Titel: | Chemische Untersuchung mehrerer Sorten Abgangszinnes aus Altenberg und zweier Zinnsorten aus Peru; vom Prof. C. M. Kersten in Freiberg. |
Autor: | C. M. Kersten |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XIII., S. 25 |
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XIII.
Chemische Untersuchung mehrerer Sorten
Abgangszinnes aus Altenberg und zweier Zinnsorten aus Peru; vom Prof. C. M. Kersten in
Freiberg.
Kersten's chemische Untersuchung mehrere Sorten von
Zinn.
Wirft man einen prüfenden Blick in die Literatur über das Zinnmetall in chemischer
Beziehung in den letzten drei Decennien, so gelangt man zu der Ueberzeugung, daß
während dieses Zeitraumes über dieses wegen seiner nützlichen Eigenschaften im
bürgerlichen Leben vielfach angewendete Metall beinahe gar keine Versuche und
Beobachtungen angestellt worden sind. Insbesondere vermißt man noch immer auf
experimentale Beobachtungen begründete Erfahrungen über den Einfluß, den
verschiedene Metalle, wenn sie mit Zinn chemische Mengungen oder Verbindungen
eingehen, auf dessen Güte und Reinheit als Handelswaare äußern. Dagegen kann man die
Bemerkung nicht unterdrücken, daß die Eigenschaften und Verbindungen der erst in den
letzten Jahrzehnten entdeckten neuen Metalle, die jetzt lediglich ein rein
wissenschaftliches Interesse darzubieten vermögen, viel sorgfältiger und
gründlicher, als die des zu Moses Zeiten schon bekannten Zinns und einiger anderer
alten Metalle erörtert und untersucht worden sind.
Aus obigen Wahrnehmungen und aus dem Umstande, daß gegenwärtig noch alle Methoden
mangeln, durch welche man sich leicht und sicher auf chemischem Wege Aufschluß über
den respectiven Grad der Reinheit der im Handel vorkommenden Zinnsorten verschaffen
kann, dürfte vielleicht die Erscheinung motivirt seyn, daß die Zinn verarbeitenden
Techniker u.s.w. das Bedürfniß: wenigstens einige Anhaltspunkte und Momente für die
sichere und richtige Beurtheilung der verschiedenen Zinnsorten zu haben, lediglich durch sorgfältige Benutzung der physikalischen
Eigenschaften dieses Metalles und seiner Legirungen zu befriedigen suchen. Sie
schätzen daher den resp. Grad der Reinheit, Güte und des Preises des Zinnes alleinig
nach Glanz, Farbe, Gefüge, der Hämmerbarkeit, ferner nach dem eigenthümlichen
Knirschen beim Biegen und dem magnetischen Verhalten ab.
Diese Verhältnisse veranlaßten mich, auf die in Rede stehenden Untersuchungen eine
längere Zeit, als es sonst für diesen Zweck erforderlich gewesen wäre, zu verwenden,
da ich hiemit die Aufsuchung einer kurzen, leicht ausführbaren Zinnprobe auf nassem
Wege verknüpfte. Sind die hierüber gewonnenen Resultate bis jetzt noch nicht ganz
zur Befriedigung ausgefallen, so haben es wenigstens die längere Zeit fortgesetzten
Zinnuntersuchungen erwiesen, daß in den Altenberger Zinnsorten ein anderes Element,
als Eisen, Arsenik, Kupfer, wie zeither vermuthet wurde, nämlich Wißmuth, die minder
guten Eigenschaften dieses Metalles herabzieht und dasselbe verschlechtert. Da
nunmehr die Ursache der minderen Reinheit des sächsischen Zinnes nachgewiesen worden
ist, so glaube ich, daß man sich keiner Illusion hingäbe, wenn man hoffte, durch
Benutzung obiger Andeutungen bei den sächsischen Zinnhütten künftig möglicherweise
ein glänzenderes, geschmeidigeres Zinn zu erzeugen als gegenwärtig.
Bevor zur eigentlichen chemischen Untersuchung der mir hohen Ortes zugefertigten
Zinnsorten, geschritten werden konnte, durfte ich nicht unterlassen die folgenden
Fragen in den Kreis näherer Erörterungen zu ziehen:
1) Welche von den bekannten Metallen sind diejenigen, die nach älteren Beobachtungen
und Erfahrungen die Zinnsorten des Handels verunreinigen und verschlechtern, und
2) welche Metalle können in den Zinnsorten auf den Grund älterer Erfahrungen und aus
wahrscheinlichen Vermuthungen, sowie hinsichtlich des geognostischen Vorkommens des
Zinnsteins mit anderen metallischen Substanzen enthalten seyn, und sind daher die Körper, über deren Anwesenheit oder Abwesenheit bei
der chemischen Untersuchung jeder Zinnsorte Aufschluß erhalten werden muß.
Diese Metalle sind nun, nach den anerkannt zuverlässigsten chemischen und
metallurgischen Schriftstellern: Eisen, Arsenik, Kupfer, Antimon, Zink und in
seltenen Fällen Blei, Molybdän, Wolfram und wie von mir bei einer früheren
Untersuchung sächsischer Zinnsorten beobachtet wurde, auch Mangan.
In Betreff des Wißmuthgehaltes mancher Zinnsorten war ich vergebens bemüht in irgend
einer quantitativen Analyse mannichfacher Zinnsorten in der betreffenden älteren und
neueren Literatur Wißmuth als einen wirklichen BestandtheilVestandtheil aufgeführt zu sehen. Ferner fand ich Wißmuth nur bei einigen qualitativen
Zinnuntersuchungen erwähntPlattner's Löthrohrprobirkunst S. 483., indessen scheint der Wißmuthgehalt geringerer Altenberger Zinnsorten schon
mehreren Metallurgen, insbesondere dem verstorbenen Bergcommissionsrath Lampadius, bekannt gewesen zu seyn. So sagt derselbe in
dem Grundriß seiner Hüttenkunde: „In einzelnen Posten sächsischen Zinns
zeigt sich auch wohl ein Wißmuthgehalt.“
Von den vorstehend genannten Metallen sollen sämmtliche, älteren Erfahrungen zufolge,
eine charakteristische, vorzugsweise nachtheilige Einwirkung auf die damit legirten
Zinnsorten ausüben; allein verfolgt und vergleicht man diese Angaben näher, so
gewahrt man bald, daß sie bisweilen im vollen Widerspruche zu einander stehen, und
großentheils wohl mehr auf muthmaßliche Voraussetzungen und Hypothesen statt auf
durch Waage und Gewicht constatirte Thatsachen und Versuche motivirt sind.
