Titel: Verbesserte Verschließung der Gaslaternen; von Hrn. Chaussenot.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XXVII., S. 113
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XXVII. Verbesserte Verschließung der Gaslaternen; von Hrn. Chaussenot. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Jun. 1847, S. 300. Mit Albbildungen auf Tab. III. Chaussenot's Verschließung der Gaslaternen. Zum Anzünden der Brenner in den Straßenlaternen für Gaslicht bedient man sich in England, Belgien, Holland und beinahe ganz Deutschland einer Leiter, auf welcher der Anzünder so hoch hinaufsteigt, daß er mit der Hand den Ausströmungshahn und das Laternethürchen öffnen und dann das Gas mittelst einer auf irgend eine Weise gegen den Wind geschützten Lampe oder Kerze entzünden kann. Dieses langwierige und umständliche Verfahren hat in volkreichen Städten noch den großen Uebelstand, daß es den Verkehr hindert und durch das zufällige Umfallen der Leiter Unglücksfälle veranlassen kann. In Frankreich bedient man sich schon seit langer Zeit eines andern Verfahrens zum Anzünden der Gaslaternen; es besteht in der Anwendung einer LanzeDie Lanze besteht aus einem oben durchlöcherten Laternchen, welches mit einem Oellämpchen versehen und am Ende einer Stange befestigt ist, mittelst welcher der Brenner in der Laterne eben erreicht werden kann., mittelst welcher das Gas entzündet wird ohne daß sich der Anzünder über den Erdboden zu erheben braucht. Um dieß auszuführen, mußte man am Boden der Laterne eine Oeffnung machen, die groß genug war, um die Lanze hindurchzulassen; diese Oeffnung hat, wenn sie immer frei bleibt, den großen Fehler, daß im Innern der Laterne Ströme aufsteigender Luft stattfinden können, durch welche die Flamme auf Kosten ihrer Intensität schwankend gemacht wird, manchmal sogar erlischt. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, verschloß man die Oeffnung für die Lanze durch ein Thürchen mit Scharnier, trapillon genannt, welches sich von außen nach innen durch eine vom Anzünder mit seiner Lanze gemachte aufhebende Bewegung öffnet. War dieses Thürchen geöffnet und die Lanze, nachdem sie das Gas entzündete, wieder herausgezogen, so mußte das Thürchen entweder durch sein eigenes Gewicht oder vermittelst einer dazu angebrachten Feder wieder zufallen; allein man fand bald, daß der Zweck durchaus nicht erreicht wurde; die mangelhafte Beweglichkeit dieser Verschließung in Folge der Oxydation des Scharniers und der Feder, und die sich sehr bald auf derselben anhäufenden festen Körper machten ihre Behandlung, wenn nicht unmöglich, doch schwierig. Bei der öffentlichen Beleuchtung, wo der Dienst rasch vor sich gehen muß, gab man dieses Thürchen deßhalb bald wieder auf und läßt gegenwärtig die Gaslaternen, welche damit versehen waren, wie früher, unten offen, so daß also nachtheilige Luftströme hineinziehen können. Hr. Chaussenot (rue de Paradis-Poissonnière Nr. 49 in Paris) erfand nun eine eigenthümliche sogenannte Verschließung mit Kreisbewegung (obturateur à mouvement circulaire), welche wegen ihrer Einfachheit, Dauerhaftigkeit und leichten Handhabung überall zu empfehlen ist, wo Gaslaternen dem Einfluß des Windes ausgesetzt sind. Dieser Verschließer, welcher sich der Wirkung der Luftströme auf die Flamme widersetzt, läßt dabei so viel Luft in die Laterne treten als erforderlich ist, sowohl zur vollkommenen Verbrennung des Gases, als auch damit die Gläser nicht vor Hitze zerspringen können. Erklärung der Abbildungen. Fig. 33 Laterne, von einer Säule getragen; Fig. 34 Laterne, welche sich von der vorigen durch ihren Träger und die das Gas dem Brenner zuführende Röhre unterscheidet. Beide Laternen sind mit der neuen Verschließung versehen; Fig. 35 horizontaler Durchschnitt auf der Linie AB, Fig. 34. In dieser Figur ist der Verschließer in seiner gewöhnlichen Stellung, nämlich die Oeffnung für die durchgehende Lanze verschließend, abgebildet; Fig. 36 anderer Horizontaldurchschnitt mit für den Durchgang der Lanze offenem Verschließer; Fig. 37 verticaler Durchschnitt auf der Linie C D, Fig. 35. Fig. 