Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 110, Jahrgang 1848, Nr. , S. 71
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Miscellen. Miscellen. Bemerkungen mit Beziehung auf Sicherheitspolizei und Staatsökonomie, über die Gefahren der Achsenbrüche auf Eisenbahnen und deren sichere Verhütung durch neue Anwendungsart der Achsen, sowie über den Holzverbrauch der Eisenbahnen und die Verminderung desselben durch Anwendung der Terresinschwellen; von F. Busse, bevollmächtigter Betriebsdirector der Leipzig-Dresdener Eisenbahn. Das Eisenbahnwesen, diese große Erscheinung des Jahrhunderts, dieses riesige Bewegungsmittel unserer Zeit, hat nur wenige Jahre bedurft, um die Theilnahme der Welt zu erregen. Im Laufe dieser weniger Jahre hat die Eisenbahntechnik unerhörte Fortschritte gemacht, namentlich auch in dem Bau der Bewegungsmittel, der Locomotiven und Wagen. Dennoch erkennt der Sachverständige bald, wie unzureichend alle diese wunderbaren Werkzeuge der Bewegung noch sind, und es ist nicht zu läugnen, daß für einige der wichtigsten Elemente derselben erst wenig gethan ist. Ganz besonders fühlbar ist dieser Mangel in einer der wichtigsten Beziehungen: es ist die Sicherung des Lebens der Menschen, welche sich diesem wunderbaren Reisevehikel anvertrauen. Ein wahrhaft unheimliches Gefühl ist es, für den eingeweihten Betriebsbeamten bei der ohnehin auf ihm lastenden schweren Verantwortlichkeit zu wissen, welch unabsehbares Unglück z. B. der Bruch eines wichtigen Theiles an Maschinen oder Wagen herbeiführen kann, und dieses Gefühl steigert sich zu unleidlicher Höhe, weun er sich sagen muß, es sey nicht zu ändern. Deßhalb sollte jeder Eisenbahnbeamte es als seine natürliche Pflicht erkennen, unablässig daran zu arbeiten, die gefährlichen Elemente nach und nach zu beseitigen und weder durch mißlungene Versuche, noch durch die gewöhnlich daraus folgenden Verdrießlichkeiten sich entmuthigen lassen. Das wichtigste Element der Eisenbahnfuhrwerke ist unstreitig die Achse. Die unzweifelhafte Haltbarkeit derselben ist die Bedingung der richtigen gefahrlosen Bewegung, gleichsam das Lebensprincip des Fuhrwerks, eine mechanische Sicherung des Lebens der Reisenden. Diese unzweifelhafte Haltbarkeit der Achsen ist aber nicht vorhanden, vielmehr erfolgt häufig ein Bruch derselben. Der Achsenbruch aber ist die gefährlichste Veranlassung zu Unglücksfällen. Das schauerliche Ereigniß von Versailles war die Folge eines Achsenbruches. Dieser Uebelstand ist um so bedenklicher, als bisher demselben in keiner Weise mit Sicherheit vorzubeugen war, vielmehr ist es unumstößlich gewiß, daß die vielen Tausend Achsen, welche jetzt auf den Eisenbahnen in Gebrauch sind, alle ohne Ausnahme brechen werden, wenn man bei der bisherigen Anwendungsart derselben beharren will. Eben so gewiß ist es, daß jede derselben bei ihrem Bruche ein mehr oder minder großes Unglück verursachen kann, jedenfalls aber einen empfindlichen Verlust in ökonomischer Beziehung herbeiführt. Jeder Eisenbahnbeamte muß wissen, welcher Art diese immerwährend zu befürchtenden Gefahren sind. Man glaube nicht, daß ich zu schwarz male oder daß meine Besorgnisse übertrieben sind. Der Sachkundige möge sich nur ein Bild macheu von dem, was jeden Augenblick geschehen kann durch einen Achsenbruch auf einer Brücke oder einem hohen Damme. Hieraus ist nun abzunehmen, von welch hoher Wichtigkeit es war, das Mittel zu finden, den Achsenbruch zu verhüten oder doch denselben unschädlich zu machen. Ich habe, obwohl nur Empiriker in technischer Beziehung, manches Jahr gesonnen, wie dieses zu erreichen sey, habe erfolglos unzählige, für mich kostspielige Versuche deßhalb angestellt und nicht geruht, bis ich endlich das so nahegelegene, höchst einfache und deßhalb um so sicherer zum Ziele führende Mittel in meiner neuen Anwendungsart der Achsen entdeckte. Dieses Mittel habe ich durch Circularschreiben an alle Verwaltungsbehörden von Eisenbahnen in Deutschland, England, Frankreich, Belgien und andern Ländern mitgetheilt, solches auch seitdem durch meine Bekanntmachungen vom 1. Decbr. 1846 der Oeffentlichkeit übergeben, eben so die Gutachten in technischer Beziehung, welche eine der ersten Autoritäten, Hr. Dr. Wilhelm Weber, Professor der Physik und Mathematik an der Universität zu Leipzig, und später die auf mein Gesuch von dem k. sächsischen Ministerium des Innern ernannte Prüfungscommission über meine Erfindung abgegeben haben.Polytechn. Journal Bd. CIV S. 401 und Bd. CV S. 390. Die seitdem auf der Leipzig-Dresdener Eisenbahn laufenden Probewagen haben auch in der Praxis zur Evidenz die Richtigkeit meines Systems erwiesen, namentlich aber die mit dem ersten Probewagen gemachten Versuche, worüber ich an das Hohe Ministerium des Innern besondern Bericht erstattet und diesen auch unterm 17. Februar 1848 in Nr. 20 der deutschen Gewerbzeitung