Titel: Ueber Papierfabrication und die den Mechanikern Johann Steiner und Joh. Mannhardt in München patentirten neuen Knotenfänger; mitgetheilt durch E. H. Schlarbaum, Mechaniker.
Autor: E. H. Schlarbaum
Fundstelle: Band 110, Jahrgang 1848, Nr. I., S. 1
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I. Ueber Papierfabrication und die den Mechanikern Johann Steiner und Joh. Mannhardt in München patentirten neuen Knotenfänger; mitgetheilt durch E. H. Schlarbaum, Mechaniker. Mit Abbildungen auf Tab. I. Steiner's und Mannhardt's Knotenfänger für Papierfabrikanten. Ehe der in den Holländern fertig bearbeitete und später mit Leim, Farbstoffen etc. gehörig versetzte flüssige Papierstoff (Zeug) in diejenigen Theile der Papiermaschinen geleitet wird, welche das Wasser davon entfernen und ihn nach und nach zu einem trockenen und haltbaren Papiere umbilden, wird er gewöhnlich noch durch besondere reinigende Apparate geführt, die bestimmt sind, diejenigen Unreinigkeiten zu entfernen, welche durch die vorangegangenen Proceduren nicht beseitigt werden konnten. Hieher gehört: a) der Sandfang, eine mehr oder weniger große, etwas geneigte Fläche mit geripptem Boden, über welchen der „Zeug“ sanft dahinfließt und der allen Sand und ähnliche Unreinigkeiten, welche im Wasser niedersinken, festhalten und entfernen soll; b) der Knotenapparat, welcher bis jetzt sehr verschiedenartig und nach sehr divergirenden Systemen construirt wurde und die knotenartigen Körper aus Leinenstoff entfernen soll, die der Wirkung der Holländer entgangen waren. Diese beiderlei Unreinigkeiten zu entfernen, hat man nicht ohne Grund zwei verschiedene Vorrichtungen angewendet; die physikalischen Eigenschaften des kleinen und schwereren Sandkornes sind von denen des voluminöseren, im Wasser schwimmenden Leinenknotens so sehr verschieden, daß eine einzige Vorrichtung zur Entfernung beider nicht wohl genügt, zumal da eben jene physikalischen Eigenschaften die alleinigen Mittel bieten, durch welche man sie aus der Masse entfernen kann. Die Nothwendigkeit, beide Körper aus der Masse zu entfernen, ist eine unerläßliche, wenn das fertige Fabricat einigermaßen schön seyn soll. Während der Sand, namentlich seine feineren Bruchstücke, zuweilen in der Dicke des Papiers sich verborgen hält und nur in den gröberen Papiersorten als Körner hervortritt, dafür aber überall wo er vorkömmt, durch schnelles Abschleifen der Werkzeuge, mit welchen solche Papiere geschnitten werden, sowie durch Stumpfmachen der auf dem Papiere benutzten Schreibfedern sich kundgibt und das schöne makellose Weiß des Papiers eben nicht fördert, ist dagegen der Knoten eine noch viel gefährlichere Unreinigkeit. Jeder Papierknoten nämlich, welcher mit der Masse in die Maschine übergeht, bildet auf dem fertigen Papier eine mehr oder minder hervortretende, aber immer sichtbare Erhöhung, die selbst auf einem nur mittelmäßigen Schreibpapier schlechterdings nicht vorkommen sollte, welche man aber dessenungeachtet auf sehr zahlreichen Papiersorten findet. Bei Beurtheilung der Qualität, Feinheit und Glätte des Papiers weilt das Auge sogleich auf diesem Fehler, der bei Benutzung desselben, durch Spritzen der Federn, Flecke etc. sehr bald und höchst verdrießlich sich erweist. Als die Apparate zur Entfernung der Knoten noch in ihrer Kindheit und sehr unvollkommen waren, sahen sich sehr viele Fabrikanten, vorzugsweise wegen dieses Fehlers, veranlaßt, das fertige und in Bogen zerschnittene Papier vor dem Falzen und Verpacken noch einer besondern Revision und Verbesserung zu unterwerfen. Wie unzuverlässig und ungenügend diese Operation bleiben mußte, springt eben so sehr in die Augen, als daß dadurch der Preis dieses nur nothdürftig