Titel: Sodaofen mit mechanischer Rührvorrichtung, von W. Pattinson, Chemiker in Felling bei Gateshead, Durham; patentirt am 27. Jan. 1848.
Fundstelle: Band 110, Jahrgang 1848, Nr. LXII., S. 333
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LXII. Sodaofen mit mechanischer Rührvorrichtung, von W. Pattinson, Chemiker in Felling bei Gateshead, Durham; patentirt am 27. Jan. 1848. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Octbr. 1848, S. 242. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Pattinson's Sodaofen mit mechanischer Rührvorrichtung. Der Apparat dient für die gewöhnliche Methode Soda zu fabriciren, wonach man das Kochsalz mit Schwefelsäure zersetzt, um sich Glaubersalz zu verschaffen. Dieses wird dann in gewissen Verhältnissen mit Kalkstein und Kohle vermengt und in einem Flammofen unter beständigem Umrühren bis zum anfangenden Schmelzen erhitzt. Nachdem man dann die Masse aus dem Ofen gezogen hat, laugt man sie aus und kocht ihre Auflösung fast bis zur Trockne ein; das so erhaltene Salz wird hierauf in einen Entschwefelungsofen (carbonating furnace) gebrachtDas heißt mit Steinkohlengrus (oder Sägespänen) gemengt in einem Flammofen durchgeglüht, um einerseits das Schwefelnatrium und andererseits das Aetznatron in kohlensaures Natron zu verwandeln. und unter beständigem Umrühren zum Rothglühen erhitzt, bis die verlangte Wirkung erreicht ist. Dieses Salz wird wieder aufgelöst, die Auflösung fast bis zur Trockne abgedampft und das zurückbleibende Salz in einem Trockenofen unter beständigem Umrühren erhitzt, bis es ganz trocken gemacht ist und gemahlen werden kann, worauf es in den Handel kommt. In allen diesen Oefen hat man bisher die erhitzte Masse von Hand mittelst Krücken umgerührt; ich habe nun zu diesem Zweck eine mechanische Rührvorrichtung so construirt, daß ihre Theile, welche während der Operation der Einwirkung des Feuers ausgesetzt sind, nicht zu heiß werden können. Ich beschreibe dieselben im Folgenden zunächst in ihrer Anwendung zum Umrühren der Masse im Sodaofen. Fig. 32 ist der Grundriß, Fig. 33 der Längendurchschnitt und Fig. 34 der Querdurchschnitt eines Flammofens zur Sodabereitung mit zwei Arbeitsräumen; ich halte mich aber bei der Beschreibung vorerst nur an den Arbeitsraum A in allen Figuren. Eine senkrechte Welle von Gußeisen a, an deren oberem Ende ein horizontales vom Hauptmotor aus zu treibendes Winkelrad b (Fig. 33, 34 und 35) angebracht ist, geht durch die Decke und Sohle des Ofens und ruht in einem Spurnapf c. Ein Mantel von Backsteinen umgibt die senkrechte Welle, wo sie durch die Ofensohle geht und bildet rings um sie eine Art kreisförmiger Schutzwehr, so daß die Materialien im Ofen nicht mit der Welle in Berührung kommen können. Am besten stellt man diesen Mantel aus Ziegelstücken von der Form wie in Fig. 37 her, von welchen man nur vier zusammenzustellen braucht. Diese Ziegel reichen in die Ofensohle hinein und sind in deren Mauerwerk fest eingebettet, wie man in Fig. 33 und 34 sieht. Die Enden des Abstreicheisens 3, Fig. 32 und 33, sind bei dessen Herumbewegung beinahe in Berührung mit diesem Mantel. Von der senkrechten Welle gehen im Ofen zwei horizontale gußeiserne Arme d, d aus, welche Fig. 36 besonders im Querdurchschnitt und Fig. 33 im Längendurchschnitt zeigt. Die Arbeitssohle A und auch die Sohle des Raums B, welche zum Vorwärmen der Masse dient, sind kreisförmig und jene Arme erstrecken sich von der Mitte bis beinahe an den Umkreis jeder Sohle. Da die gußeisernen Arme im Ofen der directen Wirkung des Feuers ausgesetzt sind, so würden sie bald bis zum Schmelzen erweicht