Ich erlaube mir nun dasjenige, was ich in Schriften über die Metalle, welche das Zinn
in seinen normalen Eigenschaften durch ihre Legirung damit verändern, verschlechtern
und verunreinigen sollen, gefunden habe, kurz anzuführen.
1) Eisen. Nach L. Gmelin soll
das Eisen das Zinn härter und magnetisch machen; nach Berthier's Angabe reicht eine geringe Menge Eisen hin, die Hämmerbarkeit
des Zinnes zu verringern, seine Weiße zu mindern und seine Härte zu vermehren.
– Das fernere Anführen Berthier's, daß die
kleinste Spur Eisen durch die Einwirkung des Eisens auf den Magnet sicher und genau
entdeckt werden könne, ist indessen nach meinen über diesen Gegenstand vielfältig
angestellten Beobachtungen unrichtig. Es zeigen dieß die später folgenden Analysen,
wo aus einigen Sorten Zinn der Eisengehalt der Wahrheit sehr nahe kommend,
ausgeschieden wurde, während sie als feines, durch Abschaben mit Bergkrystall
erhaltenes Pulver, unter Wasser von einem starken Magnete
nicht im entferntesten angezogen wurden.
2) Arsenik. Ein Arsenikgehalt von 0,5 Proc. reicht nach
Karsten schon hin, die Festigkeit des Zinns und seinen Glanz zu
vermindern und die silberweiße Farbe in eine weißgraue zu verändern. – Nach
Berzelius bildet Arsenik mit Zinn Legirungen, die
weißer, härter und klingender als reines Zinn sind, gleichfalls nach Berthier, wobei derselbe zugleich anführt, daß eine
Zinnsorte bei einem höheren Gehalte als 2 Proc. Arsenik wegen Mangels an Dehnbarkeit
nicht mehr zu bearbeiten sey. – Nach Mitscherlich
soll das gewöhnliche englische Blockzinn nur 0,1 Proc. Arsenik neben 0,2 Proc. Eisen
und 1 Proc. Kupfer enthalten.
3) Kupfer. Ein Kupfergehalt des Zinns, der bis 1 Proc.
steigt, macht nach Karsten das Zinn schon härter und
weniger geschmeidig, wirkt auch nachtheilig auf die Farbe des Zinnes, ohne indessen
den Glanz zu verändern. Kupfer wird, nach Privatmittheilungen, oft dem englischen
Blockzinn bis zur Höhe von 5 Proc. zugesetzt, um dasselbe härter zu machen.
4) Antimon. Ein Gehalt von Antimon macht das Zinn, nach
Berthier, weniger dehnbar und härter als reines Zinn,
vermindert aber nicht seine weiße Farbe.
Karsten führt ebenfalls an, daß das Antimon den Glanz des
Zinnes nicht verändere, wenn die Beimischung nicht über 0,5 Proc. steigt; allein es
sey der Geschmeidigkeit des Zinnes fast noch mehr nachtheilig als die Verunreinigung
mit Eisen.
5) Blei. Es soll nach Karsten
einen schädlichen Einfluß auf die Farbe und den Glanz des Zinnes äußern und schon 1
Proc. Blei dem Zinne ein mattes Ansehen und eine sehr ms Graue spielende Farbe
ertheilen. Nach Berthier sind die Legirungen von Zinn mit
sehr wenig Blei härter und weniger weiß; einige Legirungen sind selbst
leichtflüssiger als reines Zinn.
6) Wolfram und Molybdän. Berthier hat Legirungen von Zinn
mit 10 Proc. Molybdän hergestellt, und ferner mit 12 Proc. Wolfram, welche denselben
Glanz und die Festigkeit wie reines Zinn besaßen. Ein Unterschied zwischen reinem
Zinn und Zinnlegirungen mit Wolfram oder Molybdän soll in der größeren
Strengflüssigkeit gelegen haben.
Aus diesen von Berthier sehr ausführlich angestellten
Versuchen dürfte zu folgern seyn, daß die höchst geringen Spuren von Molybdän und
Wolfram, welche unter gewissen Verhältnissen in den Altenberger geringeren
Zinnsorten enthalten sind, aller Wahrscheinlichkeit nach sich ganz indifferent und
ohne Einfluß auf die Eigenschaften dieser Zinnsorten verhalten dürften.
Nach dieser Aufstellung der fremden Metalle, welche die Zinnsorten des Handels in
mehr oder minderer Menge in ihrer Mischung enthalten, muß ich noch des Zinnoxyduls Erwähnung thun, welches nach mehreren Angaben
manchen Zinnsorten beigemengt seyn und dessen Eigenschaften verschlechtern soll.
Ausführlichere Nachrichten über diesen Gegenstand konnten nicht erlangt werden.
Specielle Analysen.
Diese zerfielen
1) in die qualitative Behandlung der Zinnsorten vor dem Löthrohre nach den Angaben
des Hrn. Prof. Plattner;
2) in qualitative Analysen auf dem nassen Wege;
3) in quantitative Analysen zur Ermittelung des wahren Zinngehalts der Zinnsorten,
des unlöslichen Rückstandes, welchen sie bei ihrer Auflösung in Chlorwasserstoffsäure hinterlassen und
ihres Eisengehaltes aus den vom Rückstande getrennten Auflösungen in
Chlorwasserstoffsäure.
I. Sogenanntes Abgangszinn vom
Altenberger Zwitterstockwerke.
1) Versuche vor dem
Löthrohre.
Dieses Zinn schmolz leicht auf Kohle und wurde mit der Oxydationsflamme schnell
in weißes Oxyd verwandelt. – Mit der Reductionsflamme erhitzt, blieb die
Oberfläche des Zinnkügelchens hell, und es entwickelte sich ein kaum
wahrnehmbarer undeutlicher Geruch nach Arsenik.
Wurde indessen der Probe ein Gemenge von Cyankalium und Soda zugefügt, so wurde
der Geruch nach Arsenik zwar deutlicher, verschwand aber so schnell, daß man mit
Sicherheit eine zwar wahrnehmbare, aber nicht mehr mit Sicherheit quantitativ zu
bestimmende Spur von Arsenik annehmen konnte. Diese Beobachtung wurde durch die
später angestellte Analyse dieses Zinnes auf nassem Wege bestätigt. Bei der
Behandlung des Zinns auf Kohle mit der Reductionsflamme entstand ohnweit der
Probe ein starker Beschlag von Zinnoxyd, und über diesem schlug sich ein dünner
Beschlag an, der, nachdem er erkaltet war, eine zitronengelbe Farbe zeigte.