ebenen Papiers um ein Namhaftes sich erhöhen mußte. Veranlassung genug, um die Fabrikanten zur Auffindung solcher Mittel anzuspornen, durch welche auf möglichst einfache und billige Art die Knoten so vollständig als möglich zurückgehalten werden könnten. Am nächsten lag hiebei wohl die Anwendung des gewöhnlichen Siebes, durch dessen Maschen die feinere Masse ungehindert durchfließen konnte, während die Knoten, als voluminösere Körper, zurückbleiben mußten. Diese Vorrichtung, unvollkommen wie sie war, bewährte sich auch, in einigen Beziehungen wenigstens, während in anderen immer noch viel zu wünschen übrig blieb. So erkannte man z. B. bald, daß das gewöhnliche Sieb, aus runden Messingdrähten in entsprechender Feinheit gewoben, durchaus nicht angewendet werden dürfe, weil die sich einander nähernden runden Oberflächen des Drahtes eine Art Trichter bilden, in welchem die Knoten und Fasern sich nach und nach festklemmen und die Durchflußöffnung verstopfen müssen. Da zugleich die Nothwendigkeit des Auswechselns gröberer oder feinerer Siebe, je nach der Qualität des Papiers, unaufhörlich sich geltend macht, und dieß eine verhältnißmäßig große Zahl solcher Vorrichtungen erheischt, so suchte man beide Uebelstände dadurch zu beseitigen, daß man Siebapparate aus einzelnen Messingstäben zusammenstellte, die im Kleinen etwa den Querschnitt der bei Dampfkesselfeuerungen gewöhnlichen Roststäbe hatten. Diese Siebstäbe, mit ihren Enden und wohl auch in der Mitte fest gegeneinander gepreßt, ließen zwischen innen, je zwei eine kleine Spalte offen, und aller Papierstoff, der die obere, engste Oeffnung passirt hatte, fand unter derselben einen sich immer mehr erweiternden Raum zum ungehinderten Durchfließen, während alle Körper, welche größer waren als die Spalte weit, auf der Fläche des Siebes zurückbleiben mußten. Die größere oder geringere Weite der Spalten wurde je nach dem Bedürfniß durch dünnere Metallplatten geregelt, welche an den Enden der Stäbe zwischengelegt wurden. Aber auch diese Vorrichtung, welche namentlich in England ziemlich allgemein angewendet ist und auch in den Papierfabriken Deutschlands die verbreitetste seyn dürfte, war nicht frei von empfindlichen Mängeln. So z. B. zeigte die Erfahrung, daß das Verengen und Erweitern der Spalten, sowie die völlige Gleichheit derselben, ganz besonders tüchtige und sorgfältige Arbeiter erfordert, und daß die mindeste Unachtsamkeit in dieser Beziehung, wegen einer einzigen weiteren Stelle zwischen den Stäben, die Veranlassung von zahlreich durchschlüpfenden und das Papier verunreinigenden Knoten seyn kann. Ueberdieß war die Vorrichtung wegen ihres ziemlich bedeutenden Gewichtes an Messing nicht billig und erforderte beim jedesmaligen Verstellen großen Zeitaufwand. Um den letztern zu vermindern, wendeten einige Fabrikanten dünne Metallplatten an, entweder eine von der ganzen Größe des benöthigten Siebes, oder mehrere von geringerem Flächeninhalt, welche an die Stelle der einzelnen Stäbe eingelegt wurden und feine Spalten mit einer Circularsäge eingeschnitten enthielten. Hiebei waren nun aber so viel Siebplatten nöthig, als man verschiedene Durchflußweiten verlangte, indem jede mit etwas weiteren Einschnitten versehen war. Derartige Siebplatten sind mehrfach in der Schweiz angewendet worden, aber auch sie haben ihre Mängel. Unter letztere gehört die Schwierigkeit, sie angemessen einzulegen und gehörig dicht zu befestigen; manche Fabrikanten helfen sich dadurch, daß sie ganze Einsatzkästen mit fest eingelötheten Siebplatten anwenden, aber auch dieß hat neben dem gesteigerten Anchaffungspreis sein Uebel, indem sich die dünnen an den Rändern festgelötheten Platten, welche mit den Schnitten ihren