Titel: | Ueber die Fabrication von Geweben aus sogenanntem künstlichen Haar; von Hrn. Williams in London. |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XIV., S. 75 |
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XIV.
Ueber die Fabrication von Geweben aus sogenanntem
künstlichen Haar; von Hrn. Williams in London.
Aus dem Moniteur industriel, 1848 Nr.
1247.
Williams', über die Fabrication von Geweben aus sogenanntem
künstlichen Haar.
Der Patentträger sättigt die Faserstoffe mit einer Composition oder einem Firniß,
wodurch sie dem Haar ähnlich werden und dasselbe zu mehreren Zwecken, namentlich zur
Fabrication von Geweben und zum Ausstopfen der Sessel zu ersetzen vermögen. Man kann
die Faserstoffe (Baumwolle, Flachs, Seide und Wolle) entweder nach dem Spinnen und
Färben oder erst nach dem Verweben mit der Composition behandeln.
Die Composition besteht in dem Firniß welchen man durch Auflösen von Pferdehaaren,
Schweinsborsten etc. in Oel erhält; man braucht 10 bis 40 Theile Haare (Abfälle aus
den dieselben verarbeitenden Fabriken) auf 100 Theile Oel; diese Mischung muß lange
genug erhitzt werden, indem man die Temperatur allmählich erhöht. Man verwendet
Leinöl oder andere Oele welche zuvor auf bekannte Weise trocknend gemacht
wurden.
Bei Bereitung dieses Firnisses muß man die Temperatur des Oels allmählich erhöhen,
indem man auf dem Grad einhält, welcher zum Auflösen des Oels hinreicht und
überhaupt soweit als möglich unter dem Siedepunkt des Leinöls bleibt. Nachdem das
Haar aufgelöst ist, setzt man ungefähr den zehnten Theil seines Gewichts
Lampenschwarz, Elfenbeinschwarz oder Knochenschwärze zu, um eine gute Gagatfarbe zu
erhalten; übrigens kann man je nach der gewünschten Farbe auch andere Farbstoffe
anwenden.
Um die Garne, welche die Kette oder den Einschuß der Gewebe aus künstlichem Haar
bilden sollen, mit diesem Firniß zu sättigen, färbt man sie zuerst schwarz oder in
sonst einer Farbe und passirt sie dann durch den Firniß; man taucht sie nämlich in
den Trog, welcher den Firniß enthält und läßt sie von demselben durch zwei Walzen
gehen, von deren oberer man sie abnimmt. Nach dem Tränken mit Firniß —
welches auch auf eine ähnliche Weise wie das mechanische Schlichten der Garne
geschehen könnte — hängt man sie in einer mäßig geheizten Kammer auf, um sie
vor dem Verweben zu trocknen.
Auch eine Auflösung von Schellack in Alkohol oder Steinkohlenöl, auf angegebene Weise
gefärbt, eignet sich vollkommen als Firniß zu dieser Operation; durch den oben
angegebenen Firniß werden aber die Garne den animalischen Haaren viel ähnlicher.
Um mittelst des künstlichen Haars Zeuge für Sessel und zu ähnlichem Gebrauch zu
fabriciren, wendet man gewöhnliche oder mechanische Webstühle an, und benutzt als
Kette Leinengarn gerade so wie bei der Fabrication solcher Zeuge mit natürlichem
Haar. Sind die Zeuge aus künstlichem Haar aber für andere Zwecke bestimmt, so können
die Kettenfäden aus nicht gefirnißtem Baumwollgarn etc. bestehen, während man als
Einschuß gefirnißtes Leinen-, Baumwollengarn etc. benutzt.
Uebrigens kann man auch fertige Gewebe mittelst geeigneter mechanischer Vorrichtungen
mit dem erwähnten Haarfirniß imprägniren.