Titel: Verfahren Bleiweiß aus basischem Chlorblei zu bereiten, welches sich J. M. Fourmentin am 22. Mai 1847 für England patentiren ließ.
Fundstelle: Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XXXVIII., S. 218
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XXXVIII. Verfahren Bleiweiß aus basischem Chlorblei zu bereiten, welches sich J. M. Fourmentin am 22. Mai 1847 für England patentiren ließ. Aus dem London Journal of arts, Mai 1848, S. 269. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Fourmentin's Verfahren Bleiweiß aus basischem Chlorblei zu bereiten. Das neue Verfahren Bleiweiß zu bereiten, beruht auf folgenden Thatsachen: 1) Wenn man durch basisches ChlorbleiUm basisches Chlorblei zu erhalten, sind (nach Vauquelin) auf 1 Th. Kochsalz 7 Th. feingepulverte Bleiglätte nöthig. Das Gemenge, mit Wasser zu einem dünnen Brei angemacht, wird weiß, und verdickt sich unter Aufquellen des Bleioxyds, daher wiederholter Zusatz von Wasser und Durcharbeiten nöthig ist; verdünnt man nach vier Tagen mit Wasser und filtrirt, so enthält das Filtrat bloß Aetznatron, in welchem wenig Chlorblei gelöst ist, aber kein Kochsalz mehr., welches in Wasser zertheilt ist, kohlensaures Gas leitet, so wird es in (neutrales) Chlorblei, kohlensaures Blei und Bleiglätte zerlegt; letztere verwandelt sich bei hinreichend langer Einwirkung der Kohlensäure auch noch in Bleiweiß, so daß die Producte bloß Chlorblei und Bleiweiß sind. 2) Wenn man das so erhaltene (neutrale) Chlorblei, in Wasser zertheilt, mit kohlensaurem Natron oder kohlensaurem Kalk behandelt, so erhält man kohlensaures Blei (Bleiweiß) als Niederschlag und Chlornatrium oder Chlorcalcium in Auflösung. 3) Wenn man das basische Chlorblei mit Natron-Bicarbonat behandelt, so wirkt letzteres zuerst wie bloße Kohlensäure, so daß also Chlorblei, kohlensaures Blei und Bleioxyd entstehen; das entstandene einfach-kohlensaure Natron zersetzt hierauf das erzeugte (neutrale) Chlorblei. Hienach zerfällt das neue Verfahren in zwei Abtheilungen. Behandlung des basischen Chlorbleies mit Kohlensäure. Die Kohlensäure erhält man auf bekannte Weise durch Verbrennen von Holzkohlen (oder schwefelfreien Kohks); damit die erzeugten Gase aber Ruß, Asche etc. absetzen können, muß man sie durch eine geräumige Kammer leiten, ehe man sie in den Apparat gelangen läßt. In letztern treibt man sie mittelst einer Druckpumpe oder archimedischen Schraube. Da das basische Chlorblei im Wasser bloß suspendirt ist, so muß es als eine ziemlich hohe Flüssigkeitssäule angewandt werden, damit das hindurchströmende kohlensaure Gas größtentheils darauf einwirken kann. Der zweckmäßigste Apparat zu dieser Operation besteht aus einer Reihe fixer Cylinder, durch welche eine horizontale Welle geht, die mit radialen Rührern versehen ist. Die Cylinder werden etwa zur Hälfte mit dem in Wasser zertheilten basischen Chlorblei gefüllt und die Rührer machen in der Minute 4–5 Umdrehungen. Das kohlensaure Gas geht ohne Druck von Cylinder zu Cylinder; wenn es aus dem Cylinder, welcher zuletzt beschickt wurde, austritt, gelangt es in ein Gefäß mit AetznatronHiezu benutzt man das Aetznatron von der (in der vorhergehenden Note angegebenen) Bereitung des basischen Chlorbleies. Das in diesem Aetznatron aufgelöste Chlorblei wird bei seiner Sättigung mit Kohlensäure niedergeschlagen., welches mit einem ähnlichen Rührapparat versehen ist; aus diesem zieht es in den Schornstein ab. Fig. 13 ist ein Aufriß dieses Apparats; Fig. 14 ein Grundriß und Fig. 15 ein senkrechter Längendurchschnitt desselben. A, A′, A″ sind drei im Gestell B, B befestigte hölzerne Cylinder.Eiserne Cylinder würden das Bleiweiß röthlich und kupferne grünlich machen. C ist eine Welle, welche ihre Lager in den Enden der Cylinder hat und durch irgend einen Motor in Bewegung gesetzt wird. Auf dieser Welle ist für jeden Cylinder eine Anzahl radialer Rührer D, D angebracht. E, E sind trichterförmige Oeffnungen auf den einzelnen Cylindern A, durch welche man die Beschickung hineinbringt. Jede dieser Oeffnungen wird mittelst eines Deckels F geschlossen, welcher in eine am unteren Rand derselben gebildete kreisförmige Nuth paßt und den Cylinder luftdicht macht. Die Cylinder sind mit einander durch ein horizontales Rohr G, verbunden, von welchem ein senkrechtes Zweigrohr in jeden einzelnen Cylinder ausgeht; das Rohr H führt vom Cylinder A zu dem die Lauge enthaltenden Cylinder und hat Zweigröhren nach