denselben Vorzug leichter Handhabung und großer Einfachheit haben aber auch seine Zifferblattapparate vor der Wheatstone'schen, und der ziemlich gleichartigen Fardely'schen Einrichtung voraus. Stöhrer erzielt außerdem die größte Zuverlässigkeit für die angewendeten elektromagnetischen Maschinen dadurch, daß er nur mit dem Ueberschusse der magnetischen Kraft arbeitet und die Magnete fortwährend armirt läßt. Gleiche Regelmäßigkeit der Kraftäußerung konnte aber selbst noch keine Verbesserung der Batterien hervorbringen, welche bei den Wheatstone-Fardely'schen Apparaten gebraucht werden. Den augenfälligsten Vortheil endlich gewährt die Stöhrer'sche Einrichtung für transportable Apparate zum Gebrauch auf Eisenbahnen. Diese transportabeln Apparate nehmen kaum den Raum eines fußgroßen Würfels ein und sind augenblicklich zum Dienst bereitet, sobald sie mit der Hauptleitung durch den eingehängten Draht in Verbindung gebracht werden. An Stöhrer's Stationsapparaten ist nun zuvörderst ein Glockenwecker mit Laufwerk angebracht, welcher beständig in aufgezogenem Zustand erhalten werden muß, und dessen Auslösung bei dem ersten Schlusse der Kette an derjenigen Station erfolgt, von wo aus eine Mittheilung gemacht werden soll. Die Glocke tönt fort bis der Nachrichtempfänger die Auslösung wieder einrückt. Wenn er dann das Zeichen seiner Aufmerksamkeit zurückgegeben hat, erfolgt die weitere Mittheilung, welche der einfache hin- und hergehende Strom der magneto-elektrischen Kraft vermittelt. Dieser setzt nämlich die Räder und den Zeiger in Bewegung, welcher auf dem Zifferblatte des Apparats dem von Menschenhänden geführten, unter dem Zeiger liegenden Arme zu jedem Zeichen, worauf derselbe gestellt wird, nachfolgt. Gleichzeitig folgt auch der Zeiger des correspondirenden Apparats der nächsten Station. Muß nun bei den Wheatstone'schen Apparaten die Herumführung des Armes stets in einer Richtung erfolgen, so ist dieselbe an den Stöhrer'schen freigegeben, weil hier der Arm ganz unabhängig ist. Der vom magneto-elektrischen Strome bewegte Zeiger hält über demselben an, weil er selbst die Kette öffnet sobald er dort anlangt.Hr. Stöhrer liefert die Apparate für Zwischenstationen mit doppeltem Zifferblatt für 200 Rthlr., für Endstationen mit einem Zifferblatt für 180 Rthlr. Nebenbei mag bemerkt seyn, daß sich die Stöhrer'schen Zifferblattapparate auch ganz vorzüglich für Haustelegraphen in ausgedehnten Industrieanlagen eignen; der Dirigent solcher Anstalten kann keinen rascheren Beförderer feiner Befehle finden. Hoffentlich waltet in unseren Tagen des neuerblühenden deutschen Nationalgefühls auch genugsame Theilnahme für deutschen Erfindungsgeist und deutsche Betriebsamkeit in Dingen, bei denen unser Vaterland, wie hiebei, dem Besten des Auslandes nicht nur in nichts nachsteht, sondern überall vorangeeilt ist, so daß man diesen deutschen Bestrebungen und Errungenschaften auch endlich die Gelegenheit nicht mehr vorenthält, sich auf deutschem Boden umfänglich zu bewähren. Oesterreich hat dazu bereits den Anfang gemacht, indem es die Stöhrer'schen Apparate bei seinen öffentlichen Anstalten einzuführen begann. (Beil. zur Allg. Zeitung, 1847 Nr. 239.) Ueber die elektrische Wirkung beim Vergolden des Kupfers und Verzinken des Eisens; von Sainte-Preuve. Das Vergolden des Kupfers läßt sich am vortheilhaftesten ausführen, wenn das Bad alkalisch ist; das Verzinken des Eisens hingegen, wenn das Bad sauer ist. Diese beiden Thatsachen sind in Uebereinstimmung mit der Classification von Berzelius und mit den Beobachtungen von Becquerel. Nach Berzelius ist das Gold bei seiner Berührung mit dem Kupfer negativ; und nach Becquerel ist das Gold auch negativ in Berührung mit den Alkalien. Hier stimmen also die beiden elektrischen Wirkungen überein, was die Ablagerung des Goldes in dünner Schicht auf das Kupfer begünstigt. – Ebenso ist das Zink in Berührung mit dem Eisen positiv und die Berührung mit den Säuren ertheilt ihm denselben elektrischen Zustand. Auch hier stimmen also die beiden elektrischen Wirkungen zusammen. Aus diesen Principien folgt aber nicht nothwendig, daß man nur unter den erwähnten Umständen vergolden und verzinken kann. Unter ausnahmsweisen Umständen kann man das Vergolden auch in einem sauren oder neutralen Bade und das Verzinken in einem alkalischen oder neutralen Bade bewirken. Dazu genügt es, daß die elektrische Wirkung des Kupfers auf das Gold stärker ist als diejenige des sauren oder neutralen Bades auf das Gold; und ebenso daß die elektrische Wirkung des Eisens auf das Zink diejenige des alkalischen oder neutralen Bades auf das Zink überwiegt. Endlich kann man mittelst eines Volta'schen Elements (oder selbst einer galvanischen Säule) den positiven Zustand, welchen das saure Bad beim Vergolden anzunehmen strebt, in den negativen verwandeln und eben so den negativen