inneren Halt verloren haben, sehr gerne verziehen und jede Verschiebung der Streifen in verticaler Richtung eine Unregelmäßigkeit und Ungleichheit in der Weite des Schnittes herbeiführt. Nächstdem war auch der innere, von der Säge ziemlich rauhe Querschnitt in der Blechdicke und diese selbst wenig geeignet, um ein williges Durchschlüpfen des faserigen Papierzeugs zu begünstigen; das Festsetzen von Masse zwischen den Spalten und allgemaches Verstopfen der Siebe waren daher keine seltenen Erscheinungen. Ein allgemeiner Hauptfehler aller dieser verschiedenen Methoden der Knotenentfernung war aber der, daß sich durch den Druck des nachströmenden und durchfließenden Papierzeugs und Wassers die zurückgehaltenen Knoten gern auf die Spalten selbst legten, und folglich immer diejenigen Stellen einnahmen, welche zur weiteren Wirksamkeit des Apparates frei und offen bleiben sollten. Damit der Papierzeug in steter Unruhe bleiben muß und keine Ablagerungen von Leinenstoff bilden kann, wird diesen Siebvorrichtungen gewöhnlich eine ununterbrochene, schwache Erschütterung mitgetheilt, in deren Folge sich der Papierzeug auf der Siebfläche ununterbrochen hin und her bewegt. Dieß bewirkt nun zwar, daß die Knoten gelegentlich von der einen Spalte auf die andere hinüberrollen und das Sieb um ein Geringes länger offen bleibt, aber es hat auch den Nachtheil, daß diejenigen Knoten, welche nur wenig größer sind als die Spalten, zuletzt doch irgend eine zufällig etwas weitere Oeffnung sich aussuchen, die ihnen den Durchgang gestattet, zumal da sie durch die hin- und herrollende Bewegung eher kleiner als größer werden. Diese fortgesetzten Erschütterungen, bei den verschiedenen Papiermaschinen auf ganz verschiedene Art, aber nach ähnlichem Principe angewendet, erweisen sich nebenbei noch insofern vortheilhaft, als sie das Durchschlüpfen des Leinenstoffes erleichtern, indem die auf dem Siebe ausgebreitete Wasser- und Papiermasse mit einem gewissen Momente auf die Durchflußöffnungen wirkt, und einzelne Fasern, welche etwa haften bleiben oder sich niederlegen wollten, mit einiger Gewalt losgespült werden. Ein gleicher Effect, das Losreißen und Hindurchspülen der Fasern, würde erreicht werden, wenn die Quantität des in einer gewissen Zeit durchlaufenden Stoffes, also die Druckhöhe über dem Siebe vermehrt werden könnte, und es leuchtet ein, daß bei einem solchen zunehmenden Druck und lebhafteren Abfließen auch die Leinenfaser weniger kurz seyn dürfte, daher ein um so haltbareres Papier erzeugt würde, ein Papier, bei welchem lediglich die Weiße und Reinheit der Faser, sowie die größere oder geringere Dicke der Lage die Qualität bedingen würde, während die Länge der Faser, ein wesentliches Moment für die Haltbarkeit des Papiers, auf den Gang der Maschine keinen bedeutenden Einfluß mehr hätte. Leider ist aber die Gränze, welche dem Fabricate bei Vermehrung der Druckhöhe über dem Siebe gestattet ist, bereits erreicht und dennoch zur Erlangung des obigen Zieles bei Weitem nicht genügend. Die Wassermasse, mit welcher der Papierstoff verdünnt werden müßte, um ihm eine solche größere Druckhöhe zu geben, und die nachher allerdings leicht abfließen würde, wäre dann wenigstens bei Schreibpapier mit einem verhältnißmäßig größeren Quantum Leim zu versetzen, daher der Kostenpunkt einer solchen Maßregel entgegensteht, wenn man auch annähme, daß das bedeutend vermehrte Quantum Wasser, welches auf die nöthige Höhe gehoben werden müßte, ganz umsonst zu erlangen wäre. Der gute Wille der Fabrikanten: die Haltbarkeit der Maschinenpapiere zu erhöhen, fand demnach bei den bisher angewendeten Maschinen seine unübersteiglichen Hindernisse; der aufmerksame Beobachter gelangte aber zu der