Titel: | Ueber die Construction und Leistungen einer neuen Art galvanischer Batterie; von Nicholas Callan, Professor der Physik am Maynooth-Collegium. |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. LXXVII., S. 432 |
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LXXVII.
Ueber die Construction und Leistungen einer neuen
Art galvanischer Batterie; von Nicholas Callan, Professor der Physik am
Maynooth-Collegium.
Aus dem Philosophical Magazine, Jul. 1848, S.
49.
Callan, über die Construction und Leistungen einer neuen Art
galvanischer Batterie.
In einer Abhandlung, welche ich im verflossenen Jahr veröffentlichteMan vergl. polytechn. Journal Bd. CV S. 436 und Bd. CVI S 402. beschrieb ich mehrere
Versuche, welche klar beweisen, daß man in der Salpetersäure-Batterie als
negatives Element Blei mit Chlorgold oder Chlorplatin überzogen, mit Vortheil statt
Platinblech anwenden kann, und daß Gußeisen vollkommen so wirksam wie Platin ist.
Seitdem verglich ich nach verschiedenen Methoden die Stärke einer
Gußeisen-Batterie mit derjenigen einer Grove'schen
von gleicher Größe. Das Gußeisen wurde durch eine Mischung von 4 Th. Schwefelsäure,
2 Th. Salpetersäure und 2 Th. in Wasser gelöstem Salpeter erregt. Das Platin wurde
durch gleiche Theile concentrirter Salpetersäure und Schwefelsäure erregt. Die
Zinkplatten beider Batterien wurden durch verdünnte Schwefelsäure von gleicher
Stärke erregt. Die Gußeisen-Batterie übertraf die Grove'sche bedeutend in der Entwicklung von Magnetismns und Wärme, sowie
im Vermögen chemische Zersetzungen zu bewirken. Die magnetischen Effecte der zwei
Batterien wurden mittelst eines Galvanometers und einer kleinen magnetischen
Maschine verglichen. Grove's Batterie bewirkte eine
Ablenkung der Nadel um 82°; die gußeiserne eine solche um 85°. Wenn
die galvanischen Ströme der zwei Batterien gleichzeitig in entgegengesetzten
Richtungen durch den schraubenförmig gewundenen Draht des Galvanometers geleitet
wurden, zerstörte der Strom von der Gußeisen-Batterie die Ablenkung, welche
die Grove'sche bewirkte, und verursachte überdieß eine
entgegengesetzte Ablenkung von 60°. In der magnetischen Maschine bewirkte die
Gußeisen-Batterie 50 Drehungen in einer Minute; Grove's Batterie aber nur 35 in derselben Zeit.
Daß die Gußeisen-Batterie mehr Wärme entwickelt, geht daraus hervor, daß sie
einen Stahldraht schmolz, welchen Grove's Batterie nur
zur dunklen Rothglühhitze brachte.
Die Zersetzungskraft der zwei Batterien verglich ich durch die Quantitäten Knallgas,
welche sie im Verlauf von drei Minuten entwickelten. Die Gußeisen-Batterie
war auffallend wirksamer.
Ich habe verschiedene Sorten von Gußeisen, auch chromhaltiges versucht, und gefunden,
daß sie alle so ziemlich gleiche Wirksamkeit besaßen.