den Cylindern A′ und A″; K ist ein drittes horizontales Rohr, um den ersten und letzten der sämmtlichen Cylinder mit einander zu verbinden; L, L′ sind zwei kurze Röhren, zwischen den Cylindern angebracht, um sie alle mit einander zu verbinden. Die einzelnen Röhren sind mit Sperrhähnen versehen (in der Zeichnung mit a, a1 bis a8 bezeichnet), um den Zufluß des Gases reguliren zu können; b, b sind Probirhähne, um den Fortschritt der Operation beurtheilen zu können. Der Apparat wird folgendermaßen behandelt: — angenommen die Cylinder A, A1, A2 seyen der Reihe nach zu beschicken, so sind nur die Hähne a, a3, a4 und a7 offen, — das Gas zieht durch das Rohr G und den Hahn a in den Cylinder A, von da durch den Hahn a3 des Rohrs L1 in den Cylinder A1; dann durch ben Hahn a4 des Rohrs L1 in den Cylinder A2, von welchem es durch den Hahn a7 in das zum Laugebehälter führende Rohr H entweicht. Nachdem die Operation im Cylinder A beendigt ist, sperrt man die Communication mit ihm ab, indem man zuerst den Hahn a1 öffnet und dann die Hähne a und a3 schließt; man öffnet hierauf das Austrittsrohr am Boden des Cylinders, sowie das Beschickungsloch E. Die Bewegung der radialen Rührer erleichtert das Ablaufen der Flüssigkeit durch das Rohr O und man kann dann Wasser auf die Rührer gießen, um sie abzuschwenken; hierauf wird der Hahn O abgesperrt und der Cylinder wieder beschickt. Man verschließt nun die Oeffnung E und setzt den Cylinder A2 in Verbindung mit dem Cylinder A, indem man den Hahn a8 im Rohr K öffnet; so wird der Cylinder A der letzte in der Reihe, welcher Gas empfängt, das man dann durch den Hahn a5 des Rohrs H aus dem Apparat heraus in den die alkalische Lösung enthaltenden Cylinder treten läßt; der Hahn a5 wurde nämlich geöffnet als man den Hahn a7 schloß. Um den Cylinder A1 zu entleeren und wieder zu beschicken, schließt man die Hahnen a1 und a4, nachdem man a2 geöffnet hat; nachdem die Beschickung geschehen ist, öffnet man die Hahnen a3 und a6 und schließt a5; so fährt man auch für die anderen Cylinder fort. Fig. 17 zeigt eine Art die Cylinder zu construiren, wobei man ihre obere Hälfte behufs der leichteren Reinigung des Innern abnehmen kann. Die Verdünnung des basischen Chlorbleies mit Wasser darf man nur so weit treiben, daß das (mittelst der Druckpumpe hergezogene) Gas leicht durchpassiren kann. Die Operation ist als beendigt zu betrachten, wenn eine abgezogene Probe nach dem Filtriren eine Flüssigkeit gibt, aus welcher sich beim Kochen unter Entbindung von kohlensaurem Gase ein weißer Niederschlag von Bleiweiß abscheidet; bleibt aber die Flüssigkeit beim Kochen klar, so muß noch länger Kohlensäure in den Apparat geleitet werden. Behandlung des erhaltenen Products mit kohlensaurem Kalk (Kreide). Die mit Kohlensäure gehörig behandelte Masse wird aus dem Apparat in einen bleiernen Kessel geschafft und darin nach vorläufiger Verdünnung mit Wasser 1–4 Stunden lang mit feingepulverter eisenfreier KreideMan muß so viel Kreide anwenden, als der bei der Bereitung des basischen Chlorbleies wirklich zersetzten Kochsalzmenge äquivalent ist. gekocht bis alles Chlorblei zersetzt ist, was man daran erkennt, wenn eine abfiltrirte Probe der Flüssigkeit mit Schwefelwasserstoff-Ammoniak keinen schwarzen Niederschlag mehr gibt. Bleiweißbereitung mit basischem Chlorblei und kohlensaurem Natron. Man bringt in den Cylinder, worin das basische Chlorblei mit Kohlensäure behandelt wird, zugleich kohlensaures Natron. (Wenn man bei der Bereitung des basischen Chlorbleies aus Kochsalz und Bleiglätte einen Ueberschuß von Kochsalz vermeidet, so kann man das erhaltene Gemenge von basischem Chlorblei und gelöstem Aetznatron sogleich mit Kohlensäure behandeln, da das Natron, welches zu kohlensaurem Salze wird, wieder eben so viel Chlor binden kann, als es vorher an das Blei abgegeben hat.) Um das erzeugte Bleiweiß in verkäuflichen Zustand zu bringen, muß man es schlämmen; dabei wird ein Antheil Bleiglätte, welcher bei der Bereitung des basischen Chlorbleies unangegriffen blieb, als viel schwerer vom Bleiweiß abgeschieden; letzteres wird dann auf gewöhnliche Weise getrocknet etc. Der Rückstand vom Schlämmen, welcher aus Bleiweiß mit etwas Bleiglätte und Mennig besteht, wird erhitzt (unter der Rothgluth), worauf man ihn neuerdings als Bleiglätte verwenden kann.

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Tafel Tab.
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Tab. IV