Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 109, Jahrgang 1848, Nr. , S. 478
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Miscellen. Miscellen. Wolff's Bufferfedern aus Tricot-Filz. Der Tricot-Filz-Fabrikant Johann Christoph Wolff in Kempten (Bayern) construirt Federn aus einem gefilzten Stoff, über deren Brauchbarkeit ihm die k. bayerische Generalverwaltung der Posten und Eisenbahnen ein empfehlendes Zeugniß ausstellte, nachdem solche Federn ein halbes Jahr lang an einem Güter-Transportwagen in Gebrauch waren; dieselben hatten bei 16 engl. Zoll Länge, 4½ Zoll Durchmesser, waren in gußeiserne Buffer gefaßt und spielten über festgemachte Druckzapfen. Die Vorzüge dieser Federn sind: sehr geringes Gewicht, große Dauerhaftigkeit und leichte Anwendbarkeit; sie nehmen wenig Raum ein, können für jede Anwendung stark genug gemacht werden, sind wohlfeiler als Kautschukfedern und weder einem Bruch noch den schädlichen Einwirkungen der Temperatur unterworfen. Der Erfinder wird den Eisenbahnverwaltungen, welche bei ihm derartige Bufferfedern bestellen, solche zu einem verhältnißmäßig sehr billigen Preise liefern. Ueber eine vortheilhafte Anwendung der Hohofengase als Heizmaterial; von J. Palmer Budd. Die aus der Gicht der Hohöfen entweichenden Gase haben eine Temperatur, welche beiläufig dem Schmelzpunkt des Messings entspricht. Diesen Umstand hat man bei den Eisenwerken zu Ystalyfera, wo das Eisen mittelst Anthracitkohle ausgeschmolzen wird, mit großem Vortheil zum Heizen von Dampfkesseln benutzt. Die Vorrichtung dazu ist sehr einfach; das heiße Gas wird nämlich in einen Canal abgelassen mittelst eines starken Zugs, welchen man (mit Hülfe eines Ventilators?) durch eine Kammer hindurch und horizontal von einem Punkt gerade unter der Spitze des Hohofens erzeugt. Man leitet die Gase unter den Kessel einer Dampfmaschine; da sie auf ihrem Wege nur wenig Wärme verlieren, so bleibt ihre Temperatur hoch genug um den Kessel ohne Anwendung irgendeines anderen Brennmaterials zu heizen. Bisher hat man nur einen Hohofen und einen Kessel zu diesem Zweck benutzt und doch betrug die jährliche Ersparniß 350 Pfd. Sterl.(Chemical Gazette, 1848, Nr. 141.) Ueber Verzinkung von Eisenblech. In England wendet man gegenwärtig zur Verzinkung des Eisens das nachstehende Verfahren an, welches ein wirklich galvanisches Verfahren ist, während das was von Sorel ausgeführt wird, diese Bezeichnung mit Unrecht führt. Das englische ist eine Verzinnung auf galvanischem Wege, dem die eigentliche Verzinkung in geschmolzenem Metalle folgt. Nachdem die Blechplatten auf die gewöhnliche Weise gereinigt sind, bringt man sie in einen hölzernen Trog der zur Hälfte mit einer schwachen Auflösung von Zinn in salzsaurem Wasser angefüllt wird. Man bereitet sich diese Auflösung, indem man metallisches Zinn in concentrirter Salzsäure auflöst, wozu 2–3 Tage nöthig sind, und dann diese Lösung durch Zusatz von 300–400 Gallons Wasser auf 2 Quart der Lösung verdünnt. Man breitet nun auf dem Boden des Troges eine dünne Lage feingekörnten Zinkes, deckt alsdann eine gereinigte Eisenblechplatte darauf, und fährt abwechselnd mit Zink und Eisenblech fort, bis der Trog voll ist. Das Zink zusammen mit dem Eisen und der Auflösung bilden eine schwache galvanische Batterie. Das Zinn schlägt sich aus der Lösung nieder und überdeckt die Blechplatten völlig gleichmäßig in weniger als zwei Stunden mit einer dünnen Haut. Während dieser