und andern technischen Zeitschriften der öffentlichen Begutachtung übergeben habe. Wenn alle Eisenbahnwagen nach diesem System eingerichtet werden, was ohne große Kosten geschehen kann, so ist jene nur zu reichlich strömende Quelle von Unglücksfällen und Verlusten aufs vollständigste und für immer verstopft, denn ich habe durch meine Wagenconstruction den Achsenbruch unschädlich gemacht. Es ist kaum denkbar, daß auf irgend eine andere oder einfachere Weise und mit so evidenter Gewißheit der Achsenbruch unschädlich zu machen oder zu verhüten seyn wird, besonders aber bei sorgsamer Anwendung der in den mehrgedachten Gutachten schon zum Theil angedeuteten, dann aber in meinem vorhin erwähnten Berichte vom 17. Februar genau bestimmten Verbesserungen. Ich kann jetzt getrost jeden Sachverständigen auffordern, die Achsen an meinem Wagen an jeder beliebigen Stelle so zu zerschneiden, daß sie während der Fahrt brechen müssen. Der Wagen wird bei einem so herbeigeführten Bruche der Achse weder niederstürzen, noch die Schienen verlassen. Die einzige Wirkung beim Achsenbruche, und zwar im ungünstigsten Falle, ist nur die, daß die Räder zum Hemmschuh werden und den Wagen anhalten. Durch die Ladung, selbst durch Ueberladung, kann bei meinem Wagen ein Achsenbruch nicht erfolgen, sogar die zerstörende Einwirkung der Curven auf die Achsen (die Torsion) habe ich zu beseitigen gewußt, mithin die natürlichen Ursachen des Achsenbruches gehoben, wovon jeder Sachverständige durch den Augenschein sich überzeugen kann. Jemehr bisher der Achsenbruch, dieses für jeden sorgsamen Betriebsdirector wirklich grauenvolle Gespenst, mich geängstigt und oft erschreckt hat, um so ruhiger bin ich jetzt, da ich weiß, das sichere Mittel gegeben zu haben, es für immer zu bannen. Um so schmerzlicher aber berührt mich seitdem jeder Bericht über Achsenbrüche, weil ich aus Erfahrung sehr wohl weiß, daß solche mit dem fortschreitenden Alter der Wagen sich mehren und in immer schnellerer Folge eine Menge von Unglücksfällen herbeiführen werden, wenn man meine Vorbeugungsmittel nicht benutzen will. Es ist nun Sache der Eisenbahn-Verwaltnngen, sich zu wahren, und es erscheint um so wunderbarer, daß man mein einfaches, so klar und bestimmt gegebenes Verwahrungsmittel gegen so große Gefahren noch nicht allgemein ergreift, als auch damit mancherlei außerordentliche und sehr erhebliche ökonomische Vortheile erlangt werden. Ich will in dieser Beziehung nur erwähnen, daß durch Anwendung meines Systems, namentlich bei Fortschaffung eines gewissen Quantums schwerer Frachtgüter, etwa 25 bis 30 Proc. ursprüngliche Anschaffungskosten der Wagen, 20 bis 25 Proc. an Zugkraft, etwa 50 Proc. an Unterhaltung und Ergänzung der Räder, die Hälfte des Raumes und der Kosten für Aufstellung und Bewegung der Wagen auf den Stationen u. a. m. erspart werden kann, was besonders auf wohlfeilere Bewegung geringer und roher Landesproducte, Getreide, Holz, Kohlen, Steine u. s. w. einen bedeutenden Einfluß haben wird. Was ich hier und in meinen öffentlichen Bekanntmachungen über diesen Gegenstand gesagt habe, will ich gegen Jedermann vertreten. Es beruht auf den einfachsten mechanischen Wahrheiten, denen nun auch die Erfahrungen der praktischen Anwendung zur Seite stehen. Wenn ich in Vorstehendem bemüht gewesen bin, einen für die Sicherheit der Reisenden wie für die wohlfeilere Beförderung der Güter und Landesproducte so wichtigen Gegenstand zu geneigter Beachtung hinzustellen, so darf ich auch nicht unterlassen, die Aufmerksamkeit auf einen andern in ökonomischer Hinsicht nicht minder beachtenswerthen Uebelstand hinzuleiten und das Mittel anzudeuten, wodurch ich denselben zu beseitigen hoffen darf. Dieser bedenkliche Uebelstand bedroht nicht allein die Rente der Eisenbahnen, sondern ist auch ganz geeignet, in nationalökonomischer Beziehung die ernstesten Besorgnisse zu errregen. Es ist der große Holzbedarf der Eisenbahnen zur Ergänzung der durch Fäulniß abgehenden Schwellen, welche die Schienen tragen. Die immer wiederkehrenden bedeutenden Ausgaben für die gedachte Ergänzung der Schwellen erregen jetzt schon in hohem Grade die Besorgnisse der Eisenbahn-Verwaltungen, obwohl diese Ausgaben erst in sehr geringem Maaße eingetreten sind. Man fürchtet jetzt schon den entstehenden Holzmangel, ohne kaum eine Ahnung davon zu haben, wie groß das erforderliche Holzquantum in wenig Jahren schon seyn wird, wenn die jetzt noch neuen Eisenbahnen mit Schwellen ergänzt werden müssen. Noch weit weniger aber ahnt man den immensen Bedarf für die 1350 Meilen Eisenbahnen, welche binnen einigen Jahren in Deutschland dem Betriebe übergeben seyn werden, von denen nach v. Redens Eisenbahnbuche jetzt schon 609 Meilen fertig, 461 Meilen im Bau begriffen und 280 Meilen zum Bau gesichert sind. Diesen Zeitpunkt will ich hier festhalten, um die Aufmerksamkeit der hohen