Zustand, welchen das Verzinkungsbad annehmen sollte, in den positiven. (Comptes rendus, Jun. 1847, Nr. 26.) Verfahren wasserfreie Schwefelsäure zu erhalten; von Ch. Barreswil. Bisher konnte man die wasserfreie Schwefelsäure nur durch Destillation von entwässertem Eisenvitriol oder doppelt-schwefelsaurem Natron bereiten. Ich habe ein neues, sehr einfaches Verfahren sie zu bereiten entdeckt, welches freilich nur in wissenschaftlicher Hinsicht interessant ist und keine technische Anwendung gestattet. Ich vermische nämlich wasserfreie Phosphorsäure mit concentrirter Schwefelsäure und erhitze dann die Mischung: beim Vermischen der beiden Säuren entsteht eine Temperatur-Erhöhung und es bilden sich gleich anfangs einige saure Dämpfe; diese Erscheinung kann man aber vermeiden, wenn man vorsichtig operirt und dabei das Gefäß in ein sehr kaltes Bad stellt. Wenn man dann die Mischung (gerade so wie sächsisches Vitriolöl) destillirt, so geht die wasserfreie Schwefelsäure über und als Rückstand bleibt glasartiges Phosphorsäure-Hydrat. Auf organische Substanzen, z.B. Papier, Baumwolle, welche durch sächsisches Vitriolöl augenblicklich zerstört werden, hat eine Mischung von concentrirter Schwefelsäure und wasserfreier Phosphorsäure keine Wirkung; es scheint daher, daß die Schwefelsäure ihr Wasser erst in dem Augenblick verliert, wo man die Mischung erhitzt. (Comptes rendus, Jul. 1847, Nr. 1.) Kohlenbildung auf nassem Wege, von R. Göppert. Hr. Göppert hat mit glücklichem Erfolge den Versuch gemacht, Kohle auf nassem Wege zu erzeugen, indem er die zu diesem Versuche bestimmten Vegetabilien längere Zeit hindurch unter Zutritt der Luft in Wasser legte, dessen Temperatur am Tage 80° R. und des Nachts etwa 50 bis 60° R. betrug. Auf diese Weise wurde von manchen Pflanzen schon nach einem Jahre, bei andern erst in zwei Jahren ein Product erzielt, welches in seiner äußeren Beschaffenheit von Braunkohle nicht mehr zu unterscheiden war, wiewohl er eine der Beschaffenheit der Steinkohle ähnliche Bildung oder Kohle von schwarzer glänzender Beschaffenheit selbst nach 2 1/2 Jahren durch dieses Verfahren nicht erreichte. Dieses gelang erst durch einen Zusatz von einer sehr kleinen Quantität von schwefelsaurem Eisen, etwa 1/96 Proc., indem er von der Ueberzeugung ausging, daß das in den Steinkohlen so häufige Schwefeleisen aus den Pflanzen, welche zu ihrer Bildung beitrugen, stamme. Nun ist er zwar weit davon entfernt zu glauben, daß die Pflanzen der Vorwelt, ehe sie in die Schichten gehüllt wurden, oder in diesem letztern Zustande selbst sich in einer Flüssigkeit von so hoher Temperatur befunden haben sollten, sondern meint nur, daß die von ihm gewählte Verfahrungsart dazu diene, den Kohlenbildungsproceß zu beschleunigen. Auch dient diese Methode dazu, die Bildung der fossilen Harze recht anschaulich zu machen. Venetianischer, auf diese Weise mit Zweigen von Pinus larix oder dem Lärchenbaum digerirter Terpenthin hatte, unter gleichzeitig erfolgter Veränderung seines specifischen Geruches, nach einem Jahre schon fast die Fähigkeit verloren, sich in Weingeist aufzulösen, näherte sich also in dieser Beziehung dem Bernstein, der bekanntlich von Weingeist fast gar nicht aufgenommen wird. Wahrscheinlich dürfte es gelingen, mehrere solche in das Pflanzenreich, nicht in das Mineralreich gehörende Harze, wie Retinasphalt, Bernstein und dergl. einst künstlich darzustellen. (Poggendorff's Annalen der Physik, 1847, Nr. 9.) Ueber künstliches Ausbrüten der Eier. Ein Amerikaner, W. Cantelo, nahm im vorigen Jahr in England ein Patent auf einen Apparat zum Ausbrüten der Eier etc. (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CII S. 76.) Derselbe errichtete zuerst in New-York, dann in Brighton bei London, Etablissements zum Brüten und zur Hühnerzucht; in neuester Zeit legte er ein solches in der Nähe von Paris, bei Varenne Saint-Maur, auf dem Gute des Hrn. Caffin d'Orsigny an. Letztere Brütanstalt, in einem gewissen Maaßstab eine Musteranstalt für dieses Verfahren, ist ungefähr seit einem halben Jahr im Gang; wir sahen darin vor einigen Tagen über 800 Hühner verschiedenen Alters von dem eben aus der Schale schlüpfenden bis zum gemästeten, schon für den Markt bestimmten. Die Brütung war mit einer großen Anzahl Eier noch im Gange. Der Brütapparat des Hrn. Cantelo hat einige Aehnlichkeit mit demjenigen des Hrn. Bonnemain; doch sind in der Einrichtung bedeutende Verschiedenheiten, welche dem neuen System große Vorzüge zu geben scheinen. Erstens werden die Eier nicht über ihre ganze Oberfläche erwärmt, was fehlerhaft ist, der Natur zuwiderläuft und die Flüssigkeit des Eies verdampft. Zweitens vertreten starke Kautschukröhren, welche über die Eier hingehen, einigermaßen die Berührung der Eier mit dem Bauche der Henne. Durch eine sehr sinnreiche Einrichtung wird die Verbrennung der Kohle mit großer