Folgerung, daß, um ein inniger verfilztes, haltbareres Papier aus verhältnißmäßig längeren Fasern zu erzeugen, es vor Allem wirksamer Mittel bedürfe, um diese letzteren durch die Knotenreinigungsapparate zu führen. Wenn auf die früher angegebene Weise ein Theil der Knoten durch ihr Umherrollen und schließliches Durchschlüpfen, der Wirksamkeit des Apparates gänzlich entging und das Papier nothwendigerweise dadurch verunreinigt werden mußte, so wurde ein anderer, und allerdings der gefährlichere Theil der Knoten dennoch durch jenen Apparat zurückgehalten. Letztere sammelten sich aber auf der Fläche des Siebes nach und nach, und zwar im Verhältniß zu der Güte und Feinheit des angewendeten Rohstoffs und der Wirksamkeit der Holländer, früher oder später so an, daß dadurch die Summe des offenen Querschnittes sich (der verstopfenden, den nutzbaren Raum einnehmenden Knoten wegen) vermindern mußte, wodurch natürlich auch die Dicke des Papiers sich veränderte und ungleiches Fabricat erzeugt wurde. Die mit der Führung der Papiermaschinen betrauten Arbeiter müssen in solchen Fällen auf die Reinigung des Siebes und Entfernung der Knoten denken; man pflegt diese Operation gewöhnlich mittelst einer kleinen Bürste zu erledigen, mit welcher man quer über die Siebstäbe fahren und die Knoten gewissermaßen zusammenkehren muß, bis sie in irgend einer Ecke des Siebs aufgenommen und entfernt werden können. Dabei kann die Maschine ganz ungestört fortarbeiten. Bei dem Druck aber, welchen die Bürste auf einen Theil der Knoten und namentlich auf diejenigen ausüben muß, die halb und halb schon zwischen den Spalten sich festgeklemmt haben, wird ein sehr namhafter Theil davon völlig durchgedrückt; auf diese Weise wird das nothgedrungene Reinigen der Siebvorrichtung eine Procedur, durch welche die ärgsten Fehler in das Papier kommen; lange Zeit nach demselben, oft ½ bis 1 Stunde später, gehen noch Knoten mit in die Papiermaschine über, welche lediglich bei diesem Reinigen des Siebes durchgeschlüpft seyn können. Es geht aus dem Angeführten hervor, daß die bisherigen Vorrichtungen zur Entfernung der Knoten noch keineswegs den Grad von Vollkommenheit erlangt haben, welchen die sich täglich mehrenden Ansprüche an Güte und Billigkeit des fertigen Fabricates erheischen; als Beweis dafür dient auch, daß fast jede Papierfabrik einen verschiedenen, mehr oder weniger vollkommenen Weg eingeschlagen hat, um jene Knoten zu entfernen, und die hiebei sich geltend machenden ganz verschiedenen Ansichten und Systeme, sowie die Unsicherheit in der Wahl und Construction der nöthigen Apparate, deutet eben auf die bisherige Unzulänglichkeit dieses Theils der Papiermaschinen, während alle übrigen Theile derselben ihre Functionen so schön und erfolgreich vollziehen. Diese Umstände haben den Mechanikus Joh. Steiner in München, und später in Verbindung mit ihm den rühmlich bekannten Mechanikus Mannhardt veranlaßt, auf ein verbessertes System von Knotenreinigungsmaschinen zu denken. Zahlreiche Versuche und Opfer führten endlich zu einem in hohem Grade lohnenden Resultate, so daß die Erfindung als eine durchaus gelungene seit einiger Zeit in praktische Anwendung gekommen ist und sich vollkommen bewährt hat. In den größeren deutschen Bundesstaaten, Preußen, Bayern etc., sind bereits Patente für die neue Maschine erlangt; eben so in Frankreich; für Oesterreich dürfte das Patent ebenfalls in kurzer Zeit eingehen; für England schweben deßfallsige Unterhandlungen. Die Erfinder adoptirten bei ihrem System von dem bisherigen Verfahren nur den Grundsatz: a) daß zur Entfernung der Knoten die Siebvorrichtung noch die einfachste und vortheilhafteste bis jetzt bekannte Vorrichtung sey; daß aber b) bei