Staatsbehörden ganz besonders auf diesen höchst wichtigen und wahrlich bedenklichen Gegenstand hinzuleiten. Wenige Zeilen nur werden genügen, um das Sachverhältniß anschaulich darzulegen. Angenommen jene 1350 Meilen Eisenbahnen wären vollendet und, wie es erforderlich ist, mit zwei Fahrgeleisen belegt, so würden dazu nahe an 40 Millionen Holzschwellen, keinenfalls aber wohl weniger als 36 Millionen, wie ich hier bei meinen Berechnungen zu Grunde legen will, oder circa 144 Millionen Kubikfuß Holz verwendet worden seyn. Da nun die Erfahrung schon gelehrt hat, daß die Holzschwellen durchschnittlich von 6 zu 6 Jahren erneuert werden müssen, so ergibt sich, daß jährlich 24 Mill. Kubikfuß Holz in deu Eisenbahnen Deutschlands verfaulen und durch frisches zu ergänzen seyn werden. Um sich ein leicht faßliches Bild von dieser großen alljährlich der Zerstörung anheimfallenden Holzmasse machen zu können, will ich bemerken, daß zur Förtschaffung von 24 Millionen Kubikfuß Holz etwa 120,000 vierspännige Wagen, jeder mit 200 Kubikfuß beladen, erforderlich sind, welche in eine Reihe dicht hintereinandergestellt eine Länge von etwa 500 Wegstunden oder 250 geographische Meilen einnehmen würden. In welchem Verhältniß diese Consumtion zu der Productionsfähigkeit der Forsten steht, darüber mögen die Forstbehörden ihr Gutachten abgeben, daß es aber für längere Zeit unmöglich werden wird jenen ungeheuren Bedarf zu beschaffen, liegt wohl am Tage. Aber auch welche kolossale, wohl zu beachtende Summe an Capital und Zinsen in staatsökonomischer Beziehung aus diesen Ergänzungen resultirt, will ich weiterhin darzulegen suchen. Man hat das auch überall wohl längst gefühlt und schon viele Mittel gesucht, um die Holzschwellen gegen Fäulniß zu schützen oder solche durch Stein oder Eisen zu ersetzen. Von diesen zum Theil sehr kostspieligen Conservationsmitteln hat sich jedoch noch keines genügend bewähren wollen. Die auch von mir angestellten Versuche, das Eisen zu verwenden, gaben eben so wenig ein befriedigendes Resultat als die so vielfach versuchte, aber immer wieder aufgegebene Verwendung der Steinwürfel und Steinschwellen, welche unsicher sind, unangenehm auf die Bewegung und zerstörend auf die Fahrzeuge einwirken. Der vielen mißlungenen Versuche ungeachtet habe ich nicht abgelassen auf Mittel zu sinnen, um dem drohenden Uebel in wirksamster Weise entgegenzutreten, und glaube jetzt, wenn nicht ganz und gar am Ziele, doch demselben sehr nahe gerückt zu seyn. Durch eine nach gewissen feststehenden physischen und chemischen Gesetzen erfolgende, von mir entdeckte Verbindung von organischen mit mineralischen und erdigen Stoffen der geringsten Art (Kies) vermag ich überall Eisenbahnschwellen zu bilden. Nach dem schon vorliegenden und versuchsweise in praktischen Gebrauch genommenen Product zu urtheilen, darf ich mich der Hoffnung hingeben, daß solche theilweise die Eigenschaft des Holzes behalten, dabei aber die Dauer des Steins haben werden. Zugleich sind sie wohlfeiler als Holzschwellen von gleichen Dimensionen. Wie lange diese von mir erfundenen „Terresinschwellen“ halten werden, kann natürlich nur die Zeit lehren, doch glaube ich jetzt schon annehmen zu dürfen, daß nur mechanische Einwirkungen, nicht aber Witterungseinflüsse sie zerstören können und also auf eine lange Dauer derselben zu rechnen seyn werde.Der bekannte belgische Ingenieur Chevremont schreibt darüber u. a-: Les billes de cette matière (Terresine) sont parfaites et auront certainement une durée indéfinie Von dieser meiner Erfindung habe ich ebenfalls allen Eisenbahnverwaltungen durch meine Circularschreiben vom 10. Jun. und 20. Octbr. 1847 offene Mittheilung gemacht, solche auch mehrfach, u. a. im polytechn. Journal Bd. CV S. 232, der Eisenbahnzeitung und andern Blättern veröffentlicht. Nur um in nationalökonomischen und finanziellen Beziehungen anzudeuten, um welche Summen es sich handeln kann, will ich hier annehmen, daß meine Schwellen mindestens 12 Jahre, hoffentlich aber, wie es wahrscheinlich ist, mehr als 36 Jahre halten; ferner daß solche bei der Anschaffung pro Stück einen Thaler und eben so viel die von sechs zu sechs Jahren zu ergänzenden Holzschwellen kosten, und daß beide gegen einander gestellte Anschaffungs- und Ergänzungskosten zu dem Zinsfuße von 4 Proc., Zins auf Zins, aufgerechnet werden. Alles das angenommen, so ergeben sich folgende überraschende Resultate: Die erste Anlage und die während 36 Jahren erforderliche sechsmalige Ergänzung der Holzschwellen, zu je 36 Millionen Thaler, bildet, Capital mit Zins auf Zins gerechnet, bis zum Schluß des 36sten Jahres die ungeheure Summe von 550,642,870 Thaler, wogegen die Anlagen meiner Terresinschwellen, zu ebenfalls 36 Millionen Thaler und ebenfalls, jedoch ohne Ergänzung durch 36 Jahre zu 4 Proc. Zins auf Zins gerechnet, nur 153,939,510 Thaler beträgt, mithin