Vorbereitung wird in einem schmiedeisernen Troge Zink geschmolzen und dasselbe mit Salmiak und einer erdigen Masse bestreut, um die Verflüchtigung des Zinks und des Salmiaks zu hemmen. Ein Walzenpaar befindet sich eingetaucht in Zink und dient dazu, um die Eisenplatten durch das Zinkbad zu leiten. Man nimmt zu dem Ende die Tafeln aus der Zinnauflösung heraus, läßt sie abtropfen und naß, wie sie sind, durchs Walzenpaar gehen. Auf diese Weise erhalten dieselben einen gleichmäßig glatten Ueberzug von Zink, welches durch die untere Zinnhaut befördert wird, und indem das Zink seinen eigenthümlichen krystallinischen Charakter beibehalt, erhalten die Platten ein dem Metallmohr ähnliches Ansehen. Würden die Platten senkrecht ins Bad eingetaucht, so bliebe begreiflich das untere Ende länger in Berührung mit dem Zink, wodurch dieses brüchiger werden würde als das obere. Die Walzen führen hingegen die Platten rasch wagerecht hindurch, und die benö'thigte Geschwindigkeit kann ihnen genau gegeben werden. Es ist augenscheinlich, daß beim Verfahren des Durchwalzens viel dünneres Blech verzinkt werden kann, als solches thunlich ist, wenn man bloß eintauchte, weil man das Verbleiben der Platten im Zinkbade bis auf die Secunde durch Abänderung der Geschwindigkeit beim Durchwalzen zu bemessen vermag. Das auf gewöhnliche französische Weise verzinkte Eisen soll sich sehr gut für Schiffsbekleidung eignen, und englische Urtheile bezeugen, daß dieses Verfahren ungleich besser und wohlfeiler ist als das Verkupfern der Schiffe. Das nach der eben beschriebenen Weise verzinnte und verzinkte Eisen ist inzwischen weicher und paßt besser für dünnes Blech. Man kann es aus diesem Grunde besser verarbeiten; es biegt und löthet sich leicht und erweist sich zur Dachdeckung ungemein anwendbar. Es hat sich beim Gebrauche von verzinkten eisernen Gegenständen, welche in England sowohl zum öffentlichen als Privatgebrauche viel zur Anwendung kommen, gezeigt, daß unter andern so verzinkte Anker und Ankerketten, sowie überhaupt Gegenstände, welche der Reibung sehr ausgesetzt sind, ihren Ueberzug von Zink nicht abschleifen. Diese Erscheinung schreibt man der nicht oxydirten Oberfläche des Zinks zu, welche durch das Schleifen der Theile dicht auf einander gehalten wird, während unverzinktes Eisen sich mit Rost überzieht und sich nach und nach verzehrt. Man hat geglaubt, das Zink verbinde sich innig mit der Oberfläche des Eisens, inzwischen ist eher anzunehmen, daß bei stets vorhandener Feuchtigkeit die abgeschliffenen und von Zink entblößten Theile des Eisens sich von selbst wieder verzinken, vermöge der Abgabe des Zinks von den nahe liegenden Flächen. Man hat alle Ursache, diese Vermuthung für begründet zu halten, weil Erfahrungen vorliegen, welche bei ihrem ersten Kundwerden bedeutende Verwunderung erregten. Die Kanten einiger verzinkten Blechtafeln, welche die Pfeiler eines Leuchtthurms zu Billwork bedeckten, verzinkten sich, nachdem sie geschnitten worden waren, sogleich von selbst aufs Neue. Die Nagellöcher, sogar die Nägel und die Klammern von blankem Eisen, welche mit den Zinktafeln zusammenhängen, verzinkten sich ebenfalls. Auf dieselbe Weise verzinkten sich die Nagellöcher der Schiffsbekleidung mit Zink, ebenso die verzinkten Drähte für elektrische Telegraphen an den Stellen, wo sie durchschnitten werden. Dieses Ueberwachsen und Anwachsen des Zinks geschieht höchst wahrscheinlich durch eine galvanische Wirkung des