derselben niemals ein aus dicken oder dünnen Drahtstäben gefertigtes Sieb angewendet werden dürfe, weil die Rundungen der Drähte Trichter bilden, worin sich die Knoten und Fasern theils festsetzen, theils umschlingen, jedenfalls aber feststopfen. Von hier ab gingen die Erfinder ihren eigenen Weg, auf welchem sie, von der Beobachtung geleitet, zu den Schlußfolgerungen kamen, daß: 1) die einfachen Wirkungen der Schwere bloß genügen, um einen Papierstoff mit sehr kurzgeschnittenen Fasern reinigen zu können, daß aber, wenn man längere Fasern anwenden und daher haltbareres Papier unbeschadet dessen Feinheit erzeugen will, zum Sieben und Reinigen wirksamere Mittel, etwa eine besondere Kraft, erforderlich seyen; 2) ein horizontales Sieb immer früher oder später der Verstopfung unterworfen seyn wird, weil sich alle Unreinigkeiten auf dessen Spalten legen, und daß Mittel erdacht werden müßten, welche den Knoten selbstthätig von der nutzbaren Stelle entfernen und an einer Stelle ablagern, von wo aus er nicht mehr in die reine Papiermasse gelangen kann. Daß im Verlaufe der Lösung dieser Aufgaben eine ganz andere Maschine entstehen mußte, wird Jedermann einleuchten, und besonders dem Mechaniker, welcher aus Erfahrung weiß, wie sehr die Grundidee einer Maschine und die Auffassung ihrer Functionen auf die Constructionsart ihrer Theile influirt. Um die sub No. 2 angegebene Aufgabe zu lösen, wurde gefolgert, daß wenn ein horizontales Sieb den schädlichen Ablagerungen am meisten unterworfen sey, ein verticales dieß am wenigsten seyn müsse; hieraus entstand der verticale Siebcylinder, welcher seinerseits wieder die Mittel bot, den sub No. 1 angegebenen Punkt der Aufgabe zu lösen. In seinem Centrum nämlich ließ sich eine drehende Bewegung anbringen, durch welche der durchzusiebenden Masse eine Centrifugalkraft mitgetheilt und sie so gleichsam durch das Sieb gequirlt werden konnte. Die nach diesen flüchtig skizzirten Grundideen construirte und nun seit einem halben Jahr in täglichem Gange befindliche Maschine ist nicht allein frei von den Mängeln der älteren Knotenapparate, sondern hat auch noch zu der mühe- und kostenfreien Erreichung zahlreicher Nebenvortheile geführt, daher sie für alle Betheiligten von hohem Werth ist. Ueber ihre bisherigen Leistungen theile ich im Folgenden ein amtlich ausgestelltes Zeugniß mit; die hohe Ehrenhaftigkeit der Männer, welche dieses Zeugniß ausstellten, sowie der Beifall, welchen die Erfindung bei zahlreichen rationellen Fabrikanten von Ruf, namentlich Hrn. G. P. Leinhaas, Director der Patent-Papierfabrik in Berlin, Gustav Schäuffelen in Heilbronn, Zuber in Rixheim im Elsaß etc. fand, dürfte verbürgen, daß sich die Anwendung der patentirten Maschinen allgemein und schnell verbreiten wird, sobald die Zeitereignisse einen neuen Aufschwung der Industrie irgend begünstigen werden. Es ist dieß um so mehr zu erwarten, da die Erfindung mit ihren Vortheilen auch denjenigen Fabrikanten zugänglich bleibt, welche jetzt noch Handpapier, also ohne Maschinen, fabriciren. Zeugniß. Die Unterzeichneten verfügten sich auf den Wunsch des Hrn. Mechanikus Steiner aus München am heutigen Tage in die Papierfabrik der HHrn. Ehner und Comp. hieselbst, um eine von etc. Steiner erfundene, ihm privilegirte und in seiner Werkstätte ausgeführte Knotenreinigungsmaschine zu prüfen und zu begutachten. Die Maschine wurde sowohl im Zustande der Ruhe, als auch während ihres Ganges in allen Details genau und wiederholt untersucht, und übereinstimmend das Urtheil gefällt, daß ihre Construction solid, sehr einfach, ökonomisch, sinnreich und zweckmäßig sey. Der Gang war ein sehr ruhiger und alle seine Ergebnisse konnten leicht übersehen und ohne Mühe oder Zeitverlust geleitet und corrigirt werden. Die Vortheile, wodurch die patentirte Maschine vor allen in der Papierfabrication bisher angewendeten Vorrichtungen sich auszeichnet, bestehen, wie aus der Construction sowohl als aus fortgesetzter Beobachtung auf evidente Weise hervorgeht, zunächst in Folgendem: 1) Der Hauptzweck der Maschine, das Zurückhalten der Knoten, wird vollständiger erreicht als bei allen bisherigen Vorrichtungen, und daher ein besseres Papier und viel weniger Ausschuß erzeugt. 