Sparsamkeit im Verhältniß zur erforderlichen Temperatur regulirt. Die ausgeschlüpften und wieder abgetrockneten Küchlein werden in eine Abtheilung des Etablissements getragen, wo sich der Hühnerkorb befindet, eine Art kleines, rundes Haus, in dessen Mitte sich eine Wärmelampe befindet, welche mit warmem Wasser gefüllte Röhren in eine Art Pulte, die auf dem Boden stehen, aussendet. Jeder dieser vorn offenen, mit Wollenfransen behangenen Pulte ist die künstliche Mutter, unter welche die Hühnchen ihre Zuflucht nehmen. Endlich besitzt dieses Etablissement noch Hühnerhäuser und kleine, nach dem verschiedenen Alter der Hühner abgetheilte Gärtchen. (Moniteur industriel, 1847, Nr. 1158.) Abscheidung der Kieselerde aus Pflanzen. Dr. C. T. Jackson theilt ein neues Verfahren mit, aus den Stengeln des Schilfrohrs, der Binsen, dem Stroh und Gras, die Kieselerde abzuscheiden, welches er als Gehülfe bei der Fabrication von Papier aus dem Rohr entdeckte. Dasselbe eignet sich sowohl zum Demonstriren des Vorhandenseyns von Kieselerde in Pflanzen in Vorlesungen, als auch zur chemischen Analyse der mit einer Kieseldecke versehenen Pflanzen. Die Stengel werden zerquetscht oder gespalten, mit Wasser befeuchtet und in eine bleierne Röhre oder ein cylindrisches Gefäß gebracht; dann wird eine kleinere Röhre mit dem einen Ende derselben verbunden und in ein Glas Wasser hinabgeleitet; hierauf wird eine bleierne Flasche, in welcher sich gepulverter Flußspath und concentrirte Schwefelsäure befinden, mit dem entgegengesetzten Ende des Gefäßes in Verbindung gesetzt und der Boden der Flasche mittelst einer Spirituslampe vorsichtig erhitzt. Das fluorwasserstoffsaure Gas streicht nun durch das im Gefäß befindliche Schilfrohr, und nimmt alle Kieselerde als kieselfluorwasserstoffsaures Gas mit, welches im Wasser zersetzt wird, wobei Kieselerdehydrat gallertartig abgeschieden wird, welches abfiltrirt werden kann. Die Pflanzenfaser, welche man aus dem Reservoir nahm und auswusch, ist frei von Kieselerde. (Edinburgh new philosophical Journal, Jul. 1847) Aromatischer Räucheressig. Als das angenehmste und zugleich belebendste Riechmittel, welches jedermann sich leicht selbst bereiten kann, empfiehlt Dr. Mohr in seinem Commentar zur preußischen Pharmakopöe eine Mischung von gleichen Theilen Essigäther und concentrirtester Essigsäure (Eisessig), welcher man einige Tropfen Nelkenöl zusetzt. Vorrichtung zum Aufbewahren der Seidenraupeneier. Um gute Seidenwürmer zu ziehen, ist vor allem nothwendig, daß die Eier in gutem Zustand erhalten werden. Gewöhnlich werden sie in nicht zu feuchten Kellern aufbewahrt und zwar entweder in Schachteln (kleinen Fäßchen) am Gewölbe derselben aufgehangen, oder in irdene oder gläserne Gefäße gelegt, die man gut verschließt. In beiden Fällen aber werden sie in Tücher eingeschlagen, in welchen es den sich aneinanderhängenden Eiern an Luft gebricht, wodurch sie feucht werden und schimmeln. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, erdachte Hr. Dargnies zu Courcheverny bei Blois folgende einfache und sinnreiche Vorrichtung. Dieselbe besteht aus zwei Rädern, welche durch eine Achse miteinander verbunden sind; die Felgen dieser Räder haben auf der Innenseite Falze, um Querstäbe aufzunehmen, welche von einem Rade zum andern herübergehen; um letztere werden die mit Seidenraupen-Eiern beschickten Leinentücher gerollt; die Querstäbe werden successive übereinander um die Achse herum gelegt, in dem Maaße als man Leinentuch mit Eiern herumwickelt, und haben den Zweck, zwischen jeder Tuchwand einen Raum zu lassen, worin die Luft frei circulirt, ohne daß die Eier zusammenkleben oder sich erhitzen können. Es versteht sich von selbst, daß die Eier obendraufobendraus gelegt werden, so daß sie nicht auf die Stäbe selbst zu liegen kommen. Wenn alle Stäbe gelegt und die Vorrichtung ganz gefüllt ist, so bringt man sie in ein Faß mit einem festen und einem beweglichen Boden. Befindet sich die Vorrichtung im Faß, so setzt man den beweglichen Boden wieder ein, den man mit einem Tuch umgibt, damit er besser schließt und hängt das Ganze horizontal mittelst eines Eisendrahts am Kellergewölbe auf. Der Vorrichtung wird die Breite der Leinwand gegeben; Hr. Dargnies machte sie 2 Fuß breit. (Moniteur industriel 1847, Nr. 1140.) Vortheilhafte Zucht der Seidenwurm-Eier. Der Pfarrer Fraissinet zu Sauves macht ein Verfahren bekannt, durch welches das Product an Seide um ein Fünftheil, wenn nicht gar um ein Viertheil vermehrt wird. Nach ihm müssen die Eier einer säubernden Verpflegung unterworfen werden, um eine starke Raupe zu erzielen, deren kräftige Gesundheit durch eine umsichtige Zucht unterhalten, von dem Keim der Muskardine nie erreicht werden kann. Er hat sich überzeugt, daß die Würmer, welche aus den Eiern, die, seitdem sie gelegt wurden, bis zum Auskriechen eine gleiche