Dieser Beschlag konnte aus Wißmuthoxyd und Bleioxyd bestehen. Um nun beide Oxyde
zu unterscheiden, wurde der Beschlag auf Platindraht in Phosphorsalz aufgelöst
und die erhaltene Perle auf Kohle mit Zinn reducirt. – Sie war warm
farblos, erkaltet aber dunkelgrau. Demzufolge bestand der gelbe Beschlag aus Wißmuthoxyd.
2) Um das Zinn auf Wolfram zu prüfen, wurde ein Stückchen desselben auf Kohle
neben einer Phosphorsalzprobe eingeschmolzen und die blaue Flamme nur auf
letztere geleitet. Die Perle nahm eine bräunliche Farbe an und blieb auch nach
dem Schmelzen am Platindrahte in der Oxydationsflamme blaßgelb. – Dieses
Verhalten scheint eine Spur von Wolfram anzudeuten.
3) Das bei obiger Behandlung zurückbleibende Zinnkorn wurde mit einem Gemenge von
100 Theilen Soda, 50 Th. Borax und 30 Th. Kieselerde so lange behandelt, bis nur
noch ein kleines Körnchen zurückblieb. Es wurde mit Phosphorsalz auf Kohle in
der Oxydationsflamme behandelt, wobei eine grüne Perle erhalten wurde, die durch
Zinn eine dunkelrothe Farbe annahm.
4) Borax gab mit Zinn im Reductionsfeuer auf Kohle geschmolzen, eine Perle,
welche nach dem Erkalten eine vitriolgrüne Farbe hatte.
5) Molybdän konnte nicht aufgefunden werden.
Hienach sind die Nebenbestandtheile des Altenberger Abgangzinnes Wißmuth, Eisen, Kupfer und unbestimmbare Spuren von
Arsenik und Wolfram.
2) Qualitative chemische
Analyse.
Das in kleine Stücke zertheilte Zinn wurde in mäßig starker Chlorwasserstoffsäure
aufgelöst. – Hiebei bleibt ein schwärzlich grauer Rückstand, welcher bei
dem Reiben in einem Calcedonmörser Metallglanz annahm.
In diesem Rückstande mußten, mit Ausnahme von Eisen und Mangan, alle übrigen
Unreinigkeiten des Zinns enthalten seyn, weil diese in Chlorwasserstoffsäure
unlöslich sind.
Diese Metalle sind:
A. Molybdän; es ist in
dieser letztgedachten Säure ganz unlöslich.
B. Wolfram. Dasselbe löst
sich in Chlorwasserstoffsäure nach Berthier und de Luyart nicht im Geringsten auf.
Andere wollen aber eine spurweise Auflösung des Wolframs darin beobachtet
haben.
C. Kupfer. Es zersetzt
bekanntlich das Wasser nicht, daher ist es in heißer Chlorwasserstoffsäure
unlöslich.
D. Wißmuth.
Chlorwasserstoffsäure löst nur Spuren von Wißmuth unter geringer
Wasserstoffentwickelung nach H. Rose auf. Nach Gmelin entwickelt dieses Metall mit kochender
concentrirter Chlorwasserstoffsäure kein Wasserstoffgas.
E. Der Rückstand kann außer genannten Metallen noch
Arsenik als braune Flocken oder als Arsenikeisen
enthalten; indessen entweicht die größte Menge des Arseniks nach Wöhler in dem sich entbindenden Wasserstoffgase.
F. Spuren von Antimon.
a) Untersuchung der
chlorwasserstoffsauren Auflösung des Zinns.
1) Die Auflösung war farblos und erschien gelblich als sie eingedampft wurde.
Hätte sie Wolfram enthalten, so müßte, da sie eisenhaltig war, das
Zinnchlorür einen Stich ins Bläuliche gezeigt haben. 2) Verdünnte
Schwefelsäure zu der Auflösung gesetzt, brachte auch nach längerem Stehen
keine Trübung hervor – folglich enthielt diese Zinnsorte kein Blei.
3) Es wurde durch einen Theil der Flüssigkeit Schwefelwasserstoffgas
geleitet, so lange als noch ein brauner Niederschlag entstand. –
Dieser bestand, wie seine weitere Untersuchung zeigte, nur allein aus
Zinnbisulfuret oder Zinnsulfid. – Die von der Fällung desselben
zurückgebliebene Flüssigkeit wurde mit Salpetersäure versetzt und
concentrirt und hierauf die verdünnte Auflösung durch Aetzammoniak gefällt.
Es entstand ein geringer brauner Niederschlag, welcher unter Abschluß der
Luft abfiltrirt wurde. Die hiebei erhaltene Flüssigkeit wurde durch
Schwefelwasserstoff-Ammoniak nicht gefällt, daher enthielt dieses
Zinn kein Zink. – Das durch Ammoniak erhaltene Eisenoxydhydrat
reagirte, mit Soda und Salpeter auf einem Platinbleche geschmolzen, sehr
schwach, aber deutlich auf Spuren von Mangan.
b) Untersuchung des in
Chlorwasserstoffsäure unlöslichen Rückstandes auf trockenem und nassem
Wege.
Dieser Rückstand bildet ein graues, mattes Pulver, das unter dem Polirstahle
Metallglanz annimmt. Es wird von einem mittelstarken Magnete nicht im
Geringsten angezogen. – Im Glaskölbchen über einer Spirituslampe
erhitzt, sintert der Rückstand zusammen und bildet eine Masse von gelblicher
grauer Farbe. Es erzeugen sich nur Spuren eines ganz geringen Sublimates von
weißer Farbe. Ein Geruch ist bei diesem Versuche nicht bemerkbar.
