Titel: Bericht des Hrn. Gourlier über den Plautograph.
Fundstelle: Band 110, Jahrgang 1848, Nr. XXXIII., S. 172
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XXXIII. Bericht des Hrn. Gourlier über den Plautograph. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Juli 1848, S. 367. Mit Abbildungen auf Tab. III Gourlier, über den Plautograph. Dieses von Hrn. Plaut in Paris (quai Conti No. 7) erfundene Instrument, welches in Fig. 5 und 6 in einer Ansicht und im Längendurchschnitte dargestellt ist, hat folgende Bestimmung: 1) Soll dasselbe bei geometrischen Zeichnungen als T oder Reißschiene dienen, um senkrechte, schief liegende und parallele Linien zu ziehen, und zwar in gleichen oder ungleichen Entfernungen. Ferner dient dasselbe als Transporteur, und als Mittel, Kreise und Winkel zu theilen, und um Linien proportional zu reduciren oder zu verlängern, wie im Allgemeinen um Dimensionen von Körpern wiederzugeben. 2) Winkel, welche verschiedene Linien mit einander bilden, zu messen, sowie den Neigungsgrad von Bergabhängen etc. Zu diesem Zweck ist das Instrument zusammengesetzt: 1) aus einer eigentlichen Reißschiene, die selbst aus einem Lineale A besteht, das auf der Seite, welche an dem Reißbrette anliegt, in Centimeter und Millimeter getheilt ist, und aus einem senkrecht auf das Lineal stehenden Arme B, welcher oben mit einer Nuth oder einem Schlitze versehen ist, worin sich stählerne Federn befinden, um das Instrument unverrückbar zu erhalten; 2) aus einem Lineal C, das sich in dem Schlitze verschiebt und oben ebenfalls in Centimeter und Millimeter eingetheilt ist; 3) aus einer Metallplatte, welche am Ende des Lineales C durch zwei Schrauben a, a befestigt ist, wovon die eine als Drehungsachse, die andere als Stellschraube dient. Die als Drehungsachse dienende Schraube liegt im Mittelpunkte von drei auf die Platte gravirten Halbkreisen, welche auf folgende Weise eingetheilt sind: Der erste in 180°, wovon 90 rechts und 90 links von der Mittellinie des Lineales und der Platte liegen. Der zweite in Cirkeltheile von 3 bis 30, wovon, um Undeutlichkeit zu vermeiden, die ungeraden Theile rechts und die geraden links liegen. Der dritte in Theile, welche, wie später erklärt werden soll, dazu dienen, die darzustellenden Dimensionen zu reduciren oder zu vergrößern, und von denen ebenfalls die eine Hälfte rechts, die andere links angegeben ist; 4) besteht das Instrument aus einem Lineal E, welches an das äußere Ende der Metallplatte, senkrecht auf die Richtung des Lineales C angeschraubt ist, und zwar durch zwei bewegliche Schrauben b, b), mit deren Hülfe das Lineal E regulirt und genau senkrecht auf C gestellt werden kann. Der Rand des Lineales E, welcher abgeschrägt ist, hat ebenfalls eine Theilung in Centimeter und Millimeter. Will man nun auf einer Zeichnung eine gewisse Anzahl von Parallellinien in bestimmten Entfernungen von einander ziehen, so hat man nur die Reißschienen an das Reißbrett anzulegen, und das Lineal C allmählich zu verschieben, und nach der Entfernung, die man den Linien zu geben wünscht, die Theilung auf den Rand des Schienenkopfes einzustellen. Um eine oder mehrere auf die vorhergehenden senkrechten Linien zu ziehen, legt man den Schienenkopf nur an eine Seite des Reißbrettes an, welche zur ersten rechtwinkelig steht, und verfährt auf dieselbe Weise. Will man eine oder mehrere Linien ziehen, welche mit den Horizontalen oder Verticalen einen gewissen Winkel bilden, so dreht