Behandlung erfuhren, zuerst auskriechen, während sie bisher stets weggeworfen wurden, gerade die kräftigsten sind. Demgemäß wählt er eben diese aus, läßt sie besonders aufkriechen und wählt aus ihren stets vortrefflichen Cocons die zur weitern Eierzucht erforderlichen aus, trennt hierauf die Cocons in männliche und weibliche Abtheilungen, läßt die weiblichen Schmetterlinge sich von der gelben Substanz entleeren, womit sie angefüllt sind, und welche, wie er behauptet, die Flüssigkeit, welche das Männchen von sich gibt, nur schwächen kann, und überwacht nach einer höchst sorgfältigen Auswahl der Individuen und unter einer ins Kleinlichste gehenden Aufmerksamkeit die Begattung. – Dieses Verfahren ist in Widerspruch mit demjenigen von Dandolo und Bonafous, wonach die Raupen, je später sie auskriechen, desto kräftiger seyn müßten. Nach 7–8 Jahren soll bei dem neuen Verfahren die Species ihre Vollkommenheit erreichen und die eigentlichen „Vollblut“-Seidenwürmer erhalten werden! (Moniteur industriel 1847, Nr. 1152.) Ueber die chinesische Aus- und Einfuhr nebst Notizen über die Bereitung des Thees und Gewinnung einiger anderen Handelsproducte; von August Hausmann, Attaché der französischen Gesandtschaft in China. Eine vom Verfasser der Industriegesellschaft zu Mülhausen am 30. Dec. 1846 eingesandte Abhandlung umfaßt das ganze Handelswesen in Canton und in China; wir entnehmen derselben den Inhalt des fünften Capitels über die dortige Ein- und AusfuhrAnsfuhr. Die Eröffnung der neuen chinesischen Häfen und die dem fremden Handel erworbenen Freiheiten gaben demselben bekanntlich in den letzten Jahren einen außerordentlichen Aufschwung. Die englische Einfuhr hat seit dem Jahr 1842 sogar den Bedarf der chinesischen Consumtion beständig überstiegen; diese übergroße Handelsbewegung hatte, in Verbindung mit der Concurrenz, welche die Vereinigten Staaten den großbrittanischen Fabricaten an diesen entfernten Küsten bereiten, einen werthvermindernden Einfluß auf die Waare. Diese, für einen großen Theil von Europa in mancher Hinsicht als neu entstandene zu betrachtenden Märkte leiden schon an allen Uebelständen der alten Märkte unserer Heimath. Betrachten wir die chinesische Ein- und Ausfuhr im Jahr 1844. Canton empfing in diesem Jahr unter brittischer, amerikanischer, französischer, holländischer, belgischer, spanischer, portugiesischer, dänischer, schwedischer und deutscher Flagge, mit Ausschluß des Opiums, den Werth von   96,889,000 Frcs. die Einfuhr zu Ningpo (ohne Opium) betrug     2,535,000    „ die englische Einfuhr zu Changhaï (ohne Opium)   12,533,000    „ die englische Einfuhr zu Amoy (ohne Opium) im ersten Semester 1844     1,734,000    „ die Gesammteinfuhr zu Amoy im zweiten Semester (ohne Opium)     4,709,000    „ Die Opiumeinfuhr in China wird nirgends officiell angeführt;      sie wird aber allgemein für das Jahr 1844 zu 50,000 Kisten      angeschlagen. Das Malwah (-Opium) wurde zu 810 Piaster      die Kiste, das Patna zu 720 Piaster; das Benares zu 690      Piaster verkauft; so daß für die Kiste, den Mittelpreis von      740 Piaster, oder 4,018 Frcs. 20 Cent. angenommen, man      einen Gesammtbetrag erhält von 200,913,000    „ –––––––––––––––                    Mithin haben wir die Summe von 319,310,000 Frcs. für sämmtliche europäische und amerikanische Einfuhr in China im Jahr 1844, mit Ausnahme der zu Changhaï unter anderer als englischer Flagge, in diesem Jahr und der zu Amoy im ersten Halbjahr, und endlich der sehr unbedeutenden im Hafen von Fu-tschu-fu. Diese drei Einfuhren betragen kaum über 20 Millionen. Sonach beläuft sich der ganze Einfuhrhandel auf ungefähr 320 Millionen, wovon 120 auf gesetzlichem Wege eingeführt wurden, 200 aber Contrebande sind. Nun zur Ausfuhr: die zu Canton betrug 138,541,000 Frcs. die zu Ningpo        579,000   „ die englische Ausfuhr zu Changhaï   12,188,000   „ die englische Ausfuhr zu Amoy im ersten Semester          51,000  „ die Gesammtausfuhr ebendaselbst im zweiten Semester        984,000  „ ––––––––––––– Was einen Gesammtbetrag von 152,343,000 Frcs. für sämmtliche Ausfuhr im Jahr 1844 gibt, mit Ausnahme derzu Shanghaï unter anderer als englischer Flagge und derzu Amoy im ersten Semester ebenso stattgehabten. Sie istanzuschlagen zu     1,000,000 –––––––––––––        Die gesammte Ausfuhr beträgt sonach ungefähr 153,000,000 Frcs. welche von dem Betrag der Einfuhr abgezogen, für letztere einen Mehrbetrag von 167 Millionen ergibt, welcher von den Chinesen in Saï-ci-SilberSaï-ci nennen die Chinesen Barren, die verschieden sind an Form und Gewicht, gewöhnlich auf einer Seite die Gestalt eines rechtwinkeligen Parallelogramms haben und eben und glatt sind, während die andere Seite abgerundet und uneben ist. In solchen Barren von Silber empfängt und macht das Gouvernement seine Zahlungen, und mit ihnen werden im Handel auch