Bei dem Erhitzen in einer offenen Glasröhre erweicht der Rückstand zu einer
gelben Masse, die bei starker Rothglühhitze zu braunen Tropfen schmilzt. Bei
dem Erhitzen auf Kohle mittelst der Reductionsflamme schmilzt der Rückstand
leicht zu spröden, nicht magnetischen Metallkörnern, kocht stark und gibt
einen röthlich-gelben, nach dem Erkalten deutlich
grünlich-gelben Beschlag, der am äußersten Ende weiß ist, und im
Reductionsfeuer verschwindet. Mit Soda auf Kohle geschmolzen gibt der
Rückstand spröde Metallkörner. Ein ganz schwacher Geruch nach Arsenik ist
bei diesem Versuche wahrzunehmen. Mit Borax gibt der Rückstand in der Wärme
ein grünes, nach dem Abkühlen blaues Glas. In Salpetersäure ist dieser
Rückstand mit Leichtigkeit löslich und hinterläßt selten einen weißen
Rückstand von Zinnoxyd oder Antimonoxyd, aber öfters kleine Spuren eines
braunen Körpers, der wegen seiner außerordentlich geringen Quantität nicht
weiter untersucht werden konnte.
Die Lösung hatte einen Stich ins Blaue und kann daher nur Spuren von
Kupferoxyd enthalten.
Bei dem Verdünnen der möglichst neutralen Auflösung mit Wasser trübt sie sich
sogleich und es scheidet sich ein weißer Niederschlag ab, welcher aus
basisch salpetersaurem Wißmuthoxyd besteht. Schwefelwasserstoffgas und
Schwefelammonium erzeugen braune Niederschläge. Mit einem Ueberschusse des
letzteren digerirt, erleiden sie keine Veränderung. Durch Schwefelsäure wird
die klare Lösung nicht gefällt; Aetz- und kohlensaures Ammoniak
bilden weiße permanente hydratische Niederschläge. Die darüber stehenden
Flüssigkeiten sind hellblau gefärbt, von einer Spur von Kupferoxyd.
Von Schwefel konnte in dem Rückstande keine Spur sowohl auf trockenem als
nassem Wege aufgefunden werden.
Um den Rückstand auf einem Eisengehalt zu prüfen, wurden aus der
salpetersauren Auflösung desselben Wißmuth und Kupfer gemeinschaftlich durch
Schwefelwasserstoffgas gefällt. Den Niederschlag filtrirte man ab, worauf
die Flüssigkeit zur Trockniß verdampft wurde. Es blieb eine weiße Salzmasse,
die nach dem Auflösen weder durch Schwefelammonium, noch durch Aetz-
und kohlensaure Alkalien gefällt wurde, folglich weder Eisen noch Mangan
enthielt.
Um den Rückstand auf Wolframsäure zu prüfen, wurde
derselbe mit rauchender Salpetersäure und Chlorwasserstoffsäure behandelt,
die Lösung verdampft und der Salzrückstand mit angesäuertem Wasser
aufgenommen. Dieser löste sich mit Hinterlassung einer höchst geringen Menge
eines gelblichen Pulvers auf, das nochmals mit Königswasser behandelt wurde.
Als das Pulver ausgewaschen war, gab es mit Phosphorsalz im Oxydationsfeuer
eine farblose, im Reductionsfeuer eine blutrothe Perle, die mit Zinn
reducirt, blau wurde. Hiedurch wurde ein sehr kleiner Wolframgehalt in dem
Rückstande bestimmt nachgewiesen.
Zur Prüfung des Rückstandes auf einen
Molybdängehalt wurde er mit dem dreifachen Gewichte Salpeter im
Platinlöffel geschmolzen, und die geschmolzene Masse sodann mit Wasser
ausgelaugt und von dem Rückstande abfiltrirt. Hierauf wurde sie in ein
kleines Porzellanschälchen gebracht, mit Chlorwasserstoffsäure versetzt und
erwärmt. Dann fügte man ihr ein Stückchen mit Chlorwasserstoffsäure
gereinigtes Kupferblech zu; es entstand aber auch nach längerem Stehen auf
einem warmen Orte keine blaue Färbung der Flüssigkeit.
Es folgt daher, daß dieser Rückstand besteht: aus metallischem Wißmuth,
Kupfer mit Spuren von Arsenik, Wolfram und Antimon. Er enthält dagegen weder
Blei, Mangan, Eisen, Molybdän, noch Zink und Schwefel.
Die Resultate, welche dieses Zinn mit dem Marsh'schen Apparate lieferte, zeigten, daß der größte Theil der sehr
geringen Menge von Arsenik, womit es verunreinigt ist, mit dem Wasserstoffe
bei der Behandlung des Zinns mit Chlorwasserstoffsäure als
Arsenikwasserstoff entwickelt wird.
c) Quantitative
Analyse.
Man kann bekanntlich zwei verschiedene Methoden zu der quantitativen Analyse
der Zinnsorten des Handels anwenden: nämlich
1) die Zerlegung derselben mittelst Salpetersäure, und
2) die Zerlegung durch concentrirte Chlorwasserstoffsäure.
Die erste Methode beruht auf dem Umstande, daß concentrirte Salpetersäure mit
metallischem Zinn, sogenanntes b Zinnoxyd oder
Zinnsäure (Sn O²), welche in freier Salpetersäure beinahe unlöslich
ist, bildet.
Bestehen die Unreinigkeiten des Zinns nun bloß in Blei, Eisen, Zink und
Mangan, so können diese Metalloxyde nach bekannten Methoden leicht aus der
Auflösung geschieden werden und geben mit dem ungelösten geglühten
Zinnoxyd-Hydrate, alles zu Metall reducirt, die Zusammensetzung des
untersuchten Zinns richtig an.
Enthält jedoch die zu prüfende Zinnsorte Kupfer, Antimon oder größere
Antheile als Spuren von Eisen, so ist diese Methode nicht anwendbar und
zweckentsprechend. Hat das Zinn Kupfer in seiner Legirung, und zwar über ein
Procent, so erscheint das bei der Behandlung mit Salpetersäure entstandene
b Zinnoxydhydrat anfänglich zwar
gelblichweiß, indessen wird es aber bald an der Luft zeisiggrün und nach dem
Glühen mehr oder weniger spangrün bis schwärzlichgrün, in Folge seines
Kupfergehaltes.
Zwar kann man dieses Oxydgemenge durch Erwärmen mit verdünnter Salpetersäure
zerlegen, wie vorgeschlagen worden ist; indessen es bleibt stets in diesem
Falle ein kupferhaltiges Zinnoxyd zurück.
Angenommen, das Zinn enthält Antimon, so bleibt bei der Behandlung desselben
mit Salpetersäure mit dem entstandenen Zinnoxyde ein Gemenge von Antimonoxyd
und antimoniger Säure ungelöst, das sich selbst nach den Methoden von Chevillot und Gay-Lussac nicht leicht trennen läßt.