Eisens auf das Zink, wobei die Feuchtigkeit die Rolle des verbindenden Mediums spielt, in welcher Feuchtigkeit sich das Zink theilweise auflöst. (Deutsche Gewerbezeitung, 1848, Nr. 61.) Ueber Verzinkung des Eisens. Von Dr. Elsner. Das Ueberziehen eiserner Gegenstände kann bekanntlich auf zweierlei Weise geschehen; einmal durch Eintauchen der Gegenstände in schmelzendes Zink (fälfchlich sogenanntes galvanisirtes Eisen), und dann bei Anwendung flüssiger Auflösungen von Zinkverbindungen mit Beihülfe galvanischer Einwirkung, welches eigentlich als galvanisirtes bezeichnet werden könnte. Zur Ueberziehung des Eisens auf nassem Wege hat man vorzugsweise eine verdünnte Auflösung von Zinkoxyd in Kalilauge in Vorschlag gebracht und auch angewendet. In dem Laboratorium des Gewerbe-Instituts in Berlin sind hierüber von Riepe vielfache Versuche angestellt worden. Derselbe prüfte folgende Zinkverbindungen: schwesligsaure Zinklösung, eine Auflösung von Cyanzink in Cyankalium, eine Auflösung des Doppelsalzes von Chlorzink mit Salmiak (Löthsalz), und eine Lösung von unterschwefligsaurem Zinkoxyd. Die Operation gelang besonders gut mit der schwefligsauren Zinklösung und mit dem zuletzt erwähnten Löthsalze. Dabei muß die Lösung verdünnt und ein schwacher galvanischer Strom angewendet werden, sonst löst sich das niedergeschlagene Zink in dünnen Blättchen von der Oberfläche des Eisens wieder ab. Wird jedoch die angegebene Vorsicht genau beachtet, so gelingt die Operation ganz gut und es läßt sich das Zink iu der Stärke von Schreibpapier auf das Eisen niederschlagen. Daß die eisernen Gegenstände vor ihrer Anwendung völlig vom Oxyd gereinigt seyn müssen, wenn das Resultat ein günstiges seyn soll, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Ueber die Darstellung der anzuwendenden Präparate ist folgendes zu bemerken. Das schwefligsaure Zinkoxyd wird auf die Weise angefertigt, daß man in mit schwefligsaurem Gase gesättigtem Wasser frisch gefälltes kohlensaures Zinkoxydhydrat auflöst, so lange als dasselbe noch aufgelöst wird. Das salzsaure Zinkoxyd-Ammoniak wird auf nachstehende einfache Weise dargestellt: ein Theil Zink wird in Salzsaure aufgelöst und zu dieser Lösung ein Theil Salmiak hinzugesetzt, die Flüssigkeit eingedampft und zum Krystallisiren hingestellt. Die Krystalle sind farblos, wasserhell, rechtwinkelige Säulen, sehr leicht löslich in Wasser und zerfließlich. Das Cyanzinkkalium ist verhältnißmäßig zu theuer; das unterschwefligsaure Zinkoxyd liefert weniger günstige Resultate. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt, Bd. XXVIII, Nr. 3.) Ueber die Gewinnung des Silbers aus einigen seiner Erze auf nassem Wege; von Dr. Percy. Dieses Verfahren, welches Dr. Percy der dießjährigen Versammlung der englischen Naturforschergesellschaft zu Swansea mittheilte, besteht darin, Silbererze mit unterschwefligsaurem Kalk und Chlorkalk zu behandeln; nach seinen Versuchen hat man allen Grund zu glauben, daß sich diese Substanzen mit Vortheil benutzen lassen, um sowohl Gold als Silber auf eine leichte Weise abzuscheiden. (Chemical Gazette, 1848, Nr. 141.) Verfahren den Demant auf nassem Wege schnell in Kohlensäure zu verwandeln; von den Professoren R. E. und W. B. Rogers. Die bisherigen Methoden den Demant zu oxydiren bestanden darin, daß man diesen Edelstein wirklich verbrannte, nämlich in atmosphärischer Luft oder Sauerstoffgas, oder überhaupt in einer sauerstoffreichen Substanz, z