Waaren bezahlt. Es gibt auch Saï-ci-Gold. ausgezahlt wurde. Rechnet man Ein- und Ausfuhr zusammen, so beträgt die Totalsumme des ganzen Handels 473 Millionen. In dieser Ziffer figurirte England mit ungefähr 380 Millionen Einfuhr (wovon 86,283,000 gesetzliche), und mit 97,096,000 Ausfuhr. Die Anzahl der englischen Schiffe, welche in den fünf Häfen einliefen, betrug ungefähr 310, wovon 228 für Canton geladen waren; diese Schiffe faßten nahezu 131,000 englische Tonnen, wovon 104,322 nach Canton gingen. Der Antheil Amerika's betrug nahezu 49,580,000 Frcs. Nach den uns zu Gebote stehenden Documenten betrug die Einfuhr 13,280,000 Frcs., wovon 6,112,500 in Piastern; denn die Producte des Bodens sowohl als der Fabriken Nordamerika's, deren China bedarf, betragen bei weitem nicht so viel, als Amerika aus China bezieht. Die amerikanische Ausfuhr belief sich auf 36,300,000 Frcs. Die Differenz im Betrag von 23 Millionen zwischen dieser Einfuhr und Ausfuhr wurde von den Vereinigten Staaten an Großbritannien entrichtet. Frankreich schickte im Jahr 1844 nach Canton nur zwei Schiffe von 751 Tonnen Gehalt, deren Einfuhr 186,000 Frcs., und die Ausfuhr 204,000 Frcs. betrug. Holland führte in diesem Jahr für 1,274,000 Frcs. ein, und für 3,495,000 Frcs. aus. Die deutsche und spanische Handelsbewegung war sehr geringfügig. Im Jahr 1845 hat die Einfuhr zu Canton abgenommen, die Ausfuhr hingegen zugenommen. Der Handel zu Changhaï verdoppelte sich in diesem Jahr. Betrachten wir nun die vorzüglichsten Einfuhr- und Ausfuhrartikel. Unter die erstern sind vornehmlich zu zählen: das Opium, ungesponnene und gesponnene Baumwolle, Baumwollzeuge, Wollenzeuge, Metalle, Uhrmacherarbeiten, Betel, Vogelnester, Seeblasen, Fischmägen, Haifischfinnen, Pfeffer, Elephantenzähne, Putschuk (ostindische Costwurzel), Weihrauch, Rotang (Palmrieth), Sandelholz, Häute und Reis. Der Opiumhandel, welcher so viele drohende kaiserliche Edicte und dann einen denkwürdigen Krieg veranlaßte, ist heutzutage blühender denn je. Das Gesetz, welches seine Einfuhr verbietet, ist nicht aufgehoben, wird aber als nicht erlassen betrachtet. Die Mandarinen selbst bieten die Hand zum Betrug; der von Chusan z.B. versendet Opium an seinen Collegen zu Ning-po gegen Erlag von 10 Piastern per Kiste. Man wartet nur, sagt man, auf den Tod des Kaisers, um einen Handel gesetzlich zu machen, gegen welchen er sich zu entschieden ausgesprochen hat, als daß er sein Verbot aufheben könnte, ohne sein bereits geschwächtes Ansehen beim chinesischen Volk zu beeinträchtigen. Der Gebrauch des Opiums ist gegenwärtig in China keine Sache des Luxus mehr, sondern zum Bedürfniß geworden. Die ärmsten suchen sich einige Ueberbleibsel dieses angebeteten Narcoticums zu verschaffen, um in seinem berauschenden Dampf ihr trauriges Leben zu vergessen; vom Höchsten bis zum Niedersten raucht jetzt in China Jedermann Opium. Da der Verkauf dieser Waare in den offenen Häfen nicht stattfinden kann, so faßte der Schmuggel in der Umgegend derselben seine Posten; seine Hauptstationen längs der Küste sind: Kap-Sing-moun, bei Canton, welches monatlich vertreibt   800 Kisten Hu-Sang, bei Changaï 1000    „ Namo   200    „ Tchimao     50    „ Tchintchuo   100    „ Chusan   250    „ Hong-Kong und Macao sind ebenfalls sehr bedeutende Stationen, der daselbst getriebene Schmuggel ist aber schwer genau anzugeben. Den gegenwärtigen Opiumhandel in China schlägt man allgemein zu 150 bis 200 Millionen Francs an; es ist dieß beinahe das Doppelte des legalen Einfuhrhandels und der gewinnbringendste. In jeder Station liegen für immer einige Magazinschiffe, welchen die englischen Clippers von Hong-Kong und aus Indien von Zeit zu Zeit neue Vorräthe zuführen. Auf diesen Schiffen kaufen die chinesischen Schmuggler-Fahrzeuge die Waare, ohne von der Mauth beunruhigt zu werden. Nach dem Opium ist die rohe und verarbeitete Baumwolle der bedeutendste Einfuhrartikel. Seit dem vorigen Jahrhundert sandte die englisch-ostindische Handelscompagnie große Ladungen roher Baumwolle nach China und suchte diesem Handel Ausdehnung zu geben, welcher im Jahr 1821 sich wirklich auf 16 1/2 Millionen belief. Im Jahr 1844 liefen im Hafen zu Canton 47,627,000 Kilo, im Werth von 38,340,000 Frcs. ein; davon kamen aus Indien 46,440,000 Kilo und aus den Vereinigten Staaten nur 1,187,000 Kilo. Die amerikanische Baumwolle aber, gegen welche die Chinesen lang ein ungerechtes Vorurtheil hatten, scheint jetzt sehr in Aufnahme zu kommen; im Jahr 1845 wurde zu Canton zweimal so viel davon eingeführt. Die Chinesen sehen endlich ein, daß die Langfaserigkeit der amerikanischen Baumwolle, welche sie erst kurz vorher noch als einen Fehler betrachteten, im Gegentheil die vorzüglichste ihrer Eigenschaften ist und wahrscheinlich wird ihr Preis, welcher im Jahr 1844 zu Canton nur 76 Centimes per Kilo betrug, ihr bald den