2) Die Knoten sammeln sich an einem durchaus unschädlichen Orte, und können fast ohne Verlust an Zeit oder Papierstoff leicht aus der Maschine entfernt werden. 3) Ungeachtet der größeren Wirksamkeit der Maschine in Betreff der Knoten, kann wegen der sehr sinnreich angeordneten Siebvorrichtung dennoch ein viel längerer Stoff verarbeitet werden, woraus wieder folgt, daß a) die Holländer mehr Rohstoff und b) die Maschine mehr fertiges Fabricat in gleicher Zeit fertigen können, während c) das Papier wegen der längeren Fasern eine viel größere Haltbarkeit und daher höheren Werth erlangen muß. 4) Das Verstellen der Siebvorrichtung behufs Anfertigung gröberer oder feinerer Papiersorten ist eine sehr leichte und einfache Operation, welche von jedem nur einigermaßen brauchbaren Arbeiter schnell und zuverlässig verrichtet werden kann. 5) Die obigen Vortheile in ihrer Vereinigung haben die Production von durchaus tadelfreiem Papier so erhöht, daß nach zweimonatlichem Gange der Maschine im Durchschnitt täglich etwa 2 bayerische Centner Mehrertrag angenommen werden kann, wie aus den Fabrikbüchern hervorgeht. Unter diesen Umständen macht es den Unterzeichneten ein besonderes Vergnügen, die Erfindung des Hrn. Steiner allen rationellen Papierfabrikanten bestens anzuempfehlen; auch ermächtigen sie ihn, vorliegendes Zeugniß zum Zwecke weiterer Verbreitung seiner Maschine beliebig zu benutzen. Die mitunterzeichneten Papierfabrikanten F. Ehner und Comp. erklären sich auch gern bereit, die von ihnen erworbene Maschine besichtigen zu lassen, und werden alle Aufschlüsse in Betreff derselben mit Vergnügen ertheilen. Augsburg, den 15. April 1848. Friedrich Ehner und Comp.,Papierfabrikanten. C. Reichenbach,Mechaniker und Maschinenfabrikbesitzer. C. Walther,Professor der prakt. Mechanik, der Maschinenkunde u. des Maschinenzeichnens. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1, 2 und 3 sind in 1/15 der richtigen Größe ausgeführt, Fig. 4 aber in ⅛ der Ausführung. Gleiche Buchstaben bezeichnen in allen Figuren gleiche Theile. a, a sind die Wände eines aus starken Bohlen bestehenden hölzernen Kastens, von etwas mehr als der ganzen Breite der Papiermaschine. In Fig. 1 ist der mittlere Theil der vorderen Wand herausgebrochen gedacht, damit man die inneren Theile besser erkenne. b, b sind zwei besondere gußeiserne Seitenwände, welche die erforderlichen Einrichtungen haben um unter Anderem die bewegenden Organe bequem anbringen zu können, und die zugleich die Füße der ganzen Maschine bilden. c, c, c sind drei Cylinder, welche in der Mittellinie des Kastens feststehen; jeder dieser Cylinder ist aus 42 einzelnen Ringen gebildet, die in Fig. 4 in größerem Maßstabe sich zeigen. d, d sind die Grundringe jener Cylinder; in denselben sind sechs eiserne Stangen fest eingeschraubt und so gestellt, daß die genau gleichen Löcher aller Ringe in jeder Verwechselung fleißig darauf passen. Jede Erweiterung oder Verengung der Spalte zwischen den Ringen wird bewirkt, indem man kleine dünne Messingplättchen, welche zu dem Ende gehörig sortirt und mit Nummern versehen sind, auf jeden Stab zwischen je zwei Ringe steckt. Die ganze Anzahl der Siebringe wird oben mit dem Schlußkranze e, e