Titel: | Neues Verfahren zum Graviren auf Silber, sowie versilbertes oder vergoldetes Kupfer, von Poitevin. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XC., S. 376 |
Download: | XML |
XC.
Neues Verfahren zum Graviren
auf Silber, sowie versilbertes oder vergoldetes Kupfer, von Poitevin.
Aus den Comptes rendus, Febr. 1848, Nr. 6.
Poitevin's Verfahren zum Graviren auf Silber
etc.
Hr. Niepce hat ein sinnreiches Mittel
entdeckt um von Zeichnungen und Stichen auf Papier, Glas oder
Metallplatten Abzüge zu machen.S. 58 in diesem Bande des polytechn. Journals. Hr. Poitevin hat diese Abzüge
in erhaben oder vertieft gravirte Platten umgewandelt, von
welchen man in der Presse Abdrücke machen kann. Zwei bis drei
Stunden sind hinreichend, um diese Arbeit auszuführen.
Man fängt damit an, einen Kupferstich (d.h. den Abdruck einer
gestochenen Platte) dem Joddampf auszusetzen, welcher sich nur
auf den schwarzen Stellen verdichtet. Dann legt man den jodirten
Kupferstich auf eine Silberplatte oder eine versilberte
Kupferplatte, welche wie für die Daguerreotypie polirt ist, und
preßt ihn schwach darauf. Die schwarzen Stellen des Bildes,
welche Jod angenommen haben, geben dasselbe an das Silber ab,
welches sich an den entsprechenden Stellen in Jodsilber
verwandelt. Man verbindet nun die Platte mit dem negativen Pol
einer aus einer kleinen Anzahl von Elementen bestehenden Säule
und taucht sie dann während einiger Augenblicke in eine
gesättigte Auflösung von Kupfervitriol, welche durch ein
Platinblech mit dem positiven Pol in Verbindung steht. Das
Kupfer setzt sich nur auf denjenigen Theilen ab, welche nicht
mit Jodsilber überzogen sind und den weißen Stellen entsprechen:
man hat so eine vollkommene Copie des Bildes, worin das Kupfer
die weißen Stellen und das Jodsilber die schwarzen repräsentirt.
Die Platte darf aber nur kurze Zeit in dem
Kupfervitriol-Bad verbleiben; denn wenn man die Operation
andauern ließe, würde sich die ganze Platte mit Kupfer
überziehen.
Diese Platte, auf welcher Kupfer niedergeschlagen wurde, muß nun
sehr sorgfältig gewaschen und hierauf in eine Auflösung von
unterschwefligsaurem Natron getaucht werden, um das Jodsilber
aufzulösen, welches die Stellen des Schwarz einnimmt; man wascht
die Platte dann mit viel destillirtem Wasser ab und trocknet
sie. Darnach erhitzt man die Platte auf eine Temperatur, welche
hinreichend ist um die Oberfläche des Kupfers zu oxydiren,
welche nacheinander verschiedene Farben annimmt, und man hält
bei der dunkelbraunen inne. Man läßt erkalten und amalgamirt
dann das bloßgelegte Silber, indem man die Platte schwach
erwärmt, um die Operation zu erleichtern. Da sich das
Quecksilber nicht mit dem Kupferoxyd verbindet, so erhält man
eine Zeichnung, worin die amalgamirten Theile das Schwarz und
die mit Kupferoxyd überzogenen Theile der Platte das Weiß
repräsentiren; nach beendigter Amalgamation überzieht man die
Platte mit zwei oder drei Blättern geschlagenen Goldes und
verdampft das Quecksilber durch Erhitzen. Das Gold adhärirt nur
den Stellen, welche das Schwarz der Zeichnung repräsentiren. Das
nicht adhärirende Gold wird mit einer Kratzbürste beseitigt.
Hierauf löst man das Kupferoxyd mit einer Lösung von
salpetersaurem Silber auf und greift das Silber, sowie das
darunter befindliche Kupfer, mit verdünnter Salpetersäure an. Da
die Striche der Zeichnung, welche durch das Gold geschützt sind,
nicht angegriffen werden, so kann man beliebig vertiefte Stellen
erzeugen, welche dem Weiß des Kupferstichs entsprechen.
Nachdem letztere Operation beendigt ist, kann man von der Platte
auf dieselbe Art Abdrücke (auf Papier) machen wie von Holzschnitten.
Um mit denselben Zeichnungen Platten zu erhalten, die nach Art
des Kupferstichs gravirt sind, muß
man eine Kupferplatte anwenden, welche mit einer Goldschicht
überzogen ist. In dem Kupfervitriol-Bad überziehen sich
die Theile, welche den weißen Stellen entsprechen, ebenfalls mit
Kupfer. Man beseitigt durch unterschwefligsaures Natron das Jod
oder die Jodverbindung, welche sich gebildet hat; man oxydirt
die abgelagerte Kupferschicht und amalgamirt das Gold, welches
alsdann mit Salpetersäure weggeätzt werden kann; dabei wird
zugleich das Kupferoxyd aufgelöst. Bei dieser Zubereitung
bleiben die weißen Stellen offenbar geschützt (reservirt) und
die vertieften repräsentiren das Schwarz wie bei den
Kupferstichplatten.
In wissenschaftlicher Hinsicht ist die Aufgabe gelöst; in
artistischer Hinsicht kann sie ihre Lösung nur durch die
Sachverständigen finden.
Becquerel.