Vorzug vor der indischen einräumen, die im Mittel 80 Cent. kostete und deren sehr kurze Faser der industriellen Anwendung sehr hinderlich ist. Dieß wäre ein doppelter Vortheil für Amerika, welchem es wie gesagt, an Einfuhrartikeln für China fehlt. Die in der chinesischen Industrie jährlich verwendete rohe Baumwolle kann zu 100 Millionen Kilo angeschlagen werden, wovon die Hälfte in China selbst erzeugt wird, wo die Baumwollcultur sehr verbreitet ist, obwohl sie erst gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts eingeführt wurde; vorher kleidete sich die ganze Nation in Seide. Die chinesische Baumwolle ist theurer als die indische, aber kaum von besserer Qualität. In mehreren Provinzen, vorzüglich aber der Umgegend von Nanking, erzeugt man Baumwolle welche wegen ihrer gelben Nüance merkwürdig ist; die Nankingzeuge verdanken ihre Farbe einzig der natürlichen ihres Urstoffs, und durchaus keiner künstlich ertheilten Färbung, wie man in Europa allgemein glaubt. Die Einfuhr gesponnener Baumwolle betrug im Jahr 1844 zu Canton 1,779,700 Kilo für 4,007,000 Frcs. zum durchschnittlichen Preis von 2 Fr. 25 C. per Kilo. – Diesen Artikel führen beinahe ausschließlich die Engländer ein; die begehrtesten Nummern sind 16 bis 34 (engl.). Das bedeutendste aller fremden Fabricate, welche in China verbraucht werden, sind die ungebleichten und weißen Baumwollgewebe. Die Preise dieses Artikels scheinen zwar von Jahr zu Jahr immer niedriger zu gehen, während die Zufuhr desselben stets zunimmt. Täglich dringt er tiefer in das Innere des Landes vor, wo seine Wohlfeilheit ihm neue Consumenten gewinnt, die sich glücklich schätzen und verwundern, sich einen so höchst nothwendigen Gegenstand zu so niederm Preise verschaffen zu können; denn er macht die Kleidung der ganzen niedern Classe des Reichs aus. Vom Jahr 1827 bis 1829 betrug die jährliche Einfuhr der Baumwollzeuge in China kaum über 15 bis 20,000 Stücke. Im Jahr 1844 empfing Canton: 1,555,482 ungebleichte und weiße Stücke, das Stück zu 17 Fr. 40 C. 27,060,000 Fr.      47,876 Stück Indiennes (gedruckte Baumwollzeuge) und 55,573Duzend Tücher   1,509,800  „ Zu Changhaï liefen ein:    445,907 Stück Baumwollzeuge, wovon 19,000 Indiennes und 6000Kattune, dann 6470 Duzend Tücher, im Gesammtwerth von   8,569,100  „ Zu Amoy:      60,000 Stück im Werth von      108,000  „ Zu Ningpo:      91,494 Stück   1,660,100  „ ––––––––– –––––––––––– 2,200,759 Stück. 38,907,000 Fr. Der Antheil der Amerikaner an dieser Einfuhr betrug ungefähr 200,000 Stück zu Canton, wo sie mit jedem Jahr eine den Engländern gefährlicher werdende Concurrenz betrieben. Unter die in China begehrtesten Baumwollgewebe gehören die Longcloths, oder ungebleichte und weiße Calicos welche zu 34 bis 36 Meter Länge und 90 Centimeter bis 1 Meter Breite für 15 bis 17 Frcs verkauft werden. Die Drills oder Köperzeuge und die Domestics oder grobe Calicos werden beinahe ausschließlich von Amerika geliefert, mit welchem England in diesen Artikeln nicht concurriren kann. Dagegen behauptet England das Monopol in den Longcloths. Diese verschiedenen Gewebe werden gewöhnlich von den Chinesen selbst blau gefärbt, um Kleider daraus zu machen. Die Indiennes finden, wie die Ziffer der Einfuhr zeigt, nur eine sehr beschränkte Anwendung in China, wo man sich ihrer kaum zu etwas anderm als zu Bettdecken und Möbelverzierungen bedient. Die Baumwollindustrie dieses Landes ist noch ganz in ihrer Kindheit. Die Baumwolle wird auf dem Rädchen gesponnen und auf dem Lande auf Handwebstühlen gewebt. (Man sehe hierüber des Verf. frühern Artikel über chinesische Baumwollindustrie im polytechn. Journal Bd. CV S. 288.) Die Weber von Profession verdienen 2 MècesDie chinesischen Rechnungsmünzen sind folgende: Der Taël (= 7 1/2 Fr.); ein solcher hat 10 Mèces, 100 Candarinen oder 1000 Cach. oder 1 1/2 Frc. täglich, ein höherer Lohn als die meisten unserer Weber auf dem Lande empfangen, welcher beweist, daß der Arbeitslohn in China nicht so gering ist, als man bei uns allgemein glaubt. Die Einfuhr von Wollenzeugen betrug im Jahr 1844 zu Canton 4,027,000 Meter für 17,245,800 Frcs. nach den Listen des englischen Consuls. Von leichten Tuchen gingen ein 1,797,500 Meter für 10,696,700 Fr; von einer Art Sarsch, Longell genannt, 1,046,700 Meter für 2,383,500 Frcs.; von Camelots 1,023,400 Meter für 3,580,400 Frcs. Außerdem empfing Canton noch 3670 Paar Wollendecken. – Wie man sieht, ist die Einfuhr von Wollenzeugen, obgleich bedeutend, doch bei weitem nicht so groß wie die von Baumwollwaaren. Der Wolle bedienen sich nur die wohlhabenden Classen; der Baumwolle hingegen die ungeheure Mehrheit des Volks, welches sich seine Calicocasacken im Winter mit dickem Watt futtert. Die Einfuhr an Wollenwaaren scheint sich gleich zu erhalten, während die an Baumwolle bis zum Jahr 1844 immer zuzunehmen schien. Das