B. salpetersaurem Kali. Bei allen diesen Versuchen muß aber eine sehr hohe Temperatur angewandt werden. Wir haben nun gefunden, daß sich der Demant auf nassem Wege bei mäßiger Wärme in Kohlensäure verwandeln läßt, indem man ihn mittelst eines Gemenges von doppelt-chromsaurem Kali und Schwefelsäure — also durch Chromsäure — oxydirt. Damit dieser Versuch gelingt, muß der Demant so fein als möglich zertheilt werden. Ein einziges Korn des Edelsteins ist für viele Versuche ausreichend. Wir haben bei wiederholten Proben nie über einen halben Gran angewandt und uns durch die Entbindung von Kohlensäure vollkommen überzeugt, daß der Demant oxydirt wurde. Das doppelt-chromsaure Kali liefert beim Erhitzen immer etwas Kohlensäure; man vermeidet aber einen Irrthum, indem man zuerst die Saure allein in der Retorte auf beiläufig 350° F. (141° R.) erhitzt, dann das Kalisalz allmählich zusetzt und die Mischung umrührt, so daß die Chromsäure vollständig abgeschieden wird. Es erfolgt eine sehr lebhafte Einwirkung, viel Sauerstoff wird entwickelt und mit ihm die Kohlensäure, welche die Materialien an und für sich zu erzeugen vermögen. Wenn die Mischung kein kohlensaures Gas mehr entbindet (das entbundene Gas Kalkwasser nicht mehr trübt), setzt man den gepulverten Demant sorgfältig zu. Es entbindet sich dann bald Kohlensäure, welche das Kalkwasser milchig macht, und dasselbe trübt sich immer mehr, so lange noch freie Chromsäure in der Retorte ist. Dieses Verfahren eignet sich freilich nicht zur Analyse des Demants; aber von wissenschaftlichem Interesse ist die Thatsache, daß der Demant auf nassem Wege und bei mäßiger Temperatur (350 bis 450° F.) oxydirt werden kann. (Chemical Gazette, 1848, Nr. 141.) Neues Verfahren den natürlichen und künstlichen Graphit zu analysiren. Dasselbe gründet sich auf die Thatsache, daß wenn man fein zertheilten Graphit mit einem großen Ueberschuß einer Mischung von doppelt-chromsaurem Kali und Schwefelsäure behandelt, der Kohlenstoff schnell und vollständig in Kohlensäure verwandelt wird. Die Professoren Rogers haben diese Methode häufig angewandt, um den Kohlenstoffgehalt des Graphits zu bestimmen und dabei stets übereinstimmende und genügende Resultate erhalten. (Chemical Gazette, 1848, Nr. 141.) Ueber die Eigenschaft der Kohks das Glas zu schneiden; von I. Nasmyth. Die Thatsache, daß die Kohks eine der merkwürdigsten Eigenschaften des Demants besitzen, nämlich wie dieser das Glas zu schneiden, habe ich vor einigen Jahren entdeckt. Ich gebrauche absichtlich den Ausdruck „schneiden“, denn die Eigenschaft das Glas zu ritzen, besitzen alle Körper welche härter als Glas sind. Der durch Kohks bewirkte Schliff des Glases ist so rein, daß er die schönsten prismatischen Farben zeigt, wegen der Vollkommenheit des Schnitts. Bisher betrachtete man die Kohks als eine weiche Substanz, ohne Zweifel weil sie sich in Masse leicht zermalmen und pulverisiren lassen; untersucht man aber die kleinen blätterigen Krystalle, woraus eine Kohksmasse besteht, so findet man, daß sie ungemein hart sind und das Glas schneiden. Die von mir entdeckte demantähnliche Harte der Kohkstheilchen ist nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht interessant, sondern gestattet auch in den Künsten zahlreiche nützliche Anwendungen. (Chemical Gazette, 1848, Nr. 141.) Steinkohlenreichthum in Glamorganshire. Der dießjährige Aufenthalt der englischen Naturforschergesellschaft zu Swansea gab Beranlassung, den