Ferner treten noch zwei andere Uebelstände bei der Zerlegung antimonhaltigen
Zinns mittelst Salpetersäure ein, nämlich, daß die letzten Antheile Antimons
sich nicht vollständig oxydiren, oder daß eins
der beiden
Antimonoxyde, die leichter in Salpetersäure auflöslich sind als das b Zinnoxyd, sich darin theilweise wieder
lösen.
Sind die Zinnsorten eisenhaltig, so bekommt man auch bei mehrmaliger
Behandlung des erhaltenen Zinnoxydes mit Salpetersäure kein weißes Zinnoxyd
nach dem Glühen, denn das in der Auflösung enthaltene salpetersaure
Eisenoxyd verwandelt sich bei dem Abdampfen in basisches Salz, das sich
später in Salpetersäure nur unvollständig auflöst. Daher ist das bei
Zinnanalysen erhaltene Zinnoxyd nach dem Glühen öfters mehr oder weniger
kastanienbraun, ähnlich dem gepulverten eisenhaltigen Zinnsteine.
Wenn Zinn Wolfram enthält, so bleibt dieses
großentheils bei der Behandlung des Zinns mit Salpetersäure in dem Zinnoxyde
metallisch zurück. Enthält das Zinn Molybdän, so
wird dieses Metall bei Säureüberschuß in Molybdänsäure verwandelt, die nur
wenig löslich in Wasser, ebenfalls wieder das Gewicht des erzeugten
Zinnoxydes vermehrt und genaue Zinnbestimmungen aus seinem Gewichte
verhindert.
Die zweite Methode besteht darin, die Zinnsorten durch mäßig starke
Chlorwasserstoffsäure in der Siedehitze zu zerlegen.
Dieses Verfahren wendete Berthier bei der
Untersuchung vieler Zinnlegirungen und Zinnhüttenabfälle an, hauptsächlich
in der Absicht, dadurch Zinn von dem in Chlorwasserstoffsäure unlöslichen
Wolfram und Molybdän sicher zu trennen. Dieses Verfahren ist aber außerdem
zugleich geeignet, die mehrsten Unreinigkeiten, welche die Handelszinnsorten
nach den bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen enthalten, von dem Zinne
abzuscheiden, und auf diese Weise deren wirklichen Gehalt an reinem
Zinnmetall zu erfahren. C. Gmelin führt nämlich
in der 4ten Auflage seines Handbuches der Chemie Bd. III S. 64 an:
„die Verunreinigung des Zinns besteht in Arsenik, Antimon,
Wißmuth, Zink, Blei, Eisen und Kupfer (Wolfram und Molybdän K.). Diese
Metalle bleiben bei der Auflösung des Zinns in Chlorwasserstoffsäure
größtentheils als schwarzes Pulver zurück,
während sich das Zinn auflöst. Arsenik verflüchtigt sich in der
Hauptsache mit dem Wasserstoffgase als Arsenikwasserstoffgas.Sehr wahrscheinlich auch Antimon als Antimonwasserstoffgos. Obige Angaben habe ich bis auf das angeführte Verhalten des
Eisens und Mangans bestätigt gefunden. Das Eisen ging bei meinen
Versuchen jedesmal bis auf eine Spur mit in die chlorwasserstoffsaure
Zinnauflösung über, ferner auch Mangan, und zuweilen auch ein kleiner
Antheil von Blei, welchen letzteren Umstand man aber, wie
sogleich mitgetheilt werden wird, leicht beseitigen kann. Angenommen,
die vorläufige Analyse einer Zinnsorte hätte einen Bleigehalt derselben
sicher nachgewiesen, so prüft man die salzsaure Zinnoxydullösung mit
einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure auf einen Bleigehalt. Zeigt
sich kein Niederschlag, so ist alles Blei in dem unlöslichen Rückstande,
bildet sich indessen ein Niederschlag, so sammelt man diesen und
berechnet aus dem Gewichte des geglühten schwefelsauren Bleioxydes den
aufgelösten Theil Blei. Wird nun aus der zurückgebliebenen Flüssigkeit
das Zinnoxydul durch Schwefelwasserstoffgas als Zinnbisulfuret gefällt,
dann die filtrirte Solution mit Salpetersäure versetzt und abgedampft,
so werden durch Schwefelammonium die geringen Mengen von Eisenoxyd, und
im Falle daß auch kleine Antheile von Mangan und Zink in dem Zinn wären,
diese auch gefällt. Unter Zurechnung des Gewichtes der letztgedachten
Niederschläge auf Metall zu dem Gewichte des in Chlorwasserstoffsäure
unlöslichen, mehrgedachten schwarzen Rückstandes, erhält man nun in
Summa das Gewicht sämmtlicher Unreinigkeiten, welche das Zinn enthielt.
Dieses Gewicht, abgezogen von der zur Analyse angewendeten Zinnmenge,
gibt dann den Gehalt an reinem Zinn an.
In solchen Fällen, wo die Zinnlegirungen größere Mengen Blei enthalten,
behandle ich diese mit Salpetersäure, scheide das entstandene Zinnoxyd von
der Flüssigkeit ab, und fälle daraus das Bleioxyd durch Schwefelsäure, unter
Anwendung der bekannten Vorsichtsmaßregeln.
Da für die Bestimmung von Wolfram, Molybdän und Arsenik nach den Angaben in
den Schriften von Berzelius, Rose und Rammelsberg noch bis jetzt alle Mittel fehlen, so kann die Natur und Beschaffenheit der
schwarzen Rückstände, wenn sie diese Metalle enthalten, zwar ausreichend
erkannt werden, allein die Menge eines jeden darin enthaltenen Metalles, das
oft nur in den kleinsten Spuren auftritt, kann nicht quantitativ bestimmt
werden.
Zur quantitativen Ermittelung des Eisengehaltes
der Zinnsorten ist es ohne Zweifel am sichersten, sie in Königswasser
aufzulösen, und aus der filtrirten Auflösung Zinn, Kupfer, Blei, Wißmuth,
Arsenik etc. als Schwefelmetalle gemeinschaftlich niederzuschlagen. Darauf
wird die filtrirte Flüssigkeit noch einmal einem mehrstündigen Strome von
Schwefelwasserstoffgas ausgesetzt, um die Versicherung zu erhalten, daß
keines der angeführten Metalle in der Flüssigkeit mehr sey, worauf man diese
mit starkem Chlorwasser erwärmt und das Eisenoxyd aus dem neutral gemachten
Fluidum durch bernsteinsaures Ammoniak niederschlägt.
