Titel: Verfahren zur wohlfeilen Fabrication von doppelt-chromsaurem Kali, chromsaurem Blei und doppelt-chromsaurem Kalk; von A. Jacquelain.
Fundstelle: Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XXXIV., S. 134
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XXXIV. Verfahren zur wohlfeilen Fabrication von doppelt-chromsaurem Kali, chromsaurem Blei und doppelt-chromsaurem Kalk; von A. Jacquelain. Aus den Annales de Chimie et de Physique, Dec. 1847, S. 478. Jacquelain's Verfahren zur wohlfeilen Fabrication von doppelt-chromsaurem Kali etc. Im Jahr 1844 wurde ich über den Verlust und die Schwierigkeiten bei der Fabrication des doppelt-chromsauren Kalis zu Rath gezogen; nach vielen Versuchen, die ich deßhalb anstellte, verfiel ich auf ein Verfahren, welches mir jetzt noch sehr ökonomisch zu seyn scheint und dabei sehr einfach ist.Es wurde im wesentlichen bereits im polytechn. Journal Bd. CVI S. 405. mitgetheilt. Dasselbe wurde im Jahr 1845 mit 50 Kilogr. Chromerz in der Sodafabrik des Hrn. Maze bei Rouen mit bestem Erfolg ausgeführt; es besteht in folgenden Operationen: 1) Man vermengt in Fässern, die sich um ihre große Achse drehen, die Kreide mit dem ganz fein gepulverten Chromerz; letzteres muß durch außerordentlich feine Siebe geschlagen seyn, damit der beabsichtigte Zweck erreicht wird. 2) Dieses Gemenge setzt man neun bis zehn Stunden lang einer lebhaften Rothglühhitze auf der Sohle eines Flammofens aus, wo man es nur 1 1/2–2 Zoll hoch ausbreitet und während dieser Zeit 10–12 Mal mit eisernen Haken umwendet: Wenn die Flamme eine hinreichend oxydirende war, ist nach Verlauf dieser Zeit alles Chromoxyd in chromsauren Kalk verwandelt. Man überzeugt sich davon einerseits durch das Aussehen der Masse, welche eine gelblichgrüne FarbeDer basisch-chromsaure Kalk besitzt die grüne Farbe des Chromoxyds, weßhalb ich einige Zeit glaubte, daß sich bei diesem Verfahren kein chromsaurer Kalk bildet, um so mehr da das Wasser von dem basisch-chromsauren Kalk fast nichts auflöst. besitzt, und andererseits durch ihre Eigenschaft sich mit Ausnahme der sandigen Theile in Salzsäure vollständig aufzulösen. 3) Hierauf bringt man die sehr zerreibliche und poröse Masse unter einen Mühlstein, um sie zu zertheilen; man rührt sie dann mit heißem Wasser an und gießt in den entstandenen Brei unter beständigem Umrühren Schwefelsäure, bis die Flüssigkeit das blaue Lackmuspapier schwach röthet. Dieß ist das Zeichen daß sich aller chromsaure Kalk in doppelt-chromsauren verwandelt und ein wenig schwefelsaures Eisenoxyd gebildet hat. 4) Alsdann versetzt man dieselbe Flüssigkeit nach und nach mit angerührter Kreide, bis alles Eisenoxyd niedergeschlagen ist. Der doppelt-chromsaure Kalk erleidet dabei keine Veränderung in seinem Sättigungszustand. 5) Nach kurzdauerndem Absetzenlassen kann man die klare Flüssigkeit von dem Niederschlag abgießen; dieselbe enthält nur doppelt-chromsauren Kalk und ein wenig Gyps. Sie läßt sich unmittelbar zur Darstellung von doppelt-chromsaurem Kali und neutralem oder basischem chromsaurem Blei benutzen; auch zur Bereitung von chromsaurem Zink, welches vielleicht bald in Anwendung kommt, da bereits das Zinkoxyd mit Vortheil statt Bleiweiß in der Oelmalerei benutzt wird. Um sich die unauflöslichen chromsauren Salze von Blei, Zink, Baryt etc. zu verschaffen, braucht man also nicht erst doppelt-chromsaures Kali darzustellen, sondern kann den doppelt-chromsauren Kalk mit neutralem oder basischem essigsaurem Blei, salzsaurem Zink etc. zersetzen, so daß jene Salze viel wohlfeiler zu stehen kommen. Das doppelt-chromsaure Kali erhält man ebenso leicht und ganz rein, wenn man den doppelt-chromsauren Kalk mit einer Auflösung von natronfreiem kohlensaurem Kali zersetzt; der Niederschlag besteht aus kohlensaurem Kalk, welcher leicht auszuwaschen ist, und die Auflösung aus doppelt-chromsaurem Kali; letztere muß man abdampfen und krystallisiren lassen, wobei sie weder mit Staub von organischen Substanzen, noch mit salzsauren Dämpfen in Berührung kommen darf. Ein verständiger Fabrikant wird die Waschwasser welche zum Abdampfen zu schwach sind, sowie die Mutterlaugen welche kein doppelt-chromsaures Kali mehr liefern können, zur Bereitung von chromsaurem Blei etc. benutzen. Diese Mutterlaugen krystallisiren endlich nicht mehr, weil sie immer ein wenig doppelt-chromsaureschromsaues Natron enthalten, welches durch den Natrongehalt der käuflichen Potasche entstand. Da der doppelt-chromsaure Kalk ein sehr leichtlösliches Salz ist, so könnte man ihn fast zu allen Zwecken anstatt des doppelt-chromsauren Kalis anwenden; man könnte ihn z.B. den Kattundruckereien in pulverförmigem Zustande liefern und seinen Preis nach dem ihm entsprechenden Quantum von doppelt-chromsaurem Kali stellen. Letzteres läßt sich nach Gay-Lussac's Methode zum Probiren des Braunsteins (polytechn. Journ. Bd. LX S. 146) schnell und genau bestimmen. Die Hauptschwierigkeiten bei der bisherigen Fabricationsart des doppelt-chromsauren Kalis waren folgende: 1) Mußte der Vorarbeiter von dem häufigen Erneuern der Oberfläche mittelst eiserner Haken sich wohl überzeugen; einerseits damit das Chromerz mit dem Sauerstoff der Luft in Berührung kommt, und andererseits damit es sich nicht wegen seiner großen Dichtigkeit auf dem Boden des geschmolzenen Kalisalzes absetzt. Bei meinem Verfahren behält das Gemenge seinen pulverförmigen Zustand. 