eine Differenzsumme von fast 400 Millionen Thaler zu Gunsten der Terresinschwellen binnen 36 Jahren sich ergeben würde. Aber auch für kürzere Dauerzeit ist der Gegenstand aller Berücksichtigung werth. Will man sich die Mühe geben mir nachzurechnen, so wird man finden, daß bei den vorstehend angenommenen Verhältnissen sich ergibt, daß die ebengedachte Differenz zu Gunsten der Terresinschwellen bei einer Dauerzeit derselben von nur 12 Jahren auf circa 45½ Millionen Thaler, von 18 Jahren auf circa 103½ Millionen, von 24 Jahren circa 176 Millionen, von 30 Jahren circa 279 Millionen sich berechnet, bei einer etwa sich zeigenden Dauer von 42 Jahren aber erreicht die Differenzsumme schon die enorme Höhe von 547 Millionen Thaler und so steigt es in reißender Progression. Zum Schluß meiner Rechnung darf nicht unerwähnt bleiben, daß außer jenen 1350 noch etwa 450 Meilen Eisenbahnen ernstlich projectirt sind, nach deren Ausführung die vorstehenden Aufrechnungen sich um ein Drittheil noch erhöhen würden. Auch will ich nicht unbemerkt bleiben lassen, daß nach etwa eingetretener mechanischer Zerstörung von Terresinschwellen das Hauptmaterial derselben immer wieder zu neuen Schwellen umgeschmolzen werden kann. Es würde deßhalb die Benutzung meiner Erfindung selbst dann noch vortheilhaft seyn, wenn die Terresinschwellen keine längere Dauer zeigten als Holzschwellen oder sogar eine noch kürzere. Außer der Anfertigung der Terresinschwellen habe ich zugleich auch ein von mir erfundenes Verfahren empfohlen, durch dessen Anwendung man nachträglich den jetzt schon in die Eisenbahnen verlegten Holzschwellen mit geringen Kosten eine längere Dauer wird geben können, was in ökonomischer Beziehung ebenfalls nicht unwichtig seyn dürfte, wenn man berücksichtigen will, welche Summen schon durch ein Jahr Mehrdauer der Schwellen erspart werden. Ueberzeugt, die Mittel angegeben zu haben, einerseits eine der größten Fährlichkeiten für die Sicherheit der Reisenden völlig zu beseitigen und zugleich günstig auf den Güterverkehr einzuwirken, andererseits aber die Eisenbahnen von einem fressenden Krebsschaden in ökonomischer Beziehung zu heilen, muß ich es nun dahin gestellt seyn lassen, wie lange Zeit das starre Festhalten am Gewohnten bedürfen wird, um meine der Ehrenhaftigkeit der Eisenbahnverwaltungen offen zur Benutzung übergebenen Erfindungen anzuerkennen und allgemein in Anwendung zu bringen. Leipzig, den 15. Julius 1848. F. Busse. Dr. Hare's Erklärung des großen Brandes zu New-York — durch die Explosion, welche glühender Salpeter in Berührung mit Wasser hervorbringt. Im Julius 1845 erfolgte eine ungeheure Explosion oder vielmehr eine Reihe von Explosionen in einem Waarenmagazin in der Broad-street zu New-York, durch welche der Inhalt des Gebäudes in einem intensiv glühenden Zustand in die Umgebung geschleudert und ungefähr 200 Häuser und für 2 Millionen Dollars Eigenthum zerstört wurde. Ueber die wahrscheinlichen Ursachen dieses Unglücks hielt Professor Dr Hare unlängst im Franklin-Institut einen Vortrag, welchem folgendes entnommen ist. „Nach den eidlichen Aussagen der competentesten Zeugen war kein Schießpulver im Magazin vorhanden; das Ereigniß kann also nur der Reaction zugeschrieben werden, welche zwischen dem ungeheuren Quantum Kalisalpeter und den verschiedenartigen brennbaren Waaren stattfand. Im Ganzen waren es 300,000 Pfd. Salpeter in Portionen von je 180 Pfd., deren jede sich in zwei Säcken befand (da man über den Sack der früheren Verpackung noch einen zweiten gezogen hatte). Ungefähr 180,000 Pfd. lagen im zweiten Stockwerk, 50,000 Pfd. im ersten und 80,000 Pfd. im dritten. Die anderen Waaren betrugen im Ganzen über das doppelte Gewicht des Salpeters. Die Sachverständigen waren der Ansicht, daß der Salpeter, wenn er in glühendem Zustande mit brennbaren Substanzen in Berührung kommt, nur diejenige Art von Verbrennung hervorbringt, welche die Chemiker „Verpuffung“ nennen, keineswegs aber eine wirkliche Explosion. In dieser Ansicht wurde man noch durch das Fehlschlagen aller Versuche bestärkt, welche (im Auftrag des Handelsgremiums zu New-York von mehreren ausgezeichneten Chemikern) angestellt wurden, um den Salpeter durch Glühen mit brennbaren Substanzen zur Explosion zu bringen. Im Widerspruch damit gibt aber Hays in Massachusetts an, daß in seinem Laboratorium eine Explosion entstand, als er Wasser mit etwa 100 Pfd. glühendem Salpeter in Berührung brachte; ein ähnliches Resultat erhielt man im Laboratorium der Universität von Pennsylvanien, als man geschmolzenen Salpeter auf Wasser ausgoß. Die Explosion eines mit Salpeter beladenen Schiffs, welches im Hafen von Boston bis zur Wasserlinie abbrannte, ein Fall der anderswo öfter vorkam, ließ sich nur durch die Annahme erklären, daß der Salpeter, wenn er hinreichend erhitzt ist, in Berührung mit Wasser explodirt. Daraus muß man