leichte Tuch, spanish stripe genannt, wird in 16 1/2 bis 17 1/2 Meter langen und 1,57 Meter breiten Stücken, der Meter zu 5,95 bis 7,70 Frcs. verkauft. Dieser Artikel ist beinahe ausschließlich englisches Fabricat. Die Camelots werden von England, eine gewisse Sorte von Holland geliefert. Die Art der Verpackung und die Ausschmückung (la toilette) der Stücke tragen beim Tuch, Sarsch und bei den Camelots sehr zum Absatz bei. Die Metalle sind ein bedeutender Einfuhrartikel für China, obwohl dieses Land große mineralische Reichthümer besitzt. Canton empfing im Jahr 1844: 4,062,500 Kil. Eisen im Werth von          739,500 Frcs.      96,700  „ Stahl      „       „      36,000   „    368,700  „ Zinn      „       „    598,000   „ 1,443,500  „ Blei       „       „    623,000   „      40,400  „ Zinn      „       „      25,600   „ –––––––––––– ––––––––––––– 6,011,800 Kil. 2,022,100 Frcs. Das Eisen wird beinahe ausschließlich unter englischer Flagge eingeführt. Die Bleieinfuhr hingegen gehört jetzt den Amerikanern, welche dieses Metall zum niedern Preis von 40 Cent. per Kilo liefern. Das Zinn kömmt von den Meerengen, namentlich von Banca. – Kupfer bezieht China in beträchtlicher Menge aus Japan. Die Einfuhr von Uhrmacherwaaren, welche sonst sehr stark war, hat bedeutend abgenommen, seitdem die Chinesen selbst Uhren mit europäischen Federn machen. Sie betrug im Jahr 1844 zu Canton nur 216,000 Frcs. Dieser Handel ist in den Händen zweier Schweizer Häuser, die in London große Comptoirs haben. Das Betel ist in der Einfuhr zu 1,874,500 Kil. für 610,900 Frcs. angeführt. Die Vogelnester zu 32,609 Kil. für 625,000 Fr. zum mittlern Preis von 20 Fr. per Kilo. Diese Nester werden vorzüglich von der Insel Java bezogen, wo sie sich am häufigsten in den Krümmungen der sich senkrecht über das Meer erhebenden Felsen finden, wodurch das Geschäft des Nestausnehmens außerordentlich gefährlich wird. Sie werden in China auf vielerlei Weise zubereitet, ehe man sie auf die Tafel der reichen Mandarinen in Form sehr delicater Suppen bringt. Man nimmt alle Unreinigkeiten heraus, so daß sie nur mehr eine weißliche, klebrige, ausgetrocknetem Leim sehr ähnliche Masse bilden. Die geschätztesten Nester sind die, welche nur Jungen enthielten und von einem leichten Flaum bedeckt sind; wenn die jungen Schwalben beim Ausnehmen aus dem Neste schon Federn hatten, so kömmt das Nest zu den geringern Sorten; wenn es nur Eier enthielt, so wird es als mittlere Sorte behandelt. Die Nester erster Sorte sind 110 bis 120 Fr. per Kilo werth, während die geringern Sorten zu weniger als 10 Fr. angesetzt werden. Es gibt ungefähr 15 Sorten. Ebenso wie die Vogelnester werden auch die Fischmägen, die Haifischfinnen und Seeblasen von den Chinesen als mächtige Reizmittel betrachtet. Letztere (französisch: holothurie, tripang oder biche-de-mer genannt) ist eine große Schnecke, welche die Eingebornen der Malaya-Inseln an der Meeresküste sammeln. Zu Canton wurden 117,600 Kilo, im Werth ungefähr von 306,000 Fr. eingeführt. Man unterscheidet 13 Hauptsorten, deren erste Meng-ta, ungefähr 7 Fr. per Kilo und die letzte, Yak-sam, 20 bis 30 Cent. werth ist. Die Fischmägen figurirten bei der Einfuhr mit 112,500 Kil. für 454,000 Fr.; die Haifischfinnen mit 454,000 K. für 605,000 Fr.; der von Indien und dem malayischen Archipel unter englischer, amerikanischer und holländischer Flagge eingeführte Pfeffer mit 938,000 Kil. für 450,000 Frcs.; die durch englische Schiffe eingeführten Elephantenzähne mit 251,000 Frcs.; der Putschuk, eine indische Wurzel zur Verfertigung von Räucherkerzchen, mit 292,500 Kil. für 241,000 Fr.; das Gummi Olibani (Weihrauch), welches die Chinesen als Parfüm hochschätzen, mit 286,000 Kil. für 149,000 Fr.; der Rotang von Borneo und Sumatra mit 1,771,000 Kil. für 550,800 Fr.; das Sandelholz von den Philippinen und dem englischen und niederländischen Indien mit 775,300 Kil. für 624,900 Fr.; die Häute und Pelzwerk aus Amerika, verschiedenen Inseln des malayischen Archipels und Indien, mit 263,500 Frcs., und der Reis, dieses Brod der Chinesen, von den Philippinen und aus dem niederländischem Indien, mit 6,698,000 Kil. für 1,115,600 Fr., zum Mittelpreis von 16 Cent. per Kil. Die übrigen Einfuhrartikel, welche zusammen noch ein bedeutendes Quantum ausmachen, werden wir nicht mehr speciell anführen. Gehen wir auf die Ausfuhr von Canton über, von welchen wir ebenfalls nur die Hauptartikel anführen werden, nämlich den Thee, die rohe und verarbeitete Seide, den Zucker, die Matten, den Alaun, das Anisöl, die Cassia, das Porzellan, die Chinawurzel, die Fächer und Schirme, die kleinen Glaswaaren, die Sonnenschirme, Lacke, Nankins, das Papier, das Quecksilber, das Confect, die Rhabarber und den Zinnober. Canton führte im Jahr 1844 32,900,000 Kil. Thee aus, wovon 24 Mill. 422,000 unter englischer, und 6,997,000 unter