38 anderer Vertical-Durchschnitt. Fig. 39 Lanze zum Anzünden des Gases; Fig. 40 Vertical-Durchschnitt derselben. Dieselben Buchstaben bezeichnen in den verschiedenen Figuren dieselben Gegenstände. A, A' Laterne, in welcher das Gas brennt; B, B' dreiarmige horizontale Querstange, mittelst Schrauben unter dem Rahmen C der Laterne befestigt. Die beiden auseinandergehenden Arme B', B' sind durch den Kreisbogen D verbunden. Auf der von diesen drei Theilen gebildeten Fläche ruht vermöge seines eigenen Gewichts der bewegliche Verschließer E, dessen Kreisbewegung die Oeffnung zum Einführen der das Gas entzündenden Lanze nach Bedarf schließt und freimacht. Der Ansaß F am Verschließer, in welchen eine Stange G geschraubt ist, dient um den Verschließer in Thätigkeit zu setzen, dessen Drehungsachse durch eine Dille H, Fig. 37 und 38, gebildet wird, die sich in einer kreisförmigen Oeffnung in der Dicke der Querstange frei dreht. Der Zweck dieser Dille ist, die den Brenner tragende Röhre I hindurchzulassen. Wenn die Laterne, wie in Fig. 33, unterstützt ist, so wird eine kleine Scheibe a über die Röhre I gesteckt, welche durch ihr eigenes Gewicht oben auf der Dille H aufliegt, um zu verhindern, daß ein Luftzug zwischen der Röhre und dem Innern der Dille eintritt. Wenn die Laterne aber aufgehangen wird wie in Fig. 34, wo die Gasröhre nicht durch den Boden der Laterne geht, muß die Oeffnung der Dille mittelst eines Stöpsels verschlossen werden. Damit die Drehungsachse des Verschließers nicht durch irgend eine Veranlassung aus der Oeffnung, worin er sich dreht, austreten kann, ist ein Zapfen K auf der Querstange durch eine Schraube befestigt. An jeder Seite der die Querstange bildenden Arme B, B' sind Falze angebracht, welche mit dem innern Rand des Laternenrahmens correspondiren und die beiden deren Boden bildenden Glasscheiben aufnehmen und festhalten. Der äußere Theil des Kreisbogens D setzt sich in Form einer Füllung bis zum Laternenrahmen fort, so daß der Durchgang der Luft hier abgeschnitten ist. Da in das Innere der Laterne kein solcher Luftstrom eintreten darf, welcher die Flamme flackernd machen könnte, die Verbrennung jedoch eine beständige Lufterneuerung erheischt, so benutzt man ein Drahtgewebe, mit welchem der Verschließer überzogen wird.In den meisten Fällen kann statt des Drahtgewebes ein Glas genommen werden. Verrichtungen des Verschließers. – Wenn sich der Verschließer in seiner gewöhnlichen Stellung befindet, d.h. die Oeffnung im Boden der Laterne verschließt, wie in Fig. 35, so hat, wenn das Gas entzündet werden soll, der Anzünder vor allem mittelst seiner Lanze, wie gewöhnlich, durch Umdrehen des Schlüssels M den Ausströmungshahn L zu öffnen; hierauf drückt er gegen die Stange G, die den Verschließer von links nach rechts führt, bis sein Ansaß F von dem Arm B' der Querstange aufgehalten wird. Alsdann führt er die Lanze in die Laterne ein, um das Gas zu entzünden, zieht sie wieder heraus und bringt den Verschließer wieder in seine Stellung zurück, indem er die Stange von rechts nach links schiebt. Das Oeffnen und Schließen des Verschließers geht um so leichter vor sich, da die Stange G einen ziemlich langen Radius bildet und die Kreisbewegung des Verschließers keinen andern Widerstand finden kann als die schwache Reibung, welche durch sein Gewicht auf der Unterlage D ausgeübt wird. Wir bemerken noch, daß in Folge der Beschaffenheit der Querstange B, B' die den Boden der Laterne bildenden Gläser nicht verrückt werden, also auch keine Luft durch ihre Ränder eintreten lassen können, weil sie sowohl an den Seiten der Querstange als an denjenigen des Laternenrahmens in Falzen liegen. Diese Scheiben sind so auch vor dem häufigen Zerbrechen geschützt, welches früher durch das Einführen und Herausziehen der Lanze veranlaßt wurde, wo sie nicht, wie hier durch die Querstange B, mit einem Metallbeschläg versehen waren. Der beschriebene Verschließer kann ohne große Kosten an allen Laternen, wie sie auch construirt und aufgehangen seyn mögen, angebracht werden.

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