folgern, daß dieses Salz mit jeder Substanz explodirt, welche die beiden Elemente des Wassers oder bloß Wasserstoff liefern kann. Der Wasserstoff ist statt des Wassers ausreichend, weil er mit dem Sauerstoff der Salpetersäure Wasser bildet. In einem Schreiben an den erwähnten ausgezeichneten Chemiker im Julius 1845 erklärte Dr. Hare die Explosion, welche beim Verbrennen von Kalium auf Wasser erfolgt, auf die Weise: daß sich ein Theil des Wassers mit dem entstehenden glühenden Oxydkügelchen verbindet, während die Hitze dieses Kügelchens einen anderen Theil der Flüssigkeit in gespannten Dampf verwandelt. Er bemerkte dazu noch, daß in diesem Falle die chemische Verwandtschaft zwischen dem Wasser und dem Oxyd, welche die Verbindung des Wassers mit dem erhitzten Kügelchen verursacht, eben so wirksam ist, wie das Moment des Hammers, wenn eine Eisenstange bei der Schweißhitze mit etwas Wasser auf dem Amboß in Berührung getrieben wird. Dr. Hare ist der Ansicht, daß nur dann eine Explosion erfolgen kann, wenn die betreffenden Körper im Augenblick der Reaction durch eine gewisse Kraft, sey es eine chemische oder mechanische, zusammengehalten oder zusammengebracht werden. Einige chemische Verbindungen, z. B. knallsaure Metallsalze, Chlorstickstoff etc., explodiren heftig ohne eingeschlossen zu seyn, daher man eine kleine Menge davon auf einem Teller detoniren lassen kann; pulverige Gemenge hingegen, z. B. Schießpulver, brennen in offenen Gefäßen ab, ohne dieselben zu zerbrechen oder einen Knall hervorzubringen. In einem luftleeren Recipient ist Schießpulver viel weniger explosiv, als wenn es dem Druck der Atmosphäre in einem offenen Gefäß ausgesetzt ist. Erhitzt man jedoch das Schießpulver bis die zur geeigneten Reaction seiner Bestandtheile erforderliche Temperatur erreicht ist, so übt es eine Kraft aus, welche die Stärke der es einschließenden Kammer bei weitem übertrifft. In dieser Hinsicht unterscheidet es sich vom Dampf, bei welchem, wenn die Temperatur des angewandten Feuers hoch genug ist, die Explosionskraft in geradem Verhältniß mit dem Druck vor dem Bersten steht, welcher bloß von der Stärke des Kessels abhängt. Die Bestandtheile des Schießpulvers müssen, damit es seine größte Wirkung hervorbringt, ungemein zertheilt und durch Zusammenreiben innig gemengt, und überdieß so gekörnt werden, daß die Flamme der zuerst entzündeten Portion sich durch die Zwischenräume der Körner dem Rest mittheilen kann. Daß dieses aus Schwefel, Kohle und Salpeter bestehende Gemenge wirksamer ist als alle anderen Gemenge von Salpeter mit brennbarer Materie ohne Schwefelzusatz, rührt nicht nur daher, daß der Schwefel so ungemein leicht verdampft und sich entflammt, sondern auch von dessen bekannter Eigenschaft die Metalloxyde zu zersetzen, indem er sowohl das Metall als den Sauerstoff anzieht. Seitdem Dr. Hare in dem erwähnten Briefe an Hays die Meinung aussprach, daß die Bildung von Schweselkalium der erste Schritt bei der explosiven Reaction des Schießpulvers ist, bemerkte Faraday, daß die Flamme dieser Verbindung im fraglichen Falle hauptsächlich die Fortpflanzung des Feuers durch die ganze Masse begünstigt. Daß sich wirklich Schwefelkalium bildet, beweist der hepatische Geruch des Rauchs nach dem Abfeuern einer Flinte und die Behandlung des Pulverrückstands mit Wasser; eine filtrirte Auflösung desselben soll mit Eisensalzen die Reaction der Schwefelblausäure zeigen. Eine quantitative Analyse des festen Rückstands von explodirtem Schießpulver ergibt, daß derselbe in der Hauptsache ziemlich aus gleichen Theilen kohlensaurem und schwefelsaurem Kali besteht, während der gasförmige Rückstand nahezu aus gleichen Volumen Kohlensäure und Stickstoff zusammengesetzt ist. Das schwefelsaure Kali kann durch Oxydation des anfangs gebildeten Schwefelkaliums entstehen. Selbst das am besten präparirte Schießpulver muß jedoch behufs der vollständigen Wirkung eingeschlossen seyn, damit seine Körner nicht zerstreut und abgekühlt werden, was die Fortpflanzung der Entzündung durch die ganze Ladung verhindern würde. Um dieß nachzuweisen, wurde ein Haufen Schießpulver, wie er zum Laden einer Muskete hinreicht, in einem luftleeren Recipient mit einem Draht umgeben, welcher mittelst einer galvanischen Entladung intensiv glühend gemacht wurde. Die Körner fingen nicht augenblicklich Feuer, wahrscheinlich weil der entwickelte Dampf eine wirkliche Berührung verhinderte, und wenn eine Entzündung erfolgte, beschränkte sie sich auf ein schwaches Abbrennen; die Untersuchung ergab dann, daß ein Theil des Pulvers unverbrannt blieb. Es wurde nun ein gleiches Gewicht Schießpulver in einen Cylinder stark eingedrückt; als man es dann in einem luftleeren Recipient durch Berühren mit einem glühenden Draht entzündete, blieb mehr als der halbe Inhalt des Cylinders unverbrannt. Ein viel größerer Cylinder mit eingepreßtem