amerikanischer Flagge. Der Gesammtwerth dieser Ausfuhr ist 104,841,000 Fr. Die nördlich von Canton gelegenen Häfen, namentlich der zu Changhaï, scheinen diesem letztern bald eine bedeutende Concurrenz in diesem Artikel darzubieten. Wie man sagt, werden die längern Blätter der Theestaude zum schwarzen und die kurzen zum grünen Thee verwendet. Uebrigens bereitet der Chinese aus einem und demselben Blatt nach Belieben schwarzen oder grünen Thee, wie bei uns eine und dieselbe Traube zur Bereitung rothen und weißen Weins dienen kann. Nichtsdestoweniger werden gewisse Gewächse besonders zum grünen, andere zum schwarzen Thee bestimmt. Um schwarzen Thee zu bereiten, werden die Blätter in freier Luft eine Zeilang den Sonnenstrahlen ausgesetzt, alsdann in eisernen Becken bei starker Hitze auf einem langen Ofen geröstet, und dabei mit einer Spatel umgerührt; es dauert dieß 1/2 Stunde. Das gerollte und erhärtete Blatt wird sodann ein zweitesmal in einem von Bambus geflochtenen Korb ausgetrocknet, den man über ein Loch stellt, welches in ein großes, mit Gluth angefülltes Steingefäß (dalle) gemacht ist. Der Thee wird auf diese Weise in den Zustand vollkommener Trockne gebracht. Um grünen Thee zu erhalten, setzt man die Blätter in den Becken (Pfannen) einer mäßigen Wärme aus; läßt sie aber länger darin als beim schwarzen Thee. Hier findet nur eine einzige Röstung statt. Um dem grünen Thee eine schöne Farbe zu geben, pflegen die Chinesen ihn mit etwas Berlinerblau und gelbem chromsaurem Blei zu färben, wodurch sich vielleicht die Wirkung erklären ließe, welche der grüne Thee auf das Nervensystem mancher Personen äußert. In China werden nur die schwarzen Sorten gebraucht, der grüne Thee wird vorzüglich nach Amerika ausgeführt. Es gibt gewisse bessere Sorten, welche sich die Fremden nicht verschaffen können, weil sie nur für die Consumtion der kaiserlichen Familie bestimmt sind. Der Monarch schickt jährlich Commissäre ab, um die Ernte dieser Theearten auf den Bohihügeln zu überwachen, wo Sorten wachsen sollen, wovon das Kilogramm über 1000 Frcs. werth ist. Die vorzüglichsten Sorten des schwarzen Thees von Canton sind der Congu, im Jahr 1845 zu 2 bis 3 Frc. 22 Cent. per Kilo notirt; der Su-tschong, 3 Fr. 7 Cent.; der orangefarbige Pekoe, 2 Fr. 90 Cent.; und der Pekoe oder feine Pacho, 5 Fr. 11 Cent. Die geringste Sorte vom grünen Thee ist der Tuankay, welcher 2 Fr. 67 Cent. kostete; dann kömmt der Yung-Hyson, 3 Fr. 10 Cent.; der Hyson, 4 Fr. 87 Cent.; der Kaiserthee, 4 Fr. 20 Cent. bis 5 Fr. 10 Cent. und endlich der Schießpulverthee, 5 Fr. 50 Cent. Die Ausfuhr von Gräzseide betrug zu Canton 463,400 Kil. für 11,929,000 Fr.; die von Seidenzeugen 8,199,900 Fr.; und die von Seidengarn und Bändern 392,654 Frcs. England war an der Gesammtausfuhr der rohen und verarbeiteten Seide mit 13,972,000 Fr., und Amerika mit 6,566,000 Fr. betheiligt, wovon der größte Theil in Geweben bestand. Das oben beim Thee von den Vortheilen des Hafens zu Changhaï Gesagte findet auch seine Anwendung für die sogenannte Nanking-Gräzseide, welche im Jahr 1845 dort etwas wohlfeiler verkauft wurde, als zu Canton. Canton führte im Jahr 1844 unter englischer Flagge allein 3,812,000 Kil. Rohzucker aus, im Werth von 2,062,700 Fr. (das Kil. zu 54 Cent.) und 1,951,000 Kil. Candiszucker im Werth von 1,414,700 Fr. Das Zuckerrohr wird in einigen Provinzen China's ungeheuer stark cultivirt. Das dabei befolgte Verfahren ist noch höchst unvollkommen und dennoch ist China auf dem Punkt mit den Inseln des malayischen Archipels, wie mit Java und Lucon, in Concurrenz zu treten, um Zucker nach Europa zu liefern. Die Rotang-Matten, deren Verfertigung die Chinesen so sehr vervollkommneten, betrugen in der Ausfuhr vom Jahr 1844 612,000 Fr.; der Alaun 2,404,700 Kil. zu 409,000 Fr.; das Anisöl 162,693 Fr.; die Cassia 1,318,700 Kil. zu 1,115,800 Fr.; das durch seine unnachahmbare Leichtigkeit sich vor allem europäischen auszeichnende Porzellan, welches ebenfalls der Norden China's viel wohlfeiler zu liefern verspricht als Canton, 308,400 Kil. zu 626,000 Fr.; die Chinawurzel 346,000 Kil. zu 108,900 Fr.; die Fächer und Schirme 129,000 Fr.; die kleinen Glaswaaren, welche China nach Indien und dem malayischen Archipel versendet 397,500 Fr.; die Sonnenschirme 393,800 Fr; die Lacke, welche Canton besser fabricirt als jede andere Stadt des Reichs, 137,000 Fr.; die Nankins, deren Ausfuhr seit 10 Jahren ungemein abgenommen hat, 39,879 Kil. zu 183,400 Fr.; die Papiere, welche sich durch ihre Mannichfaltigkeit und ihren niedern Preis vor allen chinesischen Industrieproducten auszeichnen, 168,000 Kil. zu 196,000 Fr.; das Quecksilber 29,000 Kil. zu 279,500 Fr.; die Rhabarber 159,000 Kil. zu 645,900 Fr.; die Zuckerwaaren und Conserven 334,000 Fr. und der Zinnober 520,000 Fr. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1847 Nr. 97.)