Kohlenreichthum jenes Landes näher darzulegen. Hr. Struve schilderte die große centrale Erhebung der Kohlenschichten in Glamorganshire zwischen dem Taff-Thale und dem Aestuar des Burry in der Bay von Camarthen, und erwähnte dabei zugleich einige der Hauptzüge des Kohlenfeldes in Südwales. Der obenbezeichnete District umfaßt Glamorganshire und Theile der Grafschaften Camarthen und Brecon, eine Oberfläche von etwa 560 Quadratmeilen. Sie ist von sechs Hauptthälern durchschnitten, in denen die gewonnenen Mineralien entweder auf Canälen oder Eisenbahnen nach den Häfen von Cardiff, Porthcawl, Port Talbot, Neath, Swansea und Llanelly gebracht werden. Das Kohlenfeld von Südwales enthält einen unermeßlichen Mineralienreichthum. Eine Section z B. zeigt 57 Fuß bearbeitbarer Kohlen, 60 Zoll Thonkohlen und 18 bis 26 Zoll sogenannten schwarzen Streifen (black band), alle innerhalb erreichbarer Tiefe. Eine Quadratmeile eines solchen Kohlenfeldes ergibt 40 Millionen Tonnen Kohlen, 8 Millionen Tonnen Thonkohlen und 3 Millionen Tonnen schwarzen Streifen. Die Section von Swansea mag etwa 25 Millionen Tonnen auf der Quadratmeile enthalten. Kurz, die mögliche Exzeugung von Kohlen in diesen westlichen Gränzen kennt bis jetzt noch kaum eine Gränze. Die bituminösen und frei brennenden Kohlen scheinen den bedeutendsten Theil des Kohlenfeldes einzunehmen, Anthracit und anthraeitischer Culm den geringsten. (Mechanics' Magazine.) Ueber die Farbstoffe des Krapps; von I. Higgin. Der Verf. hielt über diesen Gegenstand bei der dießjährigen Versammlung der englischen Naturforschergesellschaft zu Swansea einen Vortrag, worin er zuerst die drei Farbstoffe des Krapps, das Xanthin, Rubiacin und Alizarin beschrieb, dann seine Methoden dieselben in reinem Zustand darzustellen; er bestritt hierauf die gewöhnliche Behauptung, daß das Alizarin der einzige werthvolle Bestandtheil des Krapps ist; durch mehrere Versuche bewies er nämlich, daß unter geeigneten Umständen das Xanthin und Rubiacin beim Krappfärben zum Erfolg wesentlich beitragen. Dieselben wirken aber nicht direct, sondern werden in Alizarin verwandelt, welches sich dann mit den Beizen verbindet. Diese Veränderung wird nach dem Verf. durch ein im Krapp enthaltenes eigenthümliches stickstoffhaltiges Ferment eingeleitet, wobei das Xanthin in Rubiacin und letzteres in Alizarin verwandelt wird; nach seiner Meinung entsteht aller Farbstoff im Kropp ursprünglich aus dem Xanthin. (Chemical Gazette, 1848, Nr. 141.) Collodion, eine neue Kleb- oder Heftflüssigkeit. Diese von Hrn. Maynard in den Vereinigten Staaten fabricirte Flüssigkeit soll sogar den, durch Auflösen von Gutta-Percha in Terpenthinöl oder Schwefelkohlenstoff bereiteten Firniß als Heftpflaster ersetzen. Sie ist bloß eine Auflösung von Schießbaumwolle in Aether. Der Lust ausgesetzt, verwandelt sich diese Auflösung bald in eine feste Masse, welche der Haut so stark anklebt, daß ein Aufgehen der Wunde unmöglich ist. Dieses dem Wasser, der Hitze und Kälte widerstehende Pflaster ist von gar keiner reizenden Wirkung, sehr kräftig und dauerhaft. Näheres über seine Anwendung ist noch nicht bekannt. (Journal de Pharmacie, August, 1848.) Ueber den Ertrag der Kühe. Eine schätzenswerthe Arbeit über diesen Gegenstand veröffentlichte Hr. A. Jul. Naville im Bulletin de la Classe d'Agriculture de la Société des arts de Genève Die praktischen Ergebnisse seiner auf alle Arten von Viehheerden mehr oder weniger anwendbaren Berechnungen und Versuche sind folgende: 1) Es ist unvortheilhaft, zahlreichere Heerden zu halten, als die Umstände, in welchen man sich befindet, es wohl gestatten, d. h. als nach Maaßgabe der bestimmten Menge Nahrung, die man ihnen reichen und der Sorgfalt, die man ihnen angedeihen lassen kann. Es ist viel vortheilhafter und nutzbringender, eine kleinere, aber wohl genährte und gepflegte, als eine zahlreiche, aber nicht hinlänglich ernährte und gepflegte Heerde zu besitzen. 