Pulver wurde auf den Boden eines eisernen Topfs von 4 Zoll Durchmesser und 12 Zoll Tiefe gestellt; als man ihn dann mit dem Ende eines im Feuer rothglühend gemachten Eisenstabes berührte, brannte das Pulver anfangs wie ein Schwärmer, gegen das Ende aber wurde es mit Heftigkeit zerstreut, wahrscheinlich in Folge des Drucks seiner gasförmigen Verbrennungsproducte. Sowie das Schießpulver, dessen Bestandtheile innig vermengt sind, sehr an Explodirbarkeit verliert, wenn es nicht eingeschlossen ist, findet dieses in noch höherem Grade bei analogen Substanzen statt, welche ohne vorherige Vermengung oder Zerkleinerung mit einander entzündet werden. Unter diesen Umständen werden jene Substanzen durch den erzeugten Dampf auseinander geschoben, welcher, wenn sie eingeschlossen sind, die Explosion möglich macht. So gesondert, erkalten sie dann durch Ausstrahlung, daher die zur Unterhaltung und Mittheilung der Verbrennung erforderliche Temperatur fehlt. Da überdieß die Schnelligkeit der Reaction von der Vervielfältigung der Berührungspunkte abhängt, deren bei unvollkommener zertheilten und vermengten Substanzen weniger sind, so erfolgt die Verbrennung vereinzelt anstatt gleichzeitig, was nöthig wäre um diese Gemenge explosiv zu machen. In seinem erwähnten Briefe an Hays hat Dr. Hare seine Ansicht, daß bei der Explosion von Wasser mit glühendem Salpeter eine ähnliche Reaction stattfindet, wie wenn Kalium mit seinem Oxyd (Kali) verbrannt wird, noch durch die Thatsache unterstützt, daß bei der Weißglühhitze die Basis des Salpeters ihre Säure fahren läßt, während sie durch keine Temperatur vom Wasser getrennt werden kann. Wenn daher dem Salpeter Substanzen dargeboten werden, welche aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen und folglich seiner Basis Wasser liefern können, so muß ein ähnliches Resultat entstehen, wie durch die Beimengung von Schwefel und Kohlenstoff. Das einzige Hinderniß besteht in Folgendem: Substanzen, welche Wasserstoff und Sauerstoff im Verhältniß der Wasserbildung enthalten, z. B. Zucker, Stärke, Gummi und Holz; oder welche einen Ueberschuß von Wasserstoff enthalten, wie die Oele und Harze; überdieß alle Bestandtheile des Salpeters, selbst seine Basis, können bei der Temperatur, welche die Einwirkung des Salpeters auf sie hervorzubringen vermag, den luftförmigen Zustand annehmen. Wenn man sie aber zusammenhält bis dieser Punkt erreicht ist, so muß die Explosionskraft derjenigen des Schießpulvers ganz äquivalent seyn. Die reagirenden Substanzen sind dann in einem analogen Zustande wie zwei außerordentlich verdichtete Gase. Um sich durch einen Versuch im Kleinen zu überzeugen, daß glühender Salpeter mit Wasser explodiren kann, braucht man nur eine Portion Salpeter in einer Platinschale durch die Flamme eines Knallgas-Löthrohrs zu erhitzen und die Schale dann plötzlich in Wasser zu tauchen, wodurch eine bedeutende Explosion entsteht. Als jedoch der Salpeter in demselben Zustande auf Melasse oder Zucker geschüttet wurde, erfolgte keine Explosion: wurde hingegen eine Schale mit Salpeter bis zu dessen anfangender Verflüchtigung erhitzt und dann mit der Bahn eines Hammers, welche mit geschmolzenem Zucker überzogen war, darauf geschlagen, so entstand eine Detonation; eine noch stärkere Detonation wurde folgendermaßen hervorgebracht: man legte auf einen Amboß eine Papierscheibe von 3 Zoll im Durchmesser, welche mit gepulvertem Zucker bedeckt war; über den Zucker legte man eine ähnliche Scheibe mit gepulvertem Salpeter. Eine auf die Schweißhitze gebrachte Eisenstange, welche breiter als die Scheiben war, wurde dann über sie gehalten und mittelst eines Schmiedehammers darauf geschlagen; es erfolgte eine Explosion mit einem sehr starken Knall. Nach diesen Thatsachen und Bemerkungen lassen sich nun die Explosionen, welche zur Verbreitung des Brandes in New-York beitrugen und durch die Reaction des Salpeters auf die ihn umgebenden brennbaren Waaren entstanden, folgendermaßen erklären. Sobald das Feuer einen Salpetersack erreichte, mußte es rasch den ganzen Haufen dieser Säcke durchziehen, mittelst der Zwischenräume, welche nothwendig unter ihnen vorhanden waren, indem der Salpeter, womit sie sich überzogen, ihre Verbrennung verursachte. Nachdem auf diese Art viel Salpeter auf seinen Schmelzpunkt erhitzt war, mußte er auf dem Fußboden herumfließen, die brennbaren Waaren erreichen und durch die offenen Bodenlöcher bald einen Ausweg zu dem nächsten Stockwerk finden. Alle Fußböden mußten natürlich durch ein außerordentlich heftiges Feuer bald zerstört worden seyn. Nachdem aller Salpeter geschmolzen war und sich in glühendem Zustande im Keller angesammelt hatte, nebst den durch das Schmelzen des Zuckers und Schellacks zusammengebackenen Waaren, war offenbar eine Masse entstanden, welche vermöge ihres Gewichts, ihres flüssigen Zustandes und ihrer Temperatur