geschlossen und durch kleine Mütterchen auf den Stangen fest zusammengedrückt. f, f sind verticale Achsen in der Mitte eines jeden Cylinders, auf welchen g sternförmige, kupferne oder hölzerne Körper befestigt werden. h, h, h sind flache kupferne oder messingene Gefäße, mit eben so vielen Oeffnungen versehen als die Schaufelsterne g Strahlen haben. Bei Fig. 1 und 2 ist dieses Gefäß in der Mitte theils geschnitten, theils abgehoben gedacht, damit man die Form des Schaufelsterns deutlicher sehe. i, i, i sind Canäle, am oberen Ende mit Vorrichtungen zum Abstellen versehen, welche den zu verarbeitenden Papierstoff aus k, dem gemeinsamen Hauptcanal, in die Gefäße h und daher zwischen die Schaufeln der Sterne in die Cylinder führen. In den Canal k wird der Papierstoff auf irgend eine beliebige Weise geführt, sey es daß er denselben aus dem Sandfange oder mittelst besonderer Schöpfräder empfange. l, l, l sind Kurbeln an den oberen Enden der Schaufelsternachsen f. m sind damit verbundene Gestänge. n ist ein beweglicher Kurbelstift, welcher excentrisch in dem Schwungrädchen o gesetzt, den Kurbeln nach Bedürfniß eine mehr oder weniger hin- und hergehende Bewegung ertheilt. p die verticale, q die horizontale Achse; r die Zapfenlager, s die conischen Verzahnungen, t die Riemscheiben, wovon eine lose und die andere fest ist, sind sämmtlich Organe zur Bewegung des Apparates und an und für sich verständlich. u sind ähnliche Organe; sie dienen um v zwei im Kasten um ihre Mitte beweglichen Wellen eine kurze drehende Bewegung zu ertheilen, wodurch w, die angemessen ausgeschnittenen und mit Löchern versehenen Rührbretter sich auf- und nieder bewegen und den im Kasten enthaltenen gereinigten (d. h. durch die Siebcylinder getriebenen) Papierstoff in steter Bewegung erhalten, so daß er keine Ablagerungen von Zeug bilden kann. x, x sind Schieber, von denen sich auf dem Grunde jedes Cylinders einer befindet, welcher täglich ein- oder mehreremal auf einen Augenblick geöffnet werden muß, um die im unteren Theil des Cylinders angesammelten Knoten zu entfernen. y, y, y sind die nothwendigen Gestänge und Griffe hiezu, und z ist die breite Abflußöffnung des in die eigentliche Papiermaschine eintretenden Stoffes; sie wird je nach Höhe und Breite dieser Maschine an passender Stelle des Holzkastens eingeschnitten. Nach dem Vorangegangenen und mit Hülfe der Zeichnungen ist es leicht sich ein deutliches Bild von der Wirksamkeit des Knotenfängers zu machen. Der durch k, i, h in g eingetretene Papierstoff wird durch g, dem Schaufelstern, in eine centrifugal hin- und hergehende Bewegung gebracht. Alle wässerigen und feinen faserigen Stoffe finden sogleich ihren Ausweg in den feinen Spalten des Siebcylinders, während die Leinenknoten an der inneren, ebenen Fläche des Cylinders nach und nach herabsinken, bis in den Grundring d, ohne durchschlüpfen oder in den Durchflußspalten haften zu können. Unten angelangt, und im Laufe der Zeit während der Bewegung des von oben her sich immer erneuernden und nach unten zu sich vermindernden Stoffes ruhig abgelagert, werden sie in passenden Zwischenräumen durch kurzes Oeffnen des Schiebers, unbeschadet des Fortganges der Maschine, entfernt. Die durchtretende, gereinigte Papiermasse füllt bald den Kasten, in welchem sie durch w sanft hin und her gerührt und in steter Bewegung erhalten wird, ohne eine unruhige Oberfläche zu bekommmen. Genugsam gestiegen, fließt dann die Masse sanft und ohne jede Schwankung durch z in die Maschine über, um sie schließlich als fertiges Papier zu verlassen. Alle ferneren Aufschlüsse über die Maschine sind von dem Mechanikus Mannhardt in München zu erlangen.

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