Titel: | Neues Verfahren die Metalle zu beizen (von Oxyd zu reinigen); von Thomas und Delisse. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. CVI., S. 446 |
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CVI.
Neues Verfahren die Metalle
zu beizen (von Oxyd zu reinigen); von Thomas und Delisse.
Aus dem Moniteur industriell, 1848 Nr. 1224.
Thomas' und Delisse's Verfahren die Metalle zu
beizen.
Eine der ersten Operationen, welche man mit den rohen, gewalzten
oder geschmolzenen Metallen vornimmt, um sie weiter zu
verarbeiten, besteht darin, sie von der auf ihrer Oberfläche
befindlichen oxydschicht zu reinigen, welche mehr oder weniger
dick ist und ihnen mehr oder weniger stark anhaftet; gewöhnlich
geschieht dieß dadurch, daß man sie mehr oder weniger lange in
ein saures Wasser taucht, z.B. in Schwefelsäure oder Salzsäure
von 8 bis 15° Baumé. Diese Methode hat aber ihre
großen Nachtheile. Das Metalloxyd bildet unter dem Einfluß des
sauren Bades eine Art galvanischer Säule mit dem Metall, weßhalb
letzteres vorzugsweise angegriffen und zerfressen wird; am Rand
der Bleche, an fehlerhaften Stellen und überall wo sich eine
Spitze oder eine Kante darbietet, höhlt die Säure das Metall
aus; dieß verursacht einen beträchtlichen Verlust, sowohl durch
unnütz verbrauchte Säure, als durch aufgelöstes Metall; überdieß
müssen die so abgebrannten oder gebeizten Metallplatten noch
abgerieben und abgespült werden und sie erlitten sogar eine
Molecularveränderung, denn das Metall wird spröde und bläht sich
auf.
Die Beobachtungen, welche Hr. Sorel
bei Anwendung des schwefelsäurehaltigen Wassers vom Reinigen der
Oele zum Beizen der Metalle machte, gaben Veranlassung zu der
Entdeckung der HHrn. Thomas und Delisse, welchen es gelang, alle
erwähnten Uebelstände zu beseitigen, indem sie mit der Säure des
Bades gewisse organische Substanzen verbanden,
welche die merkwürdige Eigenschaft besitzen, den Angriff der
Metalle durch die Säuren zu verhindern oder wenigstens sehr zu
schwächen. Das Glycerin, der künstliche Gerbstoff, das Naphthalin, Kreosot, die Schwefel-Fettsäuren (z.B.
Glycerin-Schwefelsäure) besitzen diese Eigenschaft in
hohem Grade und die Erfinder liefern solche Substanzen zu einem
sehr billigen Preise. In so zusammengesetzten Bädern reißt sich
die oxydschicht los, ohne sich aufzulösen und ohne daß das
Metall angegriffen wird; es entwickelt sich kein Wasserstoffgas
und die Gegenstände können beliebig lange in der Beize bleiben
ohne sich zu verändern; die Metalle werden geschmeidiger anstatt
spröder; sie blähen sich nicht mehr auf und können so vollkommen
gereinigt werden als man will. So gebeiztes Schwarzblech läßt
sich daher auch ohne Vergleich besser und regelmäßiger
verzinken, verzinnen und verbleien.
Diese Angaben der HHrn. Thomas und Delisse wurden durch die
entscheidendsten Versuche bestätigt, wie die Zeugnisse mehrerer
der bedeutendsten Weißblech-Fabrikanten ausweisen. Bei
dem neuen Verfahren erspart man gegen das alte ungefähr zwei
Drittel an Säure und der Gewichtsverlust des Metalls beim Beizen
reducirt sich auf die Hälfte des bisherigen. Selbst die
zartesten Gegenstände erleiden in den neuen Beizen fast keine
Veränderung; die Erfinder ließen Kratzendraht von der feinsten
Nummer über einen Monat in einem Bad, welches 12 Proc.
Schwefelsäure enthielt, ohne daß er merklich an Gewicht
verlor.
Die Erfinder beschäftigten sich jetzt mit der Anwendung des
fraglichen Verfahrens bei den galvanischen Säulen; sie haben
gefunden, daß wenn man in Bunsen's
Batterie ihre saure Flüssigkeit anwendet, der Zinkverbrauch
achtmal geringer wird, obgleich die Quantität und Intensität der
Elektricität sich gleich bleiben. Die Lösung dieses Problems
wäre für die elektrische Telegraphie von der größten
Wichtigkeit, und auch für die galvanische Beleuchtung, welche
bisher wegen des zu großen Zinkverbrauchs in den Batterien
unmöglich war.