Dieser Untersuchungsmethoden habe ich mich nun bei Untersuchung nachfolgender
Zinnsorten bedient, in der Ueberzeugung, die für den technischen Zweck
angemessenste Methode gewählt zu haben.
I. Abgangszinn vom Altenberger
Zwitterstockwerke.
Dieses Zinn wurde, wie alle folgenden Sorten, in sehr fein zertheiltem Zustande unter
Wasser von einem mäßig starken Magnete nicht angezogen. Um das erhaltene Stück von
allen Verunreinigungen bei dem Zerkleinern zu schützen, wurde dasselbe in einem
neuen hessischen Tiegel eingeschmolzen und dann in ein Gefäß mit Wasser, unter
Umrühren desselben, ausgegossen. Eben so verfuhr man bei den Zinnproben zu den
folgenden Analysen.
1) 10,000 Milligramme = 10 Gramme Abgangszinn wurden in einem hohen Glaskolben mit
mäßig starker Chlorwasserstoffsäure auf einem Sandbade bei 70–80° C.
erwärmt. Während dieser Operation wurde zur theilweisen Wiedergewinnung der
entweichenden salzsauren Dämpfe der Hals des Kolbens mit einem kleinen Glastrichter
bedeckt. Die Auflösung des Zinns erfolgte mit Wasserstoffgasentwickelung dem, wie
spätere Versuche mit dem Marsh'schen Apparate entschieden
nachwiesen, Arsenikwasserstoffgas in kleiner Menge beigemengt war. Es dauerte 12 bis
13 Stunden, bis die Auflösung so weit vorgeschritten war, daß sich aus dem
zurückgebliebenen grauen Pulver keine Bläschen von Wasserstoffgas mehr entwickelten.
Hierauf wurde die wasserhelle und farblose Auflösung, in der wegen ihrer
Farblosigkeit nur kleine Spuren von Kupfer und Wolfram enthalten seyn konnten, von
dem unauflöslichen grauen Rückstande decantirt und letzterer nun noch einmal mit
Salzsäure behandelt.
Diese Operation ist dringend nothwendig, damit man zu der Ueberzeugung gelangt, daß
der Rückstand keine Zinntheilchen mehr enthält. Man muß dabei den bei der ersten
Auflösung zurückgebliebenen Rückstand mit Chlorwasserstoffsäure von neuem
übergießen, den Kolben auf einem Sandbade erwärmen und mit einer scharfen Loupe
beobachten, ob sich aus dem aufgerührten Rückstande noch Gasblasen entwickeln.
Kleine Zinntheilchen werden nämlich sehr oft von dem sie umgebenden grauen
Rückstandspulver derartig eingehüllt, daß sie der ersten Einwirkung der
Chlorwasserstoffsäure widerstehen. Dadurch, daß mir dieser Umstand im Anfange meiner
Untersuchung unbekannt war, wurde sehr viel Zeit verloren. Unterläßt man die erwähnte
Vorsicht, so bleiben gewöhnlich kleine Zinnkörnchen im Rückstande und man bekommt
von diesem ein zu großes und demnach unrichtiges Gewicht. 10 Gram. Zinn lieferten
bei Versuch I. im Wasserbade bei 100° C. getrockneten Rückstand
=
0,180 Proc.
bei Versuch II.
=
0,200 „
––––––––––––––––
Summa
=
0,380 Proc.
im Mittel
=
0,190 „
folglich geben 100 Theile Abgangszinn 1,90 Proc.
unauflöslichen Rückstand. Diese Differenz in beiden Versuchen beträgt 20/10000, ist
aber sehr unbedeutend, wenn man erwägt, daß Spuren von unlöslichen Metallen in
Säuren häufig gelöst werden, wenn man die Metalle längere Zeit mit den Säuren bei
70° C. erhitzt; sogar schwefelsaurer Baryt ist nicht absolut unlöslich bei
der Erhitzung mit starken Säuren. Der Rückstand wurde in Königswasser aufgelöst und
die Auflösung qualitativ untersucht, wobei sich ergab, daß dieser aus Wißmuth, Kupfer und Spuren von
Arsenik und Wolfram
bestand. Der Rückstand wurde nicht vom Magnete angezogen, auch fand man in seiner
Auflösung kein Eisenoxyd und er war demnach ganz eisenfrei. Bei seiner Behandlung
mit Königswasser blieben kleine Theilchen eines schwarzen, glänzenden Rückstandes
zurück, der, mit chlorsaurem Kali im Platintiegel erhitzt, leicht verbrannte und aus
Kohle oder Graphit bestand.
2) Aus den chlorwasserstoffsauren Auflösungen wurde durch Einleiten von
Schwefelwasserstoffgas das Zinnoxydul als Zinnbisulfuret abgeschieden, die filtrirte
Flüssigkeit dann filtrirt, eingedampft, mit Salpetersäure versetzt und digerirt. Das
zu einem Volumen von circa 2 Unzen concentrirte Fluidum
erschien bloß schwachgelb, wurde mit Ammoniak versetzt und hierauf die kleine Menge
in ihm enthaltenen Eisenoxydes durch bernsteinsaures Ammoniak gefällt. Der
Niederschlag wurde geglüht und gab bei dem ersten Versuche
=
0,015 Proc.
bei dem zweiten Versuche
=
0,017 „
–––––––––––––––
in
Summa
=
0,032 Proc.
rothes Eisenoxyd
Mittel
daraus
=
0,016 „
Demnach gaben 10 Gram. Zinn 0,016 Gram. Eisenoxyd, welche, die Zusammensetzung des
rothen Eisenoxydes zu 70 Proc. metallischem Eisen angenommen, 0,110 Proc. Eisen
entsprechen.
100 Theile Altenberger Abgangszinn
enthalten daher reines Zinnmetall
97,830 Proc.
unlöslichen RückstandIn einem bei der Hüttenproductensammlung des met. Laboratoriums
befindlichen Stücke, bezeichnet: Abgangszinn von Altenberger
Zwitterstocks tiefen Erbstolln, betrug der in Chlorwasserstoffsäure
unlösliche Rückstand nur 1,40 Proc. (Wißmuth, Kupfer, Wolfram, Arsenik
und Antimon)
1,900 „
Eisen
0,110 „
––––––––––
Summa
99,840 Proc.