Bald nachdem ich die große elektromotorische Kraft von platinirtem Blei und Gußeisen
entdeckt hatte, machte ich den Vorschlag, die Wollaston'schen Batterien unseres physikalischen Cabinets in eine Batterie mit
platinirtem Blei oder eine solche mit Gußeisen umzuändern und entschied mich nach
Abwägung ihrer gegenseitigen Vorzüge für letztere, hauptsächlich weil ich fand, daß
sie nicht platinirt zu werden braucht. Die eine unserer Wollaston'schen Batterien hatte 300 Zinkplatten, jede von 4 Zoll im
Quadrat, und die andere 20 Platten, jede von 2 Fuß im Quadrat. In den zwei Batterien
war die Gesammtoberfläche der Zinkplatten etwas mehr als 113 Quadratfuß; die
Kupferoberfläche war zweimal so groß als die Zinkfläche. Nach reiflichem Nachdenken
über die beste Form für die neue Batterie und über die passendste Größe der
Zinkplatten, entschied ich mich für wasserdichte gußeiserne Zellen anstatt der
Platten; ferner die 300 vierzölligen Platten beizubehalten und die 20 großen Platten
in 320 kleine, jede von 6 Zoll im Quadrat, zu zertheilen. Ich ließ daher 300 poröse
Zellen anfertigen, jede 4½ Zoll hoch, 4½ Zoll breit und ½ Zoll
weit, für die vierzölligen Platten; ferner 320 poröse Zellen, jede 6½ Zoll
hoch, 6½ breit und etwa 1 Zoll weit, für die sechszölligen Platten. Für die
kleinen porösen Zellen ließ ich 300 gußeiserne wasserdichte Zellen anfertigen, jede
4⅛ Zoll hoch, 5 Zoll breit und 1 Zoll weit; die großen porösen Zellen wurden
in 320 gußeiserne Zellen gestellt, deren jede 6½ Zoll hoch, 7½ breit
und 1¾ Zoll weit war. Die neue Batterie sollte daher aus 620 galvanischen
Paaren bestehen, worin die Gesammtoberfläche des Zinks 113 Quadratfuß und diejenige des
Gußeisens über 226 Quadratfuß betrüge; ich mußte mich jedoch wegen verschiedener
Zufälligkeiten vorläufig mit 577 Paaren begnügen, welche 96 Quadratfuß Zink und
beiläufig 200 Quadratfuß Gußeisen enthalten. Diese Batterie, welche unlängst in
Gebrauch genommen wurde, besteht aus 300 gußeisernen wasserdichten Zellen, deren
jede eine poröse Zelle und eine Zinkplatte von 4 Zoll im Quadrat enthält; 110
gußeiserne Zellen, deren jede eine poröse Zelle und eine Zinkplatte von 6 Zoll Länge
auf 4 Zoll Breite enthält; und aus 177 gußeisernen Zellen, deren jede eine poröse
Zelle und eine Zinkplatte von 6 Zoll im Quadrat enthält. Die Zinkplatte jedes Paars
wurde in eine poröse Zelle gestellt und letztere in eine gußeiserne Zelle. Zwischen
jeder porösen Zelle und der gußeisernen Zelle, in welcher sie stand, betrug der
Zwischenraum einen Viertelszoll. Es wurden Streifen von Kupferblech, etwa 1 Zoll
breit und 2½ Zoll lang, an jede gußeiserne Zelle und an jede der 320
sechszölligen Zinkplatten gelöthet. Die vierzölligen Platten waren bereits mit
Schrauben und Muttern versehen. Jede eiserne Zelle wurde durch eine Klemmschraube
mit der nächsten Zinkplatte verbunden. Die eisernen Zellen wurden auf neun hölzerne
Tische mit 3 Fuß hohen hölzernen Füßen gestellt. Um die Batterie zu laden, goß man
in jede gußeiserne Zelle eine Mischung von 12 Maaßtheilen concentrirter
Salpetersäure und 11½ concentrirte Schwefelsäure; und jede poröse Zelle
füllte man auf die geeignete Höhe mit verdünnter Salpeter-Schwefelsäure, aus
5 Th. Schwefelsäure, 2 Th. Salpetersäure und 45 Th. Wasser bestehend. Um die ganze
Batterie zu laden, wurden etwa 14 Gallons Salpetersäure und 16 Gallons Schwefelsäure
verbraucht. Ich unterließ die Anwendung einer Salpeterlösung, weil ich befürchtete
daß sie die Mischung in den gußeisernen Zellen zum Ueberkochen bringen würde. Ich
weiß nicht ob diese Befürchtung gegründet ist; aber ich weiß, daß wenn zehn oder
mehr Zellen angewandt werden, die erregende Flüssigkeit in den gußeisernen Zellen
bald überkocht und Salpetergas erzeugt, wenn sie nicht den vierten Theil ihres Raums
Salpetersäure enthält.
Ich habe durch Versuche gefunden, daß eine Gußeisen-Batterie ungefähr
fünfzehnmal so stark wie eine gleich große Wollaston'sche
Batterie und fast andertmal so wirksam wie eine Grove'sche ist. Daher hat unsere neue Gußeisen-Batterie mit 96
Quadratfuß Zink dieselbe Stärke wie eine Wollaston'sche
Batterie mit 1400 Quadratfuß Zink und 13,000 vierzölligen Platten; oder wie eine Grove'sche mit 140 Quadratfuß Platin.
Ich will nun einige Versuche beschreiben, welche unlängst mit unserer großen
Gußeisenbatterie angestellt wurden. Zuerst leitete man den galvanischen Strom durch
einen sehr großen Truthahn, welcher durch den Schlag augenblicklich getödtet wurde.