2) Die Ofensohle wurde schnell und in hohem Grade zerstört. Seit einigen Jahren schmilzt man in einigen Fabriken das Chromerz mit einem Gemenge von Potasche und Kalk, oder auch (nach Allain) mit Kalk, Salpeter und Braunstein; diese Gemenge sind bedeutend strengflüssiger und bleiben daher nicht so lange und unmittelbar mit der Sohle des Flammofens in Berührung; aber sie bleiben teigig und die Luft wirkt daher nur auf die Oberfläche der zusammengebackenen Theile. Bei dem von mir vorgeschlagenen Verfahren wird die Ofensohle nicht merklich zerstört. 3) Bei allen diesen Gemengen ist ein Verlust von 8–9 Proc. Kali in der Weißglühhitze unvermeidlich, während ich gar kein Kali anwende. 4) Der Verlust an Kali als Silicat ist noch größer und bekanntlich verhindert die Gegenwart der Kieselerde im doppelt-chromsauren Kali dessen Krystallisation. 5) Wenn man die Auflösung der geschmolzenen Masse mit Schwefelsäure versetzt, ist es sehr schwierig genau den Punkt zu treffen, wo alles chromsaure Kali in doppelt-chromsaures verwandelt ist. Ueberschreitet man aber die nöthige Menge Schwefelsäure, so wird Chromsäure frei gemacht und beim Abdampfen der Flüssigkeiten verbrennt organischer Staub auf Kosten des Sauerstoffs dieser Chromsäure; dadurch entsteht grünes unkrystallisirbares schwefelsaures Chromoxyd, welches das doppelt-chromsaure Kali bräunt, so daß man es bis zur Trockne abdampfen muß, um neuerdings seine ganze Masse zu calciniren. Alle diese Unsicherheilen verschwinden bei meinem Verfahren. 6) Das unvollkommene Pulverisiren des Chromerzes vervielfältigte bisher die Calcinirungen, verzögerte die chemische Einwirkung der schmelzenden Substanzen und verursachte folglich einen beträchtlichen Aufwand an Brennmaterial. Es ist durchaus nöthig das Erz höchst fein zu zertheilen. Das Chromerz ist wegen seiner Härte und Dichtheit schwierig zu pulverisirenpulversiren und zu oxydiren. Seine Dichtheit ist so groß, daß es selbst bei sehr hoher Temperatur die geschmolzenen Alkalien nicht einsaugen kann, sondern dieselben nur die Oberfläche seiner Theilchen anzugreifen vermögen. Ich bin überzeugt, daß es bei meinem Verfahren noch vortheilhaft wäre, das feinste Pulver durch Schlämmen abzusondern, um nur das unfühlbarste Pulver anzuwenden, welches selbst die feinsten Siebe nicht ausschließlich durchpassiren lassen. Zum Trocknen des geschlämmten Pulvers könnte man die Wärme benutzen, welche durch Ausstrahlung aus dem Mauerwerk des Flammofens verloren geht. Ich habe nun noch die Gestehungskosten des doppelt-chromsauren Kalks nach meinem Verfahren anzugeben.   Fr. Cent. 100 Kil. gepulvertes Erz, welches 53 Proc. Chromoxyd enthält, kosten   45    –   90 Kil. gepulverter Kalkstein oder 50 Kil. gebrannter Kalk     1   80   52 1/2 Kil. Schwefelsäure   10   50   55 Kil. rohe Potasche, welche 62 Proc. wasserfreies Kali enthält   49   50 Brennmaterial für 15 Heizstunden   15    – Handarbeit     6    – ––––––––– 127   80 Nun liefern 53 Kil. Chromoxyd 110 Kil. doppelt-chromsauren Kalk, welche 126,6 Kil. doppelt-chromsaurem Kali entsprechen:   Fr. 125 Kil. kosten 128 Fr., also das Kilogr. 1,024 und wird verkauft für 3,50 ––––– Gewinn 2,476 also in runder Zahl 240 Proc. Da das Aequivalent des doppelt-chromsauren Kalks kleiner als dasjenige des doppelt-chromsauren Kalis ist, so würde das Kilogr. des ersteren 1 Fr. 16 C. kosten anstatt 1,0246 Fr., auf welchen Preis letzteres den Fabrikant zu stehen kommt. 110 Kil. doppelt-chromsaurer Kalk repräsentiren aber 280 Kil. neutrales chromsaures Blei, während dasselbe Quantum doppelt-chromsaures Kali nur 240 Kil. von diesem Bleisalz liefern würde. Die Differenz zu Gunsten des Kalksalzes beträgt also 37 Kil. Der Verkauf würde folglich einen Gewinn realisiren, der die 13 C. deckt, um welche der doppelt-chromsaure Kalk höher zu stehen kommt als das doppelt-chromsaure Kali. Jedenfalls gewährt mein Verfahren Vortheile, man mag mittelst des doppelt-chromsauren Kalks entweder doppelt-chromsaures Kali oder unauflösliche chromsaure Salze darstellen.