Titel: | Reid's patentirte elektrotelegraphische Verbesserungen. |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. LXXVI., S. 428 |
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LXXVI.
Reid's patentirte elektrotelegraphische Verbesserungen.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1848, Bd. XLVIII, S.
516.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Reid's elektrotelegraphische Verbesserungen.
Den Gegenstand dieser Verbesserungen bildet zunächst die bessere Isolirung und
Beschützung der Leitungsdrähte. Anstatt, wie gewöhnlich, mit Zink oder Baumwolle
überzogene Drähte anzuwenden und dieselben frei in der Luft über hohe Pfosten zu
leiten, legt sie Reid glatt und unüberzogen in
wohlgeschützte unter der Erde oder in einer Flucht mit der Oberfläche der Erde
angebrachte Canäle, isolirt sie mittelst irdener Träger und bedeckt sie mit
Marineleim, Gutta-percha, Asphalt oder irgend einer andern harzigen Substanz. Wir entnehmen
folgende Details aus des Patentträgers Specification.
Die Figuren 3,
4 und 5 stellen einen
Theil einer nach dem vorliegenden System gelegten dreifachen Drahtleitung dar. A ist eine ununterbrochene Linie von Holzschwellen,
welche auf die Fig.
5 dargestellte Weise aneinander gefügt und in einen Graben gelegt sind. Um
das Eindringen von Wasser und Feuchtigkeit an den Fugen zu verhüten, versehe ich die
letztern mit Scheiben aus Gutta-percha oder vulkanisirtem Kautschuk. In die
obere Seite der Schwellen sind drei tiefe parallele Rinnen B, B, B
geschnitten. C, C, C sind ringförmige Träger aus Steingut oder
Gutta-percha, im Durchmesser gleich der Tiefe jener Rinnen, welche in
Abständen von 6–12 Fuß in die Rinnen eingefügt sind. Die Drähte D, D, D werden durch die Träger C gezogen und durch
dieselben von jeder Berührung mit den Seiten der Rinnen freigehalten. Nachdem die
Drähte auf diese Weise gelegt sind, werden die übrigen Zwischenräume der Rinne mit
Marineleim, Gutta-percha, Asphalt oder Theer ausgefüllt. Die Drähte sind auf
diese Weise durchaus von wasserdichten, die Elektricität nicht leitenden Materialien
umgeben und dadurch gegen alle störenden Einflüsse auf die Dauer geschützt. E ist ein eiserner Deckel oder Schild, welcher über das
Ganze gelegt und mittelst Schrauben a, a an das Holz befestigt wird, so lange der Marineleim
oder die sonstige Harzsubstanz noch flüssig ist. Die leeren Räume in den Rinnen kann
man auch unausgefüllt lassen und den Zutritt des Wassers dadurch verhindern, daß man
Streifen von Gutta-percha oder Filztuch zwischen die Ränder des Schildes und
der Holzschwellen legt.
Die Figuren 6,
7 und 8 stellen eine
Modification der beschriebenen Einrichtung dar. A ist
ein Holzschwelle, wie oben; B eine in der oberen Seite
derselben befindliche Rinne von quadratischem Querschnitt, in welche die drei Drähte
D, D, D gelegt werden. Diese werden zuerst auf die gewöhnliche
Weise mit Baumwolle übersponnen und dann in bleierne Röhren eingeschlossen. Auf
diese Weise ist jeder Draht von seiner Röhre isolirt, und durch die Röhren selbst
werden die Drähte von einander getrennt gehalten. Die leeren Räume in der Rinne
können, wie im vorhergehenden Falle, mit einer harzigen Substanz ausgefüllt werden
oder nicht. E ist ein eiserner an die Holzschwellen zu
schraubender Schild. Wird die Rinne B nicht mit einer
Harzsubstanz ausgefüllt, so bringe ich zwischen den Schild und der obern Seite der
Rinne eine Zwischenlage von Gutta-percha, vulkanisirtem Kautschuk oder
Filztuch, um einen wasserdichten Schluß zu bewerkstelligen. Anstatt der eben
beschriebenen Einrichtung kann man die übersponnenen Drähte auch, wie Fig. 9 zeigt,
in eiserne oder
steinerne Röhren, und diese unter oder auf die Erde legen.
Wo es nöthig ist die Drahtleitung auf hohen Stangen über der Erde hinwegzuführen,
wende ich irdene Isolatoren von einer oder der andern der Fig. 10 bis 13
dargestellten verbesserten Formen an. Der Fig. 10 abgebildete
Isolator besteht aus einer irdenen Röhre F mit einer
Flansche G am einen und einer Mutter H am andern mit Schraubengängen versehenen Ende. Die
Mutter H wird zuerst abgenommen, die Röhre horizontal
durch ein am obern Ende des Pfostens befindliches Loch gesteckt und dann mit Hülfe
der Schraubenmutter H festgeschraubt.
Der Isolator Fig.
11 unterscheidet sich von dem vorhergehenden dadurch, daß er nicht
festgeschraubt wird. G ist nämlich eine an dem einen
Ende der Röhre befindliche Flansche; I ein glatter Ring,
welcher über das andere Ende der Röhre, nachdem diese durch den Pfosten gesteckt
worden ist, geschoben wird; K ein sich federnder
Metallring, welchen man ausdehnt und dann hinter I in
die Rinne b einschnappen läßt, wodurch die Röhre
befestigt wird.