2) Wenn man den Ertrag einer Heerde hierzulande (franz. Schweiz), die aus Kühen mittlern Schlags besteht, welche den größten Theil des Jahres hindurch im Stall gefüttert werden und ihre Kälber drei Wochen lang säugen, im Durchschnitt zu 6 31/100 Liter annimmt, wobei die von den Kälbern oder Färsen verzehrte Milch in Rechnung gezogen wird, so dürfte man sich von der Wahrheit nicht sehr entfernen. 3) Da unter den Kühen hinsichtlich des mittlern Milch-Ertrags ein sehr großer Unterschied stattfindet, so muß man, wenn man einen guten Ertrag von seiner Heerde haben will, sehr darauf sehen, nur gute Milchkühe zu haben. 4) Bei einer etwas zahlreichen Heerde läßt sich nicht darauf rechnen, für jedes Jahr der Kuh ein Kalb zu erhalten. Zu Vilette verhält sich die Zahl der verkauften Kälber zu jener der Kühe wie 864 zu 1000. 5) Das mittlere Gewicht der Kälber kann bei uns zu 130, oder wenn man die 2 Pfd. mitrechnet, welche der Metzger 20 Tage nach ihrer Geburt wegschneidet, zu 132¼ Pfd. Angenommen werden. 6) Die Stiere sind von sehr großem Einfluß auf den Stand einer Heerde; ihre Race ist von Einfluß auf die Qualität und das Gewicht der Kälber. 7) Von dem größten Einfluß auf das Product und die Haltung einer Heerde ist die Quantität und Qualität des Futters; 30–31½ Pfd. guten Heues können als die Normalration für Kühe von 900–950 Pfd. angesehen werden. 8) Für die Gesundheit der Kühe und die Menge und Güte ihres Products ist es von großem Belange, daß diese Ration aus verschiedenen Bestandtheilen bestehe, und zwar aus wässerigen, stickstoffhaltigen, zuckerhaltigen Substanzen und den zu den verschiedenen thierischen Functionen nothwendigen Salzen. Daher muß das trockne Futter, wie Heu und Stroh, immer auch mit wässerigem Futter, wie Runkelrüben, Rüben etc. nöthigenfalls auch mit Oelkuchen, Getreide, Bohnenmehl etc. vermengt werden. 9) Nicht mit Recht wird behauptet, daß die Runkelrüben Verwerfen oder Krankheiten zur Folge haben und die Kühe entkräften; der Gegenbeweis ist, daß solche Kühe 12 Jahre lang in unserm Stalle waren und nur eine einzige contagiöse Krankheit und nur sehr wenig Fälle von Verwerfen vorkamen. 10) Die Wahl des Kuhstallknechts ist von großem Belang für das Gedeihen einer Heerde; derselbe muß das Futter nach der Größe seiner Kühe umsichtig einzutheilen wissen. 11) Die Jahrgänge haben einen mehr oder weniger directen Einfluß auf den Milchertrag und die Gesundheit der Heerde; dieser Einfluß entspricht beinahe ganz dem des Futters. 