man die Metallplatte um ihre Achse, und zwar nach Bedürfniß rechts oder links, so lange, bis der feststehende Zeiger die gewünschte Anzahl von Graden anzeigt, oder die Cirkeltheilung, welche mit der verlangten Schräge zusammenfällt. Hat man den Reißschienenkopf gehörig an dem Zeichnungsbrette anliegen, so hat das Lineal E genau die gewünschte Lage. Will man einen Kreis theilen, was gewöhnlich durch Rechnung oder durch langes Probiren geschehen muß, so zieht man den Kreis aus, und stellt den Zeiger ebenfalls entweder auf die gehörige Anzahl von Graden, oder den Bruchtheil, welcher mit der verlangten Eintheilung correspondirt, legt den Schienenkopf nach und nach an die vier Seiten des Reißbrettes an, und zieht nach der Neigung, welche das Lineal angibt, durch den Mittelpunkt des Kreises Linien, welche letzteren in den gewünschten Theilpunkten schneiden. Will man endlich nach einem gegebenen Verhältnisse irgend eine Linie reduciren, so zeichnet man durch eine horizontale und verticale Linie einen rechten Winkel, und legt die zu theilende Linie als Hypotenuse so an die beiden Schenkel des Winkels, daß dadurch ein gleichseitiges Dreieck entsteht. Stellt man nun den Zeiger auf diejenige Zahl der Eintheilung des dritten Kreises (und zwar auf der linken Seite), welche der verlangten Reduction entspricht (die Ziffer 2 bedeutet das Reduciren auf ½, 3 auf ⅓ etc.), so hat das Lineal E eine solche Neigung, daß wenn dasselbe an den Scheitel des rechten Winkels angelegt wird, hiedurch die gegebene Linie und auch der Winkel in dem verlangten Verhältnisse getheilt wird. Handelt es sich dagegen darum, eine gegebene Linie um eine bestimmte Größe zu verlängern, so stellt man sie wie vorhin gegen den gezogenen rechten Winkel, und zieht sie über den einen Schenkel desselben hinaus, stellt dann den Zeiger auf diejenige Zahl der rechten Hälfte des dritten Kreises ein, welche mit dem verlangten Verhältnisse zusammentrifft (½ bedeutet um die Hälfte größer, 2 doppelt so groß etc.), und wenn man nun das E wieder an den Scheitel des rechten Winkels anlegt, und nach der Neigung desselben außerhalb des Dreiecks eine Linie zieht, so wird dieselbe die Verlängerung der zu theilenden so schneiden, daß sie die verlangte Länge hat. Bei Operationen auf dem Terrain handelt es sich zuerst darum, einen Winkel abzunehmen. Stellt man dabei die Lineale E und C so gegen einander, daß beide mit den Richtungen der Winkelschenkel zusammenfallen, so gibt der Zeiger die Größe des Winkels an, und es ist nun nicht schwierig, einen Winkel von bekannter Größe auf das Papier überzutragen. Handelt es sich endlich um die Aufnahme eines Bergabhanges, so wird das Lineal E in die Richtung desselben eingestellt, und ein am entgegengesetzten Ende des Lineales C angebrachter Senkel dient um letzteres in genau verticale Lage zu bringen, so daß auf diese Weise die Neigung des Abhanges leicht zu bestimmen ist. Ebenso können nach diesem Instrumente Böschungen von gegebenem Winkel angelegt werden. Es läßt sich nun nicht verkennen, daß ein Instrument, mit welchem so viele Operationen ausgeführt werden können, in vielen Fällen von Nutzen seyn wird, um so mehr als dasselbe nicht hoch zu stehen kommt (auf etwa 30 Fr.) und keinen großen Raum einnimmt.Eine große Genauigkeit wird sich mit diesem Instrument nie erreichen lassen, da zu viele Ursachen vorhanden sind, welche eine solche beeinträchtigen.Anmerk. des Uebers.

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