alle für heftige Detonationen erforderlichen Bedingungen darbot. Nachdem die Fußböden zerstört waren, bildete das Magazin einen ungeheuren Tiegel von 20 Fuß Breite und 90 Fuß Höhe, auf dessen Boden sich fast 300,000 Pfd. Salpeter befanden, der auf seiner Oberfläche auf eine weit höhere Temperatur erhitzt war, als sie durch irgend einen Ofen hervorgebracht werden kann, so daß sich die Substanzen in eine luftförmige Materie unter einem Druck von einer halben Million Pfunden verwandelten. Die heftige Reaetion gestattete jedoch keine andauernde Berührung. Von Zeit zu Zeit mußte daher die ganze Masse explosiv in die Höhe geworfen werden, was die aufeinanderfolgenden Detonationen veranlaßte; dieselben mußten mit der zunehmenden chemischen Reaction, Hitze und Höhe des Falls immer heftiger werden, bis dem letzten Aufsteigen der Masse der donnernde Knall und die ungeheure Explosion nachfolgte.“ (Mechanics' Magazine, 1848 Nr. 1305.) Ueber die Legirungen des Wolframmetalls mit Kupfer und anderen Metallen; von Dr. Percy. Seitdem auf den Hütten Verfahrungsarten eingeführt wurden, um das Wolframmetall aus seinen Erzen, sowie auch aus seinen im Mineralreich vorkommenden Verbindungen mit Zinn und andern Metallen abzuscheiden, hat man zahlreiche Versuche angestellt, in der Absicht eine nützliche Anwendung des Wolframs zu ermitteln. Man vermuthete nach der eigenthümlichen Natur dieses Metalls, daß dasselbe die Eigenschaft besitzt, andern Metallen, womit es legirt wird, eine größere Härte zu ertheilen und sie auch gegen Oxydation zu schützen. In dieser Hoffnung unternahm Dr. Percy eine große Reihe von Versuchen, indem er Kupfer, Messing, Argentan etc. mit Wolfram legirte; er erhielt aber niemals ein genügendes Resultat, (Chemical Gazette, 1848 Nr. 141.) Verfahren jodirtes Papier für Lichtbilder mittelst einer einzigen Auflösung zu bereiten; von C. I. Jordan. Nachdem ich beobachtet hatte, daß das Doppelsalz von Jodsilber und Jodkalium durch Wasser zersetzt wird, wobei sich das Jodsilber niederschlägt, vermuthete ich, daß mit der Auflösung des Doppelsalzes getränktes Papier dasselbe Resultat geben würde. Ich überzog daher einen Papierstreifen mit einer Auflösung von Jodsilber in Jodkalium, trocknete ihn und tauchte ihn in Wasser; dadurch wurde die Oberfläche desselben sogleich vollkommen gleichförmig mit Jodsilber überzogen, indem das Wasser das Jodkalium auszog. Auf diese Weise ist man in Stand gesetzt, sich jodirtes Papier für die Photographie durch bloßes Auswaschen zu verschaffen. Das mit dem Doppelsalz getränkte Papier muß zu diesem Gebrauch nach dem Waschen langsam aber vollkommen getrocknet werden, ehe man es in Wasser taucht, damit es das abgelagerte Jodsilber zurückhalten kann, welches in flüssiger Form ganz davon abgewaschen würde. Ferner muß das freigewordene Jodkalium vollkommen entfernt werden, denn sonst könnte es beim Trocknen des Papiers hinreichend concentrirt werden, um sich wieder mit dem Niederschlag zu verbinden; letzteres ist leicht dadurch zu vermeiden, daß man das Papier mit der überzogenen Seite nach unten auf eine Wasserfläche legt, die dann in wenigen Minuten das Jodkalium abzieht. Das Doppelsalz von Jodsilber und Jodkalium ist leicht zu bereiten; man fällt salpetersaures Silber mit Jodkalium, wascht das niedergeschlagene Jodsilber aus und löst es dann in einer starken Auflösung von Jodkalium auf (die meinige enthielt in der Unze beiläufig 50 Gran Jodkalium). Die Auflösung dieses Doppelsalzes kann nicht über eine gewisse Gränze mit Wasser verdünnt werden; wenn sie mit einem Ueberschuß von Wasser versetzt (oder die krystallisirte Verbindung in einem solchen anfgelöst) wird, so erfolgt eine Zersetzung; in diesem Falle braucht man aber die Flüssigkeit nur durch Abdampfen zu concentriren, damit sich der Niederschlag wieder auflöst. Ich habe gefunden, daß man diese und andere Auflösungen am gleichförmigsten auf dem Papier vermittelst eines Glasstabs oder einer Glasröhre verbreiten kann. Nachdem man das Papier an den Rand eines Tisches gelegt hat, so daß man mit dem Glasstab bequem über dasselbe hinausfahren kann, tröpfelt man eine hinreichende Menge der Auflösung aus einer Pipette über seine Oberfläche und zwar in einer Linie gegen den Operirenden. Der Glasstab, welcher ganz gerade seyn muß, damit er das Papier auf seiner ganzen Länge berührt, wird dann in derselben Richtung aufgelegt, und indem man ihn rechts und links bewegt, die Flüssigkeit bei einem schwachen Druck gleichförmig verbreitet. Wenn man zum Ausbreiten der Flüssigkeit eine Glasröhre anwendet, so braucht man auch keine Pipette, denn indem man die Röhre in die Flüssigkeit taucht und dann ihr oberes Ende verschließt, kann man die erforderliche Menge Flüssigkeit entnehmen. Das beschriebene Verfahren ist ökonomischer als die Anwendung von Bürsten, welche nicht nur häufig gereinigt werden