Sein Kröpf zerbarst und dessen Inhalt an Heu und Haber fiel auf den Boden. Um ihm
den Schlag zu ertheilen, brachte man ein Stück Zinnfolie von vier Zoll im Quadrat
unter jeden Flügel längs der Seiten des Truthahns, welchen man zuvor der Federn
beraubt und mit verdünnter Säure befeuchtet hatte. Um die Zinnfolie in genauer
Berührung mit der Haut zu erhalten, preßte man die Flügel gegen die Seiten. Die
Person welche den Truthahn hielt, hatte ein sehr dickes Tuch zwischen jeder Hand und
dem Flügel, um sie gegen den Schlag zu schützen. Sobald der Draht vom Zinkende der
Batterie mit der Zinnfolie unter einem Flügel in Berührung gebracht wurde, gab die
Zinnfolie Funken aus und der Truthahn empfing Schläge, bevor noch die Verbindung
zwischen dem negativen Ende der Batterie und der Zinnfolie unter dem andern Flügel
hergestellt war, obgleich sich das negative und positive Ende der Batterie auf 3 Fuß
hohen und 3 Fuß von einander entfernten Tischen befanden.
Als man einen mit dem negativen Ende verbundenen Kupferdraht in Berührung mit einem
Messingring brachte, welcher mit dem Zinkende der Batterie verbunden war, entstand
sogleich ein glänzendes Licht. Der Kupferdraht wurde allmählich von dem Messingring
getrennt, bis der Lichtbogen gebrochen war. Die größte Länge des Bogens war etwa 5
Zoll. Sobald die Verbindung zwischen den entgegengesetzten Enden der Batterie durch
den Kupferdraht hergestellt wurde, welcher ¼ Zoll dick und 5 Fuß lang war,
entstand ein Geräusch in Folge der Verbrennung des Loths, womit einige
Kupferstreifen an die Zinkplatten befestigt waren. Ich ging sogleich zu dem Theil
der Batterie, von welchem das Geräusch ausging, um zu untersuchen, ob die Verbindung
zwischen den gußeisernen Zellen und Zinkplatten unterbrochen war, und fand, daß ein
Kupferstreifen von der Zinkplatte losgegangen war, an welche man ihn gelöthet hatte.
Wahrscheinlich hatten sich auch noch andere von ihren Zinkplatten getrennt, ich
konnte sie aber nicht finden. Dieser Versuch ergab also, daß durch den Truthahn nur
ein Theil des in der Batterie erzeugten Stroms ging, denn der Schlag, welcher ihn
tödtete, bewirkte keine Verbrennung des Loths.
Ich versuchte zunächst das Glühen von Holzkohlenspitzen, konnte aber die Länge des
Lichtbogens zwischen denselben nicht bestimmen, denn bevor man Zeit hatte sie zu
trennen, waren sie weggebrannt. Das Licht war sehr glänzend; die Holzkohle sprühte Funken wie
Stahl oder Eisen. Kohksspitzen gaben ebenfalls ein sehr intensives Licht; aber
während der Versuche mit denselben wurde der Strom unterbrochen, weil eine der
porösen Zellen einen Riß bekam und in Folge hievon die verdünnten und concentrirten
Säuren sich mit einander vermischten und daher so lange überkochten, bis die porösen
und gußeisernen Zellen beinahe leer waren. Ungeachtet dieser Unterbrechung des
Stroms war der Lichtbogen zwischen den Kohksspitzen etwa einen Zoll lang und die
Hitze der Flamme verbrannte eine Feile.
Durch spätere Versuche habe ich mich noch überzeugt, daß das galvanische Licht der
Kohksspitzen für das Gas-Mikroskop und Polariskop dem mit Knallgas auf Kalk
erzeugten Licht weit vorzuziehen ist. Mit guten Kohksspitzen kann man für das
Mikroskop und Polariskop vermittelst einer Batterie von 25 gußeisernen Zellen, eben
so vielen Zinkplatten, jede 2 Zoll breit und 4 Zoll lang, ein mehr als genügendes
Licht erzielen; sind aber die Kohks nicht sehr gut, so werden 40 Platten erfordert.
Wenn eine gußeiserne Zelle, 2½ Zoll breit und 4 Zoll hoch, zwischen sich und
der porösen Zelle beinahe ein Weinglas voll der concentrirten Säuren faßt, bleibt
die Batterie mit ungeschwächter Stärke etwa drei Stunden lang in Thätigkeit, ohne
daß man frische Säure zusetzt. Ist die Zelle, welche die Zinkplatten enthält, eng,
so muß man jede halbe Stunde ein wenig verdünnte Säure zugießen.