II. Peruanisches Zinn.
Diese Zinnsorte ist hart und spröde. Ihre Farbe ist graulichweiß und der Glanz
gering. In Gestalt eines feinen Pulvers wurde dieses Zinn unter Wasser vom Magnete
nicht angezogen.
1) Versuche vor dem
Löthrohre.
Auf Kohle schmilzt dieses Zinn ziemlich leicht, bedeckt sich im Oxydationsfeuer
mit weißem Zinnoxyd unter Ausgabe eines schwachen Arsenikgeruches und gibt einen
starken Beschlag von Antimon und Bleioxyd.
Borax bildet mit diesem Zinn, auf Kohle im Reductionsfeuer geschmolzen, eine
Perle, welche nach dem Erkalten eine vitriolgrüne Farbe von einem Eisengehalte
zeigt. Als man Phosphorsalz neben einem Zinnkügelchen auf Kohle auf diese Weise
behandelte, daß nur die Schlacke bedeckt wurde, war keine braunrothe Färbung
derselben zu bemerken; das Zinn enthielt daher kein
Wolfram. Molybdän wurde nach den bereits mitgetheilten Verfahrungsweisen
ebenfalls nicht gefunden.
Eisen und Kupfer wurden in diesem Zinn auf die früher mitgetheilte Weise in
kleinen Mengen leicht erkannt.
2) Qualitative
Untersuchung.
In concentrirter Chlorwasserstoffsäure ist dieses Zinn unter
WasserstoffgasentwickelungDa die Kenntnisse über das Antimonwasserstoffgas noch sehr unvollständig
und unsicher sind, so konnte dieses Gas in dem Wasserstoffgase nicht mit
Sicherheit nachgewiesen werden, obgleich eine Einmengung davon sehr
wahrscheinlich seyn dürfte. mit Hinterlassung eines schwarzen Rückstandes
löslich. Aus der filtrirten chlorwasserstoffsauren Auflösung scheiden sich bei
dem Erkalten nadelförmige durchsichtige Krystalle aus, die in Chlorblei
bestehen.
Durch zugesetztes Wasser wird die Auflösung nicht getrübt, aber Schwefelsäure
schlägt schwefelsaures Blei nieder. Behandelt man den schwarzen Rückstand mit
Salpetersäure, so verwandelt sich die Hauptmasse desselben in eine gelblichweiße
Substanz (antimonsaures Antimonoxyd), welche sich nach der Trennung von der
kupferhaltigen Flüssigkeit schwierig in Chlorwasserstoffsäure löst. Aus dieser
Lösung wird sie durch Wasser als weißes Oxyd und durch Schwefelwasserstoffgas
orangefarben niedergeschlagen. Dieser Niederschlag ist in Schwefelammonium
löslich und besitzt die übrigen Eigenschaften des Schwefelantimons.
Ein Theil der salpetersauren Flüssigkeit, welcher von dem antimonsauren
Antimonoxyd abfiltrirt worden war, wurde mit kaustischem Ammoniak übersättigt.
Es entstand eine lichte himmelblaue Färbung der Flüssigkeit durch aufgelöstes
Kupferoxyd.
Schwefelsäure bewirkte in der salpetersauren Auflösung des Rückstandes keinen
Niederschlag, folglich war alles Blei bei der Behandlung dieses Zinns mit
Chlorwasserstoffsäure in die Auflösung übergegangen und der Rückstand war frei
von Blei.
3) Quantitative Analyse.
1) 10 Gram. peruanisches Zinn wurden in Chlorwasserstoffsäure gelöst, der
unlösliche schwarze Rückstand abfiltrirt, getrocknet und gewogen. Sein Gewicht
betrug 0,376 Gram. und die Untersuchung vor dem Löthrohre bewies, daß der
Rückstand nur aus Antimon, kleinen Antheilen von Kupfer und einer Spur Arsenik
bestand.
2) Die chlorwasserstoffsaure Auflösung wurde, um das in Krystallen ausgeschiedene
Chlorblei aufzulösen, mit heißem Wasser verdünnt und aus dieser Flüssigkeit das
Bleioxyd durch schwefelsaures Natron gefällt. Der Niederschlag von
schwefelsaurem Bleioxyd wog 0,392 Gram., welche gleich sind 0,276 Blei.
3) Zur Bestimmung des Eisens wurde jetzt aus der von 2) rückständigen Flüssigkeit
alles Zinnoxyd durch Schwefelwasserstoffgas niedergeschlagen, und der
Niederschlag abfiltrirt. Als hierauf nochmals durch die filtrirte Flüssigkeit
Schwefelwasserstoffgas geleitet wurde, nahm sie eine opalisirende blaßgelbe
Farbe an, und nach dem Erwärmen fiel eine unwägbare Spur einer gelben Substanz
nieder, welche Schwefelarsenik enthielt.
4) Das von diesem abgeschiedene Fluidum wurde nun mit Salpetersäure angesäuert,
erwärmt und concentrirt. Darauf fällte man aus ihr die darin enthaltenen Spuren
von Eisenoxyd durch Ammoniak. Das geglühte Eisenoxyd wog 0,010 Gram., welche =
0,07 Proc. Eisen entsprechen. 100 Theile peruanisches ungereinigtes Zinn bestehen daher
aus:
Zinn
93,50 Proc.
Antimon
3,76 „
als unauflöslicher schwarzer Rückstand
mit Spuren von
Kupfer und
Arsenik
Blei
2,76 „
Eisen
0,07 „
––––––––––
100,09 Proc.
Ich trage Bedenken dieses Zinn wegen seines hohen Antimon- und
Blei-Gehaltes für ein unmittelbares Product der Reduction von Zinnerzen
zu halten, glaube vielmehr, daß dieses Zinn eine künstliche Legirung sey, die in
ihrer Zusammensetzung dem englischen Pewter sehr nahe kommt.
Das peruanische Zinn, welches ich im Jahre 1836 untersuchte, enthielt keine Spur,
weder von Antimon noch von Blei, sondern allein unbestimmbare Mengen von Eisen
und Kupfer.
Bemerkungen.
Das gegenwärtig in Altenberg producirte Abgangszinn enthält also nach meiner
Untersuchung 97,85 Proc. reines Zinn. Bei einer Untersuchung einer gleichnamigen
Zinnsorte, welche ich unter dem 7. April 1836 dem hohen Oberbergamte einreichte,
betrug der Gehalt des damals erzeugten Abgangszinns an Zinn 97,88 Proc. Die
Differenz dieser beiden Analysenresultate ist demzufolge so gering, daß man annehmen
kann, der frühere reine Zinngehalt der Altenberger Zinnsorten sey damals und jetzt
ganz gleich gewesen; allein hieraus folgt noch nicht, daß die in dem damaligen Zinn
enthaltenen Substanzen, die seine Reinheit herabzogen, gegenwärtig noch dieselben
seyn müssen.