12) Das Product einer Kuh läßt sich, den Dünger inbegriffen, jährlich ungefähr auf 264–281 Fr. anschlagen. (Moniteur industriel, 1848, Nr. 1235.) Poudrettedünger. Seit zwei Jahren besteht in Frankfurt a. M. unter der Leitung von Hrn. Le Bourgo eine Fabrik von Poudrettedünger. Dieser Dünger besteht größtentheils aus menschlichen Excrementen, bei welchen die schwefel- und stickstoffhaltigen Stoffe durch Zugabe sowohl von Eisenvitriol als thierischer Kohle zweckmäßig fixirt sind. Je nach der Beschaffenheit des Bodens und den Bestandtheilen der Gewächse, für welche der Dünger gebraucht werden soll, finden dann noch Beimischungen von eigens präparirtem Blut und Muskelfleisch, Knochenmehl, Strohasche und verschiedenen alkalischen und Erdsalzen statt. Man verkauft diese Poudrette in drei Hauptqualitäten, nämlich I. für Weinberge, Gärten, Bäume, Blumen etc. (Bedarf per Stock 1–2 Pfd.), II. für Getreide, Handelsgewächse, Gemüse etc. (Bedarf per Morgen 6–8 Ctr.), III. für Wiesen, Kleefelder etc. (Bedarf per Morgen 4–6 Ctr.). Der Centner erster Qualität wird frei bis Stuttgart oder Cannstatt zu 3 fl, der Centner zweiter Qualität ebenso für 2 fl. 30 kr. von der Fabrik geliefert, bis Heilbronn verhältnißmäßig billiger. Die Verpackung wird aber dabei noch besonders berechnet. Der Bezug von der Poudrette dritter Qualität ist für Orte, die der Fabrik entfernter liegen, nicht zu empfehlen, da sich die Versendungskosten dabei verhältnißmäßig zu hoch belaufen. Was die Art der Anwendung dieses Düngers betrifft, so kann man denselben für Getreide etc. vor oder nach dem Säen einstreuen, immer aber nach dem Umackern und vor dem Eggen. Im Fall man verhindert seyn sollte im Herbst Dünger auf das Feld zu bringen, kann man die Poudrette auch im Anfang des Frühjahrs auf das eingesäete Land ausstreuen. Bei Kartoffeln, Mais etc. legt man die Poudrette in der Regel handvollweise in die Stecklöcher der Furchen, nachdem man dieselbe vorher mit der Erde aus den Löchern etc. gemischt hat. Von besonderer Wichtigkeit ist es dabei, windstilles und wo möglich feuchtes Wetter abzuwarten, indem dieser Dünger aus einer leichten staubartigen Masse besteht, welche durch den leisesten Wind weithin getrieben wird. Auch muß die Poudrette wo immer möglich in eine größere Tiefe eingebracht werden, wo sie den Pflanzenwurzeln nahe kommt und die Feuchtigkeit während der Dauer der Vegetation sich erhält. Für einjährige und slachwurzelnde Pflanzen ist eine Tiefe von 3–4″, für tiefer wurzelnde Pflanzen eine Tiefe von 7″ zweckmäßig, während jedoch die Poudrette auch mit der oberen Erdschichte etwas gemischt werden muß, damit auch die junge Pflanze davon Nutzen ziehen kann. Dieser Poudrettedünger hat jedenfalls vor den vielen in neueren Zeiten vielfach empfohlenen künstlichen Düngerarten den großen Vorzug, daß die Stoffe welche die Pflanzen zu ihrem Wachsthum bedürfen, ihnen hier in derjenigen Form dargeboten werden, welche die zweckmäßigste für die unmittelbare Ernährung der Pflanzen ist. Mit einem Wort: es ist zum größten Theil, wie der Stalldünger, ein organischer Dünger, aber durch die Kunst sind die dabei wirksamen Bestandtheile fixirt und durch Beseitigung des Werthlosen das Uebrige leicht transportabel gemacht. Freilich bleibt die nützliche Verwendung dieses Düngers bei all seiner Wirksamkeit durch die Entfernung Frankfurts für den Oekonomen in Württemberg immer sehr erschwert, da ohne die Versendungskosten der Centner leicht um ⅓ bis ½ wohlfeiler kommen dürfte. Aber wir geben uns der Hoffnung hin, daß, wenn unsere Oekonomen nur einmal die Ueberzeugung von dem inneren Werthe des Poudrettedüngers auf dem Wege der eigenen Erfahrung gewonnen haben werden, auch die Entstehung ähnlicher Fabriken in unserem Lande nicht ausbleiben und so eine rationelle Benützung der menschlichen Excremente für den Acker- und Gartenbau sich auch bei uns Bahn brechen wird. (Riecke's Wochenblatt, 1848, Nr. 38.)