Fig. 12 stellt
einen Isolator in der Seitenansicht dar, der sich zur Unterstützung der Drähte
eignet, wenn diese längs den Seiten von Mauern, z. B. in Tunnels und an Brücken
fortgeführt werden sollen. K ist ein runder irdener
Pfosten mit hervorragenden Seitenstützen k, k, k, worin die Drähte zu
liegen kommen. Der Pfosten K ist an die Krampen L, L befestigt, welche in
das Mauerwerk eingetrieben werden. M ist ein über die
Stützen k hinweggehendes Wetterdach.
Anstatt der beschriebenen irdenen Isolatoren bringe ich hie und da solche aus
Gutta-percha in Anwendung; diese werden ohne Schrauben und Muttern durch
bloße Adhäsion der Flächen an die Pfosten befestigt. Ein solcher Isolator Fig. 13
besteht aus einem kleinen Cylinder aus Gutta-percha mit zwei conischen
Löchern o, o die von
entgegengesetzten Seiten eingebohrt werden und sich in der Mitte begegnen. Ehe
dieser Cylinder in das Loch des Pfostens eingefügt wird, erwärmt man ihn ein wenig
und taucht ihn in eine warme Gutta-percha-Lösung, wodurch er nachher
einen festen Halt am Holze gewinnt.
Die zweite Abtheilung der in Rede stehenden Verbesserungen betrifft die Herstellung
einer galvanischen Communication zwischen dem Zugführer, dem Locomotivführer und den
Zwischenwagen, ferner die Mittel zur sichern Ertheilung von Glocken- und
andern Alarmzeichen. Oben an jeden Wagen sind zwei Röhren neben einander befestigt.
Jede dieser Röhren enthält eine isolirte Metallstange, welche an beiden Enden der
Röhre etwas hervorragt. Zwischen dem hinteren Ende jeder Stange und dem vorderen Ende der
nächstfolgenden ist eine kurze Metallröhre angeordnet, in welche die beiden Enden
eingefügt und darin mit Hülfe von Federn zurückgehalten werden, jedoch nicht so
fest, sondern so, daß sie durch Anwendung einer ganz geringen Kraft aus der Röhre
herausgezogen werden können. Die Röhre dreht sich in ihrer Mitte um ein
Universalgelenk, so daß sie sich leicht jeder Abweichung des Wagenzuges aus der
geraden Linie anpaßt. Sie ist ferner mit zwei Ketten versehen, mit deren Hülfe sie
entweder mit dem vordern oder hintern Wagen verbunden werden kann, so daß sie, wenn
die Enden beider Stangen herausgezogen werden sollten, nicht herabfallen kann. Fig. 14 zeigt
diese Stangen und die Röhren, vom Wagen getrennt, im Längendurchschnitte. n, n, n sind die mittelst Schrauben s′ s″ an die Stangen befestigten Federn. Damit diese
den nöthigen Spielraum haben, so sind sie an dem einen Ende mit einem Schlitz
versehen, durch welchen eine der genannten Schrauben geht; q ist das Universalgelenk, r, r sind die Befestigungsketten. Angenommen, es werde
einer der Wagen aus dem Train herausgenommen, so tritt das vordere Stangenende des
nächstfolgenden Wagens in das Röhrenende, welches vorher von dem vordern Stangenende
des herausgenommenen Wagens eingenommen war, und stellt auf diese Weise eine
fortlaufende metallische Verbindung von dem einen Ende der Linie bis zum andern
wieder her. Auf ähnliche Weise kann eine beliebige Anzahl von Wagen in den Zug
eingeschaltet werden, wobei die metallische Verbindung unterbrochen, aber auch
sogleich wieder hergestellt wird.
Einen weitern Gegenstand der vorliegenden Verbesserungen bildet die Substituirung
eines gewöhnlichen Galvanometers mit Modificationen anstatt des üblichen mit Armatur
versehenen Elektromagneten, um eine Glocke oder einen andern Lärmapparat in Bewegung
zu setzen. Fig.
15 zeigt in der Frontansicht einen Apparat, in welchem der modificirte
Galvanometer mit dem gewöhnlichen Weckerwerk in Verbindung gebracht ist. Fig. 16 ist
ein Grundriß des Galvanometers, Fig. 17 ein Durchschnitt
durch seine Mitte. Der Galvanometer, von oblonger Form, besteht aus zwei
abgesonderten Theilen P1, P2. Der
untere Theil P1 wird
zuerst mittelst zweier Träger t, t an die vordere Platte des Weckers befestigt. Dann wird eine horizontale
Achse x1 in eine quer
über die Mitte des Stückes laufende Rinne gelegt und an beiden Enden durch Träger
w, w unterstützt. An
dieser Achse befindet sich in verticaler Lage ein permanenter Sförmiger Stahlmagnet V. Der obere Theil P2 wird sodann
mittelst Schraubenbolzen x und Muttern y auf dem untern befestigt; derselbe besitzt gleichfalls
eine quer über seine Mitte laufende Rinne, welche derjenigen des unteren Theiles entspricht, so daß
die Achse des Magnets kein Hinderniß findet. Bei dieser Anordnung des Galvanometers
läßt sich die Achse und der Magnet mit großer Leichtigkeit und Genauigkeit
adjustiren. Wenn nun ein elektrischer Strom durch die Verbindungsstangen und Röhren
der Wagen nach dem Galvanometer geht, so wird der Magnet V augenblicklich rechtwinkelig zum Strom abgelenkt. In Folge dieser
Bewegung schlägt er gegen einen Hebel W und bewirkt
dadurch die Auslösung des Weckers.