Der verstorbene Bergcommissionsrath Lampadius erhielt aus
Altenberger Steinzinn von den Jahren 1795 bis 1799 0,9 Proc. Arsenik, 0,71 Proc.
Eisen, und von mir wurde im Jahre 1836 der Eisengehalt des Neufanger Zinns von
Altenberg zu 1,2 Proc. gefunden, ferner in einem allerdings sehr harten grauen
Abgangszinn 1,9 Proc. Eisen und 0,4 Proc. Arsenik. Dagegen geben die oben
beschriebenen Untersuchungen Altenberger Zinns sehr geringe Mengen von Eisen, im
Vergleiche zu den früheren Analysen von Lampadius und
mir, gleichfalls auch nur unbestimmbare Spuren von Arsenik. Andererseits schied ich
aus den gegenwärtig in Altenberg producirten Zinnsorten nicht unbedeutende Mengen
von Wißmuth ab.
Bei meinen früheren Untersuchungen fand sich dieses Metall bloß spurenweise in dem
Abgangszinn von Altenberg.
Diese Verminderung des Eisen- und Arsenik-Gehaltes in den geringeren
Sorten des Altenberger Zinns läßt sich – so scheint mir – ungezwungen
durch den Umstand erklären, daß man bei den früheren in Altenberg angestellten
Zinnschmelzversuchen – wie sich wenigstens aus den Schriften von Lampadius über diese Versuche ergibt – oftmals von
dem Principe ausgegangen zu seyn scheint, die beiden Metalle, Eisen und Arsenik, als die gefährlichsten
Feinde des Zinns, möglichst zu entfernen. Diese Absicht ist auch genügend erreicht
worden, denn das neuere Altenberger Zinn ist, in Rücksicht auf Eisen und Arsenik,
rein zu nennen, fast so rein wie die gewöhnlichen Sorten des englischen Zinns, die
nach Mitscherlich 1/5 Proc. Eisen, 1/10 Proc. Arsenik und
1 Proc. Kupfer enthalten.
Mittlerweile hat sich ein anderes Metall – Wißmuth – in das Altenberger
Zinn in neuerer Zeit hineingedrängt, das einen ähnlichen nachtheiligen Einfluß auf
dasselbe ausüben möchte, wie früher Eisen und Arsenik.
Wie sich Wißmuth als Legirungsmittel von Zinn verhält, darüber spricht sich Berzelius in seinem neuesten Lehrbuche, 11. Bd. 2,
folgendermaßen aus: „die Legirungen von Zinn und Wißmuth sind hart und
spröde. Ein geringer Gehalt von Wißmuth vermehrt die Härte des Zinns.
Chlorwasserstoffsäure löst daraus das Zinn auf, während Wißmuth als ein
dunkelgraues Pulver zurückbleibt.“
Durch diese Angaben wird man von selbst auf die Vermuthung gebracht, daß das Wißmuth,
das gegenwärtig in größerer Menge in den Altenberger Zinnerzen vorkommt, als vor
längerer Zeit, wo es sich nicht in bestimmbaren Mengen zeigte, dasjenige Metall sey,
welches vorzugsweise dermalen das Altenberger Zinn in seiner Reinheit herabziehe. Um
hierüber zu einer positiven Gewißheit zu gelangen, möchte es für das Interesse des
hierländischen Zinnhüttenwesens als wünschenswerth erscheinen, wenn Legirungen im
Kleinen aus reinem englischen Zinn (blok tin) mit
Wißmuth bis zu mehreren Procenten, in Abstufungen von 1/4 zu 1/4 Proc., dargestellt
werden könnten, deren physikalische und technische Eigenschaften durch einen
wissenschaftlich gebildeten Zinngießer genau zu ermitteln wären. Diese Versuche
lassen hoffen, daß man dabei wenigstens zu einer näheren Kenntniß der technischen
Eigenschaften der Wißmuthzinnlegirungen gelangen werde. Führten indessen die dabei
gemachten
Beobachtungen das Resultat herbei, daß das Wißmuth keine nachtheiligen Wirkungen auf
das Zinn äußere und von untergeordneter Wichtigkeit sey, so dürfte es in der That
eine schwierige Aufgabe seyn, mit Sicherheit auszumitteln, welches Element das
Altenberger Zinn minder anwendbar macht, als andere Zinnsorten.
Die Ausschöpfproben der Zinngießer sollen nach Vauquelin,
Berzelius, Karsten und Anderen sehr gute Anhaltepunkte liefern, um die
Zinnsorten auf ihre Güte und Reinheit zu prüfen. Es ist mein unvorgreifliches
Dafürhalten, daß gewisse vom Chemismus ganz unabhängige, physikalische und noch
unerörterte Verhältnisse, wie z.B. der Temperaturgrad, welchen das Zinn im Momente
des Ausgießens zeigt, sehr wahrscheinlich einen nicht geringen Einfluß auf die
Beschaffenheit des erstarrten Zinns äußern dürften. Bei sehr starker Hitze vor dem
Ausgießen zeigt das Zinn nach dem Erstarren, nach Karsten, eine Art von Rothbrüchigkeit, d.h. es besitzt in den höheren
Temperaturen vor dem Schmelzen eine geringere Festigkeit. Ist das Zinn hingegen im
Augenblicke des Ausgießens zu schwach erhitzt, von welchem Zustande der matte Glanz
der von der Oxydhaut entblößten Oberfläche des Zinns den Beweis liefert, so bietet
es auch bei dem Erstarrungspunkte einen matten Glanz dar, und in der gewöhnlichen
Temperatur eine verminderte Festigkeit.
Nach der Beobachtung von Rudberg haben alle Legirungen von
Zinn und Wißmuth, mit Ausnahme der von BiSn³, zwei Erstarrungspunkte, den
Ausscheidungspunkt, wobei zuerst der Ueberschuß des Zinns oder Wißmuthes fest wird,
und den Erstarrungspunkt, wobei die ganze Masse fest wird. Ich glaube, daß man beim
Ausgießen des umgeschmolzenen Zinns von obigen Beobachtungen Rudberg's Gebrauch machen sollte.