werden; sie werden aber durch einen Wasserstrom kühl erhalten, welcher beständig in einem Canal l durch sie fließt; letzterer ist ein schmiedeisernes Rohr von einem Zoll Durchmesser, um welches der Arm gegossen wurde. Das kalte Wasser tritt am oberen Ende der Welle bei e, e (Fig. 33, 34 und 35) ein, wo eine kleine Cisterne befestigt ist, und nachdem es in beiden Armen durch das Rohr gezogen ist, tritt es bei f in eine ringförmige Cisterne g aus, in welcher sich die Welle umdreht. Man regulirt den Zufluß des Wassers so, daß dasselbe in die Cisterne g etwa 57° R. warm austritt, was die Arme d, d vollkommen schützt. Letztere befinden sich in solcher Entfernung von der Ofensohle, daß sie sich über dem Material im Ofen herumbewegen; es sind aber an jedem Arm drei eiserne Messer oder Krücken angebracht, welche in die durchzuarbeitende Masse hinabreichen, fast bis auf die Ofensohle. Man sieht dieselben in Fig. 38 besonders abgebildet; sie sind an den Armen befestigt und jeder wird dadurch an seiner Stelle erhalten, daß man den Rahmen oder das Oehr der Krücke über den Arm hinschiebt, bis es in eine Kerbe oder einen Einschnitt auf der oberen Seite und auch in den vorspringenden Rand der unteren Seite des Arms eindringt, in welcher Kerbe sie nachher durch ihr eigenes Gewicht erhalten wird (Fig. 36). Diese Krücken haben eine solche Form, daß sie die durchzuarbeitende Masse abwechselnd rückwärts und vorwärts schieben, wenn sich der Arm in der Richtung der Pfeile (Fig. 32) umdreht; die Masse im Ofen wechselt also beständig ihre Stelle und Oberfläche, wodurch sie vollständig gemischt wird; die Krücken 2,2,2 bewegen sie nämlich gegen das Centrum und die Krücken 3,3,3 gegen die Peripherie. Nun ist die Form und Stellung der Krücken auf den Armen offenbar eine solche, daß wenn man die Arme in der entgegengesetzten Richtung dreht, beide Krücken die Masse nach außen gegen die Peripherie treiben; soll also die Masse herausgeschafft werden, so braucht man nur einen in der Ofensohle bei C angebrachten Schieber herauszuziehen und die Bewegung der Arme umzukehren, damit die Beschickung allmählich durch die Oeffnung herausgetrieben wird. Beim Umrühren der Sodamasse im Schmelzherd finde ich eine Umdrehung der Welle per Minute hinreichend; wenn man aber die Bewegung umkehrt, um die Masse herauszutreiben, kann man die Welle vermittelst über ihr angebrachter Getriebe vier Umdrehungen per Minute machen lassen, um Zeit zu ersparen. Während des Durcharbeitens der Masse in dem Schmelzherd A wurde eine Beschickung in dem Raum B vorgewärmt, welcher von ersterem durch einen gußeisernen Schieber h (Fig. 32) getrennt ist, damit von der Masse in A nichts in B gelangen kann. Ist nun die fertige Masse in A herausgeschafft, so zieht man den Schieber mittelst seines Griffs i weg, kehrt die Bewegung der Arme um und schafft die ganze Beschickung in B auf die Sohle A hinab, um sie ebenfalls fertig zu machen; die Sohle B wird darauf mit frischer Masse beschickt. Zur Bereitung des Glaubersalzes benutze ich einen Ofen, welcher hinter der Feuerbrücke in zwei getrennte Räume getheilt ist. In dem hinteren und weniger heißen geschieht die Zersetzung des Kochsalzes mit Schwefelsäure (durch Abdampfen des Gemenges bis beinahe zur Trockne); die Masse wird dann in den vorderen viel heißeren Raum geschafft und durch Schmelzen bei Anwendung des Rührapparats das Austreiben der freien Säure bewerkstelligt. Die Anwendung meines Apparats in dem Entschwefelungsofen und Trockenofen, deren Inhalt niemals zum Schmelzen kommt, bedarf keiner Erläuterung.

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