müssen, sondern auch durch die verschiedenen angewandten Auflösungen bald mehr oder weniger beschädigt werden und dann Haare auf dem Papier zurücklassen. Ein glatter Glasstab macht überdieß die Oberfläche des Papiers nicht rauh, sondern eher glätter; er gestattet ferner eine bestimmte Menge der Flüssigkeit aufzutragen, was mit Bürsten schwierig ist, weil sie Flüssigkeit zurückzuhalten vermögen. Der anzuwendende Glasstab muß so lang als eine der Seiten des Papiers seyn. (Mechanics' Magazine, 1848 Nr. 1304.) Kitte zum Befestigen von Metallbuchstaben auf Glas, Marmor, Holz etc. J. L. Lamenaude aus Paris ließ sich am 18. Julius d. I. in England folgende Compositionen patentiren, um Metallbuchstaben ohne Anwendung von Nieten, Schrauben, Draht etc. auf polirte Flächen von Stein, Glas, Holz etc. befestigen zu können. Erste Composition. Man vermischt 15 Theile Copalfirniß, 5 mit Bleiglätte gekochtes Leinöl, 3 rohes Terpenthinöl, 2 rectificirtes Terpenthinöl, 5 thierischen Leim, in einem Wasserbad aufgelöst und 10 gelöschten Kalk. Zweite Composition. Man vermischt 15 Theile Sandarach und Firniß von weißem Fichtenharz mit 5 mit Bleiglätte gekochtem Leinöl und 5 Terpenthinöl; dann setzt man 5 Marineleim zu; endlich 10 Spanischweiß und trockenes Bleiweiß. Dritte Composition. Man vermischt 15 Theile Copalfirniß und Gummilack mit 5 mit Bleiglätte gekochtem Leinöl, 3 Kautschukauflösung, 7 Theeröl und 10 gepulvertem römischen Cement und Gyps. Vierte Composition. Man vermischt 15 Theile Copalfirniß und Colophonium, 5 Terpenthinöl, 2 gepulverte Hausenblase, 5 gesiebte Eisenfeile oder Hammerschlag und 10 geschlämmten Thon oder Ocker. (London Journal of arts, Sept. 1848, S. 111.) Verbesserung in der Anwendung des Bluts zum Klären der Syrupe; von Ad. Bobierre und Dureau. Die Raffinerien wenden vorzugsweise das Ochsenblut beim Klären des Zuckers an; dasselbe zeigt gewöhnlich 7 bis 8 Grade an Baumé's Aräometer. In diesem Falle vermischt man es mit Wasser bis es nur noch 4 Grade zeigt. Da es sehr schwer ist sich mit frischem Blut zu versorgen und dasselbe in diesem Zustand zu conserviren, so verwendet man es stets im Zustand der mehr oder weniger vorgeschrittenen Fäulniß. Diese Fäulniß ist meistentheils schon so weit vorgeschritten, daß der Geruch während des Klärens den Arbeitern wirklich schädlich ist und starken Ekel verursacht; dieser Geruch theilt sich überdieß dem Zucker und der Melasse mit, welche im Verhältniß ihres Blutgeschmacks an Werth verlieren. Bekanntlich erzeugt sich auch um so mehr Melasse, je weiter die Fäulniß des Bluts vorgeschritten ist. Der Einfluß des gefaulten Bluts schadet nicht nur der Güte der erhaltenen Melassen, sondern sogar dem Hutzucker, viele Raffinerien entfärben (decken) nämlich ihre Zucker (in den Formen) mit Klärsel, welches natürlich vollkommen geruchlos seyn muß; von der Nothwendigkeit dieser Bedingung ist man so überzeugt, daß man noch vor Kurzem das hiezu dienende Klärsel mittelst Eiweiß entfärbte.Das Albumin der Eier wurde in Vacuum-Apparaten ausgetrocknet; durch seine Anwendung in den Kattundruckereien als Befestigungsmittel für Ultramarin und andere Farben auf Zeugen, stieg es aber so im Preise, daß die Zuckerraffinerien auf seine Benutzung zum Entfärben des Decksyrups verzichten mußten.A. d. R. Wegen des hohen Preises der Eier muß man sich aber gegenwärtig mit Blut behelfen. Da man nun nie frisches Blut bekommen kann, so erhält man ein übelriechendes Klärsel, welches den Broden einen solchen Geruch mittheilt, daß die Consumenten sie vor dem Ankauf zu beriechen pflegen. Um diesem großen Uebelstand zu begegnen, haben wir das nun zu beschreibende Verfahren ermittelt. Nach der gewöhnlichen Methode gibt man außer dem Blut auch die feingemahlene Knochenkohle in die Klärpfanne, ehe jenes zum Sieden kommt. Unser Verfahren ist von dieser Methode wesentlich verschieden; wir bereiten nämlich als Klärmittel im Voraus ein Gemenge von Blut und feiner Knochenkohle. Hiebei werden die nützlichen Eigenschaften beider Körper nicht nur keineswegs geschwächt, sondern merklich erhöht, wovon wir uns durch Anwendung dieses Verfahrens im Großen überzeugt haben, indem es eine namhafte Verminderung des Verbrauchs an Blut und Knochenkohle zur Folge hatte; das erhaltene Klärsel ist überdieß vollkommen entfärbt und geruchlos. Die Vortheile unseres Verfahrens bestehen daher in Folgendem: 1) durch die vorläufige Vermengung des Bluts mit feiner Knochenkohle wird bewirkt, daß der Eiweißstoff des Bluts nicht mehr in Fäulniß übergehen kann; 2) die Handhabung des Bluts während der Klärung ist der Gesundheit der Arbeiter nicht mehr nachtheilig; 3) die nützlichsten Bestandtheile des Bluts, welche die atmosphärischen Agentien unter den gewöhnlichen Umständen so schnell zersetzen, werden conservirt und dadurch namhafte Ersparung an Blut erzielt. (Moniteur industriel, 1848 Nr. 1279.)